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- Day 181
- Friday, March 31, 2023 at 11:55 PM
- 🌧 9 °C
- Altitude: 26 m
GermanyKutenholz53°28’45” N 9°19’29” E
Fazit
March 31, 2023 in Germany ⋅ 🌧 9 °C
Mittlerweile sind etwas mehr als zwei Wochen nach unserer Rückkehr vergangen. Wir haben uns langsam akklimatisiert & die Wohnung ist auch wieder eingerichtet, sodass man sich wieder heimisch fühlt.
Schneller als gedacht ist man im normalen Alltag, Job & Freizeitstress wieder angekommen, sodass man das Gefühl hat, dass die 6 Monate irgendwie weg sind.
Erschreckend wie schnell man dann doch wieder im Trott ist.
Dennoch macht eine solche Reise etwas mit einem und geht auf jeden Fall nicht spurlos an einem vorbei. Wir fangen hier in Deutschland erst an alle Eindrücke und das erlebte so richtig zu verarbeiten. Die Reise war einfach zu kurz und zu vollgepackt, um den Prozess im Kopf schon währenddessen zu haben.
Vor allem in den Gesprächen und Erzählungen mit Freunden & Familien werden viele Sachen nochmal wieder hervorgerufen.
Als wir am Tag unserer Rückkehr mit allen zusammensitzen und wir ein paar Dinge erzählen fragt Papa "Also war USA & Südamerika schon geiler als Asien?".
Mhm, irgendwie nicht, aber es ist grade einfach präsenter. Es sind nun auch schon 2,5 Monate vergangen, seitdem wir Asien verlassen haben und das erste Mal merke ich, dass ich zurückdenke und überlege was wir so alles in Asien erlebt haben. Und das war nicht grade wenig.
Die Frage, was wir dann am meisten vermisst hätten, ist glaube ich die am meisten gestellte in den ersten Tagen.
Anfangs beantworten wir diese so gut wie immer mit "Schwarzbrot". Ja Schwarzbrot oder allgemein etwas anderes als Weißbrot oder- toast haben wir zwischendurch schon echt vermisst, aber ist es das wirklich oder fällt uns einfach nichts besseres ein, weil wir uns gar keine Gedanken über sowas gemacht haben?
Ich glaube insgeheim ist es sogar letzteres, da wir die Zeit wirklich bis zur letzten Sekunde genutzt und vor allem gelebt & genossen haben, sodass wir uns über sowas selten Gedanken machen konnten.
Je öfter wir die Frage hören, mache ich mir immer wieder Gedanken, was haben wir dann eigentlich wirklich vermisst?
Und es ist tatsächlich nie Heimweh oder ähnliches gewesen. Teilweise sind es einfach ganz banale Sachen, wie z.B. Klopapier oder eine vernünftige Toilette, was in Asien ganz häufig nicht vorhanden war. Oder aber warmes Wasser zum Duschen aufgrund der fast 4 Wochen in Kolumbien & Bolivien ohne warmes Wasser.
Sind das nun wirklich Sachen, die wir vermisst haben? Ich glaube es wären einfach Nice-to-have Dinge gewesen, denn wir sind ja klargekommen und haben uns damit arrangiert.
Es sind einfach so ganz viele kleine Dinge, die hier in Deutschland so selbstverständlich sind und zum absoluten Wohlfühl-Standard dazugehören, aber man kommt auch super ohne klar.
Die Menschen in den anderen Ländern sind ja nicht unglücklicher dadurch. Sie haben es nie gehabt, also warum sollten sie auch etwas vermissen? Sie kommen trotzdem klar.
Auch Trinkwasser ist da eine Sache, die ins Thema mit reinpasst. Während wir hier ganz entspannt, ohne uns Sorgen machen zu müssen, das Wasser aus der Leitung trinken können, ist es fast überall auf der Welt nicht genießbar und voll mit Bakterien. Aber auch das trifft nur auf uns zu, denn dort trinken alle das Wasser, was mit Sicherheit nicht gesund ist, aber sie haben sich einfach dran gewöhnt und können sich halt auch nicht immer leisten, Wasser im Supermarkt zu kaufen.
Und ich glaube das ist eine der größten Erkenntnisse, die man auf Reisen lernt. Man kann mit deutlich weniger klarkommen und trotzdem glücklich sein. Die Menschen dort haben teilweise fast nichts, leben in abgeranzten Hütten oder auf Straßen, laufen in kaputten oder extrem abgenutzten Klamotten rum und haben kein Zugang zu fließend Wasser, geschweige denn warmen Wasser. Und trotzdem laden sie einem zum Essen ein oder helfen dir. Das muss man sich mal vorstellen, die haben nichts und geben dir davon noch etwas ab.
Aber auch grade das ist es, warum Reisen bildet und den Horizont erweitert. Man lernt wahnsinnig viele verschiedene Kulturen, Lebensweisen und vor allem Menschen kennen, was ich absolut nicht missen werde.
Wir haben natürlich auch mehr als Glück gehabt, dass wir so gut wie nichts Schlimmes erlebt haben. Wie viele haben uns vor Südamerika gewarnt und gesagt, wie gefährlich es ist. Vielleicht hatten wir einfach Glück, aber ich glaube, wenn man sich anpasst, mit offenen Augen und gesundem Menschenverstand durch die Welt geht & nicht den absoluten Touri raushängen lässt, kommt man fast überall auf der Welt klar. Die Menschen freuen sich einfach, dass du ihr Land oder ihre Stadt bereist und interessiert an ihnen bist. Das trifft selbstverständlich nicht auf alle zu, es gibt immer und überall schwarze Schafe, aber die haben wir in Deutschland auch.
Die wahrscheinlich am zweitmeisten gestellte Frage ist, welches Land wir denn am besten fanden. Und auch hier fällt es uns extrem schwer etwas zu sagen.
Man kann Südostasien absolut gar nicht mit Südamerika vergleichen, weshalb wir auch so froh sind, dass wir uns nicht auf eins der beiden konzentriert haben, sondern beides gemacht haben. Natürlich gab es immer Favoriten, aber ich könnte nun in jedem Land ein Highlight aufzählen, welches das jeweilige Land ganz besonders für uns macht.
Dennoch hat mich in Asien am meisten Indonesien & Vietnam überzeugt. In Südamerika war es definitiv Argentinien, wobei man auch sagen muss, dass Bolivien definitiv Potential hat und wir hier gerne länger geblieben wären, was aufgrund der Planung für Patagonien leider nicht ging.
Würden wir etwas anders machen? Klar, wir sind ja keine Experten. Wir würden sicherlich etwas anders packen & in Zukunft mit deutlich weniger reisen, dennoch waren wir sehr zufrieden mit dem, was wir mit hatten und haben auch fast alles irgendwie gebraucht.
Was wir definitiv aber gerne geändert hätten ist Patagonien. Das hätten wir im Nachhinein eher weggelassen. Nicht weil es nicht schön ist. Die Landschaft ist atemberaubend und beeindruckend und wir haben auch nur einen ganz kleinen Teil gesehen, dennoch waren wir dafür nicht ausgerüstet und sind das Ganze etwas blauäugig angegangen. Aber es ist eine Erfahrung, die wir nicht missen möchten. Ich würde sogar behaupten, wenn das Wetter zu 100% mitgespielt hätte, würde ich das hier nun nicht schreiben, sondern dann hätten wir gesagt, dass es die richtige Entscheidung war.
Eine der noch häufig gestellten Fragen war dann noch, ob wir es definitiv wieder machen würden. Hierzu kann ich nur sagen, 1000% JA!
Es war eine meiner besten Erfahrungen & Entscheidungen im Leben & ich würde es jedem empfehlen, auch wenn es nur mehrere Wochen sind. Man sieht und erlebt Länder einfach ganz anders, wenn man länger dort unterwegs ist, als der Standard 2-Wochen-Urlaub.
Oft kommen auch so Fragen auf, ob wir schon die nächste Reise geplant haben oder ob wir nochmal planen, länger weg zu gehen. Die Antwort ist meistens ein Lächeln unsererseits.
Aber was hat die Reise nun mit uns gemacht? Haben wir uns verändert? Hat sich etwas bei uns im Kopf verändert?
Eine Sache, die sicherlich sofort auffällt, ist, dass wir beide abgenommen haben. Es liegt sicherlich nicht daran, dass es dort nichts zu essen gab, aber es war einfach anderes Essen, weniger Süßigkeiten und deutlich mehr Bewegung. Es gab selten Tage, mit Ausnahme von Reisetagen, an denen wir weniger als 15.000-20.000 Schritte hatten.
Ich glaube der letzte Flug von Kopenhagen nach Hamburg war der komischste, den ich je hatte. Nicht aufgrund der Tatsache, dass es eine Propellermaschine war und wir die einzigen nicht Geschäftsreisenden waren, sondern weil es ein ganz komisches Gefühl mit sich brachte.
Es geht nachhause, dass sollte doch eigentlich mega gut sein und uns glücklich machen.
Macht es auch, dennoch fühlt es sich anders an. Wir waren nun 6 Monate unterwegs und wären beide noch gerne länger gereist, denn fertig sind wir noch lange nicht und es kommen immer mehr Ideen & Sachen auf, die man noch erleben möchte.
Trotzdem sind wir beide super still, reden kaum ein Wort miteinander, jeder macht sein Ding. Beeke liest, ich höre Musik und schaue aus dem Fenster & erwische mich tatsächlich beim Nachdenken. Es ist wie sonst auch auf den Flügen, aber dennoch anders.
Es kommt vor allem Nervosität hinzu. Klappt alles, wie geplant? Gelingt die Überraschung? Wie wird es sein? Hätten wir uns vielleicht doch von allen abholen lassen sollen?
All sowas geht durch den Kopf, aber auch so Sachen, was passiert jetzt? Wie geht es weiter? Wie wird es wieder sein einen normalen Alltag zu haben?
Alles Fragen, worauf wir die ersten Tage kaum eine Antwort bekommen, denn man will Freunde sehen, verabredet sich, macht andere Dinge und auf einmal findet man sich im Alltag wieder, geht am Wochenende feiern und arbeitet schon 2 Wochen wieder & es ist alles wie vorher.
Es hat sich hier nicht viel verändert, nur für uns. Beziehungsweise wir haben uns verändert.
Ich glaube wir haben schon ein etwas anderes Denken und gehen mit anderen Augen durch die Welt. Aber auch das fällt irgendwie schwer in Worte zu fassen oder es zu beschreiben.
Was auf jeden Fall klar geworden ist, dass wir mit deutlich weniger klarkommen können und man nicht immer jeden Luxus benötigt, um trotzdem glücklich zu sein.
Auch so grade die Diskussion um Plastik und Müll ist immer wieder präsent und es muss definitiv etwas passieren, dennoch sind wir hier ein ganz kleiner Teil, der nicht viel ausrichten kann. Es muss zunächst, grade in den Ländern, wo dies noch ein größeres Problem ist, ein Umdenken und eine Sensibilisierung passieren, bevor man aussagekräftig etwas ändern kann.
Ein ganz großer Punkt, welcher wohl am schwierigsten umzusetzen ist, ist das frei sein. Sich seinen Tag frei einzuteilen und das überall auf dieser Welt. Diese Freiheit war einfach unbezahlbar und wir konnten von Tag zu Tag leben.
Dass das, aufgrund von Arbeit nicht so easy funktioniert, ist klar, aber sicherlich gibt es Möglichkeiten etwas in die Richtung zu machen.
Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Wochen immer mehr die Eindrücke verarbeiten und uns immer bewusster werden, was die Reise wirklich noch bei uns im Kopf gemacht hat.Read more
