Guatemala
Chichochoc

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Travelers at this place
    • Day 173

      Coban, Guatemala

      June 19, 2023 in Guatemala ⋅ ☁️ 25 °C

      Die 7-stündige kurvenreiche Fahrt führte mich durch Städte, Dörfer und erstmals auch durch das Hochland Guatemalas. Anders als im Norden des Landes, war ab der Stadt Sayaxche das Leben der Mayas, die 60% der Bevölkerung Guatemalas ausmachen, präsent und es sollte mich noch lange begleiten. In dieser quirligen Stadt musste ich für Q15 (€2) die Autofähre über den Fluss nehmen. Sie sah nicht gerade vertrauenswürdig aus, aber eine andere Wahl hatte ich nicht. In Sayaxche fuhr ich auch erstmals durch ein Zentrum einer größeren guatemaltekischen Stadt und diese Fahrten waren abenteuerlich, da sich permanent Gefahrenquellen auftaten. Es war eng, es liefen überall Fußgänger kreuz und quer, zudem Tiere, mal tot, mal lebendig, dann gab es viele Schlaglöcher, Straßensperren etc.. Das Autofahren in Guatemala ist eine wahrhafte Herausforderung. Auch das Müllproblem hatte auf der Fahrt nach Cobán erheblich zugenommen. Eigentlich gab es kaum noch Landstriche, wo kein Plastik herum lag. Ich fand es erschreckend.

      Nachdem ich den quirligen Markt von Sayaxche endlich hinter mir gelassen hatte, kam ich zum Stadtausgang und fuhr noch ein paar Kilometer weiter bis zu einem Campingplatz im El Rosario Nationalpark, der sich an einer Lagune befindet, in der es mit Sicherheit Krokodile gibt. Ich entschied mich, aufgrund der Hitze nicht dort zu übernachten und setzte meinen Weg in Richtung Cobán fort. Für die 190km zeigte mir Google Maps nochmals etwas mehr als 4h an, d.h. ich zuckelte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas weniger als 50 km/h durch die Gegend. Ein Geduldsspiel, welches sich im weiteren Reiseverlauf fortsetzen sollte. Das gemütliche Tempo hatte aber auch seine Vorteile. So konnte ich mein neues Reiseland im Vorbeifahren recht entspannt unter die Lupe nehmen und viele interessante Eindrücke gewinnen. Die Landschaft war überwältigend. Ich kam allmählich ins Hochland und die Temperaturen wurden kühler.

      An diesem Montag kam ich um etwa 17 Uhr auf der Kaffeeplantage Chicoj an, deren Grundstein von deutschen Auswanderern im 18. Jahrhundert gelegt wurde. Nachdem ich den Isuzu auf einer großen Wiese neben dem Hauptgebäude abgestellt und mich eingerichtet hatte, bezahlte ich Q20 (€3) Standgebühr für die kommende Nacht und buchte die Kaffeetour mit Verkostung für den nächsten Morgen. Diese kostete Q75, was etwa €10 entspricht. Ich verbrachte einen ruhigen Abend auf dem Platz und durch die wesentlich kühleren Temperaturen hatte ich einen guten Schlaf, seit Monaten mal wieder bei geschlossenen Autotüren. Am nächsten Morgen war es mir fast schon ein bisschen zu kalt, doch zum Joggen war es eine Wohltat. Um 9 Uhr traf ich mich wie vereinbart mit Gladys, die mir viel über die Entstehung der Kaffeeplantage, sowie über den Anbau und die Ernte des Kaffees erzählte. Nach unserem Rundgang ging es zur Verkostung. Es geht wirklich nichts über einen sehr guten Kaffee.

      Nach meiner 2-stündigen Tour machte ich mich noch ins Zentrum von Cobán auf. Da Chicoj etwas außerhalb lag, galt es Möglichkeiten zu finden, in die Stadt zu kommen. Ich hatte Glück, denn Touristen aus den Staaten hatten gerade ihre Kaffeetour beendet und fuhren in Richtung Zentrum. Sie nahmen mich gerne mit und wir hatten eine angeregte Unterhaltung. Ich wurde am Stadtpark abgesetzt und streifte eine Weile durch das laute und lebhafte Zentrum. Eine besondere Sehenswürdigkeit konnte ich nicht entdecken.

      In Cobán leben etwa 90.000 Menschen. Die örtliche Bevölkerung stammt überwiegend von den Maya ab, die ihre traditionelle Sprache Kekchí sprechen. Es gibt in Cobán noch immer viele deutsche Einwanderer bzw. deren Nachkommen. Die Einwanderung von Deutschen begann in und um Cobán im Jahr 1863 mit Rudolf Dieseldorff. Das abgelegene, von der Vegetation und vom Klima her Deutschland ähnliche Hochland zog dann viele weitere deutsche Auswanderer an, die hier beste Bedingungen für den Anbau von Kaffee fanden. Präsident Justo Rufino Barrios Auyón (1873–1885) förderte die Ansiedelung deutscher Bauern und stattete sie mit etlichen Privilegien aus, wobei es auch zu Enteignungen einheimischer Bauern kam, die zwangsläufig in die Dienste ihrer deutschen Herren treten mussten. Bis 1890 befand sich fast die gesamte Kaffeeproduktion der Gegend in deutschen Händen. Die Arbeiter der Fincas wurden mit Geld bezahlt, das ihre deutschen Arbeitgeber selbst in Umlauf brachten und das nur bei den Handelsbetrieben der jeweiligen Fincas selbst oder anderen ausgewählten Läden Gültigkeit besaß. Auf diese Weise wurde Cobán zu einem fast eigenständigen Wirtschaftsgebiet in Guatemala. Wegen der Bedürfnisse der exportorientierten Wirtschaft wurde mit deutschem Kapital und Fachwissen die Infrastruktur der Region verbessert.

      Nachdem ich mir die zahlreichen Strassenstände und auch die Geschäfte in Cobán, die viel Secondhand Ware aus der westlichen Welt anboten, angeschaut hatte, lief ich in Richtung Plaza Magdalena, der mir von Einheimischen als Shoppingparadies empfohlen wurde. Nach der Besichtigung des Zentrums und der Kaffeeplantage wirkte diese Mall irgendwie fehl am Platz. Ich streifte kurz hindurch und lief dann Richtung Diesseldorf Café, als ich plötzlich ausrutschte und heftig auf mein Steißbein fiel. Es waren unsagbare Schmerzen. Sofort hielt ein Auto an und 2 europäisch aussehende Frauen, halfen mir auf und leisteten emotionalen Beistand. Als wir dann näher ins Gespräch kamen, stellte sich heraus, dass sie deutsche Vorfahren, wie auch deutsche Namen hatten. Sie waren so hilfsbereit und einfühlsam und wollten mich gar nicht mehr aus den Augen lassen. Erst einige Tage später habe ich das ganze Ausmaß meines Sturzes in einem größeren Spiegel betrachten können. Mein Allerwertester hatte eine interessante Farbe ;-(.

      Nachdem ich mehr als eine halbe Stunde vergebens auf den öffentlichen Bus gewartet hatte, gönnte ich mir ein Taxi zurück zu Chicoj und blieb noch eine zweite Nacht auf dem Campingplatz. Am Mittwoch, den 21. Juni fuhr ich weiter nach Lanquin. Dort wollte ich die natürlichen Pools von Semuc Champey besuchen. Es waren nur 69km bis dahin und doch zeigte die Navigation 2h Fahrtzeit an. Die Durchschnitsgeschwindigkeit ging nochmals runter auf 35 km/h.
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    Chichochoc

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