Washington D.C. und Cincinnati

April 2018 - April 2024
An open-ended adventure by Guido Kaufmann Read more
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  • Die amerikanischen «Fly-Over-Staaten»

    April 14, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 26 °C

    Meist sind es die grossen, berühmten Städte der Ost- oder der Westküste-Staaten, die die USA-Reisenden touristisch oder beruflich anziehen: New-York, Boston, Miami, San Francisco, Los Angeles… So auch bisher bei mir. Ich war noch nie in einem Staat im Landesinnern, sondern habe diese ihrer mir in der Reisevorbereitung zu Ohren gekommenen Bezeichnung „Fly-Over-Staaten“ entsprechend bei meinen Abstechern nach Kalifornien regelmässig überflogen. Offenbar aber, kennen auch selbst viele Amerikaner die Länder mit den grossen grünen oder braunen Flächen an Stelle der urbanen Zentren nur aus der Luft, und haben dann dafür diesen häufig etwas abwertend eingesetzten Begriff kreiert.

    Die Firma, die ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit in der kommenden Woche besuchen gehe, hat ihren Sitz in Mason, etwa 25 Kilometer ausserhalb von Cincinnati, im Bundestaates Ohio, eben einem dieser „Fly-Over-Staaten“. Obwohl der Grossraum von Cincinnati über 2 Millionen Einwohner zählt und Cincinnati gemäss Reiseführer eine der grössten Handels- und Fabrikstädte der USA ist, wird dieser halt doch meist überflogen. Und so musste ich feststellen, dass es auch praktisch keine direkten Flüge von Europa aus nach Cincinnati gibt. So hiess es auch für mich: Für den Transfer irgendwo auf dem amerikanischen Kontinent einen optimalen Zwischenhalt einschalten. Beim Hinflug entschied ich mich für Washington, beim Rückflug wird es dann New York sein. Da ich bisher noch nie in Washington war, nutzte ich die Gelegenheit, doch mich nicht einfach nur in den Transferbereich zu begeben, sondern den Flughafen zu verlassen und diese Stadt doch in einem Wochenendtrip etwas kennen zu lernen.
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  • Day 1

    Die unverkennbare Hauptstadt der USA

    April 15, 2018 in the United States ⋅ ☁️ 10 °C

    Dass Washington und nicht New York, das ja ein Vielfaches grösser und wirtschaftlich massiv bedeutender ist, die Hauptstadt der Vereinigten
    Staaten ist, lernt man relativ früh als Kind. Und das können wir Schweizer ja auch gut nachvollziehen, denn auch bei uns ist ja nicht Zürich die Hauptstadt, sondern das beschaulichere Bern. Und beim Bummel durch das Zentrum der Stadt ist dies auch nicht zu übersehen: Ein monumentales Regierungsgebäude reiht sich an das nächste, entlang der grossen Strassen im Zentrum: US Department of the Interior, US Department of the Treasury, usw. steht immer in grossen Lettern über den Eingängen der typischen Sandstein- oder Marmogebäuden mit der unübersehbaren, grossen amerikanischen Flagge oben drauf. Und mitten drinnen, zwischen diesen Gebäuden, das Weisse Haus, einerseits mit Parkanlagen umgeben, die es ermöglichen relativ nahe ans Gebäude zu kommen, andererseits aufgrund der mehrfachen Absperrungen doch fast eine kleine Festung für den sogenannten «mächtigsten Mann» der Welt. Während dieser übrigens in meiner Facebook-Blase unter den Kommentierenden nicht viel positive Worte erntet, staune ich über seine Beliebtheit: Im Laden fallen mir junge Menschen auf, die stolz mit «We make America great again»-T-Shirts herumlaufen und auch auf den zu kaufenden Waren platziere man neu unbedingt einen Kleber oder Anhänger mit der Aufschrift «Made in Amerika», wenn man sie erfolgreich vertreiben wolle, erklärt mir ein Kollege, den ich an einer Ausstellung in Washington treffe und auf diesen Sticker anspreche.

    Washington präsentierte sich bei meiner Ankunft in seinem schönsten Kleid, mit 28 Grad und herrlichem Sonnenschein. Die für Washington berühmten «Cherry Blossoms» (japanische Kirschenblüten) hatten in diesen Tagen die klassische pinke Farbe angenommen und waren ein besonders beliebtes Fotosujet, oftmals in Kombination mit einer der vielen Sehenswürdigkeiten, am beliebtesten natürlich dem Kapitol, dem Sitz des Kongresses (Legislative), dem Washington Monument, dem von weitem zu erkennenden fast 170 Meter hohen Marmorturm zu Ehren des ersten Präsidenten Amerikas, Georg Washington oder einem der vielen Kriegsmemorials aus den Weltkriegen oder aus der etwas näheren Zeit, dem Vietnamkrieg. Eine riesige Parkanlage erstreckt sich vom Kapitol bis zum Lincoln Museum und lädt zum Flanieren ein.

    Aber nicht nur bei schönem Wetter bietet die Stadt viele Möglichkeiten, auch bei schlechtem Wetter, das ziemlich schnell zu Abkühlungen führen kann, gibt es Alternativen. Die Stadt strotzt nicht nur von Regierungsgebäuden, sondern auch von Museen. Die Smithsonian Institution alleine betreibt am sogenannten National Mall über 11 davon, zu allen möglichen Themen, über amerikanisch Kunst, Geschichte bis hin zu Raumfahrt. Und das schöne dabei: alle sind gratis, was jedoch an regnerischen Tagen bei den attraktiveren Museen lange Schlangen vor dem Eingang zur Folge hat. Aber die hatte es auch schon vor dem Zoll bei der Einreise in die USA (diesmal mit einer Wartezeit von über anderthalb Stunden!), schon fast mit historischem Charakter…
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  • Day 3

    Von Kentucky nach Ohio

    April 17, 2018 in the United States ⋅ ☁️ 2 °C

    Manchmal kann einem beim Reisen das Wetter halt doch einen grossen Strich durch die Rechnung machen. So war ich am Montag früh bereits um 08:00 am Flughafen in Washington, um vor dem Mittag noch nach Cincinnati (Ohio) zu fliegen und die zweite Hälfte des Montags noch für eine kleine Erkundungstour durch die ländliche Gegend im mittleren Westen Amerikas zu unternehmen, bevor dann am Dienstag und Mittwoch meine beruflichen Termine anstanden.

    Nachdem in Washington am Wochenende noch 28 Grad herrschten (es wird oft unterschätzt, dass Washington und auch Cincinnati recht südlich liegen, genau genommen auf dem gleichen Breitengrad wie Palma de Mallorca), schneite es in Ohio und der Flug verzögerte sich Stunde um Stunde. Schliesslich watete ich volle zehn Stunden am überfüllten Gate, um dann endlich um 18:30 Uhr Richtung Cincinnati abzufliegen, dort einen Mietwagen in Empfang zu nehmen und durch die dunkle Nacht, mit immer noch leichtem Schneefall in den etwa eine Stunde nördlich liegenden Zielort Mason zu fahren, vom Bundesstaaten Kentucky rüber nach Ohio. Nichts mehr mit Auskundschaften...

    So schnell wie der Winter gekommen war, war er auch wieder verschwunden und der Frühling, der die Kirschenblüten schon in ihrer vollen Pracht erschienen liess, war wieder zurück. Mein Gastgeber lud mich dann nach Arbeitsschluss auf eine kurze «Fahrt ins Blaue» ein, in der Abendsonne übers Land («nur schnell ins nächste Dorf»), wo ich mich auf dem Weg an den herrlichen Häusern des mittleren Westens, mit den grossen Rasenflächen ums Haus, den teilweise langen Alleeeinfahrt und typischen, gegen die Strasse ausgerichteten Veranden, wie man sie aus den amerikanischen Roadmovies kennt, immer wieder von der Strasse ablenken liess. Scheinbar liebten auch die amerikanischen Präsidenten diese Gegend, denn im «nächsten Dorf», das dann etwa 30 Minuten entfernt war, stoppten wir zum Nachtessen in einem Gasthaus, welches sich dafür rühmte, dass bereits 11 amerikanische Präsidenten hier diniert und logiert hatten, der letzte war Präsident Bush. Und damit wären wir wieder beim weissen Haus: Ohio und Kentucky verhalfen beide Präsident Trump zum Sprung nach Washington. Und Trump geniesst auch heute noch eine grosse Popularität: «Wir haben fast keine Arbeitslosigkeit, meine Aktien von meinen Ersparnissen sind letztes Jahr um 25% gestiegen und ich habe auch mehr Lohn bekommen – das haben wir Donald Trump zu verdanken», meinte einer der Mitarbeiter bei meinem Fabrikrundgang als ich ihn auf Mr. President ansprach. Ich verzichtete dann auf eine Diskussion… Ja, die Leute denken hier etwas anders, merkte ich auch beim Mittagessen, als sie mit einem unüberhörbaren Stolz erzählten, dass die Leute in Ohio in Amerika prozentual am meisten Waffen besässen («man muss sich ja verteidigen können») und hängten dann die Frage an, ob ich Lust hätte, mit ihnen nach dem Mittagessen noch ein bisschen im Wald schiessen zu gehen… Ich war dann froh, hatten wir noch nicht alle geschäftlichen Themen erledigt. Vielleicht bei meinem nächsten Besuch? Denn es lohnt sich, Ohio nicht einfach nur zu überfliegen...
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