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  • Day 19

    Guédelon

    October 20, 2022 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Heute erfüllen wir uns einen langgehegten Wunsch: wir besuchen Guédelon - wir bauen uns eine Burg! Fast hatten wir befürchtet, dass die Burg schon fertig ist, bis wir es endlich mal dahin schaffen, aber der Burgbau zieht sich wohl noch ein bisschen…

    Nach den Prinzipien der experimentellen Archäologie werden bei dem Projekt Guédelon nur Techniken aus dem 13. Jahrhundert angewandt, der Baubeginn war 1997 in einem alten Steinbruch, der auch das benötigte Material liefert.

    Das architektonische Muster der Burg liefert der zur Zeit von Philipp II., dem französischen König von 1180 bis 1223, geltende Architektur-Kanon des 12. und 13. Jahrhunderts mit dem vom König angeordneten Standard der Festungsarchitektur:
    - einen rechteckigen Grundriss
    - hohe Schildmauern, deren unterste Bereiche oft abgeschrägt sind und in einem Trockengraben stehen
    - das Burgtor mit den beiden Wehrtürmen
    - zylindrische Ecktürme mit einfachen, wechselständigen Schießscharten auf verschiedenen Niveaus
    - einen Kapellenturm und einen höheren und mächtigeren Hauptturm, den Bergfried
    - dazwischen das sogenannte Châtelet, also ein kleines Quartier für Soldaten, benannt nach dem lateinischen Begriff castrum

    Das Projekt wird unter möglichst authentischen Bedingungen durchgeführt, entsprechend den Grundsätzen der experimentellen Archäologie. Zulieferer an der Baustelle sind Handwerker, die unter anderem Dachschindeln, Körbe, Töpferwaren, Fliesen, Nägel, Werkzeuge, Seile, Balken, Wolle und Kleidung herstellen; außerdem werden Pferde, Schafe, Schweine, Gänse, Hühner und Enten gehalten.

    Holz für die Gerüste wird im umliegenden Wald geschlagen, Bruchsteine werden in dem alten Steinbruch, in dem sich die Baustelle befindet, mit einfachen, zeittypischen Werkzeugen gebrochen und mit Pferdewagen zu den Steinmetzwerkstätten transportiert.

    Guédelon ist also einerseits ein riesiges Freilichtmuseum andererseits eine große Baustelle. Der experimentelle Teil kommt beim Besuch ein bisschen zu kurz, zum Staunen ist trotzdem genug vorhanden.

    Offensichtlich hat man beim Bau der Burg Tempo herausgenommen und sich dem ganzen Drumherum stärker gewidmet, zum Beispiel wird gerade ein neuer Backofen gebaut. Sobald die Burg fertig ist, dürfte es auch etwas langweilig werden...
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