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  • Day 780

    Corcovado National Park Teil I

    February 28, 2021 in Costa Rica ⋅ ☁️ 28 °C

    Der Corcovado Nationalpark liegt auf der Halbinsel Osa im Westen Costa Ricas an der Pazifikküste und lockt mit seiner außergewöhnlichen Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Etwas nördlich vom Park findet sich die Drake Bay, eine wunderschöne und sehr abgelegene Bucht mit traumhaften Sandstränden. Ein beliebtes Reiseziel in Costa Rica.

    Unterkünfte in der Drake Bay finden sich hauptsächlich in den Ortschaften Drake und Agujitas. Wir entscheiden uns für ein abgelegenes Gasthaus mitten im Nirgendwo und zwischen den beiden Orten. Dies verspricht uns Ruhe und ausreichend Abgelegenheit, wo wir als „Covid Travellers“ auch immer nach suchen.

    Holprige Anreise und wo ist eigentlich der Käse?

    Zur Drake Bay kann man entweder mit dem Kleinflugzeug von der Hauptstadt Costa Ricas, San José anreisen, mit dem öffentlichen Bus über Palmar Norte bis Sierpe fahren und dort in ein Boot umsteigen oder wie wir mit dem Auto selbst fahren. Die meisten Ausflugsziele in Costa Rica kann man generell gut einen normalen PKW erreichen, für manche Orte ist aber ein Offroadfahrzeug vonnöten. So wie im Fall des Corcovado Nationalparks und unserem Ziel: der Drake Bay.

    Von Pavones, ganz im Süden des Landes und schon sehr nahe zur Grenze Panamas gelegen, geht es für uns erst einmal die Holperstrecke nach Norden zurück, bis wir nach knapp 40 Km, etwas südlich von Rio Claro endlich wieder eine asphaltierte Straße erreichen. Wie angenehm ruhig so eine „echte“ Straße doch wirken kann wenn man vorher rund 2 Stunden Schaukelei, Schlaglöcher ausweichen und immer wieder rutschige Abhänge hinter sich hat.

    Kurz vor Rio Claro werden wir aber wieder ausgebremst und müssen eine volle Stunde in der brennenden Sonne stehen, da die Auffahrten der (einzigen!) Brücke vor uns neu asphaltiert werden. Irgendwann muss es halt gemacht werden…
    Ab Rio Claro ist es dann aber erst einmal eine entspannte Fahrt nach Westen. Der Bundesstraße 2 folgen wir bis Chacarita. Hier gibt es die vorerst letzte Tankstelle und einen Bankautomaten, die man tunlichst nutzen sollte um für die weitere Strecke, sowie den Rückweg von der Bucht auch genügend Sprit, sowie Bargeld an Bord zu haben. Rund um die Drake Bay gibt es weder Tankstellen noch Banken!

    Bei einem Straßenverkäufer decken wir uns noch günstig mit Käse-Empanadas für die Fahrt ein. Später sollten wir feststellen, dass nichts von dem versprochenen Käse in den Teigtaschen zu finden ist und trocken waren die Dinger auch noch. Auf dem Rückweg machen wir besser einen Bogen um den Verkäufer…

    Vollgetankt geht es nun noch knapp 40 km südwärts bis Rincon und ab dort lässt man die Zivilisation erst einmal hinter sich. Die Straße wird nun wieder zu einer teils stark ausgewaschenen, staubigen Sandpiste. Entgegenkommender Verkehr wirbelt so viel Staub auf, dass es einem die Sicht nimmt.
    An manchen Passagen geht es trotz der hohen Bodenfreiheit unseres Fahrzeugs nur im Schneckentempo voran.

    Es warten außerdem gleich 4 Flussdurchquerungen auf uns. Das Wasser ist jedoch immer recht klar und so kann man gut abschätzen, wie tief die Flüsse jeweils sind und sich die richtige „Fahrspur“ heraussuchen. Für diese letzten 30km der Strecke sollte man aber nochmal gut eine bis zwei Stunden Zeit einplanen.

    Wir sind angekommen. Am Straßenrand weist uns eine ausgediente und nun als Hinweisschild umfunktionierte Satelliten-schüssel darauf hin:
    „Fahr langsam! – Du bist bereits im Paradies angekommen!“

    Wir checken erst einmal in der Unterkunft ein. Das Gasthaus hat nur 9 Gästezimmer, wir sind die Einzigen.
    Während Covid kommt kaum jemand hier her und wenn doch, suchen die paar Touristen sich meist zentral gelegenere Unterkünfte aus. Unser Plan ist also wieder mal aufgegangen.

    Unser Zimmer könnte nicht schöner gelegen sein. Abseits vom Haupthaus liegt unsere kleine Hütte auf einem 30m hohen Hügel ganz für sich allein und bietet eine unglaubliche Aussicht über die Bucht.
    Von unserer eigenen Veranda aus können wir jeden Abend Vögel beobachten und den Sonnenuntergang genießen. Am Morgen gibt es den ersten Kaffee beim Sonnenaufgang mit Fernblick. Aufgrund der Höhe weht außerdem immer ein kleiner Windzug, abgenehm bei knapp 30 Grad Celsius.

    Jeden Morgen zaubert unsere Gastmutter ein herrliches Frühstück. Mal gibt es Pancakes, mal Rührei, mal Gallo Pinto, was aus dem Reis vom Vortag mit Bohnen vermischt einfach nur köstlich ist. Auf jeden Fall gibt es jeden Tag etwas anderes, immer frisches Obst dazu und es schmeckt nie langweilig. Das Frühstück ist inklusive und wir zahlen lediglich rund 20 € am Tag für das Zimmer. Low Budget Reisen kann so toll sein : )

    Einer der Gasthaushunde „Titang“ gesellt sich erst etwas zögerlich, dann aber entschlossen zu uns und ist für die kommende Woche offenbar unser privater Hund. Er weicht uns kaum mehr von der Seite. Sind wir unterwegs, wartet er geduldig vor unserer Hütte. Abends schläft er vor der Tür und hält Wache, um uns am nächsten Morgen freudig und schwanzwedelnd zu begrüßen. Nach dem dritten Tag geht er sogar mit Aron auf seine Laufrunde. Eine Leine hat er in seinem Leben noch nie gesehen. Einfach nur toll, wenn ein Tier so treu sein kann.

    Die holprige Anreise zur Drake Bay hat am Leihwagen aber leider auch seine Spuren hinterlassen. Am ersten Morgen nach der Anreise müssen wir feststellen, dass wir eine Reifenpanne haben. Schnell ist der Reservereifen aufgezogen (bloß ein Notreifen) und unsere Gastgeber zeigen uns unweit von unserer Unterkunft eine kleine Werkstatt, die zwar nur auf Motorräder ausgelegt ist, aber hoffentlich auch Reparaturen an Autoreifen durchführt.

    Anders als in Deutschland werden in Costa Rica defekte Reifen gerne erst einmal repariert, bevor man einen Neuen kauft. Schnell ist der Reifen mit Spülmittel eingerieben, die Schwachstelle mittels Blasenbildung durch die aufschäumende Seife gefunden und mit einem Reparaturgummi ausgebessert. Sieht erst einmal etwas gewöhnungsbedürtig aus, aber wir durften in den nächsten Tagen feststellen, dass der galvanisierte Flicken hält. Bezahlt haben wir für die Reifenreparatur geradezu lächerliche 3000 Colones (etwa 4 €).

    Zum Strand sind es zu Fuß nur ein paar Meter. Hierfür müssen wir aber durch eine stark zugewucherte Lagune hindurch. Der Wasserpegel schwankt je nach Flut um bis zu 30 cm und so ist es manchmal nicht ganz einfach sich seinen Weg durch das modrige Wasser zu bahnen. Auch die Reifen, die den Weg markieren sollen, helfen dann nur noch bedingt. Gibt es hier neben den Schlangen eigentlich auch Krokodile? 🐊

    Von unserer Unterkunft sind es noch etwa 3 Kilometer bis zur nächsten Ortschaft Agujitas. Dazwischen liegt wieder ein Fluss, der nur mit einem 4x4 durchquert werden kann – kein Problem.
    An einem Tag, es hatte vorher kurz aber stark geregnet, stand uns das Wasser allerdings plötzlich über der Motorhaube, da der Fluss etwas mehr Wasser als üblich trug. Dennoch sind wir unbeschadet am anderen Ufer angekommen. Braves Auto!

    Auf dem Hinweg nach Agujitas entdecken wir noch einen alten, ausgedienten Katamaran an einem abgelegenen Strandabschnitt und wagen, nach einem kurzen Abstieg an der Küste, eine Begehung. In besseren Zeiten scheint dieses Gefährt einmal ein schönes Ausflugsboot gewesen zu sein. Heute dient er bei Flut nur noch als künstliches Riff.

    Von Agujitas starten wir am nächsten Morgen unseren Ausflug zum Corcovado Nationalpark. Dies geht nur mit einem offiziellen Guide und vorheriger Anmeldung. Wir sollen nicht enttäuscht werden, wir konnten im Voraus nicht erahnen, wie viel Glück wir bei den Tiersichtungen noch haben werden!
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