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  • Day 781

    Corcovado National Park Teil II

    March 1, 2021 in Costa Rica ⋅ ☁️ 28 °C

    Ein Besuch im Corcovado Nationalpark ist nicht auf eigene Faust möglich, sondern nur mit einem offiziellen Guide. Man muss den Ausflug also entsprechend planen und über einen Anbieter buchen. Bei normalen Touristenaufkommen sollte man die Tour gleich mehrere Wochen im Voraus buchen, da der Corcovado Nationalpark ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist. Zu Zeiten von Covid-19 konnten wir jedoch direkt für den nächsten Tag einen Guide bekommen. Es kommen derzeit etwa nur 20-30 Touristen in den Park, normalerweise sind es aber um die 1.000 täglich.

    Der Ausflug startete bei Sonnenaufgang um 6h morgens vom Bootsanleger im nahegelegenen Agujitas. Die Anfahrt zum Park ist von hier nur mit dem Boot möglich, da es dort keinerlei Straßen gibt. Zur unserem Startpunkt im Park, der „La Sirena Rangerstation“ dauert die Bootsfahrt knapp 90 Minuten.

    Neben uns sind nur noch 2 andere Paare mit im Boot. Es wird Maske getragen. Die Fahrt ist in der morgendlichen Kühle sehr erfrischend und führt uns entlang der Küste an einer Vielzahl von versteckten und romantisch anmutenden Stränden vorbei. In den nächsten Tagen werden wir noch den einen oder anderen davon zu Fuß besuchen.

    Am Parkeingang angekommen, heißt es Schuhe ausziehen uns ins knietiefe Wasser springen. Aufgrund der Felsen unter Wasser kann das Boot hier nicht direkt anlanden und so geht es durch das Wasser, vorsichtig watend zum Strand. In der Ferne entdecken wir im Sonnenaufgang eine Gruppe Wildschweine am Strand. Gut so, denn die sind hier sehr aggressiv und man ist bestens damit bedient sie auf Abstand zu halten. Nicht weit entfernt liegen Reste eines Buckelwal-Skeletts.

    Am Eingang dann Händewaschen, desinfizieren und Insektenschutz auftragen. Dann geht es los. Unser Guide heißt Carlos und spricht hervorragendes Englisch. Er kennt sich bestens mit der Tierwelt im Corcovado aus und hält ab den ersten Metern Ausschau nach Tieren und seltenen Pflanzen.

    Sobald wir den Parkeingang hinter uns gelassen haben, sind wir sofort vom dichten Regenwald eingeschlossen. Es wirkt fast so, als sei man kilometerweit von jeglicher Zivilisation entfernt – nun ja – eigentlich sind wir das ja auch. Die Orientierung fällt schwer, alles sieht für uns gleich aus und die dichte, in unzähligen Grüntönen strahlende Vegetation erlaubt einem keinen Fernblick mehr. Gut, dass wir einen Guide dabei haben.

    Der Rundweg wird uns heute knapp 8km durch den Regenwald führen.

    Schon nach wenigen Metern sieht Carlos ein kleines Echsenpärchen auf einem Baumstumpf sitzen. Er fängt kurzerhand das Männchen und demonstriert uns anschaulich, wie die Tiere auf glänzende Objekte reagieren.

    Lara hat nun, bevor der kleine Lizard wieder von ihr ablässt, für die nächsten Minuten einen neuen Ohrenschmuck.

    Daneben ein Baum, dessen Blätter von Ameisen bewohnt werden. Kommt man dem Baum zu nahe, werden die Ameisen den Baum verteidigen und einen sofort angreifen, dies soll tagelang sehr schmerzhaft sein, berichtet Carlos wohl aus eigener Erfahrung. Am Waldboden nicht viel besser; bleibt man an der falschen Stelle zu lange stehen, läuft man Gefahr, dass Army-Ants, sogenannte "Armee-Ameisen" an einem hochklettern und schmerzhaft beißen.

    Also besser immer in Bewegung bleiben und immer geschlossene Schuhe tragen. Blattschneideameisen sind übrigens nicht viel angenehmer.
    Auf dem Weg vor uns kreuzt ein großer Vogel zu Fuß den Weg. Ein Big Curacao, von denen werden wir heute noch mehrere sehen, denn es ist Paarungszeit und die Tiere sind sehr aktiv unterwegs.

    Auf einem Baum hat Carlos dann eine wahre Rarität entdeckt. Wir müssen etwas suchen bis der Erste von uns den seltenen Vogel ebenfalls sehen kann. Ein Stick-Bird oder auch Common Potoo (zu Deutsch: Urutau-Tagschläfer). Der Vogel hat sein Nest direkt auf dem vertikal hochstehenden Ende eines Astes, wobei er eigentlich kein echtes Nest gebaut hat, sondern völlig unbeweglich auf dem gelegten Ei sitzt und brütet. Er ist durch sein Federkleid und dadurch, dass er völlig starr verharrt, nahezu perfekt getarnt.

    in Tapir

    Dann folgt das eigentliche Highlight des Tages! Wir sehen ein paar Meter vor uns einen ausgewachsenen Tapir erst über den Weg stampfen, dann ins Gebüsch verschwinden. Normalerweise sieht man Tapire tagsüber nur in Schlammlöchern schlafen, aber nicht aktiv umherwandern. Eine Sichtung ist sehr selten und wirklich Glückssache. Wir haben ein riesen Glück, dass dieses Exemplar wohl heute spät ins Bett geht.

    Die Gruppe verstummt sofort, keiner will ein Geräusch machen um das schwer aufzuspürende Tier nicht noch zu verscheuchen. Wir kommen unglaublich nah heran und können dem Tier aus gerade einmal 5m Entfernung dabei zusehen, wie es mit seinem kurzen Rüssel Blätter von einem Baum zieht und frisst.

    Das Tier ist riesig, viel größer als wie wir es uns vorgestellt haben - etwa wie ein großes Pony. Ausgewachsene Tapire werden bis zu 2,5m lang und können über 300 kg wiegen. Erste Tapire gab es schon vor 14 Millionen Jahren, ein echtes Urzeittier also. Sie erinnern etwas an große Schweine, die nächsten Verwandten sind aber Pferde und Nashörner. Ihr Geschäft erledigen Tapire übrigens immer im Wasser : )

    Über uns hangelt sich geschickt eine Gruppe Spider-Monkeys durch die Baumkronen und man muss aufpassen nicht direkt unter ihnen zu stehen. Neben Ästen fallen auch gerne mal Exkremente herunter, sicherlich nicht ganz zufällig denken wir uns.

    Zur Mittagszeit machen wir eine kurze Pause an der Rangerstation. Hier können wir unsere Trinkflaschen auffüllen und den Sonnenschutz auffrischen. Wenn man möchte, kann man auch eine Tour mit Übernachtung buchen. Die Übernachtung erfolgt dann hier an der Station, in diesen Moskito-Bunkern. Direkt neben der Station befindet sich auch eine kleine Landebahn.

    Carlos findet einen toten Baum. Von einer Kletterfeige umhüllt ist der Baum innerlich abgestorben und nun völlig hohl. Über eine der oberirdisch liegenden Wurzeln gibt es einen Zugang und so kriechen wir einer nach dem anderen in das Bauminnere, wo wir wieder aufrecht stehen können. Im Inneren haben sich Fledermäuse und allerlei Insekten eingenistet, besser wir fassen hier nichts an : )

    Wir haben uns schon immer gefragt was diese „Beulen“ an manchen Bäumen zu bedeuten haben. Es sind Termitenbauten erklärt Carlos und zeigt uns, was sich unter dem eigentlich recht losen Geflecht verbirgt. Wie Blätterteig sind die Bauten aufgebaut und fügt man dem ganzen auch nur einen Kratzer zu, so strömen die Termiten zu Tausenden heraus. Die Termiten fügen dem Baum allerdings keinen Schaden zu, das Nest liegt nur auf dem Baum auf und sie greifen den Nestbaum selbst nicht an. Im Corcovado muss übrigens niemand verhungern. Termiten sind essbar – Aron probiert es aus und berichtet, dass die extra Portion Proteine etwas holzig schmeckt, aber nicht unangenehm. Man muss halt nur gut kauen, damit die Biester nicht im Magen weiter umherlaufen.

    Wir sehen heute noch eine ganze Reihe weiterer Tiere. In einem Flusslauf entdecken wir Kaimane, die regungslos in der Sonne liegen. Über uns in den Baumkronen sitzen immer wieder rote Aras und geben lautstark krächzende Laute von sich.

    Neben Kapuzineraffen, die einem sehr nahe kommen und durchaus frech werden können, hören wir aus der Ferne auch immer wieder Brüllaffen. Diese werden wir später noch außerhalb vom Park aus nächster Nähe sehen.

    Auch unseren Tapir sehen wir wieder und finden ihn diesmal in seinem Schlammloch, seinem Tages-Schlafplatz. Er ist halb mit Schlamm bedeckt und schläft nur mit einem Auge. Er bemerkt uns, aber er lässt uns nah ran und gewährt uns so noch ein paar tolle Bilder, bevor wir das Tier dann auch in Frieden lassen.

    An einem Flusslauf finden wir einen kleinen Lizard. Er nennt sich "Jesus Christ Lizard", denn er ist so schnell mit den Füßen und so geschickt, dass er bei Flucht über das Wasser laufen kann. Wir haben versucht den kurzen Moment in Slow-Motion aufzunehmen. -Amen-

    Nach einem langen Tag und mittlerweile völlig verschwitzt, machen wir uns wieder auf den Weg zum Boot.

    Nach ein paar Metern auf dem Wasser nähert sich eine Gruppe Delfine dem Boot. Der Kapitän stellt den Motor ab und lässt uns ein paar Minuten den Moment genießen. Oft sieht man zwar nur die Rückenflossen, aber immer wieder huscht auch ein schneller Schatten unter dem Boot hindurch. Toll, wenn diese imposanten Tiere sich so neugierig und vor allem freiwillig dem Menschen nähern.
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