• Port Arthur Historical Site

    6 November 2024, Australia ⋅ 🌬 18 °C

    Am nächsten Morgen stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf, denn wir möchten so früh wie möglich ins Freilichtmuseum der ehemaligen Strafanstalt „Port Arthur“, um dort so viel Zeit wie möglich zu verbringen.

    Die übliche morgendliche Bewegungsrunde 🏃‍♂️🏃‍♀️ mit anschließender rustikaler Dusche ist vorher noch schnell erledigt.

    Kurz nachdem das Freilichtmuseum seine Tore geöffnet hat, sind wir da. Es ist noch ein wenig frisch, aber die Sonne scheint und es sind noch nicht viele Menschen dort.
    Mit knapp 96AUD Eintritt für zwei Erwachsene, ist das Museum nicht gerade günstig, aber jeden Cent wert.

    Das Gelände der ehemaligen Strafanstalt mit angrenzender Siedlung für das Personal, welche im Jahre 1830 erbaut wurde, ist riesig und die Ruinen der verschiedenen Gebäude über das gesamte Areal verteilt. Man kann hier den ganzen Tag verbringen, denn es gibt so viel zu entdecken.

    Port Arthur war 1996 leider auch Schauplatz eines Amoklaufes, bei dem 35 Menschen ihr Leben verloren und weitere 19 verletzt wurden. Derer ist hier auch ein Denkmal gewidmet.

    Früher standen in Port Arthur noch viel mehr Bauten, welche aber zum Teil nach der Schließung der Strafanstalt im Jahre 1877 entweder verkauft und abgerissen wurden, oder fatalen Buschfeuern zum Opfer fielen.

    Die Ruinen sind sehr gut auf Informationstafeln beschrieben, teilweise restauriert und können sicher betreten werden. Beispielsweise bekommt man eine Idee von dem beklemmenden Gefühl der einstigen Gefangenen, wenn man die kleinen Zellen betritt und kurz dort ausharrt.

    Port Arthur galt als das Gefängnis für die Schlimmsten der schlimmen Verbrecher aus Europa, vornehmlich der Kolonialmacht England. Allerdings wurden Menschen damals schon bereits für den Diebstahl eines Laibes Brot oder Früchten verurteilt und in die Kolonien Englands, unter anderem Australien, transportiert.

    Viele Australier haben heute Wurzeln von ehemaligen Strafgefangenen.

    Port Arthur war aber nicht nur ein reines Gefängnis. Die Insassen bekamen damals auch schon die Möglichkeit zu arbeiten, je nach dem worin die Talente lagen. Es wurden unter anderem Schiffe von denjenigen gebaut, die handwerkliches Geschick besaßen oder wenn eine Frau gut kochen und waschen konnte, wurde sie als Dienerin entweder bei den Kommandanten oder Militärpersonal in deren Wohnhäusern eingesetzt.

    Haben sich Insassen widersetzt, Lebensmittel oder andere Dinge geschmuggelt oder haben versucht zu fliehen, wurden sie hart, mit mehr Arbeit oder gar Auspeitschen bestraft.
    Dennoch waren die Hygiene, die Krankenversorgung und die Verpflegung über dem damaligen Standard.

    Zwischendurch fahren wir mit einem Schiff kurz auf die Carnavon Bay hinaus, um aus der Ferne die „Isle of Dead“ und das separate Gefängnis für Jungs zu betrachten. Leider gehen wir nicht an Land, denn das ist nur mit einer Tour für 30AUD mehr pro Person möglich. Das war uns dann insgesamt doch ein wenig zu teuer.

    Trotzdem wird uns zur Insel und zum Jungengefängnis einiges erzählt:
    Auf der Insel sind Zivilisten, Militärangehörige aus der Siedlung und Insassen begraben, die damals während der Zeit von 1833-1877 dort gestorben sind. Insgesamt liegen dort 1100 Menschen zur Ruhe. Anfangs bekamen nur die Zivilisten und Militärangehörige einen Grabstein, denn Gefängnisinsassen sollten anonym bleiben. Sie waren durch ihre Straftat nicht mehr würdig. Im Laufe der Jahre änderte sich aber die Sichtweise und so bekamen auch die Insassen einen Grabstein.
    Die Friedhöfe sind voneinander getrennt und liegen auf zwei Plateaus verteilt. Oben die Zivilisten und Militärangehörige und unten die Gefängnisinsassen.
    Die jugendlichen Straftäter, welche zwischen 9 und 17 Jahren alt waren, wurden im separaten Gefängnis untergebracht, um sie nicht dem vermeintlich schlechtem Einfluss der erwachsenen Straftäter auszusetzen.

    Nach viereinhalb Stunden im Freilichtmuseum raucht uns von den vielen Eindrücken ganz schön der Kopf, wie euch wahrscheinlich jetzt auch.

    Und so beschließen wir Port Arthur hinter uns zu lassen und machen uns auf den Weg nach Hobart, um Ricky und Sandy wiederzusehen, die wir bis fast auf den Tag genau vor 5 Jahren hier in Australien kennengelernt haben.

    Wir werden bereits sehnsüchtig erwartet…
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