• Kings Canyon

    November 23, 2024 in Australia ⋅ ☁️ 23 °C

    Mitten in der Nacht werden wir wach. Es grummelt aus der Ferne und Blitze lassen den Himmel taghell erleuchten. Noch ist das Unwetter weit weg und scheint sich sogar zu verziehen. Dennoch sind wir in Alarmbereitschaft und Laras Bauchgefühl soll Recht behalten. Gegen Mitternacht vernehmen wir das Geräusch unerwartet einsetzenden Regens auf dem Zelt. Das passt uns gar nicht, denn wir wollen sehr früh los zum Wattarka Nationalpark und ein nasses Zelt können wir gar nicht gebrauchen.
    Es wird nicht zweimal überlegt und innerhalb von 5 Minuten ist das Zelt eingepackt. Wir sind eben eingespieltes Team und jeder hat seine Aufgabe.
    Die letzten Stunden der Nacht werden wir ein wenig unbequem auf den Vordersitzen verbringen und mal mehr, mal weniger schlafen. Blitz und Donner bleiben zum Glück aus.

    Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker und der Kaffee ist schnell zubereitet. Nach einer solchen Nacht brauchen wir einen Wachmacher. Die Fliegen haben schon auf uns gelauert und stürzen sich buchstäblich auf uns, sodass wir zurück ins Auto flüchten, um dort den Kaffee in Ruhe und ohne zusätzliches Protein in Form von Fliegen zu trinken, gar nicht so leicht!

    Der Gaskocher ist anschließend wieder schnell verstaut und wir sind mit Anbruch der Morgendämmerung unterwegs Richtung Wattarka Nationalpark.

    Wir fahren selbstverständlich vorsichtig, denn gerade jetzt in der Dämmerung sind Kängurus und anderes Getier unterwegs. Wir sehen aus der Ferne dieselben Wildpferde von gestern auf der Straße ruhig umherwandern. Als wir näher kommen, verziehen sie sich.
    In den insgesamt 44km bis zum Nationalpark begegnen uns keine anderen Autos.

    Auch wenn die Nacht mehr als bescheiden für uns war, fühlen wir uns fit genug für die geplante Wanderung über den Bergkamm des Kings Canyon, der Hauptattraktion des Wattarka Nationalparks.

    Es ist immer noch bewölkt und es hört nicht auf zu nieseln. Trotzdem ist schwülwarm.
    Wir beschließen die Regencapes sofort anzuziehen. Der Wanderweg beträgt etwa 6km und führt anfangs 200m steil bergauf, bevor es recht einfach über den Bergkamm weitergeht. Klettern müssen wir dabei kaum. Hier und da nehmen wir noch ein paar Abzweige mit, einmal zum „Cotterills Lookout,“ einem Aussichtspunkt in die 200m tiefe Schlucht hinein und den Weg zum „Garden of Eden“, einem natürlichen Wasserloch mitten in der Schlucht. Zwischendurch lässt der Regen nach und wir können die Regencapes endlich ausziehen, denn die kleben mittlerweile ganz schön, von innen und außen.

    Wir begegnen ein paar größeren mitunter sehr lauten Reisegruppen, die wir jedoch schnell überholen und hinter uns lassen.

    Wir befinden uns die ganze Zeit auf dem Felsplateau in den bekannten australischen Rottönen. Die weite Aussicht in die bewachsenen Schluchten und auf die Steppe neben der Gebirgskette ist ein wahres Farbenspiel.
    Wieder in der Nähe des Parkplatzes, machen wir noch einen Abstecher in die Schlucht hinein, die wir schon von oben bewundern konnten.

    Als wir wieder am Auto angekommen sind, sehen wir auf unseren Sportuhren, dass wir insgesamt 10km gewandert sind und füllen noch unsere Wasservorräte auf.

    Unser nächster Halt sind die Kathleen Springs in 22km. Es ist noch früh am Vormittag und auch wenn wir heute noch so nahe wie möglich an den Uluru/Kata-Tjuta Nationalpark fahren möchten, haben wir noch massig Zeit. Die Sonne blitzt mittlerweile sogar ab und zu durch die Wolkendecke hindurch.
    Wir wandern bis zu der namensgebenden Quelle mitten durch eine kleine Schlucht und finden alte Überbleibsel einer Rinderumladestation, die zusammen mit Aborigines betrieben wurde.

    Nach einer guten Dreiviertel Stunde geht es für uns weiter. Wir wollen heute noch über 270km hinter uns bringen und wir müssen einen Großteil der Strecke wieder zum Highway zurückfahren. Alice Springs lassen wir aus, dort waren wir 2015 bereits.

    Der Himmel zieht sich mittlerweile immer mehr zu und es beginnt wieder mit starken Windböen zu regnen. Auf der Höhe unseres Schlafplatzes von letzter Nacht, grad außerhalb des Nationalparks, sehen wir ein Auto mit Warnblinker an der Straße. Der Kofferraum steht offen, das Gepäck draußen gestapelt. Drumherum stehen vier hektisch winkende Menschen, daneben der Reservereifen und wir halten selbstverständlich an.

    Es ist eine chinesische Familie aus Kanada, die mit ihrem Leihwagen einen Platten hat. Sie fragen uns, ob wir Empfang haben, damit sie die Roadside-Assistance (australischer ADAC) anrufen können. Da der Empfang hier aber so eine Sache für sich ist und es eine Ewigkeit dauern kann, bis dann jemand kommt um zu helfen, parken wir unseren Patrol kurzerhand abseits der Straße und helfen den Reifen zu wechseln.

    Die nächsten 15 Minuten sind irgendwie lustig. Lara unterhält sich mit dem erwachsenen Sohn und der Tochter. Die Mutter fragt zwischendurch, ob Lara nicht in ihren kurzen Klamotten kalt ist, denn es regnet immer weiter und der Wind peitscht uns allen um die Ohren. Aron kniet neben dem Auto und wechselt den Reifen, der etwas hilflose Vater daneben. Wenn Aron die Knie in der Hocke wechselt, entfernt der Vater wie selbstverständlich die eingedrückten Steine aus Arons Knie. 😅

    Der neue Reifen ist schnell dran und alle bedanken sich herzlichst bei uns, bevor wir uns verabschieden.

    Vor uns liegt noch ein weiter Weg, aber wir kommen trotz des unaufhörlichen Regens gut voran.

    Als wir nach insgesamt 330km auf dem Schotterplatz vor den Toren des Nationalparks ankommen, lässt der Regen endlich nach und die Sonne scheint sogar noch kurz bevor sie untergeht. Aus der Ferne können wir bereits den massiven Inselberg Uluru sehen.

    Hier bleiben wir, denn näher kommen wir nicht an den Nationalpark ran, ohne viel Geld für einen sehr einfachen Campingplatz mit haarsträubenden Bewertungen zu bezahlen. Das sehen wir nicht ein.

    Wir sind sehr müde, denn der Tag war sehr lang und die letzte Nacht nicht sehr erholsam. Nach einem frühen Abendessen, bauen wir das Zelt im Einbruch der Dunkelheit auf und legen uns direkt schlafen.
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