• Reizüberflutung pur: Tōkyō

    April 10 in Japan ⋅ ☁️ 19 °C

    Die nächsten paar Tage werden quirlig und schrill, denn es geht nach Tōkyō hinein.

    Da der Kaiserpalast als Residenz der kaiserlichen Familie dient und selbst nicht besichtigt werden kann, schauen wir uns nur ein wenig auf dem Außengelände um. Für eine überfüllte Tour in die kaiserlichen Gärten fehlt uns heute die richtige Motivation.
    Stattdessen machen wir uns auf den Weg nach Akihabara, einem der schrillen bunten Viertel Tōkyōs.
    Dort gibt es alles, was das Herz der Anime-Fans höher schlagen lässt. Gerade in solchen Vierteln jagt ein Extrem das Nächste. Überall blinkt es um uns herum und die Werbetafeln versuchen die Kunden nur so anzulocken. Teilweise ist der Bürgersteig brechend voll mit Menschen verschiedenster Nationen.
    Das ist Reizüberflutung pur und wir sind mittendrin.

    Eine Möglichkeit sich dem Gewusel zu entziehen, gibt es kaum. Wir besuchen zwischendurch zwar den Sensō-ji Shrine, den ältesten Schrein Tōkyōs, aber auch dieser ist gut besucht. Dennoch ist der Anblick des alten Bauwerks wunderschön und wir versuchen für 100Yen unser Glück und ziehen eine Glückskarte aus einem der vielen Ständer - bei Japanern sehr beliebt. Wir erfahren, wie viel Glück wir in nächster Zukunft haben werden. Wenn einem das Ergebnis nicht gefällt, kann man es vor Ort an einer spezielle. Schnur aufhängen und es erneut versuchen.

    Auch dem Meiji Tempel statten wir einen Besuch ab. Dieser Tempel liegt mitten in einem schönen Park, umrandet von uralten Bäumen. Japanische Tempel unterscheiden sich sehr von denen in anderen asiatischen Ländern. Sie sind weniger bunt und wirken dadurch sehr edel. Gesänge von Mönchen gibt es nicht.

    Die volle Dröhnung an Reizüberflutung bekommen wir an der Shibuya Scramble Crossing. Das ist die belebteste Kreuzung der Welt. Der Verkehr wird in alle Richtungen gestoppt und bis zu 3.000 Menschen überqueren innerhalb der zweiminütigen Grünphase kreuz und quer die Straße - und zwar auch diagonal. Man glaubt es erst, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat.

    Lara probiert nun auch endlich zum ersten Mal echtes Sushi, so richtig mit rohem Fisch 🐟. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.

    Abends sind wir einfach nur noch platt von den ganzen Reizen und freuen uns auf eine Mütze voll Schlaf. Leider will es in keiner einzelnen Nacht so recht funktionieren, was aber nicht an den japanischen Futons liegt.
    Vielmehr rauben uns die anderen Gäste den Schlaf. Bis spät in die Nacht wird telefoniert, Schiebetüren werden laut hin und her bewegt, Türen geknallt oder weit nach Mitternacht Geschirr in der Gemeinschaftsküche abgewaschen. Aron geht sichtlich genervt mehrfach nach unten und bittet sie leise zu sein. Auch Lara versucht ihr Glück. Leider vergebens.
    Der Höhepunkt allen Übels ist, als mehrere halbstarke Koreaner mitten in der Nacht total betrunken grölend zurückkommen und einer von ihnen über der Toilettenschüssel hängend wirklich alles gibt. Das muss wohl anstrengend gewesen sein, denn er schlief glatt dort ein und wurde durch das Hämmern seines Kumpels an der Tür geweckt. Es muss wohl eine schöne Schweinerei gewesen sein, denn am nächsten Morgen konnten wir die Schmierereien der groben Reinigung noch gut erkennen und putzten dann nochmal nach, damit man die (einzige) Toilette überhaupt benutzen kann.

    Das war wirklich zu viel. Da wir uns täglich bei den Gastgebern beschwert hatten, waren sie wirklich kulant und haben uns am letzten Morgen fast den gesamten Betrag unseres Aufenthaltes zurückerstattet.

    Kurz bevor wir Auschecken und zum Flughafen fahren wollen, bekommen wir eine Nachricht unserer Fluggesellschaft Westjet, dass unser Flug nicht stattfinden wird. Das ist genau das, was man ein paar Stunden vor Abflug absolut nicht bekommen möchte. Ein neuer Flugplan würde dann vielleicht in den nächsten 2 Stunden kommen.

    Da wir nicht auf heißen Kohlen sitzen wollen, und definitiv noch heute einen Ersatzflug wollen, wenden wir uns direkt an die Hotline. Dort erreichen wir zum Glück auch jemanden und wir bekommen einen Flug mit der Partnerairline Japan Airlines angeboten. Dies ist zwar kein Direktflug, aber er bringt uns zumindest mit nur 4 Stunden Verspätung an unser Ziel. Wir fahren also zum Flughafen….
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