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  • Day 21

    Huehuetenango, Guatemala

    September 1, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 26 °C

    Buenos Dias,

    nach den doch so manches mal stressigen Reistagen, haben wir bei Terry jetzt mal 10 Tage Urlaub :-) Sie wohnt in ihrem Elternhaus am Rande des Stadtzentrums von Huehuetenango. Die Einheimischen sagen einfach Huehue [uäuä]. Huehue liegt recht schön ein einem Tal in den Bergen auf knapp 2.000 m Höhe. Es ist zwar fast genauso heiß bei 30°C wie im Osten Guatemalas, jedoch nicht so unerträglich feucht. Wir haben jetzt auch mal eine Bettdecke, wenn auch nur ein dünnes Tuch.

    Huehue, soll eine recht schöne Stadt im Altiplano sein. Jedoch ist dies relativ zu sehen. Sobald man aus dem Haus kommt schlägt einem erstmal die heiße Luft gefolgt von extremen Autoabgasen ins Gesicht und wenn noch ein LKW, oder Bus vorbei fährt, bleibt einem die Luft im Halse hängen. Ja, die Busse und LKW...! Wie unsere alten Autos nach Afrika verschifft werden, scheint Mittelamerika den 80er Jahre Blechschrott der Amerikaner ergattern zu wollen. Was die Karren dann aber interessant macht ist die Tatsache, dass man keinen TÜV braucht. Dann noch dutzend Personen aufm Dach, oder so überladen, dass sich die Achsen biegen, wird dies allein beim Anblick zum Abenteuer.... Was würde ich hier für Spaßmobile bauen können, ohne gleich 'ne Strafe zu bekommen.

    Es gibt aber auch wirklich tolle Flecken Erde hier in Huehue!

    Die Möglichkeit bei Terry für eine Zeit bleiben zu können, gibt uns die Möglichkeit etwas in die guatemaltekische Gesellschaft einzutauchen.

    So gehen wir gemeinsam in einem Gottesdienst in die Kirche. Naja, Kirche haben wir bisher etwas anders definiert. Es ist eher eine offene Blechhalle, geschmückt mit vielen Tüchern und Plastikblumen. Wir sitzen auf Plastikstühlen und zu Beginn ähnelt der Gottesdienst eher einem Rockkonzert. Schlagzeug, E- und Akkustikguitarre, Sänger und Backround Chor. Die Gemeinde steht, klatscht und singt mit Elan mit. Uns war bisher nicht bewusst, dass es Orgeln nur in Europa gibt! Die Kinder hingegen sind nach dem Rockkonzert alle ins Untergeschoss zum Kindergottesdienst verbannt bevor erst richtig los geht. Es folgt eine Predigt par excellence für sage und schreibe 2 volle Stunden mit Applaus und lobende Zwischenrufe. Wir denken es ist gut nur einen Bruchteil verstanden zu haben... ;-)

    Habe ich doch beim Packen zu Hause gedacht, man bräuchte nur eine Hose (jaja, der Gewichtsparwahn!), kam doch beim ersten Waschen der Hose die Erkenntnis...! Während dem Trocknen "naggisch" rumlaufen ist eher uncool! Also nimmt mich Terry an der Hand zum nächst besten Klamottenladen um die Ecke. Ihr werdet es nicht glauben...
    ... 1 Minute suchen und 1 Quetzales, umgerechnet 11 Eurocent für ne Hose. Ich hätt' 20 Hosen kaufen können. Sch... auf's Gewicht :-)

    Mit Terry's 30 Jahre alten Ford Geländewagen üben wir uns durch Huehue's Straßenchaos. Verrückt ist, dass all' das erlaubt ist, was zu Hause verboten ist. Kurz: Es gibt keine Regeln ;-/ kein Rechts vor Links, rechts überholen ist der Hit, keine Verkehrsschilder und trotzdem gibt es massenweise Einbahnstraßen. Wissen die Götter woher die Einheimischen das wissen?!..? Ohne zielstrebige Guatemaltekin auf dem Beifahresitz fast unmöglich.

    Wir fahren zum Einkaufen, zur hiesigen Mam-Maya Stadt Zaculeu und mit dem Hühnerbus (Terry traut ihrem Ford nicht wirklich) auf einen Aussichtspunkt auf etwas über 3.000 m außerhalb der Stadt, um von dort über Huehue und die umliegenden Vulkane zu sehen.

    Wir holen regelmäßig Nahomy, Terry's Tochter in der Schule ab und dürfen an einer großen Schul-Tanzveranstaltung zusehen. Schuluniformen sind uns ja nicht unbekannt. Verrückt ist aber, dass für den von jeder Klasse eingeübten Tanz extra Kleider für jeden Schüler der Schule genäht werden mussten.

    Apropos Tanzen! Terry betreibt eine kleine Tanzschule bei sich im Hause. Wir haben uns angeboten, ein wenig Instandhaltungsmaßnahmen zu machen und versuchen die unverputzten Wände (das macht man hier so 🤔) mit guatemaltekischer Latexfarbe zu streichen. Es ist unglaublich, was man sich hier getraut zu verkaufen. Nach 2 halben Tagen und sage und schreibe 25 Quadratmetern sind wir fertig! Zumindest für hiesigen Anspruch :-)

    Mittwochabend dürfen wir bei einem Dance- und Ballettauftritt der Tanzschule im Theater von Huehue dabei sein. Ein selten schöner Anblick. Das Theater aus spanischer Kolonialzeit ist eine Augenweide und wir bekommen on top noch eine kleine Führung. Bevor die Auftritte losgehen, wird noch mit Hand auf'm Herzen die Nationalhymne gesungen und wir sind uns sicher, in den vergangenen Tagen öfter die guatemaltekische Nationalhymne gehört zu haben, als unsere Hymne im gesamten letzten Jahr zu Hause (trotz Fußball WM!)

    An unserem letzten Tag in Huehue laden wir Terry nochmal zum Essen in ein gutes Restaurant ein. Was probiert man natürlich... Traditionelles: Michelada! Klingt gut, oder? Höret und staunt: 700ml, davon 50 % Bier mit nochmal 50% aus Tomatensaft, Limetten, Pfeffer, Salz, Chili und Sojasoße... Wenn das nicht schon schlimm genug wäre ist der Glasrand auch noch in Salz getunkt. Die schlimmste Befürchtung wird wahr... Es ist beim besten Willen, gut Zureden und mit Tränen in den Augen unter keinen Umständen zu genießen!

    Jaja..., hier haben wir viel, viel Zeit um zu sehen wie hier die Welt so tickt. Das ein, oder andere unglaubliche, nervenaufreibende und schöne erzählen wir ein andermal...

    Hast luego
    Ariane y Marco 🙂
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