• Huellas de Ariane y Marco

Rauszeit

August 2018 - Juni 2019 Weiterlesen
  • Beginn der Reise
    12. August 2018

    Cancun, Mexico

    12. August 2018 in Mexiko ⋅ ⛅ 31 °C

    Hallo Ihr Lieben,

    Wow, es ist 6 Uhr in der Früh und wir sitzen im Auto nach Köln. Wir haben hinten Platz genommen und schauen zwischen den Sitzen in den Sonnenaufgang. Mir fliegen unzählige Gedanken durch den Kopf. Ich kann gar nicht sagen, was! Vorfreude, Neugierde, oder doch etwas Angst vor dem Unbekannten. Habe doch etwas Respekt vor dem was kommt und etwas das Gefühl nicht richtig vorbereitet zu sein. Ich wusste vor unserer Abschiedsfeier nicht einmal was eine Pinata ist. Es könnte so einfach sein. Zum Sonntag sich auf's Fahrrad schwingen und am Abend mal gerade 'ne Pizza bestellen...

    ... aber nein, in die Welt ziehen und im Laufe des kommenden Jahres sicherlich das ein, oder andere mal morgens nicht wissen wo man abends schläft...

    Naja, nach einem für alle nicht ganz einfachen Abschied sitzen wir im Flieger und die spießigste alle spießigen deutschen Touri-Familien sitzt mit Checkermutti, rosa Augenklappe, oder wie heißen die Dinger, direkt vor uns und hilft uns über zu viel unsinnige und unnötiger Gedanken hinweg. Echt lustig diese Pauschaltouristen. :-)

    Bei der ersten Mahlzeit unserer Reise, ein 3 Gang Menü im Flugzeug, denke ich... Was ne Pampe, aber vielleicht muss man das ja in Relation sehen. Das müssen wir mit unserer Feldküche erst mal besser machen.

    In Cancun angekommen trifft uns erst mal der Schlag. Bei 31 Grad und schwül wie im römischen Dampfbad, nehmen wir den Bus zu unserer Unterkunft im Centro de Cancun. Doch so einfach wie erwartet wird es leider nicht. Es sollen ab Busbahnhof 450m zu Fuß sein. Es werden Kilometer. Der erste Mexicaner auf der Gasse meint, die Straße müsse da hinten links sein, der Nächte glaubt wir wären in der falschen Stadt. Problem: die haben scheinbar noch keine Straßenschilder erfunden, grrr. Zu guter letzt fragen wir doch den Taxifahrer. Ratet mal: der hatte keine Ahnung...! Nach einer kleinen Irrfahrt für 5 Dollar pauschal waren wir am Ziel! Und das keine 200 m von dem Ort, an dem wir den Taxi genommen haben :-)

    Essen, Duschen und müde ins Bett fallen!

    PS: schaut mal auf das Luftbild, lustig gell!
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  • Tulum, Mexiko

    17. August 2018 in Mexiko ⋅ ⛅ 27 °C

    Hola, bueno!

    Es muss eine ehemalige Aussteiger-Enklave sein, in der wir hier gelandet sind. Ein tolles und entspanntes Flair. Hier scheint jeder das gemacht zu haben, auf das er eben gerade Lust hatte. Mal ist hier ein Tattooladen in einer Hütte links und die coolste Strandbar dahinter, mal eine außergewöhnliche Boutique, mit zum Teil edlen selbst geschneiderten Einzelstücken, oder eben unser kleines Hostel.

    Ja, cool gemacht, unsere Unterkunft. Wir wohnen hier in einem überwiegend aus Bambus gebauten Haus in einer "Kajüte" von knappen 2,50m x 2,50m Größe, von denen es 16 Stück im Raum gibt. Ausgestattet mit Ventilator und einer Holzkiste. Hinterm Haus befindet sich eine Cenote, das sind Kalksteinlöcher, welche durch den Einsturz der Höhlendecke entstanden und mit Süßwasser gefüllt sind. Ein Gedicht, sich bei feuchten 32 Grad darin eine Abkühlung zu holen.

    An unserem nun 3. Tag hier in Tulum Playa haben wir uns Fahrräder geliehen und zur prä-spanischen Maya Stadt Tulum geradelt. Faszinierend! Direkt an einer Klippe zum karibischen Meer gelegen. Die müssen sich jeden Morgen gegenseitig auf die Schultern geklopft haben ;-) Sich vorzustellen, dass diese Kultur sozusagen aus einer Parallelwelt stammt, ohne Kontakt zu uns Europäern und doch so ähnlich scheint, ist uns wunderlich.

    Was machen wir eigentlich neben unseren Ausflügen...? Spanisch lernen! Ich muss für mich feststellen, dass mir da wohl ein Gen zu fehlen scheint. Ich bekomme die Wörter nicht in meinen Schädel! Ariane scheint hingegen ein Talent zu sein. Ich schaue mir da lieber die Pelikane an, wie sie ständig und unermüdlich wie Kamikaze ins Wasser stürzen, um Fische zu fangen....
    ….Ariane schaut zu meiner Spanisch-Frustration parallel auch noch zu 😂

    Ach..., wie sind wir eigentlich hier nach Tulum gekommen? Die Idee, mit Fernbussen zu fahren, stellt sich als zu teuer heraus. Es gibt "locale collectivos". Das sind kleine Busse, in der Größe eines VW-Busses. Die fahren von Stadt zu Stadt. Da muss man zwar jeweils umsteigen, dafür kostet es gerade mal für die 125 Km, 3,90€ pro Person. Man muss sich nur mit bis zu 18 Leuten da hinein quetschen. Da kommt man wohl der Kultur ganz nah 😂

    In den kommenden Tagen wollen wir weiter über Belize nach Guatemala.

    Bis dann, hasta luego
    Ariane & Marco
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  • Crooked Tree, Belize

    22. August 2018 in Belize ⋅ 🌧 30 °C

    Hola hola ole!

    Liebe Grüsse aus Belize!

    Wir sind am 20.08.2018 von Mexiko über die Grenze nach Belize.... das war ganz schön komisch! Viele bewaffnete Menschen... Ein seltsamer Weg über eine Brücke nach Belize, nachdem wir am mexikanischen Grenzposten erst mal über 1000 Pesos an Ausreisegebühr ärmer wurden und wir ein Gefühl von Abzocke hatten. Wir kennen zuhause keine Grenzen mehr. Schengen hat schon was für sich! Wir hoffen es bleibt in Europa so.

    Mit einem alten amerikanischen Bluebird Bus, wie wir sie aus Kinderzeiten am Hahn noch kennen, fahren wir nach Orange Walk, einem nicht sonderlich einladenden und verdreckten Ort. Wir sind hier gestrandet. Es gibt keine Fahrpläne, aber die Busfahrer wissen Bescheid - zumindest so ungefähr. Da wir in ein Gebiet namens Crooked Tree sanctuary wollen, es aber keine Busse von Orange Walk dahin gibt, sollen wir an der Kreuzung aussteigen uns warten, bis ein Bus aus Belize-City dort hin fährt und dann in diesen einsteigen. Da die Busse aus Belize-City eher morgens fahren, bleiben für eine Nacht.... dass überhaupt keine Busse dort hin fahren, erfahren wir erst am nächsten Tag 🤔

    Hier ist alles viiiel teurer als in Mexiko. Es wird Englisch gesprochen, da es mal zum united Kingdom gehörte. .. Wo die Queen überall ihre Finger im Spiel hatte... Hier in Belize wird nichts selbst produziert - die müssen ALLES importieren! Und die Queen hat vorher schön mal alles Lohnenswerte aus dem Land geholt, was man so gebrauchen kann... So funktionierte Kolonialismus! Als die in Belize dann 1981 ihre Unabhängigkeit bekamen, war hier dann quasi eh nichts mehr rauszuholen.... Uiuiui- wir lernen grad viel, wie das Leben so läuft!

    Unser Hostel macht einen noch weit aus schlechteren Eindruck als der Ort. Es ist versifft. Der Klo hat keine Schüssel und das Waschbecken befindet sich in der Dusche. Der grönende Abschluss in Orange Walk ist unser interkontinentales Frühstück, was wir auf einer Treppenstufe am Hosteleingang genießen dürfen, denn es gibt weder einen Stuhl, noch einen Tisch! Es besteht aus einem Pulverkaffee und 2 Fertigtörtchen. Dies aber nur, weil die junge Dame an der Rezeption das süße Brot, was es eigentlich dazu geben sollte, nicht gefunden hat (vielleicht Glück für uns). Die Törtchen besorgte dann ein Junge mit dem Fahrrad-also ganz frisch!

    Am nächsten Tag geht es weiter nach Crooked Tree Sanctuary. So wie uns gesagt wurde, steigen wir an der Kreuzung aus und warten...

    ...

    Alle halbe Stunde soll ein Bus kommen...!

    Da wir nicht sonderlich Lust einfach nur rum zu sitzen und Marco schon an 2 Skelette im australische Outback denkt, übernimmt Ariane den Part jedes abbiegen Auto anzuhalten. Und tatsächlich nimmt uns eine Frau auf der Pritsche ihres Pickups mit. Im Ort, in dem überwiegend Kreolen leben, das sind gemischte Nachkommen afrikanischer Sklaven und europäischer Piraten, haben wir an einer gleichnamigen Lodge unser Zelt im Garten aufschlagen dürfen. Es ist toll hier. Ein Paradies für Vögel, wunderschön an einer Lagune gelegen. Es gibt Papergeien, Geier, viele bunte kleine und große Vögel und...
    ... Krokodile! Eines, glücklicherweise kleines, wohnt neben unserem Zelt im Weiher! Laut Mick, einem ehemaligen Hubschrauberpilot der Royal Army und Eigentümer der Lodge, ist es nur 4 Fuss groß und kann uns nicht fressen...
    Na super...!

    Es wir spät und wir wollen uns Pasta mit unserem Camping Kocher machen. Soweit die Theorie! Als erstes brennt unser extra in Chetumal für unseren Brenner gekauftes Liquid nicht und wir entscheiden uns vor Hunger für unsere Haferflocken, die eigentlich fürs Frühstück gedacht waren. Dann kommen wir zu unserem Zelt zurück und müssen feststellen, daß Micks junge und sehr verspielten Hunde unsere Haferflocken gefuttert haben :-) Mick bietet uns seinen riesigen Gasgrill an, was wir dankend annehmen und kochen dort unsere Nudeln. Ein Freund von ihm schlägt uns als Spiritusersatz für den Brenner vor, im Chinesenladen Red Tub, einen 70%igen Schnaps zu kaufen, das sollte funktionieren :-)

    Am nächsten Morgen stehen wir um 6 Uhr auf um eine 2 stündigen Wanderung zu machen und im Anschluss in der Lodge ein grandioses Frühstück mit Schinken, Würstchen, Toast, Melonensaft, Ananas, Kaffee und und und zu genießen.

    Morgen früh geht es in Richtung guatemaltekische Grenze. Mal sehen was wir auf dem Weg erleben dürfen. Der einzige Bus soll um so circa 6:15 irgendwo im Dorf abfahren. So der Plan...

    Liebe Grüße in den Hunsrück
    Ariane & Marco

    Ach, eines müssen wir noch erzählen:
    Gestern Abend dachten wir, "oh Mann", wie kitschig! Jetzt haben die hier Lichterketten in die Hecken gehängt und wir versuchen herauszufinden, welchen Rhythmus das Geblinke hat. Es gab keinen! Das Blinken sah man auch im Wald und auf dem Boden :-)... Es waren tausend Glühwürmchen!
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  • El Remate, Guatemala - Cumpleaños

    25. August 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 31 °C

    Hola!

    Gestern war unser Geburtstag! Wir hatten ein Geburtstagsfrühstück, Geburtstagseinkauf, eine riesige Geburtstagsbadewanne und viele kleine fliegende Geburtstagsmosquitos!

    Zum Geburtstag haben wir uns überlegt regional zu frühstücken und sind dafür in den Nachbarort El Cruz an einen Straßenimbiss gelaufen. Die gibt es hier an jeder Ecke. Es hatte etwas von Mittagessen: Rührei mit Tomaten, ein bisschen Käse (sah aus wie Ziegenkäse), gebratene Bananen, selbstgemachte Tortillas und Bohnenmus! Bohnen dürfen einfach nicht fehlen! Egal bei welcher Mahlzeit. Aber lecker...!

    Hier haben wir unsere vielen WhatsApp-, Blog- und SMS Grüße wie Geschenke ausgepackt :-) Vielen lieben Dank dafür :-)

    Umberto, der Hotelbesitzer, erzählte uns, daß der See, an dem der Ort hier liegt, noch viel wärmer ist, wenn es geregnet hat. Und tatsächlich, nach einem kräftigen Gewitter am Mittag sind wir bei 30°C zum Schwimmen. Es wurde einem fast kalt, wenn man aus dem Wasser kam. Wow, wie in der Badewanne!

    Rund um ein toller Tag, weshalb wir beschlossen haben ab heute jeden Tag nicht Geburtstag zu feiern. Wie Pumuckl... :-)

    Vielen Dank für all' die Glückwünsche
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  • Tikal, Guatemala

    26. August 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 31 °C

    Buenos dias...
    und viele Grüße aus Tikal.

    Auf zu unserer zweiten und größten Mayastätte. Wir haben unser Quartier in El Remate verlassen, um am Nachmittag mit dem Collectivo Kleinbus zu den Ruinen von Tikal zu fahren. Es ist ein Weg von knapp 40 Kilometern in den tiefen Urwald. Die UNESCO hat den Regenwald bis über die Grenzen nach Mexiko zum Natur-Welterbe erklärt.

    Vorbei an kleinen Dörfern, kommen wir an den Parktoren an. Die Schranken sind verschlossen und man schickt uns zum Kartenschalter in ein kleines Holzhäuschen. Es wirkt wie ein Hochsicherheitstrakt. Ich zähle, sofern ich alle erspähen kann, 4 uniformierte Männer mit Maschinengewehren. Seltsam, ohne Vorlage des Reisepasses keine Tickets...! OK, kapiert...! Wir sind "Extranjeros", Ausländer...! Die Zahlen gleich mal das 3-fache...! Ja, ja...! Dann geht es mit dem Collectivo weiter nach Tikal.

    Wir können in Tikal unser Zelt für 2 Tage aufstellen. Das ist super, denn so können wir direkt morgen früh, wenn die Tore zur Mayastätte öffnen, vor den Touristenmassen rein.

    Der Wecker klingelt und es ist 5 Uhr in der Früh! Wir machen uns fertig, Frühstück und los geht's...
    Damit die kleinen Essen- und Getränkeverkäufer in Tikal auch noch den Ausländer-Preis festlegen können, bekommen wir am Eingang noch ein andersfarbiges Bändchen an den Arm! ;-) Aufschrift "Extranjeros"

    Wir sind uns sicher, als Synchronsprecher der Dinosaurier in Jurassic Park müssen die Howler Monkeys aus Tikal hergehalten haben. Überall im Wald hört man das extrem laute und kraftvolle Geschrei der Brüllaffen, faszinierend. Die schwarzen Brüllaffen gibt es leider nur noch in dieser Region freibleibend.

    Man muss sich vorstellen, daß die Mayastadt nur zu einem ganz kleinen Teil wieder ausgegraben wurde und so muss man zu den vielen Tempeln und Gebäuden immer über lange Pfade durch den Urwald wandern. Ein Erlebnis. Wir gehen zuerst auf den Grand Plaza. Zwei fast 50m hohe Pyramidentempel und zwei Akropolis-Komplexe fassen den Platz ein. Der Frühnebel hängt noch über dem Wald, man hört die Brüllaffen in der Nähe und...
    ... wir sind ganz alleine :-)

    Einige der Tempel und Pyramiden sind bereits 700 vor Chr. gebaut worden. Es sollen hier mehrere 10.000 Menschen gelebt haben. Kaum vorstellbar. Wir versuchen uns immer wieder in die Zeit zu versetzen, wie hier Priester, Baumeister, Astronomen, Gelehrte und normale Bürger gelebt und ihrer Arbeit nachgegangen sind. Nicht ganz einfach. Nach über 10 Kilometern und 11 Stunden Wanderung geht es zurück zum Zelt.

    Einfach faszinierend... In den Bäumen neben unserem Zelt klettern zwei Spinnenaffen und unweit zeigt uns ein Mann ein Loch im Boden. Ein Tarantelbau. "Die kommen aber erst im Dunkeln raus", sagt er ;-) Erschrocken sind wir dann später, als wir ins Zelt krabbeln wollten, läuft doch plötzlich ein riesen Spinnenfieh mit 'nem Affenzahn auf mich zu. Ja, mein Schock war dann doch größer als die Spinne selbst, aber zu unseren bekannten Arten war sie schon pelzig mächtig, beeindruckend ;-)

    Am nächten Morgen werden wir beim Müslifrühstück von einer Familie Nasenbären, einem Pfauentruthahn, einem minischweinähnlichem Irgendwas, vielen riesigen blauen Schmetterlingen und einer Menge Vögel begrüßt.

    Ein Gedicht!

    Heute geht es dann noch in ein Biosphärenreservat und morgen auf den Weg in Richtung Guatemalas Südosten, nach Semuc Champey!

    Hasta luego
    Ariane und Marco
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  • Fray Bartolome de las Casas, Guatemala

    28. August 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 31 °C

    Hola,

    eigentlich wollten wir heute nach Semuc Champey fahren, doch irgendwie war dann an einer Kreuzung unsere Fahrt für diesen Tag beendet...

    So begann der Tag:
    Wir steigen in El Remate wieder in einen Collectivo, man sagt hier auch Hühnerbusse dazu ;-) und los geht es nach Semuc Champey. Wir freuen uns wieder auf eine hoffentlich aufregende und abenteuerliche Fahrt mit vielen Eindrücken. Wir wissen, daß wir in Santa Elena umsteigen müssen. Nur ist es nicht immer einfach. Wir bitten meist die Busbegleiter uns zu sagen, wo wir aussteigen müssen, denn Schilder, oder irgendetwas, was auf eine Haltestelle hinweist, gibt es nirgends. So hält der Bus diesmal einfach im Vorort. Wir sollen ein Tuk Tuk zur nächsten Haltestelle nehmen. Wir sind mal wieder etwas irritiert, aber...
    ... mein Tuk-Tuk-Traum geht in Erfüllung :-)... Das hat schon was von Achterbahnfahrt, wenn der Fahrer meint er beherrscht sein Gefährt. Toll!

    Sobald man aussteigt stürzen sich unzählige Hühnerbus-Fahrer auf uns und jeder glaubt für uns die beste Verbindung zum nächsten Ort anbieten zu können. Auch die Preise scheinen uns oft wie gewürfelt. Wir fühlen uns oft überrumpelt. So trauen wir der Sache nicht immer so wirklich und müssen lernen nein zu sagen. Was wir auch tun, als einer meint, dass es in unserer gewünschten Richtung nicht weiter geht!

    Nach gut 4 Stunden Fahrt werden wir an einer Kreuzung mit den Worten rausgelassen: Hier ist euer Ziel, aber eine Weiterfahrt dauert bis nach Semuc Champey über El Pajal etwa 4 Stunden und heute fährt in diese Richtung niemand mehr. Man könnte einen LKW oder Pick-Up anhalten... Hatten die Busfahrer an der Kreuzung doch Recht... sowas 🤔

    ...ok, wir versuchen es mit trampen!...

    "Es fährt keine Sau in die Richtung", "Die Säcke biegen alle links ab...", "... Das wird nichts!"
    Planänderung...
    Und so halten wir doch einen Bus an, der links abbiegt, sodass wir hier nicht noch versauern.

    Wir fahren nun also nach Fray Bartolome und versuchen herauszufinden, wann es für uns weiter geht. Es ist ein Graus! Der eine sagt, der nächste Collectivo fährt morgen früh um 5 Uhr, der Nächste sagt um 7 Uhr. Dann glaubt einer um 6 Uhr. Wiederum einer um 8:30 Uhr!? Wir sind völlig abgenervt! Eine Unterkunft haben wir auch noch nicht und der Magen tut sein übriges! Grrr, 7 Uhr, 4:30 Uhr,...?!? Wir geben es erst einmal auf und suchen uns ein Hotel. Nachdem das erste eher einem Moloch gleicht, das zweite nicht zu bezahlen ist, steigt die Stimmung so langsam ins unermessliche!
    ... endlich ein sauberes Zimmer gefunden :-)

    Wieder abgeregt und sogar recht gut gelaunt geht es in das Städtchen zum Einkaufen und Abendessen. Gegessen wird, ihr dürft raten..., Tortillas mit Bohnenmus, aber diesmal mit Krautsalat und einem Hühnerbein.

    Hunderte von Menschen wuseln umher. Das Leben spielt sich hier nur auf der Straße ab. Wie im Wimmelbuch :-) Man könnte Stunden zusehen. Die außerplanmäßige Übernachtung Fray Bartolome hat sich gelohnt.

    Am nächsten Morgen sind wir dann um 6:00h am großen Collectivo-Busbahnhof, damit wir einige der möglichen Abfahrtszeiten abfangen können... Ein weiterer Mann erzählt uns, dass es um 8:30h nach El Pajal, einem Ort in der Nähe unseres Zieles, geht... Ein anderer ergänzt, dass der Bus gelb ist... Es bleibt spannend!...

    Jetzt sitzen wir im hoffentlich richtigen gelben Bus um erst mal nach El Pajal und dann weiter nach Semuc Champey zu kommen. Leider müssen wir noch 2 Stunden im Bus warten, bevor es los geht-8:20h will der Fahrer losfahren. So gucken wir einfach umher... und es gibt viel zu sehen:

    Während eine Frau, die zu uns eingestiegen ist, erst mal ihren gekauften Hahn im Korb in die richtige Sitzposition bringt und das Netz um seine Transport-Plastikschüssel zuzieht, werden nebenan große Säcke, Kisten und andere Waren von einem Busdach zum nächsten umgeladen. Hmm, seltsam, die Frauen scheinen unter ihren Röcken nichts an zu haben...! Man setzt sich einfach, Rock hoch, und los geht das Geschäft! Ein geschäftiges Treiben hier 😊 Die meisten Frauen haben hier gewebte lange Röcke an, die mit einem bunten gezwierbelten Strick aus Wolle an der Hüfte zusammen gebunden sind. Darüber ein Top, was in den Rock gesteckt ist. Über dem Top eine lockere Bluse. Wird etwas Geld verdient, werden die Scheine einfach von oben ins Top gesteckt.

    Das geschäftige Treiben ist enorm. Hier werden Tische geschleppt, Sonnenschirme aufgestellt und Straßenstände aufgebaut.

    Unser Bus ist angeschoben ;-) , der Motor läuft und es geht endlich los...

    Der Bus ist mit über 20 Personen mehr als proppe voll. Muss einer von hinten aussteigen, müssen erst einmal alle anderen mit aussteigen, alle wieder rein und weiter geht's. Es geht steil, auf einer Schotterpiste und zum Teil in Schrittgeschwindigkeit die Berge hoch.

    Mehrere Stunden über Schotter, Schlaglöcher in Unmengen, hoch und runter, rundum ein großes Abenteuer durchs guatemaltekische Hinterland, durch Dörfer und Wälder.

    Wir sind da :-) 2 Tage für 150 Kilometer, die sich gelohnt haben...

    Hasta Luego
    Ariane und Marco
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  • Semuc Champey

    29. August 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 30 °C

    Muchos Saludos!

    Wir sind in Lanquin, einem Ort kurz vor Semuc Champey angekommen :-) Hier ist erst mal Endstation mit dem Collectivo.

    Die Busbegleiter sind die Checker vom Dienst. Kaum haben wir angehalten, springt dieser raus und bevor wir ausgestiegen sind, liegen unsere Rucksäcke schon auf der Ladepritsche eines Pickups. Da hilft nur noch verwundert mit aufzusteigen. Die Straßen hier sind so extrem schlecht ausgebaut, dass sie mit dem miesesten Hunsrücker Feldweg noch lange nicht in Konkurrenz treten können. Mit einem Kleinbus geht hier nichts mehr.

    Über Stock und Stein geht es in einer guten halben Stunde mit 5 Mann auf der Pritsche nach Semuc. Semuc ist kein Dorf, nur ein Ort mit wenigen Hütten und eine Hand voll Verkaufsständen für Touris. Wir werden, haben es auch nicht anders erwartet, bei Ankunft gleich von gefühlt einem Dutzend Leuten in Empfang genommen, die uns eine Unterkunft anbieten, oder frische Früchte verkaufen wollen. Aber, haha, wir haben ja gelernt nein zu sagen :-)

    Ariane organisiert bei einer zuständigen Dame gleich irgendwie auf Spanisch unseren Zeltplatz, der denn zu unserer Überraschung zwischen Esstischen unter der Überdachung des Naturparkbüros sein soll. Hintergrund ist wohl der, dass wir hier in der Nacht von Sicherheitspersonal im Blickfeld sind. Denn es gab in der Vergangenheit regelmäßig Diebstähle von Touri-Eigentum und solche sind wir nun mal!

    Ja, Semuc Champey ist ein kleines Naturwunder. Und zwar stürzt hier ein Fluss in der Größe der Nahe plötzlich in ein Loch und verläuft über mehrere hundert Meter durch eine Kalksteinhöhle, bevor er wieder ans Tageslicht kommt. Das spannende ist jedoch, dass oberirdisch ein Teil des Flusses quasi auf einer Natursteinbrücke weiter verläuft und durch viele verschiedene terrassierte Becken fließt. Das ganze jetzt noch in einer gut 100 Meter tiefen Schlucht, gesäumt von Bäumen und Farnen... und...

    ... zum Baden nur so einlädt. Es ist paradiesisch :-) schaut euch die Fotos an und fühlt euch hierher versetzt... Es ist ein Traum :-)

    Wir Essen noch schnell, am Nachbartisch begleitet von 4 Polizeibeamten, zu Mittag, bevor wir in unsere Badesachen schlüpfen und springen, man will es kaum glauben, ins WARME Nass :-) Es ist ein Paradies, schwimmen durch fast jedes Becken und wollen hier einfach nicht weg. Das Wasser schimmert in allen Farbtönen zwischen Türkis und Smaragdgrün. Viele sagen, es wäre der schönste Ort in Guatemala!

    Es wird Stück für Stück dunkler und unser Zelt steht ja noch nicht, was uns dann zwingt das Paradies zu verlassen...

    Während wir unser Zelt aufschlagen, richtet sich das "Sicherheitspersonal", bestehend aus 2 jungen Männern, mit Matratzen ihr Nachtlager unweit von uns ein. Wobei wir uns fragen, wie diese zivil aussehenden Jungs als Sicherheitspersonal dienen sollen. Naja, zumindest halten sie uns einen wirklich unangenehmen Bettler vom Hals! Mit ihnen schlafen noch bestimmt weitere 8 Personen auf Matratzen unter dem Dach des Besucherzentrums. Sie arbeiten hier und gehen abends nicht nach Hause. Die Stimmung ist recht gut - es wird viel gelacht... Wir verstehen leider nichts... 🙄 Gute Nacht!

    Um 5:30 Uhr rappelt der Wecker. Wir müssen früh raus. Wir haben uns für heute bei Terry in Huehuetenango angemeldet. Es ist schade, diesen traumhaften Ort nach nur kurzer Zeit wieder verlassen zu müssen. Haben halt einen Tag bedingt der kuriosen Hinfahrt verloren. Schade!

    Auf der Pickup-Pritsche geht es mit gut 10 weiteren Leuten, die vermutlich zur Arbeit müssen, wieder nach Lanquin, um von dort mit kurzem Aufenthalt in Coban in einem Ganztagstrip über bekannt miserable Straßen nach Huehuetenango, im Nordwesten Guatemalas zu fahren...

    Während der Fahrt hören wir immer ein Klappern auf dem Busdach. Es stellt sich heraus, dass unsere Rucksäcke nicht richtig befestigt sind. Dann passiert etwas für uns unvorstellbares, der Busbegleiter öffnet während der Fahrt ein Fenster, klettert gekonnt heraus auf das Dach und kommt erst nach getaner Arbeit Kilometer später auf gleichem Weg wieder in den Bus. Verrückt ;-)

    Um 22:00 Uhr fallen wir bei Terry hundemüde ins Bett...
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  • Huehuetenango, Guatemala

    1. September 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 26 °C

    Buenos Dias,

    nach den doch so manches mal stressigen Reistagen, haben wir bei Terry jetzt mal 10 Tage Urlaub :-) Sie wohnt in ihrem Elternhaus am Rande des Stadtzentrums von Huehuetenango. Die Einheimischen sagen einfach Huehue [uäuä]. Huehue liegt recht schön ein einem Tal in den Bergen auf knapp 2.000 m Höhe. Es ist zwar fast genauso heiß bei 30°C wie im Osten Guatemalas, jedoch nicht so unerträglich feucht. Wir haben jetzt auch mal eine Bettdecke, wenn auch nur ein dünnes Tuch.

    Huehue, soll eine recht schöne Stadt im Altiplano sein. Jedoch ist dies relativ zu sehen. Sobald man aus dem Haus kommt schlägt einem erstmal die heiße Luft gefolgt von extremen Autoabgasen ins Gesicht und wenn noch ein LKW, oder Bus vorbei fährt, bleibt einem die Luft im Halse hängen. Ja, die Busse und LKW...! Wie unsere alten Autos nach Afrika verschifft werden, scheint Mittelamerika den 80er Jahre Blechschrott der Amerikaner ergattern zu wollen. Was die Karren dann aber interessant macht ist die Tatsache, dass man keinen TÜV braucht. Dann noch dutzend Personen aufm Dach, oder so überladen, dass sich die Achsen biegen, wird dies allein beim Anblick zum Abenteuer.... Was würde ich hier für Spaßmobile bauen können, ohne gleich 'ne Strafe zu bekommen.

    Es gibt aber auch wirklich tolle Flecken Erde hier in Huehue!

    Die Möglichkeit bei Terry für eine Zeit bleiben zu können, gibt uns die Möglichkeit etwas in die guatemaltekische Gesellschaft einzutauchen.

    So gehen wir gemeinsam in einem Gottesdienst in die Kirche. Naja, Kirche haben wir bisher etwas anders definiert. Es ist eher eine offene Blechhalle, geschmückt mit vielen Tüchern und Plastikblumen. Wir sitzen auf Plastikstühlen und zu Beginn ähnelt der Gottesdienst eher einem Rockkonzert. Schlagzeug, E- und Akkustikguitarre, Sänger und Backround Chor. Die Gemeinde steht, klatscht und singt mit Elan mit. Uns war bisher nicht bewusst, dass es Orgeln nur in Europa gibt! Die Kinder hingegen sind nach dem Rockkonzert alle ins Untergeschoss zum Kindergottesdienst verbannt bevor erst richtig los geht. Es folgt eine Predigt par excellence für sage und schreibe 2 volle Stunden mit Applaus und lobende Zwischenrufe. Wir denken es ist gut nur einen Bruchteil verstanden zu haben... ;-)

    Habe ich doch beim Packen zu Hause gedacht, man bräuchte nur eine Hose (jaja, der Gewichtsparwahn!), kam doch beim ersten Waschen der Hose die Erkenntnis...! Während dem Trocknen "naggisch" rumlaufen ist eher uncool! Also nimmt mich Terry an der Hand zum nächst besten Klamottenladen um die Ecke. Ihr werdet es nicht glauben...
    ... 1 Minute suchen und 1 Quetzales, umgerechnet 11 Eurocent für ne Hose. Ich hätt' 20 Hosen kaufen können. Sch... auf's Gewicht :-)

    Mit Terry's 30 Jahre alten Ford Geländewagen üben wir uns durch Huehue's Straßenchaos. Verrückt ist, dass all' das erlaubt ist, was zu Hause verboten ist. Kurz: Es gibt keine Regeln ;-/ kein Rechts vor Links, rechts überholen ist der Hit, keine Verkehrsschilder und trotzdem gibt es massenweise Einbahnstraßen. Wissen die Götter woher die Einheimischen das wissen?!..? Ohne zielstrebige Guatemaltekin auf dem Beifahresitz fast unmöglich.

    Wir fahren zum Einkaufen, zur hiesigen Mam-Maya Stadt Zaculeu und mit dem Hühnerbus (Terry traut ihrem Ford nicht wirklich) auf einen Aussichtspunkt auf etwas über 3.000 m außerhalb der Stadt, um von dort über Huehue und die umliegenden Vulkane zu sehen.

    Wir holen regelmäßig Nahomy, Terry's Tochter in der Schule ab und dürfen an einer großen Schul-Tanzveranstaltung zusehen. Schuluniformen sind uns ja nicht unbekannt. Verrückt ist aber, dass für den von jeder Klasse eingeübten Tanz extra Kleider für jeden Schüler der Schule genäht werden mussten.

    Apropos Tanzen! Terry betreibt eine kleine Tanzschule bei sich im Hause. Wir haben uns angeboten, ein wenig Instandhaltungsmaßnahmen zu machen und versuchen die unverputzten Wände (das macht man hier so 🤔) mit guatemaltekischer Latexfarbe zu streichen. Es ist unglaublich, was man sich hier getraut zu verkaufen. Nach 2 halben Tagen und sage und schreibe 25 Quadratmetern sind wir fertig! Zumindest für hiesigen Anspruch :-)

    Mittwochabend dürfen wir bei einem Dance- und Ballettauftritt der Tanzschule im Theater von Huehue dabei sein. Ein selten schöner Anblick. Das Theater aus spanischer Kolonialzeit ist eine Augenweide und wir bekommen on top noch eine kleine Führung. Bevor die Auftritte losgehen, wird noch mit Hand auf'm Herzen die Nationalhymne gesungen und wir sind uns sicher, in den vergangenen Tagen öfter die guatemaltekische Nationalhymne gehört zu haben, als unsere Hymne im gesamten letzten Jahr zu Hause (trotz Fußball WM!)

    An unserem letzten Tag in Huehue laden wir Terry nochmal zum Essen in ein gutes Restaurant ein. Was probiert man natürlich... Traditionelles: Michelada! Klingt gut, oder? Höret und staunt: 700ml, davon 50 % Bier mit nochmal 50% aus Tomatensaft, Limetten, Pfeffer, Salz, Chili und Sojasoße... Wenn das nicht schon schlimm genug wäre ist der Glasrand auch noch in Salz getunkt. Die schlimmste Befürchtung wird wahr... Es ist beim besten Willen, gut Zureden und mit Tränen in den Augen unter keinen Umständen zu genießen!

    Jaja..., hier haben wir viel, viel Zeit um zu sehen wie hier die Welt so tickt. Das ein, oder andere unglaubliche, nervenaufreibende und schöne erzählen wir ein andermal...

    Hast luego
    Ariane y Marco 🙂
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  • San Pedro La Laguna, Lago de Atitlan

    9. September 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 23 °C

    Da sind wir wieder..., buenos!

    Wir sind zum Atitlan-See aufgebrochen und hatten das große Glück den größten Teil der Strecke von einem Freund von Terry im Auto mitgenommen zu werden. Die Fahrt ist für unsere bisherigen Erfahrungen super komfortabel. Das liegt zum einem am Auto, zum anderen daran, dass wir auf der in diesem Teil vollständig asphaltierten "Panamericana" unterwegs sind. Nachdem wir an einer Kreuzung rausgelassen werden, erreichen wir nach zwei kleinen Busverbindungen den Ort Panajachel am Atitlan.

    Panajachel ist der Hauptort am See. Von hier aus geht es am schnellsten nur noch mit Wassertaxis zu den einzelnen Orten am See. Für umgerechnet 25 Hosen ;-) pro Person fahren wir mit dem Boot auf die andere Seite des Sees zu unserem Zuhause für die nächsten 3 Tage...

    ... Es ist eine entspannte, beruhigende Stimmung hier. Wir steigen vom Boot, es ist ganz still um uns. Unter dem strohgedeckten Dach des Bootsanlegers schwingt ein Mann in einer Hängematte. Unweit des Anlegers waschen Frauen ihre Wäsche im See. Bienvenidos! Willkommen in San Pedro La Laguna!

    Kaum im Städtchen angekommen hat die Ruhe ein Ende. Ein Tuktuk nach dem anderen knattert an uns vorbei. Es ist ein Tuktuk-Paradies hier! Überall Musik, Bars, Cafés, kleine Geschäfte. Alles etwas alternativ ;-) Viele Orte am See sind zweigeteilt. In Ufernähe ein touristischer Ortsteil, die Hänge aufwärts wohnen die heimischen Mayas.

    Wir wollen den faszinierenden Blick über den Atitlan, der von 3 Vulkanen umgeben ist, von einem Aussichtsberg, dem "Indian Nose" genießen. Der Aufstieg beginnt im Nachbarort San Juan... Unglaublich was wir dort erleben: Am Ortseingang ein Kontrollposten mit Schranke. Hier muss jeder Bus, oder LKW, der den Ort durchfährt, Zoll bezahlen. Das fällt uns an mehreren Orten am See auf. Verrückt, wie im Mittelalter! Am Beginn des Wanderweges müssen wir 30 Quetzales pro Person Eintritt bezahlen (hmm, für einen normalen Wanderweg!), zu Hause nicht vorstellbar! Soweit alles ok! Nachdem wir jedoch mitgeteilt bekommen, dass die Bergspitze zur Nachbargemeinde gehört und dort ein weiterer Eintrittspreis anfällt, fallen wir fast vom Glauben ab. "Die spinnen doch, die Mayas!" Wir entscheiden den wirklich wunderschönen Pfad dann eben nur bis 5 m vor die Bergspitze zu gehen...
    ...Dennoch ein grandioser Ausblick, auch ohne den Wegezoll zu zahlen.

    Die Dörfer am Atitlan sind fast ausschließlich von der indigenen Bevölkerung (Mayas) bewohnt, die auch knapp die Hälfte der gesamten Bevölkerung Guatemalas darstellt. Sie wohnen fast ausschließlich in Ziegel-, oder Betonhäusern mit nur einem Zimmer mit Blech-, Ziegel-, oder Strohdach. Viele Häuser haben einen Boden aus Erde, einen Ofen, oder Feuerstelle und minimale Einrichtung, die scheinbar nicht mehr als ein paar karge Betten und ein paar Töpfe beinhalten. Ich könnte tausend Fotos machen, doch bremst mich der Respekt! Nicht einmal bleiben wir länger stehen um zu gucken! Und dennoch sind wir erstaunt, wie hilfsbereit, höflich und gelassen die Guatemalteken sind. Es ist schwierig für uns zu fassen, was sich hinter dieser höflichen Fassade abspielt! Sie scheinen den Stress, die Sorgen und Hektik der modernen Gesellschaft nicht zu kennen, was offensichtlich nicht daran liegt, dass sie sich nicht auch um Geld und Arbeit sorgen müssen!

    Wumms! Und wieder schallt ein Knall durch die Straßen San Pedro's. Ein Polenböller ist nichts dagegen! ;-) Seit unserer Ankunft hören wir dieses Phänomen fast jede halbe bis volle Stunde und das bis in die späten Abend-, beinahe Nachtstunden. Dem müssen wir nach gehen,... und wir werden etwas schlauer... So werden Knallkörper in den Himmel geschossen, die dann erst in großer Höhe explodieren. Den Knall muss man am ganzen Atitlan hören! Wie uns jemand erzählt , muss es einen religiösen Hintergrund haben. Abgeschossen werden die Superknaller kuriose weise an der katholischen Kirche... Die Bedeutung bleibt uns jedoch noch ein Rätsel...!?

    Die Straßen hier sind voll mit Menschen. Keine Straße ohne ein Dutzend kleiner Geschäfte. Wir gehen hier viel durch die Straßen spazieren. Wahnsinn, was in den Dörfern und kleinen Städten los ist. Jeder scheint im Freien zu sein, oder zu leben. Am Seeufer waschen Frauen die Wäsche und Männer angeln. Doch irgendwie ist etwas seltsam am Ufer. Bis zu 100 Meter entfernt vom Ufer stehen verlassene Häuser und abgestorbene Bäume hüfthoch im Wasser. An der Regenzeit kann das ja nicht liegen! Man erzählt uns dann, dass der Wasserstand seit etwa 8 Jahren steigt. Man vermutet, dass nach einem Erdbeben ein natürlicher Ablauf im See verschlossen wurde. Ältere Einwohner berichten davon, dass dieses Phänomen alle 50 Jahre auftreten würde. Genau scheint man es aber nicht zu wissen. Verrückt, denn hierdurch haben viele Grundbesitzer ihr ganzes Land verloren!

    Nach drei wunderschönen Tagen verlassen wir nicht nur eine tolle Unterkunft, interessante Dörfer und Menschen, sondern auch einen beeindruckend schönen Atitlan-See in Richtung Antigua...

    ¡Muchos Saludos!
    Ariane & Marco
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  • Antigua, Guatemala

    23. September 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 22 °C

    Hola, ihr Daheim-Gebliebenen!

    In Antigua angekommen zeigt sich die ganze Pracht kolonialer Vergangenheit Spaniens. Und doch ist es hier nicht wirklich typisch spanisch! Die Architektur hat einen auffälligen arabischen Einfluß. Die gerasterten, eingeschossigen Straßenzüge sind gesäumt von bunten, farbenfrohen Atriumhäusern mit zum Teil wunderschönen Innenhöfen. Was es aber so beeindruckend lebhaft und besonders hier macht, sind die überall offenen Türen und Hoftore, hinter denen sich Cafés und kleine Geschäfte verstecken.

    Wir haben uns in einer kleinen Pension etwas außerhalb des Zentrums für 14 Tage eingenistet und teilen uns diese mit einem jungen polnischen Auswanderer-Pärchen, die hier die Pension betreiben und mit guatemaltekischen Ledertaschen und Schuhen handeln. Anna und Adam sind echt liebe Leute. Wen es interessiert-hier der Link (https://semprearte.com/) ein bisschen Werbung für die beiden... wirklich schöne Sachen!

    Ariane hat sich das große Ziel gesteckt hier eine Sprachschule zu besuchen um ihre Spanischkünste zu perfektionieren, während ich mich weiter mit den Basics der Basics zufrieden gebe und mich währenddessen an den vielen Kirchen und Klöstern, die einen Charme des Niedergangs versprühen, dem Treiben auf den Plätzen und Straßen, oder beim Blog Schreiben erfreue.

    Zwei Wochen am selben Ort lassen bei uns fast das Gefühl aufkommen hier angekommen zu sein, da sich eine gewisse tägliche Regelmäßigkeit einschleicht: Aufstehen, Frühstücken, manchmal Hunsrücker Zeitung lesen (Marco), Schulbank drücken (Ariane) und abends Sport machen, oder zum Markt schlendern und zusammen Kochen :-)

    Apropos Markt! Einerseits sind die lokalen Märkte ein Paradies von bisher ungeahnter Vielfalt und Frische, andererseits kommt immer mehr unmessbarer Unmut über die Geschäftsgebaren der Einheimischen bei uns auf, die ständig versuchen bei uns mehr Geld rauszuholen wie üblich. Wir versuchen täglich mit neuer Taktik dem Herr zu werden... Wir können uns als Weiße einfach nicht verstecken! Hier wird nicht gehandelt..., hier wird einfach nur beschissen! So zumindest unser Gefühl und das ohne die Miene zu verziehen. Sogar die Kinder beherrschen dieses Gebaren in Perfektion. Interessant ist es aber trotzdem ;-)

    Beim Volleyball Spielen unweit unserer Unterkunft (wir haben unseren Ball dabei :-) cool gell, wurden wir angesprochen, ob wir mit einer Gruppe Einheimischer mitspielen wollen. Was wir natürlich nicht ausschlagen und so werden wir sogar eingeladen, bei deren Training montags und mittwochs in der nahe gelegenen Sporthalle teilzunehmen. Cool, sagen wir uns und gehen zum Training. Die Folge: Muskelkater an allen erdenklichen Stellen ;-) Interessant, mit welchen Trainingsbedingungen man hier zurecht kommt. Betonboden und zum Teil zerfetzte Bälle. Wir sind zuhause ganz schön verwöhnt! Blöd ist nur, dass das Training erst um 22 Uhr abends zu Ende geht...

    ...Es ist leider auch hier nicht ganz ungefährlich, sich alleine, oder im Dunkeln draußen aufzu
    halten. Die Tage erst, erzählt uns Anna, ist eine Mitbewohnerin der Pension überfallen worden. Glücklicherweise kam sie mit kleineren Blessuren davon. Handy und Co. waren jedoch weg!

    15. September - Es ist Unabhängigkeitstag, "Es una gran Fiesta 😀"

    Über ganze drei Tage ist Antigua ein großes Fest. Hauptsächlich dreht sich alles um die stattfindenden Straßenumzüge, die begleitet werden von tausenden Menschen. Gestaltet werden die Umzüge überwiegend von den Schulen der Region. So präsentieren sie sich mit ihrer Trommlergruppe und Blaskapelle und alle Schüler, die kein Instrument spielen, tanzen mit Fahnen und ihrer Schultracht vorneweg. Dann kommt noch hinzu, dass die besten der Schule, oder des jeweiligen Schulfachs mit Scherpe am Umzug teilnehmen und vorneweg gehen. Da werden eben gleich die Helden gekührt :-) Neben den Schulen präsentieren sich Feuerwehr und Rettungsdienst, Polizei, Militär und eben alles was der Staat so zu bieten hat. Meist eben mit riesen Getöse. Es wird in die Tuba geblasen, auf Schildkrötenpanzern getrommelt und Piñatas gesprengt (das wäre das richtige für mich gewesen :-) Und alles eben in Uniform, Nationalfarben und Fahne. Wenn ihr denkt, der Straßenumzug sei nach einer Stunde vorbei, der irrt sich. Ganze acht Stunden Umzugsmarathon. Freitags die Kiddies, samstags die Größeren und sonntags das volle Programm. Man versteht hier zu feiern.. :-)

    Was wir jedoch nicht verstanden haben ist folgendes: Über die ganzen Feiertage treffen sich Menschen, meist Jugendliche in Gruppen bis vielleicht 30 Personen, binden sich Stirnbänder mit "Guate" (für Guatemala) um und laufen zum Rathaus. Dort befindet sich eine Reiterskulptur mit brennender Flamme, an der die Läufer ihre Fackeln anzünden (wie bei Olympia) und loslaufen. In Summe müssen es hunderte Gruppen gewesen sein...

    Das tolle ist, sogar Ariane ist oft einen ganzen Kopf größer als 99% aller Guatemalteken und so haben wir immer den besten Blick auf das Geschehen :-)

    Genug von Stadt und Alltag. Wir haben uns entschieden unsere Rucksäcke zu packen, um den unweit von Antigua drohnenden Volcan de Acatenango mit seinen 3976m zu besteigen. Wir sind gespannt, ob wir den zwei Tagesmarsch konditionell schaffen werden...

    Bis die Tage und viele Grüße aus Guatemala
    Ariane & Marco
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  • Volcan Acatenango, Guatemala

    24. September 2018 in Guatemala ⋅ 🌧 14 °C

    Bueno!

    Gut ausgeschlafen, kräftig gefrühstückt :-) und die Rucksäcke gepackt. Wir haben uns gedacht für diese Tour einen englisch sprechenden Bergführer bei einer Agentur zu organisieren, der uns zum Gipfel führen soll. Für schlappe 225 Quetzales (25€) inkl. Mittag- und Abendessen sowie einem Frühstück, warmer Kleidung und einem bereits aufgestellten Zelt. Und dann sollen wir sogar noch um 8:00 Uhr unweit unserer Unterkunft abgeholt werden. Ein Spott-Preis!

    Wir hätten es uns ja denken können! Um 9:00 Uhr hocken wir noch immer am Treffpunkt und rechnen eigentlich schon damit samt unseres Gepäcks wieder "Heim" zu gehen. Doch dann hält um fast halb 10 doch ein Kleinbus, voll mit einer Horde junger Israelis, die ebenfalls mit einem Guide zum Vulkan wollen. Der Busfahrer, für Guatemalteken überraschend unhöflich, und angeblich der Chef der Agentur, fährt uns erst mal in einen Nachbarort, damit wir uns alle warme Second-Hand-Jacken aussuchen können.

    Soweit so gut, am Fuße des Acatenangos angekommen, werden wir als einzige an einem Straßenrand buchstäblich rausgeworfen! "Ihr Zwei..., aussteigen! Und das ist euer Guide!"...?
    Vor uns steht ein 64 jähriger spanisch sprechender Bergführer, Yippee! Nach Arianes erfolgloser Diskussion mit dem "freundlichen" Busfahrer fährt dieser mit seinen Israelis weiter.

    Nachdem wir uns noch einmal sortiert haben, ziehen wir drei, Ariane, Marco und Prudensio (unser Guide) los. Wir stellen nach kurzer Zeit fest, dass es doch besser kaum gehen kann: 1. Wir sind nur zu Dritt (ohne die Horde), 2. Prudensio ist top fit (besser als wir ;-) und 3. auch noch guatemaltekisch freundlich. Während des Aufstieges erklärt er uns, wie er früher aus den Gräsern am Wegesrand Dächer gedeckt hat, oder dass der Lavasand, auf dem wir wandern vom noch aktiven Nachbarvulkan, El Fuego kommt! Vorbei an Wiesen und Äckern, durch Wald und steil über Lavasand erreichen wir nach wenigen Stunden das Lager für die Nacht.

    Während wir unser optisch recht desulates Zelt, welches man mit Planen doppelt und dreifach abgedeckt hatte, bestaunen, macht unser Guide das Feuer und kocht für uns eine heiße Schokolade...!
    ... Siehe da, die Israelis kommen auch irgendwann an und mit den Israelis der Regen. Es schüttet über Stunden wie aus Eimern. Was uns die Laune aber nicht verdirbt. Wir sitzen am warmen Feuer unter einem trockenen Verschlag und kochen unsere Pasta, während sich die 9 Israelis im Kollektiv gegen 18:00h im Großraumzelt und nach einem Joint für die Partynacht fit schlafen. Deren Guide ist der 23-jährige Sohn unseres Guides, der ebenfalls total nett ist. Er erzählt, dass das mit den israelischen Gruppen immer so ist. Sie übernachten in Antigua in einem israelischen Hostel. Von dort bekommen sie auch ihr Essenspaket, das mit einem Pferd ins Lager gebracht wurde. Im Lager sind die dann eher für sich und interessieren sich kaum für andere - so haben wir es such erfahren. Nachdem die Israelis gegen 20:00 Uhr so langsam aus den Federn kommen, krabbeln wir in unser Zelt, denn um 3:30 soll es los zum Gipfel gehen.

    Um 1 Uhr werden wir wach. Es ist sternklare Nacht und draußen grollt und donnert es!..? Wir krabbeln aus den Schlafsäcken und glauben unseren Augen kaum. Nur etwa einen Kilometer entfernt sind wir Zeugen von Eruptionen des Nachbarvulkans El Fuego. Er speit leuchtend rote Lava und Aschewolken aus seinem Krater. Nicht viel, aber sehr, sehr beeindruckend! Ein unglaubliches Bild, denn von hier aus ist in der Ferne auch der Vulkan Pacaya zu sehen, der ebenfalls pausenlos Magmafontainen in den Himmel schleudert. Nur leider ist es hier auf 3.400m Höhe bitter kalt und so verschlägt es uns nach kurzer Zeit doch wieder in den Schlafsack. An Schlafen ist übrigens nicht zu denken, da wir bis 2 Uhr durch ein pausenloses Gekröle auf israelisch unterhalten werden und die Damen der Schöpfung auch noch unüberhörbar neben unser Zelt p....n.

    3:30 Uhr, der Wecker klingelt. Wir sind schon auf den Beinen und sind diesmal fasziniert vom wolkenfreien Ausblick auf das Lichtermeer von Antigua und Guatemala City. El Fuego hingegen ist still geworden. Bevor wir aufbrechen machen wir das Feuer wieder fit für einen Kaffee ;-) Was wir erst später erfahren: Der englischsprachige Guide der Israelis wird beim Weckversuch selbiger aus dem Großraumzelt verbannt. Von den Israelis war keiner auf dem Gipfel!

    Wir hingegen waren rechtzeitig vor Sonnenaufgang gegen 6 Uhr am Gipfelkrater. Unvergesslich! Welch ein Blick auf das Lichtermeer der Städte, die Vulkane El Fuego, El Agua, El Pacaya (der weiterhin fleißig Lava speit!), weitere 4 Vulkane, den Blick bis zum Atitlan-See und natürlich den Sonnenaufgang!

    Nur eines macht einen längeren Aufenthalt hier oben unmöglich: Die Temperaturen liegen weit unter Null und es stürmt ohne Ende...! Wir müssen uns ständig in den Windschatten im Krater zurück ziehen. Unser Guide scheint auch noch echt miserabele Kleidung zu haben. Er hüpft hin und her und verzieht sich in eine Schutzhütte im Krater. Wir treten den Rückzug an...

    Nachdem wir Prudensio sagen, dass wir den Weg zum Lager alleine finden und er ruhig vorgehen kann, läuft er urplötzlich, wie von einer Tarantel gestochen und mit beeindruckender Akrobatik den Hang hinunter, "... der muss echt gefroren haben!"

    Einige hundert Meter unterhalb des Gipfels sitzen wir nun in der von der Morgensonne angewärmten alten Lavasand in Hang und genießen den unvergesslichen Start in den Tag...

    Es ist unser letzter Tag in Guatemala :-)

    Saludos
    Ariane und Marco
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  • Der Norden Costa Ricas

    1. Oktober 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 32 °C

    Bienvenidos a Costa Rica!

    Nachdem uns ein viel reisender Pastor in Huehuetenango aus Gründen der politisch bedingt gefährlichen Sicherheitslage von einer Reise nach Nicaragua abrät, erfahren wir von anderen, daß man die Grenzübergänge für Ausländer in unregelmäßigen Abständen schließt. Uns ist das zu "heiß" und unkalkulierbar. So entschließen wir uns für die nicht nur sicherste, sondern auch schnellste und kostengünstigste Variante: Wir fliegen über El Salvador nach San Jose in Costa Rica ;-)

    Es wirkt schon fast wie ein Kulturschock, im positiven Sinne! Was wir auf den ersten Blick erkennen sind asphaltierte Straßen, es liegt kein Müll herum und es gibt sogar ein Müll-Trennsystem. Die Infrastruktur scheint bedeutend besser ausgebaut zu sein als in Guatemala. Aber es ist genauso teuer wie in Deutschland, manchmal sogar wie in der Schweiz, nicht nur weil wir mit 10.000 Colones-Scheinen einkaufen gehen!

    Nachdem wir feststellen, daß die Orte, die wir in diesem schönen Land besuchen wollen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht, oder nur schwer erreichbar sind, entscheiden wir uns für die Miete eines Autos :-) einen Daihatsu Plastikjeep und los geht es... !

    Erstmal hat Marco beim Öffnen des Handschuhfaches selbiges komplett in der Hand und nach einer wirklich sehr holprigen Straße auf dem Weg zum Parque National Volcan Barva quietschen unsere Hinterradbremsen ohne Pause. Wir sind gespannt, wie das noch weiter geht ;-) Hmm, eben gar nicht! Wir scheitern an den in diesem Bereich der Berge doch miserablen Straßenverhältnissen zum Nationalpark und entscheiden uns nach einer Nacht im Auto zum Volcan Poas zu fahren. Dort angekommen verlangt man von uns am Park National Volcan Poas 30 US$ Eintrittsgelder mit der Vorgabe sich nur max. 20 Minuten am Krater aufhalten zu dürfen. Warum erklärt sich uns nicht - vielleicht wegen der giftigen Dämpfe. Aber für den Hin- und Rückweg darf man auch jeweils nur 20 Minuten brauchen... Dann soll man nach Stunde wieder aus dem Park draußen sein...? Uff-da sind wir echt zu geizig. Schließlich müssen wir mit unserem Geld noch ein 3/4 Jahr haushalten!... Und wir wollen uns in den Parks Zeit lassen, falls es etwas zu sehen gibt - ohne dass man ständig auf die Uhr schauen muss, wann man wieder draußen sein muss!

    Da es in Costa Rica nur so von Vulkanen wimmelt und wir ja anders als bisher mit unserem Auto super flexibel sind, zieht es uns nach Norden zum Volcan Arenal und gleichnamigen See. Leider regnet es und die Sicht auf die Vulkane bleiben uns während unseres zweitägigen Aufenthaltes verwährt. Dennoch machen wir einige sehr beeindruckende Wanderungen durch den "Regen"wald ;-) Neben Affen, Horden von Nasenbären, unzähligen Vögeln und sonstigem uns unbekanntem Getier, gibt es hier riesige, also wirklich sehr riesige Ceiba-Bäume, die uns in ihren Bann ziehen.

    Das trübe Wetter im Inland zieht uns an die Pazifikküste an der Grenze zu Nicaragua in den Parque Nacional Santa Rosa...

    "Na, wo stellen wir unser Zelt auf? Neben den Leguanen, oder da bei den gaffenden Geiern, die scheinbar nur darauf warten...!", "Stell' es lieber da drüben hin, hier sind so viele Riesen-Ameisen!", "Hier will ich auch nicht, über uns sitzen Affen im Baum...!"
    Wir entscheiden uns für den Platz bei den Leguanen, warum..., vielleicht weil sie in unseren Augen das geringste Übel darstellen ;-)

    Wir sind an einem wundervollen Ort gelandet, mitten in einem nur so von Flora und Fauna wimmelnden tropischen Trockenwald. Und... Es regnet nicht mehr! Wir wandern den Weg an die 14 km entfernte Pazifikküste und es ist wirklich anstrengend. Dort angekommen erblicken wir den bisher schönsten Ort unserer Reise. Ein Strand von unglaublicher Schönheit, ohne Tourismus, ohne Häuser, ohne Menschen. Ganze 6 km lang, weißer Sand, Palmen und ein großartiger Wellengang. Wir laufen durch den heißen Sand und springen in die Wellen. Das Wasser ist ein Traum, warm, türkisblau und wunderbar flach zum darin zu baden.

    Der ganze Spaß hat nur schnell ein Ende: "Marco, guck mal..., da schwimmt ein Krokodil!", "Aber doch nicht im Salzwasser...!" Wir gehen an den Strand zurück und sehen uns die Sache mal genauer an. Oh doch, unverkennbar...! Baden beendet! So erfreuen wir uns einfach an dem wunderschönen Ausblick auf den Pazifischen Ozean bevor wir uns wieder auf den langen Rückweg zum Zelt machen müssen, denn um 6 Uhr ist es stockdunkel!

    Wir sind begeistert von der umwerfenden Schönheit der wilden Pazifikküste Costa Ricas und wollen noch etwas an der Küste bleiben. Wir fahren Richtung Süden auf die "Peninsula de Nicoya". Das Wetter hat etwas umgeschlagen und es regnet nun fast jeden Abend. Ja, es ist ja schließlich Regenzeit.

    Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit landen wir zufällig bei Gilbert, einem Meeresschildkrötenfachmann in Ostional, der ein paar wenige Zeltplätze anbietet. Es ist ein wunderschöner Ort, direkt an der Küste und einem traumhaften Strand. Gilbert versucht uns ständig eine Schildkrötenwanderung für 20 US$ (Eine abends zur Dunkelheit und eine morgens vor Sonnenaufgang) anzudrehen, die wir jedoch ablehnen und erst mal ein Bad in den "umwerfenden" Wellen des Pazifik nehmen. Nachdem er von seiner Abendtour mit zwei Schweizern zurück kommt, ruft er uns aus unserem Zelt und meint wir sollen aufstehen, er wolle uns was zeigen. Er geht mit uns einige Meter den Strand entlang und siehe da, im Licht seiner rot leuchtenden Taschenlampe entdecken wir eine etwa 70cm große und 50 kg schwere Schildkröte, die sich ans Land gekämpft hat, um ihre Eier abzulegen. Alle 15 Jahre machen sie dies am Ort ihrer eigenen "Geburt". Eine Prozedur von nur 45 Minuten, bis sie wieder, leider etwas irritiert vom Licht der Küstenbebauung, im Dunkel des Ozean verschwindet. Ein ergreifendes Gefühl und Erlebnis für uns. Vielen Dank Gilbert!
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  • Peninsula de Nicoya, Costa Rica

    7. Oktober 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 26 °C

    Hallo Ihr Lieben!

    Unser Ziel ist es eigentlich in den Süden der Peninsula de Nacoya zu fahren, um dort in die für ihre Surferszene bekannten Orte Santa Teresa und Montezuma zu fahren (die Einheimischen sagen Montefuma - fumar heißt auf Spanisch rauchen ;-). Doch wir hätten es fast vergessen, es ist Regenzeit! Auf den Schotterpisten kommt man nur sehr langsam vorwärts. Das größte Problem liegt jedoch darin, daß es auf der Strecke nur wenige Brücken gibt, sodass wir die Bäche und kleinen Flüsse furten müssen. Viele der Bäche sind durch die starken Regenfälle leider nicht passierbar und so nehmen wir einen Umweg nach dem anderen und erreichen unsere Unterkunft Santa Teresa erst nach 9 Stunden Fahrt und über 100 km Umweg! Heil froh, geduscht und gesättigt fallen wir in ins weiche Bett :-)

    ... Wir haben gut geschlafen und machen, bevor es weiter geht, noch Geschäftliches: Überweisungen von zu Hause, Post beantworten, die André uns immer scannt und in die Cloud lädt :-) und eben Reiseplanungen für die nächsten Tage. Die müssen ja auch gemacht werden! Gefrühstückt und los geht es...

    Es hat in den vergangenen Tagen schon viel geregnet. Wir denken uns, warum im Regen im Appartement sitzen, dann können wir mit unserem "Plastik-Jeep" schon mal zum 40 km entfernten Ostufer der Halbinsel fahren, um von dort morgen früh eine Fähre zum Festland zu nehmen. Was wir dann am späten Nachmittag erleben ist unglaublich und alles andere als geplant! Es regnet nicht nur, es scheint der ganze Himmel aufzugehen. Wir haben noch nie ein solch' dauerhaften und unerbittlichen Regen erlebt. Die Dörfer und Häuser stehen nach kürzester Zeit völlig unter Wasser. Hinzu kommt, daß aus der Dämmerung nun tief dunkle Nacht geworden ist. Der Scheibenwischer fliegt von links nach rechts. Im Scheinwerferlicht sehen wir nicht so gut wie tief die Fluten sind. Dabei fahren wir auf der sicheren Straße, auf der normalerweise keine Flüsse zu furten sind, doch das Wasser schießt in Massen die Hänge hinunter und fließt über die Schotterstraße. Wir können nirgends halten, denn wir fahren nur durch bergige Wälder.

    Nichts geht mehr... nachdem wir nach einigen sehr bedenklichen Furten und Straßenabschnitten mehrere Steinschläge unter das Auto bekommen, das Wasser sich gegen die Tür drückt, wird es unpassierbar. Das war echt eng. Wir bleiben auf einem verhältnismäßig sicheren hohen Abschnitt des Weges stehen und sehen uns gezwungen hier zu übernachten. Hier sind keine Bäume, kein Bach, oder eine Böschung zu erkennen. Wir stellen uns den Timer auf 15, später 30 Minuten, um die Situation um uns herum zu kontrollieren. Was eine Sch....! Die Situation haben wir völlig unterschätzt!

    Wir sind auf unserer Anhöhe nicht allein, ein Einheimischer steht auch in diesem relativ sicheren Straßenabschnitt und sagt uns, daß weder vor, noch hinter uns die Straßen befahrbar sind. Wir teilen uns unsere Kekse und warten bis zum Morgen...

    ...5:00 Uhr, es regnet weiter ununterbrochen wie aus Eimern...,
    ...7:30 Uhr, William, der ebenfalls Gestrandete, erzählt uns, daß es bis morgen weiter so regnen kann. Die Straßen seien mit dem Auto nicht mehr passierbar.

    William arbeitet bei einer Straßenbaufirma und noch in der Nacht informierte er mit dem Telefon seine Kollegen über unseren Standort. Heute morgen sind die Netze alle ausgefallen...
    ...Wir wollen es kaum glauben, gegen Mittag nieselt es nur noch! Und so nehmen wir die Gelegenheit wahr und gehen ein Stück die Straße entlang, die wir gestern gefahren sind. Wir kommen nicht weit... Es ist ein verheerendes Bild. Nachdem es wieder anfängt zu regnen gehen wir zu den Autos zurück und kaum angekommen sehen wir am Ende der Straße zwei in gelbe Regenjacken gehüllte Personen auf uns zukommen. Es sind die Kollegen von William. Es ist ein Gedicht: Sie bringen für uns Kaffee und je eine große Portion Pinto (traditionelles Frühstück: Reis mit Bohnen, Ei, Wurst und Maistortillas).

    Sie berichten uns über den katastrophalen Zustand der Straße und dass es einige Tage dauern wird, bis wir mit unseren Autos hier weg kommen. So lassen wir unsere Autos zurück und gehen alle gemeinsam die 4 Kilometer bis zum nächsten Dorf Rio Grande. Der Weg ist anstrengend. Die Straße gleicht einem Trümmerfeld und ist eher mit einem Flussbett zu vergleichen. Die Hänge sind abgerutscht, die Straße an vielen Teilen weggespült, Bäume und Strommasten umgerissen, Brücken in beide Richtungen zerstört. Vorbei an völlig überfluteten und verschlammten Viehweiden. Verheerend!

    Wir haben das Glück bei William übernachten zu dürfen. Wir erfahren, daß die komplette Halbinsel von den Folgen des Unwetters betroffen ist. Das Dorf Rio Grande hat keine nutzbare Zufahrtstraße mehr, kein Wasser, kein Strom, kein Telefon! Na super! Es ist das große Glück, dass in der Gegend sowieso gerade die Firma von William die Straße am Sanieren war und viele große Baumaschinen in der Gegend sind. So wird direkt mit dem Beheben der Schäden begonnen und erst mal so grob geflickt, dass zumindest eine Befahrung möglich wird. Wir sehen mit dem halben Dorf dabei zu, wie die Brücke an der Dorfzufahrt repariert wird. Es hat sich hier herumgesprochen, daß zwei Gingos gestrandet sind und wir Weishäupter werden natürlich immer erkannt :-) Wir werden hier von allen bestens versorgt. Melonen, Guyanas, grüne Orangen, usw. und haben keinen Grund zur Klage! Es fehlt an nichts 😉

    Die Bauarbeiten gehen super voran und wir wollen es kaum glauben, nach 2 Tagen ist zumindest die Straße zur nördlichen Fähre wieder frei. Wir werden zu unserem Auto gebracht und fahren erleichtert an die Fähre nach Playa Naranjas... Dort jedoch sind wir allein, die Fähre soll erst am nächsten Tag wieder fahren ;-) uns bleibt nichts anderes übrig, wir schlafen im Auto! Am Morgen die Ernüchterung, die Fähre fährt auch heute nicht, da die Brücke in diesem Ort ebenfalls weggespült wurde... Doof nur, daß wir hätten gestern schon das Auto in Alajuela wieder zurück geben müssen!

    Wir schauen uns die Bauarbeiten dort an und erfahren, dass es hier die nächsten zwei Tage nicht weiter geht aber die Fähre 30 km südlich erreichbar ist und wieder den Betrieb aufgenommen hat. Also: ab ins Auto... Erleichtert, wir können es kaum glauben, verlassen wir die Insel 😀

    Wow, aber so lernt man Land und Leute kennen 😊

    Hasta luego
    Ariane & Marco
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  • Bocas del Toro, Panama

    13. Oktober 2018 in Panama ⋅ ⛅ 29 °C

    Pura Vida,

    nach unseren Unwettertagen auf der Halbinsel Nicoya verschlägt es uns wieder nach San José, oder genauer nach Alajuela. Wir suchen uns eine Unterkunft für die kommenden drei Tage und Nächte um unsere feuchten Klamotten zu waschen, die Rucksäcke zu schrubben, Essen und einen neuen Bikini für Ariane zu kaufen. Den Bikini hat wohl in einer Nacht der Hund unseres Schildkrötenfachmanns geklaut. Unser Plan für die nächsten Tage sind keine Ausflüge, vielmehr müssen wir unseren Grenzübertritt nach Panama vorbereiten.

    Panama verlangt an der Grenze nämlich den Nachweis min. 500 US$ pro Person zu besitzen. Entweder in bar, oder auf der Kreditkarte. Nur wollen wir ja nicht zusammen mit 1000 US$ im Seckel durch die Lande ziehen. Aber wie weist man das aktuelle Guthaben einer Kreditkarte an einer Grenze nach? Zusätzlich darf man nur dann einreisen, wenn man schriftlich nachweisen kann, daß man das Land wieder verlässt. Da wir von Panama aus nach Südamerika, also nach Kolumbien wollen, muss also jetzt schon die Einreise nach Kolumbien organisiert werden, um überhaupt nach Panama zu kommen! Es gibt zwischen Mittel- und Südamerika keine direkte Verbindung, keine Straße, kein Grenzübergang. Es sei denn man geht zu Fuß durch das Dariengebiet. Für die Variante muss man aber eher lebensmüde sein, da dort die Mafia mit Menschen und Drogen handelt. Realistische Möglichkeiten sind nach Bogota zu fliegen, auf einem der angeblich völlig überladenen Frachtschiffe anzuheuern, eine der großen Fähren zu nehmen, oder mit dem Segelschiff über die Karibische See nach Kolumbien zu segeln. Wir entscheiden uns natürlich für die entspannteste Variante: Das Segeln! Und so chartern wir einen kleinen 51 Fuss-Einmastsegler ab Puerto Lindo in Panama nach Cartagena in Kolumbien :-)

    Bevor es aber so weit ist, wollen wir noch an die costaricanische und panamaische Karibikküste und es uns ohne Regen gut gehen lassen. Wir nehmen den Bus und fahren nach Cahuita...
    ... Wir beide sind einfach keine Strandrumgammler und können nicht mit dem Badetuch abhängen und in die Sonne starren. Das geht keine 2 Minuten gut. Einfach zu langweilig! Also treibt es uns an einen fast unberührten Küstenabschnitt unweit des Dorfes. Es ist ein wirklich urtümlicher Wald mit unzähligen Postkartenmotiven. Und wir haben auf unserer 20 km Wanderung das große Glück, lange ersehnt, ein Faultier im Wipfel eines Baumes zu sehen. Nur zu gut, dass das nicht so schnell wegspringt wie die Kapuziner Affen 😀 Es ist wie ein Gedicht! Unsere Badesachen haben wir natürlich dabei und springen in der Hitze immer mal zur Abkühlung in die karibische See. Ein Traum...!

    Costa Rica ist entscheidend fortschrittlicher als der Rest der Länder Mittelamerikas. Das sehen wir wieder, als wir an der Grenze zu Panama ankommen. Das Ausreiseprozedere aus Costa Rica entspricht zwar nicht wirklich westlicher Vorstellung, denn erst muss man in einem Tante Emma Laden zwischen Chips und Coca Cola die Ausreisegebühr zahlen und dann 100m weiter und nach einer Stunde Wartezeit den Zahlungsbeleg den Grenzbeamten vorlegen, bevor man den costaricanischen Ausreisestempel bekam. Aber nachdem wir dann nach weiteren 100m Fußmarsch über eine alte Brücke panamaischen Boden betreten, holen uns dort bekannte Bild ein: Es ist wieder alles heruntergekommen, überall liegt Müll und es ist alles andere als einladend. "Ach wie schön ist Panama!"

    Hat in unserer Kindheit nicht Janosch erzählt, daß es in Panama nach Bananen riecht ;-) ?

    Und doch, auf dem Weg mit dem Bus nach Bocas del Toro, einer Inselgruppe vor der Karibikküste, fahren wir an kilometerweiten Bananenplantagen vorbei. Bis zum Horizont nur Bananen! Das Symbol kennen wir doch! Hunderte Seecontainer mit dem Symbol der Chiquita Fruit Company sind hier aufgetürmt, oder fahren auf LKWs an uns vorbei. Also wenn wir nicht gerade im Bus sitzen würden, würde es bestimmt nach Bananen riechen 😀

    Mit dem Motorboot geht es nach Bocas, der einzigen Stadt auf den Inseln. Cool, die Häuser sind kunterbunt und alle, die an der Küste genauso wie jene im Inselinneren, auf Pfählen gebaut. So entzückend wie es klingt ist es nur leider nicht überall. Stellt man sich die Idylle noch mit einer gehörigen Portion Müll und gepaart mit fehlendem Erhaltungswille vor, sind wir in der Realität.

    Es ist anderes als auf dem Festland, die Menschen sind ein Mix aus Afroamerikanern, Latinos und Europäern. Karibisch eben ;-) Auf einer Fahrrad-Erkundungstour treffen wir einen Katalanen, der hier als Segler vor 20 Jahren hängen geblieben ist und nun Psycho-Bücher schreibt. Wir erzählen von unserem geplanten Segeltörn nach Kolumbien, worauf er uns empfiehlt in Kolumbien unbedingt "Ayahuasca" zu trinken, es wäre ein Muss. Nach unseren Mitchilada-Erfahrungen in Guatemala sind wir etwas misstrauisch und nach einem Blick in Wikipedia legen wir den Vorschlag für immer ad Akta ;-)

    Um zu unserem Abfahrtshafen Puerto Lindo zu kommen, muß man zwangsläufig über Panama City fahren und so nehmen wir uns die Zeit zwei Tage dort zu bleiben und die riesige Stadt mit ihrer UNESCO-Altstadt und natürlich dem Panamakanal und dessen gigantische Schleusenbauwerke zu besichtigen. Die Schleusen sind wirklich äußerst beeindruckend. Wir dürfen zusehen, wie fünf Ozeanriesen geschleust werden. Eine Durchfahrt kostet für die größten Pötte 450.000 US$. Aber bis wir erst mal am Kanal sind...
    ... ist es einfach wieder ein Graus. Es gibt einfach keine Beschilderungen. Weder Straßennamen, Hausnummern, noch Haltestellen. Einfach nichts. Und so fragen wir uns immer erst durch, natürlich oft mit unterschiedlichen Antworten, an welchem Bordstein, welcher Straßenecke denn der gesuchte Bus hält. Panama-City ist einfach nicht gleich Hunsrück ;-)

    Ach übrigens keine Straßenbeschilderungen...
    ... Wenn in Costa Rica jemand einen Brief schreibt, steht als Adresse oft so etwas wie: Das gelbe Haus mit den zwei Bäumen und dem blauen Zaun. Die Briefträger werden ihren Spaß haben
    - Grüße an Melli 🙃 ...

    Bis bald
    Ariane und Marco 😀
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  • Archipel San Blas, Südkaribik

    23. Oktober 2018 in Panama ⋅ ⛅ 29 °C

    Muchos Saludos de Puerto Lindo!

    Wir sind im kleinen Fischerdörfchen Puerto Lindo angekommen. Morgen soll es losgehen! Wir haben uns in einem kleinen Hostel Namens Wunderbar :-) eingebucht, um unsere Sachen für unseren 6 tägigen Törn nach Cartagena in Kolumbien zu packen. Ganz so wunderbar ist das Dörfchen jedoch nicht. Wir fragen uns von was die Menschen hier leben. Die kleinen Ein-, oder Zweizimmer-Wellblechhäuschen sind zum großen Teil völlig vernachlässigt und die Menschen sitzen scheinbar den ganzen Tag ziellos herum! Ganz schön trist.

    Um fünf Uhr nachmittags ist das Treffen mit unserem kolumbianischen Kapitän Fabian in einem kleinen Restaurant und nach einigen Instruktionen und Informationen flitzt er los, um unsere Ausreiseformalitäten zu klären. Er nimmt unsere Pässe und behält diese bis Cartagena bei sich. Schon komisch, wenn jemand deinen Pass mitnimmt und man sich nicht mehr ausweisen kann...! Nachdem er gegen 20 Uhr wieder kommt, fahren wir mit einem kleinen offenen Boot durch die Nacht in eine Nachbarbucht in der unsere kleine Segelyacht im Hafen liegt.

    Ein schmuckes Stück ist unser 50 Fuss Einmastsegler und ein wenig größer als erwartet. Hätten wir uns ja auch denken können, schließlich sind wir auch zu zwölft, plus Kapitän und 3 weiteren helfenden Händen, die für uns kochen, navigieren und uns begleiten. Wir sind eine bunt gemischte Truppe. Zwei Australier, ein Amerikaner, ein Neuseeländer, ein Engländer, eine Schweizerin und neben uns noch weitere vier Deutsche.

    Es geht nun sechs Tage über die San Blas Inseln quer über die Südkaribik nach Cartagena. Wir Zwei haben uns mit ausreichend Pillchen gegen Seekrankheit ausgestattet. Schließlich haben wir recht wenig Muße auf sechs Tage Übelkeit. Erst um 0:30 brechen wir auf. Der Plan für die ersten Tage ist, dass wir über Nacht unserem Ziel entgegen schaukeln und tagsüber das San Blas Archipel, das aus über 300 kleinen Inselchen bestehende autonome Fleckchen Erde der Kuna Yala, kennen lernen. Die Kuna Yala sind ein Volk, das sehr konservativ in kleinen aus Kokospalmen gebauten Hütten wohnen und überwiegend vom Fischfang leben. Heute aber auch vom Tourismus, wobei sie sich bisher ausnahmslos gegen den Bau von Hotels gewehrt haben :-)

    Da es ein autonomes Gebiet ist, können die Kuna Yala eigene Gesetze machen - ein Gesetz ist, dass jeder, der dort einreisen möchte, 20 USD zahlen muss. Unser Käpten hat auf einer der ersten Inseln die Einreiseformalitäten für uns geregelt.

    Witzigerweise fand zu diesem Zeitpunkt gerade ein Fußballturnier verschiedener Schulen der unterschiedlichen Inseln statt. Wir sind zur Insel geschwommen und haben es uns ein wenig angesehen. Ein Lehrer hat mit uns gesprochen und uns erklärt, dass dies eines von vielen Turnieren sei. Am nächsten Tag sei auf einer anderen das Volleyballturnier - 5 Tage hintereinander, jedes Mal eine andere Sportart auf einer anderen Insel. Das interessanteste dabei ist, dass die Schüler der verschiedenen Inseln gar nicht miteinander sprechen können, da jede Inselgruppe ihren eigenen sehr unterschiedlichen Dialekt hat!

    Es ist ein kleines Paradies hier. Morgens wird eine große Platte tropischer Früchte aufgetischt, dann, nach einem Sprung ins warme Nass erst mal eine "Katzenwäsche" gemacht. Gefischt wird nicht selbst, denn die Kuna sollen unterstützt werden. So kaufen wir vom anfahrenden Einbaumboot erstmal ein dutzend große Langusten, die wir dann abends auf einer der Inseln grillen, hmmm!

    Die Inseln sind überwiegend kaum größer als unser Garten zu Hause. Für einen Tag haben wir vor einer der kleinen Inseln den Anker ausgeworfen und können die Insel für uns nutzen, nachdem unser Kapitän den Kuna dafür bezahlt hat. So öffnen uns die Kuna in Perfektion und Kunst die frischen Kokosnüsse, wir spielen am weißen Strand Volleyball (haben ja unseren Ball dabei 😀) und im Riff vor seiner Insel ist für uns ein Paradies zum Schnorcheln. Die Unterwasserwelt ist umwerfend. Nachdem auf Ariane ein großer Rochen zuschwimmt, steht sie nach nur wenigen Augenblicken kreidebleich am Strand und wird von den in der Hängematte faulenzenden Kuna schmunzelnd und den Worten: Ein Stachelrochen? begrüßt. Es ist wie im Aquarium zu schwimmen. Wir sind umgeben von hunderten bunter Fische und Korallen.

    So schön und traumhaft die Bilder alle aussehen, so zeigen sie nicht den stetig wachsenden Bappigkeitsgrad, den jeder Passagier erfährt - geduscht wird nicht, da Wasser auf See wie Gold ist! Alternativ steht immer ein Bad in der wunderschönen "Salzbadewanne" zur Verfügung, was jedoch das bappige Gefühl auf Haut und Haar nicht weg spülen kann!

    Am Ende des dritten Tages verlassen wir das Archipel in Richtung offene See und jetzt ist's auch mit waschen im Meer nichts mehr. Wir sind gespannt wie es so ist, um sich herum nur noch Wasser zu sehen...

    Bevor wir uns in unsere Kajüte legen, trinken wir noch unseren mitgebrachten Weinbergspfirsich und genießen panamaischen Rum... Die kommende Nacht gleicht dann leider einer Tortur. Es ist eine unerträgliche Hitze in unserer Kajüte und unser Kapitän hat bei Gegenwind den Motor angeworfen, der ohrenbetäubend brummt. Es geht mit Vollgas gegen die Wellen, was dazu führt, daß wir gefühlt eine Achterbahnfahrt in Dauerschleife fahren und mit Pillen betäubt wird der folgende Tag bei gleichen Bedingungen halb verschlafen.

    Natürlich gibt es auch die besonderen Momente auf hoher See. Wir werden mehrfach von Schulen unzähliger Delfine begleitet und bekommen das ein oder andere Mal Besuch verschiedenster Vögel. Man wird schon manches Mal nachdenklich, wenn man in die endlose Ferne schaut und sich die Sonne vor ihrem Untergang im Wellengang spiegelt.

    Noch vor Sonnenaufgang am sechsten Tag morgens um 5 Uhr laufen wir vorbei an riesigen Containerschiffen, aber auch vielen kleinen Seglern wie unserem, im Hafen von Cartagena ein. Wir sind in Südamerika :-) Jetzt gilt es nur noch mal unsere Pässe zu organisieren. Diese hat unser Kapitän hoffentlich zu einem Büro in der Stadt gebracht, welches unsere Einreiseformalitäten regelt. Ein seltsames Prozedere, aber ein Hafen hat ja keinen Grenzübergang! Um 15:00 Uhr haben wir endlich unseren Stempel... Wir sind nun offiziell in Kolumbien 😀

    ... und ab in die Dusche :-)

    Hasta luego
    Ariane y Marco
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  • Ein Resumee, Zentralamerika

    25. Oktober 2018 in Kolumbien ⋅ ☀️ 31 °C

    Hola!

    Wir haben Zentralamerika hinter uns gelassen - Zeit für einen Rückblick. Oft unterhalten wir uns über die Unterschiede, die wir von Land zu Land, von Kultur zu Kultur gesehen haben - und vergleichen diese mit unserem zu Hause.

    Es ist einfach ein unheimlich großes Privileg in einem Land zu leben, in dem man einfach nur den Wasserhahn öffnen muss und so viel Trinkwasser wie man braucht zur Verfügung hat! Costa Rica hat es als einziges Land geschafft ein gutes Versorgungsnetz aufzubauen.

    Hier in Zentralamerika haben sich auch alle schon daran gewöhnt, immer mal wieder keinen Strom zu haben. Und Toilettenpapier kommt nicht in den Klo, sondern in einen Mülleimer. Hier wird mit kaltem Wasser gespült - das wäre ja gar nichts für die Tante Irma ☺️!

    Als ein weiteres Privileg sehe ich es mittlerweile an, dass wir in Deutschland einen "Sonntag" haben! Und dass viele, außer diejenigen, die Schicht arbeiten, ein Wochenende haben, das sich vom Rest der Arbeitswoche abhebt. Hier ist nicht nur jeder Tag ein Arbeitstag, es unterscheidet sich auch in der Jahreszeit kaum etwas-also jeden Tag im Jahr das Gleiche!

    Hier kann man bauen wie und wo man will. Das würde ja gut funktionieren, wenn die Ausbildung bei Planern und Handwerker entsprechend wäre. Es ist für meine (Marcos) Augen ein Graus. Ich sehne mich so nach überlegter und guter Architektur. Ich kann einfach nicht im Ansatz erkennen, dass sich die Menschen an schönen Dingen erfreuen und bereit sind dafür auch Zeit und Hirn zu investieren... Und wenn einen mal ein schmuckes Haus anlacht, ist es aus spanischer Kolonialzeit. Ein Unterschied der Bauart zwischen einem Urnengrab auf dem Friedhof und einem Wohnhaus ist nur an den Fenstern zu erkennen ;-) Hinzu kommt: Instandhaltung wurde hier noch nicht erfunden. Furchtbar!

    In allen zentralamerikanischen Ländern gibt es unheimlich viele Kirchen und unterschiedliche Glaubensgemeinschaften - in dem kleinen Crooked Tree (Belize) mit ca. 1000 Einwohnern gab es 7 Kirchen! Das sind zum Teil nur Blechhallen oder größere Räume, aber zu den Gottesdiensten sind diese voll und laute Musik dröhnt aus ihnen heraus.

    Mit Pünktlichkeit haben es die Zentralamerikaner nicht. Beginnt der Gottesdienst um 10:00h, kommen die Leute noch um 11:00h. Soll um 8:30h eine Schulveranstaltung beginnen, trudeln die Eltern mit den Kindern um 9:00h noch gemütlich ein.

    Vor allem in Guatemala lieben es die Menschen ihre Zähne mit Gold oder Silber zu "verschönern". Es gibt ganze Zähne mit Metall, Zähne mit Umrandungen oder Zähne mit bestimmten Formen wie Sternchen - eine junge Frau hatte auf ihren beiden Schneidezähnen jeweils einen Stern **. Mich (Ariane) hatte das an die 90er erinnert, als viele Spätaussiedler in den Hunsrück kamen. Viele der älteren hatten auch goldene oder silberne Zähne. Ich weiß aber nicht mehr, ob es damals dort auch als "schön" galt, oder damit Gold für schlechte Zeiten gebunkert wurde?!?

    In den meisten der zentralamerikanischen Ländern ist die Machete ein ganz wichtiges Werkzeug - ein Allround-Gerät, das Kaefers Küchenmaschienen und Herbstreuthers komplettes Sortiment scheinbar ersetzen könnte. Mit der Machete werden Obst und Gemüse geschält und portioniert, oder auch Rasen gemäht - ganze Straßenrabatte werden fein säuberlich mit der Machete gemäht. Eine Motorsense haben wir erst in Costa Rica gesehen. Mit Traktoren oder anderen hilfreichen Geräten sieht es ähnlich aus. Interessant sind die Berufe. Sind es doch die selben wie zu Hause, ist es die Art der Umsetzung, die in uns oft Erstaunen, oder auch Bewunderung auslöst. Haben wir doch in Guatemala Männer gesehen, die für das Bauhandwerk Schotter herstellen. Höret und staunt: Man sitzt auf dem Allerwertesten, hält zwischen den Knien einem großen Wacker und klopft diesen mit Fäustel und Meißel über Stunden klein! Einen nach dem anderen, Tag für Tag! Hier darfst du kein Atheist sein! Welch' Berufe es allein auf den Straßen zu sehen gibt: Die Straßenpolizisten auf Kreuzungen, die Schuhputzer, die Eis- und Kaffeeverkäufer, sogar die Schreiner und Schlosser verrichten ihre Arbeit mit einfachsten Hilfsmitteln auf der Gasse. Die Obst- und Gemüseverkäuferinnen tragen ihren Waren auf dem Köpft und zwängen sich zwischen Autos, Mopeds und Tuktuks.

    Als Fremder im Land ist man ohne Navi total aufgeschmissen - es gibt keine Straßennamen, keine Straßenschilder, man weiß eigentlich nie, in welche Ortschaft man gerade hineinfährt, geschweige denn, wohin man fahren müsste, würde man selbst fahren. Witzig ist auch: fragt man die Einheimischen nach dem Weg, wissen die immer wo es ist. Es kam aber schon oft vor, dass uns ein Einheimischer in die eine und der nächste in die andere Richtung geschickt hat.

    Tragisch und unvorstellbar sind die Infos, die wir von Terry haben - sie erzählte von Guatemala. Ob und wie dies auch in den anderen zentralamerikanischen Ländern zutrifft, kann ich nicht sagen. In Guatemala werden noch immer Menschen verschleppt - für den Organhandel. Organe von Kindern seien am meisten gefragt. Uns sind in Guatemala außerdem die vielen noch sehr jungen Mädchen mit kleinen Babys, die auf den Rücken gebunden waren, aufgefallen. Guatemaltekische Frauen sehen mit 30 Jahren gut doppelt so alt aus.

    Im Ländervergleich hat sich für uns das Bild ergeben, dass Belize weit abgeschlagen, ganz hinten liegt. Für uns hat Belize ein wirklich trauriges Bild gezeigt. Gibt man im Internet den Ländernamen als Suchbegriff ein, so erhält man grandiose Bilder der Küste, das "Blue Whole" mit gigantisch schönen Bildern, traumhafte Sandstrände und noch tollere Hotels. Diese gehören jedoch ausländischen Investoren. Einheimische Arbeiter verdienen kaum etwas und so gelangt nichts, was die Touris an Geld mit ins Land bringen, wirklich ins Land. Belize hat seine Unabhängigkeit von Großbritannien gefeiert, es scheint jedoch nicht auf eigenen Beinen stehen zu können. Die Kolonialmacht scheint sich reichlich bedient zu haben. Das Land hat für sich keine Ideen und Eigeninitiative entwickelt. Es produziert außer ein wenig Obst im Süden scheinbar nichts. Die Supermarktregale sind leer, außer aus den USA importierte Waren werden teuer verkauft. Wenn es etwas gibt, ist dies meist in Pulver-Form (Milch, Kaffe...). Die lokalen Tiendas (Geschäfte) werden fast ausnahmslos von Chinesen übernommen (wie auch in Panama), weil sie früher, länger aber auch verlässlicher geöffnet haben als die Tiendas von Einheimischen, die dann aufmachen, wenn sie Lust dazu haben. Schnell lohnt es sich dann gar nicht mehr, weil die anderen Einheimischen ihr Bier und die Chips zum Chinesenladen kaufen gehen. Mit dem Bier sitzen sie dann ohne irgendeinen Ausdruck in den Augen zu haben auf ihren kleinen ungepflegten Grundstücken und versinken im Müll und Drogenrausch. Sie scheinen keine Idee zu haben, was sie mit sich, ihrem Leben und ihrer Zeit anfangen sollen. Während in Guatemala an den kleinsten Stellen Mais angebaut wird und in anderen Ländern sogar Viehaltung das Einkommen aufbessert und der Wirtschaft Milch- und Käseprodukte liefert, haben die Belizianer hektarweise Urwald und Dschungel abgeholzt um nichts mit den verbliebenen Landflächen zu machen.

    Das Grün und die Vegetation Costa Ricas erinnert an das satte Grün in Irland, wo auch Palmen wachsen...
    Es gibt Straßenschilder und geteerte Straßen!
    Häuser und Grundstücke sind sehr viel gepflegter
    Es gibt Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden und andere, die Naturparks sind - Costa Rica versucht den Spagat zwischen Landwirtschaft (leider auch hier wie in Deutschland mit viel Einsatz von Spritzmitteln aller Art) und Naturschutz. Die vielen Naturparks wurden schon früh etabliert, die zahlreichen Touristen unterstützen dies durch die doch recht knackigen Eintrittspreise. Costa Rica sticht als Land hervor. Wir haben uns gefragt, wie es sein kann, dass Menschen auf einmal keinen Müll mehr auf die Straßen werfen?!?

    Was wir zu Hause von den Ländern lernen können: sie haben ein super ausgebautes, flexibles öffentliches Verkehrsnetz mit kleinen Bussen, die dort anhalten, wo jemand steht.

    Und noch ein Riesen-Vorteil in Zentralamerika: es gibt keine Nacktschnecken! Grüße an Norbert und Winters Volker ;-)

    Adios America Central
    Ariane & Marco
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  • Santa Cruz de Mompox/San Gil, Kolumbien

    4. November 2018 in Kolumbien ⋅ ⛅ 24 °C

    Hola, qué tal!

    Willkommen in Cartagena! Früher war es die Stadt in der afrikanische Sklaven zu tausenden auf dem Markt angeboten und nach Nordamerika gebracht wurden, das geraubte Gold nach Spanien verschifft wurde, oder Captain Morgen sein Unwesen trieb. Heute ist es eine sehr gut erhaltene Kolonialstadt die täglich von tausenden Touristen besucht wird.

    Bei unserer Überfahrt von Panama haben wir uns beide eine ordentliche Erkältung eingefangen und wir müssen uns für einige Tage auskurieren. Nur fällt es uns sehr schwer sich bei 35°C und einer unerträglich hohen Luftfeuchtigkeit auszuruhen. Wir sind total platt...!

    Wir entscheiden uns die Küste zu verlassen und wollen ins Hochland um bei für Hunsrücker annehmbaren Temperaturen dem Tourismus zu entfliehen. Erst geht es für ein paar Tage nach Santa Cruz de Mompox, einer quirligen colonialen Kleinstadt am Rio Magdalena bevor wir nach San Gil unweit der venezuelanischen Grenze aufbrechen.

    Was uns auffällt ist, dass sehr viele Menschen aus Venezuela sich hier in Mompox niederlassen um einer Arbeit nachzukommen, da es aus politisch und wirtschaftlichen Gründen dort nicht mehr möglich ist. Auch unser mit Kakalaken bestücktes Hostal wird von einer Frau aus Venezuela geführt. Entlang der Straßen betreiben viele kleine Verkaufsstände, oder bieten Dienstleistungen aller Art an. Ich hatte mich an einem Stand schon fast fürs Haare schneiden entschieden. Ich habe es echt nötig ;-) Die Sorge war nur, daß ich dann genauso aussehe wie der Rest der Leute, die dort bedient wurden... fast kahl rasiert! Ich hab es im Sinne von Ariane gelassen! Wobei der Preis von 5000 Pesos, umgerechnet 1,35 € unschlagbar gewesen wäre.

    Interessant, welchen Einnahmequelle man sich hier bedient. So zeigte uns ein Kolumbianer ganz stolz seine drei ebenso stolzen Kampfhähne, die er regelmäßig in den "Ring" schickt. Da er keinen Stall für seine schmücken Hähne hat, werden sie einfach an einer Leine im Boden festgepflockt.

    Es gefällt uns hier. Wie in einem Wimmelbuch fahren Mopeds und Tuktuks in Unmengen durch die Straßen und mittendurch drängen sich die Menschen und das ohne über den "Haufen" gefahren zu werden. Zumindest haben wir es nicht mitbekommen ;-) Wie leer sind doch so oft die Straßen zu Hause!

    Es geht weiter... Schließlich wollen wir ins Hochland. Nach einer 13 stündigen Fahrt fallen wir spät abends in San Gil müde ins Bett und... bei 23°C schlafen wir prächtig. Wir haben endlich nochmal Wetter um uns sportlich zu bewegen, waren wir doch nach fünf Tagen auf dem Schiff und zwei Tagen im Bus fast eingerostet. Wir wandern in das wunderschöne, von Spaniern gegründete und von Baumarktsünden völlig verschont gebliebe kleine Örtchen Guane. Es ist fast wie in der Toskana, würden wir nicht manchmal von Kokospalmen daran erinnert, in Kolumbien zu sein. Einfach ein schönes Land! In einem Ort namens Curiti gibt einen über dutzende Kaskaden fließenden Fluss, in dessen unzähligen Becken man den ganzen Tag schwimmen und entspannen kann, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Endlich nochmal ein Land, in dem wir mal nicht für alles bezahlen müssen! Auch nicht als "im Geld schwimmender Ausländer"!

    Es ist der 31. Oktober, Halloween! Wir wollen noch kurz in der Stadt was zum Abendessen einkaufen. Am Hauptplatz im Stadtzentrum angekommen, steigt eine mega Fiesta. Tausende Menschen, überwiegend verkleidet als wäre Fastnacht sind in guter Stimmung. Begeistert sind wir von den tollkühnen Eigenbaukonstruktionen der Schiffsschaukeln und Fahrgeschäfte. Der Hammer! Zusammengeschraubt aus Blechen und betrieben von Rasenmähermotoren, sitzen Kinder festgegurtet in ihren Kostümen wie auf einem Schleudersitz und werden wagemutig durch die Luft geschleudert. Die Konstruktionen scheinen auch die Kinder sehr zu beeindrucken, denn ein Junge bekreuzigt sich sogar, bevor er den Bügel schließt. Grüße an Thomas und Claus, die garantiert direkt angefixt wären, die Konstruktionen zu toppen 😫

    Am 3. Tag wollen wir auf dem Rio Fonce, der direkt an San Gil vorbei führt, Raften gehen. Der Rio Fonce wird bis Level 3 eingestuft, was für einen unserer Mitfahrer schon ausreichend war um in einer Stromschnelle über Bord zu gehen - zum Glück hat ihn Marco noch an einem Bein festhalten können, sonst wäre er gleich sehr viel weiter vom Boot weg gewesen! Als Alternative wird der Rio Suarez mit Stromschnellen bis zu Level 5 angeboten - für uns war es eine schöne Tour!

    Es ist schon später Nachmittag und in der Stadt ist plötzlich laute Musik zu hören. Neugierig zieht es uns noch einmal vor die Tür und es ist unglaublich was wir zu sehen bekommen!

    Hunderte von Reitern auf kleinen, zierlichen Criollos schlängeln sich durch die Straße Richtung Hauptplatz. Es sind Caballeros aus umliegenden Dörfern und Haciendas. Stolz sind ganze Familien unterwegs - sie tragen alle weiße Schals mit entsprechendem Aufdruck oder Muster. Auf der Straße werden sie mit reichlich Bier und Schnaps verköstigt und die am Straßenrand stehenden Zuschauer machen fleißig Fotos von den posenden Caballeros. Natürlich darf ordentlich laute Musik nicht fehlen! Wahnsinn! Vom Rhythmus gepackt stellen sich einige der Reiter sogar auf ihre Pferde und tanzen! Jeder möchte auftrumpfen - manche kommen jedoch nicht mehr alleine aufs Pferd.

    Je später es wird, desto besoffener werden die Reiter und wir müssen an Stumms Reinhold denken, der so ein Spektakel garantiert auch mitgemacht hätte und Pferd sei Dank, irgendwie Heim gekommen wäre!
    Die berittene Polizei (Kolumbien hat eine eigene Polizeireitschule) zeigte mit ihren großen, ruhigen argentinischen Pferden eine bemerkenswerte Souveränität in einem solchen Chaos! Diese Tradition ist wohl schon so alt wie die Stadt. Es waren über 650 Reiter!

    Als wir erfuhren, dass wir für die nächste Etappe 12h Busfahrt einplanen müssen, haben wir uns entschlossen, den Nachtbus nach Medellin zu nehmen und gewinnen so einen weiteren Tag, an dem wir die Cascades de Juan Curi besichtigen - ein beeindruckender Wasserfall in einer tollen Natur!

    Auf nach Medellin...

    Viele Grüße
    Ariane und Marco
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  • Medellin, Kolumbien

    8. November 2018 in Kolumbien ⋅ ⛅ 23 °C

    Buenos días!

    Am Busbahnhof angekommen, wird erst einmal gefrühstückt. Wir versuchen herauszufinden, wie wir am besten zu unserem Hostel kommen und stellen fest, dass es super einfach ist: Medellin hat als erste Stadt Kolumbiens eine Metro!

    Unser erster Eindruck von Medellin ist nicht der Beste. Man sieht viele Menschen, die betteln und viele Venezuelaner, die versuchen mit dem Verkauf von Lutschern oder Bonbons auf der Straße ein wenig Geld zu bekommen. Die Häuser sind einfach und überwiegend vergammelt.

    Ungefähr so ist auch der erste Eindruck vom "City-Center". Wir sitzen auf einer Bank unter dem riesigen Bauwerk einer Metrostation und müssen einfach lachen - das ist Medellin! Das Touri-Viertel "Poblado" dagegen sieht anders aus: Viele trendige Bars und Restaurants, Hotels und Hostels. Die Einheimischen nennen es Gringo-Town!

    Die Geschichte mit den Fahrrädern!

    Wir wollen mehr von Medellin sehen und was gibt es besseres als mit Fahrrädern die Stadt zu erkunden. Der Plan: wir mieten "einfach" - bicicletas publica (öffentliche Fahrräder), die wie bei car-sharing in der Stadt verteilt stehen und kostenlos ausgeliehen werden können. Klingt gut, man benötigt NUR eine Karte dazu. Hmmm-hört sich gut an, also los, Karte im Internet beantragen und...
    ...hier wird es kompliziert!

    Man benötigt für das Beantragen der einen Karte eine weitere Karte, die "Bürgerkarte", die man an bestimmten Metrohaltestellen beantragen kann. So wie dutzende Medelliner stehen wir dann also in der Schlange und füllen Formbögen aus. Dann wird der Pass natürlich wieder kontrolliert und Passnummer notiert. UND Fingerabdruck verlangt! Aber wir waren erfolgreich! Stolz mit der grünen Bürgerkarte in der Hand suchen wir uns einen Platz mit WiFi, da wir Scans dieser Bürgerkarte, unseres Reisepasses und eines Passfotos machen und all' dies im Internet hochladen müssen. Fertig!? Nö, haste gedacht! Das nächste Browserfenster ploppt auf und weitere Informationen werden abgefragt: Stromabrechnung, Wohnort, Beruf, Kontaktnummer der Arbeitsstelle, monatliches Einkommen und, wir wollen es kaum glauben, unsere Blutgruppe! Das alles nicht genug: Es wird nach dem sozialen Status gefragt - zwischen sozialer Stufe 1 und 6 kann man wählen. Unglaublich, ein Hoch auf unseren europäischen Datenschutz!

    Später bekommen wir heraus, dass alle Kolumbianer in eine soziale Stufe eingruppiert werden. Es ist wie in Indien, wo die Menschen im Kasten-System leben! Bei einer kolumbianischen Heirat müssen auch Braut und Bräutigam gleich viel Geld in die Ehe mitbringen. Man hat also eigentlich gar keine Chance, in seinem Leben in eine andere Stufe zu gelangen! Unvorstellbar! Die junge Frau, die in unserem Hostel arbeitet (sie hat 3 Jahre einen Job gesucht) hat deshalb für sich entschieden, nie zu heiraten und keine Kinder zu bekommen. Sie schläft im Hostel in einer Kajüte neben den anderen Gästen, arbeitet den ganzen Tag und wünscht sich irgendwann mal ein eigenes Zimmer mit eigenem Bett und Kochgelegenheit zu haben. Im Hostel arbeitet auch noch eine junge Frau aus Venezuela - sie erhält kein Lohn, hat aber dafür ein Dach über dem Kopf!

    Übrigens unsere Challenge mit dem Versuch der Fahradleihe haben wir verloren 😁 wir gehen zu Fuß, oder nehmen die Metro!

    Zu Hause ist uns Medellin als eine Stadt mit schlimmer Vergangenheit und extrem hoher Kriminalität im Kopf! Medellin-Kartell, Pablo Escobar, Drogenhandel, Banden und Morde. Uns interessiert wie es heute hier ist und fahren mit der Metrobahn in einen der armen Außenbezirke. Auf dem Weg, aber auch sonst in der Stadt, werden wir oft angesprochen und gefragt wie uns die Stadt gefällt. Die Medelliner sind freundlich und stolz auf ihre Stadt. Es ist ihnen wichtig, dass wir uns wohl fühlen.

    Es wird viel investiert. In den Armenvierteln wurden Schulen gebaut, Krankenhäuser und sogar eine der größten Bibliotheken Kolumbiens. Wir fahren mit einer der neuen Seilbahnen über eines dieser Viertel. Ein überaus interessanter Blick über die Stadt und die verwinkelten, in die steilen Hügel gebauten Viertel. Aber so perfekt ist es dann doch nicht. Schaut man ins Detail, zeigt sich das Leben der untersten Sozialschicht. Auch werden wir gebeten an den Zwischenstationen aus Gründen der Sicherheit nicht auszusteigen!

    Sein Name wir hier nicht offen ausgesprochen. Manche sagen nur P. E., oder nur "er". Die Rede ist von Pablo Escobar, während des Drogenkrieges der 80er und Anfang 1990 Jahre wurden fast 40.000 Menschen und pro Jahr bis zu 6.500 Menschen allein in Medellin auf sein Geheiß hin ermordet. Angeblich soll die Mordrate jedoch heute immer noch bei 700 Menschen liegen und das ebenfalls pro Jahr! Wir machen eine "free guided tour" und erfahren viel über die Historie der Stadt, interessante Orte und Geschichten aus der Zeit des Drogenkrieges.

    Obwohl der Besitz, wie auch der Konsum von Kanabis und Kokain in Kolumbien verboten ist, bekommen wir mehrfach Drogen angeboten. Erst bekommt man Früchte oder Snacks von scheinbar normalen Straßenverkäufern angeboten, dann folgt im zweiten Satz das Wort Kokain. Die junge Frau in unserem Hostel sagt, es wäre einfacher an Waffen und Drogen zu kommen, als an Kondome! Das sagt einiges...

    Die Gesellschaft Medellins ist gespalten. Diejenigen, die die Zeit Escobars miterleben mussten, erfreuen sich an der neuen Moderne der Stadt. Andererseits werden von jungen Männern auch T-Shirts mit dem Gesicht Escobars in den Straßen angeboten. Schließlich wurde er damals von vielen Robin Hood Kolumbiens genannt, da er in Armenviertel investierte (Häuser baute, Grundstücke verschenkte) um Stimmen zu fangen - hat geklappt: P. E. wurde kurz darauf in den Kongress gewählt! In diesen Armenvierteln wird er noch heute verehrt - die Infos zu den ganzen Morden seien nur "Geschichten/Gerüchte"!

    Wir sind jedoch angetan von der Historie und dem Wandel der Stadt, wie aktiv mit Sozialprojekten, Kunst im öffentlichen Raum der ärmeren Viertel, zum Teil guter Stadtplanung und Imagekampagnen, die Stadt sich entwickelt.

    Eigentlich mögen wir keine Millionenstädte, sind aber froh, die Stadt erlebt und einen Abstecher hierhin gemacht zu haben 😜

    Hasta luego
    Ariane & Marco
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  • Salento und Tatacoa Wüste, Kolumbien

    13. November 2018 in Kolumbien ⋅ ⛅ 32 °C

    Holá!

    Genug von Stadt! Zwar haben wir pro Tag so einige Kilometer Strecke in Medellin gemacht, wollen jetzt aber mal wieder in der
    Natur wandern gehen und fahren weiter in den Süden nach Salento, einem kleinen Ort in den Bergen der Kaffeezone.

    Dass das Busfahren abenteuerlich ist, haben wir ja schon beschrieben, bekommen heute aber wieder eine Kostprobe par Excellance! Busfahrer telefonieren, überholen in einer Rechtskurve bei doppelt durchgezoger Linie und liefern noch Post aus. Hier gewinnt der Stärkere oder Schnellere, zwischenzeitlich fahren 3 Fahrzeuge nebeneinander und die hohen und steilen Berge machen die Fahrt nicht einfacher. Wir kommen 3 Stunden nach Fahrplan an🤔.

    In Salento kann man kleine Führungen auf kleinen Kaffeeplantagen machen - und wir lernen wieder, wie die Marktwirtschaft und Globalisierung so alles im Griff hat: Kaffee 1. Wahl wird nach Europa exportiert, die 2. Wahl bekommen Starbucks, USA und Kanada und dritte Wahl und schlechter bleibt im Land und wird als billiger Tinto an allen Ecken verkauft. So langsam entwickelt sich ein Bewusstsein dafür, nicht den ganzen Ertrag der 1. und 2.Wahl ins Ausland zu verkaufen, sondern zumindest einen kleinen Teil im Land zu lassen und selbst dort zu verkaufen.

    Interessant ist auch, dass die heutigen Kaffeeplantagen genau dort wachsen, wo früher ganz viel Kanabis gewachsen ist - zuerst ganz ursprünglich als natürliches Unkraut 😉 und das ist auch heute noch so. Die Erde ist in dieser Region wohl so fruchtbar, dass man einen Sämling egal welcher Pflanze nur "wegwerfen" muss und schon wächst es. Mit ca. 3000ml Regen im Jahr muss auch nicht extra gegossen werden. Zudem kommt hinzu, dass die Marihuana-Pflanze wohl so widerstandsfähig ist, dass auch Versuche von der Regierung (in Zusammenarbeit mit den USA und Holland als Lieferant der Chemikalien) die Plantagen von der Luft aus mit Pflanzengift auszurotten nur als Ergebnis aufweisen konnten, dass die Natur rundherum kaputt ist und die darin lebenden Menschen nun krank sind, das kleine feine Kanabis-Pflänzchen aber nach kurzer Zeit wie der Phönix aus der Asche wieder munter weiter wächst. Die verarmten Bauern haben sich dann überlegt, Flächen in den Naturschutzgebieten zu bebauen, da dort nicht gespritzt werden darf 😉

    Weil Kanabis-Samen noch immer in den Böden der heutigen Kaffeeplantagen schlummern, werden diese regelmäßig von der Regierung kontrolliert, dass nicht auf einmal wieder die alte Einkommensquelle bevorzugt wird. Der Staat unterstützt die Kaffeeplantagen auch aus dem Grund der Prävention mit jährlichen Spenden von Kaffeesamen für die Nachzucht.

    Wir packen unsere Rucksäcke, lassen Unnötiges im Hostal und wollen für 3 Tage in die Berge. Das Wetter ist kühl und nachmittags regnet es regelmäßig. Deswegen werden die Wege, je höher man kommt, auch immer matschiger. Wir wandern im dichten Nebelwald, sind schon viel zu früh am angeratenen Zeltplatz und entscheiden uns weiter zu gehen. Auf dem Weg werden wir durch Schilder über Flora und Fauna informiert und erfahren, dass wir zwischen Orchideen, Bromelien, vielen Vogelarten (Kolibri etc.) und Pumas und Leoparden übernachten werden 🙃

    Nachdem wir eine Hütte hinter uns lassen mussten, wo man nicht übernachten darf, peilen wir einen Zeltplatz 1 Stunde dahinter an. Wir queren Flüsschen mit und ohne Schuhe und kommen nach ca. 45 Minuten an unsere Grenze: der Weg wird nun so matschig, dass man ohne Gummistiefel bis zu den Knien nicht mehr weiter kommt. Marco hat zum Glück am letzten Fluss eine Nische im Wald gesehen, in die unser Zelt hinein passt! Also heißt es, wieder zurück...
    Nachdem das Zelt steht und wir innen Fotos des Tages ansehen, hören wir, warum diese Wege derart tief verschlammt sind:ein Reiter mit 5 oder 6 Packpferden kommt vom Berg. Die kleinen Pferde mit den feinen Hufen graben sich tief in den Matsch. Es wird bald dunkel - ob dieser Reiter noch bis ins Tal reitet, erfahren wir nicht. Es zeigt sich aber wieder, dass die Menschen hier bei weitem nicht so zimperlich sind, wie wir zu Hause!

    Wir haben gut geschlafen und wandern hinunter ins Tal. Wir kommen durch einen Teil des Parks, in dem der Nationalbaum Kolumbiens wächst:die bis zu 70m hohe Wachspalme - wirklich beeindruckend!

    Da wir schneller als geplant waren, nehmen wir schon einen Tag früher den Nachtbus nach Neiva um von dort aus für 3 Tage in die Tatacoa-Wüste weiter zu fahren.

    Die Tatacoa-Wüste entstand, weil sich um sie herum wie ein Ring eine sehr hohe Bergkette aufgetürmt hat, die die Wolken festhält. Da das Gebiet jedoch einen hohen Grundwasserspiegel hat, gehen die Leute dort recht verschwenderisch mit dem Wasser um. Wir erfahren das, als wir unsere Wäsche mit möglichst wenig Wasser waschen wollten und Ariane dann eine Unterrichtsstunde im Fach "Wäsche mit der Hand waschen" erhält. Die beiden Frauen des Hauses müssen sich kaputt gelacht haben, wie wir Wäsche gewaschen haben 😊! Wir haben einen Zeltplatz mit Familienanschluss gefunden.

    Neben den netten Menschen, lernen wir auch Polly und ihren Freund (haben den Namen nie richtig verstanden) kennen - 2 Papageien, die wirklich witzig waren! Neben spanisch, können sie auch katzisch (miaumiau) und haben schnell deutsch gelernt (verrückt). Neben den Katzen ärgert Polly auch andere bunte kleine Vögelchen und macht mehr oder weniger elegante Turnübungen auf dem Baum. Man könnte ihnen den ganzen Tag beim Quatsch-machen zusehen😀

    Wir wandern durch die rote Wüste - und sind total beeindruckt! Von den Farben und den Formen, die Regen und Wind geschaffen haben, als ob der Steinbeißer aus der unendlichen Geschichte gleich aufstehen würde. Die graue Wüste ist ein wenig weiter weg. Sie hat als Besonderheit ein kleines Freibad, das aus dem Grundwasser gespeist wird. Der Wanderweg zum Schwimmbad ist nicht ausgeschildert. Nach einiger Zeit kehren wir um und haben uns ruckzuck in den kleinen Wegen ein wenig verlaufen - es ist hier wie in einem Labyrinth. Im Schwimmbad angekommen genießen wir die Abkühlung!

    Witzigerweise regnet es in unserer letzten Wüstennacht und wir packen unser Zelt nasser ein als nach den Regentagen in den Bergen...

    Muchos Saludos
    Ariane und Marco
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  • Otavalo, Ecuador

    20. November 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 21 °C

    Hola! ¿Como esta?

    Erst spät abends kommen wir in Macao an, für diesen Tag eigentlich nur als Zwischenstopp auf dem Weg nach Pasto geplant. Am Busbahnhof werden wir, wie so oft, von einem Dutzend Männern bedrängt, die uns natürlich das beste Angebot zur Weiterfahrt anpreisen. Tagsüber wäre es zu gefährlich... ist manchmal nicht ganz einfach sich umzingelt wieder aus der Situation zu winden - ganz schön anstrengend!

    Wir fragen ein junges Paar, welches auf einen Bus wartet, ob es hier eine günstige Unterkunft gibt. Die Antwort ist nicht nur ja, sondern die beiden möchten uns auch dorthin zu Fuß begleiten, da der Weg nicht ganz einfach zu erklären und zu finden wäre. Toll! Würden wir das zu Hause tun..!?

    Am nächsten Morgen geht es auf separaten Sitzen der überdachten Ladepritsche eines in die Jahre gekommenen Pickups über die Cordillera. Eine in Teilen nur einspurige Schotterpiste. Hinten auf der Ladefläche war es eben billiger! Wir rutschen und hüpfen auf der Bank hin und her und sind fasziniert von den scheinbar undurchdringlichen Wäldern und tiefen Tälern. Schmal, staubig und kurvenreich ist der Weg und schlängelt sich über 100km und mehr als 6 Stunden durch die Anden nach Pasto, einer kleinen Stadt unweit der Grenze zu Ecuador, immer auf Höhen um die 2.000 - 3000m. Als wir diesen Weg kennen lernen und unser Fahrer uns Bilder von abgerutschen Kleintransportern zeigt (Obst- und Gemüse-Lkw fahren diese Strecke nur nachts) sind wir froh, nicht in der Nacht gefahren zu sein. An einer Passhöhe werden wir von einer Militärpolizei angehalten und unsere Pässe werden "überprüft" und nach einem gemeinsamen Gruppenfoto werden wir gefragt aus welchem Land wir kommen!¿..? Als wir dann Pasto kennen lernen, sind wir doppelt froh, nicht dort in der Nacht angekommen zu sein!!

    Wir brauchen einen neuen Plan... Lateinamerika ist einfach riesig, die Strecken von Ort zu Ort nicht nur weit, sondern auch oft ganze Tagestrips auf mangelhaften Straßenverhältnissen. Zudem regnet es annähernd jeden Nachmittag und die Sicht in den Bergen ist nur früh morgens passabel... die Regenzeit ist einfach nichts, um mehrere Tage in die Berge zu gehen 🤔

    In Pasto bleiben wir für zwei Tage, um über unseren Landkarten zu Brüten, eine grobe Route nach Süden und unsere Weihnachts- und Sylvesterferien 😜 zu planen... Wir entscheiden uns, schneller nach Süden zu reisen. Weihnachten wollen wir in Sucre, Bolivien verbringen und im Februar im Süden Chiles bzw. Argentiniens sein, um den patagonischen Sommer zum Wandern nutzen zu können. So der grobe Plan... Für die Länder Rund um den Äquator haben wir zurzeit eine schlechte Reisezeit - also warum sollen wir uns hier vom Regen ärgern lassen? In diese Länder reist man besser zu unserer Sommerferien-Zeit.

    Also los geht's! Auf nach Ecuador, auf in Richtung Äquator. Mit dem Nachtbus geht es über die Grenze mit Ziel: Otavalo

    Wir dürfen in Peguche, einem kleinen Ort vor Otavalo, unser Zelt im Garten eines Hostals aufschlagen. Ein untouristischer indigener Ort entlang einer leider stillgelegten Eisenbahntrasse. Die Gleise sind jedoch nicht ungenutzt und dienen heute nicht nur als normaler Fußweg. Auch treiben die Bauern ihre Kühe allmorgentlich zu ihren Futterplätzen über die Gleise. Ein wunderschönes Bild, wenn die fast ausschließlich in Trachten gekleideten Bauern und Dorfbewohner beladen mit Waren über die Gleise gehen. Auch unsere Unterkunft ist nur über die Gleise zu erreichen, wo unweit die Bahntrasse entlang drei mal die Woche ein Volleyballspiel abgehalten wird, bei dem wir natürlich nicht fehlen dürfen 😁

    Wir nutzen das tolle Wetter um die Umgebung Otavalos zu Fuß zu erkunden. Eine herrliche Gegend! Irgendwie fühlen wir uns in der Zeit zurück versetzt. Die Felder sind klein und schmal. Überwiegend wird auch hier Mais das ganze Jahr über angebaut und die Bauern bewirtschaften die Felder meist ganz allein' mit Hacke und Spaten. Die Furten zwischen den Maisreihen werden mittels einem aus Holz gefertigtem pflugähnlichen Gerät von einem Kuhgespann gezogen, während der Mann den "Pflug" in Richtung hält, dirigiert die Frau die Kühe mit kurzen Kommandos.

    Die Region um Otavalo ist gespickt mit Seen, Wanderpfaden und traditionellen indigenen Dörfern. Wir fahren zur nahe gelegenen Laguna Cuicocha, inmitten eines erloschenen erodierten Vulkans, um dessen riesigen Kratersee wir ganze 14 Kilometer wandern und hätten wir Weitsicht gehabt, hätten wir bis zu den Vulkanriesen Cotopaxi und Chimborazo mit ihren fast 7.000m Höhe sehen können... 😣 Einmal rund, fühlen wir uns noch fit um die 8 Kilometer zurück zur nächsten Ortschaft zu gehen, um das hiesige Leben noch in uns aufzunehmen. Es ist schön hier zu Wandern...! 😊

    ...auch wenn man abseits der größeren Orte die Armut der Menschen deutlicher spürt. Manche sind nicht nur arm sondern scheinbar auch perspektivlos. So sehen wir in einem Vorgarten eine Familie sitzen, die völlig unbeeindruckt zusieht, wie die Hühner am im Garten liegenden toten Hund herumpicken. Uns irritiert oft diese Gleichgültigkeit!

    Auf dem Markt in Otavalo hingegen sind wir fasziniert vom Kunsthandwerk der 'Otavaleños', die selbstbestimmt und ihrer ursprünglichen Kultur treu geblieben sind. Nicht nur beeindruckende Alpaka-Wolldecken, sondern auch einmalige Wandteppiche, Ponchos und Hüte werden angeboten. Ein Schmaus für unsere Augen. Müssten wir nicht noch so weit reisen, wären die Rucksäcke ab heute vollgepackt 😁

    Nach drei erlebnisreichen Tagen zieht es uns nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors, um von dort ohne längere Aufenthalte den langen Weg von über 1.000 km über Cuenca und Piura nach Lima anzugehen, von wo unser Flug nach Iquitos am Amazonas in Peru startet. Also los geht's mit dem Bus... Ein Flug von hier aus ist uns zu teuer!

    Wir sind gar nicht so traurig darüber den Bus zu nehmen, schließlich ist es wie Fernseh schauen, nur alles echt 😜

    In Quito, der Stadt am Äquator, muss man natürlich neben der schönen kolonialen Altstadt auch zum Äquator. Für uns ein Meilenstein, schließlich betreten wir hier die Südhalbkugel unserer Erde und wer kann schon mal auf dem Äquator balancieren!

    Es geht weiter...
    ... Und es fällt uns auf, daß es keine Straßenränder, oder sonstige Flächen gibt, die ungemäht sind. Der Grund ist einfach: Jedes Haustier, seien es Pferde, Kühe, Ziegen, oder Schweine, dürfen an Pflöcke gebunden eine Fläche von vielleicht 20 m2 ihr eigen nennen und jeden Tag gibt es Neuland. Auch Lamas gehören mittlerweile zu den Rasenmähern!

    Wir sehen Kindern beim Spielen zu, wie sie aus alten Kanistern Türme bauen und versuchen sie zu besteigen, oder aus Bänken und Brettern Wippen bauen. Meist wissen sie sich zu beschäftigen. Leider sehen wir aber auch wie auf einer Müllhalde nach Brauchbarem gesucht wird. So ist es eben!

    Wir fahren quer durch die Anden und...
    ... auch an den Vulkanen Cotopaxi und Chimborazo vorbei. Letzteren sehen wir, dem trüben Himmel geschuldet, nur auf der Landkarte. Die Berglandschaft zeigt kaum mehr einen Wald, nur wenige Bäume und so sieht man nicht selten, dass die Felder nach einem Regenguss von Rinnen durchspühlt sind und die Ernten nur miserabel sein können. Da rächt sich der Raubbau!

    Nachts um 1:30 Uhr kommen wir am ganz neu von Ecuador und Peru gemeinsam errichteten Grenzübergang an. Ein Gebäude, zwei Reihen einzelner unterschiedlicher Schreibtische und die Grenzbeamten beider Länder sitzen bunt durcheinander gewürfelt an den Tischen. Nur durch ein zartes Winken, sofern erkennbar, des einen, oder anderen Beamten, kann man erkennen wo man den Ein-, oder Ausreisestempel erhält! Welch ein Wirrwarr 🤔

    Viele Grüße
    Ariane & Marco
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  • Iquitos, Amazonasbecken, Peru

    1. Dezember 2018 in Peru ⋅ ⛅ 30 °C

    Hola,

    yippee, wir sind in Peru. Hinter der Grenze wechselt die Landschaft in eine Wüste und es tritt eine Endzeitstimmung ein. Peru ist in drei sehr unterschiedliche Landschaftsformen aufgeteilt: la Sierra (Bergkette), la Selva (Dschungel) und la costa (Küste). Wie wir das schon in der Gegend um die Atacama-Wüste kennengelernt haben, ist auch hier der komplette Küstenstreifen quasi Wüste - so extrem haben wir uns das nicht vorgestellt! Alles ist verstaubt. Häuser, Autos, einfach alles! Und zwischen den Zähnen knirscht der Sand. Es gibt große, zum Teil eingezäunten Grundstücke, die einfach Sand von Sand trennen. Oft ist der Zaun auch nur halb, oder 3/4 fertig - auch egal, es steht ja kein Tier drauf, was weglaufen kann! Wir verstehen diese zum Teil aufwendigen Mauern nicht, zumindest der Teil der dort steht 🙂. Vielleicht hoffen sie noch auf Erdschätze? Auch gibt es unheimlich viele Häuser, die lediglich begonnen wurden und nun als Ruinen im Sand verrotten. Für uns ist es rätselhaft, von was diese Menschen leben!

    Zwischendurch steigen immer wieder unmengen Verkäufer im Bus ein, oder auch Prediger... die problemlos 30 Minuten am Stück predigen ... ein Glück, dass wir nicht alles verstehen. Der Rest der Leute im Bus macht munter mit und stimmt natürlich immer zu 🙃 Es kommt uns vor wie im Mittelalter, nur dass es zu der Zeit keine Busse gab.

    In Lima am Flughafen angekommen erzählt uns ein Mann, der angeblich vier Jahr beim Militär in und um Iquitos im Amazonasgebiet war, dass ihm ein Medizinmann eine selbst gebraute Flüssigkeit aus geheimen Dschungelessenzen gegeben hätte und er danach einen Monat lang eine Erektion gehabt hätte! Er hätte nur wenig davon nehmen sollen - diese Info hatte er wohl vor lauter Euphorie vergessen 😅.
    Er gab uns außerdem den Tipp, dass wir unbedingt Aguacaje-Eis essen sollten, was leider echt scheußlich schmeckt... 🙃 (Aguacaje ist der Baum hier im Amazonas, der 3x so viel CO2 aufnimmt, wie andere). Inzwischen haben wir auch die Frucht dazu probiert - da kann das Eis gar nicht besser werden! 😝

    Nach einigen Reisetagen im Bus landen wir mit dem Flugzeug am großen Amazonas. Bienvenidos a Iquitos. Iquitos ist die größte Stadt der Welt, die nicht auf dem Landweg, sondern nur mit dem Flugzeug oder dem Boot erreicht werden kann. Und man merkt es sofort. Es gibt kaum Autos. Das Verkehrsmittel Nr. 1 ist, ratet mal..., das Tuktuk, hier nennt man es jedoch Mototaxi und es sieht eher nach Motorradrikscha aus. Das verrückte ist jedoch, daß hiervon unglaubliche 40.000 Stück in den Straßen umherwirbeln. In unserem Reiseführer, der gerade mal ca. 2 Jahre alt ist, steht, dass in Iquitos ca. 472.000 Einwohner leben. Aldo, den wir später auf dem Boot kennen lernen, kennt jedoch die aktuellen Zahlen! - mehr als 600.000 Einwohner ist Iquitos groß. Kinder seien, neben wenigen Holzprodukten, das Einzige, das in Iquitos produziert werden würde 🤔
    Vom Flughafen aus geht es, welch Überraschung, mit dem Mototaxi zu unserer Unterkunft. Glauben wir...

    ...während Taxi-, oder Tuktuk-Fahrten verfolgen wir grundsätzlich die Route mit dem Handy und stellen diesmal fest, daß wir eben nicht direkt zu unserer Unterkunft gefahren werden. Stattdessen hält der Fahrer vor der Tür eines Tourveranstalters. In unserem Reiseführer lasen wir, daß in Iquitos viele Schlepper oder selbsternannte Dschungelführer mit aggressiven, hartnäckigen und meist betrügerischen Geschäftsmaschen die neu angekommenen Touris abfangen und direkt verpflichten wollen. Dankend lehnen wir jedes Angebot freundlich ab. Schließlich werden wir auf kurzem Weg zu unserem Hostal gefahren. Natürlich ist unser Hostal in einer sooo gefährlichen Gegend und unser Fahrer kennt ein besseres - so langsam geht der einem echt auf die Nerven!

    Unser Plan für heute ist erst einmal der Weg zum 3 km entfernten Hafengelände, um zu prüfen, ob und wann wir ein Frachtboot ins 900 Flusskilometer entfernte Pucallpa bekommen können und um die Boote erst einmal in Augenschein zu nehmen...
    ...Allein der Weg zum Hafen lohnt sich. Ein solch lebendiges Wirrwarr haben wir seit Guatemala nicht mehr gesehen. Ein kaum vorstellbares Gewimmel und Gewusel. Die Straßen scheinen vor Tuktuks bald überzuquellen und unzählige Läden, Essensstände und Gewerbebetriebe flanieren den Weg. Die Luft ist voll von Tuktuk-Lärm und Tuktuk-Abgase, die Straßen dreckig.

    Wir sind am Hafen von "Henry Boats" angekommen. Es stehen viele Frachtboote im Hafen und es ist hier ein Treiben wie auf den Straßen. Es ist dreckig und wirkt alles furchtbar durcheinander. Das Hafenbüro ist aber nicht zu verfehlen. "Die Boote fahren nur alle zwei Tage!" Für uns sinnvoll, also erst am Sonntag! Wann genau wüsste man aber erst morgen. Fünf bis sieben Tage soll die Fahrt dauern und 100 Soles / Person (etwa 25 €) Kosten, inkl. Verpflegung. "Eine Reservierung braucht ihr nicht und gezahlt wird auf dem Schiff!" Klingt doch gut 😊 Jedoch gibt es weder Kabinen, noch Betten, oder Matratzen. Es gibt nur große Decks, auf denen alle Passagiere ihre Hängematten aufhängen können. Nach einem ersten schüchternen Blick auf die nicht sonderlich komfortabel aussehenden Frachtschiffe holt einen ganz schnell die Realität ein. Wir haben viel über die Fahrt gelesen und konnten uns ein gutes Bild davon machen, wie wir reisen werden, und doch beeindruckt uns, wie die Leute hier arbeiten, wie der Hafen organisiert ist und wie das alles hier "normal" für alle um uns herum ist! Für's erste sind wir mit Infos versorgt. Morgen wollen wir nochmal zum Hafen um eventuelle Änderungen zu erfragen - keine Änderungen! Abfahrt: Samstag, 01.12.18 um 17:00h, wir sollen zwischen 14:00 und 15:00h da sein um unsere Hängematten aufzuhängen. Von Berichten wissen wir, dass Abfahrtszeiten hier sehr variabel sind😉...

    Wir haben ja erst Freitag und somit noch genügend Zeit für Besorgungen. Schließlich müssen Hängematten, genügend Wasser, Mückenschutz und das wichtigste: Eine Menge Leckerlis für die Fahrt eingekauft werden. Und was wir auch noch machen wollen ist ein Besuch des CREA - "Centro de Rescate Amazonico". Hier werden wilde Tiere, die vom Aussterben bedroht sind oder in Gefangenschaft waren, wieder aufgepeppelt, mit dem Ziel sie wieder in die Freiheit zu entlassen. Angefangen hat das Zentrum mit dem Versuch "Manatis" wieder im Amazonas zu verbreiten - riesige Wasserkühe, die zu viel gejagt wurden. Mittlerweile sind dann aber auch andere Tiere eingezogen: Paiche, verschiedene Affenarten, 3 Faultiere, 2 kleine Juguare, Loros (Papageien) und jede Menge Schildkröten. Ein junger Mann aus Deutschland, der dort seit Februar als Volontär arbeitet, hat uns eine gesonderte Führung angeboten, die wirklich sehr interessant war!... und doppelt so lange dauerte, wie die Führung der Einheimischen - es war echt kurzweilig und wir haben uns ein bisl verquatscht. Wir haben uns neben den Lebensläufen der Tiere auch über seine Erfahrungen mit den Einheimischen unterhalten. Es ist einfach ein bisschen erschreckend! Viele verstehen den Sinn und Zweck eines "Centro de Rescate" - Zentrum zur Rettung der Tiere - nicht! Viele dieser Tiere stammen aus illegalem Tierhandel, oder wurden aus Wohnungen mit völlig falscher Haltung und Ernährung (Chips und Cola für Affen etc.) und meist voll mit Parasiten gerettet. Einige der Einheimischen Besucher erklären, sie wollten diesen Affen doch gerne als Haustier haben - er sei ja sooo süß! Auch die Ernüchterung, wie hier mit Müll und der Natur umgegangen wird, teilt der junge Mann. Er lebt in einer peruanischen Familie und hat noch viel intensivere Einblicke in deren Leben. Hühnchen und Reis zum Frühstück, zu Mittag und zu Abend kann er auch nicht mehr sehen 😣. Dreh- und Angelpunkt: die schlechte Bildung ☹️ Leidtragende: die Natur!

    Der Tag der Tage ist gekommen. Um 17:00 Uhr soll unser Frachtschiff ablegen. Die letzten Besorgungen sind auch schnell gemacht und so wollen wir am Vormittag noch an den Südostrand der Stadt. Dort befindet sich die schwimmende Hüttenstadt Belén, die aus unzähligen auf Flößen erbauten Hütten besteht, die sich mit dem Fluss heben und senken. Oberhalb Beléns befindet sich der Markt. Was wir dort zu sehen und zu riechen bekommen übertrifft jegliche bei uns vorhandene Vorstellungskraft. Uns war bisher nicht bewußt, wie Menschen leben können! Es ist total ekelhaft!

    Es wird mit Obst und Gemüse, allersorten Fisch, Schildkrötenfleisch, egal ob geschützt oder nicht, Kaimanschwänze, Schlangen und und und gehandelt. Auch selbsternannte Medizinmänner verkaufen die dubiosesten Mixturen gegen allerlei Krankheiten.

    Dem ganzen nicht genug, werden sämtliche Lebensmittelreste, sei es Fisch und Huhn, deren Blut von Schlachten, Speisereste und Müll einfach neben den eigenen Stand geschüttet. Dem Geruch her zu urteilen wird dann auch dort hin gepinkelt! Es wird fleißig herumgespuckt, Verpackungsreste gleich neben dem Grillgut verbrannt und all' das gemacht, worauf wir im tiefen Alptraum nicht auf die Idee kämen. Der uns bei schwülen 30°C in die Nase ziehende Gestank ist nicht zu beschreiben.

    Doch scheint das ganze Treiben außer uns niemanden zu stören. Zwischen den Ständen wird genüsslich gegessen, Schwätzchen gehalten und flaniert. Echt verrückt! Überraschender Weise erkennen wir, daß das ganze Geschehen um uns herum bei uns zumindest Neugierde weckt und uns doch länger dort hält wie erwartet.

    Als wir jedoch an den am Amazonasufer liegenden Ortsteil Beléns wollen und links abbiegen, werden wir erst von einer brummelnden Frau und kurz darauf von einem Mann mit einer eindeutigen Geste einer flachen Hand am Hals aufmerksam gemacht, daß "Gringos" wie wir, zumal noch mit Rucksack bepackt, dieses Gebiet meiden sollten...! Warum Risiko, wir machen Urlaub und so zieht es uns zeitnah in unser Hostal. Rucksack holen und ab zum Hafen. Wir sind gespannt was uns auf unserer Reise auf dem Frachtschiff erwartet...

    Viele Grüße aus einem wahnsinnigen Regenwald- Sodom 😜 wir verlassen Iquitos und behalten diese Stadt als laut, dreckig und stinkend aber auch sehr interessant in Erinnerung.

    Ariane & Marco
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  • Mit "Henry 8" nach Pucallpa, Peru

    6. Dezember 2018 in Peru ⋅ 🌧 30 °C

    Wir sind pünktlich um 15:00 Uhr am Hafen 😊 "Henry 8" heißt unser Frachtschiff! Wir suchen uns ein strategisch gutes Plätzchen im obersten Geschoss um unsere Hängematten aufzuhängen. Kriterien: gut sichtbar und an einer Wand um unsere Rucksäcke gegen "Langfinger" besser im Griff zu haben und ein Plätzchen, von dem aus man gut nach draußen sehen kann. Um 17:00 Uhr ist Abfahrt. Ich flitze noch schnell die Straße entlang, um noch etwas Warmes zum Essen zu kaufen...

    ... Es ist mittlerweile 18:00 Uhr und wir schauen den Hafenarbeitern zu, wie sie pro Mann fünf schwere Zementsäcke auf einmal vom Nachbarschiff abladen...

    ... 21:00 Uhr, mittlerweile haben sich unzählige Hängematten zu uns gesellt und wir sehen dem Gewimmel im Hafen zu und wie ein Teil der Fracht mit großen Planen gegen Regen abgedeckt wird...

    23:00 Uhr, das wird wohl nichts mehr mit 17:00 Uhr Abfahrt. Wir kuscheln uns in unsere Hängematten, "Gute Nacht!"

    1:30 Uhr, es rumpelt und kracht. Unsere Hängematten schwingen nach links und rechts. Da tut sich was 🙂
    Es gibt nur ein Problem! Unser Boot ist eingeparkt von dutzenden Schiffen und unseres schiebt und drückt sich wie auf italienischen PKW Parkplätzen in 40 Minuten aus unserem Stellplatz. Verrückt... Es geht los! Ganze 800 Kilometer Fluss aufwärts nach Pucallpa. Erst auf dem Amazonas, dann den ersten schiffbaren Nebenfluss des Amazonas, dem Ucayali, entlang. Beide Flüsse sind braun von der ganzen Erde und Sedimente, die sie mitführen - und riesig! Soooo viel Wasser! ... und das ist erst der Anfang vom Amazonas!

    Es ist keine klassische Kreuzfahrt. Es ist vielmehr ein alternativloses Verkehrsmittel für viele tausend Menschen, die entlang des Flusses leben.

    Unser Boot ist das größte der "Henry" - Flotte und misst vielleicht 120m Länge. Genug Platz also für eine ganze Menge Fracht. Da Iquitos eine konsumierende und keine produzierende Stadt ist, sind die Frachter von Pucallpa kommend, immer mehr beladen, als in unserer Fahrtrichtung - dadurch können wir uns ein wenig auf dem Boot bewegen.

    Unser Boot hält wie hier die Busfahrer 🙂 eben überall dort, wo Bedarf besteht - in jedem Dorf und noch so kleiner Siedlung. Sei es, daß Fahrgäste ein-, oder aussteigen, oder dass eben Fracht auf-, oder abgeladen wird. Mehrmals am Tag und in der Nacht halten wir an. Manchmal für ein bis zwei Stunden, manchmal aber auch nur für wenige Sekunden bis jemand aufgestiegen ist.

    Wir stehen an der Reling und schauen in die tief dunkle Nacht. Ungestört von künstlichem Licht strahlen unglaublich viele Sterne am Himmel. Es ist ein Gedicht! Wir fragen uns, wie unser Kapitän in der Lage ist, unser Boot durch die tief schwarze Nacht zu steuern, ohne für uns ersichtliche Orientierungspunkte. Es gibt keine Karten, kein Radar und auch kein GPS. Aldo, der Supervisor des Schiffes nimmt sich viel Zeit für uns und erklärt uns unsere Fragen. Für den Kapitän genügen wohl die unterschiedlichen Dunkel Töne, die die Bäume am Ufer machen, manchmal kontrolliert der Kapitän mit Scheinwerfern die Richtung - wahnsinn!

    Plötzlich erkennen wir ein blitzendes Licht in der Ferne. Nachdem von unserem Schiff mit großen Scheinwerfern die Stelle abgesucht wird, erkennen wir den Grund des Lichtes. Es ist ein Mann mit Taschenlampe, der unser Schiff sozusagen anfunkt und um Mitnahme von sich und seiner Waren zu bitten. Wir steuern die Stelle an und rammen mit dem Schiffsbug in die bewachsene Uferbefestigung. Es erscheint eine kleine Siedlung von vielleicht zehn Häusern. Der Mann springt auf und weiter geht es! Verrückt! Dieses Schauspiel wiederholt sich dutzende Male. Manchmal werden ganze Bananen-Ernten, oder der Fischfang des Tages mit unzähligen Dorfbewohner aufgeladen. Ich hätte nicht gedacht, dass doch so viele Menschen hier am Amazones/Ucayali im Dschungel wohnen.

    Um die Dörfer herum sind meist die Dschungel-Bäume durch Platanen ersetzt. In Guatemala haben wir erlebt, was dabei heraus kommt, wenn man Menschen einfach machen lässt - sie benötigten immer mehr Holz und auch Fläche... Aldo erklärte uns, was wir eigentlich aus dem Erdkundeunterricht schon wussten: wird eine Fläche im Dschungel abgeholzt und bebaut, so ist der Ertrag im 1. Jahr gut, im 2. noch ok und im 3. erntet man schon nicht mehr genügend um die Familie zu ernähren und noch ein wenig zu verkaufen - also müssen neue Flächen gerodet werden... Wir sehen auch mehrere Flächen, wo viel Holz geschlagen wurde, ohne dass eine Aufforstung oder landwirtschaftlicher Nutze darauf folgte. Inwieweit Peru hier ein Auge drauf hat, können wir nicht sagen, aber so, wie wir die Dschungel-Bevölkerung auf dem Frachter kennen lernen dürfen, scheint da nicht viel für Naturschutz bei den Menschen übrig zu sein. Es ist normal, den Müll in den großen braunen Fluss zu schmeißen... der Müll ist dann ja schließlich weg...

    Und das, was wir im "Centro de Rescate" gehört haben, dass die Leute noch immer Tiere aus dem Dschungel als süße kleine Haus- und Knuddeltiere mehr schlecht als recht halten, bestätigt sich auf dem Frachter: 1 Mann mit großem Papagei in Mini-Schachtel, 1 Dame mit 4 kleinen Loros (Jessica, total nett, unsere "Nachbarin", aber auch völlig falsche Ernährung für die kleinen: Plätzchen Fisch, etc. - Loros essen eigentlich kein Fleisch), 1 noch junger Affe an einer Schnur festgebunden, später auf der Fahrt ein Händler, der große Loros für 'n Appel und 'n Ei verkauft... Schade - das macht einen traurig!
    ... haben die Leute doch gelernt, dass sie das Klopapier nicht in den Klo, sondern daneben in eine Tüte werfen, warum können sie Plastik nicht in Mülltonnen werfen (selbst Ameisen haben eine "Mülldeponie") und die Tiere da lassen, wo sie hingehören?!?

    Es ist fantastisch, welch' freundliche Menschen mit den außergewöhnlichsten Geschichten uns an Bord begegnen. Ein älterer Mann zeigt uns ganz stolz riesige Bunte Federn einer Papageienart, giftige Pflanzen und die Haut einer kleinen Boa Negra. Das Öl sei gesund, sagt er! Es würde durch die Hand rinnen und diese ganz warm machen. Dann erzählt er, es gäbe Boas mit 30m Länge und andere mit 2 Köpfen! Dem nicht genug: Es leben Tiere im Dschungel, die faustgroße Diamanten im Kopf haben...! Wir müssen uns zusammenreißen um nicht zu lachen. Ja, vielleicht muss man nur ganz fest daran glauben 😁
    Ach ja - und es gibt gute und schlechte Delfine. Die schlechten springen aus dem Wasser und hauen mit den Schwanzflossen die Fischer aus den Booten. Und ein Tierchen namens Perrito, das Männern mit seinen kleinen Insektenschaufeln das Schnarchen aus der Nase zaubern

    6:00 Uhr, wie jeden Morgen klingelt, nachdem auch der Hahn aus dem Frachtraum gekräht hat, eine Glocke. Essen ist fertig, bedeutet dies! Und kurz darauf stehen wir mit in der großen Schlange vor der "Cocina", der Bordküche, mit unseren Schälchen und warten auf unser Frühstück. Das Prozedere wiederholt sich um halb 12 und nochmal gegen 17 Uhr zum Abendessen. Die Zeiten sind wie immer sehr variabel. Zu essen gibt es Reis mit Hühnchen, die frisch aus dem Todestrakt im Maschinenraum an Board geschlachtet werden, Reis mit Suppe und Reis mit süßer Milch-Wasser-Zubereitung. Die Hühner, die unter unserem Tisch gelagert werden, sind wohl erst mal noch verschont. Nach dem Essen wird gespült... Sehr gewöhnungsbedürftig, dass aus dem Hahn das braune ungefilterte Flusswasser läuft. Übrigens auch aus der Dusche... 😜

    Es kostete ein wenig Überwindung, die Duschen zu benutzen, aber nachdem Marcos lange Haare ein eigenes Biosphärenreservat zu werden drohten, war duschen dringend notwendig. Manche Einheimische tranken nach dem Spülen noch vom Wasser - wie man es gewöhnt ist😣

    Auf so engem Raum zusammen mit den vielen Einheimischen, lernen wir deren Sitten recht gut kennen: Viele Frauen reisen mit ihren Kindern. Die kleinsten bekommen eine ultra-süße Limonaden-ähnliche Plörre zum Frühstück, Mittag, Abend und zwischendurch. Aber sehr abwechslungsreich wird mal Brot, oder auch Chips darin getunkt! 🙃 schön bunt für die Kinder. Aber dass die Familie gemeinsam isst, sieht man nicht.

    Am 4. Tag sind zu uns unzählige Fahrgäste hinzu gekommen und mittlerweile zählen wir fast 200 Hängematten. Marco fungierte aufgrund seiner Größe auf unserem Deck als "Hängemattenaufhänger". In Tierra Blanca steigen überwiegend Männer und Frauen in traditionellen Kleidern hinzu. Die Männer in Hemden, Latzhose und Hüten, die Frauen in Kleidern. Wir vermuten eine Glaubensgemeinschaft wie Mormonen, oder Menoniten. Sie kommen wohl ursprünglich aus den Niederlanden es sind großgewachsene, meist blonde Männer und helle Frauen, sie sprechen dutsch. Sie siedeln bei Tierra Blanca in einer abgeschlossenen Kommune mit mehreren Kolonien/Familien mit bis zu 150 Menschen. Wir trafen einen, der auch ein wenig deutsch konnte, die Kommunikation war jedoch schwierig. Einige Familien kamen vor kurzem aus Belize, andere aus Bolivien. Wir haben nicht herausbekommen, warum sie dort weg sind. Echt verrückt!

    Wie auch in den Bussen stürmen unzählige Verkäufer an manchen Dörfern das Schiff und verkaufen Getränke, Obst, Kuchen, Fisch- und Fleischgerichte. Wir kaufen einen super leckeren Bananen-Kuchen und 2 Platano-Kugeln (tacacho), von denen Marco eine halbe isst und den Rest verschenkt. Die Menschen aus dem Dschungel sind unheimlich stolz auf deren Essen-sie lieben vor allem den frischen Fisch, von dem es hier genügend gibt, sowie Platano - wir können nach dem dritten Tag keine Freude mehr darüber empfinden 😒

    Beim Essen sind uns weitere hiesige Gepflogenheiten aufgefallen: Das Essen wird eher geschaufelt, Knochenstückchen und alles, was dann doch im Mund stört einfach vor sich gespuckt oder geschmissen... auch auf die eigenen Füße... und später läuft man dann da durch und andere richten ihr Nachtlager auf dem Boden😝

    Abends, wenn die Nacht anbricht, lockt das Licht unseres Bootes unzählige Moskitos, Falter, Käfer und sonstige seltsame Geschöpfe an Bord - wir zwei, als einzige Gringos an Board, haben uns natürlich gut eingedeckt und sowohl Fliegenschutzspray UND für jeden ein Moskitonetz gekauft - wir sind die einzigen an Bord mit so 'nem Kram... Da fallen die Gringos wieder auf😊 wir beide waren aber, angesichts dieser viele Käfer, Falter und sonstigen Krabbeltiere soooo froh, dass wir uns unter dem Netz in die Hängematte kuscheln konnten! Und wir haben echt gut geschlafen! Auch mit Motorengebrumm, Musik vom Handy anderer Mitfahrer, Gelächter, lautes Geschnatter... Die Einheimischen haben den gaaaanzen Tag in der Hängematte gelegen, entspannt und abends ging es dann los... Insgesamt ist uns aufgefallen, dass hier nicht sehr viel Rücksicht aufeinander genommen wird. Ein Parade Beispiel war unser Hängematten-Nachbar. Immer laut, übertrieben freundlich und dann fehlten uns 2l Wasser, während seine Flasche wieder gefüllt war... Ein Einheimischer, der schon mal in Deutschland im Urlaub war beschrieb es so, dass hier kein Respekt vor dem anderen gelehrt wird - was er wohl in Deutschland als positiv empfand.

    Unser Deck war verhältnismäßig wenig besetzt. Für 1 Nacht ist das Schiff so voll geworden, dass einige unter freiem Himmel schlafen mussten. Aldo erzählte uns, dass manchmal 400 Leute mitfahren (Kapazität: 200 Personen). Dann werden zusätzlich Planen gespannt! Die hygienischen Verhältnisse will ich mir gar nicht vorstellen! Solche Stoßzeiten seien, wenn die Kinder Ferien bekommen und wenn Wahlen anstehen - wer nicht wählt muss Strafe zahlen (aber ob das geahndet wird, wenn so viel Gravierenderes übersehen wird!?!).

    Am Ufer wird auch Reis angebaut. Wenn der Wasserspiegel dann steigt, finden die Bauern keinen Halt mehr zum Stehen und Ernten im Kajak oder schwimmend. Der Reisanbau ist wegen der Wasserschlangen nicht ganz ungefährlich!

    Neben Wäsche flicken, Block schreiben, Spanisch lernen und mit anderen an Board quatschen, genießen wir es, auf den Fluss zu schauen und die frische Luft zu atmen, vor allem am Abend, wenn es kühler wird! Schiffe, die uns entgegen kommen, scheinen vor Ladung fast unter zu gehen. Wir haben Glück und sehen einige Amazonas-Delfine! Und... am letzten Tag wurde ein Deck unter uns noch ein Kind geboren. 😊

    Ein großes Abenteuer...

    Viele Grüße vom Amazonas
    Ariane & Marco
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  • Machu Picchu, Peru

    13. Dezember 2018 in Peru ⋅ ⛅ 13 °C

    Buenas!

    Jeder kennt es, jeder hat die Bilder davon im Kopf und irgendwie hat jeder schon mal von der Ehrfurcht gebietenden Inka Stadt geträumt und sich gewünscht irgendwann im Leben mal dort gewesen zu sein... Machu Picchu!

    Und zu den Menschen gehören wir auch. Nur haben wir gelesen und auch von einigen Reisenden gehört, dass Machu Picchu völlig von Touristen überrannt wäre und man sich überlegen sollte die Stätte zu besichtigen. Für uns steht es jedoch gar nicht zur Diskussion nicht nach Machu Picchu zu fahren. Na hört mal, es ist Machu Picchu! Und wir können ja nicht erwarten, die einzigen Touristen auf Erden zu sein, die beeindruckende Orte sehen möchten!

    Also los geht es :-) Auf nach Machu Picchu 😁

    Nach einer für uns wirklich stressigen Reise von 45 Stunden im Bus von Pucallpa im Amazonasbecken quer über die Anden nach Lima am pazifischen Ozean und von dort wieder hinauf in die Anden, haben wir ein wirklich nettes Quartier im beeindruckenden kolonial geprägten Cusco bezogen. Unglaublich, aber die fast 2.000 km Strecke über Lima ist die schnellste Verbindung von Pucallpa nach Cusco. Die Alternativroute quer durch die Anden mit Kleinbussen und unzähligen Umsteigenotwendigkeiten wollten wir wirklich nicht angehen.

    Machu Picchu ist Luftlinie über 100 Kilometer von Cusco entfernt und das interessante ist, es führen keine Straßen direkt dorthin. Es liegt auf einer etwa 400 m hohen Anhöhe eingeschlossen von der Schlucht des Urubamba Tals unweit des Ortes Aquas Calientes (Warmes Wasser). Nur wie kommen die täglich über 2.500 Touristen nach Machu Picchu...? Bereits vor einigen Jahrzehnten wurde eine Eisenbahntrasse von Cusco aus durch das enge Urubamba-Tal gebaut. Nachdem wir in Cusco von den aktuellen Preisen einer solchen Zugfahrt hören, bleibt uns beinahe die Spucke im Hals stecken. 65 € pro Strecke und Person! Das wären hin und zurück 260 € für uns gemeinsam und das ohne die 40 € Eintritt pro Person zu Machu Picchu! Wow...! Die Zugfahrt von Cusco nach Aquas Calientes geht auch exclusiver - für über 1.000€ pro Person 😉!

    Es muß ein anderer Plan her! Und wir haben Glück! Carlos, der Eigentümer unserer Unterkunft kennt eine alternative Route und organisiert uns einen Kleinbus, der uns über 7 Stunden durch die Berge zu einem Wasserkraftwerk (Hidro Electrica) bei der Ortschaft Santa Teresa bringen soll. Santa Teresa liegt ebenfalls im Urubamba Tal an der genannten Bahntrasse. Jedoch 'hinter' Machu Picchu. Von dort könnte man über die Gleise zu Fuß nach Aguas Calientes wandern, sagt uns Carlos! Perfekt! Für umgerechnet 75 €/Pers, hin und zurück, inkl. Übernachtung in Aquas Calientes, Mittagessen, Abendessen, Lunchpaket und Eintritt! Unschlagbar 😁

    Um 7:00 Uhr am nächsten Morgen warten wir unweit unserer Unterkunft an einer Straßenkreuzung, bis uns der bestellte Kleinbus abholt um uns nach Santa Teresa zu bringen. Fast pünktlich geht die Fahrt los. Der erste Streckenabschnitt verläuft über eine gut ausgebaute Straße in ewigen Schleifen die Berge hinauf. Immer weiter und weiter bergauf... bis wir einen Pass von 4.300 m Höhe überqueren. Als wir jedoch etwa 30 km vor Santa Teresa links abbiegen, trauen wir unseren Augen kaum. Unsere bisher gut ausgebaute Straße verwandelt sich zu einer einspurigen, stellenweise ausgebrochenen Schotterpiste. Die Wegkante bricht links fast senkrecht ab, rechts geht es zum Teil überhängend senkrecht nach oben und von Leitplanken ist weit und breit nichts zu sehen. Besser ist es, einfach nicht nach draußen sehen und es gilt zu hoffen, dass unser Busfahrer das Lenkrad nach 5 Stunden Fahrt weiterhin schön im Griff hält! 🤨 Jetzt wissen wir, warum hier alle sehr gläubig sind!

    Nach zwei betenden Stunden kommen wir im Urubambatal an. Ein enges, mit mehreren hundert Meter steil aufragenden Bergflanken, inmitten eines grünen mit Vogelgezwitscher durchfluteten Urwaldes und...
    ...einer Bahntrasse 😊 Wir schwingen unseren Rucksack auf die Schulter und auf geht es nach Aquas Calientes, oder auch Machu Picchu Pueblo genannt. Es ist eine beeindruckende Wanderung entlang der Gleise und begleitet vom Urubamba Fluss. Und immer wieder der Blick hinauf in die Berge, ob wir vielleicht vom Tal aus Machu Picchu schon erblicken können. Das einzige, was wir auf der 2 stündigen Wanderung finden können, sind teils vom Dschungel eingenommene terrassenartig angelegte Anlagen. So bleibt auch unsere Vorfreude.

    In Aquas Calientes angekommen warten wir etwas ungeduldig auf unseren von Carlos organisierten Guide, der uns morgen die Ruinen zeigen soll. Wir sitzen am 'Plaza de Armas (Gewehr)', so heißen übrigens annähernd alle Hauptplazas in den bisher bereisten Städten in Lateinamerika. Wir nennen sie immer Knarrenplatz! Aber mit der Pünktlichkeit ist das bei beinahe allen Peruanern so eine Sache. Nach einer Stunde jedoch formieren sich plötzlich ein Dutzend Guides auf einer Treppe und rufen Namen quer über den Platz. Wir vermuten, daß auch wir gleich aufgerufen werden und sind hellhörig! Doch dann steht ganz links ein Mann mit einem Schild, auf dem "Ariana" und "Werna" zu lesen ist 😂.
    Wir bekommen unser Hostal und das Restaurant genannt, in dem uns später Nachos und ein paar Pommes mit Guacamole und ein geschmacksneutrales Steak und Dank vernünftiger Dips noch passable Nudeln für Ariane serviert werden.

    Es ist 4 Uhr in der Nacht und unser Wecker klingelt! Um 5 Uhr sollen sich die Tore an der Brücke zu Machu Picchu öffnen und da wollen wir natürlich zu den ersten in der Schlange von Touristen gehören... Nachdem sich die Tore öffnen, pilgern wir mit unzähligen Travellern aus aller Welt die 400 Höhenmeter steil über Blockstufen zum Eingangsportal Machu Picchus. Stolz halten wir unsere von 6:00 - 12:00 Uhr gültigen Eintrittskarten in der Hand und warten in einer Schlange unzähliger Menschen auf den Eintritt... Wir gehen durch die Schranke und nach einem kurzen Fußmarsch breitet sich vor uns die Inka-Stadt Machu Picchu aus... Wir sind da 🙂

    Eine Stadt für gerade einmal 700 Einwohner und von bemerkenswerter Struktur. Man erkennt auch ohne besondere Kenntnisse sofort die verschiedenen Bereiche der Stadt. Einerseits Tempel und Gebäude der Gelehrten, andererseits die weltlichen Wohn- und Handwerkerhäuser. Es gibt Steinbrüche, riesige treppenartige Terrassen der Bauern, auf denen Obst, Gemüse und Kräuter angepflanzt wurden, Sportanlagen, Zeremonienplätze und sogar Anlagen zur Sternenbeobachtung. Und alles errichtet in einer beneidenswerten Kunst des Trockenmauerbaus und für uns doch überraschend, von tausenden indigenen Sklaven!

    Eines übertrifft jedoch alles: Die Lage dieser Stadt! Eingeschlossen von scheinbar endlosem Dschungel und umgeben von einem sagenhaften Bergpanorama. So faszinierend, dass wir einfach nur schauen und uns für Minuten die Sprache wegbleibt...

    Nun sind da ja noch die Massen an Touristen um uns herum. Wir stellen uns einfach vor, dass jeder einzelne Tourist Bürger dieser Stadt ist und seiner Arbeit nachgeht, dann wirkt es sogar wunderbar lebhaft, wie in jener Zeit 😁!

    Wir sind nun etwa 4 1/2 Stunden in einem großen Kreis durch die Stadt geschlendert und stellen fest, dass wir kurz vor dem Ausgang stehen und einen Sektor der Stadt noch nicht gesehen haben. Wir haben ja noch 1 1/2 Stunden - bis 12:00h, denken wir! Also einfach nochmal drehen und zurück! "Pustekuchen" Nichts geht mehr zurück! Es ist ein uns bis dato nicht bekanntes Einbahnstraßensystem und jeder Versuch des Wendens wird von Wächtern, auch unfreundlich, jäh abgewendet! Auf gut Deutsch: Wir werden rausgekehrt...! Ein bitterer Abschluss für uns, der unser Bild von Machu Picchu als eine der größten Sehenswürdigkeiten Lateinamerikas in ein profitgieriges Licht rückt und das traumhafte Machu Picchu selbst für einen Moment zur Nebensache werden lässt! Später erfahren wir, dass es ab nächster Saison nur noch Tickets für 3 Stunden geben soll. So kann man vermutlich 5000 Touris pro Tag durchschleusen.

    Was bleibt uns übrig! Wir gehen ins herrliche Urubamba-Tal zurück, wandern wieder die Bahnstrecke nach Santa Teresa zurück und sind dabei keineswegs allein mit unserem Frust!

    Fazit: Es sind die Menschen, die uns am Ende den Spaß um diesen magischen Ort etwas verdorben haben. Machu Picchu hingegen ist ein Traum und unvergesslich noch dazu 😊

    Muchos Saludos
    Ariane & Marco

    "Der Reisende zerstört, was er sucht, indem er es findet.", Hans Magnus Enzensberger
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  • Titicaca See, Peru und Bolivien

    20. Dezember 2018 in Bolivien ⋅ ☁️ 8 °C

    Ein Hallo vom Titicaca See :-)

    Wir sind am Nordzipfel des Titicaca Sees angekommen... Als ich klein war hat mich schon so mancher Ort fasziniert: Panama, Popocatepetl, oder eben auch der Titicaca-See. Sicherlich nur der Namen wegen! Ich wusste ja nicht einmal, wo diese Orte waren. Den Popocatepetl müssen wir auf einer anderen Reise suchen, Panama (liebe Grüße an den kleinen Tiger und den Bären von Janosch☺️) und jetzt auch den Titicaca See haben wir gefunden 🙂

    Wir sind in der Stadt Puno angekommen. Eine dieser Städte, wie wir sie zu Hauf von Guatemala bis nach Peru gesehen haben. Interessante Städte mit noch so interessanteren Menschen, aber von Hässlichkeit kaum zu übertreffen! Puno ist ehrlich gesagt ein Schandfleck inmitten einer herrlichen Seenlandschaft im Altiplano und gelegen auf 3.900 m über dem Meeresspiegel. Betonklötze und bröckelnde Ziegelhäuser prägen das Stadtbild und von der kolonialen Vergangenheit blieb fast nur der Stadtgrundriss. Auf den Straßen hingegen wimmelt es nur so von geschäftigen Frauen, die die traditionellen mehrschichtigen Kleider und Filzhüte tragen.

    Wir wollen jedoch zu den 'Urus'. Ein Völkchen, welches auf einzigartigen schwimmenden Inseln wohnt – insgesamt etwa 90 Schilfinseln sollen es sein. Diese inzwischen aber total kommerzialisiert. Dennoch: Nirgendwo gibt’s etwas Vergleichbares. Die Inseln werden gebaut, indem immer wieder neue Schichten des schwimmenden Totora-Schilfs, der an den seichten Stellen des Sees zuhauf wächst, aufeinandergelegt werden. Die Urus waren immer ein kleiner Stamm und begannen ihre schwimmende Existenz schon vor Jahrhunderten, als sie vor den kriegerischen Inka und auch Spaniern flüchteten. Heute leben noch einige hundert Menschen auf den Inseln. Das Leben der Uro ist mit dem Schilf regelrecht verwoben. Das Material wird benutzt, nicht nur um die Inseln, sondern auch um Häuser und Boote zu bauen. Auch kunsthandwerkliche Arbeiten werden heute daraus hergestellt. Das Schilf von den Inseln muss regelmäßig von oben ergänzt werden, da es unten im Wasser langsam verrottet. Deshalb ist der Boden auf den Inseln immer weich und federn 🙂

    Wir fahren mit einem Boot zur Isla Suchi Maya und werden dort nach einer kleinen Vorführung über die Bautechnik der Inseln von Maria, der angeblichen 'Inselchefin', in ihr Haus eingeladen. Nach einem kurzen Smalltalk kennt sie unsere Namen, die sie dann später auf ihrem kleinen Kunsthandwerkermarkt dazu missbraucht, uns ständig zu rufen, damit wir einen ihrer Wandteppiche kaufen. Wir kaufen nichts, schließlich haben wir nur einen Rucksack, den wir noch einige Zeit tragen müssen! Später werden wir mit einem aus Schilf gebauten Boot, angetrieben von zwei rudernden Urus, entlang der vielen, vielen Inseln gefahren. Eine schöne und entspannende Fahrt. Sehr interessant zu sehen wie hier seit vielen Jahren und Jahrhunderten gelebt wird, auch wenn es heute auf der ein oder anderen Insel seit neuestem Photovoltaikanlagen gibt. Übrigens: Die Urus zahlen keinerlei Steuern und Abgaben... wären wir nicht alle gerne Urus... 😜

    Wir bleiben für 3 Nächte in Puno, gehen Wandern, oder schlendern durch die Stadt und die Märkte, bevor es uns weiter entlang des riesigen Titicaca auf die bolivianischen Seite des Sees, nach Copacabana verschlägt. Jeden Tag gewöhnen wir uns besser an die Höhe - die Treppen in den 3. Stock sind die ersten Tage eine echte Hürde. Immer wieder müssen wir mal tief Luft holen! Copacabana erinnert uns an ein Ferienort der 60 Jahre am Gardasee :-) zumindest stellen wir es uns so vor. Ein fröhliches Kleinstädtchen und ein Stand mit unzähligen Badegästen, Enten-Tretbooten, älteren Jachten, Touristenbooten und Eisbuden. Ein Gedicht, an der Promenade zu sitzen und dem Strandtreiben auf bolivianisch zuzusehen. Es scheinen viele Einheimische hier Urlaub zu machen. Aber auch die Umgebung des Städtchens ist umwerfend. Kleinbauern arbeiten auf ihren zum Teil winzigen Feldern, mal allein, mal mit der ganzen Familie. Es wird Siesta gehalten und andernorts Fiesta gefeiert. Eine wunderschöne Wanderung von 26 km entlang des Sees mit zwei über 4000 m hohen Berggipfeln (nennen wir sie eher Hügel, waren es ja auch nur 200 Höhenmeter bis zum Gipfel 😁 aber die Höhe macht einem schon zu schaffen!).

    Copacabana ist für uns das Sprungbrett nach Sucre, unserem geplanten Urlaubsdomizil über Weihnachten und Sylvester. Doch als wir am Morgen den Bus über La Paz nach Sucre nehmen wollen, zeigt sich das streik- und protestfreudige Bolivien von seiner besten Seite. Copacabana ist eingeschlossen von Straßenblockaden. Kein Bus fährt... Und wie lange die Blockaden dauern sollen kann uns niemand wirklich sagen. 24 Stunden, 48 Stunden?..! Wer weiß! Es gibt aber eine Alternative: Zurück zur Grenze, Ausreise aus Bolivien und wieder Einreise nach Peru. Von dort mit dem Bus zu einem anderen Grenzübergang im Süden Perus, dort wieder Einreise nach Bolivien und von dort mit einem Bus nach La Paz. Nun gut... los geht es... Und zwar zu Fuß! Mit allem Gepäck geht es die 8 km zur peruanischen Grenze zurück, an der wir erst vor 3 Tagen eingereist waren. Geld wechseln und Grenzformalitäten erledigen, Busverbindung suchen und und und 🙃 Bis La Paz klappt es perfekt und wir haben sogar noch etwas Zeit uns die Stadt anzusehen, aber wer glaubt, wir würden mit unserer neuen Busverbindung in Sucre ankommen der irrt! 6 Km vor Sucre bremst uns wieder eine Straßenblockade aus. Also Rucksack auf den Rücken und los geht es zu Fuß. Diesmal haben wir jedoch großes Glück, nach 2 km Fussmarsch hinter der Blockade nimmt uns ein alter stinkender und aus Japan importierter Stadtlinienbus mit ins Zentrum von Sucre mit. Zahlen müssen jedoch nur alle anderen Fahrgäste! Wir werden vom Fahrer freundlich in Sucre willkommen geheißen 👍

    Wenn das nicht schon mal ein guter Start in unseren Urlaub vom Reisen ist ;-)

    Viele liebe Grüße aus Sucre, Bolivien

    Marco & Ariane
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  • Weihnachts- & Sylvesterurlaub in Sucre

    1. Januar 2019 in Bolivien ⋅ ⛅ 21 °C

    Hola!

    Zugegeben, hängen wir mit unserem Reiseblog doch etwas hinterher. Wir haben aber eine gute Ausrede! Wir waren im Urlaub! :-)

    Ja, so manch einer mag darüber schmunzeln. Sind wir doch schon seit vergangenem August und bereits seit 140 Tagen in Urlaub! Aber eine kleine Pause vom doch manchmal auch stressigen Reisen sei uns gegönnt. Muss man beim Reisen immer wieder sehen, wo man abends schläft, recherchieren, wie der weitere Weg verlaufen soll und kann, seine Finanzen im Griff halten und und und! So braucht auch unser Kopf mal eine Pause ;-) Und was bietet sich da besser an, als über Weihnachten- und Sylvester in den Winter-, oder besser gesagt in den Sommerurlaub zu fahren.

    ... wir sind in der "Hauptstadt" Boliviens, in Sucre, angekommen und haben uns im kolonialen Zentrum der Stadt für ganze 12 Tage in einem sehr schönen Hostel mit einem tollen lichtdurchfluteten Atriumhof eingemietet. Wir haben ein schönes Zimmer, eine Küche und viel Platz um uns herum. Was alles in allem nicht ganz selbstverständlich ist!

    Das tolle ist, dass im gleichen Haus auch Spanischkurse angeboten werden und so hat Ariane natürlich die Möglichkeit genutzt und im Voraus 40 Stunden Einzelunterricht gebucht. Mir hingegen ist es sehr stressig, neben dem Reisen noch eine völlig andere Sprache zu lernen. Hut ab! Profitieren wir doch mittlerweile sehr von der Tatsache die Sprache nicht nur verhältnismäßig gut zu verstehen, sondern auch gut zu sprechen. Letzteres trifft nur auf Ariane zu ;-) Ich würde zwar hier nicht verhungern und käme auch ans Ziel. Ariane hingegen drückt den Preis, erkundigt sich über die Möglichkeiten des besten Weges und unterhält sich mit Einheimischen. Und so erfahren wir vieles über Land und Leute!

    Heilig Abend steht vor der Tür und wir haben geplant den Abend klassisch, eben wie zu Hause zu gestalten. Sofern es eben geht. Denn dies ist gar nicht so einfach, schließlich gibt es hier keine Tannenbäume, kein Feuer im Kachelofen und auch keinen Schnee! Man will es kaum glauben, aber für uns gehört zur Weihnachtszeit einfach das Schmuddelwetter. Wir haben mittags stets über 20°C und das auf 3.000 m Höhe. Da fällt es schwer weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen. Aber eines ist wie immer, ich renne, während Ariane noch die 'spanische' Schulbank drückt, an 'heilig Morgen' quer durch die Stadt, um noch ein Geschenk aufzutreiben. Über den Markt, quer durch die Straßen, hoch und runter...
    ... Und finde noch was ich gesucht habe und oben drauf auch noch 4 Teelichter :-)

    Wir treffen uns mit Miriam und Timm, die wir hier in Sucre kennen gelernt haben, zwei liebe Leute aus Bochum und backen uns Hawaiitoast, zwar mit miesem Toastbrot und unterirdischem Käse, aber immerhin und mit zwei Flaschen Wein und unseren Teelichtern ist unser Abendessen fast perfekt! Nur was wäre Heilig Abend ohne einen Besuch in der Kirche. Nachdem wir einen Tag zuvor durch Neugierde in einer Kirche mit einer 300 Jahre alten französischen Orgel von einer Nonne zum Gottesdienst am heiligen Abend eingeladen wurden, wussten wir auch schon wo wir hingehen.

    Vom Gottesdienst muss ich erzählen: So werden zum Abschluss des Gottesdienstes von Gläubigen Christuspuppen (meist als Jesu verkleidete Plastik-Babypuppen) aus der Grippe von zu Hause vom Pastor gesegnet und währenddessen performen ein Dutzend Nonnen von der Orgel begleitet und mit Triangeln, Holzklöppeln, Trommeln und Reibebrettern bewaffnet eine Percussionshow.

    Ein toller Abend, auch wenn wir unsere Familien sehr vermisst haben :-)

    In der folgenden Woche stehen nochmal einige Stunden Spanisch und die Organisation unserer bevorstehenden Reise nach Südpatagonien auf dem Programm - ein Akt ohne 'Ende'! Aber auch einen tollen Ausflug auf den Markt in Tarabuco, einem kleinen Dorf 60 km östlich von Sucre, gönnen wir uns. Ein beeindruckender Ort, voller bolivianischer Traditionen.

    Die Tage vergehen wie im Flug und schon steht Sylvester vor der Tür und ihr werdet es nicht glauben: Wir, Ariane und Marco, gehen mit einer Truppe Leute, zusammengewürfelt aus der halben Welt, in einen Club auf eine all-you-can-drink-party. Miriam und Timm sind auch wieder dabei. Sie sind in einer ähnlichen Situation wie wir, mit dem Unterschied, dass beide ihren Job gekündigt haben und auch für ihre Zukunft eine Möglichkeit suchen den neuen Job und das Reisen zu verbinden - wir wünschen Ihnen dabei viel Glück! Wir, als die größten Trinker des Planeten, fühlen uns erst mehr als nur fremd, doch welch' Überraschung, mit Hüten und Konfetti auf dem Kopf wird es wirklich lustig. Sylvester wird hier weniger mit Krachern und Raketen, vielmehr mit Konfetti, Weintrauben und natürlich guter Laune gefeiert und um Mitternacht trifft sich gefühlt die halbe Stadt auf dem zentralen Plaza de Sucre, um ins neue Jahr zu 'rutschen' (das macht man ja nur bei uns ;-) Um 5:30 Uhr fallen wir völlig KO ins Bett ;¬]

    Ein tolles neues Jahr wünschen wir euch...:-)

    Puff, Knall, yippie und salut
    Ariane und Marco
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