Rauszeit

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  • Day 1

    Cancun, Mexico

    August 12, 2018 in Mexico ⋅ ⛅ 31 °C

    Hallo Ihr Lieben,

    Wow, es ist 6 Uhr in der Früh und wir sitzen im Auto nach Köln. Wir haben hinten Platz genommen und schauen zwischen den Sitzen in den Sonnenaufgang. Mir fliegen unzählige Gedanken durch den Kopf. Ich kann gar nicht sagen, was! Vorfreude, Neugierde, oder doch etwas Angst vor dem Unbekannten. Habe doch etwas Respekt vor dem was kommt und etwas das Gefühl nicht richtig vorbereitet zu sein. Ich wusste vor unserer Abschiedsfeier nicht einmal was eine Pinata ist. Es könnte so einfach sein. Zum Sonntag sich auf's Fahrrad schwingen und am Abend mal gerade 'ne Pizza bestellen...

    ... aber nein, in die Welt ziehen und im Laufe des kommenden Jahres sicherlich das ein, oder andere mal morgens nicht wissen wo man abends schläft...

    Naja, nach einem für alle nicht ganz einfachen Abschied sitzen wir im Flieger und die spießigste alle spießigen deutschen Touri-Familien sitzt mit Checkermutti, rosa Augenklappe, oder wie heißen die Dinger, direkt vor uns und hilft uns über zu viel unsinnige und unnötiger Gedanken hinweg. Echt lustig diese Pauschaltouristen. :-)

    Bei der ersten Mahlzeit unserer Reise, ein 3 Gang Menü im Flugzeug, denke ich... Was ne Pampe, aber vielleicht muss man das ja in Relation sehen. Das müssen wir mit unserer Feldküche erst mal besser machen.

    In Cancun angekommen trifft uns erst mal der Schlag. Bei 31 Grad und schwül wie im römischen Dampfbad, nehmen wir den Bus zu unserer Unterkunft im Centro de Cancun. Doch so einfach wie erwartet wird es leider nicht. Es sollen ab Busbahnhof 450m zu Fuß sein. Es werden Kilometer. Der erste Mexicaner auf der Gasse meint, die Straße müsse da hinten links sein, der Nächte glaubt wir wären in der falschen Stadt. Problem: die haben scheinbar noch keine Straßenschilder erfunden, grrr. Zu guter letzt fragen wir doch den Taxifahrer. Ratet mal: der hatte keine Ahnung...! Nach einer kleinen Irrfahrt für 5 Dollar pauschal waren wir am Ziel! Und das keine 200 m von dem Ort, an dem wir den Taxi genommen haben :-)

    Essen, Duschen und müde ins Bett fallen!

    PS: schaut mal auf das Luftbild, lustig gell!
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  • Day 6

    Tulum, Mexiko

    August 17, 2018 in Mexico ⋅ ⛅ 27 °C

    Hola, bueno!

    Es muss eine ehemalige Aussteiger-Enklave sein, in der wir hier gelandet sind. Ein tolles und entspanntes Flair. Hier scheint jeder das gemacht zu haben, auf das er eben gerade Lust hatte. Mal ist hier ein Tattooladen in einer Hütte links und die coolste Strandbar dahinter, mal eine außergewöhnliche Boutique, mit zum Teil edlen selbst geschneiderten Einzelstücken, oder eben unser kleines Hostel.

    Ja, cool gemacht, unsere Unterkunft. Wir wohnen hier in einem überwiegend aus Bambus gebauten Haus in einer "Kajüte" von knappen 2,50m x 2,50m Größe, von denen es 16 Stück im Raum gibt. Ausgestattet mit Ventilator und einer Holzkiste. Hinterm Haus befindet sich eine Cenote, das sind Kalksteinlöcher, welche durch den Einsturz der Höhlendecke entstanden und mit Süßwasser gefüllt sind. Ein Gedicht, sich bei feuchten 32 Grad darin eine Abkühlung zu holen.

    An unserem nun 3. Tag hier in Tulum Playa haben wir uns Fahrräder geliehen und zur prä-spanischen Maya Stadt Tulum geradelt. Faszinierend! Direkt an einer Klippe zum karibischen Meer gelegen. Die müssen sich jeden Morgen gegenseitig auf die Schultern geklopft haben ;-) Sich vorzustellen, dass diese Kultur sozusagen aus einer Parallelwelt stammt, ohne Kontakt zu uns Europäern und doch so ähnlich scheint, ist uns wunderlich.

    Was machen wir eigentlich neben unseren Ausflügen...? Spanisch lernen! Ich muss für mich feststellen, dass mir da wohl ein Gen zu fehlen scheint. Ich bekomme die Wörter nicht in meinen Schädel! Ariane scheint hingegen ein Talent zu sein. Ich schaue mir da lieber die Pelikane an, wie sie ständig und unermüdlich wie Kamikaze ins Wasser stürzen, um Fische zu fangen....
    ….Ariane schaut zu meiner Spanisch-Frustration parallel auch noch zu 😂

    Ach..., wie sind wir eigentlich hier nach Tulum gekommen? Die Idee, mit Fernbussen zu fahren, stellt sich als zu teuer heraus. Es gibt "locale collectivos". Das sind kleine Busse, in der Größe eines VW-Busses. Die fahren von Stadt zu Stadt. Da muss man zwar jeweils umsteigen, dafür kostet es gerade mal für die 125 Km, 3,90€ pro Person. Man muss sich nur mit bis zu 18 Leuten da hinein quetschen. Da kommt man wohl der Kultur ganz nah 😂

    In den kommenden Tagen wollen wir weiter über Belize nach Guatemala.

    Bis dann, hasta luego
    Ariane & Marco
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  • Day 11

    Crooked Tree, Belize

    August 22, 2018 in Belize ⋅ 🌧 30 °C

    Hola hola ole!

    Liebe Grüsse aus Belize!

    Wir sind am 20.08.2018 von Mexiko über die Grenze nach Belize.... das war ganz schön komisch! Viele bewaffnete Menschen... Ein seltsamer Weg über eine Brücke nach Belize, nachdem wir am mexikanischen Grenzposten erst mal über 1000 Pesos an Ausreisegebühr ärmer wurden und wir ein Gefühl von Abzocke hatten. Wir kennen zuhause keine Grenzen mehr. Schengen hat schon was für sich! Wir hoffen es bleibt in Europa so.

    Mit einem alten amerikanischen Bluebird Bus, wie wir sie aus Kinderzeiten am Hahn noch kennen, fahren wir nach Orange Walk, einem nicht sonderlich einladenden und verdreckten Ort. Wir sind hier gestrandet. Es gibt keine Fahrpläne, aber die Busfahrer wissen Bescheid - zumindest so ungefähr. Da wir in ein Gebiet namens Crooked Tree sanctuary wollen, es aber keine Busse von Orange Walk dahin gibt, sollen wir an der Kreuzung aussteigen uns warten, bis ein Bus aus Belize-City dort hin fährt und dann in diesen einsteigen. Da die Busse aus Belize-City eher morgens fahren, bleiben für eine Nacht.... dass überhaupt keine Busse dort hin fahren, erfahren wir erst am nächsten Tag 🤔

    Hier ist alles viiiel teurer als in Mexiko. Es wird Englisch gesprochen, da es mal zum united Kingdom gehörte. .. Wo die Queen überall ihre Finger im Spiel hatte... Hier in Belize wird nichts selbst produziert - die müssen ALLES importieren! Und die Queen hat vorher schön mal alles Lohnenswerte aus dem Land geholt, was man so gebrauchen kann... So funktionierte Kolonialismus! Als die in Belize dann 1981 ihre Unabhängigkeit bekamen, war hier dann quasi eh nichts mehr rauszuholen.... Uiuiui- wir lernen grad viel, wie das Leben so läuft!

    Unser Hostel macht einen noch weit aus schlechteren Eindruck als der Ort. Es ist versifft. Der Klo hat keine Schüssel und das Waschbecken befindet sich in der Dusche. Der grönende Abschluss in Orange Walk ist unser interkontinentales Frühstück, was wir auf einer Treppenstufe am Hosteleingang genießen dürfen, denn es gibt weder einen Stuhl, noch einen Tisch! Es besteht aus einem Pulverkaffee und 2 Fertigtörtchen. Dies aber nur, weil die junge Dame an der Rezeption das süße Brot, was es eigentlich dazu geben sollte, nicht gefunden hat (vielleicht Glück für uns). Die Törtchen besorgte dann ein Junge mit dem Fahrrad-also ganz frisch!

    Am nächsten Tag geht es weiter nach Crooked Tree Sanctuary. So wie uns gesagt wurde, steigen wir an der Kreuzung aus und warten...

    ...

    Alle halbe Stunde soll ein Bus kommen...!

    Da wir nicht sonderlich Lust einfach nur rum zu sitzen und Marco schon an 2 Skelette im australische Outback denkt, übernimmt Ariane den Part jedes abbiegen Auto anzuhalten. Und tatsächlich nimmt uns eine Frau auf der Pritsche ihres Pickups mit. Im Ort, in dem überwiegend Kreolen leben, das sind gemischte Nachkommen afrikanischer Sklaven und europäischer Piraten, haben wir an einer gleichnamigen Lodge unser Zelt im Garten aufschlagen dürfen. Es ist toll hier. Ein Paradies für Vögel, wunderschön an einer Lagune gelegen. Es gibt Papergeien, Geier, viele bunte kleine und große Vögel und...
    ... Krokodile! Eines, glücklicherweise kleines, wohnt neben unserem Zelt im Weiher! Laut Mick, einem ehemaligen Hubschrauberpilot der Royal Army und Eigentümer der Lodge, ist es nur 4 Fuss groß und kann uns nicht fressen...
    Na super...!

    Es wir spät und wir wollen uns Pasta mit unserem Camping Kocher machen. Soweit die Theorie! Als erstes brennt unser extra in Chetumal für unseren Brenner gekauftes Liquid nicht und wir entscheiden uns vor Hunger für unsere Haferflocken, die eigentlich fürs Frühstück gedacht waren. Dann kommen wir zu unserem Zelt zurück und müssen feststellen, daß Micks junge und sehr verspielten Hunde unsere Haferflocken gefuttert haben :-) Mick bietet uns seinen riesigen Gasgrill an, was wir dankend annehmen und kochen dort unsere Nudeln. Ein Freund von ihm schlägt uns als Spiritusersatz für den Brenner vor, im Chinesenladen Red Tub, einen 70%igen Schnaps zu kaufen, das sollte funktionieren :-)

    Am nächsten Morgen stehen wir um 6 Uhr auf um eine 2 stündigen Wanderung zu machen und im Anschluss in der Lodge ein grandioses Frühstück mit Schinken, Würstchen, Toast, Melonensaft, Ananas, Kaffee und und und zu genießen.

    Morgen früh geht es in Richtung guatemaltekische Grenze. Mal sehen was wir auf dem Weg erleben dürfen. Der einzige Bus soll um so circa 6:15 irgendwo im Dorf abfahren. So der Plan...

    Liebe Grüße in den Hunsrück
    Ariane & Marco

    Ach, eines müssen wir noch erzählen:
    Gestern Abend dachten wir, "oh Mann", wie kitschig! Jetzt haben die hier Lichterketten in die Hecken gehängt und wir versuchen herauszufinden, welchen Rhythmus das Geblinke hat. Es gab keinen! Das Blinken sah man auch im Wald und auf dem Boden :-)... Es waren tausend Glühwürmchen!
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  • Day 14

    El Remate, Guatemala - Cumpleaños

    August 25, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 31 °C

    Hola!

    Gestern war unser Geburtstag! Wir hatten ein Geburtstagsfrühstück, Geburtstagseinkauf, eine riesige Geburtstagsbadewanne und viele kleine fliegende Geburtstagsmosquitos!

    Zum Geburtstag haben wir uns überlegt regional zu frühstücken und sind dafür in den Nachbarort El Cruz an einen Straßenimbiss gelaufen. Die gibt es hier an jeder Ecke. Es hatte etwas von Mittagessen: Rührei mit Tomaten, ein bisschen Käse (sah aus wie Ziegenkäse), gebratene Bananen, selbstgemachte Tortillas und Bohnenmus! Bohnen dürfen einfach nicht fehlen! Egal bei welcher Mahlzeit. Aber lecker...!

    Hier haben wir unsere vielen WhatsApp-, Blog- und SMS Grüße wie Geschenke ausgepackt :-) Vielen lieben Dank dafür :-)

    Umberto, der Hotelbesitzer, erzählte uns, daß der See, an dem der Ort hier liegt, noch viel wärmer ist, wenn es geregnet hat. Und tatsächlich, nach einem kräftigen Gewitter am Mittag sind wir bei 30°C zum Schwimmen. Es wurde einem fast kalt, wenn man aus dem Wasser kam. Wow, wie in der Badewanne!

    Rund um ein toller Tag, weshalb wir beschlossen haben ab heute jeden Tag nicht Geburtstag zu feiern. Wie Pumuckl... :-)

    Vielen Dank für all' die Glückwünsche
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  • Day 15

    Tikal, Guatemala

    August 26, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 31 °C

    Buenos dias...
    und viele Grüße aus Tikal.

    Auf zu unserer zweiten und größten Mayastätte. Wir haben unser Quartier in El Remate verlassen, um am Nachmittag mit dem Collectivo Kleinbus zu den Ruinen von Tikal zu fahren. Es ist ein Weg von knapp 40 Kilometern in den tiefen Urwald. Die UNESCO hat den Regenwald bis über die Grenzen nach Mexiko zum Natur-Welterbe erklärt.

    Vorbei an kleinen Dörfern, kommen wir an den Parktoren an. Die Schranken sind verschlossen und man schickt uns zum Kartenschalter in ein kleines Holzhäuschen. Es wirkt wie ein Hochsicherheitstrakt. Ich zähle, sofern ich alle erspähen kann, 4 uniformierte Männer mit Maschinengewehren. Seltsam, ohne Vorlage des Reisepasses keine Tickets...! OK, kapiert...! Wir sind "Extranjeros", Ausländer...! Die Zahlen gleich mal das 3-fache...! Ja, ja...! Dann geht es mit dem Collectivo weiter nach Tikal.

    Wir können in Tikal unser Zelt für 2 Tage aufstellen. Das ist super, denn so können wir direkt morgen früh, wenn die Tore zur Mayastätte öffnen, vor den Touristenmassen rein.

    Der Wecker klingelt und es ist 5 Uhr in der Früh! Wir machen uns fertig, Frühstück und los geht's...
    Damit die kleinen Essen- und Getränkeverkäufer in Tikal auch noch den Ausländer-Preis festlegen können, bekommen wir am Eingang noch ein andersfarbiges Bändchen an den Arm! ;-) Aufschrift "Extranjeros"

    Wir sind uns sicher, als Synchronsprecher der Dinosaurier in Jurassic Park müssen die Howler Monkeys aus Tikal hergehalten haben. Überall im Wald hört man das extrem laute und kraftvolle Geschrei der Brüllaffen, faszinierend. Die schwarzen Brüllaffen gibt es leider nur noch in dieser Region freibleibend.

    Man muss sich vorstellen, daß die Mayastadt nur zu einem ganz kleinen Teil wieder ausgegraben wurde und so muss man zu den vielen Tempeln und Gebäuden immer über lange Pfade durch den Urwald wandern. Ein Erlebnis. Wir gehen zuerst auf den Grand Plaza. Zwei fast 50m hohe Pyramidentempel und zwei Akropolis-Komplexe fassen den Platz ein. Der Frühnebel hängt noch über dem Wald, man hört die Brüllaffen in der Nähe und...
    ... wir sind ganz alleine :-)

    Einige der Tempel und Pyramiden sind bereits 700 vor Chr. gebaut worden. Es sollen hier mehrere 10.000 Menschen gelebt haben. Kaum vorstellbar. Wir versuchen uns immer wieder in die Zeit zu versetzen, wie hier Priester, Baumeister, Astronomen, Gelehrte und normale Bürger gelebt und ihrer Arbeit nachgegangen sind. Nicht ganz einfach. Nach über 10 Kilometern und 11 Stunden Wanderung geht es zurück zum Zelt.

    Einfach faszinierend... In den Bäumen neben unserem Zelt klettern zwei Spinnenaffen und unweit zeigt uns ein Mann ein Loch im Boden. Ein Tarantelbau. "Die kommen aber erst im Dunkeln raus", sagt er ;-) Erschrocken sind wir dann später, als wir ins Zelt krabbeln wollten, läuft doch plötzlich ein riesen Spinnenfieh mit 'nem Affenzahn auf mich zu. Ja, mein Schock war dann doch größer als die Spinne selbst, aber zu unseren bekannten Arten war sie schon pelzig mächtig, beeindruckend ;-)

    Am nächten Morgen werden wir beim Müslifrühstück von einer Familie Nasenbären, einem Pfauentruthahn, einem minischweinähnlichem Irgendwas, vielen riesigen blauen Schmetterlingen und einer Menge Vögel begrüßt.

    Ein Gedicht!

    Heute geht es dann noch in ein Biosphärenreservat und morgen auf den Weg in Richtung Guatemalas Südosten, nach Semuc Champey!

    Hasta luego
    Ariane und Marco
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  • Day 17

    Fray Bartolome de las Casas, Guatemala

    August 28, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 31 °C

    Hola,

    eigentlich wollten wir heute nach Semuc Champey fahren, doch irgendwie war dann an einer Kreuzung unsere Fahrt für diesen Tag beendet...

    So begann der Tag:
    Wir steigen in El Remate wieder in einen Collectivo, man sagt hier auch Hühnerbusse dazu ;-) und los geht es nach Semuc Champey. Wir freuen uns wieder auf eine hoffentlich aufregende und abenteuerliche Fahrt mit vielen Eindrücken. Wir wissen, daß wir in Santa Elena umsteigen müssen. Nur ist es nicht immer einfach. Wir bitten meist die Busbegleiter uns zu sagen, wo wir aussteigen müssen, denn Schilder, oder irgendetwas, was auf eine Haltestelle hinweist, gibt es nirgends. So hält der Bus diesmal einfach im Vorort. Wir sollen ein Tuk Tuk zur nächsten Haltestelle nehmen. Wir sind mal wieder etwas irritiert, aber...
    ... mein Tuk-Tuk-Traum geht in Erfüllung :-)... Das hat schon was von Achterbahnfahrt, wenn der Fahrer meint er beherrscht sein Gefährt. Toll!

    Sobald man aussteigt stürzen sich unzählige Hühnerbus-Fahrer auf uns und jeder glaubt für uns die beste Verbindung zum nächsten Ort anbieten zu können. Auch die Preise scheinen uns oft wie gewürfelt. Wir fühlen uns oft überrumpelt. So trauen wir der Sache nicht immer so wirklich und müssen lernen nein zu sagen. Was wir auch tun, als einer meint, dass es in unserer gewünschten Richtung nicht weiter geht!

    Nach gut 4 Stunden Fahrt werden wir an einer Kreuzung mit den Worten rausgelassen: Hier ist euer Ziel, aber eine Weiterfahrt dauert bis nach Semuc Champey über El Pajal etwa 4 Stunden und heute fährt in diese Richtung niemand mehr. Man könnte einen LKW oder Pick-Up anhalten... Hatten die Busfahrer an der Kreuzung doch Recht... sowas 🤔

    ...ok, wir versuchen es mit trampen!...

    "Es fährt keine Sau in die Richtung", "Die Säcke biegen alle links ab...", "... Das wird nichts!"
    Planänderung...
    Und so halten wir doch einen Bus an, der links abbiegt, sodass wir hier nicht noch versauern.

    Wir fahren nun also nach Fray Bartolome und versuchen herauszufinden, wann es für uns weiter geht. Es ist ein Graus! Der eine sagt, der nächste Collectivo fährt morgen früh um 5 Uhr, der Nächste sagt um 7 Uhr. Dann glaubt einer um 6 Uhr. Wiederum einer um 8:30 Uhr!? Wir sind völlig abgenervt! Eine Unterkunft haben wir auch noch nicht und der Magen tut sein übriges! Grrr, 7 Uhr, 4:30 Uhr,...?!? Wir geben es erst einmal auf und suchen uns ein Hotel. Nachdem das erste eher einem Moloch gleicht, das zweite nicht zu bezahlen ist, steigt die Stimmung so langsam ins unermessliche!
    ... endlich ein sauberes Zimmer gefunden :-)

    Wieder abgeregt und sogar recht gut gelaunt geht es in das Städtchen zum Einkaufen und Abendessen. Gegessen wird, ihr dürft raten..., Tortillas mit Bohnenmus, aber diesmal mit Krautsalat und einem Hühnerbein.

    Hunderte von Menschen wuseln umher. Das Leben spielt sich hier nur auf der Straße ab. Wie im Wimmelbuch :-) Man könnte Stunden zusehen. Die außerplanmäßige Übernachtung Fray Bartolome hat sich gelohnt.

    Am nächsten Morgen sind wir dann um 6:00h am großen Collectivo-Busbahnhof, damit wir einige der möglichen Abfahrtszeiten abfangen können... Ein weiterer Mann erzählt uns, dass es um 8:30h nach El Pajal, einem Ort in der Nähe unseres Zieles, geht... Ein anderer ergänzt, dass der Bus gelb ist... Es bleibt spannend!...

    Jetzt sitzen wir im hoffentlich richtigen gelben Bus um erst mal nach El Pajal und dann weiter nach Semuc Champey zu kommen. Leider müssen wir noch 2 Stunden im Bus warten, bevor es los geht-8:20h will der Fahrer losfahren. So gucken wir einfach umher... und es gibt viel zu sehen:

    Während eine Frau, die zu uns eingestiegen ist, erst mal ihren gekauften Hahn im Korb in die richtige Sitzposition bringt und das Netz um seine Transport-Plastikschüssel zuzieht, werden nebenan große Säcke, Kisten und andere Waren von einem Busdach zum nächsten umgeladen. Hmm, seltsam, die Frauen scheinen unter ihren Röcken nichts an zu haben...! Man setzt sich einfach, Rock hoch, und los geht das Geschäft! Ein geschäftiges Treiben hier 😊 Die meisten Frauen haben hier gewebte lange Röcke an, die mit einem bunten gezwierbelten Strick aus Wolle an der Hüfte zusammen gebunden sind. Darüber ein Top, was in den Rock gesteckt ist. Über dem Top eine lockere Bluse. Wird etwas Geld verdient, werden die Scheine einfach von oben ins Top gesteckt.

    Das geschäftige Treiben ist enorm. Hier werden Tische geschleppt, Sonnenschirme aufgestellt und Straßenstände aufgebaut.

    Unser Bus ist angeschoben ;-) , der Motor läuft und es geht endlich los...

    Der Bus ist mit über 20 Personen mehr als proppe voll. Muss einer von hinten aussteigen, müssen erst einmal alle anderen mit aussteigen, alle wieder rein und weiter geht's. Es geht steil, auf einer Schotterpiste und zum Teil in Schrittgeschwindigkeit die Berge hoch.

    Mehrere Stunden über Schotter, Schlaglöcher in Unmengen, hoch und runter, rundum ein großes Abenteuer durchs guatemaltekische Hinterland, durch Dörfer und Wälder.

    Wir sind da :-) 2 Tage für 150 Kilometer, die sich gelohnt haben...

    Hasta Luego
    Ariane und Marco
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  • Day 18

    Semuc Champey

    August 29, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 30 °C

    Muchos Saludos!

    Wir sind in Lanquin, einem Ort kurz vor Semuc Champey angekommen :-) Hier ist erst mal Endstation mit dem Collectivo.

    Die Busbegleiter sind die Checker vom Dienst. Kaum haben wir angehalten, springt dieser raus und bevor wir ausgestiegen sind, liegen unsere Rucksäcke schon auf der Ladepritsche eines Pickups. Da hilft nur noch verwundert mit aufzusteigen. Die Straßen hier sind so extrem schlecht ausgebaut, dass sie mit dem miesesten Hunsrücker Feldweg noch lange nicht in Konkurrenz treten können. Mit einem Kleinbus geht hier nichts mehr.

    Über Stock und Stein geht es in einer guten halben Stunde mit 5 Mann auf der Pritsche nach Semuc. Semuc ist kein Dorf, nur ein Ort mit wenigen Hütten und eine Hand voll Verkaufsständen für Touris. Wir werden, haben es auch nicht anders erwartet, bei Ankunft gleich von gefühlt einem Dutzend Leuten in Empfang genommen, die uns eine Unterkunft anbieten, oder frische Früchte verkaufen wollen. Aber, haha, wir haben ja gelernt nein zu sagen :-)

    Ariane organisiert bei einer zuständigen Dame gleich irgendwie auf Spanisch unseren Zeltplatz, der denn zu unserer Überraschung zwischen Esstischen unter der Überdachung des Naturparkbüros sein soll. Hintergrund ist wohl der, dass wir hier in der Nacht von Sicherheitspersonal im Blickfeld sind. Denn es gab in der Vergangenheit regelmäßig Diebstähle von Touri-Eigentum und solche sind wir nun mal!

    Ja, Semuc Champey ist ein kleines Naturwunder. Und zwar stürzt hier ein Fluss in der Größe der Nahe plötzlich in ein Loch und verläuft über mehrere hundert Meter durch eine Kalksteinhöhle, bevor er wieder ans Tageslicht kommt. Das spannende ist jedoch, dass oberirdisch ein Teil des Flusses quasi auf einer Natursteinbrücke weiter verläuft und durch viele verschiedene terrassierte Becken fließt. Das ganze jetzt noch in einer gut 100 Meter tiefen Schlucht, gesäumt von Bäumen und Farnen... und...

    ... zum Baden nur so einlädt. Es ist paradiesisch :-) schaut euch die Fotos an und fühlt euch hierher versetzt... Es ist ein Traum :-)

    Wir Essen noch schnell, am Nachbartisch begleitet von 4 Polizeibeamten, zu Mittag, bevor wir in unsere Badesachen schlüpfen und springen, man will es kaum glauben, ins WARME Nass :-) Es ist ein Paradies, schwimmen durch fast jedes Becken und wollen hier einfach nicht weg. Das Wasser schimmert in allen Farbtönen zwischen Türkis und Smaragdgrün. Viele sagen, es wäre der schönste Ort in Guatemala!

    Es wird Stück für Stück dunkler und unser Zelt steht ja noch nicht, was uns dann zwingt das Paradies zu verlassen...

    Während wir unser Zelt aufschlagen, richtet sich das "Sicherheitspersonal", bestehend aus 2 jungen Männern, mit Matratzen ihr Nachtlager unweit von uns ein. Wobei wir uns fragen, wie diese zivil aussehenden Jungs als Sicherheitspersonal dienen sollen. Naja, zumindest halten sie uns einen wirklich unangenehmen Bettler vom Hals! Mit ihnen schlafen noch bestimmt weitere 8 Personen auf Matratzen unter dem Dach des Besucherzentrums. Sie arbeiten hier und gehen abends nicht nach Hause. Die Stimmung ist recht gut - es wird viel gelacht... Wir verstehen leider nichts... 🙄 Gute Nacht!

    Um 5:30 Uhr rappelt der Wecker. Wir müssen früh raus. Wir haben uns für heute bei Terry in Huehuetenango angemeldet. Es ist schade, diesen traumhaften Ort nach nur kurzer Zeit wieder verlassen zu müssen. Haben halt einen Tag bedingt der kuriosen Hinfahrt verloren. Schade!

    Auf der Pickup-Pritsche geht es mit gut 10 weiteren Leuten, die vermutlich zur Arbeit müssen, wieder nach Lanquin, um von dort mit kurzem Aufenthalt in Coban in einem Ganztagstrip über bekannt miserable Straßen nach Huehuetenango, im Nordwesten Guatemalas zu fahren...

    Während der Fahrt hören wir immer ein Klappern auf dem Busdach. Es stellt sich heraus, dass unsere Rucksäcke nicht richtig befestigt sind. Dann passiert etwas für uns unvorstellbares, der Busbegleiter öffnet während der Fahrt ein Fenster, klettert gekonnt heraus auf das Dach und kommt erst nach getaner Arbeit Kilometer später auf gleichem Weg wieder in den Bus. Verrückt ;-)

    Um 22:00 Uhr fallen wir bei Terry hundemüde ins Bett...
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  • Day 21

    Huehuetenango, Guatemala

    September 1, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 26 °C

    Buenos Dias,

    nach den doch so manches mal stressigen Reistagen, haben wir bei Terry jetzt mal 10 Tage Urlaub :-) Sie wohnt in ihrem Elternhaus am Rande des Stadtzentrums von Huehuetenango. Die Einheimischen sagen einfach Huehue [uäuä]. Huehue liegt recht schön ein einem Tal in den Bergen auf knapp 2.000 m Höhe. Es ist zwar fast genauso heiß bei 30°C wie im Osten Guatemalas, jedoch nicht so unerträglich feucht. Wir haben jetzt auch mal eine Bettdecke, wenn auch nur ein dünnes Tuch.

    Huehue, soll eine recht schöne Stadt im Altiplano sein. Jedoch ist dies relativ zu sehen. Sobald man aus dem Haus kommt schlägt einem erstmal die heiße Luft gefolgt von extremen Autoabgasen ins Gesicht und wenn noch ein LKW, oder Bus vorbei fährt, bleibt einem die Luft im Halse hängen. Ja, die Busse und LKW...! Wie unsere alten Autos nach Afrika verschifft werden, scheint Mittelamerika den 80er Jahre Blechschrott der Amerikaner ergattern zu wollen. Was die Karren dann aber interessant macht ist die Tatsache, dass man keinen TÜV braucht. Dann noch dutzend Personen aufm Dach, oder so überladen, dass sich die Achsen biegen, wird dies allein beim Anblick zum Abenteuer.... Was würde ich hier für Spaßmobile bauen können, ohne gleich 'ne Strafe zu bekommen.

    Es gibt aber auch wirklich tolle Flecken Erde hier in Huehue!

    Die Möglichkeit bei Terry für eine Zeit bleiben zu können, gibt uns die Möglichkeit etwas in die guatemaltekische Gesellschaft einzutauchen.

    So gehen wir gemeinsam in einem Gottesdienst in die Kirche. Naja, Kirche haben wir bisher etwas anders definiert. Es ist eher eine offene Blechhalle, geschmückt mit vielen Tüchern und Plastikblumen. Wir sitzen auf Plastikstühlen und zu Beginn ähnelt der Gottesdienst eher einem Rockkonzert. Schlagzeug, E- und Akkustikguitarre, Sänger und Backround Chor. Die Gemeinde steht, klatscht und singt mit Elan mit. Uns war bisher nicht bewusst, dass es Orgeln nur in Europa gibt! Die Kinder hingegen sind nach dem Rockkonzert alle ins Untergeschoss zum Kindergottesdienst verbannt bevor erst richtig los geht. Es folgt eine Predigt par excellence für sage und schreibe 2 volle Stunden mit Applaus und lobende Zwischenrufe. Wir denken es ist gut nur einen Bruchteil verstanden zu haben... ;-)

    Habe ich doch beim Packen zu Hause gedacht, man bräuchte nur eine Hose (jaja, der Gewichtsparwahn!), kam doch beim ersten Waschen der Hose die Erkenntnis...! Während dem Trocknen "naggisch" rumlaufen ist eher uncool! Also nimmt mich Terry an der Hand zum nächst besten Klamottenladen um die Ecke. Ihr werdet es nicht glauben...
    ... 1 Minute suchen und 1 Quetzales, umgerechnet 11 Eurocent für ne Hose. Ich hätt' 20 Hosen kaufen können. Sch... auf's Gewicht :-)

    Mit Terry's 30 Jahre alten Ford Geländewagen üben wir uns durch Huehue's Straßenchaos. Verrückt ist, dass all' das erlaubt ist, was zu Hause verboten ist. Kurz: Es gibt keine Regeln ;-/ kein Rechts vor Links, rechts überholen ist der Hit, keine Verkehrsschilder und trotzdem gibt es massenweise Einbahnstraßen. Wissen die Götter woher die Einheimischen das wissen?!..? Ohne zielstrebige Guatemaltekin auf dem Beifahresitz fast unmöglich.

    Wir fahren zum Einkaufen, zur hiesigen Mam-Maya Stadt Zaculeu und mit dem Hühnerbus (Terry traut ihrem Ford nicht wirklich) auf einen Aussichtspunkt auf etwas über 3.000 m außerhalb der Stadt, um von dort über Huehue und die umliegenden Vulkane zu sehen.

    Wir holen regelmäßig Nahomy, Terry's Tochter in der Schule ab und dürfen an einer großen Schul-Tanzveranstaltung zusehen. Schuluniformen sind uns ja nicht unbekannt. Verrückt ist aber, dass für den von jeder Klasse eingeübten Tanz extra Kleider für jeden Schüler der Schule genäht werden mussten.

    Apropos Tanzen! Terry betreibt eine kleine Tanzschule bei sich im Hause. Wir haben uns angeboten, ein wenig Instandhaltungsmaßnahmen zu machen und versuchen die unverputzten Wände (das macht man hier so 🤔) mit guatemaltekischer Latexfarbe zu streichen. Es ist unglaublich, was man sich hier getraut zu verkaufen. Nach 2 halben Tagen und sage und schreibe 25 Quadratmetern sind wir fertig! Zumindest für hiesigen Anspruch :-)

    Mittwochabend dürfen wir bei einem Dance- und Ballettauftritt der Tanzschule im Theater von Huehue dabei sein. Ein selten schöner Anblick. Das Theater aus spanischer Kolonialzeit ist eine Augenweide und wir bekommen on top noch eine kleine Führung. Bevor die Auftritte losgehen, wird noch mit Hand auf'm Herzen die Nationalhymne gesungen und wir sind uns sicher, in den vergangenen Tagen öfter die guatemaltekische Nationalhymne gehört zu haben, als unsere Hymne im gesamten letzten Jahr zu Hause (trotz Fußball WM!)

    An unserem letzten Tag in Huehue laden wir Terry nochmal zum Essen in ein gutes Restaurant ein. Was probiert man natürlich... Traditionelles: Michelada! Klingt gut, oder? Höret und staunt: 700ml, davon 50 % Bier mit nochmal 50% aus Tomatensaft, Limetten, Pfeffer, Salz, Chili und Sojasoße... Wenn das nicht schon schlimm genug wäre ist der Glasrand auch noch in Salz getunkt. Die schlimmste Befürchtung wird wahr... Es ist beim besten Willen, gut Zureden und mit Tränen in den Augen unter keinen Umständen zu genießen!

    Jaja..., hier haben wir viel, viel Zeit um zu sehen wie hier die Welt so tickt. Das ein, oder andere unglaubliche, nervenaufreibende und schöne erzählen wir ein andermal...

    Hast luego
    Ariane y Marco 🙂
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  • Day 29

    San Pedro La Laguna, Lago de Atitlan

    September 9, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 23 °C

    Da sind wir wieder..., buenos!

    Wir sind zum Atitlan-See aufgebrochen und hatten das große Glück den größten Teil der Strecke von einem Freund von Terry im Auto mitgenommen zu werden. Die Fahrt ist für unsere bisherigen Erfahrungen super komfortabel. Das liegt zum einem am Auto, zum anderen daran, dass wir auf der in diesem Teil vollständig asphaltierten "Panamericana" unterwegs sind. Nachdem wir an einer Kreuzung rausgelassen werden, erreichen wir nach zwei kleinen Busverbindungen den Ort Panajachel am Atitlan.

    Panajachel ist der Hauptort am See. Von hier aus geht es am schnellsten nur noch mit Wassertaxis zu den einzelnen Orten am See. Für umgerechnet 25 Hosen ;-) pro Person fahren wir mit dem Boot auf die andere Seite des Sees zu unserem Zuhause für die nächsten 3 Tage...

    ... Es ist eine entspannte, beruhigende Stimmung hier. Wir steigen vom Boot, es ist ganz still um uns. Unter dem strohgedeckten Dach des Bootsanlegers schwingt ein Mann in einer Hängematte. Unweit des Anlegers waschen Frauen ihre Wäsche im See. Bienvenidos! Willkommen in San Pedro La Laguna!

    Kaum im Städtchen angekommen hat die Ruhe ein Ende. Ein Tuktuk nach dem anderen knattert an uns vorbei. Es ist ein Tuktuk-Paradies hier! Überall Musik, Bars, Cafés, kleine Geschäfte. Alles etwas alternativ ;-) Viele Orte am See sind zweigeteilt. In Ufernähe ein touristischer Ortsteil, die Hänge aufwärts wohnen die heimischen Mayas.

    Wir wollen den faszinierenden Blick über den Atitlan, der von 3 Vulkanen umgeben ist, von einem Aussichtsberg, dem "Indian Nose" genießen. Der Aufstieg beginnt im Nachbarort San Juan... Unglaublich was wir dort erleben: Am Ortseingang ein Kontrollposten mit Schranke. Hier muss jeder Bus, oder LKW, der den Ort durchfährt, Zoll bezahlen. Das fällt uns an mehreren Orten am See auf. Verrückt, wie im Mittelalter! Am Beginn des Wanderweges müssen wir 30 Quetzales pro Person Eintritt bezahlen (hmm, für einen normalen Wanderweg!), zu Hause nicht vorstellbar! Soweit alles ok! Nachdem wir jedoch mitgeteilt bekommen, dass die Bergspitze zur Nachbargemeinde gehört und dort ein weiterer Eintrittspreis anfällt, fallen wir fast vom Glauben ab. "Die spinnen doch, die Mayas!" Wir entscheiden den wirklich wunderschönen Pfad dann eben nur bis 5 m vor die Bergspitze zu gehen...
    ...Dennoch ein grandioser Ausblick, auch ohne den Wegezoll zu zahlen.

    Die Dörfer am Atitlan sind fast ausschließlich von der indigenen Bevölkerung (Mayas) bewohnt, die auch knapp die Hälfte der gesamten Bevölkerung Guatemalas darstellt. Sie wohnen fast ausschließlich in Ziegel-, oder Betonhäusern mit nur einem Zimmer mit Blech-, Ziegel-, oder Strohdach. Viele Häuser haben einen Boden aus Erde, einen Ofen, oder Feuerstelle und minimale Einrichtung, die scheinbar nicht mehr als ein paar karge Betten und ein paar Töpfe beinhalten. Ich könnte tausend Fotos machen, doch bremst mich der Respekt! Nicht einmal bleiben wir länger stehen um zu gucken! Und dennoch sind wir erstaunt, wie hilfsbereit, höflich und gelassen die Guatemalteken sind. Es ist schwierig für uns zu fassen, was sich hinter dieser höflichen Fassade abspielt! Sie scheinen den Stress, die Sorgen und Hektik der modernen Gesellschaft nicht zu kennen, was offensichtlich nicht daran liegt, dass sie sich nicht auch um Geld und Arbeit sorgen müssen!

    Wumms! Und wieder schallt ein Knall durch die Straßen San Pedro's. Ein Polenböller ist nichts dagegen! ;-) Seit unserer Ankunft hören wir dieses Phänomen fast jede halbe bis volle Stunde und das bis in die späten Abend-, beinahe Nachtstunden. Dem müssen wir nach gehen,... und wir werden etwas schlauer... So werden Knallkörper in den Himmel geschossen, die dann erst in großer Höhe explodieren. Den Knall muss man am ganzen Atitlan hören! Wie uns jemand erzählt , muss es einen religiösen Hintergrund haben. Abgeschossen werden die Superknaller kuriose weise an der katholischen Kirche... Die Bedeutung bleibt uns jedoch noch ein Rätsel...!?

    Die Straßen hier sind voll mit Menschen. Keine Straße ohne ein Dutzend kleiner Geschäfte. Wir gehen hier viel durch die Straßen spazieren. Wahnsinn, was in den Dörfern und kleinen Städten los ist. Jeder scheint im Freien zu sein, oder zu leben. Am Seeufer waschen Frauen die Wäsche und Männer angeln. Doch irgendwie ist etwas seltsam am Ufer. Bis zu 100 Meter entfernt vom Ufer stehen verlassene Häuser und abgestorbene Bäume hüfthoch im Wasser. An der Regenzeit kann das ja nicht liegen! Man erzählt uns dann, dass der Wasserstand seit etwa 8 Jahren steigt. Man vermutet, dass nach einem Erdbeben ein natürlicher Ablauf im See verschlossen wurde. Ältere Einwohner berichten davon, dass dieses Phänomen alle 50 Jahre auftreten würde. Genau scheint man es aber nicht zu wissen. Verrückt, denn hierdurch haben viele Grundbesitzer ihr ganzes Land verloren!

    Nach drei wunderschönen Tagen verlassen wir nicht nur eine tolle Unterkunft, interessante Dörfer und Menschen, sondern auch einen beeindruckend schönen Atitlan-See in Richtung Antigua...

    ¡Muchos Saludos!
    Ariane & Marco
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  • Day 43

    Antigua, Guatemala

    September 23, 2018 in Guatemala ⋅ ⛅ 22 °C

    Hola, ihr Daheim-Gebliebenen!

    In Antigua angekommen zeigt sich die ganze Pracht kolonialer Vergangenheit Spaniens. Und doch ist es hier nicht wirklich typisch spanisch! Die Architektur hat einen auffälligen arabischen Einfluß. Die gerasterten, eingeschossigen Straßenzüge sind gesäumt von bunten, farbenfrohen Atriumhäusern mit zum Teil wunderschönen Innenhöfen. Was es aber so beeindruckend lebhaft und besonders hier macht, sind die überall offenen Türen und Hoftore, hinter denen sich Cafés und kleine Geschäfte verstecken.

    Wir haben uns in einer kleinen Pension etwas außerhalb des Zentrums für 14 Tage eingenistet und teilen uns diese mit einem jungen polnischen Auswanderer-Pärchen, die hier die Pension betreiben und mit guatemaltekischen Ledertaschen und Schuhen handeln. Anna und Adam sind echt liebe Leute. Wen es interessiert-hier der Link (https://semprearte.com/) ein bisschen Werbung für die beiden... wirklich schöne Sachen!

    Ariane hat sich das große Ziel gesteckt hier eine Sprachschule zu besuchen um ihre Spanischkünste zu perfektionieren, während ich mich weiter mit den Basics der Basics zufrieden gebe und mich währenddessen an den vielen Kirchen und Klöstern, die einen Charme des Niedergangs versprühen, dem Treiben auf den Plätzen und Straßen, oder beim Blog Schreiben erfreue.

    Zwei Wochen am selben Ort lassen bei uns fast das Gefühl aufkommen hier angekommen zu sein, da sich eine gewisse tägliche Regelmäßigkeit einschleicht: Aufstehen, Frühstücken, manchmal Hunsrücker Zeitung lesen (Marco), Schulbank drücken (Ariane) und abends Sport machen, oder zum Markt schlendern und zusammen Kochen :-)

    Apropos Markt! Einerseits sind die lokalen Märkte ein Paradies von bisher ungeahnter Vielfalt und Frische, andererseits kommt immer mehr unmessbarer Unmut über die Geschäftsgebaren der Einheimischen bei uns auf, die ständig versuchen bei uns mehr Geld rauszuholen wie üblich. Wir versuchen täglich mit neuer Taktik dem Herr zu werden... Wir können uns als Weiße einfach nicht verstecken! Hier wird nicht gehandelt..., hier wird einfach nur beschissen! So zumindest unser Gefühl und das ohne die Miene zu verziehen. Sogar die Kinder beherrschen dieses Gebaren in Perfektion. Interessant ist es aber trotzdem ;-)

    Beim Volleyball Spielen unweit unserer Unterkunft (wir haben unseren Ball dabei :-) cool gell, wurden wir angesprochen, ob wir mit einer Gruppe Einheimischer mitspielen wollen. Was wir natürlich nicht ausschlagen und so werden wir sogar eingeladen, bei deren Training montags und mittwochs in der nahe gelegenen Sporthalle teilzunehmen. Cool, sagen wir uns und gehen zum Training. Die Folge: Muskelkater an allen erdenklichen Stellen ;-) Interessant, mit welchen Trainingsbedingungen man hier zurecht kommt. Betonboden und zum Teil zerfetzte Bälle. Wir sind zuhause ganz schön verwöhnt! Blöd ist nur, dass das Training erst um 22 Uhr abends zu Ende geht...

    ...Es ist leider auch hier nicht ganz ungefährlich, sich alleine, oder im Dunkeln draußen aufzu
    halten. Die Tage erst, erzählt uns Anna, ist eine Mitbewohnerin der Pension überfallen worden. Glücklicherweise kam sie mit kleineren Blessuren davon. Handy und Co. waren jedoch weg!

    15. September - Es ist Unabhängigkeitstag, "Es una gran Fiesta 😀"

    Über ganze drei Tage ist Antigua ein großes Fest. Hauptsächlich dreht sich alles um die stattfindenden Straßenumzüge, die begleitet werden von tausenden Menschen. Gestaltet werden die Umzüge überwiegend von den Schulen der Region. So präsentieren sie sich mit ihrer Trommlergruppe und Blaskapelle und alle Schüler, die kein Instrument spielen, tanzen mit Fahnen und ihrer Schultracht vorneweg. Dann kommt noch hinzu, dass die besten der Schule, oder des jeweiligen Schulfachs mit Scherpe am Umzug teilnehmen und vorneweg gehen. Da werden eben gleich die Helden gekührt :-) Neben den Schulen präsentieren sich Feuerwehr und Rettungsdienst, Polizei, Militär und eben alles was der Staat so zu bieten hat. Meist eben mit riesen Getöse. Es wird in die Tuba geblasen, auf Schildkrötenpanzern getrommelt und Piñatas gesprengt (das wäre das richtige für mich gewesen :-) Und alles eben in Uniform, Nationalfarben und Fahne. Wenn ihr denkt, der Straßenumzug sei nach einer Stunde vorbei, der irrt sich. Ganze acht Stunden Umzugsmarathon. Freitags die Kiddies, samstags die Größeren und sonntags das volle Programm. Man versteht hier zu feiern.. :-)

    Was wir jedoch nicht verstanden haben ist folgendes: Über die ganzen Feiertage treffen sich Menschen, meist Jugendliche in Gruppen bis vielleicht 30 Personen, binden sich Stirnbänder mit "Guate" (für Guatemala) um und laufen zum Rathaus. Dort befindet sich eine Reiterskulptur mit brennender Flamme, an der die Läufer ihre Fackeln anzünden (wie bei Olympia) und loslaufen. In Summe müssen es hunderte Gruppen gewesen sein...

    Das tolle ist, sogar Ariane ist oft einen ganzen Kopf größer als 99% aller Guatemalteken und so haben wir immer den besten Blick auf das Geschehen :-)

    Genug von Stadt und Alltag. Wir haben uns entschieden unsere Rucksäcke zu packen, um den unweit von Antigua drohnenden Volcan de Acatenango mit seinen 3976m zu besteigen. Wir sind gespannt, ob wir den zwei Tagesmarsch konditionell schaffen werden...

    Bis die Tage und viele Grüße aus Guatemala
    Ariane & Marco
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