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  • Day 85

    Santa Cruz de Mompox/San Gil, Kolumbien

    November 4, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 24 °C

    Hola, qué tal!

    Willkommen in Cartagena! Früher war es die Stadt in der afrikanische Sklaven zu tausenden auf dem Markt angeboten und nach Nordamerika gebracht wurden, das geraubte Gold nach Spanien verschifft wurde, oder Captain Morgen sein Unwesen trieb. Heute ist es eine sehr gut erhaltene Kolonialstadt die täglich von tausenden Touristen besucht wird.

    Bei unserer Überfahrt von Panama haben wir uns beide eine ordentliche Erkältung eingefangen und wir müssen uns für einige Tage auskurieren. Nur fällt es uns sehr schwer sich bei 35°C und einer unerträglich hohen Luftfeuchtigkeit auszuruhen. Wir sind total platt...!

    Wir entscheiden uns die Küste zu verlassen und wollen ins Hochland um bei für Hunsrücker annehmbaren Temperaturen dem Tourismus zu entfliehen. Erst geht es für ein paar Tage nach Santa Cruz de Mompox, einer quirligen colonialen Kleinstadt am Rio Magdalena bevor wir nach San Gil unweit der venezuelanischen Grenze aufbrechen.

    Was uns auffällt ist, dass sehr viele Menschen aus Venezuela sich hier in Mompox niederlassen um einer Arbeit nachzukommen, da es aus politisch und wirtschaftlichen Gründen dort nicht mehr möglich ist. Auch unser mit Kakalaken bestücktes Hostal wird von einer Frau aus Venezuela geführt. Entlang der Straßen betreiben viele kleine Verkaufsstände, oder bieten Dienstleistungen aller Art an. Ich hatte mich an einem Stand schon fast fürs Haare schneiden entschieden. Ich habe es echt nötig ;-) Die Sorge war nur, daß ich dann genauso aussehe wie der Rest der Leute, die dort bedient wurden... fast kahl rasiert! Ich hab es im Sinne von Ariane gelassen! Wobei der Preis von 5000 Pesos, umgerechnet 1,35 € unschlagbar gewesen wäre.

    Interessant, welchen Einnahmequelle man sich hier bedient. So zeigte uns ein Kolumbianer ganz stolz seine drei ebenso stolzen Kampfhähne, die er regelmäßig in den "Ring" schickt. Da er keinen Stall für seine schmücken Hähne hat, werden sie einfach an einer Leine im Boden festgepflockt.

    Es gefällt uns hier. Wie in einem Wimmelbuch fahren Mopeds und Tuktuks in Unmengen durch die Straßen und mittendurch drängen sich die Menschen und das ohne über den "Haufen" gefahren zu werden. Zumindest haben wir es nicht mitbekommen ;-) Wie leer sind doch so oft die Straßen zu Hause!

    Es geht weiter... Schließlich wollen wir ins Hochland. Nach einer 13 stündigen Fahrt fallen wir spät abends in San Gil müde ins Bett und... bei 23°C schlafen wir prächtig. Wir haben endlich nochmal Wetter um uns sportlich zu bewegen, waren wir doch nach fünf Tagen auf dem Schiff und zwei Tagen im Bus fast eingerostet. Wir wandern in das wunderschöne, von Spaniern gegründete und von Baumarktsünden völlig verschont gebliebe kleine Örtchen Guane. Es ist fast wie in der Toskana, würden wir nicht manchmal von Kokospalmen daran erinnert, in Kolumbien zu sein. Einfach ein schönes Land! In einem Ort namens Curiti gibt einen über dutzende Kaskaden fließenden Fluss, in dessen unzähligen Becken man den ganzen Tag schwimmen und entspannen kann, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Endlich nochmal ein Land, in dem wir mal nicht für alles bezahlen müssen! Auch nicht als "im Geld schwimmender Ausländer"!

    Es ist der 31. Oktober, Halloween! Wir wollen noch kurz in der Stadt was zum Abendessen einkaufen. Am Hauptplatz im Stadtzentrum angekommen, steigt eine mega Fiesta. Tausende Menschen, überwiegend verkleidet als wäre Fastnacht sind in guter Stimmung. Begeistert sind wir von den tollkühnen Eigenbaukonstruktionen der Schiffsschaukeln und Fahrgeschäfte. Der Hammer! Zusammengeschraubt aus Blechen und betrieben von Rasenmähermotoren, sitzen Kinder festgegurtet in ihren Kostümen wie auf einem Schleudersitz und werden wagemutig durch die Luft geschleudert. Die Konstruktionen scheinen auch die Kinder sehr zu beeindrucken, denn ein Junge bekreuzigt sich sogar, bevor er den Bügel schließt. Grüße an Thomas und Claus, die garantiert direkt angefixt wären, die Konstruktionen zu toppen 😫

    Am 3. Tag wollen wir auf dem Rio Fonce, der direkt an San Gil vorbei führt, Raften gehen. Der Rio Fonce wird bis Level 3 eingestuft, was für einen unserer Mitfahrer schon ausreichend war um in einer Stromschnelle über Bord zu gehen - zum Glück hat ihn Marco noch an einem Bein festhalten können, sonst wäre er gleich sehr viel weiter vom Boot weg gewesen! Als Alternative wird der Rio Suarez mit Stromschnellen bis zu Level 5 angeboten - für uns war es eine schöne Tour!

    Es ist schon später Nachmittag und in der Stadt ist plötzlich laute Musik zu hören. Neugierig zieht es uns noch einmal vor die Tür und es ist unglaublich was wir zu sehen bekommen!

    Hunderte von Reitern auf kleinen, zierlichen Criollos schlängeln sich durch die Straße Richtung Hauptplatz. Es sind Caballeros aus umliegenden Dörfern und Haciendas. Stolz sind ganze Familien unterwegs - sie tragen alle weiße Schals mit entsprechendem Aufdruck oder Muster. Auf der Straße werden sie mit reichlich Bier und Schnaps verköstigt und die am Straßenrand stehenden Zuschauer machen fleißig Fotos von den posenden Caballeros. Natürlich darf ordentlich laute Musik nicht fehlen! Wahnsinn! Vom Rhythmus gepackt stellen sich einige der Reiter sogar auf ihre Pferde und tanzen! Jeder möchte auftrumpfen - manche kommen jedoch nicht mehr alleine aufs Pferd.

    Je später es wird, desto besoffener werden die Reiter und wir müssen an Stumms Reinhold denken, der so ein Spektakel garantiert auch mitgemacht hätte und Pferd sei Dank, irgendwie Heim gekommen wäre!
    Die berittene Polizei (Kolumbien hat eine eigene Polizeireitschule) zeigte mit ihren großen, ruhigen argentinischen Pferden eine bemerkenswerte Souveränität in einem solchen Chaos! Diese Tradition ist wohl schon so alt wie die Stadt. Es waren über 650 Reiter!

    Als wir erfuhren, dass wir für die nächste Etappe 12h Busfahrt einplanen müssen, haben wir uns entschlossen, den Nachtbus nach Medellin zu nehmen und gewinnen so einen weiteren Tag, an dem wir die Cascades de Juan Curi besichtigen - ein beeindruckender Wasserfall in einer tollen Natur!

    Auf nach Medellin...

    Viele Grüße
    Ariane und Marco
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