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  • Day 186

    Auf der Carretera Austral und Ruta 40

    February 13, 2019 in Argentina ⋅ ☀️ 19 °C

    Hallo Ihr Lieben zu Hause :-)

    Wo wollten wir nochmal hin? Wir erinnern uns... Die abgelegenen Ortschaften an der Carretera Austral in Nordpatagonien erkunden! Jetzt sind wir 2 Tage nach Pueblo 'Cerro Castillo' gewandert ohne uns Gedanken zu machen, wie man von dort wieder weiter kommt! Aber, hier fährt ein Bus :-) Das Problem ist nur, daß der eine Bus aus dem Süden kommt und bis Cerro Castillo in der Regel voll besetzt ist und der andere Bus sich nur bewegt wenn er voll besetzt ist - und für letztere Variante weit und breit keine weiteren Reisenden zu sehen sind. Alternative: wir fahren einfach zu zweit und zahlen für jeden leeren Sitzplatz mit, so das Angebot! Lustig, gell! Glücklicher Weise treffen wir hier einen jungen Mann aus Santiago, den es ebenfalls wie uns nach Norden zieht und er flitzt unermüdlich durch den Ort um Mitfahrer zu organisieren. Uns hat er bereits gewonnen und es dauert nur wenige Stunden, bis wir voll besetzt nach 'Coyhaique' fahren, wo wir für 3 Nächte bleiben wollen.

    Es ist doch echt verrückt. Auch hier auf unserem kleinen Zeltplätzchen in 'Coyhaique' angekommen, sieht man das gleiche Bild. Im ganzen Land genießt der Kult einen hohen Stellenwert. Die Leute schlürfen das bittere Kräutergebräu zu Hause, bei der Arbeit und beim Sport und auch beim Reisen und bei Picknicks sind die Schalen und Thermoskannen mit heißem Wasser immer mit von der Partie. Das Zauberwort heißt 'Mate'. Wo immer wir hinschauen wird Mate-Tee aufgegossen. Übrigens: wir finden den ersten Schluck Matetee schauderhaft, aber bei dem bitteren, nach Gras schmeckenden Getränk kommt man leicht mit Menschen ins Gespräch.

    Über 'Coyhaique' gibt es nicht sonderlich viel zu erzählen. Wir nutzen den Ort um einiges zu organisieren (Unterkunft in Hong Kong, Flug nach Nepal) und um Einkäufe zu tätigen, bevor wir uns auf den Weg zum Parque Nacional 'Queulat' machen.

    Allein der Weg auf der 'Carretera Austral' ist malerisch. Eine bis heute nur in Teilen asphaltierte Straße, die Pinochet bauen ließ um die abgelegenen Orte Nordpatagoniens zu erschließen. Es geht vorbei an Fjorden und Seen und unser Bus schlängelt sich nur langsam durch die Berglandschaft, die der der Alpen sehr ähnelt, bis nach 'Queulat', wo uns der Busfahrer dann aussteigen lässt.

    Es ist noch erstaunlich früh am Tag. Wir stellen unser Zelt unter den vielen anderen kurz vor dem Park auf und wollen noch heute hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen tollen Blick auf einen beeindruckenden Hängegletscher haben soll. Der Weg verläuft gleich zu Beginn über eine fast 100 Meter lange nicht sonderlich vertrauenserweckende Hängebrücke über einen wirklich reißenden Fluss. "Maximal 4 Personen" steht auf dem Schild geschrieben und beidseitig stehen bestimmt 20 Leute an. "Die sollen ja stehen bleiben, wenn wir auf der Brücke stehen!", denken wir uns.

    Ein verwunschener Pfad über Wurzeln und Bäche. Farne und Moose verschlingen Bäume und Bäume verschlingen wiederum Steine und bis wir nach etwa 2 Stunden den Aussichtspunkt erreicht haben, werden wir von viel Vogelgezwitscher begleitet. Dort angekommen überflutet uns ein beeindruckender Blick. Ein halbes Dutzend ewig hoher Wasserfälle fassen den scheinbar an einer riesigen Felswand hängenden Gletscher ein. Das Wasser braucht knapp 10 Sekunden, bis es unten ankommt. Ein Bild wie aus 'Herr der Ringe', gewaltig schön, dass es dies eigentlich gar nicht geben kann! Es würde nur noch fehlen, dass wir hier alleine wären...

    Am kommenden Mittag warten wir an der Straße, bis ein Bus hält und uns mitnimmt. Wir wollen bis nach 'Futaleufu' einem Ort an der Grenze zu Argentinien, bleiben aber erst einmal in einem netten Örtchen namens 'Puyuhuapi' hängen.

    Uns gefallen einfach die Namen der Ortschaften hier und wir brauchen ewig, bis wir sie nur ansatzweise richtig ausgesprochen bekommen. Sie haben alle ihren Ursprung bei den 'Mapuche', dem indigenen Völkchen, dem dieses Land hier schon seit tausenden Jahren gehört(e)! Spannend finden wir auch, dass uns nicht nur die Architektur der Häuser mit ihren schönen Sprossenfensten recht bekannt vorkommt, sondern auch viele Straßennamen :-) So heißt doch die Hauptstraße in 'Puyuhuapi', 'Avenida Otto Uebel'. Die Erklärung: in den 1930er Jahren wurden viele Ortschaften hier von deutschen Siedlern gegründet und deswegen...
    ...gibt es hier auch 'Küchen' und 'Berliner' zu kaufen :-)

    Jeder im Dorf erzählt uns unterschiedliche Möglichkeiten und Abfahrtszeiten um weiter nach 'Futaleufu' zu kommen, bis wir letztenendes völlig verwirrt sind! Dabei gibt es wohl nur einen Bus, angeblich um 19:30 Uhr, so die häufigste Variante... Gegen 21:00 sitzen wir dann im Bus und fahren, man höre und staune, einen Ort weiter. Als wir dann am nächsten Morgen in der Früh mit einem Bus in einem Ort Namens 'Villa Santa Lucia' ankommen, glauben wir hier ist die Welt zu Ende. Hier sitzt der Dorfpolizist am alten Holzofen eines, hmmm, wir nennen es mal Dorfrestaurant. Das Feuerwehrauto in einem anderen Garten ist fast eingewuchert, der Rest des Ortes wurde 2017 von einer Schlammlawine völlig verschüttet und ein Bus nach 'Futaleufu' gibt nicht - denn der einzige am Tag, um 13:30h, ist voll...

    ... ein Drama!

    Bis wir endlich in 'Futaleufu' ankommen haben wir das große Glück zweimal beim Trampen mitgenommen zu werden - zusammen mit zwei jungen Chilenen, die das Tampen für uns in die Hand nehmen... wahrscheinlich klappt es deswegen! Einmal werden wir mitgenommen von Nino, der mit "Fahne" und Bierdose am Steuer sitzt und dann von Andes, dessen Auto in so desolatem Zustand ist, daß er damit kaum die Spur halten kann. Dennoch vielen Dank :-)

    'Futaleufu' ist ein herrlicher Ort mit prächtigem Dorfplatz, umgeben von zwei Rafting-Flüssen und zum Wandern einladenden Bergen. Wir fühlen uns wohl hier :-) Zu unserer Freude findet an diesem Wochenende der Auftakt zum 90-jährigen (!) Bestehen des Ortes statt. Auf der Auftakt Veranstaltung in der Sporthalle dürfen wir natürlich nicht fehlen. Und heute ist obendrauf auch noch ein Rodeo. Also volles Programm! Unsere Lieblingsdisziplin: Rinderrodeo! Hierbei versuchen mehrere Gauchos mit einem Lasso ein Rind einzufangen, indem sie mit dem Lasso die Vorderläufe "fangen" und so das Rind zu Fall bringen. Dann wirft sich schnell einer der Gauchos auf das Rind, das Lasso wird gelöst und los geht das Rodeo, buckelnd durch die ganze Arena. Ein wirklich lustiges Spektakel :-)

    Leider dürfen wir unseren Kalender nicht aus dem Auge verlieren. Könnten wir noch lange in Patagonien bleiben, doch geht unser Flug bereits in 14 Tagen nach Hongkong und es sind immer noch 1500 km bis nach Santiago de Chile. Wir überspringen einige wahrscheinlich wunderbare Orte und wollen direkt nach 'Bariloche' in Argentinien um dort noch einige Tage mit unserem Zelt und viel Ruhe in den Bergen wandern zu gehen.

    Auf der 'Ruta 40', das ist für die Argentinier so etwas wie die 'Route 66' für die Amis, geht es nach 'Bariloche'. Keine sonderlich schöne Stadt. Es ist wieder laut hier! Also schnell die Sachen packen. Wir rüsten uns für 4 Tage mit allem Nötigem und wandern los in den 'Parque Nacional Nahuel Huapi'. Steil bergauf geht es. Eine selten schöne Bergkulisse, vorbei an Bergseen, über Grate in zum Teil anspruchsvoller Blockgratkletterei und... wir treffen Mate trinkende Argentinier ;-) An dieser Stelle viele Grüße an Waltrauds Wilfried :-)

    Die Berghütten ähneln denen der Alpen, nur etwas kleiner. Die schönste, in dessen Nähe wir unser Zelt aufschlagen, ist das Refugio 'Frey'. Wunderschön an einem See gelegen in einem Paradies für Kletterspezialisten. Nachdem wir unser Zelt erstmal gegen den aufkommenden Wind hinter einer aufgesetzten, halbrunden Wand aus Steinblöcken gesichert haben, wird der Wind sehr stark und wir sehen, wie unweit von uns ein anderes Zelt auch schon in Teilen wegfliegt. Unseres steht "bombig" :-) Uns gefallen die Berge hier! Wir waschen uns grob im See, schlafen auf dem warmen Fels ein, kochen am Ufer Nudeln und erfreuen uns riesig an dem Sonnenuntergang. Schade, dass wir nicht lange bleiben können.

    Auf dem Weg nach Santiago machen wir noch einmal Halt in 'Temuco', einer Großstadt im chilenischen Seengebiet und nur wenige Stunden vom 'Parque Nacional Conguillio', unserer letzten Etappe entfernt. Wir treffen uns hier noch einmal mit Nicole, einer Chilenin, die wir im Januar im 'Torres del Paine' Nationalpark kennen gelernt haben und wir werden zu einem fürstlichen Essen in ihrem Elternhaus eingeladen. Vielen lieben Dank hierfür und auch für den leckeren 'Pisco Sour' :-) Sie gibt uns noch einige Tips, wie wir am besten zum Parque Nacional kommen und verabschieden uns hoffentlich nicht zum letzten Mal!

    Im 'Parque Nacional Conguillio' sehen wir noch einmal in einer von den Vulkanen 'Llaima' und 'Sierra Nevada' eingefassten und von riesigen Araukarientannen übersäaten Landschaft die riesigen Andencondore und freuen uns hier einen schönen Abschluss von der südamerikanischen Natur gefunden zu haben :-)

    Auf nach Santiago...

    Muchos Saludos :-)
    Ariane & Marco
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