Спутник
Показать на карте
  • День 17

    HiShanghai

    1 сентября 2019 г., Китай ⋅ 🌧 20 °C

    Wir müssen Heute einen Flieger erwischen, unsere nächste Etappe heißt Shanghai.
    Um 7:30 sollte es Frühstück geben, gibt‘s aber nicht. Alles schläft und der Esstisch ist noch unberührt. Das ist tendenziell ungünstig. Ich gehe zur Küche, wo immerhin schon jemand vor sich hin dengelt. Die Englischkenntnisse der Küchenhilfe reichen immerhin soweit, dass sie unsere Problematik versteht, zumindest schaltet sie dei Gänge hoch, alarmiert eine weitere Dame und die Herdfeuer werden angeschmissen. Zehn Minuten später kommen Kaffee, Eier mit Speck und Toastbrot auf den Tisch. Geht doch.
    Unsere Belange sind offensichtlich bekannt, denn uns wird unaufgefordert das für 8 bestellte Taxi bestätigt. Oder war vielleicht die Panik in meinem Blick Anlass für diese beruhigende Information?
    Die nette Lady vom Empfang, die uns sonst so nett zur Seite steht, trudelt dann auch irgendwann während des Frühstücks ein. Sogleich werden auch von ihr noch einmal die Abläufe für unsere Weiterreise wiederholt und bestätigt. Es war einfach irritierend, in ein morgendliches Szenario zu geraten, das jetzt nicht vermuten ließ, dass wir rechtzeitig im fernen Guilin erscheinen würden, um einen bestimmten Flieger zu erwischen.
    Kurz vor Neun schließen wir dann aber letztendlich die Taxitüren und brummen los, mit dem Ziel internationaler Flughafen Guilin.

    In chinesischen Großstädten gibts ja gerne mal zwei Flughäfen oder zwei Bahnhöfe, können auch gut drei sein, ganz zu schweigen von mindestens drei Busbahnhöfen, mindestens. Den Terminal sollte man in Großstädten besser auch wissen oder bei Zweifeln gegebenenfalls gleich noch eine halbe Stunde Transferzeit dazu rechnen.
    Guilin International hat Gottseidank nur zwei Terminals und die liegen erfreulicher Weise gleich nebeneinander.
    Es ist Sonntag und der Verkehr low, so erreichen wir trotz der morgendlichen Verzögerungen nach einer guten Stunde Fahrt, entspannte zwei Stunden vor Abflug den Airport.

    Und die zwei Stunden Vorlauf vor Abflug braucht man als Ausländer auch in China. Den Check-In Schalter suchen ist die erste Challenge. Der Flughafen ist groß und nur gelegentlich „international“, zumindest soweit das die Beschilderung angeht. Das macht den Einstieg in die Prozedur etwas unübersichtlich, aber die eingespielten China-Haudegen finden natürlich die richtigen Schalter recht bald.
    Unsere Rucksäcke haben auf wundersame Weise ziemlich an Gewicht zugenommen, sagt die Waage. In meinem Rucksack reist jetzt aber auch der 1,5 Kilo Lonely Planet Schinken mit, nur so nebenbei erwähnt.
    Die erste Station, die die eingecheckten Gepäckstücke durchlaufen ist ein großer, grauer Kasten mit einer Lampe drauf, in dem sie verschwinden, ein Scanner. Ist alles in Ordnung, dann leuchtet die Lampe normaler Weise Grün.
    Meine Lampe blinkt Gelb. Die adrette Politesse ist sogleich zur Stelle, ich muss mit ihr mitkommen, ohje.
    Gepäckkontrolle im Gitterzimmer gleich hinter den Gepäckbändern, bitte Rucksack öffnen.
    Aber, äh, wonach suche ich jetzt genau? Meine Feuerzeuge habt ihr doch schon... Lange Politessenaugen wühlen interessiert in meinem Verhau mit... ähhm, vielleicht... ist... es... ja... mein Messer ...?
    Nicht? ...o ...hm... ah, jetzt, ja! Moment, Idee! Ich krutschtl meine Box mit lauter so praktischen Reisedingen gefüllt, hervor, öffne die Kiste und umgehend strahlen mich zufriedene Behördenaugen an. Yeeees, die Batterien! Da haben wir’s! Nicht ein Päckchen, nicht zwei Päckchen, nein! Ganze drei Päckchen Batterien habe ich im Rucksack, und ganz schön schwer eigentlich, nebenbei bemerkt... Die Behördendame ist‘s zufrieden und deutet mir, dass ich diese Art von Batterien durchaus mitnehmen darf und sie wieder einpacken kann. Falscher Alarm, das wars dann, vielen Dank der Herr.
    Jetzt darf ich den Rucksack noch einmal aufs Band legen, er verschwindet in der Röhre, das Licht bleibt Grün und wir bekommen endlich unsere Reisepässe wieder zurück.
    Jetzt geht‘s zur Security, zur richtigen. Die eingehende Prozedur flutscht wieder und wir finden uns bald im Flieger sitzend.
    Von Guilin nach Singapur sind es nur 1.200 km, für den Direktflug sind aber ganze 3:45 h angesetzt, verwunderlich lang für diese Strecke.
    Des Rätsels Lösung ist ein Zwischenstopp in einer Stadt, deren Name wir nicht verstehen und kennen und auch nicht kennen müssen. Wir bleiben in der Maschine sitzen, einige Leute steigen aus, andere ein. Während der guten Stunde Flug zur Stadt ohne Namen wurden in Windeseile Getränke und gar nicht so schlechtes warmes Essen verteilt und die Reste umgehend wieder eingesammelt. Respekt.

    Am frühen Nachmittag landen wir in Shanghai. Eigentlich sollten wir erst spät abends landen, mit einer anderen Maschine, aber die wurde wenige Tage vor Reisebeginn von der Fluglinie ersatzlos gestrichen. Und hier muss ich Trip.com erneut begeistert lobend erwähnen. Nicht nur, dass man äusserst zuverlässig und unkompliziertest über die App Züge und Flüge innerhalb Chinas unbürokratisch buchen und bezahlen kann, und seien es noch so provinzielle Verbindungen, nein, man kümmert sich beim Kundenservice bei Stornierungen extrem bemüht um Alternativen. Und wenn das bedeutet, dass direkt mit der chinesischen Fluglinie telefoniert, verhandelt und bestätigt werden muss. Ein unglaublich toller Service und sehr beruhigend!
    So führte sie Stornierung dazu, dass wir ein paar Flüge früher in Shanghai ankommen und uns somit quasi der ganze Nachmittag als ein Mehr an Zeit in dieser Stadt geschenkt wurde.

    Die haben wir dann auch gebraucht, um mit der U-Bahn in die City zu kommen und unser Appartment zu finden. Das Ding war nämlich, dass die Straße, in der unser Appartment liegen sollte von keinem der Navis korrekt lokalisiert werden konnte. Die GPS Koordinaten von Booking waren falsch und die Markierung wurde in der einen wie anderen Karte schlichtweg falsch gesetzt. Die Gegend hat zwar gestimmt, aber an den markierten Stelle war kein Hotel, sondern ein Stadthighway oder eine Bank. Super, und das in voller Montur mit schweren Rucksäcken.
    Weiteres Herumirren und Straßensuchen. Irgendwie haben wir dann die gesuchte Straße über Lauras Handy doch noch gefunden, in einer ganz anderen Ecke und Richtung. Eine murrende und etwas angesäuerte Karawane tippelt entlang breiter Straßen und im Schatten hoher Hochhäuser, hoffnungsvoll in die Richtung anderer Hochhäuser.
    Wir sind ganz nah, fast ganz nah, denn ein Eingang, wo der Cursor auf der Karte blinkt, ist nicht zu finden. Der einzige Zugang in der Nähe in ein bewohntes Haus, ist der zu einem Hotel, in dem wir aber definitv nicht gebucht haben, wir haben ein privates Appartment gebucht.
    Ratlos gehen wir zur Rezeption des Hotels und zeigen eine kryptische Nummer, die bei der vagen Adressangabe wohl die Nummer des Appartments sein sollte, vermuten wir zumindest. Große Augen des Rezeptionisten, in denen wir große Fragezeichen erkennen können. Aber er bestätigt, dass die Adresse dieses Hotel ist, er diese Nummer jedoch nicht kennt. Er zeigt auf die Aufzüge. Ein Teil der Aufzüge fährt von Stock 25 bis 49, der andere von 1 bis 24. Unsere Nummer 1724. Also versuchen wir es so: 17. Stock, Zimmer 24. Gespannt laufen wir durch barock tapezierte Gänge mit dazu passendem, dick gepolsterten Teppichboden, vollkommen hässlich. Und plötzlich stehen wir vor einer Tür mit der Nummer 1724. Aber um hineinzukommen benötigt man eine Keycard und so etwas haben wir nicht. Also wieder runter zur Rezeption. Wir zeigen dort nochmals unsere Daten, die wir von Booking zu diesen Appartment bekommen haben. Eine Telefonnummer wird angerufen und es meldet sich tatsächlich jemand, die Besitzerin! Sie sagt, wir würden mit einem Code ins Appartment kommen, den sie uns per SMS schickt, nicht mit einer Keycard, und schön, das wir’s gefunden haben! Aber wo Bitteschön soll man diesen Code eingeben, wenn da nur dieses Schloß an der Tür ist? Also wieder rauf in den 17. und zur Tür. Und kurz fühle ich mich wie Gandalf im Herr der Ringe, der Stunden lang versucht die Tür zu Minastirith aufzuzaubern, aber einfach nicht auf den richtigen Zauberspruch kommt, wo doch die Lösung so nahe lag. Und so geht es eben uns vor der Tür mit der Nummer 1724. Die einfache und naheliegende Lösung ist die, dass man das vermeintliche Keycard-Schloss nur kurz berühren musste, um eine blau leuchtende Touchscreen Tastatur zu aktivieren. Meiomeiomei! Code rein und klicke-di-klick, eine lange Odyssee endet glücklich und erleichtert in einen kleinen Appartment mit atemberaubenden Ausblick vom 17. Stock auf Shanghai.

    Es ist also so, dass ein Teil des Hauses vom Hotel belegt ist, zwischen den Hotelzimmern aber Privatappartments gestreut sind. Warum hat die Besitzerin nicht gleich als Adresse den Namen vom Hotel angegeben? Man weiß es nicht.
    Promt klingelt Lauras Telefon, die Besitzerin ist dran. In sauberem Englisch gratuliert sie uns zu unserer bestandenen Challenge und kündigt an, das gleich ihre Putzkraft kommt und das Sofa in ein zweites Bett umbaut und auch gleich die Miete kassiert. Derweil machen wir uns im Zimmer breit und frisch und drängeln uns im Fenstererker mit dem atemberaubenden Blick hinunter auf die Straße und dem weiten Blick über die Stadt. Das Appartment ist recht klein, aber ausreichend und gemütlich, mit Kaffeekocher und Bad mit Dusche, was will man mehr! Die Laune steigt massiv, die chinesische Putzdame baut und bezieht Bett, kassiert und verschwindet wieder. Shanghai, wir kommen!

    Es dämmert, als wir zum Orientierungslauf aus dem Hotelbau treten. Die Straße um die Ecke blickt am Ende direkt auf den bunt leuchteten Oriental Pearl TV Tower, das Wahrzeichen Shanghais. Der ist noch ein gutes Stück weg, dennoch beginnen wir in diese Richtung zu gehen. Auf dem Weg registrieren wir gleich mehrere Restaurants nebeneinander, die keinem von uns mehr nach ein paar hundert Metern Laufen aus dem Kopf gehen wollen. Wir haben allesamt Hunger, der TV Tower kann warten.
    Ein hübsch dekoriertes Lokal bietet Hotpot an, genau das richtige für uns jetzt, denn in Shanghai hat es gerade mal etwas über 20 Grad und wir frieren fast nach den 34 Grad im Süden.

    Ein nettes Kerlchen gibt uns die Karten, alles auf Chinesisch! Kurz überlegen wir wieder zu gehen, aber das Essen am Nachbartisch sieht einfach zu lecker aus. Also kämpfen wir uns mit der ÜbersetzerApp durch die Karte, aber nicht allein. Die junge Bedienung zückt ihr Handy und leitet uns mit der englischen Übersetzung seiner Texte an. Erst bestellen wir eine einfache Brühe, dann das hauchdünn geschnittene Fleisch, Lamm und Rind, dann diverse Gemüse und Dips. Der ganze Vorgang zieht sich durch die geduldige Tipperei und Abstimmerei mit dem Kellner zwar etwas, aber das, was wir dann auf den Tisch bekommen ist ein Fest! So unglaublich fein und lecker, wir schlemmen bis kein Fitzelchen mehr in uns hineinpasst. Richtig richtig gut, und zu guter Letzt die allerfeinste Brühe, die wir aus dem Hotpot löffeln. Der ganze Spaß kostet am Ende keine 50 Euro. Ein unerwartetes Finale und eine großartige Belohnung für diesen schönen, aber anstrengenden Reisetag von Yangshuo nach Shanghai!
    Читать далее