Temple of Love
December 9 in Indonesia ⋅ ☁️ 28 °C
Dieses Frühstück auf der Veranda, wir werden es sehr vermissen, heute schon um halbneun, der Tag ist pickepacke voll.
Erstmal zu DHL, Preise für den Versand für einen Betthimmel nach Eggstätt checken. Sonderangebotspreis: schlappe 320€ für 5 Kilo. Ohne Worte.
Weiter, Kimonos kucken in der Jalan Hanuman, war gestern keine Zeit mehr für. Superschöne Kimonos in feinen Stoffen, 120 Euro? Nicht wirklich.
Weiter. Arta Silver hat die Ringe fertig. Jubel! Wur wissen ja schon von einem Foto von gestern, sie sehen toll aus! Eine halbe Stunde sausen wir bis Celuk auf der großen Strasse. Der dichte Verkehr, vor allem die LKWs nehmen uns die Luft, das macht so keinen Spaß. Eine Stange aber breche ich aber - einmal mehr - für die Art und Weise, wie der Verkehrsfluss trotz Dichte hier funktioniert und wie rücksichtsvoll man miteinander umgeht. Hier wird die Vorfahrt über Augenkontakt geklärt oder man lässt den anderen einfach mal passieren. Und ist ein Manöver dann doch mal wagemutig, bremst man eben. Würde man in Deutschland so fahren, würde eine Bombe ins Auto geschmissen, hier wirft man mit Blumen. Viel Geduld fordern die abbiegenden Autofahrer, die die Kurven wie Schildkröten nehmen, von 40 km/h auf 10. Aber Geduld haben die Menschen hier miteinander genug.
Und promt kracht ein Roller von der Seite in den anderen. Es ist aber nix passiert zum Glück. Das gibt’s also auch.
Bei Arta Silver geht es schnell. Unsere Ringe zaubern ein Leuchten in unsere Gesichter, wir finden sie wunderschön und handwerklich sehr toll gelungen, Bali und seine Handwerker, das läuft.
Der Plan ist jetzt, dass wir ganz aus dem Süden in den Norden fahren, zu unserem Lieblingstempel, dem Gunung Kawi.
Seit ich vor sieben Jahren hier diesen sehr sehr alten Ort für mich entdeckt habe, glaube ich an Energieorte. Ich bin jetzt ja gar kein ausgeprägter Eso, aber es gibt unsichtbare Kräfte auf dieser Welt, die wirken, und an diesem Ort, an dem eine bestimmte Quelle fließt, spüre ich eine Kraft, die mich sehr ruhig und glücklich macht. Das habe ich bisher nur an diesem einen Ort gespürt. Kann man denken, was man will, hat nix mit Denken zu tun. Heike und ich war auch schon zusammen hier und glücklich und hier wollen wir beide jetzt hin.
Eine knappe Stunde Fahrt für uns, die wir durch einen dringenden Baksostopp unterbrechen. Bakso Campur - einmal mit Alles bitte. Ein ranziger Shop, aber da wo die Suppe bereitet wird, ist‘s sauber und die Baksos ein Genuss.
Ein gutes Stück Strecke auf ausgebauter Straße lassen wir uns die frische Luft und den Fahrtwind um die Nasen fliegen. Ist man einmal aus dem Dunstkreus von Ubud heraus, wird das Rollerfahren zu einem großen Vergnügen für alle Sinne, wenn dann noch dazu die Sonne scheint und die Reisfelder in frischen Grüntönen leuchten - das ist unser Bali. Fast verpassen wir die unscheinbare Ausfahrt zum Gunung Kawi.
Ein runzliges Männchen bekommt 5.000, 25 Cent, für‘s Parken, eine Lady an der Kassa ca acht euro Eintritt.
Nur ganz wenige Besucher schnaufen uns mit roten, schwitzenden Gesichtern am oberen Ende den langen Treppen entgegen. Bis dahin versuchen uns die Damen der Shopmeile verschiedene Souvenirs anzudrehen, nachdem sie feststellen, dass wir enttäuschender Weise lang behost - Heike - bzw. mit Sarong - ich - ausgestattet sind.
Viele Treppenstufen geht es jetzt hinab in ein grünes Tal, die Stufen, wie ich meine neu gemacht, genauso neu wie die vielen Shops, die die Treppe flankieren. Jetzt gibt es auch eine Fun Area mit Big Swing samt rotem Flattertuch für Instashots, Flying Fox als Direktverbindung zum Tempel und einen angeranzten Klettergarten in Baumwipfeln.
Dazu viele Cafés mit schönem Blick auf die kleinen Reisterrassen an den Hängen des (kleinen) Tals. Den lassen wir uns nicht entgehen und sippen eine kalte Kokosnuss. Die sind riesig, gefühlt mindestens ein Liter, und schmecken großartig, wie immer. Den Saft brauchen wir auch für den schweisstreibenden Weg zu unserem Tempel.
Dieser Tempel so alt, so ehrwürdig. Das Rauschen des wilden Bachs in der dicht begrünten Talsole, das Plätschern von den Rinnsalen ringsum, die mächtigen groben Reliefs in den Felswänden, davor die Becken mit dem heiligen Wasser. Er wird auch der Tempel der Könige genannt, deren monumentale Schreine im 11. Jhdt. als Reliefs in die Felswände gehauen wurden, zehn an der Zahl.
Im Schatten dieser Wände und der Tempelanlage aus unserer Zeit wird ein Portal aus grob behauenen Steinquadern schnell übersehen.
Nur ein Schild, das auffordert die Schuhe vor Betreten auszuziehen, lässt erkennen, dass dies ein heiliger Ort ist.
Wir treten ein in das felsige Gebäude ohne Dach. In die stark bemoosten Felswände sind tiefe, rechteckige Nischen für Schreine gemeisselt, weit über 1.000 Jahre alt. Gegenstände von Zeremonien verrotten darin langsam vor sich hin. Wir umrunden eine Art Kreuzgang, bis wir dann zu dieser bestimmten, zu unserer Stelle kommen. Ein plätschernder Wasserstrahl in der Ecke bildet eine kleine Pfütze am Boden. Wie ein Schutzschild halten die dicken Wände alles störende der Welt da draussen ab. Hier setzen wir uns und werden still.
Eine gute Weile.
Dann stecken wir uns mit einem leisen Versprechen gegenseitig die Ringe an. Ein ganz besonderer Moment an einem ganz besonderen Ort, ein sehr glücklicher Augenblick für uns. Wir segnen unseren Bund mit dem Wasser aus der plätschernden Quelle. Wieder nur wir und zufriedene Stille und wir machen uns auf den Rückweg in die laute Welt.
Am Mopedparkplatz spricht uns ein junger Verkäufer an. Das Businessthema ist schnell geklärt und er kommt in den viel netteren Was-habt-ihr-noch-so-vor Fragemodus. Wir erzählen ihm von Reisterrassen in der Nähe, die wir noch nicht kennen, und vom Dorf der Reiher, Petulu, wo wir gerne zum Sonnenuntergang wären, wenn die Reiher nachhause kommen.
Das mit den Reihern, die massenweise in Petulu nächtigen war einmal, erzählt er. Vor sechs Jahren gabs das noch, jetzt sind die Felder weniger, aber mehr Häuser, und die Reiher haben sich übers Land verstreut, dahin, wo es noch genug zu Fressen gibt. Stattdessen schlägt er uns einen Tempel vor, der ganz nah ist, um die Ecke quasi. Pura Mengening, nicht zu verwechseln mit Pura Tirta Empul, dem schicken Insta Tempel, in dem Influencer in einem Becken unter felsigen Wasserdüsen massenweise imbrünstig um mehr Folliwer beten.
In Pura Mengening kann man sich ebenfalls die Seele rein waschen, aber eher im Stillen und nicht ganz so exponiert. Das klingt doch gut!
Ein schönen Reisfeldhike gäbe es hier direkt auch noch, vergesst Tegalalang.
Vielen Dank für die tollen Tips!
Und nur wenige Minuten später geben wir einem anderen Hutzelmännchen die eingeforderten 2.000, 10 Cent, für die Parkplatzwacht. Auch der Eintritt für Ausländer ist moderat. Ein alter Hinduhardliner besteht unbedingt darauf, dass Heike trotz Hose einen Sarong trägt. Aggressiv kann man sein Verhalten nicht nennen, aber kurz davor. Wir vermuten Geldmacherei dahinter. Als Tourist ist man schon irgendwann einmal genervt, wenn bei Auftauchen für jede noch so kleine aufgedrängte Dienstleistung Geld verlangt wird. Ja, die Menschen sind arm hier und wir fette Geldsäcke, aber es gibt auch eine Grenze. Umso erstaunter sind wir, dass der Sarong Service gar kein Geld kostet. O man. Wir entschuldigen uns für unser strikt ablehnendes Verhalten. Die Erklärung bleibt leider unausgesprochen in der Sprachbarriere hängen. Gleich runter zur Quelle, Gewissen rein waschen.
Die Tempelanlage ist wieder in ein grünes Tal gebaut, von Felswänden umschlossen. Überall plätschert es, die Wasser sind in viele Becken gefasst, ein Schild verweist auf über zehn Quellen und für rituelle Waschung. Wir begehen das Netzwerk aus Becken und Treppen bis zur Talsole, wo sich die heiligste der Quellen befindet. Hier gibt es einen regelrechten Schwimmbadbetrieb mit Umkleiden, Badesarong-Verleih, Waschmaschinen und Ritualguides für zurzeit zumindest sehr wenig Touristen.
Wir machen das mit unserem Gewissen anders aus und sparen uns das Abtauchen ins Nass. Dazu fehlt uns im Repertoire eindeutig die spirituelle Veranlagung und die Vorstellung über eine anzubetende Zielperson.
Wir sehen lieber zu, wie andere Touristen Beten lernen, mit katholischer Miene, den fragenden Blick immer in Nachahmung auf den anleitenden Guide gerichtet das Ritual vollziehend. Wir vermissen eindeutig die offensichtlich fehlende kontemplative Aufrichtigkeit dabei. Wem‘s Spaß macht und wenn’s das Essen für die Familie finanziert, warum nicht.
Wir strollen weiter durch die verschachtelte, plätschernde Anlage und suchen den Ausgang.
Der Weg zu der Mupu Rice Terrace ist das Ziel, wie wir feststellen. Im spätnachmittaglichen Licht auf kurviger, toll ausgebauter Straße durch das Landleben auf Bali. Bäm, Leben pur, Glück pur. Das warme Licht über den Feldern, Hütten, Dörfern, Tempeln, Menschen, deshalb lieben wir diese Insel der Götter so. Schaut man auf Maps, entdeckt man so unzählige interessante, schöne, kleine Orte, die man noch erkunden könnte, dafür reichen nicht einmal vier Wochen. Wir freuen uns aber jetzt über das, was wir gerade haben, das ist mehr als genug!
Die Mupu Reisterrassen packen schon zusammen, die Restaurants und Cafés, die oben am Rand des Reistals dicht an dicht kleben, stellen die Stühle hoch. Macht nichts, wir hatten gerade das Beste von Bali. Wobei Mupu auch ganz hübsch ist anzuschauen.
Und die Google-Maps-Nicht-Zoomer stellen für die Weiterfahrt fest, dass sich in der unweiten Nachbarschaft die weltberühmten Tegalalang Reisterrassen anschließen. Wir müssen also die Straße, auf der wir uns befinden, nur geradeaus nach Süden bis nach Ubud fahren, juhu. Vorbei an den noch dichter gequetschten Cafés, Restaurants und Souvenirshops am Straßenrand oberhalb der so prominenten Sehenswürdigkeit. Auch die letzten Chinesen trollen sich in ihre Busse.
Heute ist mal wieder einer dieser wichtigen Tage im Kalender der Balinesen für Tempelzeremonien, immer wieder sehen wir im Vorbeifahren Familien in Tracht. Die Männer mit ihrem Kopfputz, die Frauen mit Türmen von Opfergaben auf ihren Köpfen balancierend, streben sie in Grüppchen emsig zu den reich geschmückten Tempeln, die Schreine in gelbe und weissen Tücher gehüllt. Wegen Überfüllung ist manchmal die Straße einseitig gesperrt und wir werden in Blockabfertigung durch die Tempelwarte in ihren schwarz-weiss karierten Sarongs an den Gläubigen vorbei gelotst, die dann eben mal in großer Zahl auf der Strasse sitzen. Die Balinesischen Zeremonien sind ein sehr schöner Anblick, deshalb sind wir nicht besonders unerfreut über den Stau, der uns etwas Zeit schenkt, das ganze Treiben zu bestaunen. So müssen sich Gästen fühlen, die in Bayern auf ihrer E-Biketour zufällig beim Maibaumaufstellen dazugeraten, ziemlichg exotisch und pittoresk.
So wie das metallene Kling-Klang der sehr eigenwilligen Harmonien der Balinesischen Tempelmusik das Ereignis schon von Weitem ankündigt, so verhallt es wieder langsam als wir den bunten Bohei passiert haben.
Wir kommen zu dem Abschnitt der Straße, auf dem wir die Geschäfte vom Stop, Shop & Go kennen, der Verkehr wird Ubud und bald sind wir wieder mittendrin im Moloch.
Vielleicht finden wir doch noch eine schöne Muschellampe für die Kinder? Ein letzter Versuch in einschlägigen Läden auf der Königspalaststraße. Leider nix, einfach zu schrottig die Qualität.
Wohin jetzt? Unser Hüngerchen sagt, was jetzt für uns alle gut wäre. Wohin dazu? Wir haben Lust auf Koreanisch und weil die auch hier wie Pilze aus dem Boden schießen, werden wir auch schnell fündig. Der Laden ist klein mit Live BBQ Grill in der Mitte. Damit das nicht qualmt und stinkt sind entsprechend viele Be- und Entlüfter im Raum platziert. Mal sehen, ob wir die vielen, kühlen Winde aushalten. Heute kommt eine Udonnudelsuppe auf den Tisch, schweinernes BBQ mit Reis und crispy Hühnerteile mit Spezialsoße. Hui, sind wir satt nach diesem leckeren Essen. Nur die Suppe war etws flau, was vermutlich an unserer Ansage ‚low spicy‘ lag. Selber Schuld.
Sehr von den vielen Eindrücken heute und Essen freuen wir uns auf zügiges nachhause Fahren, die Konzertmeile zum Bungalow, Duschen und alle Viere im Bett von uns strecken.Read more

























Traveler
:))
Travelerdas ist ja alles sehr grosse liebe in alle richtungen