Iceland
Djúpasund

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Travelers at this place
    • Day 19

      Tölten

      September 18, 2018 in Iceland ⋅ 🌧 8 °C

      Heute ist es soweit, wir reiten endlich auf Islandpferden aus! Nirgendwo sonst auf der Welt sieht man ja so viele niedliche Pferde am Straßenrand stehen, da wird es höchste Zeit, sich mal selbst in den Sattel zu setzen! Pünktlich um 9:30 Uhr kommen wir in den Stall, wo die beiden Reitermädels, natürlich beide aus Deutschland, schon die Pferde für unseren zweistündigen Ausritt gesattelt haben. Sonjas grauer Schimmel hat einen unaussprechlichen, isländischen Namen, mit Harpa (isländisch für Harfe) ist der Name meines weißen Schimmel da deutlich einfacher zu lernen. Angenehmerweise sind wir auch damit schon vollzählig und nach einer kurzen mini Einweisung geht es auch schon los.
      Behänd schwinge ich mich in den Sattel und gebe Harpa die Sporen, schnell lassen wir Husey und unsere Begleiterinnen hinter uns, der Wind weht gleichermaßen durch ihre wie meine blonde Mähne, die kühle Gischt spritzt unter ihren mächtigen Hufschlägen, ihre Nüstern blähen sich in der salzigen Meeresluft. Pfeilschnell gleiten wir über die unwegsame Dünenlandschaft, links und rechts stieben Schafe davon, Harpa stimmt wiehernd in mein lautes Lachen ein, Ross und Reiter in völligem Einklang, ein unbändiges Gefühl der Freiheit.
      So oder so ähnlich muss das ausgesehen haben. Als wir dann später doch wieder beisammen sind, fragen wir die Mädels natürlich etwas über Husey aus, wo es eben einen auffallend großen deutschen Einfluss gibt, der sich nicht zuletzt in all den deutschen Mitarbeiterinnen niederschlägt. Jenna, die ältere Reiterin, erzählt uns, dass der mittlerweile leider verstorbene alte Bauer eine österreichische Mutter hatte und selbst länger in Deutschland war. Und nicht nur das, er hat die Islandpferden für den Sommerblockbuster „Die Mädels vom Immenhof“ von 1955 gestellt und hat selbst eine Stuntrolle in dem Film! Wir sind natürlich völlig baff, das sind ja quasi Prominente! Und wir mitten drin! Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr erinnern die beiden Reiterinnen auch an Dick und Dalli. Ich versuche vergeblich mich dagegen zu wehren und habe für einige Zeit das unsägliche „Va-Ti“ des in allen Belangen minderwertigen Abklatsches „Die Zwillinge vom Immenhof“ im Ohr.
      Der Ausritt ist aber wirklich wunderschön, wir lernen etwas über das Land, auf dem wir reiten, sehen viele Seehunde, die sehr nah an Land vor sich hin dümpeln, in den flachen Gewässern entgehen sie den jagenden Walen, und am Strand wird dann getöltet, jener berühmte „fünfte Gang“, den nur Islandpferde beherrschen. Es ist eine Art schneller Trab, bei dem aber stets ein Bein auf dem Boden ist, was das ganze zu einer erstaunlich bequemen Fortbewegung macht. Nach einer kurzen Pause geht Sonja dann noch mit Jenna galoppieren, ich bleibe galant zurück, Harpa ist zu sehr mit einem kleinen Snack beschäftigt. Auf dem Weg zurück wird noch etwas getöltet, bevor sich manche von uns dann im Stall zufrieden im Stroh wälzen und sich auf ein paar große Brocken trockenen Brotes hermachen. Ein wundervoller Vormittag!
      Gleichzeitig ist dies auch leider der verfrühte Schlusspunkt unseres Aufenthaltes auf Husey. Auf Island muss man ständig das Wetter im Auge halten und während wir in den letzten beiden Wochen ja nun wirklich ausgesprochen gutes Wetter hatten, lässt die Insel zum Abschluss noch mal ihre Muskeln spielen. Ab Mittwoch wird mit einem Wintereinbruch gerechnet und bereits gestern haben alle Passagiere der Norröna eine E-Mail bekommen, in der die Fährgesellschaft anrät, sich bereits Dienstag Abend in Seydisfjödur einzufinden, um die Fähre am Mittwoch Abend zu erreichen. Seydisfjödur ist nur über eine Passstraße von Egilsstadir zu erreichen, die zwar gut ausgebaut ist, aber auch 600m übersteigt. Und bereits ab den frühesten Morgenstunden des Mittwochs ist mit Schneestürmen zu rechnen, was die Überfahrt schwierig und gefährlich macht.
      Wir sind darüber natürlich sehr unglücklich und haben die Entscheidung lange rausgezögert, aber auch die Einheimischen in Husey raten uns, lieber schon Dienstag Abend zu fahren. Und vor Islands Wetter sollte man ein gesundes Maß Demut an den Tag legen! Zu unserer Überraschung bekommen wir sogar noch ein Zimmer in einem Guesthouse in Seydisfjödur und brechen daher traurig um kurz nach Mittag auf. Den Pass überqueren wir gegen 15 Uhr, noch ist alles soweit ruhig. Aber da kommt besser noch ein riesen Unwetter, sonst werde ich aber fuchsig! Und so sitzen wir nun in unserer letzten Unterkunft auf Island, die eigentlich ganz nett ist, schade, dass wir sie unter diesen Umständen haben müssen. Wir haben uns von Husey noch einen geräucherten Lachs mitgebracht, der dort aus dem Lagarfljöt gezogen wurde und offensichtlich in einen aktiven Vulkan gehängt wurde, Junge junge, das ist mal Räucherfisch! Morgen Nachmittag werden wir dann durch die paar hiesigen Cafés streunen, nach anderen Passagieren Ausschau halten und hoffentlich einen Blizzard epischen Ausmaßes beobachten.
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    You might also know this place by the following names:

    Djúpasund, Djupasund

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