• 29. Juni

    June 29, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 10 °C

    Auf dem kleinen Parkplatz gab es gestern spät am Abend nur noch ein Auto, das kurz gehalten hat, ansonsten war die Nacht absolut ruhig. Als ich am Morgen raussehe, ist alles neblig und es fängt kurz darauf an zu regnen und zu winden. Und so wird es mir, noch bevor ich zum Frühstücken ansetze, ganz schnell zum Verhängnis, dass ich die Heringe gestern abend in diesen Untergrund nur maximal zur Hälfte reinbekommen habe. Ist halt ein Parkplatz und ich wollte hier ja schließlich nicht überwintern, hatte diese Umstände gedanklich ausdrücklich in den Bach gekippt. In Kürze sind von der Windseite her beide Heringe raus und das Zeltcover flattert mir nass über den Rucksack und innen rein. Da ist erst mal Alarm vom Allerfeinsten, irgendwie muss ich das Wasser fernhalten und auch verhindern, dass das Zelt sich weiter aufbäumt. Das alles blöderweise immer nur mit einer Hand, die andere bändigt das wilde Außenzelt. Trotzdem bekomme ich an die zwei Stellen am Zelt, wo die Heringe waren, einen Wanderstock fixiert und mit dem zweiten kann ich diesen dann quasi aus der Ferne untenhalten. Ohne Frage ist das alles mehr schlecht als recht und es braucht um‘s Verrecken immer eine Hand. Wie dem auch sei, schaffe ich es in dieser Manier, alles einzupacken, das Innenzelt abzubauen und bereite soweit vor, dass nur noch die Außenhülle steht. Hierfür gibt es keinen Plan, es dauert auch recht lange und alle möglichen Sachen sind am Ende nass oder auch dreckig, der Flattermann hat ja schön um sich geworfen. Um elf habe ich fertig und ziehe los, will erst mal weg von diesem Platz und das Frühstück später an einer geeigneten Stelle nachholen. Nach 200m fällt mir ein, ich habe die Wäscheleine von gestern Abend vergessen, also einmal Retoure und die noch holen. Die Straße zieht sich jetzt runter ins Tal, dabei geht es durch einen Tunnel, der durch den Fels getrieben ist. Ich muss noch mal absetzen und die Stirnlampe rausholen, da er doch einige 100m lang ist und völlig unbeleuchtet. Insgesamt zieht es sich jetzt ähnlich wie gestern an dieser Straße entlang unten im Tal an einen See und gegen zwölf, als ich endlich Frühstück machen will, finde ich doch tatsächlich direkt am Straßenrand einen großen Felsüberhang, unter dem ich mich eine Stunde lang geschützt aufhalten und die Sachen noch mal ein bisschen sortieren kann. Mein Ziel heute ist Salsbruket, ein kleiner Ort mit Supermarkt, an dem ich, wenn möglich, auch den morgigen Ruhetag zubringen will. Er liegt übrigens als erster Ort an einem Fjordende, ab dort ist das Wasser also salzig. Ganz nebenbei schüttet es seit dem Morgen von oben herunter, alles was weg muss. Sitzgelegenheiten gibt es nicht wirklich, ich glaube das war gestern auch mit der Grund, warum ich so genervt war. Heute ist das mit Nichtsitzenkönnen zwar das selbe, aber meine Laune ist wieder auf Vorkriegsniveau und ich singe wieder im Regen. Das ist mir selbst das Zeichen, dass alles in guter Butter ist.
    Gegen drei komme ich an einem Ort vorbei, etwas abseits der Straße, es sind vielleicht drei Häuser und an einem davon frage ich, ob ich mich draußen in der Garage, wo das Boot untergestellt ist, mal für eine halbe Stunde trocken hinsetzen kann. Freundlich ohne Wenn und Aber habe ich diesen Platz sicher. Nach knapp 2 Stunden Laufen bin ich dann wieder soweit, würde mich gern etwas ruhen und finde ein Stück abseits der Straße eine alte, teils verfallene, aber von oben her dichte Anglerhütte, perfekt. Norwegen und sein Regen… es ist wohl tatsächlich so, je dichter ich ans Meer komme, desto mehr Regen ist auch.
    Als ich wieder unterwegs bin, hält eins der wenigen Autos mal an und ein Norweger fragt mich, ob er mich denn mitnehmen könnte. Dankenderweise lehne ich wie immer ab, aber frage nach einer möglichen trockenen Unterkunft, also alles außer einem Zimmer. Er würde mich einladen, bekommt aber seine Tochter heute zu Besuch und empfiehlt mir im Ort an dem großen gelben Haus zu fragen, das würde ich schon finden. Gegen halb sieben komme ich nach Salsbruket und da steh‘ ich nun am Oppløyfjorden an der Stelle, wo das süße Wasser des Oppløyelva die längste Zeit lieblich war. Es ist hier natürlich noch kein offenes Meer, aber salziges Wasser hat es allemal. Und weil ich Hütten und Shelter so sehr mag, gibt es hier direkt eine schöne Grillhütte, die ich erst mal inspiziere, auch wegen Ruhetag. Gehe aber trotzdem noch mal die 100 Meter rum zum gelben Haus und treffe hier im Kafe Elgen auf die Tschechin Zuzana, die hier mit ihrem Mann eine Pension, hauptsächlich für Angler betreibt. Leider ist alles ausgebucht zur Zeit, aber sie lädt mich auf einen Kaffee ein und gibt mir noch ein paar Sachen mit, so dass ich den Ruhetag morgen recht komfortabel zubringen kann. Vielen Dank für deine Unterstützung. Ich breite mich in meiner neuen Unterkunft komplett aus, hänge all die nassen und klammen Sachen auf, damit ich alles mal wieder auf einen guten Stand bringen kann.
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