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- Day 160
- Tuesday, July 9, 2024 at 6:49 PM
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 66 m
NorwayKjerkhaugen64°57’52” N 12°10’51” E
9. Juli

Gut geschlafen habe ich wohl, aber raus will ich nicht. Nicht, weil es geregnet hat, das macht mir nichts aus. Aber die Knots waren gestern Abend schon unerträglich und wenn ich auch nur kurz rausgehe und wieder reinkomme oder die Hand rausstrecke, um irgendetwas reinzunehmen, dann ist immer gleich ein oder zwei Dutzend mit dabei, die ich dann erst mal wieder aufwändig eliminieren muss. Und so halte ich das Frühstück ganz innen ab, danach heißt es Augen zu und raus. Schön, dass es jetzt schon so lange trocken ist, damit ist auch das Zelt nach dem Frühstück packfertig und ich kann um zehn bei noch ziemlich bedecktem Himmel losgehen. An der Straße entlang ist es ähnlich wie gestern auch, es braucht die ganze Zeit Aufmerksamkeit, weil ich bei jedem Auto, Wohnmobil und vor allem LKW im Blick haben muss, wer wirklich auf die andere Seite rüberfährt oder nur halb, ganz selten sind natürlich auch welche dabei, die gar nichts merken. Da es entlang der Straße an richtigen Sitzmöglichkeiten in der Regel fehlt, sind diese kleinen Bushäuschen immer wieder gern genommen. Ab der Mittagszeit lichtet sich der Himmel und gegen zwei ist er blau mit feinen Wolken. Die Straße führt weiter in unterschiedlichen Abständen an einem Ford entlang. Wenn das Wasser zu sehen ist und natürlich auch die Berge auf der gegenüberliegenden Seite ist das schon eine tolle Aussicht. Die Berge sind hier, obwohl ich erst 50 km von Rørvik entfernt bin, schon wieder deutlich höher, sie ragen über 500 m über den Fjord hinaus.
Um zwei mache ich an einem kleinen Platz direkt an der Straße eine Ruhepause. Hier könnten gut und gerne auch mehrere Wohnmobile draufstehen, aber die Abfahrt ist schlecht einzusehen und so parkt hier niemand. Die Müdigkeit nach dem Mittagessen und das schöne Wetter lassen mich direkt auf dem Platz die Isomatte hinwerfen und ich lege mich ab zum Ruhen. Schlafe dabei auch ordentlich ein und nach einer guten Dreiviertelstunde weckt mich eine ganze Herde von Kühen lautstark, die direkt am Platz angrenzend am Zaun stehen. Hui, schön, dass zumindest die den Wecker gestellt hatten. Nur eine Viertelstunde später, als ich wieder auf dem Weg bin, komme ich wieder direkt an den Fjord, wo er richtig schön breit ist, einige Häuschen und Scheunen rundherum stehen und auf der anderen Seite besonders imposant die Berge aufragen. Ich treffe mal wieder auf einen Radler, ein Norweger, der von Bodø aus Richtung Süden die komplette norwegische Küste entlang fährt. Für mich ist das immer wieder ein Spektakel, diese Leute zu treffen und mit ihnen zu reden.
Der Großteil der Strecke für heute ist schon geschafft und gegen halb fünf sehe ich in einiger Entfernung ein Rentier auf der Straße stehen. Es ist seit langer Zeit überhaupt mal wieder eins und hier natürlich besonders interessant so mitten auf dem Highway. Kurz darauf kommt ein Auto und das Hirschtier macht überhaupt keine Anstalten, sich dort weg zu bewegen. Kurz darauf hastet es von der Straße runter, das Auto kann passieren und das Ren ist direkt wieder auf der Straße zurück und kommt in meine Richtung gelaufen. Verglichen mit denen, die ich bisher erlebt habe, hat dieses hier irgendwelche Merkwürdigkeiten vorzuweisen. Es läuft noch eine ganze Zeit auf mich zu, verlässt dann seelenruhig die Straße, frisst ein paar Meter entfernt von mir, um dann in vollem Galopp davonzurennen, als ob es mich gerade jetzt erkannt und sich total erschrocken hätte. Fünfzig Meter weiter steht ein Mann an der Straße und beobachtet das Treiben, er hat wahrscheinlich die stark bremsenden Autos von seinem Grundstück aus wahrgenommen. Ich unterhalte mich mit ihm, es ist ein Lehrer, der gut 100 km entfernt wohnt und im Sommer (Sommer ist hier Juli und August) hier draußen in seinem Sommerhaus lebt, einen Garten bewirtschaftet und Ziegen hat, die er selber melkt und Käse macht.
Um halb sechs dann bin ich in Foldereid, ein Örtchen, wo alles zentral zusammen ist: Kirche, Supermarkt, Tankstelle. Im Supermarkt nehme ich mir ein paar Kleinigkeiten mit und befrage die Verkäuferin nach einer günstigen Möglichkeit, hier irgendwo rum das Zelt aufzuschlagen und womöglich nach einer öffentlichen Toilette. Sie empfiehlt mir nur 200 m entfernt am Sportplatz ein Gebäude, dort gibt es eine Toilette, es ist nie verschlossen. Noch mal gut 100 m davon entfernt sehe ich neben dem Sportplatz eine geschlossene Grillhütte, die ich mir für die kommende Nacht auserwähle. In dem Gebäude mit der Toilette steht auch eine Pistenraupe und eine ganze Menge von Zubehör, dass man alles im Winter benötigt. Hier sind sie halt sehr entspannt, was sowas betrifft. Kaum jemand schließt etwas ab, zumindest dann, wenn es von den großen Straßen etwas entfernt ist, wo Touristen und Fremde eh nicht rumlungern. Der Raum mit der Toilette ist recht groß mit einem Heißwasserboiler, im Raum sind es gefühlt 45°, da die Heizung sicher seit dem Winter einfach voll durchgelaufen ist. Das nutze ich gleich mal aus, um meine Regenjacke hier durchzuwaschen, da sie seit dem Wochenende den Muschel- und Fischgeruch nicht mehr los wird und ich kaum noch weiß, wo ich sie hinpacken soll. Damit ist für mich alles zur vollsten Zufriedenheit für heute geregelt. Ich habe es morgen nicht weit bis zur Hauptstraße an die Bushaltestelle, wo um kurz nach neun mein Bus Richtung Trondheim geht…Read more
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Schöner geht's nicht
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*seufz*