• 27. Juli

    July 27, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 13 °C

    Es waren gestern etwas über 30 km und von daher liege ich heute morgen etwas länger. Außerdem regnet es draußen und in der Nacht kam mindestens einmal pro Stunde eine Mücke wo auch immer hergeschwirrt, mit der ich mich beschäftigen musste. Ich liege noch, da kommen Wanderer des Weges, die sich auch das Haus betrachten. Glücklicherweise steigen sie nicht die kleine Hühnerleiter hoch, um den Boden zu inspizieren, sonst wären sie sicher über den halbnackten Mann im Museumshaus etwas überrascht gewesen. Ich stehe um zehn auf, frühstücke unten ganz in Ruhe, organisiere noch einige Sachen an meinem Rucksack neu. Leider Gottes muss ich mein gutes Terence-Hill-Shirt gegen ein anderes austauschen, das ich noch mithabe, da es nach dieser exzessiven Nutzung den Weg alles irdischen gegangen ist. Es hat in den letzten zwei Wochen auffällig viele Löcher an verschiedensten Stellen bekommen und gestern, als es so schön nass geschwitzt war und ich es mir vom Rücken etwas abziehen wollte, ist es einfach lang eingerissen. In den letzten zwei Wochen habe ich außerdem gemerkt, dass ich manchmal am Rücken eine Art Stechen gefühlt habe, von dem ich nicht wusste, wo es herkommt. Ich vermute, dass der Stoff sich in irgendeiner Form durch die ewige Nässe in Wohlgefallen aufgelöst hat.
    Um zwölf breche ich von hier in leichtem Nieselregen auf, noch einmal vier Kilometer an der Straße entlang, um dann dem Lapplandsleden Richtung Hemavan zu folgen. Das ist der südlichste Punkt des nördlichen Kungsleden, den ich ab da bis nach Kvikkjokk gehe. Nach um eins komme ich nach Gröndal, hier gibt es am See gleich neben der Straße einen Shelter, in dem ich eine längere Pause mache. Als es dann weitergeht von der Straße ab treffe ich auf Niels aus Hannover, er kommt mir entgegen und wandert gerade von Hemavan aus in südlicher Richtung. Wir unterhalten uns eine gute halbe Stunde und ziehen dann weiter, ich bin heute nicht sonderlich schnell und angesichts des Regenwetters träume ich auch schon von einem muggeligen Plätzchen am frühen Abend. Davor steht aber, wie mir Niels berichtet hat, um kurz nach vier noch eine andere Sportart auf dem Plan: Rudern. An einem der Seen ist eine Strecke von gut 750 m ziemlich in Ufernähe mit einem Ruderboot zu überbrücken. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht, aber ich stelle es auch nicht in Frage. Es gibt zwei Boote, die an jeweils einem Ende dieser Strecke liegen und die Regel ist, wenn nicht auch gerade jemand in andere Richtung fährt und so die Boote getauscht werden, muss ich dafür sorgen, dass am Ende wieder an beiden Seiten je ein Boot liegt, damit nicht die nächsten in die Röhre gucken. Also rudere ich die Strecke einmal hin, binde das zweite Boot an, ziehe es zum Ausgangspunkt zurück und fahre dann wieder meinen eigentlichen Weg. Dabei beginnt es stärker zu regnen und es fühlt sich an, als wenn es heute auch nicht mehr anders wird. Hundert Meter vom Weg entfernt steht eine alte Scheune, alles rundherum ist zugewachsen, aber sie lacht mich an für eine Pause. Eins der Tore hängt nur noch an einer Angel und es ist recht einfach zu öffnen. So habe ich hier zwischen all dem alten Gerümpel eine gute trockene halbe Stunde, in der ich essen und darüber sinnieren kann, wem das wohl gehört und was es mit all diesen Sachen hier drin so auf sich hat. Gegen sieben, ich habe noch 5 km vor mir, reißt es mich dann doch hin. Ich habe es für heute dicke und schlage direkt neben einem Bach an einer wunderbaren Stelle mein Zelt auf, verkrieche mich und versuche, den ganzen nassen Kram irgendwie zumindest ein wenig trocken unterzubringen.
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