• 26. Juli

    26 июля 2024 г., Швеция ⋅ ☁️ 14 °C

    Auf dem Sofa liegt sich‘s doch ganz nett, heute bis um neun. Mangels Wasser hier packe ich nur zusammen und starte gegen halb zehn die 7 km, die ich eigentlich gestern am Abend noch machen wollte. Nach um elf erreiche ich den E1, frage hier an einem Haus nach Wasser und mache erst mal auf der Pritsche eines hier rumstehenden VW-Transporters Frühstück. Einen guten halben Kilometer weiter auf dem Weg ist noch eine Farm, die Leute gestern haben mir schon davon erzählt, dass man hier übernachten kann und als ich dort vorbeikomme, treffe ich auf die Norweger Margarete und Knut, die gerade draußen sitzen und Kaffee trinken. Ich kann irgendwie nicht einfach vorbeigehen und nur „Guten Tag, guten Weg“ wünschen, also sitze ich um zwölf schon wieder und unterhalte mich mit den beiden, die hier Ruhetag machen und insgesamt gerade dabei sind, das grüne Band zu laufen. Anderthalb Stunden sind dabei schnell rum, wir werden uns möglicherweise in den nächsten Tagen noch mal wiedersehen und so breche ich dann gegen halb zwei endgültig auf. Nach gut hundert Metern kommt ein Auto vorbei und der Beifahrer sagt mir, Günther möchte mich sprechen. Günther ist ein älterer Mann, der eben dort ein paarmal umhergelaufen ist und hier wohnt. Ich gehe zurück und ziemlich wortlos geht er mit mir in eine andere Richtung, zeigt irgendwann einfach hoch über die Wiese Richtung Wald und sagt mir, dass das Nordlandsruta ist. Da bin ich nun fast 3000 km gelaufen, fühle mich grad wie ein Bettnässer, weil ich einfach nicht in der Lage bin, mal kurz vorm Losgehen einen Blick in die Karte zu werfen. Nach einem oder zwei Kilometern hätte ich es sicher auch bemerkt. Ich bedanke mich bei ihm in schärfster Form, nun geht es für eine Dreiviertelstunde steil an im Wald, bis ich über die Baumgrenze hinaus und da bin, wo ich mich so sehr wohl fühle. Im Fjäll dort oben, wo der Wind pfeift, ich einen weiten Blick habe und einfach laufen kann, bis mir die Augen zufallen. Der Himmel zeigt sich bewölkt, es ziehen graue Wolkenbänder durch, aber bis zum Abend hält es sich trotzdem trocken. Ich treffe auf alte Bekannte wie die Falkenraubmöwe, die mich hier so dicht anfliegt, dass ich mit der Hand nach ihr greifen könnte. Gut markiert geht es auf acht- bis neunhundert Metern Höhe über die Plateauflächen vorbei an Seen, Sami-Hütten und verschiedenen Bächen.
    Bei der Pause muss ich leider feststellen, dass das letzte Stück von meinem Brot und auch ein paar Scheiben Käse schimmelig geworden sind, das ist der nassen Zeit geschuldet, die ich hatte und teils auch dem Vergessen, wirklich alle Sachen zum Trocknen rauszunehmen. Ich lebe damit, aber sehr ungern.
    Gegen acht am Abend komme ich auf der anderen Seite wieder von den Bergen runter und bin an der 73, der Straße, die ich vorgestern verlassen habe. Jetzt gerade habe ich schon wieder den E1 verlassen, der auf norwegischer Seite weitergeht und dem ich erst in einigen hundert Kilometern wieder folgen werde. Es geht jetzt ein Stück Richtung Osten, in 2 km passiere ich die Grenze nach Schweden, um nach weiteren 3 km etwas abseits zu einer Hütte zu gehen. Diese Hütte ist in Wirklichkeit ein über 100 Jahre altes Haus, das hier als Museum im Samigebiet steht. Ob es dafür vorgesehen ist, weiß ich nicht, aber ich nutze es im Erdgeschoss, um mir meine zwei kleinen Elchsteaks anzubraten, die mir Hårvard mitgegeben hat und mich anschließend im Obergeschoss im Schlafzimmer zwischen den Betten auf dem Boden für die Nacht einzurichten.
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