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- Day 180
- Monday, July 29, 2024 at 8:34 PM
- ⛅ 13 °C
- Altitude: 671 m
SwedenHemavan65°49’18” N 15°6’45” E
29. Juli

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wenn der Tag schon mit solchen Schlaumeiereien beginnt… trotzdem stehe ich um Dreiviertel sechs auf, gucke außenrum nach Würmern und finde nix. All die vielen Molte- und Heidelbeeren in der Gegend hier sind noch nicht reif, so dass es Frühstück wie immer gibt. Trotz trockener Nacht ist das Zelt von außen als auch von innen extrem nass und ich brauche bis um acht, bis ich es in der Sonne und im Wind getrocknet habe. Dann geht es für meine Verhältnisse recht früh los Richtung Ost. Es ist herrliches Wetter mit gutem Wind dazu, der Weg zieht sich nicht sehr hoch in leichtem Auf und Ab durch grüne Birkenlandschaft, die mehr und mehr offen ist mit nur noch sehr vereinzelten Bäumen. Das ganze gespickt mit wievielen kleinen und größeren Seen, Bächen und Flüssen. Um neun hüpft ziemlich dicht am Wegesrand ein kleiner Vogel entlang, er kann scheinbar noch nicht fliegen und sitzt dann auf einem großen Stein, piept mich ein wenig hilflos an. Ich fertige hastig ein Express-Aquarell, rede ihm gut zu und lasse ihn dann auch gleich wieder allein. Zwei Stunden später treffe ich auf eine Wanderin, durchaus im Rentenalter, ihr Gang wirkt schon von weitem auf mich etwas merkwürdig und ich denke so bei mir, was sie denn wohl in dieser Landschaft hier tut. Als wir uns gegenüberstehen und unterhalten, zeigt sie mir gleich ihre kaputte Sohle. Sie ist heute Morgen von Hemavan aus gestartet und hat kurz darauf diesen herben Verlust erlitten. Provisorisch mit einem Gummiband im vorderen Bereich fixiert, hängt sie bei jedem Schritt unter dem Absatz lose runter und das macht natürlich ein merkwürdiges Gangbild. Sie wird mangels Reparatur- oder Austauschmöglichkeit ihre Wanderung schon heute im nächsten Ort abbrechen und will nächstes Jahr einen neuen Versuch machen. Weiter so!
Es läuft sich bei dem Wetter wunderbar, ab dem Mittag zieht sich der Himmel mehr und mehr zu, so dass es auch etwas kühler wird. Gegen zwei kann ich in gut 10-12 km Entfernung zum ersten Mal das heutige Tagesziel vom Berg aus sehen, jetzt zieht sich der Weg hauptsächlich leicht abwärts und kurz darauf komme ich an einem See an einen Shelter, an dem ich meine große Pause mache. Es sind hier hauptsächlich Fischerhütten, denn an den nächsten Seen, die so bis 8 km vom Ort entfernt sind, treffe ich immer mal wieder auf Angler, unter anderem auf drei junge Schweden, die ganz fasziniert sind, wie man denn so einen langen Weg tatsächlich auf zwei Füßen laufen kann. Am nächsten See höre ich Kinderstimmen und treffe hier auf die Stockholmerin Jennifer mit ihrer Tochter Sonja und dem Sohn Elliott. Sie haben einen Tagesausflug hier raus an den See gemacht und sind gerade dabei, wieder den Rückweg anzutreten, den wir gemeinsam gehen und uns dabei sehr angenehm unterhalten. Nur Sonja ist zwischendurch immer mal ein wenig gekränkt, da sie noch kein oder kaum Englisch versteht und dementsprechend ziemlich außen vor ist. Irgendwie tut sie mir dafür auch leid, aber ich kann ihr auf Schwedisch leider nichts erzählen. Den zwei Schulkindern schenke ich am Ende jeweils noch eine Muschel, die ich auf Vikna gefunden habe. Ich glaube, dass sie sich darüber ziemlich gefreut haben. Nachdem wir uns verabschiedet haben, marschiere ich direkt in eine Burgerbude ein und genehmige mir einen Dönerteller. Von hier aus dann noch zum Supermarkt, um für die nächsten 3-4 Tage ein bisschen was nachzulegen. Hier treffe ich auf einen jungen Deutschen, der mit dem Fahrrad unterwegs ist. Und zwar fährt er die längste Strecke, die in Europa möglich ist, nämlich von Gibraltar zum Nordkap. Es ist eine wunderbare kleine Andacht für mich. Darüber vergesse ich leider, im Markt nach Gas zu fragen, an der Fjällstation komme ich zwar noch vorbei, dort ist aber heute niemand mehr da. Stattdessen treffe ich auf zwei Schweizer, die heute hier den Kungsleden beenden und in der Fjällstation übernachten, um morgen den Heimweg anzutreten. Ich habe mir oberhalb des Ortes, der übrigens ein ziemlich großes Ski-Areal ist, in gut 3 km Entfernung einen Shelter ausgeguckt und stehe circa um acht vor der Entscheidung, tatsächlich 3 km zu laufen oder doch den kurzen Weg unter dem Skilift zu nehmen. Da mir die Unvernunft doch am vernünftigsten erscheint, nehme ich natürlich den steilen Weg, der stattdessen nur 750 m lang, aber dafür zur Via Dolorosa des Tages wird. Angesichts der häufiger werdenden Moskitos stelle ich mein Innenzelt in den Shelter und bin damit vor meinen zwei Hauptfeinden sicher.Read more