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- Day 207
- Sunday, August 25, 2024 at 7:38 PM
- ⛅ 8 °C
- Altitude: 899 m
SwedenJokkmokks Kommun67°16’7” N 17°2’5” E
25. August

Na endlich! Mal wieder eine trockene Nacht. Ein guter Grund, um sechs aufzustehen. Während ich am Frühstücken bin, fängt es ganz genüsslich wieder an zu regnen, da ist doch all die Arbeit für die Katz. Und nicht nur, dass es mal schnell regnet, es hört nicht wieder auf. Leider weiß ich das immer nicht vorher, was jetzt noch kommt oder auch nicht. Also warte ich, nachdem ich alles soweit vorbereitet habe, dass der Regen vielleicht nachlässt oder mal eine halbe Stunde aussetzt… aber nix. So beginne ich um neun unter nassen Bedingungen einzupacken, also das Innenzelt separat trocken wegzupacken und den ganzen anderen Kram nass mitzunehmen. Kurz nachdem ich dann um zehn aufgebrochen bin, lässt der Regen tatsächlich etwas nach, aber wirklich trocken ist es nicht. An den Bergen ziehen Nebelfelder entlang, der Pfad ist zu großen Teilen ein Rinnsal. Es zieht sich langsam immer weiter aufwärts, so dass ich noch am Vormittag komplett aus den Bäumen raus bin und jetzt endlich wieder das freie kahle Fjäll habe. Zu beiden Seiten ragen majestätisch die größtenteils grün bedeckten Berge auf, auf meiner Höhe passiere ich immer wieder kleinere und größere Seen, schier unzählig viele. Und ich habe seit einiger Zeit auch mal wieder einige Rentiere um mich. Eine Neuerung auf meinem Weg heute: Ich benutze die Wanderstöcke. Die Sache mit meinem Knie ist weiterhin nicht ausgestanden und da ich es so oft gehört habe, habe ich sie heute Morgen doch noch einmal zur Hand genommen und werde es mindestens heute den ganzen Tag und wahrscheinlich auch die nächsten Tage einmal probieren. Wer weiß, vielleicht hilft es ja. Auf den Gedanken gekommen bin ich, da ich die letzten zwei, drei Tage immer wieder gehört habe, es kämen eine Reihe von Flüssen, die es zu furten gilt. Tatsächlich gibt es einige Bäche, die ich aber mit Schuhen ohne Umbauen durchlaufen kann, bei denen aber die Stöcke durchaus hilfreich sind. Gegen zwölf erreiche ich die Darreluoppal Fjällstuga, sie ist ähnlich wie die Hütten vom STF, allerdings ist diese hier von Sami betrieben. Eine der Hütten ist eine typische Notunterkunft mit einem Notruf-Telefon, aber auch hier kostet der Aufenthalt. Und da es draußen recht unangenehm ist, zahle ich den Obolus und kann dafür das Gas nutzen und im Trockenraum Sachen trocknen. Ich sitze mit einem schwedischen Paar, wir unterhalten uns sehr angenehm und dabei gehen am Ende zwei Stunden drauf, da es draußen auch nicht wirklich besser aussieht. Gegen zwei breche ich auf, ganz unbemerkt hat der Regen tatsächlich wieder soweit nachgelassen, dass es quasi trocken ist. Es geht ab hier jetzt deutlich steiler aufwärts in die Berge. Der Anstieg dauert eine gute Dreiviertelstunde, nach der bemerke ich, dass ich meinen Becher stehengelassen habe. Was denn nun? Zurücklaufen fällt aus, dann gibt’s den Kaffee ab jetzt direkt aus der Kanne. Ab jetzt geht es oben auf dem Plateau über eine Fläche, in der große Steine verteilt liegen, die aber trotzdem allgemein recht grün ist und wie schon am Vormittag wunderschöne Seen in verschiedenen Größen hat. Die Berge dazu machen eine sehr anmutige Landschaft und das läuft sich auch sehr schön. Eine Zeit lang habe ich eine besondere Art von Steinen entlang des Weges, sie sind fast schwarz, sehr rund geschliffen und haben ganz besondere Streifen, wie eine Art Maserung. Wie es auch gestern schon war, lichtet das Wetter am Nachmittag immer mehr auf und so habe ich ab um vier die ersten blauen Stücken Himmel, der immer weiter aufreißt. Der Weg allgemein ist ja recht einfach zu laufen, es wäre halt wünschenswert, wenn dabei die Sonne noch ein wenig mehr lachen würde. Gegen fünf erreiche ich die nächste Hütte, beziehungsweise Ansammlung von Hütten, es ist die Duottar Fjällstuga. Ich habe auf dem Weg in den letzten Tagen schon gehört, dass hier nach alter Art ein Brot gebacken wird, was man kaufen kann. Und auch wenn mein Tagessoll von der Entfernung her noch nicht erfüllt ist, reizt es mich sehr, hierzubleiben. Ich spreche mit der Hüttenwartin und sie sagt mir, dass es morgen früh ab um acht wieder ihr Brot gibt, ein guter Grund für mich hier zu bleiben und etwas abseits mein Zelt aufzuschlagen. So kann ich noch einmal in der Hütte den Küchenbereich nutzen, meine Sachen trocknen und mich morgen früh am Brot laben. In einiger Entfernung zieht um diese Zeit mit sehr eindrucksvollen Wolkenformationen von blauem Himmel über weiße und graue Wolken bis zu tief dunkelblauen eine Regenfront heran und während sich die hier bei uns nach einer guten halben Stunde niederlässt, koche ich in der Hütte mein Abendbrot. Eine ganz besondere Sache noch zu diesem Standort hier: Gute fünf Kilometer nordöstlich von hier liegt The Inaccessible Point (der unzugänglichste Punkt). Es ist der Punkt in Schweden, der von ziviler Infrastruktur am weitesten entfernt liegt, bedeutet, es sind über 50 km in alle Richtungen bis zur nächsten Straße. Der eine oder andere wandert entlang dieses Punktes, da es eine Stelle im Nichts ist, ist es mir den Umweg nicht wert. Er sagt aber doch etwas aus über die Abgeschiedenheit, in der wir uns hier bewegen.Read more