• 7. September

    September 7, 2024 in Sweden ⋅ ⛅ 10 °C

    Dass Ruhetage mich immer so in den Ruhemodus bringen. Als der Wecker um sechs klingelt, drücke ich ihn erst nur weg, gehe dann zum Duschen und lege mich danach glatt wieder hin. Beim nächsten Mal stelle ich ihn auf halb acht, ich kann jetzt noch nicht aufstehen, es schläft sich heute aber auch zu gut. Naja, irgendwann muss es ja sein. Heute früh den Rucksack mit all dem neuen Futter zu packen dauert natürlich etwas, es ist die längste Distanz, die ich bisher futtermäßig vorbereitet habe auf dieser Reise. Nebenbei trocknet mein Zelt vom Regen, der kurz in den frühen Morgenstunden hier drüber gezogen ist. Jetzt ist es windig, die Sonne ist da und lugt immer mal wieder zwischen den Wolken durch. Zum Frühstücken gehe ich in den großen Gemeinschaftsraum, den ich gestern auch schon für das Abendbrot genutzt habe. Nachdem ich gegen zehn gerade aufbrechen will, läuft mir zum wiederholten Male Christoph hier über den Weg. Er wartet auf seinen Zug nach Kiruna, von wo er dann irgendwie heimfliegen will. Ein kleines Schwätzchen ist natürlich noch mal drin und dann geht es für mich um halb elf los. Es kommen ab heute eine ganze Reihe Hütten entlang des Weges, so dass ich mir heute als Ziel die Pålnostugan ausgeguckt habe. Sie liegt am äußersten westlichen Ende des Torneträsk, gerade noch auf schwedischer Seite. Gute 2 km danach gibt es eine weitere Hütte, sie ist dann schon in Norwegen, je nachdem, wie ich drauf bin, werde ich die oder die nutzen. Es wird sich also im Großen und Ganzen den Tag über um diesen Riesensee herumziehen. Beginnend mit einem Vogelschutzgebiet, dass sich entlang der Uferzone erstreckt, habe ich auch gleich mal wieder Begegnung mit ein paar Moorschneehühnern. Die E10 und die Bahnstrecke verlaufen ganz in der Nähe, ich kreuze beide im Laufe des Vormittags und habe meine große Freude an den Erzzügen, die hier dem Gleis durch die Berge und diversen Tunnels folgen. Es sind Unmengen von Eisenerz, die aus den Minen von Kiruna mit diesen Zügen rund um die Uhr nach Narvik an den Hafen gebracht werden. Ich bin erstaunt, dass sie trotz der Tatsache, Güterzüge zu sein, so unheimlich leise rollen. Kein Gerappel und Gedröhn, wie ich es sonst von solchen Zügen kenne. Es ist ein recht leicht zu laufender Weg, mir begegnet der eine oder andere Tagesausflüger. Hin und wieder zieht es sich etwas höher am Berg entlang, dann ist der Blick über den See grandios. Um kurz nach zwölf komme ich an den Nuoljatunnel, ein altes Verteidigungssystem aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Obwohl Schweden als neutrales Land nicht direkt beteiligt war, hat man sich vorbereitet, die Erzbahn vor einer eventuellen Invasion der Deutschen von norwegischer Seite her zu schützen. Ich mache heute unheimlich viele kurze Pausen, setze mich hin und genieße einfach diese herbstliche Ruhe, das Wetter, das Leben, das gelingt mir nicht an jedem Tag so sehr wie heute. Am Nachmittag, nachdem ich den Ort Björkliden passiert habe, entfernt sich der Nordkalottleden von den hohen Bergen und zieht sich in niedriger Landschaft durch mehr und mehr steinigen Untergrund. Ich entferne mich von der Bahnlinie, wo aus einiger Entfernung wunderbar anzusehen ist, wie der Zug recht weit oben am Berg entlang fährt und kreuze noch einmal die E10. Hier ist eine kleine Parkbucht, an der gerade auch zwei Autos stehen und besonders kurios: Genau an der Stelle, wo der Wanderweg zu beiden Seiten an die Straße kommt, liegt dort ein Abtreter. Vermutlich von einem Wohnmobilisten vergessen wirkt er jetzt so, als sollte sich jeder, der die Straße überquert, erst mal die Füße abtreten. Es sind nur noch 5 km bis zur Hütte, aber es geht ständig über kleine Bergrücken steil auf und steil ab durch holprig steiniges Gelände, so dass es einfach dauert und mich etwas Schweiß kostet. Der eine oder andere Bach oder Fluss möchte überquert werden, hierfür sind allerdings recht komfortabel Brücken ausgelegt. Aus dem Wald heraus begegnet mir eine Jägerin, sie hat die zweiläufige geschultert und natürlich ihren Jagdhund dabei und als wäre es für mich noch einmal eine Bestätigung, dass seit Anfang September die Elchjagd eröffnet ist, fliegt einige Zeit später ein Hubschrauber über mir entlang, der einen geschossenen Elch transportiert. Ein sehr eindrückliches Bild, wenn ich daran denke, dass ich auch schon geschossene Elche festgeschnallt auf dem Dach eines Volvo in voller Fahrt gesehen habe. Eins der Highlights des heutigen Tages, das mich den ganzen Tag begleitet, ist das Lapporten. Immer wieder kann ich es aus der Entfernung sehen, manchmal zum Teil wolkenverschleiert, es ist für mich das Abschiedszeichen aus Schwedisch Lappland. Am Abend, als ich die Hütte gegen halb acht erreiche, ist es über den See hinweg wunderbar zu sehen. Ich finde hier in der Hütte eine Tüte zurückgelasse Faden-Nudeln, die ich in meiner Essensportion gleich mit verwerte und bin heute relativ früh gegen neun im Bett. Hoffentlich gehen die Augen morgen früh etwas besser auf.Read more