- Показать поездку
- Добавить в корзинуУдалить из корзины
- Поделиться
- День 36
- понедельник, 11 августа 2025 г., 22:27
- 🌧 11 °C
- Высота: 328 м
НорвегияKautokeino69°22’8” N 24°2’35” E
11. August

Nach so’ner schönen Sommernacht ist etwas Schlaf noch angebracht. Irgendwie bin ich ja auch ein Künstler. Da ich mir die Rolle im Theaterstück an fast jedem Tag aussuchen kann, habe ich heute das Gefieder des frühen Vogels in der Garderobe gelassen. Schließlich brauchen auch die Würmer als ewige Komparsen mal ihre Ruhe. Mein Innenzelt ist von der Außenseite quasi starbesetzt, ich tue mich schwer, den ersten Schritt raus auf die Bühne zu tun, wo die hungrige Meute geduldig auf mich wartet. Es ist so ein schöner und sonniger Morgen, die Pferde drüben auf der Weide, ein paar Rentiere unweit von mir am Strand liegend und dieser breite Strom, der ohne eine Welle oder ein einziges Geräusch endlos langsam an mir vorbeizieht. Mit den langen Klamotten am Leib wird es schon gehen und ich setze mich einige Meter vom Zelt entfernt auf eine schon ziemlich durchgefaulte Holzpalette, um dort das Frühstück mit Aussicht zu genießen. Auch wenn ich mir ungefähr ausgemalt habe, wo ich jeweils am Ende des Tages hin will, ist es doch eine große Freiheit, das bei Bedarf noch vor dem Mittag zu verwerfen oder zumindest nicht darauf zu beharren. Heute scheint es genau darauf hinauszulaufen, immerhin schmeckt mir der Kaffee hier gerade um zwölf. Na gut, die kleinen Blutrünstlinge helfen mir dann aber doch auf, alles zu packen und zu verstauen. Heute Morgen ein Teil mehr als üblich, am Straßenrand lag gestern Abend eine Isomatte im Packsack, die wohl ein Rad- oder Motorradfahrer verloren hat. Ich will sie bis zum Ort zurück mitnehmen und da sie eine selbstaufblasende ist, habe ich heute Nacht mal getestet, was an diesem Versprechen dran ist. Der Erfolg war überschaubar und ich sehe zu, dass ich sie notdürftig für die paar Kilometer befestigt kriege. Wie ich nach kurzer Fahrt schon feststelle, mag sie wohl gerne allein sein, denn sie hat sich ganz unbemerkt auch bei mir gelöst und liegt jetzt also wieder irgendwo an der Straße und wartet auf den nächsten oder ihren eigentlichen Besitzer. War es den ganzen Vormittag richtig sonnig mit schönen Wolken, fahre ich jetzt doch auf ein Regengebiet zu, wenn ich den Himmel richtig deute. Und tatsächlich schaffe ich es exakt mit den ersten dicken Tropfen wieder am Supermarkt zu sein und dort vor dem Schauer unterzukommen. Ein bisschen frisches Obst und Joghurt sowie ein Kaffee sind da als Zeitvertreib gar nicht schlecht. Von oben wieder trocken setze ich mich raus auf die Holzbank, frage mich, wie weit ich heute überhaupt komme. Und dann beginnt das Spiel, dass ich vor diesen Pilgerstätten schon etliche Male gespielt habe. Da kommt der Italiener Marcello, unterwegs in der selben Art wie ich, mit dem ich mich lange unterhalte, zwischendurch geben sich jetzt immer wieder andere Gesprächspartner die Klinke in die Hand. Ein paar weitere derer, die von Italien da hochkommen, zwei deutsche Bengel auf eigene Faust im Auto unterwegs hier im Norden und siehe da, Arto und Mika von gestern Abend. An Gesprächsstoff fehlt es mir also ebenso wie Muße nicht, den Tag als großen geografischen Distanzsprung habe ich eh längst abgeschrieben. Inzwischen ist es halb drei geworden, wir haben einige Schauer hinter uns und ich entschließe mich zusammen mit Marcello, jetzt Richtung Karasjok loszumachen. Haben wir es bis jetzt geschafft, uns immer beim Schauer im Trockenen aufzuhalten, starte ich mit ihm in strömendem Regen in die nächsten gemeinsamen 2 skandinavischen Meilen entlang des Kárášjohka. Aus dem Ort raus überqueren wir mit dem Inarijoki die Grenze nach Norwegen, beim Fahren zu zweit ist das Tempo eher gemütlich. Obwohl ich das sonst nie mache, schließlich reise ich allein, bin ich die meiste Zeit neben ihm auf der Straße und wir unterhalten uns wunderbar über alles mögliche. Bei diesen Witterungsbedingungen lobe ich mir eine gut funktionierende Lichtanlage sowie einen Spiegel, mit dem ich das Geschehen auch hinter mir im Blick habe. Gegen halb fünf erreichen wir Karasjok, wir freuen uns beide darüber, gerade 1 Stunde geschenkt bekommen und jetzt wieder unsere normale Uhrzeit zu haben, nicht mehr ständig umdenken zu müssen. Schließlich hat keiner von uns den Fahrradtacho oder irgendwelche andere Uhren umgestellt, es lohnt für die kurze Zeit einfach nicht. Ein letztes Foto und dann trennen sich unsere Wege, seiner in Richtung Lakselv und Nordkapp, meiner zielt ab hier Richtung Kautokeino. Das ich aber heute ohnehin nicht erreicht hätte, sondern eher einen Punkt mittendrin. Der Regen hat inzwischen aufgehört, ich versuche nebenbei ein wenig zu trocknen, während ich bei wolkenverhangenem Himmel durch diese sanfthügelige Landschaft reite, die in dieser Art ebenso auch irgendwo in Deutschland sein könnte. Bin also völlig zufrieden mit dem, wie es ist und nun heißt es etwas reinzutreten, diese Landschaft zu genießen und dabei noch ein paar Meter zu schaffen. Eine knappe Stunde später an einem Parkplatz abseits der Straße halte ich an, es gehen hier diverse Wanderwege ins Land und eine kleine Schutzhütte lockt mit einem qualmenden Schornstein. Noch bevor ich soweit bin, kommt schon ein junger Finne auf mich zu und lädt mich ein, doch hereinzukommen. Es sind drei Brüder auf Angeltour, die sich hier ein Feuer gemacht hatten und jetzt gleich aufbrechen wollen. So kann ich mich nach einem sehr netten Gespräch noch ein wenig aufwärmen oder besser gesagt die durchnässten Sachen weiter trocknen. Eine Stunde ist da auch wieder schnell rum, bekomme ich doch nach einiger Zeit Gesellschaft von einem deutschen Paar mit einem Wohnmobil, das schon vor 40 Jahren hier im Norden auch auf dem Radl unterwegs war. Die Landschaft hier ist auffällig sandig, Hügel und kleine Berge sehen tatsächlich aus wie Spielplätze mit Bäumen obendrauf. Wie die über die Zeit so bestehen können ohne einfach mit dem nächsten Regen fortgespült zu werden, erschließt sich mir nicht. Es dürfte so gegen acht sein, die Wolken sehen in der Entfernung extrem dunkel aus, trotzdem ist es trocken und mir geht immer mal wieder durch den Kopf, heute doch einfach durchzufahren. Nicht in 20 oder 30 km anzuhalten und das Zelt aufzustellen, sondern erst in Kautokeino in gut 100 Kilometern. Dieser Ort ist für mich schon ein besonderer, in ihm habe ich letztes Jahr Ende September meine Wanderung beendet. Aber dazwischen liegt ja auch noch etwas Zeit, in der ich mich mehr und mehr der Müdigkeit hingebe und selbst nach dem Sinn frage, warum ich das machen sollte. Auch wenn die Landschaft hier in ihrer Weite so reizvoll ist, mich die Nacht geradezu einlädt, wird all das morgen ebenso da sein. Und so fahre ich, obwohl es gegen Mittag noch völlig anders schien, sogar einige Kilometer mehr als überhaupt für den heutigen Tag angedacht, finde aber nach einem ersten fehlgeschlagenen Versuch gegen halb elf am Vuottašjávri ein feines Plätzchen für die Herberge.Читать далее
ПутешественникWie du das machst ist schon erstaunlich. Kommst Du denn noch mal bei Ivar vorbei? Oder wie geht es für dich weiter, Weg mäßig? Sorry, habe gerade auf die Karte geschaut, der Weg zurück zu Ivar ist etwas weit...🫣
WildeHildeVorerst nicht, aber sag niemals nie. 😊
ПутешественникOkay, super...👍😊
Путешественник
Immer eine Frage des Betrachters 😊