Kurs auf Nord

July 2025
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  • 16. Juli

    Yesterday in Norway ⋅ ☀️ 10 °C

    Ich war die ganze Nacht im Rausch dieses magischen Flusses, an dem ich gegen halb neun erwache und mich vor der Anglerhütte zum Frühstück ausbreite. Während ich das recht lange genieße, träume ich in den Wellen durch das Wasser, dass da so ewig rastlos hastet. Immer weiter und durch nichts aufzuhalten, bis es bald etwas Ruhe findet im Fjord in völlig neuer Umgebung. Salzig und tief und nur der Mond und der Wind bewegen es noch. Gegen zehn schaffe ich meinen Klump wieder die paar Stufen hoch zum Weg und starte kurz danach. Es ist heute wieder Sonnenschein mit blauem Himmel und einigermaßen windig. Für gut 20 km geht es jetzt noch weiter am Fluss entlang, also abwärts Richtung Repparfjorden. Aber was sich so elegant anhört, braucht dann doch deutlich mehr Kraft als gedacht. Der Wind hat sein Spiel von gestern noch nicht ausgespielt und wir drehen die Windrose heute auf Gegenwind. Besonders ab Skaidi, wo ich nach links weg Richtung Westen von der E6 auf die 94 abbiege. Es bläst so kräftig direkt von vorn, dass ich in die niedrigsten Gänge runter muss und teils kaum schneller als ein Fußgänger bin. Der Weg führt mich heute nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt. Die liegt zwar nicht auf der EV-Route, aber ich habe mir am Wochenende überlegt, diese Zeit zu investieren und die gut 60 km pro Richtung zu absolvieren. Kostet mich also je einen Tag hin, einen bleiben und wieder einen zurück bis nach Skaidi. Gegen halb zwölf mache ich eine Pause direkt am Fluss, wo er schon sehr weit wie ein Delta ausgebreitet kurz davor ist, sich gleich in der Klubbucht mit dem Fjord zu treffen. Und da er angesichts der Breite nicht so tief ist, lässt es mir keine Ruhe: Ich muss doch mal da durch. Mit Crocs und der kurzen Hose, die ich eh trage, gehe ich bis zur Mitte eines der Arme, um doch festzustellen, dass die Strömung immens ist. Aber immerhin, wir waren noch mal in direktem Kontakt. Und bleiben in Form von Brackwasser jetzt noch eine Zeit miteinander verbunden, da die Straße sich am Repparfjord entlangzieht. Hier ist deutlich weniger Verkehr, da die Massen doch eher Richtung Nordkap strömen. Was den Wind betrifft, habe ich schnell verstanden, dass er wohl doch den längeren Atem hat und von daher aufgehört, richtig reinzutreten. Ich mache halt langsamer vor mich hin, selbst wenn ich das Tagesziel heute nicht erreiche. Die kleinen Dörfchen mit schmucken Häusern, den vielen Hütten und Bootshäusern auf den kunterbunten Wiesen sind viel zu schön, gerade in diesen hellen Licht, als dass mich irgendetwas stören könnte. An einer dieser schon gut verfallenen Hütten sind ein paar runde Baumscheiben im Gras, auf denen ich gegen halb drei zur Pause sitze. Einziger Wermutstropfen bei aller Fahrerei ist das styroporische Quietschen meiner gefederten Sattelstütze. Schon seit Tagen macht sie bei jeder Pedalumdrehung ein deutlich nerviges Ih-Ih, das insbesondere bei steilen Steigungen durch das schnellere Rotieren durchaus das Potenzial einer Nervensäge hat. Aber irgendwie war ich doch noch nie bereit, mal jemanden nach Kriechöl zu fragen. Zweimal habe ich es mit meinem Kettenöl versucht, das hat mir maximal 2 Stunden Ruhe verschafft. Nichtsdestotrotz geht es quietschvergnügt weiter und gegen drei komme ich an den Kvalsund und die einzige Brücke, die mich sehr windig rüber auf die Insel Kvaløya führt. Den gleich folgenden Tunnel umfahre ich außenrum wunderbar am Meer entlang auf einer einsamen, alten Rappelstraße. Die Sonne sengt, die Hitze steht in der Luft und je weiter ich raus Richtung offenes Meer komme, desto mehr Dunst sehe ich über den gigantisch großen Wasserflächen. Gegen halb vier mache ich noch mal eine längere Pause, versuche mich einerseits der Sonne zu entziehen, andererseits ist dann der Wind im Schatten doch gleich wieder kühl. Ein gutes Stündchen später sitze ich wieder auf dem Bock und beiße mich durch den Wind, teils durch Baustellen, an Pferdekoppeln entlang und immer mal auch mit ein paar Rentieren auf der Straße. Es ist inzwischen gegen sechs, ich nur noch gute 10 km von Hammerfest entfernt und unschlüssig, wohin jetzt. In die Stadt rein habe ich keine Lustvund dieses Fjäll am Meer, das mich hier auf der Insel so unglaublich fasziniert, ruft mich heute irgendwie auf den Berg. Kurzerhand links abgebogen komme ich nach gut 2 km nach Klokkerøy, ein Dörfchen mit wenigen Häusern, einem kleinen Hafen samt Fähre und kleinen, sanften Bergen, die so schön rund und grün sind. Noch während ich dort stehe und vom Hafen ein Foto mache, höre ich auf einmal den Blas von Walen. Und tatsächlich, obwohl hier im Hafen gerade ein neuer Fährkai gebaut wird, tauchen sie mehrere Male auf. Es sind vier Orcas auf Futtersuche. Hundert Meter weiter nach der Baustelle ist ein Anwohner gerade am Rasenmähen, ihn frage ich nach Trinkwasser und wie es aussieht, vorne am Wasser auf den Hügeln das Zelt aufzustellen. Es ist zwar Privatgrund, es spricht aber nichts dagegen und er macht sich auch gleich auf den Weg, meine Flaschen aufzufüllen. Ich lasse die Gelegenheit nicht ungenutzt, ihn auch nach Kriechöl zu fragen und wie selbstverständlich bringt er WD40 mit, so dass ich die Gelenke alle mal ölen kann. Wie erfolgreich das ist, werde ich morgen beim Weiterfahren hören. Habe ich es gestern noch pauschal ausgeschlagen, mein Gepäck zu Fuß irgendwo hinzutragen, ist es heute überhaupt keine Frage, ich raffe alles zusammen und ziehe die gut zwei bis dreihundert Meter auf circa 30 m Höhe. Der Wind ist kräftig, aber das Licht auf die kleine Insel nebenan und der Rundumblick sind einfach fantastisch. Allein Plätze fürs Zelt sind dort, wo ich gern sein möchte, nicht vorhanden. Auf blankem Fels kriege ich es nicht fixiert und weiter zurückversetzt möchte ich nicht liegen. Da das Wetter so toll ist, entscheide ich mich, heute Nacht ganz ohne Überdachung zu schlafen. Die Stelle ist schnell ausgemacht und während ich beginne, gegen acht gerade das Essen vorzubereiten, schaue ich dabei schon immer wieder über den Strømmen südwestlich rüber auf die Insel Seiland. Und wie ich mich allein schon über diesen Platz hier oben so vor mich hin freue, zieht doch tatsächlich die vierköpfige schwarz-weiße Familie draußen Richtung Norden an mir vorbei. Ich kann sie lange beobachten, wie sie zum Atmen immer wieder auftauchen und auch, wie schnell sie doch unterwegs sind. Dafür lasse ich natürlich alles stehen und liegen. Dieser Platz ist so ein Geschenk, schon jetzt ist der Umweg hier raus jeden Meter wert gewesen, selbst wenn ich Hammerfest noch gar nicht erreicht habe. Irgendwann gegen elf lege ich mich dann tatsächlich hin, ziehe alles recht dicht zu, da der Wind seit circa um zehn massiv nachgelassen hat und sich daher doch die eine oder andere Mücke hierher verirrt. Ein wunderbarer Liegeplatz, wie wir Matrosen sagen. Vom Gefühl her einer der schönsten Plätze, an denen ich bisher überhaupt übernachtet habe. Und so habe ich geradezu Angst, einzuschlafen. Angst, etwas zu verpassen und so reiße ich immer wieder die Augen auf, wenn sie mir doch kurz zufallen, weil hier eine Möwe schreit, da noch ein Schiff vorbeifährt oder sonst irgendetwas mich anspricht. Nicht zuletzt ist auch das Licht von hier oben aus ganz intensiv und so wird es ungefähr zwei in der Frühe, bis ich tatsächlich schlafe.Read more

  • Bye bye, Altafjord.
    Auf geht's...Sami-Shop mit Rentierfellen.Einladung angenommen.Immer Richtung Himmel...Gefahr droht an jeder Ecke.Unfasslich weit und windig.Ein Ausschnitt aus meinem Leben.Pures Glück.Zwei Hütten mit Loch im Dach.

    15. Juli

    July 15 in Norway ⋅ ☀️ 13 °C

    Der kräftige Wind, der sich in der Nacht gelegt hatte, ist heute am Morgen wieder da, begleitet von dunklen Wolken, die mich recht spät um halb neun beim Aufstehen doch die lange Hose anziehen lassen. Die Zeit beim Frühstück auf einer der hier rumstehenden Holzbänke reicht aber schon aus, all das nochmal klarzustellen im Sinne von strahlende Sonne, blauer Himmel, null Wolken. Schließlich ist jetzt ab Alta der EV1 auch gleichzeitig der EV7, the Sun route. Da kann‘s ja nur schön sein. Gegen halb elf ist Abfahrt, mir steht heute ein etwas anderer Tag bevor. Die E6 zieht sich weg vom Meer Richtung Inland über die Berge, d.h. über eine recht lange Strecke, wohl 20-30 km, wird es nur bergauf gehen. Und so habe ich nach einer guten Dreiviertelstunde das Ende des Altafjords in seichtem Gelände erreicht, und es heißt von nun an klettern. Just an dem Punkt, wo die Steigung beginnt, treffe ich auf einen Norweger, der auch gerade hochmachen will und mir von seiner nicht wirklich optimalen Schaltung am Fahrrad erzählt, die gerade für die Steigungen keine niedrigen Gänge hat. Er ist nicht der erste, von dem ich das höre, umso mehr lob ich mir mein Rohloff-Getriebe, in dem ich 14 echte Gänge habe und mit dem verbauten Kettenrad und Ritzel eine super Abstimmung auch für dieses Gelände. Bei schnellen Abfahrten ist natürlich dann irgendwann Schluss, aber ich habe ja ausdrücklich auch kein Rennrad, sondern einen Lastesel. Der übrigens in 2017 in Österreich bei der Firma Simplon aus Aluminium als Reiserad gebaut wurde, als es auch noch unelektrische Fahrräder gab. Mit diversen Modifizierungen habe ich meinen Muli heute in diesem Status, wo er sicher nicht der leichteste ist, aber das hatten wir ja schon. Gegen zwölf habe ich den Bergsee Nippivannet auf 250 moh erreicht, leider kann ich hier nicht wie gewünscht baden, da der Grund zu pampig ist. Ich erhoffe mir später eine bessere Gelegenheit. Nicht sehr weit danach stürzt sich ein wunderschöner Bach tollkühn ins Tal, er ist mehr oder weniger nah an der Straße entlang, oder sie an ihm. Für einige Kilometer geht die Straße jetzt relativ steil abwärts, es wären durchaus 40 KMH drin, wäre nicht dieser kräftige Gegenwind, sodass ich nachhelfen muss, um überhaupt mit 20 den Berg runterzukommen. Lohn für diese Mühe ist dann aber der Leirbotnvannet, in den der Gebirgsbach fließt. Hier gibt es auch sogleich eine schöne Stelle, an der ich alles von mir werfe und erst mal bade. Nach einer Pause auf dem schwimmenden Holzsteg ziehe ich um eins weiter am See entlang und dann geht es auch wieder aufwärts. Schon ganz ordentlich, aber immer noch so, dass ich nicht schieben muss oder es mir irgendwie zu viel wird. Das Ganze ist wohl auch etwas durch den Rückenwind begünstigt, den ich jetzt habe. Ich arbeite mich Stück für Stück hoch, an Rentierzäunen und Sami-Siedlungen entlang habe ich nach gut anderthalb Stunden das Hochplateau auf 385 moh erreicht. Was mich jetzt erwartet, ist ein absolutes Novum, das ich niemals bisher so erlebt habe. Die Straße zieht sich in diesem Hochtal kilometerweit ziemlich eben mit kleinen Steigungen oder Gefällen entlang. Der Blick durch diese Landschaft ist immens weit und was mich völlig in Ekstase bringt, ist der Wind. Teils mit über 40 KMH in der ebenen Fläche fliege ich über‘s Land und kann gar nicht fassen, was da passiert. Nachdem noch einmal ein Anstieg kommt, der aber dank dieser vortrefflichen Nachhilfe ein Klacks ist, treffe ich auf dem höchsten Punkt zwei junge Holländer, ebenso wie ich auf dem Rad unterwegs. Wir schnacken ein wenig und während sie weiterfliegen, in der Angst, der Wind könnte drehen, lasse ich mich an einer der Sami-Hütten nieder. Das muss gefeiert werden! Dem Gefühl nach müsste es jetzt Geflügel geben, ich habe von gestern aber noch sechs Pfannkuchen in der Tasche, die es eh nicht ewig lange aushalten in dieser Hitze und so mache ich den Brenner bereit, freue mich darauf, sie mit Erdbeermarmelade und Honig zu naschen. Der Wind ist so heftig, dass ich sie kaum wirklich warm bekomme, weil die jeweils von der Pfanne abwendete Seite wieder kalt ist, ehe die andere heiß. Spielt aber hier überhaupt keine Rolle, weil mich jetzt gerade eh nichts ärgern kann. Das Fest ist um halb vier aus, der Wind hat bis dahin noch nicht gedreht und ich sattel wieder auf. Ziehe weiter auf diesem unendlich langen Hochplateau. Die nächste Viertelstunde wird weiter so rasant, wie es vorhin aufgehört hat. Ich bin kaum mal unter 40, an einem ganz leichten Gefälle pusht es mich sogar auf über 60 KMH. Das ist soo unglaublich toll. Aber irgendwann ist es vorbei, sonst wäre es ja nichts besonderes, wenn es ewig so ginge. Damit es nicht langweilig wird, spielen wir einfach ein neues Spiel, das da heißt: Seitenwind. Auch das ist in der heftigen Art neu für mich und so hänge ich recht schräg mit dem ganzen Fahrrad über dem Asphalt, den Motorradfahrern geht es ziemlich ähnlich. Immer wenn größere Fahrzeuge an mir vorbeifahren, egal in welcher Richtung, unterbrechen sie kurz den Seitenwind, so dass ich ganz ordentliche Ausfallschritte, hier heißt es ja eher Schlenker hinlege. Das trübt die Freude aber in keinster Weise. Es ist ein Himmel, so blau und ohne Wolken, es sind die Berge, in denen ich mich immer so heimisch fühle, es ist einfach großes Glück. Und wie gut, dass ich mich von all den Weissagungen wie Wetterberichten und unnötiger Kartenstudien frei gemacht habe, denn das ewig lange und schwere, dass ich für heute erwartet hatte, liegt schon lange hinter mir und war alles andere als extrem. Stattdessen empfängt mich gegen halb fünf, nachdem ich inzwischen über 50 km hinter mir habe, der Fluss Repparfjordelva, der so breit und sanft in der Sonne glitzert. Am liebsten würde ich sofort hier beenden und mich niederlassen, es ist mir doch aber zu nah am Highway, so dass ich es bei einer Pause mit den Füßen im Wasser belasse und einem Fliegenfischer bei seiner Passion zusehe. Habe ich gestern noch gedacht, dieser Tag wird sicher wenig aufregend, da ich mich von der Küste entferne und nur durch das Inland fahre, so ist der umso schöner, da er mich so sehr mitnimmt. Fjäll, Flüsse, Seen, Sonne, Azur. Schön, dass wirklich jeder Tag ein neues Leben ist. Eine Dreiviertelstunde später raste ich zum nächsten Mal am Fluss ein. Eine Stelle mit besonders schönen Felsformationen, um die sich der Fluss windet, hat mein Interesse geweckt. Das Fahrrad lasse ich auf einem kleinen Schotterplatz bei der Straße stehen und laufe ein Stück durchs Gelände, dann durch den Fluss, solange es die Strömung zulässt. Bin schon ganz wild entschlossen, hier zu übernachten, aber das würde bedeuten, sämtliches Gepäck händisch umher schleppen zu müssen. So bleibt es bei dem kleinen Ausflug und ich rolle noch bis gegen sechs weiter, um dann an einem kleinen abzweigenden Feldweg meine nächste Chance zu suchen. Und ja, ich komme an ein paar Häuser, treffe einen der Bewohner und er empfiehlt mir zwei Stellen nur ein paar Meter entfernt neben ein paar Fischerhäuschen, wo ich es versuchen soll. Recht schnell finde ich meinen Platz und muss hier das Gepäck lediglich einige Meter den Hang runter tragen, wo ich mit dem Rad nicht hinkomme. Hier am Fluss stehen auch wieder Fliegenfischer, die es auf die Lachse abgesehen haben, die vom Fjord hier hochkommen. Und so habe ich am Ende meinen Willen bekommen, heute direkt an diesem rauschenden Fluss ins nächste Leben zu schlafen.Read more

  • Wunderschöner Morgen.
    Die Einsame KöniginKurt und ich.Eine Pracht, diese dicken Klee-Blüten.Drei Generationen...Die Nordlichtkathedrale.

    14. Juli

    July 14 in Norway ⋅ ⛅ 13 °C

    Der Tag beginnt von ganz allein, mein Zutun braucht es nicht. Klärchen wärmt mich ab halb acht so sehr, dass ich erst etwas unwillig, aber dank eines strahlend blauen Himmels dann doch recht flott aufstehe. Schöner kann es nicht beginnen. Der Wind hat komplett gedreht, kommt heute leicht aus Richtung Ost Und nachdem ich Sack und Pack zusammen und einzeln den kleinen Hügel hoch zum Leuchtturm geschleppt habe, halte ich dort auch Frühstück und reise gegen halb zehn los. Die Sonne brennt geradezu. Ich mache mich frei, soweit es irgend geht und erfreue mich am Azur, den immer weiter ausladenden Fjorden und den so hell leuchtenden Bergen. Hier ein Päuschen, da noch mal das Solarpanel etwas besser montiert und schon ist es elf und ich durchfahre den ersten Tunnel, viereinhalb Kilometer lang und Gott sei Dank nur auf den ersten paar 100 m leicht ansteigend. Dann kann ich diese kalte und extrem laute Umgebung mit gut 25 KMH durchsausen. Die Pausen zwischendurch machen natürlich, dass man den einen oder anderen Radler immer mal wieder trifft und sich gegenseitig überholt. Üblicherweise mit freundlichen Gesten zum Gruße. Eine Dame im gesetzteren Alter, mir vorhin schon einmal durch einen recht griesgrämigen Blick und keinerlei Gruß aufgefallen, ist jetzt gerade direkt vor mir an einem Hügel, an dem ich sie gleich zum zweiten Mal überholen möchte. Sie springt von ihrem Rad ab und faucht mich an: „Na das kann ich ja mal leiden. Fahr ma‘ weiter!“ Okeeeeeee. Das hatte ich eh vor. Was halt jeder so für Leidenschaften hat... Gegen halb eins habe ich das Dörfchen Talvik gerade passiert und komme kurz danach unweit des Fjords an einen Fluss, der dort rein strömt. Hier muss ich unbedingt anhalten und diese schöne Kombination aus süß und salzig für eine gute halbe Stunde genießen. Es sind nur noch 40 km bis Alta und Zeit habe ich ja eh bis zur Dunkelheit. Durch einen Tunnel erreiche ich den Altafjord, an dem es sich wunderbar entlang zieht bis zum Kåfjord. Ich kann in einiger Entfernung auf der anderen Seite schon Alta sehen. Die große Brücke, die diesen Fjord überspannt, ist imposant, aber für Radler gesperrt. Und so geht der Weg über den Ort Kåfjord, in dem es, wie ich jetzt erst sehe, ein Tirpitz-Museum gibt. Gute anderthalb Stunden sehe ich mir diese Ausstellung über die „Einsame Königin“ an, die umfangreich und höchst interessant ist. Hintergrund für das Museum hier ist die Tatsache, dass das Kriegsschiff den größten Teil seiner relativ kurzen Lebenszeit hier gelegen hat. Nach einer recht späten Mittagspause im Anschluss treffe ich Kurt, einen reisenden Österreicher, der sich für mein Fahrrad interessiert. Wir unterhalten uns eine Weile, ein sehr angenehmer Kontakt. Die Straße zieht sich ziemlich bis um das Ende des Kåfjord herum und ist auch noch mal mit einigen ordentlichen Steigungen gespickt, dafür natürlich auch mit wunderschönen Aussichten. So wird es sechs, bis ich Alta erreiche, wo ich mich gute 2 Stunden aufhalte und unter anderem die Nordlicht-Kathedrale ansehe, aber auch noch zwei Supermärkte abklappere. In einem davon gibt es für einen wirklich guten Preis Dorschfilet. Da ich ihn nicht kühlen kann und es der bisher heißeste Tag auf dieser Tour war, sehe ich zu, dass ich am Flughafen entlang aus der Stadt herauskomme. Als Ziel habe ich mir den Lathari-Beach ausgedruckt, hier ist es wunderschön, es geht einigermaßen Wind und nachdem ich gegen halb zehn gegessen und mit ein paar Locals gequatscht habe, bin ich dann fast um Mitternacht soweit, mich hinzulegen.Read more

  • 13. Juli

    July 13 in Norway ⋅ ☁️ 12 °C

    Sonntag, der dreizehnte. Da bleibt man doch besser gleich liegen. Oder verwechsle ich da wieder was? Egal, ich bleibe liegen, weil heute Ruhetag ist. Auch wenn die Sonne die ganze Zeit nicht untergeht, ist sie doch am Morgen deutlich wärmer als in den Nachtstunden. Das merke ich in meinem Wasserschloss hier recht deutlich und so bin ich um neun dann doch aus den Federn und genieße draußen bei heftig starkem, aber gefühlt spanisch heißem Wind, das Frühstück. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und schiebt Unmengen von feinsten Wolkenmustern durch zur stillen Betrachtung. Zur Messe kann ich heute nicht gehen, die Kirche ist anderthalb Kilometer gegenüber auf der anderen Fjordseite. Aber in den Windschatten des kleinen Leuchtturms setz ich mich und danke dem Universum für dieses ganze Glück. Gestern abend habe ich ja schon vorschriftsmäßig die Sturmleinen gesetzt, auch wenn es da nicht notwendig war. Heute ist es das definitiv. Richtung Mittag nimmt der Wind immer noch mehr zu und ich binde sogar mein Fahrrad an, dass es nicht umeinander fliegt. Die kleine Trutzburg aber steht da, als gehörte sie zum Atlantikwall. Den Tag verbringe ich heute mit kleineren Wartungen, Frickeleien und Verbesserungen rund um den rollenden Sherpa. Ein paar Meter am Kiesstrand entlang zu wandern lässt mich so viele kleine neue Dinge entdecken. Da sind zum Beispiel die Quallen, die nicht so typisch flach, sondern eher wie eine Aubergine aussehen, obendrein sogar auch leicht lila. Oder der Stein mit den roten Feuerwehrspinnen. Wie sonst sollen die heißen, wenn sie so aussehen und rumrennen? Oder der Schnee-Enzian, der gerade so kräftig blau blüht. Da kann man einen ganzen Tag sehr schön mit rumkriegen. Einzig die Blüten der Sal-Weiden, die hier überall stehen, sind mir schon die ganzen Tage, heute aber besonders, wie ein Dorn im Auge. Manchmal denke ich, es schneit, so viel von dem Zeug fliegt rum und landet dementsprechend in den Augen. Da wird auf Dauer dann auch eine Filzbrille draus. Gegen vier entsinne ich mich auf eine alte Bauernregel: Nach dem stetig Wasserlassen sollst wieder du auch Wasser fassen. Ich schnalle alles, was ich an Behältern habe, ans Rad, das sonst ja grad ohne jegliche Gewichte ist und radele einen guten Kilometer bis zum Wasserfall. So blank fühlt sich das Fahren für mich nur zappelig und wackelig an. Ich will meine Packtaschen wiederhaben! Gegen halb sieben gibt es eine kräftige Mahlzeit, die ich mir noch draußen zubereite. Da der Wind aber seit um sechs recht schlagartig aufgehört hat, das Blutspendekommando wie auf Befehl wieder ausgerückt ist, verzieh‘ ich mich dann langsam ins Zelt und betrachte diese schöne Welt etwas kleinkariert.Read more

  • 12. Juli

    July 12 in Norway ⋅ ☁️ 14 °C

    Der Tag beginnt um Mitternacht. Das geht den Menschen wie den Leuten, allerdings macht die Helligkeit und eine gewisse Geräuschkulisse doch irgendwas anders heute. In dieser Nacht, in der ich gute 2 km vom Ende des Oksfjorden entfernt liege, platscht es immer wieder aufeinanderfolgend laut und ich denke so bei mir: „Es war kein Boot zu hören und irgendwie ist auch nicht die Zeit für ins Wasser zu springen.“ Denn genau nach Arschbomben vom Dreier hört sich das an, was ich höre. Vielleicht 8-10 mal recht schnell hintereinander, dann ist wieder Ruhe. Nach einer guten Viertelstunde höre ich es wieder und raffe mich aus dem Zelt raus, um nachzusehen. Und da sehe ich einen recht großen Fisch, der immer wieder in Vorwärts-Richtung springt. Dass Fische nach Mücken schnappend aus dem Wasser springen ist mir nicht so neu, aber in der Größe habe ich es noch nie gesehen und immer wieder hintereinander. Das Schauspiel ist auch schon wieder vorbei und ich lege mich doch mit ein bis zwei Fragezeichen auf der Denkerstirn wieder hin. Eine Viertelstunde später beginnt es wieder, diesmal bin ich etwas schneller draußen und was müssen meine müden Augen da sehen? Es sind Delfine, die da immer wieder springen. Sie waren bis zum Ende des Fjords und sind jetzt wieder umgekehrt. Ich stehe noch eine Weile und sehe ihnen nach, weil auch ohne die Sprünge immer mal wieder der Rücken aus dem Wasser taucht und aus der Schlaftrunkenheit ist totale Verzückung geworden. Husch, jetzt aber wieder ab in die Koje. Am Morgen stehe ich erst gegen neun auf, frühstücke draußen und dusche drinnen. Am Ende halte ich mit Wenche und Oddbjörn noch einen Schwatz, so wird es fast halb zwölf, bis ich loskomme. Die lieben Leutchen hatten sich angeboten, mich mit dem Auto auf den Pass hochzubringen, waren sich ziemlich sicher, ich würde Stunden für den Aufstieg brauchen. Vielen Dank Euch beiden für die Gastfreundschaft. Tatsächlich ist der eigentliche Aufstieg, der sich sogar recht moderat anfühlt, in genau einer Stunde getan. So sitze ich um Dreiviertel eins am Kvænangsfjellet auf 401 Metern Höhe, freue mich, dass die beiden Tunnel durch die Berge für Radler gesperrt sind und nachdem ich Wasserfälle, hohe Schneezäune und Schneefelder passiert habe, eine Aussicht kilometerweit über den Kvænangen-Fjord und rundum in die Berge habe. Gerade eben noch ist ein ganzer Convoy von mindestens zehn Trucks von Hugo‘s Tivoli entgegengekommen, das ist das größte Wanderkirmesunternehmen hier im hohen Norden. Also auf zur Kirmes! Die doch etwas längere Pause ganz hier oben ist natürlich obligatorisch, schließlich brauche ich Zeit, um all diese Schönheit rundherum wirklich zu sehen. Das ganze bei teils bewölktem, teils blauem Himmel ist natürlich traumhaft. Ich komme auf der Höhe noch an einem Gasthaus vorbei, das allerdings geschlossen ist und ab dann startet die längste Abfahrt, die ich bisher hatte. Glücklicherweise die Windjacke vorher noch übergezogen, denn es zieht sich von hier an nun gute 10 km bei 40-50 KMH runter zum Badderfjorden. In Sørstraumen gehe ich kurz in den Supermarkt und bediene mich an der Gruschkiste zweier Bananen, so wie ich sie liebe im reifen Braunkohle-Look, und einem gerade abgelaufenen Quark, beides zum halben Preis. Wer die Preise in Norwegen kennt, versteht das. Das ganze gleich draußen auf der Holzbank vertilgt lässt mich wieder etwas aufgezuckert weiterreiten. Kaum 1 km weiter komme ich über die Sørstraumen bru, die den 300 Meter breiten Sund in den dahinter liegenden Sørfjorden überspannt. Hier ist gerade dank der Flut ein Naturschauspiel zu beobachten, dass ich schon nahe Bodø am Saltstraumen in Vollendung sehen konnte. Der enge Durchlass macht durch die Unmengen von Wasser, die Ebbe & Flut hin und her spülen, eine heftige Strömung wie in einem Fluss, die von starken Strudeln begleitet ist. Hier nicht so stark ausgeprägt, aber trotzdem sehenswert. Gegen vier, es zieht sich gerade wieder über eine Anhöhe rüber zum Burfjord komme ich zum wievielten Male an einem alten Zetor vorbei. Treckerfreunde aufgemerkt! Das ist das Modell aus Brno in der früheren ČSSR, das auch bei uns in der heutigen DDR weit verbreitet war. Ich sehe diese Traktoren in recht gutem Zustand gefühlt auf jedem dritten Hof hier. Und dachte immer, dass es die nur im Ostblock gab. Den deutlichen immer wiederkehrenden Hinweisschildern auf Rentiere und Elche tun dieselben heute tatsächlich mal Genüge. Nachdem ich vorhin ein Rentier direkt auf der Straße hatte, sehe ich nach der Abfahrt vom letzten kleineren Pass in einem weitflächigen Sumpfland vier total entspannte Elche. Es ist in einiger Entfernung zur Straße, genau das lässt sie wohl so ruhig dastehen. Gegen halb sechs bin ich gerade in Burfjord aus dem Supermarkt raus, um für morgen etwas Futter nachzulegen, da treffe ich auf Linus. Ein junger Schwarzwälder, dem ich gestern schon dreimal begegnet bin und der mit seinem selbstgebauten Rad ebenso auf dem Weg zum Nordkap ist wie ich. Wir unterhalten uns eine gute Stunde, dann breche ich noch mal auf, unwissend, wie weit ich überhaupt noch fahren will. Was ich bis dahin noch nicht weiß, ich habe noch einen längeren Anstieg rüber zum Langfjorden vor mir, der zwar in der Höhe gar nicht so gewaltig ist, sich aber für mich ewig zieht und viel schwieriger anfühlt als der morgendliche Pass. Wird wohl sicher der fortgeschrittenen Zeit geschuldet sein. Von oben her wirkt es seit dem späten Nachmittag, als wolle es nun doch gleich regnen, aber die paar Tropfen, die ich abkriege, sind wohl nur Petrus’ens Schweiß. Auch an diesem Fjord zieht es sich für mich noch ziemlich lange hin, gescheite Plätze sind rar, da neben der Straße meistens nur ein paar Meter bis zum Wasser sind. Zu steil, zu steinig, Privatgelände oder was auch immer dagegen spricht. Aber um neun, da habe ich genau an einem kleinen Leuchtturm den Platz gefunden. Oben an der Straße 2 Wohnmobile und nach einer kleinen steilen Böschung ein flacher Platz direkt unten am Wasser, den vor mir wohl auch schon viele andere zum Zelten genutzt haben. Perfekt, hier bleibe ich und werde wahrscheinlich auch morgen den Ruhetag halten.Read more

  • 11. Juli

    July 11 in Norway ⋅ ☁️ 16 °C

    Die Routinen kommen langsam wieder rein, ich stehe um acht bei ziemlich bewölktem Himmel auf. Dieses Wetter ist hier ziemlich normal, schließlich steigen Unmengen von Wasserdampf an der Küste durch den Golfstrom auf. Durch die weite Sicht wirkt der Himmel aber nicht einfach grau in grau, sondern viel schöner. Wie ich seit Anfang der Woche sehe und auch schon während der Lofoten-Tour gemerkt habe, heißt das eben nicht unbedingt, dass es wirklich immer regnet. Als ich mit dem Frühstück fertig bin, fängt es aber mal leicht an zu tröpfeln. Ich bereite mich weiter vor und ziehe mir um kurz vor zehn beim Abfahren zumindest eine leichte Regenjacke über. Nach 10 Minuten werfe ich all das aber wieder ab, weil die wenigen Tropfen, die hier fallen, es nicht wert sind. Es zieht sich weiter auf der E6 entlang am Lyngenfjord, nächstes größeres Ziel ist die Stadt Alta, die ich in den nächsten Tagen erreichen werde. Da es nicht wirklich regnet, schnalle ich heute mein Solar-Panel hinten aufs Rad, da das Laden gestern per Fahrrad-Dynamo über den gesamten Tag nur unerheblich etwas eingebracht hat. Das hatte ich bisher nie wirklich getestet. Bei dem bedeckten Himmel wird wohl auch per Solar nicht so viel reinkommen, aber ich rechne doch mit mehr als gestern. Der Weg verlässt für einige Kilometer mal die E6 und hier und da sind mal kleine Bauernhöfe, eine ganze Reihe Rinder stehen daneben auf einer Kuhweide. Sehr schön anzusehen und ich frage mich, wie wohl eine Augenweide aussehen würde. Ein Phänomen, das mir heute auffällt, sind die Fliegen und auch teilweise Mücken während der Fahrt. Ich hätte nicht erwartet, dass die geflügelten Nervensägen bis 20 KMH mithalten können, dann natürlich auch schamlos meinen Windschatten ausnutzen. Gegen zwölf lass ich mich direkt am Fjord neben einem kleinen Bootshäuschen zur Pause nieder und genieße die Unruhe nicht weit von der E6 am Rotsundet. Der Platz auf einigen großen Steinen ist nur temporär verfügbar, da gerade Ebbe ist, für ein Päuschen wird es aber reichen. Und während ich so vor mich hinsitze, sehe ich gespiegelt im klaren Türkis unten ein himmlisches Blau von oben, das sich hinter mir auftut. Na da sag noch einer was. Auf dem Weg stoppe ich heute immer mal wieder, weil die kleinen Scheunen und Bootshäuschen, oder für was auch immer sie genutzt werden, so reizvoll und hübsch anzusehen sind. Viele ziemlich verfallen, aber gerade die wirken umso romantischer und einladender. Dazu noch hier und da Gestelle, auf denen der Stockfisch getrocknet wird, davon allerdings nicht mehr so sehr viele wie auf den Lofoten zu sehen waren. Habe ich beim Wandern oftmals auf dem Weg oder am Wegesrand klitzekleine Details wahrnehmen können wie die Käfer, so versuche ich jetzt eher, denen das Leben zu lassen und sie nicht zu überrollen. Trotzdem gibt es aber dann und wann Sachen am Weg zu entdecken wie zum Beispiel eben gerade. Da sehe ich oben von der Straße her den rostigen Rest von einem Fahrzeug im Fjord. Es ist auch nur jetzt während der Ebbe zu sehen und so muss ich darunter steigen und es mir genauer betrachten. Ja, tatsächlich ist es ein kompletter Motor mit Getriebe samt Rädern, die im Kies zwischen den Seealgen liegen und tagein, tagaus vor sich hinrosten. Ob es etwas modernes oder vielleicht auch noch aus dem Krieg ist, kann ich mit meinem Halbwissen aber nicht gut beurteilen. Aber ich denke, mit etwas WD40 dran ist der schnell wieder flott. Kurz darauf wendet sich die Straße weg vom Fjord und es geht einen längeren Anstieg hinauf auf einen Tunnel zu. Der ist mit viereinhalb Kilometern Länge angegeben und ich sehe schon von weitem, dass die Durchfahrt für Radfahrer nicht gestattet ist. Es gibt also einen Weg über den Pass außenherum, der stattdessen sieben Kilometer lang ist. Aber in der Regel ist ja nur die eine Hälfte Aufstieg und die andere dafür Schussfahrt. Ausserdem, was würde ich alles verpassen, führe ich jetzt durch diese schwarze Röhre? Die wunderbare Aussicht, die gar nicht so steile Straße mit ihren Serpentinen, der Blick rüber auf die Berge und den Fjord… Und noch bevor ich es erwarte, habe ich nach einer guten halben Stunde die Spitze erreicht. Als Belohnung wartet wieder einmal ein klarer Bergsee, an dem sogar ausdrücklich ein Schild angebracht ist, dass es Trinkwasser ist. Der gereicht mir einerseits für ein kühles Bad, aber als ich gerade aus dem Wasser steigen will auch für eine Slapstickeinlage: Ich trage den ganzen Tag Crocks, mit denen ich auch schwimmen gehe, um im Wasser sicher zu stehen. Der Untergrund ist beim Aussteigen allerdings an einigen Stellen so pampig und sumpfig, dass einer der Schuhe stecken bleibt und nicht wieder hochkommt. Der ganze Untergrund ist aufgewühlt, ich sehe keinen Zentimeter tief in das Wasser rein und steh jetzt hier umringt von 1 Million Fliegen und Pferdebremsen. Da bleibt mir nichts, als zu warten und als das Wasser sich wieder aufgeklärt hat, sehe ich wieder durch bis auf den Grund und habe in Kürze auch den Schuh gefunden, stecke aber just in dem Moment mit dem anderen für kurze Zeit fest. Dieses Mal lass ich mir den aber nicht ausziehen. Es ist um zwei rum und nach so einem Bad beste Zeit, bei arktischen 29° in der Sonne die Mittagspause zu halten. Neben mir eine junge Norwegerin mit ihrem Großvater. Sie bauen einen kleinen Dreibeingrill auf, den sie scheinbar eben erst gekauft haben und wir unterhalten uns ein bisschen. Als ich gerade losfahren will, kommen von der anderen Seite gerade zwei radelnde Kanadier den Pass hoch. Sie sind auf dem Weg nach Sizilien, sehr angenehme Leute. Jetzt aber los, gut 4 km rasant abwärts zum Nordkjosen. Bei der Einfahrt in Sørkjosen blicke ich über den kleinen Hafen und sehe direkt dahinter, wie an einem Schiff beladen wird. Das sehe ich mir erst mal aus der Nähe an. Es scheint, als würde hier Futter für die vielen vielen Fischzuchtanlagen im Meer verladen. Ein Teleskoplader schafft immer gleichzeitig vier auf der großen Fläche aufstellte BigPacks bis ans Schiff, ein obendrauf montierter Bagger nimmt sie hoch und lässt den Inhalt in den Bauch des Schiffes rieseln. Wenige Minuten später komme ich nach Storslett und überquere den Reisaelva, der hier ins Meer mündet. Oh, da klingelt bei mir was: ich bin am Ende des Reisadalen, nur 60 km von hier bin ich letztes Jahr am 21. September so aufwändig durch die Schlucht runter ins Tal zum Fluss abgestiegen und ihm dann stromaufwärts für eine Zeit gefolgt. Der Ort hier ist schon etwas größer, es sind eine Reihe von Läden. In einem davon steige ich für eine Pause und ein Eis ab. Gegen vier lasse ich Storslett hinter mir und ziehe auf der E6 weiter. Es rollt einfach toll und da ich um fünf rum hinter mir in den Bergen sehe, dass sich da scheinbar wettermäßig was zusammenbraut, frage ich eine halbe Stunde später an einem Haus nahe der Straße nach Trinkwasser, weil ich demnächst den Tag beenden möchte und das Zelt möglichst aufgebaut ist, wenn der Regen hier ist. Sehr freundlich bekomme ich nicht nur das Wasser, sondern auch angeboten, mich auf dem Grundstück zu platzieren, was ich auch nach einem längeren Plausch auf der Terrasse beginne. Es zieht sich jetzt auch hier rum mehr mehr zu und so stelle ich gegen sechs die Wohnung neben der Scheune bereit, der Muli ist in der selben untergestellt. Während ich mir draußen das Essen zubereite, beginnt es tatsächlich zu tröpfeln und nachdem ich alles unters Zelt geschafft habe, war es das auch mit dem Regen. Diese Art der kleinen Prüfungen ist mir inzwischen wohl bekannt. Innerhalb recht kurzer Zeit sehe ich schon in der Entfernung in den Bergen, wie es aufklart und ein dramatisches Panorama mit der durchscheinenden Sonne ergibt. Das lässt mich nach dem Essen noch mal schnell runterhasten bis an den Fjord, weil ich von dort aus einen freien Blick auf dieses Schauspiel habe. Ein schöner Tag klingt aus mit einem schönen Abend.Read more

  • 10. Juli

    July 10 in Norway ⋅ ☁️ 12 °C

    Am Morgen circa um acht marschiert eine Gruppe von 10-15 Leuten in neon-grünen Anzügen vorbei, angeführt scheinbar von einem Guide, der was erklärt. Ich wundere mich bei alldem Gesabbel, dass die Touristen, die normalerweise für irgendwelche Safaris auf Schnellbooten rausgefahren werden, jetzt tatsächlich hier zu Fuß umherlaufen. Tun Sie natürlich nicht, wie ich gute 10 Minuten später feststellen darf. Es ist die grüne Abteilung des Bauhofs, die mit allem, was in irgendeiner Form Krach machen kann und dem Grasschnitt dient, hier angerückt ist. Gut, dass ich gleich aufgestanden bin und begonnen habe, mein Zeug zusammen zu packen. Auf einer der Bänke möchte ich frühstücken, aber es ist so ein lautes Geknatter und Getöse, dass ich mich doch mit dem Fahrrad noch ein Stück weiter auf eine recht windige Bank verziehe. Das Wetter hat sich toll gehalten, es ist zwar bewölkt, aber trocken, also ideales Reisewetter. Bevor ich die Telegrafbukta endgültig gegen halb elf verlasse, gibt es noch eine umfangreiche Wäsche in dem tollen Sanitärgebäude. Naja, so endgültig verlassen geht dann doch nicht so schnell, denn wenige Meter von hier entfernt treffe ich beim Losfahren auf das Umberto Nobile-Denkmal. Ich bin ganz fasziniert, habe ich doch vor gut drei Wochen gerade den Film „Das rote Zelt“ gesehen, in dem die von ihm geführte und auf dem Rückweg verunglückte Nordpol-Expedition im Luftschiff „Italia“ sowie die folgende Rettungsaktion erzählt wird. Natürlich war das auch gestern eins der Themen im Museum. Heute mache ich beim Fahren mal das Licht aus und werde dafür die Powerbank am usb-Outlet anschließen. Will doch mal sehen, wieviel vom Nabendynamo so rumkommt, denn langsam gehen meine Akkureserven dem Ende entgegen. Es geht noch einmal durch die Stadt am Hafen entlang und dann über die große Tromsøbrua runter von der Insel. Die Straße steuert hier genau auf die Eismeerkathedrale zu, die ich mir ohnehin zumindest von außen mal ansehen will. Als ich den kleinen Berg hochgeradelt komm spricht mich Carl Henrik an. Er ist von meinem Fahrrad etwas begeistert, da er selbst oft in dieser Art unterwegs ist. Ein Deutscher, der hier in Tromsø lebt und mir direkt Dusche oder Unterkunft anbietet, wenn ich mal wieder hier bin. Dann muss er sich aber auch schon direkt wieder um seine asiatische Reisegruppe kümmern, er hat einen ganzen Bus voll zu dirigieren. Das ist schlimmer als einen Sack voll Flöhe zu hüten. Nach der Kathedrale ein letzter Blick nochmal rüber zur Stadt und dann geht es ländlich raus am Balsfjorden entlang. Es sind hier immer mal wieder kleinere landwirtschaftliche Anwesen oder Gehöfte mit diesen schönen alten Scheunen dabei. Gegen eins habe ich mich vom Fjord entfernt und auf einen kleineren Pass hochgearbeitet, ein guter Zeitpunkt für die erste Pause. Nach der geht es dann auf der E8 weiter, eine Fernstraße mit entsprechend viel Verkehr. Eine große Freude ist das nicht und ich hoffe einfach mal, dass es nicht allzu lange so läuft. Meine Abzweigung am Ende des Fjords verpasse ich, wohl weil ich so sehr nach der Brückenbaustelle geguckt habe und merke es erst sechs Kilometer später, werde aber belohnt mit Unmengen von Lupinen am Straßenrand. Eine andere Bikerin, die mir auf meinem Rückweg zum EV1 entgegenkommt, hat scheinbar die selbe Sehstärke in ihrer Filzbrille. Ich stoppe sie und mache sie auf ihren kleinen Fehler aufmerksam. Wieder zurück am Weg geht es weg vom Fjord rüber zur Sandbukta durch ein langgezogenes Hochtal, das zu beiden Seiten von Bergen gesäumt ist. Scheinbar war gerade zur Eiszeit die Stunde zu Ende, sonst wäre es mit ein bisschen gutem Willen auch ein etwas tieferes Tal geworden, das heute ein Fjord wäre. Es fährt sich wunderbar ohne große Steigung und auf einmal sehe ich da was für ein Schild am Straßenrand? Zur EISCAT Station links ab. Wow, da muss ich natürlich sofort hin und arbeite mich über einen staubigen Feldweg bis zu dieser gigantischen Anlage. Die Warnung vor „Radiation Hazard“ ist da schnell überlesen. EISCAT ist nicht etwa ein Anbieter von leckerem Softeis, sondern eine Forschungsvereinigung, die hier hoch im Norden bis hin nach Spitzbergen einige Radarstationen zur Erforschung der Ionosphäre und Magnetosphäre betreibt. Schon in Kiruna habe ich davon gelesen und dass sie Forschungen im All, unter anderem zu Polarlichtern betreiben. Während ich stehe und alles inspiziere, fällt eine Schar Moskitos über mich her, so dass ich in kürzester Zeit lange Jacke und Hose überziehe. Grundsätzlich ist es ja hier an der Küste entlang ziemlich gut mit Mücken, lediglich die Knots sind abends oftmals nervig. Noch ein Stück weiter auf dem Feldweg sehe ich vom Berg herunter einen brachialen Wasserfall, den ich gern für ein Bad nutzen würde, leider endet der Weg noch in so großer Entfernung, dass es mir nicht wert ist, dorthin zu laufen. Zurück auf der Straße, die auch deutlich entspannter ist als die E8 vorhin zieht es sich weiter sehr elegant sanft auf und ab und je weiter die Uhr Richtung vier schreitet, desto stärker sehe ich spitze schroffe Berge im Voraus, das muss der Ullsfjorden sein, wo ich hin will. Da stehen sie spitz an spitz wie zur Parade und empfangen mich, die Einladung wird noch unterstrichen durch eine lange Abfahrt runter auf Seehöhe. Am Fährkai in Breivikeidet sehe ich, dass noch fast eine Stunde Zeit ist, bis die nächste abfährt und so ist es jetzt um kurz nach vier allerbeste, aber auch allerhöchste Zeit zur Mittagspause. Am Molenkopf sitzt es sich wunderbar mit dem Blick über den Fjord und die von drüben kommende Elektrofähre. Die 20 Minuten Übersetzen nach Svensby sind schnell getan, von hier sind es noch 22 km bis zur nächsten Fähre. Bis dahin geht es auch relativ simpel zu fahren immer zwischen rechts und links aufragenden Bergen hindurch. Die wirken hier dank ihrer Schroffheit irgendwie höher als in den letzten Tagen. Nach Lyngseidet rollt es sich wieder rasant ab Richtung Fjord, hier suche ich erst mal den Supermarkt auf. Denk gerade noch darüber nach, ob ich die Fähre hier heut noch nehme oder mich doch zur Ruhe bette. Immerhin ist es schon halb acht, aber die Fähre liegt schon am Kai und wird erst in 20 Minuten abfahren, so dass ich meinen Einkauf noch in Ruhe zu Ende bringen kann. Gedacht, getan, lege ich um zehn vor acht mit ab, um in gut 40 Minuten nach Dálusvággi rüberzumachen. Was der Bengel aber vergessen hat, ist das Wasser. Da ich jetzt irgendwie zum Ende kommen möchte, brauche ich noch Frischwasser und beginne, in diesem kleinen Örtchen zu suchen. Es gibt eine Schule und ein Rathaus, aber nirgends ist ein externer Wasseranschluss und Leute sind ebenfalls nicht zu sehen. Also radel ich etwas weiter und so werden es noch einige Kilometer, bis ich an einem Bach, der von den Bergen runterkommt, frisches Wasser zapfen kann. Kurz danach, obwohl nicht weit von der Straße entfernt, ist zwischen den Bäumen eine Stelle, an der ein paar Wohnmobile und auch schon zwei andere Radler ihren Platz gefunden haben. Wunderschön auf einem Felsen, auf einer Anhöhe über dem Fjord, parke ich mein Zelt. Ich erwarte keinen Sturm, von daher muss als Absicherung ein dicker Stein und meine Packtaschen ausreichen. Nachdem ich mich mit einem Litauer noch etwas unterhalten habe, bereite ich etwas zum Essen zu und verziehe mich angesichts der kleinen Plagegeister, also ich meine die ganz kleinen, ins Zelt, was ich aber die ganze Nacht bis auf das Netz offen lassen kann. Was für eine herrliche Aussicht die ganze Nacht hindurch. Es wird gegen zwei am Morgen sogar noch deutlich klarer, als ich zwischendurch mal wach bin.Read more

  • 9. Juli

    July 9 in Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    Nun bin ich also in Tromsø. Da ich schon zwei flotte Tage gemacht habe und hier nicht einfach durchmarschieren will, entscheide ich mich, heute hier zu bleiben. Mit viel Zeit kümmere ich mich ums Tagebuch und komme auf dem Weg Richtung Stadt schon an einem Museum vorbei. Es sind einige der ältesten Häuser der Region, die hier wieder aufgebaut wurden. In der Telegrafbukta sitze ich am Strand und genieße das Wetter samt Aussicht über den Fjord hin zur Insel Håkøya, vor der das deutsche Kriegsschiff „Tirpitz“, das größte jemals in Europa gebaute, seit dem zweiten Weltkrieg kielüber im Wasser liegt. In einiger Entfernung in den Bergen sieht es immer wieder aus, als wenn Regen heranzieht, tatsächlich bleibt es aber bei Bewölkung mit immer wieder blauem Himmel dazwischen. Es wird fast zwei, bis ich mich dann tatsächlich aufmache, auf dem schönen Wander- und Radweg am Fjord entlang bis zum Hafen zu fahren. Ich bin von der Stadt Tromsø mit der Architektur recht angetan, es ist viel modernes in toller Art und Weise mit altem gemischt. Ein Hurtigruten-Schiff und noch ein deutlich größerer Kreuzfahrer liegen gerade im Hafen und dank der fantastisch ausgebauten Wege cruise ich zwischen Unmengen von Touristen durch die Stadt. Hier noch mal ein Foto, da noch mal etwas angucken und so wird es fünf, bis ich tatsächlich das Polarmuseum erreiche, das jetzt leider nur noch eine Stunde lang geöffnet hat. Die sich aber für mich trotzdem lohnt, da es hier viele tolle Berichte, Bilder und Ausstellungsstücke zum Thema polares Leben, Expeditionen, Forschung und Tiere gibt. Entsprechend sind viele Infos über all die bekannten Größen wie Roald Amundsen, Helmer Hanssen, Fridtjof Nansen oder Umberto Nobile zusammengetragen. Im Anschluss kreuze und quere ich noch ein wenig durch die Stadt, um mich nach einer Stärkung im Restaurant gegen acht wieder in der Telegrafbukta einzufinden. Als alten Fernmelder zieht’s mich da wieder hin. Die ist wie ein kleiner Park und bei den Locals beliebt, es gibt ein paar sehr schöne Plätze, einen davon nutze ich für mein Zelt. Kurz vor Mitternacht komme ich noch mit einem schwedischen Paar ins Gespräch, dunkel wird es ja schließlich nicht. Sie sind gerade auch hier zu Besuch, sie ist auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Familie. Gegen halb eins lege ich mich dann ab nach einem wundervollen Ruhetag in dieser bemerkenswert schönen Stadt.Read more

  • 8. Juli

    July 8 in Norway ⋅ ☁️ 9 °C

    Es ist trüb und immer noch einigermaßen windig, dafür ist aber das Zelt auch trocken. Zum ersten Mal wieder Morgenprogramm ab um sieben. Rechtzeitig um Dreiviertel neun bin ich bereit zum Abfahren. Ich bin so früh unterwegs, weil ich eine Stunde später in 12 km Entfernung die Fähre in Botnhamn bekommen möchte. Ich verlasse heute die Insel Senja und setze eine gute Dreiviertelstunde über nach Kvaløya. Nächstes größeres Ziel ist Tromsø, eine der „Metropolen“ hier im Norden von Norwegen. Die Fahrt geht erst mal auf dem Plateau an zwei großen Seen entlang, dann geht es eine gute Weile steil ab wieder runter auf Meereshöhe. Ich erreiche kurz mal 60 km/h, das ist mir aber ehrlich gesagt recht unheimlich mit dem schwer beladenen Hobel. Lass da mal eine Speiche brechen… Hui. Aber ich habe ja immer Licht an, was soll da schon passieren? Den Einkauf im Supermarkt in Botnhamn schaffe ich nicht mehr ganz, da die Fähre schon ankommt, aber auf der anderen Seite gibt es wieder einen. Die Fährüberfahrt ist wie immer geprägt von ein paar Gesprächen mit anderen Radlern, mir ist es allerdings recht müßig, immer die gesamte Story dazu erzählen beziehungsweise erklären zu müssen. Der Himmel ist bewölkt oder blau, je nachdem, wie rum ich mich drehe. Also bestes Wetter zum Radeln. Am Kattfjorden muss ich doch erst mal kurz Halt machen, weil dieses Fischerboot zur Wartung an Land ist und diese Farben einfach locken. Außerdem ist es umgeben von herrlich blühenden Wiesen mit Klee und Blumen in wunderschönen Farben. Es zieht sich weiter in leichtem Auf und Ab kurvig an der Küste von Fjord zu Fjord. In Moen kehre ich doch direkt noch mal kurz um, weil das Dörfchen samt Leuchtturm liebevoll in Miniatur am Straßenrand aufgebaut ist. Da schlägt mein Modellbauherz gleich etwas schneller. Und die Bank lässt mich dann gegen halb eins auch gleich die erste Pause machen. Eine halbe Stunde später auf der anderen Seite des selben Fjords zwingt mich ein alter Unimog dazu, den Anker zu werfen. So ein schönes altes Schätzchen, was scheinbar von Zeit zu Zeit auch noch in Gebrauch ist. Jetzt steht mal wieder ein Aufstieg hoch auf einen Pass an, der mir erst mal ziemlich Bange macht. Die ersten gut hundert Meter schiebe ich, als es ab da aber etwas flacher weitergeht und danach die Steigung gar nicht mehr so steil ist, fahre ich den Rest wieder und erreiche gegen zwei den See Kattfjordvattnet, an dem ich mich umgeben von circa tausend Meter hohen Berggipfeln zur Pause niederlasse. Es geht doch nichts über ein Käsebrot am Nachmittag. Da es ab hier bis Tromsø nur noch abwärts oder flach weitergeht und ich auch merkwürdig gut vorangekommen bin, will ich es bis dahin heute auch noch schaffen. Kurz nach vier bin ich auf der anderen Seite des Nordbotn und blicke rüber nach Tromsø. Eine Tankstelle kommt mir gerade ganz gelegen, um ein wenig den Luftdruck zu erhöhen. Da ich französische Ventile an den Reifen hab, brauche ich immer einen kleinen Adapter, um an der Tanke pumpen zu können. Genau dieser frickelig-hakelige Adapter dreht mir aber anschließend den gesamten Ventileinsatz heraus, so dass mein Fahrrad platt dasteht. Und wie ich merke, sind die beiden Teile jetzt wohl unzertrennlich miteinander verbunden, zumindest brauche ich Werkzeug. Meins, was ich dabei habe, tut es nicht und während ich noch etwas ratlos rumstehe, kommt auch schon ein Mitarbeiter der Tankstelle zu mir und fragt, ob er helfen kann. 1 Minute später habe ich einige Zangen von ihm zur Hand und kann diesen kleinen Fauxpas beheben. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich diese französischen Ventile hasse? Jetzt wieder flott bin ich wenige Minuten später auf dem Scheitelpunkt der Sandnessund-Brücke, die mich rüber auf die Insel Tromsøya und nach Tromsø bringt. Dort steht ein Mann mit seinem Rennrad und versucht zu erkennen, was gerade kaputt ist. Sein Kettenspanner hatte während der Fahrt kurz in die Speichen gegriffen und fünf davon durchgerissen. Ein paar andere sind verbogen, grossflächiger Flurschaden am Antrieb. Ich versuche ihm zu helfen, soweit es geht, wir müssen aber feststellen, dass er es nur noch unter den Arm klemmen kann und heimtragen muss. Ich stelle mir vor, wie ich da stehen würde, wenn ich mein fahrendes Tiny-Haus tragend nur bis von der Brücke runterschaffen müsste. Auf der anderen Seite der Brücke bin ich direkt am Flughafen, den ich natürlich ausgiebig erst mal unter die Lupe nehme, unweit von hier will ich übernachten. Immerhin ist es inzwischen sechs geworden und nachdem ich noch eine Zeit lang die Flieger beobachtet habe, finde ich aber keinen geeigneten Platz in der Nähe. Kaufe jetzt noch etwas ein und finde an einer Skiloipe auf einem Hügel einen Platz, an dem ich das Zelt aufstellen kann und von dem aus ich ab um neun einen guten Blick runter auf den Airport habe. Es sind gute 600m Luftlinie von hier bis zur Rollbahn. Dass dort die gesamte Nacht durch in der flugfreien Zeit eine große Baustelle betrieben wird, macht das Schlafen nicht sonderlich angenehm.Read more

  • Los geht’s am 7. Juli

    July 7 in Norway ⋅ ☁️ 10 °C

    Nun denn. Ich bin bereit, wieder aufzubrechen und vom malerischen Gryllefjord auf der Insel Senja aus dieser schönen, bergigen und rauhen Küste zunächst bis zum Nordkap zu folgen. Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt haben und ich die letzten Sachen vorbereitet habe, warte ich noch, bis die Fähre aus Andenes durch ist, damit der Tross an Autos und Wohnmobilen nicht gleich im nächsten Tunnel an mir vorbei muss. Gegen elf starte ich dann und kaum aus dem Dorf raus überquere ich die Brücke über den Gryllefjord und der E1, korrekter gesagt EV1 (EuroVelo1) mündet in den ersten Tunnel. Etwas über 1 km mit einer konstanten Steigung, aber gut machbar. Das schöne nach den Steigungen sind ja dann immer die Schussfahrten bergab. Ich will es langsam angehen lassen und mache nach einer Stunde die erste Pause. Auf der Atlantic-Coast-Route hier sind Mengen an Radlern unterwegs, die meisten zum oder vom Nordkap. Gegen 12:30 Uhr biegt die Straße Richtung Nordfjorden über einen Pass ab, auf den ich mich bei 8% Steigung eine gute Dreiviertelstunde hoch arbeite. Belohnung am höchsten Punkt ist ein klarer Bergsee und gleich anschließend ein Tunnel und eine rasante Abfahrt, die ich lediglich am Aussichtspunkt über den Bergsbotn kurz unterbreche. Um kurz nach zwei mache ich genau an dem Fjord an einem klitzekleinen Strand meine Mittagspause über gut 2 Stunden. Ein Paar Rotschenkel sind allerdings von meiner Anwesenheit wenig angetan und lassen es mich auch über die gesamte Zeit lautstark wissen. Kurz darauf geht der nächste Anstieg wieder in einen Tunnel, dieses Mal eher in der rustikalen Art und teils unbeleuchtet. An seinem Eingang steht eine Finnin mit ihrem Rennrad und stellt gerade fest, dass das Durchfahren mit Sonnenbrille nicht die beste Idee ist, zumal sie keinerlei Beleuchtung hat und sich mir deshalb für die Durchfahrt anschließt. Sie ist wohl auf dem Weg zum Strand, wie sie sagt; und was für einer! Schon die paar Kilometer hin zum Ersfjord sind von einer dramatisch schönen Felswand geprägt und der Strand selbst lädt mich direkt ein, zumindest einmal bis zu den Knien ins Wasser zu gehen. Nach dem nächsten Tunnel komme ich zum Mefjord und überlege, in dem kleinen Fischerdorf zu übernachten, da es noch einmal einen Pass hochgeht und ich es heute bis zur nächsten Fähre eh nicht mehr machen will. Nachdem ich schon von weitem Richtung Dorf sehe, dass es winzig klein ist und mindestens zehn Wohnmobile dort rumstehen, beschließe ich, doch auch diesen Pass noch hochzusteigen und nach einer weiteren guten Stunde habe ich auf einer Hochebene einen guten Platz gefunden, um mein Zelt aufzuschlagen und einen guten halben Kilometer entfernt von einem Wasserfall frisches Wasser zu besorgen. Der erste Tag war am Ende doch weiter als geplant, ich fühle mich tiptop und freue mich über einen windigen Platz in den Bergen, an dem ich mich ab um acht dem Essen widmen kann.Read more