India
Shirsadi

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Travelers at this place
    • Day 15

      Of Bastards and Angels (08.03.)

      March 9, 2016 in India ⋅ ⛅ 33 °C

      Alle, die sich Sorgen darüber machen, ob uns auf unserer Reise etwas... sagen wir Außergewöhnliches zustoßen könnte, sollten diesen Post nicht lesen.

      Noch da?

      Nicht lesen!

      Na gut, wer jetzt noch dabei ist, ist gewarnt.

      Der heutige Tag war eigentlich super. Coco hat ihre Jungen bekommen, wir haben eine Menge gelernt und hatten viel Spaß. Um sechs Uhr jedoch, wanderte eine Gruppe von vier Männern an der Ranch vorbei, wir dachten uns zunächst nichts dabei.
      Um halb sieben ging Lisa in unser "Schlafzimmer" und sah, dass die Männer nicht weit von uns Feuer gelegt hatten. (Wie beim letzten Post: Wir haben wahnsinnige Bilder geschossen, die jetzt leider alle im Datennirvana sind...).
      Feuer hier in dieser Gegend bedeutet automatisch Gefahr: Der Busch um uns herum ist furztrocken, es gibt Flächen, auf denen außer trockenem Stroh nichts liegt, die kleinste Flamme kann sich also rasant ausbreiten.
      Zunächst dachten wir, das Feuer würde schnell wieder ausgehen, denn vor ein paar Tagen gab's schon ein ähnliches weiter weg, das nach einer Viertelstunde aus war. Dieses jedoch nicht. Vom Brandherd aus, der rund 150 Meter von uns weg war, breitete sich das Feuer schnell aus. Die vier Bastarde, die das Feuer gelegt hatten, schlenderten gemütlich an der Farm vorbei. Hasmukh stellte sie zur Rede und sie behaupteten, das Feuer sei durch eine Zigarette entstanden. Klar, um eine Zigarette zu rauchen gehen vier Männer in den Wald, kommen kurz danach wieder und zufällig brennt's. Der wahre Grund ist vermutlich der, dass sie auf ihrem Land schnell das Gras loswerden wollten (hier in der Gegend eine gängige Praxis, um einem eventuellen Käufer besser zeigen zu können, wie groß das Grundstück ist) und es ihnen am Arsch vorbei geht, was hier sonst passiert. Jedenfalls hat Hasmukh keine Handhabe, unter anderem, weil die Bilder der vier und vom Feuer auf unserer SD-Karte waren... Aber selbst wenn: Sie könnten einfach sie Polizei schmieren und es würde nichts passieren. Alles wohl schon passiert.

      Zurück zum Feuer: Du sitzt mitten im trockenen indischen Busch und ein Feuer wütet in Rufweite (wieder eine Sache gelernt heute: Ein großes Feuer ist unfassbar laut). Was tun? Wir fingen hektisch an, unsere Sachen zu packen. Sollte das Feuer die Farm erreichen, wollten wir abfahrbereit sein. Auf die Frage, ob wir zur Sicherheit ein oder zwei Rikschas kommen lassen sollten, sagen Hasmukhs nur: "Oh no, we'll be alright, I get these fires every year!". Trotzdem, ein mulmiges Gefühl blieb und das Feuer wurde immer größer und kam näher.
      In unserer Verzweiflung beschlossen wir, etwas zu tun: Lisa blieb in der Ranch, auf einer Art Ausguck, von dem aus sie Bericht erstatten konnte. Wir anderen fünf liefen mit Macheten und Eimern bewaffnet in die Richtung, wo das Feuer am nächsten war. Das war die Stelle, an der unsere Wassermelonenplantage endet, Wasser hatten wir also da. Voller Adrenalin hackten wir Sträucher weg und nässten den Bereich um den Zaun dort so gut ein, wie es ging. Das Feuer kam immer näher und als es nur noch zwei Meter vom Zaun weg war, bekämpften wir es direkt mit dem Wasser.
      In der Zwischenzeit hatte sich etwas weiter entfernt auf der linken Seite von der Farm aus gesehen ein riesiger Brandherd gebildet, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: Der Himmel hell erleuchtet, rote Asche stieg dort auf. Lisa war angehalten zu beobachten, ob sich dieser uns näherte. Zum Glück war es nahezu windstill und das Feuer breitete sich nur langsam aus und in die andere Richtung.
      In der Mitte hatten wir zu sechst also das Feuer stoppen können und dachten nach rund eineinhalb Stunden schon, wir seien über den Berg. Auf der rechten Seite jedoch, brannte es immer noch lichterloh und das Feuer näherte sich einer großen Fläche, auf der nur trockenes Stroh lag und die an die gleiche "Straße" grenzt wie die Farm. Sollte das Feuer also die Straße erreichen und überqueren, waren wir in richtigen Schwierigkeiten. Getrieben von dieser Angst und einem unfassbaren Teamgeist bekämpften wir das Feuer aus nächster Nähe: Lisa füllte Eimer, die Marie und ich vors Feuer kippten und der Rest schaufelte Schneisen und schlug mit Laubwerk die Brände klein. Nach einer Stunde hatten wir es geschafft: Die nächsten Brände waren alle weit entfernt und auf der anderen Straßenseite oder etwas näher, aber von uns getrennt durch bereits abgebranntes Waldwerk.

      Ein solches Ausmaß an Zerstörung habe ich noch nie hautnah miterlebt. Was geht diesen Arschgesichtern durch den Kopf, dass sie hier Feuer legen, tausende Lebewesen vernichten und einfach verschwinden? "Man... I hate these bastards", fasste Jean-Felix meine Meinung wunderbar zusammen.
      Aber wir haben die Sapna Ranch gerettet, weswegen uns Hasmukh als "Angels" bezeichnet hat. Ich hätte nicht gedacht, dass das Wasserwerfen und Gräserschaufeln von sechs Leuten einen Effekt haben könnte, aber ohne unseren Einsatz wäre es hier deutlich kritischer geworden.
      Und dank Hasmukhs stoischer Ruhe konnten wir alle einen kühlen Kopf bewahren. Niemand ist zu Schaden gekommen, außer durch ein paar Kratzer im Dickicht und ein wenig zu viel eingeatmetem Rauch.

      Lisa und ich haben beschlossen, die Farm zu verlassen. Nächstes und übernächstes Wochenende ist Hasmukh für jeweils vier Tage unterwegs und wir wollen dann nicht vielleicht in eine ähnliche Situation geraten. Oder überhaupt irgendwann wieder. Wir sind unfassbar stolz darauf, mit wie viel Ruhe und Kalkül wir diese Bedrohung bewältigt haben, aber jetzt brauchen wir erst einmal Abstand.

      Nochmal zur Sicherheit: Uns geht es sehr gut, wir sind beide wohlauf und die noch wütenden Brände können nicht zurückkehrten, weil sie durch bereits verbrannte Erde von uns getrennt sind. Hundskaputt geht's jetzt ins Bett. Gute Nacht.

      Nachtrag: Habe ein paar Handybilder hochgeladen, auf dem dritten sieht man den Streifen Gras, den wir gerettet haben, damit das Feuer der Farm (links im Bild) nicht noch näher kommt.

      PS: Wer sich mit Formatierung von SDXC-Karten auskennt und nennt Tipp hat, wie wir vor der Rückkehr nach Deutschland wieder an unsere Bilder kommen, kann sich gerne melden.
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