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  • Day 9

    Jaipur: Jal Mahal und die pinke Stadt

    April 8, 2019 in India ⋅ ⛅ 37 °C

    Heute wachten wir zur Musik eines Konzerts auf, allerdings nicht etwa des permanenten indischen Hupkonzerts, sondern zum Konzert einer Blaskapelle auf der Strasse. Eine Blaskapelle in Indien? Die Erklärung für dieses eigenartige Phänomen sollten wir später an diesem Tag entdecken.

    Erst einmal entdeckten wir ganz andere Dinge in Jaipur, unserer neuen Stadt. So etwa die Tatsache, dass wir langsam wagemutiger werden, vielbefahrene Strassen in Indien zu überqueren: Der Weg zu unserem Mittagsrestaurant führte uns zu Fuss über die zentrale Strasse in Jaipur - und wir können nur bestätigen, dass ein Mittagessen nach dem Nervenkitzel solcher Strassenüberquerungen nur noch besser schmeckt.

    Etwas gemächlicher ging es danach mit einem Uber zum Jal Mahal, einem Palast mitten in einem See, welcher den hiesigen Herrschern (Maharadschas) früher als Sommerresidenz diente (Randnotiz: Uber ist die absolut angenehmste Art, sich in indischen Städten zu bewegen, da das Reputationssystem gutes Verhalten von Fahrern belohnt und vorab fixierte Preise es verhindern, dass man den Preis runterhandeln muss, nur um dann doch noch abgezockt zu werden.) Den Jal Mahal fanden wir eigentlich ganz schön; allerdings hatten wir den Internetfotos etwas zu viel Glauben geschenkt, sodass das echte Gebäude im Vergleich zur Fotoversion kränklich blass wirkte. Dem Gesamteindruck war es wohl auch eher abträglich, dass im See Abfall schwamm... Wie wir allerdings später sahen, war einiges von dem Abfall schön verpackte Opfergaben, die indische Frauen im See deponierten. Aber warum? Auch dieses Rätsels Lösung sollten wir alsbald finden.

    Zurück in Jaipur besuchten wir den Teil der Stadt, der "Pink City" genannt wird. Um bei einem britischen König Eindruck zu schinden, erliess ein Maharadscha im 19. Jahrhundert ein Gesetz, dass man sein Haus in bestimmten Vierteln in Jaipur-Pink (eher sandsteinrot) streichen musste. Der britische König war anscheinend so verzückt, dass das Gesetz bis heute steht und die "Pink City" immer noch eine echte Augenweide ist.

    Kernstück der Pink City ist der sogenannte Hawa Mahal, eine Palastfront, die einem Bienenstock nachempfunden ist. Die Struktur der Front erlaubte es einst, dass die feinen Damen am Hof des Maharadschas das Treiben in den Strassen beobachten konnten, ohne selbst gesehen zu werden, und dabei von einem ausgeklügelten Belüftungssystem abgekühlt zu werden. Und die multifunktionale Wand sieht erst noch gut aus!

    Unweit des Hawa Mahals fanden wir schliesslich heraus, was hinter der Blaskapelle und der Opfergaben steckte. Anscheinend endete heute das zweiwöchige Gangaur-Fest, das besonders in Rajasthan gefeiert wird. Bei diesem Fest bitten indische Frauen um (zukünftiges, anhaltendes oder wiederkehrendes) Eheglück. Der Strassenumzug, inklusive Kamelen, Elefanten und Blaskapellen, den wir in der "Pink City" antrafen, bedeutet den Endpunkt des Fests. Fazit des heutigen Tages: Doktor Watson, der Fall ist gelöst!
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