Satellite
Show on map
  • Day 52

    Der Anruf

    March 7, 2017 in Australia ⋅ 🌧 20 °C

    Dienstag, den 7. März 2017

    Nachdem ich schon die Hoffnung aufgeben hatte, einen Anruf von der Pflegeagentur zu bekommen, kam heute der überraschende Anruf. Eine lange Diskussion stand an, weil ich durch die neue Arbeitsstelle meine Verfügbarkeit nur am Wochenende angeboten habe. Ich erklärte, dass ich mir nun einen Job gesucht hatte, da mich zwei Wochen lang niemand angerufen hatte. Die Entschuldigung war, dass Ferien waren, aber nun könnten sie mich die ganze Woche in der Klinik einplanen. Ich wollte Bedenkzeit. Kurz nachdem Gespräch kam wie der Zufall es wollte, eine SMS von meinem jetzigen Arbeitgeber, dass ich morgen nicht zur Arbeit kommen brauch, sie haben genügend Leute. (Oder gar nicht mehr? Bei den Australier weiß man nie).
    Sofort nutzte ich die Change und rief die Agentur zurück, dass ich für den Mittwoch und Donnerstag eingeplant werden konnte. Sie planten mich auch gleich für den ganzen März von Montag bis Mittwoch ein. Im Pferdestall habe ich mich dann vorübergehend erst einmal "krank" gemeldet, da ich auf die feste Einteilung des Pflegedienstes wartete.

    Jetzt werden vermutlich einige verwirrt sein. Am 1.03. hatte ich ein Vorstellungsgespräch im Pflegedienst Quality Health Care und am Freitag den 10.3. ein Informationstag, mündliche Einweisung und Dokumente ausfüllen. Eine Zusage habe ich, dass ich anfangen kann, aber man weiß ja nie... Die Aufgaben sind, zu den Patienten zu fahren und sie zu betreuen (Medikamente geben, einkaufen gehen, essen anreichen, beim waschen unterstützen...) Die Bezahlung wäre super gut! Deswegen hoffe ich, dass ich dort bald ganz oft arbeiten kann.

    Mein erster Arbeitstag in der Klinik:
    Ich war etwas aufgeregt, als ich endlich die Klinik betrat.
    Ich bekam die Übergabe von einer Assistance in Nursing, die von der selben Agentur war. Ich verstand nicht viel und musste ständig nachfragen. Sowas blödes! Doch ich habe mich schnell eingefunden und stellte fest, dass meine Aufgaben sehr, sehr einfach waren. Meine Patientin, 23 Jahre alt, ist an Anorexie erkrankt und wiegt 26 kg. Wirklich schlimm! Essen macht ihr Angst und im Spiegel sieht sie sich immer "fett".
    Meine Aufgabe ist es, sie und die Infusionen/ Nasensonde nicht aus dem Auge zu lassen und im Abstand von zwei Metern zu bleiben. Ich begleite sie überall hin (sie darf die Station nicht verlassen). Die Vitalzeichen muss ich alle vier Stunden messen, vorallem noch den Blutzucker, der natürlich immer sehr niedrig ist. Sie wird rund um die Uhr beobachtet.

    Im Gespräch sagte sie übersetzt: "Ich denke die ganze Zeit daran, mir die Nasensonde herauszuziehen, weil wenn ich es nicht mache, werde ich so dick wie die Krankenschwester heute morgen. Ich muss die ganze zeit mit meinen Gedanken kämpfen, ich habe keine Lust mehr, das zu tun!"

    Trotz dass ich die ganze zeit bei ihr war, hat sie es geschafft ein Loch in die Infusion zu machen, so dass einiges daneben lief.

    Man unterschätzt diese "langweilige" Arbeit.
    Ich versuche viel mit ihr zu reden und Einfluss auf sie zu haben, aber die Gedanken sind bei ihr wie festgefahren. Zudem leidet sie schon 12 Jahre darunter...
    Read more