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  • Day 19

    Chiloé - Insel der gemischten Gefühle

    November 19, 2017 in Chile ⋅ ⛅ 11 °C

    Nach der behaglichen Zeit in Puerto Varas zog es uns nach Chiloé, einer Insel etwa vier Busstunden von Puerto Varas entfernt. In Puerto Natales hatte unser chilenischer Zimmergenosse begeistert von der Insel erzählt und so planten wir hier ein paar gemütliche Tage zu verbringen, bevor wir am 20. November unsere erste Arbeitsstelle auf einer Farm bei Frutillar antreten werden. Wir leisteten uns den Luxus eines Zweierzimmers und machten uns auf die Reise.
    In Puerto Varas wurden wir positiv von einem schicken ETM-Bus mit Ruhesesseln überrascht und wir fuhren durch die grüne Landschaft gen Süden. Mit Bus auf der Fähre setzten wir nach Chiloé über und kamen einige Stunden später in Castro an.
    Hier zeigte sich Chile zu unserer Verwunderung nicht von seiner schönsten Seite. Heruntergekommene Häuser, abgebrannte Ruinen und viel zu viele herumstreunende Hunde machten die Freude über unsere Ankunft zunieder. Nichtsdestotrotz ließen wir uns von unseren Plänen nicht beirren und liefen zu unserem Hostel, welches ein wenig außerhalb gelegen ist.
    Wir kamen an einer Einbuchtung des Meeres vorbei, an dessen Rand bunte Häuser auf Stelzen stehen. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich als das kreative Viertel von Castro heraus, wo sich Unterkünfte, Restaurants und kleine Lädchen aneinanderreihen. Für uns ging es jedoch leider weiter bergauf. Nach einigen Metern kam ein Auto neben uns zum Stehen und der Fahrer fragte, ob wir auf dem Weg zum „Hostal Gamboa“ sein. Es stellte sich heraus, das dies der Eigentümer unserer Unterkunft der nächsten Tage war und er nahm uns den restlichen Weg mit nach oben.
    Im Hostel angekommen, war es leider nicht so schön und sauber wie auf den Bildern und voller Chilenen, die dort wohnten oder arbeiteten und von morgens früh bis spät in der Nacht in der Küche saßen, die sich direkt vor unserem Zimmer befand. Eigentlich alle sehr sympathisch und offen, aber es versprach nicht die ruhige Zeit zu werden, die wir uns gewünscht hatten.
    An dem Abend und am darauffolgenden Morgen kam dann unser erstes Reisetief. Wir hatten keine Lust mehr herumzuziehen, ständig woanders zu schlafen und wünschten uns einen gemütlichen und warmen (!) Ort, an dem wir uns zurückziehen konnten. Dazu kam zum einen die Kälte, mit der wir in der Nacht zu kämpfen hatten, da das Haus nur über einen Kamin verfügt, der lediglich das obere Stockwerk beheizt und zum anderen vor allem für Joni auch noch die fehlenden Spanischkenntnisse, die jegliche Verständigung nahezu unmöglich machten.
    Am nächsten Tag überlegten wir viel, wie es nun weitergehen sollte. Eigentlich hatten wir ja Lust auf das Reisen, nur versetzte uns diese Insel einen kleinen Dämpfer. Trotzdem beschlossen wir Chiloé eine Chance zu geben und nicht zurück nach Puerto Varas zu fahren, schließlich hatten wir soviel Positives gehört und gelesen.
    Da uns nach wie vor nach Ruhe war, fuhren wir mit einem der Minibusse auf Empfehlung des Hostelbesitzers in den Nationalpark von Chiloé und wanderten im nach Regenwald anmutenden Park und Joni sah zum ersten Mal den Pazifik aus nächster Nähe. Das Draußen- und Zuzweitsein tat uns gut. Wir ordneten unsere Gedanken und verschoben das Negative aus ihnen.
    Auch in den folgenden beiden Tagen suchten wir die Einsamkeit und erkundeten mit den Minibussen die Insel. Weiter sprachen wir viel über die Zukunft und darüber, wie wir leben möchten, wenn wir „zurück“ sind. Vielleicht mussten wir erst ans Ende der Welt reisen, um herauszufinden, wie deutsch wir sind und dass ohne Pläne, Sauberkeit und Pünktlichkeit eben doch etwas fehlt ;)
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