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  • Day 74

    Der Sekte verfallen

    June 23, 2017 in South Korea ⋅ 🌙 24 °C

    • Korealaisessa kultissa •

    Den verbleibenden Nachmittag nach unserer Tour gen Nordkorea haben wir in Seoul verbracht. Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, den in "Gangnam Style" besungenen Stadtteil Gangnam zu besichtigen. Dieser war überhaupt nicht sehenswert, da weder der erwartete Galmour noch andere interessante Sachen zu sehen waren. Auch der anschließend von uns besuchte Speisemarkt konnte uns nicht so richtig überzeugen (siehe Bild mit schwarzem Essen) und somit besannen wir uns, wieder zum zentral gelegenen Platz nahe unseres Hotels zu gehen, da es uns dort von Anfang an gut gefallen hat und es überall Essensstände gab.

    Dieser Abend hat dann tatsächlich noch eine spannende Wendung eingenommen, nach dem uns zwei etwas jüngere koreanische Studenten angesprochen haben. Sie warben dafür, dass sie uns doch mal für einige Minuten koreanische Traditionen bzw. Sitten beibrigen könnten. Das hört sich mal richtig einheimisch an, dachten wir uns und gingen davon aus, jetzt zu einem nahe gelgenen Ort geführt zu werden. Stattdessen ging es erst einmal mit der U-Bahn in irgendeinen Teil der Stadt, wo wir dann plötzlich in einem größeren Gebäude landeten. Hier betraten wir eine Halle mit vielen kleinen Tischchen, an welchen jeweils kleine sich beratende Grüpcchen saßen. Nachdem uns dann erklärt wurde, wie wir uns auf der gleich folgenden Zeremonie zu verhalten haben wurden wir gebeten, traditionelle Kleidung anzuziehen.

    Die Zeremonie fand in einem kleinen Nebenraum mit mit Obst bestücktem Altar statt und dauerte zirka eine halbe Stunde. Um den Altar nicht anzuschauen, durfte nur auf den Boden geschaut werden. Die Zeremonie bestand Hauptsächlich daraus, dass die vorne stehende Person uns ansagte, welche der uns vorher beigebrachten Bewegungen nun auszuführen sind. Nach einiger Zeit der Wiederholung haben einem diese Bewgungen auch immer mehr Ausdauer abgefordert, da man ständig aus dem Stand mit der Stirn auf den Boden gehen, seinen Bekannten Gutes wünschen, und dann gleich wieder aufstehen sollte. Tatsächlich musste ich mich hauptsächlich darauf konzentrieren, nicht loszulachen; insbesondere, weil die Frauen neben mir es mit ihrem sehr massiven Kleid noch einmal deutlich schwerer hatten und auch lachen mussten.

    Zum Abschluss der Zeremonie haben wir dann unsere Wünsche für unsere Bekannten verbrannt um diese freizusetzen. Die Rund zwölf Leute der Zeremonie spalteten sich anschließend wieder in die ursprünglichen Kleingruppen. Die beiden Studenten haben Anja und mir eine große Platte mit Obst, Gemüse und geräuchertem Hühnerfleisch vorgesetzt welche wir zwar freundlich ablehnten, uns aus Respekt dann aber doch dazu überreden ließen. Während wir dann aßen, wurde uns erklärt, was wir denn nun gerade gemacht haben. Außerdem wurde unser Familienstand abgefragt. Das Gespräch war durchaus interessant. Hier erfuhren wir unter anderem auch, dass die beiden "Studenten" ihr eigentliches Studium für diese Freiwilligenarbeit aufgegeben haben und nur einige Male im Jahr nach Hause fahren. Ansonsten bemühen sie sich tagtäglich Touristen zu finden, welchen sie diese Zeremonie näher bringen können. Spätestens jetzt wurde auch mir klar, dass es sich um etwas sektenähnliches zu handeln scheint.

    In diese Erkenntniss passend, wurden wir nach dem Essen dann aufgefordert nun bitte zu spenden. Nach einer kleinen aber gutmütigen Diskussion haben wir uns dann überreden lassen, und wollten jeweils zirka vier Euro dort lassen. Dieser Betrag schien aber aufgrund des Essens nicht genug zu sein, woraufhin wir jedoch klarstellten, das Essen ja gar nicht gewollt zu haben. Letztlich haben die beiden Einsicht gezeigt und uns dann nach draußen geführt, wo wir dann eine der letzten U-Bahnen zurück genommen haben. Die beiden Studenten blieben im Gebäude zurück und scheinen dort tagtäglich zu übernachten.
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