• Ein Spaziergang in Weiss

    9月13日, トルクメニスタン ⋅ ⛅ 28 °C

    Wer durch die breiten Boulevards von Aşgabat (Beiname „Stadt aus Marmor“) schlendert, fühlt sich beinahe wie in einer Kulisse. Regierungsgebäude, Hotels, Universitäten, selbst viele Wohnhäuser – alles ist in weissem Marmor gehüllt. Die Fassaden reflektieren das Licht, sodass die Stadt bei klarem Himmel beinahe unwirklich wirkt. Man hat den Eindruck, als gäbe es nur Himmel, Sonne und Marmor.

    Die Entscheidung für dieses einheitliche Weiss geht zurück auf die 1990er-Jahre, nach der Unabhängigkeit Turkmenistans. Damals wollte der erste Präsident, Saparmurat Niyazov, der Hauptstadt ein unverwechselbares Gesicht geben. Weiss galt als Symbol für Reinheit, Wohlstand und Glück – Werte, die sich im Stadtbild widerspiegeln sollten.

    Natürlich besteht die Stadt nicht aus massiven Marmorblöcken. Hinter den glänzenden Fassaden stehen Beton- und Stahlkonstruktionen, die von außen mit Marmorplatten verkleidet sind. Ein Teil des Steins stammt aus turkmenischen Steinbrüchen, ein anderer wurde importiert – unter anderem aus Italien. Der berühmte Carrara-Marmor hat es so bis nach Zentralasien geschafft.

    Die Verarbeitung ist aufwendig, aber das Resultat spricht für sich: Bis heute ist Aşgabat im Guinness-Buch der Rekorde als Stadt mit den meisten Gebäuden aus weissem Marmor eingetragen.

    Als Besucher schwankt man zwischen Bewunderung und Staunen – und manchmal auch Befremden. Einerseits ist der Anblick überwältigend: Die Stadt wirkt ordentlich, hell, fast makellos. Andererseits entsteht ein Gefühl von Gleichförmigkeit. Wer eine Straße gesehen hat, könnte meinen, er habe sie alle gesehen.

    Hinzu kommt die Hitze: Bei über 40 Grad im Sommer reflektieren die Marmorflächen die Sonne so stark, dass man fast geblendet wird. Kein Wunder, dass Spaziergänge oft in den frühen Morgen oder späten Abend verlegt werden.

    Aşgabat ist keine Stadt wie jede andere. Sie ist ein architektonisches Statement, ein Symbol und vielleicht auch ein Monument politischer Vorstellungen. Für Reisende ist sie vor allem eines: ein Ort, der im Gedächtnis bleibt. Die „Stadt aus Marmor“ mag polarisieren, doch ihr strahlend weisser Anblick inmitten der Wüste ist etwas, das man so schnell nicht vergisst.
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