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- Day 5–8
- February 12, 2024 - February 15, 2024
- 3 nights
- ☁️ 26 °C
- Altitude: 110 m
IndiaVaranasi25°18’7” N 83°0’35” E
Varanasi🔥⚰️

Varanasi… wie fang ich an… ich denke, dass wir ohne große erwartungen hierher gefahren sind, obwohl man meinen könnte, die erwartungen kommen automatisch, denn egal, welche/n inderIn man fragt, wenn das wort ‚varanasi‘ über die lippen kommt, leuchten die augen und sie sagen, es ist der wichtigste und heiligste ort in indien und für menschen aus indien, sicher der ganzen welt…
wir sind ganz happy darüber, heute weiter zu fahren, aber ich fang mal beim schönen teil an:
wer es sich irgendwie leisten kann, reist mindestens einmal im leben - nämlich allerspätestens kurz vor seinem tod - nach varanasi und lässt sich hier am absolut hochheiligen ganges verbrennen. man sagt, dass diejenigen, die hier verbrannt werden, den direkten weg ins nirnava, also - mit meinen worten und nach meinem verständnis - die befreiung der seele, ablegung allen leides und schmerzes, das aufsteigen des geistes in die nächste welt, kurz: das höchste ziel gläubiger hindus (und buddhisten) - antreten.
der tod wird in indien generell etwas anders behandelt als bei uns, er gehört zum leben dazu. wir haben niemanden weinen sehen (habe gelesen, frauen sind ungern bei den verbrennungszeremonien gesehen, da sie „zu emotional“ sind - ob das stimmt wissen wir nicht, aber wir haben fast ausschließlich männer bei den zeremonien gesehen).
man kommt also nach varanasi, verbringt seine zeit bis zum tod hier (eventuell in einem der hospize, die direkt am ufer stehen) und wird am ganges an einem der „verbrennungs-gaths“ verbrannt.
als tourist kann man vom tragen der (wunderschön eingewickelten und mit blumen dekorierten) toten auf pritschen durch die gassen der stadt, bis hin zum letzten wegfegen der asche und nicht verbrannten knochenreste (oberschenkelknochen verbrennen nicht gut haben wir gelernt) den gesamten prozess aus ein paar metern entfernung beobachten.
verbrannt wird überwiegend in den frühen morgen- und späten abendstunden, aber im prinzip lodern die feuer 24/7 tagein tagaus.
die flamme wird dem ewigen licht entnommen, welches seit 3500 jahren ununterbrochen brennt.
das holz ist sandelholz, je mehr von der familie beigesteuert werden kann, je intensiver brennt der/die tote. intensiver brand bedeutet gutes karma, ein vor sich hin loderndes feucherchen bedeutet, dass die person wohl weniger gut war im leben.
die toten werden also durch die sehr langen, super engen und lauten gassen der stadt von ca. 6-8 männern transportiert, im ganges gewaschen, einigen familienmitgliedern (dem erstgeborenen sohn meine ich) wird der kopf rasiert und anschließend wird aufgebarrt, auf die vorbereitete feuerstelle gelegt und mit holz bedeckt.
im anschluss werden mantren (mantras?) gesungen und gebetet.
als sinnbild für die fünf elemente umrunden die angehörigen den platz fünf mal im uhrzeigersinn. wenn möglich entzündet der erstgeborene sohn das feuer.
wichtig dabei ist, das aufplatzen der schädeldecke, damit die seele frei fliegen kann - mag für manchen von uns irgendwie makaber klingen, ich finde, es ist auch eine schöne vorstellung (das fliegen, nicht das platzen).
der verbrennungsvorgang einer person nimmt 3-4 stunden in anspruch, je nach körpermasse.
was übrig bleibt wird in den ganges gefegt und von kühen, hühnern, hunden, anderen noch kleineren tierchen🐁verspeist, es hängen ja doch ne ganze menge tiere dort rum und da steht auch schon der nächste tote nebendran und wartet geduldig auf seine zeremonie.
als unrein geltende menschen werden übrigens nicht verbrannt, sondern sie werden eingewickelt und mithilfe von angebundenen steinen im ganges versenkt, im besten fall bleiben sie auf dem grund, soll wohl aber auch vorkommen, dass sich steine lösen und die touristen, die eigentlich aufm boot das geschehen am ufer sehen wollen, dann ein besonderes erlebnis im wasser haben…
als unrein gelten: kinder, schwangere, leprakranke, von einer kobra gebissene.
alle fotos mit verbrennungen drauf hab ich aus dem internet, wir haben selber keine gemacht.
vor fünf jahren sind wir in kathmandu ungeplant in einer solchen zeremonie gelandet, dort waren wir überwältigt, die emotionen haben gekickt. es standen dort viele frauen dabei, die laut geschluchzt haben, da überkamen uns auch die emotionen. in varanasi war alles wahnsinnig spannend, aber mich persönlich hat es nicht besonders mitgenommen, ich finde es ein schönes ritual und dass die öffentlichkeit zuschaut macht den tod sicher ein stück zugänglicher für alle. es wird recht locker damit umgegangen und die menschen erklären einem sehr gern sehr viel (gegen möglichst große spende für feuerholz für die im hospiz sterbenden - hoffentlich stimmts😏)
wir sind ausschließlich geschlendert, keon boot denn aufgrund von nieselregen hatten wir zwar keine wahnsinns farbvielfalt aber dafür überraschend leere ghats unten am ufer.
ansonsten war die stadt bzw das was wir gesehen haben, lauter, dreckiger und stressiger als delhi. es war anstrengend und wir sind teilweise mit ohropax tuktuk gefahren, weil das gehupe und der lärm unerträglich waren.
wir haben außerdem auch viele sehr sehr goldige menschen getroffen, ida war der absolute superstar und direkt neben unserem hotel war ein großes unigelände, wo wir am letzten tag noch ein cricketspiel angesehen haben und ida relativ viel freiraum zum laufen hatte. allein waren wir nirgends, dafür erregt ida einfach zuviel erquickung an allen ecken und wir sind im nu umzingelt von sehr sehr vielen männern.
wir sind froh, heute den nachtzug nach agra bekommen zu haben, danke auch hier wieder an herr lachs, der bisher wirklich alles tadellos geregelt hat.
ach was noch zu erwähnen ist, domi hat bisschen durchi, ist aber bei vollem wohlbefinden und wir beide haben seit dem dritten tag in delhi eine ganz eigenartige abneigung gegen das indische essen bzw gegen essen im allgemeinen, fast bis gar keinen appetit. also irgendwas war bzw. ist noch im argen. es geht aber langsam bergauf, zumindest ich, juli, hatte heute schon wieder bisschen bock auf indisch. ich glaube, das ist bereits die umstellung im magen auf alles was er nicht kennt.
hab grad im nachtzug gegessen und ich kann sagen bini maschini is zurück - es war köstlich und ich bin froh dass domi nix von meiner portion abhaben wollte.
habt euch wohl und bis die tage.
nächster halt: agra in etwa 12 stunden. dort haben wir eine unterkunft die ganz ruhig sein soll und sehr sehr grün. haben den lärm etwas über und idi wirds uns auch danken♥️Read more