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  • Day 384

    Abreise & Granada

    February 24, 2020 in Nicaragua ⋅ 🌙 26 °C

    „Sicher hast du morgen Muskelkater“ wird mir gesagt „wenn man älter wird, verzögert sich das.“ Scheint bei mir nicht der Fall zu sein, ich merke REIN GAR NICHTS. Wie kann das sein? Ob es mit den Leguanos zu tun hat? Fraser meint, ich wäre eine geborene Marathon-Läuferin. Haha, bestimt nicht, das wär mir viel zu langweilig. Ich freu mich einfach, dass es mir gut geht und ich nicht wie die meisten Läufer hier lädiert durch die Gegend humpel.

    Als wir – Fraser, Luis, Peter, & ich - zusammen beim Frühstück sitzen, kommt Luis zu mir rüber, nimmt meine Hand und drückt etwas hinein mit den Worten „das ist nachträglich zu deinem Geburtstag“. Ich staune nicht schlecht, als ich in meiner Hand eine Kette mit einem Keramikanhänger finde, auf dem eine kleines Strichmännchen - natürlich ein Läufer - eingraviert ist. Luis erklärt, dass er diese Kette seit Jahren getragen hat, der Künstler vor 5 Jahren gestorben ist und das eine der letzten ist, die er gemacht hat. Ich bin sprachlos. Warum gibt er mir seine letzte Kette dieser Art? Ich hatte das Gefühl, dass er mich zwar akzeptiert – weil Fraser mich mag – aber selbst nicht wirklich viel von mir hält. Als ich später Fraser darauf anspreche ist er etwas verwundert. Natürlich mag er dich. So kann man sich irren.

    Mittlerweile hab mich so sehr an diese Menschen hier gewöhnt. Die meisten sind ziemlich extrem bei allem, was sie tun. Im Gegensatz dazu sind meine Abenteuer wahnsinnig langweilig, auch wenn sie für mich spannend genug sind. Trotzdem habe ich so viel mit ihnen gemein, vor allem die Freude am Laufen. Es wird mir sehr schwer fallen, das alles hier zu verlassen.

    Fraser, Luis, Javier, Peter und ich fahren zur Finca San Juan, trinken ein letztes Bier und einen 25 Jahre alten Rum. Im Anschluss daran geht es ein letztes Mal zum Café Campestre, wir bringen ein paar Sachen zur Aufbewahrung für das nächste Jahr dort hin, löffeln einen letzten Smoothie bevor es nach Moyogalpa geht, wo wir die Fähre nehmen. Sean hat eine Reservierung für seinen Mietwagen auf der Fähre um 16:30. Fraser und ich wollen gerne eine frühere Überfahrt nehmen, um noch einen Stopp in Granada einzulegen. Internet und das wahre Leben stimmen in Nicaragua allerdings nicht überein und so sitzen wir alle gemeinsam auf dem Boot Richtung Festland. Als wir die zwei Stunden in der Stadt warten denke ich an die Heimkehr. Ein dürres Pferd läuft die Straße hinauf, auf der anderen Seite isst ein Straßenhund Essensreste vom Boden. Wenn ich an München denke, das schnelle stressige Leben dort, dann will ich einfach hier bleiben. Es ist alles so einfach. Damit meine ich nicht leicht, sondern eben simple. Beim Lauf ist mir das besonders aufgefallen. Alle sitzen am Straßenrand und warten auf Läufer – den ganzen Tag und sogar in der Nacht helfen sie Fraser. Sie haben aber auch nichts anderes zu tun, das ist das Ereignis des Jahres. Ich überlege, ob ich im nächsten Jahr nochmal herkomme nach Nicaragua und wieder bei dem Lauf helfe. Wenn die Einnahmen weiterhin gespendet werden, ist das genau etwas, wo ich gerne involviert wäre. Und Nicaragua ist wirklich ein tolles Land. Die Menschen sind so unglaublich freundlich und wollen einem nicht an jeder Ecke übers Ohr hauen, rennen einem sogar hinterher, um einem 2 Cordobas (ein paar Cent) zu geben, die sie endlich irgendwo aufgetrieben haben. Ich habe nie das Gefühl, dass ich extrem gut auf meine Sachen aufpassen muss, auch wenn natürlich Vorsicht geboten ist (das ist es aber auch am Marienplatz und in Rom).

    Zum Sonnenuntergang laufen wir in Rivas ein, wo unser Taxifahrer schon auf Fraser und mich wartet. Sean und die anderen fahren nach Managua. Wir alle haben Flüge am nächsten oder übernachsten Tag von Managua. Etwa eine Stunde sind wir unterwegs. Es ist ziemlich viel Verkehr, so viele Autos hab ich bisher noch nicht gesehen auf den Straßen. Als wir in Granada ankommen, bin ich begeistert. Eine süße kleine Kolonialstadt. Und unser Hotel ist ein Traum! Ein altes Herrenhaus, enorm hohe Decken und ein so riesiges Badezimmer haben wir noch nirgends gehabt in Nicaragua. Und es gibt sogar eine Klimaanlage. Was für ein Luxus. Wir schlendern durch die Stadt und ich esse einen vorzüglichen Salad (Buddha Bowl mit Quinoa) bevor wir es uns im Hotel bequem machen.
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