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  • Day 87

    Das vorzeitige Ende meiner Weltreise?

    March 25, 2020 in New Zealand ⋅ ☀️ 20 °C

    Am 31.12.2019 habe ich in Colombo Silvester gefeiert. Tag 1 meiner Weltreise. Am gleichen Tag wandte sich China an die WHO wegen steigender Zahlen einer rätselhaften Lungenkrankheit.

    Ich bin bis jetzt fast 3 Monate gereist, habe viele tolle Länder besucht und wahnsinnig viel erlebt. Anfangs drangen nur ab und zu Schlagzeilen aus China in meine heile Reiseblase vor. Gesorgt habe ich mich nicht. Doch dann gab es plötzlich auch Nachrichten aus Deutschland. Da befand ich mich bereits eine Woche in Neuseeland. Erst da habe ich mich mit dem Thema gründlich auseinandergesetzt, angefangen den Podcast des Virologen Prof. Christian Drosten zu hören und die Entwicklungen genau zu verfolgen. Nach und nach wurde mir klar, was das für meine Reise bedeutet. Erste Anfragen ob ich plane nach Deutschland zurückzukehren und die Reise abzubrechen erreichten mich von Freunden und Familie. In Deutschland war das soziale Leben zu diesem Zeitpunkt schon stark eingeschränkt, Schulen geschlossen und Homeoffice angeordnet. Meine Antwort: „Deutschland ist ein Katastrophengebiet! Solange niemand aus der Familie meine Hilfe braucht, will ich da im Moment nicht sein. Eingesperrt nach so viel Freiheit.“

    Mein Flug nach Rio de Janeiro für den 25. März war von der Airline storniert worden. Flüge woanders hin gab es auch kaum noch. Aber wo sollte man auch hin? Von überall wurden jetzt Fälle gemeldet. Damit nahm das Herumreisen ein jähes Ende. Ich beschloss die Sache in Neuseeland aussitzen. Hier war das Leben noch in Ordnung. Ich habe weiter munter das Land bereist. Bis zu dem Tag als ich erfuhr, dass Hobbiton geschlossen wurde. Das hatte Symbolcharakter und mir war sofort klar, auch hier wird bald alles heruntergefahren.

    Die Regierung hier hat verhältnismäßig schnell reagiert. Als es 6 Infizierte gab, mussten alle, die mit dem Flugzeug in NZ ankommen 2 Wochen in Quarantäne. Ich fühlte mich hier sicher. Was ich bei der Rechnung allerdings nicht bedacht habe und nicht wahr haben wollte: auch hier wird sich das Virus weiter ausbreiten und die Regierung wird gezwungen sein, weitere strenge Maßnahmen zu ergreifen. Am Beispiel anderer Länder sah man ja bereits deutlich, was das Zögern gebracht hat.

    Dann kam die Nachricht, dass binnen 48 Stunden ein 4-wöchiger Lockdown Neuseelands beginnt. Jetzt musste ich schnell sein. Wo soll ich hin? Wo unterkommen? In Neuseeland steht der Winter bevor. Auf der Südinsel wird es schweinekalt und auf der Nordinsel nur im oberen Zipfel um die 20 Grad. Da muss ich hin!

    Ich tue mich mit einem anderen gestrandeten Deutschen zusammen und wir mieten einen hammergeilen Campervan. Mit viel Verhandlungsgeschick und intensiver Recherche bekommen wir das Luxusteil zu einem Spottpreis für 38 Tage. 3 Uhr Nachts kommen wir auf dem Campingplatz in Ahipara an. Es ist einer der wenigen Campingplätze hierzulande, die noch geöffnet haben. Ein herzerwärmender Text auf deren Website sagt mir, dass wir hier richtig sind:
    „Most of all we want you, the foreign traveller’s who we have welcomed for the past 15 years to know YOU ARE WELCOME HERE! you will not be interrogated or treated like an alien.“

    Ist meine Weltreise also zu Ende? Nein. Ich bin noch auf Reisen. Zwar nicht planmäßig aber ich habe das Beste aus der Situation gemacht. Es gibt definitiv schlechtere Orte um gestrandet zu sein. Der Ahipara Holidaypark und der Camper sind aktuell mein neues Zuhause. Ich habe vor Ladenschluss noch schnell ein Surfboard gekauft und hoffe die Wellen zu reiten, ist noch erlaubt.
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