• 1.12. Ghat-Impressionen und Großeinkauf

    1–3 dic. 2024, India ⋅ 🌙 18 °C

    Am Nachmittag nochmal 3 Stunden (15 bis 18 Uhr) zusammen mit Dipa, die mich genau die Ghats entlang begleitete, die ich bisher noch nicht kannte: vom Assi- Ghat bis zum Haupt- Arati-Ghat für den Abend, dem Dashashwa Medh Ghat, von dem aus Nikhil und ich ja 2 Tage zuvor "stadtauswärts" also flussaufwärts gegangen waren.
    Das Ziel war eine Textilmanufaktur, sprich exportorientierte Firma für Seiden- Pashmina- und Kashmirstoffe, -Schals, -Decken, -Kleider hinter dem großen Dashashwa Medh Ghat. Dipa kennt die Firma bzw. die Besitzer und führt öfters " ihre Touristen" dorthin. Sie behauptete, die Qualität sei besser und die Preise billiger als in den Touristen- Läden oben an der Assi - Road. Und ich muss sagen, dass ich ihr das - inzwischen auch glaube. Das war kein normaler Laden bzw. er war nicht einfach zu finden. Ein versteckter Eingang ohne große Hinweisschilder von der Straße aus. Und innen dann eine Art Stoffgeschäft wie bei uns in Westeuropa vielleicht in den 50-er Jahren. Wieder ein bisschen wie in einem Film. (Wahrscheinlich gibt's aber in Wien, Polen, Tschechien und den Balkanstaaten auch heute noch einige solcher Läden) Nur indische Kunden, soweit ich das sehen konnte. Ich wurde gleich ins Obergeschoss geführt, wo mir der Verkäufer ( siehe Foto 1 ) und sein Helfer ( Foto 2) eine riesige Auswahl von leichten Kaschmirdecken, Pashmina-Schals, und Seidenschals zeigten und erklärten. Da ich mich nicht entscheiden konnte und auch ein paar Geschenke und Mitbringsel haben wollte, kaufte ich - natürlich- zu viel...
    Zu meiner " Verteidigung" bzw. als Erklärung möchte ich aber sagen, dass ich mir genau das vorgenommen hatte:
    Ich wollte mir am Ende der Reise - also eigentlich erst in Rajasthan oder in Delhi- ein paar Sachen kaufen - vorzugsweise solche Schals oder leichte Decken , weil die hier ja hergestellt werden und mit Sicherheit VIEL billiger und besser als bei uns sind. Varanasi ist berühmt für die Textil- Herstellung: 500 000 Personen arbeiten laut dem Stoffhändler hier in Textilfirmen. Vermutlich kriege ich hier bessere Preise und Qualität als in Rajasthan und Delhi. Nun war ich also hier an der Quelle, habe ja aber noch 2 volle Reisewochen vor mir...
    Also nahm ich das Door to Door- Verschickungsangebot des (Export-)Händlers an - geht alles wieder nach Tùbingen zu meiner Mutter. Natürlich nicht umsonst - mit 39 € und angeblich nur 8 - 10 Tagen Lieferzeit aber günstiger und schneller als mein Schuh- und Klamottenpaket aus Pokhara. Aber in beiden Fällen ist Vertrauen angesagt - in die jeweiligen Verschickungs- unternehmen und Transportwege...
    Hier ist der zuständige Gott definitiv Shiva - also: Om namo Shivaya!

    (Nachtrag vom 16.12. : diese WhatsApp habe ich direkt vor meinem Abflug erhalten:
    "We have received a notification from DPD stating that the consignee's address is incorrect. Kindly provide the following details at your earliest convenience to ensure successful delivery:
    Full name of the consignee
    Correct address (including street name, street number, house number)..."

    Somit KÜMMERT sich der Händler immerhin um.meine Sendung!!! Das lässt mich weiter hoffen. Zumal meine Mutter schon vor 1 Woche mein Päckchen aus Nepal erhalten hat! Juhu!
    Das Hin- und Her der Whatsapp-Nachfragen und DHL-Sendungsverfolgung zog sich noch eine weitere Woche hin 23.12. hin: Dipa fragte jeden 2. Tag per Whatsapp, wie der Stand ist und rief auch noch einmal selbst beim Händler an. Der schickte mir ebenfalls neue Nachrichten. Aber erst nachdem ich am 22.12. abends nochmal von DHL angefordert 77 € Zoll per Paypal gezahlt hatte, kam das Päckchen ganz rasch am NÄCHSTEN Morgen (23.12.) schließlich noch vor Weihnachten nach Tübingen in die Gölzstraße. Uff - die letzte offene Frage von meiner Reise ist also auch noch gut gelöst worden! Somit habe ich wirklich keinerlei größere Verluste zu beklagen - im Gegenteil: Auf und über die Schals und Decken habe ich mich ganz besonders gefreut. reue ich mich ganz besonders! Es sind die einzigen etwas wertvolleren Gegenstände/ Mitbringsel, die ich mir in Indien und Nepal geleistet habe. Sonst waren die größeren Ausgaben meistens Kosten für Guides (Kathmandu und Pokhara, oder für Events (Rafting in Pokhara, die 3 Events in Chitwan, d) und am Ende noch die beiden teuren Restaurantbesuche mit prasun und die Ausflüge in Jaipur.
    Apropos: Auch meine Guide Dipa habe ich ziemlich gut bezahlt: Sie bekam für das Tatoo 500 Rupien, für die 3 stündige Morgenführung 2500 Rupien und für die 3 Stunden Ghatbummel und die Vermittlung des Stoffhändlers auch nochmal 2000 Rupien von mir. Somit war sie mit insgesamt 53 Euro für ihre 2 Einsätze wirklich gut entlohnt.
    Ich hatte aber das Gefühl, dass sie das Geld auch nötig braucht: sie hat 2 Grundschulkinder, für die sie Schulgeld und die Schulsachen zahlen muss., da sie auf private Schulen gehen. Die Miete für das Loch, in dem die ganze Familie mit 5 Personen wohnt, kostet 7000 Rupien im Monat. Natürlich verdient ihr Mann als Fitnesstrainer in einem Studio auch, aber nicht sehr viel, wenn ihre Angaben mir gegenüber stimmen. Wovon ich ausgehe.

    Am Abend nach der Rückkehr vom Schal-Einkauf zeigte sie mir noch kurz ihre "Wohnung", die gleich bei meinem Guesthouse um die Ecke war.
    Es ist möglich, dass dies nicht ohne Hoffnung auf mein Mitleid geschah - vielleicht macht sie das öfters mit den Touristinnen, die sie führt.
    Es war eher eine Art Garage als ein Haus: ein ebenerdige Behausung aus Stein, aber mit Wellblechdach. Vorne nur eine Türe zur kleinen Küche, dahinter der 2. kleine Raum - Schlaf- und Aufenthaltsraum für 4 Personen.nen Räumen;:Küche und Schlafraum. Vor der Haustüre lag der Vater ihres Mannes auf einer Liege im Freien. Er ist offenbar nicht viel älter ist als ich, aber kaum noch laufen kann. Er sieht SEHR alt (etwa wie Ende 70) aus und streckte mir die Hände entgegen - es wirkte aber nicht wie eine Begrüßung, sondern wie Betteln. Dipa zeigte mir ein einfaches Geh- und Stehgestell, das sie angeblich erst heute früh für 2000 Rupien (21 Euro) auf dem markt gekauft hat für ihren Schwiegervater - angeblich mit meinem Geld von gestern. Ob das nun stimmt oder nicht: die Armut in dieser "Familienwohnung" ohne Betten und mit einfachsten Kochgeräten und quasi ohne Möbel (kein Tisch, keine Stühle - auch an einen Schrank erinnere ich mich nicht...)war wirklich schockierend. Dipa beantwortete mir meine erstaunten Fragen: der Schwiegervater schläft in einer Nische in der Küche; Dipa, ihr Mann und die Kinder auf dem Boden auf Decken und Matten) im zweiten Raum. Es gibt kein Fenster und keine Isolierung - im Winter muss es besonders nachts eiskalt sein, im Sommer sicher brütend heiß... Dafür sind 75 Euro Monatsmiete hier in Indien wirklich Wucher.
    Jedenfalls dachte ich, dass diese junge Familie das Geld wirklich gebrauchen kann
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