Katrin goes Südostasien

September - December 2019
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    Wassertempel Tanah Lot

    October 23, 2019 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Nachdem wir am dritten Tag wieder gemütlich ausschliefen und Tobias sein Körper endlich in der neuen Zeitzone angekommen zu sein schien, starteten wir wie gewohnt mit unserem veganen Frühstück in den Tag: heute gab es statt der Bananen einen Porridge aus Linsen - etwas ungewöhnlich aber sehr lecker. Es schmeckte ein bisschen wie süßes Linsencurry aber wenn man bedenkt, dass die Indonesier alle gebratenen Reis oder Nudeln am Morgen essen, ist an einem Linsen Porridge wahrscheinlich nichts ungewöhnlich - mein Körper begrüßte die gesunde Abwechslung nach fast durchgehend fünf Wochen Toast und Eiern und wir fanden beide langsam Gefallen an der für uns anderen Art zu frühstücken!

    Bevor wir am Nachmittag einen Ausflug zu einem berühmten Tempel planten, machten wir es uns noch getreu dem Motto "Wir haben ja Urlaub" einige Zeit im und am Pool gemütlich und warteten bis die heiße Mittagssonne vorüberzog. Anschließend liefen wir unsere Straße hinauf zur Main Road und stärkten uns bei einem späten Mittagessen mit Burger und einer Dragon Bowl bis wir schließlich von dort aus unser Taxi für den Ausflug orderten. Nach ca. 20 min Fahrt Richtung Westen erreichten wir unser Ziel, den Tanah Lot Tempel. Dieser im Meer stehende Hindutempel zählt zu Balis bekanntesten Sehenswürdigkeiten und wird jährlich von Hunderttausenden Besuchern angesteuert. Während der Wassertempel vor 10 Jahren angeblich noch ein Ort der Ruhe und Spiritualität war, findet man heute rund um das Besucherareal unzählige Verkaufs-Stände, Restaurants und Touristen-Attraktionen. Uns war nicht klar, dass dieser Ort so überlaufen sein würde aber auch wir waren ja Touristen und damit hieß es mal wieder einfach rein ins Getümmel!
    Bevor wir überhaupt den Tempel erreichen konnten, erweckte zunächst etwas anderes im Vorbeigehen unsere Aufmerksamkeit: ein schlafender Luwak vor einem Café.

    Indonesien ist in Sachen Kaffeevielfalt eines der reichsten Länder. Die beliebteste und bekannteste Kaffeesorte „Arabica“ kommt aus Indonesien und stammt von der Insel Java. Mittlerweile produziert Indonesien jedoch weltweit die größte Menge an Robusta–Kaffee. Bekannt wurde das Land allerdings durch seine Kaffee-Spezialität Kopi Luwak - die feinste Gourmet-Bohnen und der wohl teuerste Kaffee der Welt. Die Geschichte und die Ursprünge von Kopi Luwak sind genauso interessant wie seine Aromen. Echter indonesischer Kopi Luwak wird aus dem Kot eines wilden, katzenartigen Tieres namens Luwak (auch gemeiner Palmenzwerg oder Schleichkatze genannt) gewonnen. Dieser ist ein nachtaktives Waldtier, das nachts in der Erntezeit in der Nähe von Kaffeeplantagen herumstreicht und die besten Kaffeekirschen frisst. Das Tier kann die Steine ​​- oder Kaffeebohnen - der Kirsche nicht verdauen, so dass die Kirschkerne und Kaffeebohnen wieder im Ganzen herauskommen. Die Bohnen werden dann von Kaffeebauern gesammelt, gewaschen und weiter verarbeitet. Der Prozess der Gärung im Magen des Luwaks bricht das Kaffeeprotein ab und nimmt den bitteren Nachgeschmack weg, ändert den Geschmack und macht den kopi luwak glatt, erdig und nussig. Dass die romantische Vorstellung von tiefen Wäldern und umhersuchenden Bauern nach frisch ausgeschiedenen, teuren Kaffeebohnen nicht der kompletten Realität entspricht, sollte jedem klar sein. In Wirklichkeit werden die Tiere leider oft in viel zu engen Käfigen gehalten und ausschließlich mit den Kaffeebeeren gefüttert, damit wir Menschen den berühmten Gourmet Kaffee in Massen konsumieren können...! Obwohl dies also sicher nichts ist, was wir als Tierliebhaber unterstützen können/wollen, siegte die Neugier am Ende doch und wir bestellten uns einen! kleinen Espresso Macchiato (5,50€), um einmal den teuersten Kaffee der Welt zu probieren und dabei - viel wichtiger - neben "John" dem Luwak einen kurzen Moment Platz zu nehmen. Da ich kein großer Kaffeeexperte bin, schmeckte es für mich nur nach starkem Espresso - erdiger und ungewohnt, wohingegen Tobias sein geübter Kaffeegaumen den starken Abgang sehr mochte. Somit freuten wir uns beide über das einmalige Erlebnis, verabschiedeten John in der Hoffnung, dass es ihm gut gehen möge und liefen weiter Richtung Tempel. Mit fortschreitendem Weg, vermehrten sich auch schlagartig die Besucher, die von allen Seiten ebenfalls zum Eingangstor strömten, vor dem es natürlich immer wieder stockte, da jeder einzelne ein Erinnerungsbild unter dem Torbogen wollte. Nachdem wir uns erfolgreich hindurchschieben konnten, befanden wir uns auf einer wunderschönen grünen Anlage, die zu mehreren Seiten wegführte - zum Tempel am Meer, zur Aussichtsplattform für den Sonnenuntergang und zu weiteren Aussichtspunkten auf der anderen Seite der Klippe. Egal wo man hinsah, überall standen Leute mit ihren Kameras, in die es sich nun galt einzureihen, um selbst ein paar Bilder zu schießen - die Umgebung war nämlich wirklich super schön! Als wir uns zuerst für den Weg zu den Aussichtspunkte entschieden, fingen schon zwei junge Balinesinnen Tobias ab, um mit ihm ein Bild für ein Schulprojekt zu machen. Ein paar Schnappschüsse mit Peace Zeichen und einem breiten Grinsen später bekamen wir beide eine rote Rose - er offenbar für seine Bereitschaft und ich wahrscheinlich fürs Ausborgen meines Freund - mal wieder eine witzige und sehr niedliche Aktion, wofür auch immer das "Schulprojekt" diesmal war :).

    So schlenderten wir mit unseren Rosen ein wenig auf dem Weg entlang und genossen sobald es die Sicht erlaubte, den schönen Ausblick auf das weite Meer und die beeindruckende Küstenlandschaft. Anschließend kehrten wir um und begaben uns zum Tempel, wo auch hier wie zu erwarten war, zahlreiche Touristen in allen Richtungen mit ihren Kameras posierten. Der Tempel ragte zu unserer Linken fast magisch aus dem Wasser heraus und während die Sonne allmählich im Hintergrund tieferging, schlugen die Wellen vor uns immer wieder so kräftig auf den Felsen auf, dass so mancher Besucher in seiner komplizierten Pose noch vorm perfekten Foto dem Wasser weichen musste - es war trotz der vielen Menschen ein so schöner und bezaubernder Ort. Der Tempel selbst liegt auf einer Felsspitze im Meer dicht am Ufer. Auf dem Fußweg ist Tanah Lot – ohne dabei nass zu werden – nur bei Ebbe zu erreichen und wenn diese nicht vorherrscht, erreicht man die ersten Stufen nach einem 50 Meter langen Gang über rundgewaschene Steine und feinen dunklen Sand. Dort angekommen folgt ein kurzer Aufstieg Richtung Tempel, wo ein Zaun den Eintritt zum eigentlichen Tempel verwehrt. Im inneren Hof, dessen Zugang den Gläubigen vorbehalten ist, reihen sich die mehrstöckigen, pagodenähnlichen Schreine auf, die den Götterberg Meru repräsentieren. In einer kleinen Höhle am Fuße des Tempelfelsens befindet sich eine Süßwasserquelle, die somit quasi im Meer entspringt. Sie gilt als heilig und wird ständig von Priestern bewacht. Gegenüber der Quelle befindet sich am Festland eine weitere Höhle, die Ular Suci. Hier leben die heiligen Schlangen, die ebenfalls von Priestern betreut werden. Obwohl die Schlangen hochgiftig sind, haben sie angeblich noch nie gebissen.
    Da wir weder scharf auf die Schlangen noch auf das Gedränge auf den untersten Stufen des Tempels waren, liefen wir vorbei an den Menschen auf die andere Seite der Bucht, um von dort in Ruhe den Sonnenuntergang anzuschauen.
    Hier angekommen, war es bis auf ein paar andere Ruhesuchende fast leer und somit entspannt genug, um die untergehende Sonne und die mächtigen Wellen vor uns zu beobachten.

    Nach diesem schönen Erlebnis machten wir uns auf den Rückweg und suchten uns anschließend ein Taxi, was uns wieder nach Canggu bringen sollte. Dies stellte sich als nicht so einfach heraus, da es auf Bali vor allem rund um die Sehenswürdigkeiten Zonen gibt, in denen die Online Taxis (z.B. Grab) nicht einfahren dürfen und man gezwungen ist, die lokalen Taxis zu nehmen. Leider bieten diese ihre Fahrt fernab von den Online Preisen - meist sogar für das Doppelte - an, was es einem nicht leicht macht, mit gutem Gewissen in ihre Autos zu steigen. Wir versuchten ein wenig zu laufen, um in den Bereich zu gelangen, in dem Grab oder Gojek (indonesisches Uber) einfahren darf aber da es mittlerweile recht dunkel war und die Verbotsschilder für Online Taxis auch einige Meter weiter immernoch an der Seite hingen, verhandelten wir schließlich beim nächsten Supermarkt mit einem Fahrer und stiegen in seinen Wagen ein. Das komplette Taxigeschäft auf Bali ist äußerst kurios - dass die lokalen Taxifahrer ihre Daseinsberechtigung haben, ist klar und dass man diesen durch spezielle Sperrzonen ein Vorrecht schaffen will, macht auch Sinn aber als Kunde ist man verwirrenderweise stets in der Lage, über die Apps überall hin ein Online Taxi zu bestellen. Erst wenn der Fahrer einen kontaktiert, dass man woanders hinlaufen soll oder dieser die Anfrage storniert, merkt man, dass man sich in der sog. "Sperrzone" befindet. Werden die Grab-/ Gojekfahrer in ihren privaten Autos (Prinzip wie bei uns Uber) von den lokalen Taxifahrern erwischt, müssen diese sofort an denjenigen eine Strafe von 500.000 IDR (ca. 35€) zahlen. Diese "Kontrollen" laufen aber scheinbar vollkommen eigenständig und dahinter steht auch keine offizielle Regelung - die Gesetze werden hier also einfach auf der Straße gemacht!
    Da es nicht der Kunde sondern der Fahrer ist, der in Schwierigkeiten gerät, tragen wir in keinem Fall ein Risiko - entscheiden Fahrer also in Sperrzonen zu chauffieren, müssen diese auch die Konsequenzen tragen. Der Vorteil mit Online Taxis zu fahren liegt darin, dass man einerseits versichert und andererseits sicherer unterwegs ist, da die Fahrten mit GPS und eindeutigen Fahrer- und Kundenprofilen getrackt werden - sofern wir dies also nutzen und zusätzlich Geld sparen können, versuchen wir es auch stets zu tun.

    In Canggu wieder angekommen, machten wir es uns in einem kleinen, vegetarischen Gartenrestaurant noch gemütlich und verspeisten leckere Nudeln und eine Nori Bowl begleitet von einem kalten Bier und frischer Ingwerlimonade. Den Abend ließen wir später noch an einer der zahlreichen Strandbars ausklingen. Hier kann man quasi überall mit Blick aufs Meer entweder direkt am Strand oder an der Promenade in der Bar in einem der bunten Sandsäcke bei einem kühlen Getränk entspannen - wenn das kein Urlaubsfeeling hervorruft, weiß ich auch nicht :)!
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  • Day 42

    Ausflug nach Seminyak

    October 24, 2019 in Indonesia ⋅ ☀️ 31 °C

    Da das Eco Serenity nicht nur berühmt für die Nachhaltigkeitskonzepte in Bezug auf die Unterkunft und das Essen sondern ebenfalls für seine Yogalehrer/ - kurse sein sollte, begann mein nächster Morgen um 8 Uhr mit einer "Creative Vinyasa Yoga" Klasse. Für die darauffolgenden 90 Minuten gestaltete unser Lehrer einen Flow, der so ziemlich jeden der Teilnehmer ins Schwitzen brachte. Während im Hintergrund die ganze Zeit entspannte, schöne Musik spielte, wechselten wir meist tänzerisch und kreativer als üblich von einer Asana in die andere und lernten so einige neue Varianten der klassischen Übungen kennen. Ich kam hierbei schon ab und zu körperlich an meine Grenzen und stellte mal wieder fest, wie vielfältig und anstrengend Yoga sein kann aber wie gut es sich im Nachgang anfühlt und wie schnell man sich mit regelmäßigem Üben weiterentwickelt! Obwohl ich nach der Klasse vollkommen erschöpft war (und noch 2 Tage nachher Muskelkater hatte), fühlte ich mich zufrieden und glücklich - so kann ein Tag doch gerne starten.

    Da unsere Unterkunft leider nach unseren ersten drei Nächten ausgebucht war, wir aber noch einen Tag länger bleiben wollten, mussten wir zwangsweise nochmal umziehen. Also packten wir nach dem Frühstück unsere Backpacks, drehten noch eine Runde im Pool, checkten aus, liefen 300m und checkten im neuen Hotel ein - alles kein Problem :).
    Während wir noch warten mussten, dass unser neues Zimmer bezugsfertig ist, aßen wir ein paar Meter weiter in einem schönen Café zu Mittag und checkten anschließend im neuen Hotel ein. Nachdem alle Sachen im Zimmer verstaut waren, riefen wir uns ein Taxi und fuhren schließlich zur Westspitze des benachbarten Strandabschnitts von Seminyak.

    Wir haben uns bewusst für einen Ausflug statt einer Übernachtung in Seminyak entschieden, da man fast sagen kann, dass sich hier das "Touristenballungsgebiet" von Bali befindet - aber genau deshalb wollten wir es zumindest auch einmal sehen bzw. erleben. In dem noch vor 10-15 Jahren eher unbekannten Ort findet man heute alles, was man als Tourist braucht: eine schier unendliche Gastroszene, Gasthäuser, Hotels, Partyhostel, Luxusresorts, viele Shopping-Möglichkeiten und hippe Nachtclubs, Bars und ganz viel Aktivitätenangebote. Besonders "angesagt" ist es hier ebenfalls, sich den täglichen Sonnenuntergang mit einem kühlen Getränk in einem der zahlreichen Beachclubs anzusehen - dies wollten wir uns später natürlich auch nicht nehmen lassen :).

    Am Strand angekommen, nahmen wir unsere Schuhe in die Hand und liefen erstmal schnurstracks Richtung Wasser, um unsere glühenden Füße vom heißen Sand abzulöschen - es war herrlich erfrischend und vor uns lag ca. 10 km endloser Sandstrand. Also schlenderten wir los mit den beeindruckenden Wellen auf unserer rechten und den vielen Restaurants, Beach Clubs und Verkaufsständen auf unserer linken Seite, die Sonne brannte von oben und das kalte Meerwasser kühlte uns von unten...es war einfach nur schön! Einige Zeit und Kilometer weiter erreichten wir das "La Plancha", welches eines der vielen angesagten Beach Bars am Double Six Beach von Seminyak ist. Der Eingang ist überall mit bunt leuchtenden Laternen geschmückt, die sich zusammen mit noch mehr bunten Schirmen bis zum Meer hinunter ziehen. Der ganze Laden ist eigentlich knallbunt und man sucht sich hier einfach einen der zahlreichen Sitzsäcke am Meer aus, bestellt sich selbstverständlich ein (etwas überteuertes) Getränk und wartet auf den Sonnenuntergang. Trotzdem so viele Menschen überall und neben einem saßen, war die Atmosphäre mit den dazugehörigen Beach Tunes aus den Lautsprecherboxen recht entspannt. Wir stürzten uns auch für die entsprechende Abkühlung nochmal in die Wellen, kicherten und freuten uns wie kleine Kinder über jede Welle, die uns immer wieder hochhob und jedes Mal halb die Unterhose wegzog und entspannten dann zufrieden in unseren Sitzsäcken. Als die Sonne dann jedoch langsam unterging, versammelten sich immer mehr Menschen auch vor der Bar - in unserem Sichtfeld - am Strand, so dass wir uns nochmal umsetzten und für den Rest des Untergangs im Sand auf unseren Handtüchern ein paar Männern beim Kicken, spielenden Hunden und zwei Musikern mit Acoustic Gitarren zusahen.

    Nach dem schönen Naturspektakel schlenderten wir noch Richtung Stadtzentrum und stellten schnell fest, dass es uns hier einfach zu viel war - an jeder und ja wirklich jeder Ecke und Straße gibt es Verkaufsstände, Restaurants, Warungs, Bars und vor jedem dieser steht jemand, der einen überzeugen möchte, entweder bei ihm oder ihr zu essen oder Dinge zu kaufen! Man kommt aus dem "No thank you" sagen gar nicht mehr heraus, unhöflich möchte man auch nicht sein aber es ist der helle Wahnsinn, wer hier eigentlich den ganzen Schnulli jemals kaufen soll :)! Wir entschieden uns somit dann doch recht schnell für einen Warung zum Abendessen, um anschließend wieder zurück nach Canggu zu fahren.

    Auf der Heimfahrt sollten wir noch eins der "crazy Bali things" miterleben - da der Verkehr wie bereits angekündigt sehr voll und anstrengend sein kann, entschied unser Taxifahrer den sog. "Shortcut" zu fahren. Die Abkürzung verbindet Batu Balong mit dem Berawa Beach und führt mitten durch die Reisfelder, links und rechts jeweils mit den entsprechenden Gräben. Eigentlich ist es eine Einbahnstraße aber die regulären 20 min mehr über die Hauptstraßen will scheinbar keiner nehmen und somit schiebt sich auf diesem Weg in beide Richtungen alles, was zwei oder vier Räder und große Lust auf ein wenig Adrenalin und Risiko hat. Das Verrückte am Shortcut ist nämlich, dass die Breite der Straße ungefähr 1,5 Autos misst, was wiederum bedeutet, dass hier definitiv keine zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Man muss vor allem im Auto wahnsinnig entspannt und sicher sein, dass man sich freiwillig in dieses Abenteuer stürzt aber das scheinen auf Bali ja sowieso alle zu sein. Wir saßen jedenfalls beide durchgehend lachend und mit weit aufgerissenen Augen, teilweise offenem Mund und viel Respekt für unseren Fahrer auf der Rückbank und konnten es mal wieder nicht glauben. Das ganze bei Nacht zu beobachten, war sicher auch noch spektakulärer, weil man so ziemlich null einschätzen konnte, was auf dieser nicht beleuchteten Strecke eigentlich alles passieren kann - unser Fahrer meisterte es jedenfalls mit Bravur aber es soll wohl auch "normal" sein, dass mindestens ein Auto pro Tag im Reisfeld landet... das entsprechende Bild aus dem Internet stell ich hiermit gern zur Veranschaulichung mit in den Blog :).
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  • Day 43

    Wiedersehen mit Ubud

    October 25, 2019 in Indonesia ⋅ ☀️ 34 °C

    Am nächsten Tag orderten wir uns nach dem ersten nicht veganem Frühstück (endlich wieder Eier - zumindest für Tobias:) ) ein Taxi nach Ubud. Da ich das Stadtzentrum durch den Verkehr ein wenig anstrengend fand, buchten wir uns für die nächsten vier Tage in ein kleines Hotel weiter nördlich, mitten in den Reisfeldern ein. Die Fahrt nach Ubud dauerte ca. 1,5 Stunden bis uns der Fahrer schließlich an der nächstgelegenen Hauptstraße auslud, weil man auf die meisten Reisfeldwege nicht mit dem Auto einfahren kann. Von hier aus wurden wir dann von drei Hotelmitarbeitern auf ihren Rollern abgeholt - ein Rollerfahrer nahm Tobias seinen Backpack auf den Rücken, ein zweiter Tobias hinten drauf und ein dritter meinen Backpack vorn zwischen Lenker und Sitz quer gequetscht und mich hinten drauf - los gings :)!
    Die Einfahrtstraße war so eng, dass es schon wieder lustig war und ich nur hoffte, dass niemand entgegenkommen würde aber man kann im Grunde genommen den Leuten nur vertrauen, schließlich fahren sie seit dem Kindesalter Roller und sind ihr Leben lang gefühlt mehr auf zwei Rädern als auf zwei Beinen unterwegs! Nach ca. 5 min Fahrt vorbei am Ubud Yoga House, kleinen Warungs, grünen Feldern und vielen niedlichen Unterkünften erreichten wir schließlich Joglo Campuhan Village und bezogen zufrieden unsere "Suite mit Poolblick"! Der Ausblick von unserem Zimmer und vom Pool aus war der absolute Hammer - es war wahnsinnig ruhig, gefühlt auch fast keiner im Haupthaus nebenan oder in einem der vier Suiten (wobei eher "größere Zimmer mit extra Pool" besser passt) und soweit man blicken konnte, war man umringt von Reisfeldern und Dschungel! Ab und zu gackerten ein paar Hühner, weiter rechts am Hang stand ein Pferd im Stall, was sich manchmal durch ein paar Laute ebenfalls bemerkbar machte aber abgesehen davon war es absolut still - die Natur lag hier quasi direkt vor unserer Haustür! Da es bereits nachmittags war und uns vor allem an diesem Ort der Sinn nach Entspannung stand, verbrachten wir den restlichen Tag mit unseren Büchern am Pool und schauten von dort aus auch gleich der untergehenden Sonne am Horizont zu.
    Am Abend spazierten wir noch mit der nötigen Stirnlampe (beleuchtet sind die kleinen Wege hier nicht) zu einem kleinen Warung, bei dem wir entspannt mit Blick auf die dunklen Reisfelder und mit ein paar Glühwürmchen und Zikaden im Hintergrund lecker Curry und Hühnchen mit Reis aßen.

    Der nächste Tag startete für Tobias mit einer Premiere - wir gingen zum ersten Mal zusammen zum Yoga im Ubud Yoga House, in dem ich in meiner ersten Woche auf Bali den Gentle Jungle Flow mit Ketut besuchte. An diesem Vormittag gab er eine Klasse für Beginner und somit liefen wir die 10 min von unserer Unterkunft zu Fuß zum Studio und machten es uns neben ca. 15 weiteren Leuten mit Blick auf den Dschungel auf den ausliegenden Matten bequem. Zuerst führte Ketut mit ein paar Geschichten und Erklärungen in die Theorie des Yogas ein, startete anschließend eine kleine Meditation und erklärte in der darauffolgenden Stunde ein paar grundlegende Asanas. Die Klasse schloss er wie üblich mit einem Shavasana (Ruhehaltung/ Endmeditation), wonach den Gesichtern zufolge, jeder zufrieden und glücklich in den Tag starten konnte. Auch ich war sehr glücklich, da Yoga in meinem Leben zunehmend an Bedeutung gewinnt und ich demnach froh war, dass Tobias dies kennenlernen konnte und wollte - hierfür ist Bali sicher nicht der schlechteste Ort und wer weiß, vielleicht probieren wir es ja woanders auch nochmal aus :)!

    So schön die Yogaklasse war und so gut es mir danach eigentlich ging, so schnell ging es mit diesem Wohlbefinden auch wieder bergab! Als wir in unsere Unterkunft zurückkamen, hatte ich plötzlich Kopfschmerzen und Schwindelanfälle - es war sowieso seit Tagen unglaublich heiß und schwül, so dass wir nur hofften, dass es die viele Sonne war, die mich an diesem Tag auszuknocken schien. Da ich das Gefühl hatte, nur noch in der Waagerechten klarzukommen, konnten wir an diesem Tag leider nicht mehr viel unternehmen! Während ich im Bett die meiste Zeit schlief, entspannte Tobias beim Lesen am Pool und hatte unfreiwillig ein bisschen Ruhe vor mir :D. Am Abend schaffte ich es zumindest bis zum hauseigenen Restaurant und fühlte mich ein wenig besser, dennoch freute mich anschließend wieder auf mein Bett - so ein Tag musste ja auch mal wieder kommen, kann ja nicht immer alles klappen...!
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  • Day 45

    Citytour, Monkey Forest & Kräutersauna

    October 27, 2019 in Indonesia ⋅ ☀️ 34 °C

    Am Sonntag war mein vermutlicher Sonnenstich so schnell wieder weg wie er zuvor gekommen war. Ich fühlte mich zwar noch nicht wieder quietsch lebendig aber zumindest soweit gut, dass wir endlich ein wenig die Stadt erkunden konnten.
    Also liefen wir nach unserem Omelette und Banana Pancake Frühstück mit 180 Grad - Ausblick auf die Reisfelder zunächst einmal los Richtung Norden entlang der grünen Reisterassen. Hier begegneten wir zahlreichen Enten (die später wahrscheinlich auch auf den Speisekarten der Warungs endeten), einer Kuh mit seinem Kälbchen, wie immer einigen Straßenhunden und vielen freundlichen Locals, die sich auf ihren Rollern gekonnt auf dem ca. 50cm breitem Pfad an uns vorbeischlengelten. Nach einigen Minuten ging es dann rechts ab in Richtung eines kleinen Flusses und direkt hinein in den Dschungel! Wenn hier was auf uns wartete, dann war das pure Natur und Ruhe. Wir liefen einige Zeit und größtenteils allein über Stock und Stein und entlang des Flusses, umgeben von riesigen Palmen, Kokosnussbäumen, exotischen Blumen und Pflanzen bis wir schließlich auf dem Parallelweg des unseren landeten und wieder einige Warungs und Gästehäuser passierten. Da die Sonne wie immer ordentlich brannte, begaben wir uns für eine Kaffeepause in den Sweet Orange Warung, den ich bereits in meiner ersten Woche besuchte. Hier gab es zwei Katzen, die im Café umher schlichen und auch ab und an auf den Tischen schliefen - auf unserem machten es sich gleich beide bequem und schauten uns müde an. Als wir sahen, dass eine von ihnen am Bein verletzt war, fragten wir nach dem Grund und man erzählte uns, dass sie wohl in den Reisfeldern mit einer Schlange spielen wollte und gebissen wurde - "eine Schlange in den Reisfeldern - ah ja" - wir sollten dann wohl demnächst wieder eher asphaltierte Straßen aufsuchen... :)!

    Nach der kurzen Pause und ein paar Streicheleinheiten später liefen wir weiter durch die Künstlerstraße und dem sog. Walk of Fame von Ubud Richtung Ubud Palace und der Hauptstraße. In der kleinen Straße namens Jalan Kajeng haben viele Geschäfte und Initiativen aus Ubud ihre Grüße in Stein hinterlassen, manchmal mit Fuß- und Handabdrücken, wie auf dem Walk of Fame in Hollywood. Ein Atelier reiht sich hier ans andere, abgewechselt von ein paar kleinen Warungs, Tempelanlagen, Homestays und Verkaufsstätten. Es war super entspannt hier entlang zu laufen, was schlagartig mit Erreichen der Hauptstraße endete aber das ist der bekannte Kontrast von Ubud, entweder man mag es oder nicht. Wir quetschen uns also auf dem schmalen Gehweg vorbei an anderen Touristen in Richtung des Lotus Cafés und dem Saraswati Tempel. Danach besuchten wir den Ubud Palace - der Palast des letzten Fürsten von Ubud, Tjocorde Gede Agung Sukawati, welcher bis in die 1940er-Jahre als Regierungsgebäude diente. Da heute noch immer Mitglieder der Fürstenfamilie im Puri Saren wohnen, ist der Palast für die Öffentlichkeit nur teilweise zugänglich aber allein schon der Eingangsbereich raubt einem aufgrund der schönen, detailverliebten Architektur den Atem. Nach dem Palast schlenderten wir noch kurz über den Markt und suchten auch ebenso schnell wieder das Weite. Würden einem die Verkäufer Zeit zum Umschauen geben, würden wir vielleicht auch etwas shoppen aber da man jeden Meter aufs Neue von allen Seiten angequatscht und teilweise auch berührt wird, hatten wir hier nicht all zu viel Lust zum Verweilen. Wir kehrten lieber für ein spätes Mittagessen im Clear Café ein und genossen im Obergeschoss mit Blick auf die belebte Straße unsere Pasta und Dragon Bowl. Im Café gibt es ebenfalls einen Spa, einen Fischteich im Eingangsbereich und viel Platz zum Essen und Entspannen oder auch Arbeiten - hier trifft sich gefühlt jeder Hipster, Digital Nomad und Yogi und wir mittendrin :).

    Da der Nachmittag noch früh war, beschlossen wir den Rest des Tages im Sacred Monkey Forest Sanctuary zu verbringen - dem heiligen Affenwald von Ubud. Tatsächlich strömen jeden Monat über 10.000 Besucher in die heilige Stätte, die sich als eine Art Heiligtum mit Bildungsauftrag versteht. Nach dem Konzept von “Tri Hita Karana”, der “drei Wege um spirituelle und physisches Wohlbefinden zu Erlangen” sollen hier das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur gefördert werden. Und trotz der vielen Touristen ist der Besuch im Monkey Forest Ubud ein wirklich einzigartiges Erlebnis – hier leben über 1.000 Makaken im Wald, die sich meist in Gruppen herumtollen, faulenzen, oder die Touristen ärgern (oder hartnäckig ignorieren). So niedlich die Affen auch sind, ein gewisser Abstand kann nicht schaden, denn die kleinen Kerle sind sehr intelligent und klauen alles, was nicht fest im Rucksack verstaut ist - am beliebtesten sind Brillen, Kameras, Wasserflaschen und natürlich alles gut zu erreichende Essbare. Man dreht also im Wald seine Runden, beobachtet überall die kleinen und großen Affen, streift vorbei an moosigen Bäumen und entlang von eindrucksvollen Statuen und Tempelanlagen. Mit etwas Glück kann man sogar eine religiöse Prozession beobachten, denn die Stätte wird nicht nur von Reisenden besucht, sondern ist auch ein wichtiger religiöser Ort für die Balinesen. Es gibt drei Tempel, deren Inneres für Touristen nicht zugänglich ist. Der größte Haupttempel ist Shiva gewidmet, die beiden anderen Tempel den Gottheiten Brahma und Gangga... was uns gleich mal zu einem kurzen Exkurs führt :) :

    Indonesien ist eines der wenigen Länder, wo mehr als sechs verschiedene Religionen zum größten Teil friedlich zusammen leben. Das liegt auch daran, dass sich die unterschiedlichen Religionen meist in bestimmten Regionen angesiedelt haben - es gibt den traditionellen oder modernisierten Islam, Katholizismus, Protestantismus, Hinduismus und Buddhismus. Auf Bali herrscht generell Religionsfreiheit, wobei sich über 90 % Prozent der Bevölkerung zum Hinduismus bekennen - hier wird diese Religion offiziell „Agama Hindu Dharma“ genannt. Der balinesische Hinduismus beschäftigt sich vor allem mit den Beziehungen zwischen Mensch und Gott, Mensch und Mensch und der Beziehung zwischen der Natur und Mensch. Das wird vor allem in den täglichen Opfergaben und den unzähligen Zeremonien deutlich. Die Balinesen glauben an die Existenz von Göttern (wohnen in den Bergen) und Dämonen (wohnen im Meer) und sehen es als ihre Aufgabe, diese mit Opfergaben zu beschwichtigen und gnädig zu stimmen. Dazu werden kleine Körbchen aus Palmenblättern gebastelt und mit Blüten, Reiskörnern, Süßigkeiten, Gebäck, Früchten etc. bestückt. In der Mitte des Körbchens steckt ein angezündetes Räucherstäbchen. Diese werden dann täglich an Tempeln, Götter- und Dämonenstatuen, Hotels, Schulen, in Taxis, auf Roller, uvm. ausgelegt - die Opfergaben auf dem Boden sind den Dämonen geweiht, die auf den Tempeltischen den Göttern. Oftmals kann man in den Straßen oder Hotels beobachten wie vor allem die Hühner sich sehr schnell über die Reiskörner in den schön ausgelegten Körbchen hermachen... :)!
    Jede Familie hat in der Regel einen eigenen Haustempel, in dem die Götter verehrt werden - je größer der Tempel, desto wohlhabender die Familie. Die bedeutendsten drei Götter (Dreieinigkeit) auf Bali sind Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma ist der Erschaffer des Universums und aller lebenden Geschöpfe. Vishnu ist für den Erhalt des Universums zuständig. Er ist Retter vor dem Bösen, den Dämonen und hält somit das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse. Shiva ist der mächtigste und meist verehrteste Gott – der Gott der Zerstörung aber auch der Erneuerer. Er ist ein Gott der Gegensätze – Fruchtbarkeit und Tod, gütig und unheilvoll.

    So sollten wir an diesem Tag zufällig Glück haben und wurden im Monkey Forest Zeugen einer großen Zeremonie - an diesem Tag wurde aus der Quelle im Wald zeremoniell begleitet heiliges Wasser in den Tempel gebracht - die Zeremonie selbst findet angeblich nur zweimal im Jahr statt.
    Generell gilt bei großen Tempelfesten, dass die ganze Familie bzw. Gemeinde mithilft. Die angemessene Kleidung bei Betreten eines Tempels ist selbstverständlich - Frauen tragen bunte Blusen aus Spitze und einen Sarong inklusive Schärpe. Männer tragen einen Sarong mit Schärpe, ein weißes darüber liegendes Hemd und eine nach vorn geknotete Kopfbedeckung. Es werden aufwendige Opfergaben gebastelt, die Männer bereiten aus Schweinefleisch Saté Spieße und andere Speisen zu. Die Frauen tragen die teilweise bis zu 2 Meter hohen Opfergaben auf ihren Köpfen (dem heiligsten Teil des Körpers) zur Tempelanlage,denn nur so werden sie für die Götter angemessen transportiert. Ein Gamelan-Orchester begleitet von Beginn bis Ende jede große Zeremonie. Im Inneren der Tempelanlagen werden die Opfergaben kunstvoll auf den Tempeltischen drapiert. Ein Priester klebt jedem Gläubigen Reiskörner auf die Stirn, denn Reis ist das Symbol für Weisheit. Nachdem den Göttern gehuldigt wurde, können die Balinesen ihre Opfergaben gemeinsam verspeisen. Es wird nichts weggeworfen. Gleichzeitig sind das die einzigen Mahlzeiten, die gemeinsam eingenommen werden. Normalerweise essen die Balinesen immer dann, wenn sie Hunger verspüren und traditionell auch die Frauen mit den Kindern getrennt von ihren Männern.

    Nachdem wir beeindruckt den ersten Teil der Zeremonie und somit den Weg zur heiligen Quelle verfolgten, waren wir ein wenig überflutet mit Eindrücken und entschieden uns, den Rückweg anzutreten - schließlich hatten wir noch gute 45min Fußmarsch bis zu unserer Unterkunft vor uns und noch einen Plan für den Abend: Kräutersauna und Lagerfeuer im benachbarten Hotel.
    Das Dragonfly Village bietet viermal die Woche auch externen Gästen für drei Stunden den Zugang zu einer Kräutersauna an und da die Unterkunft nicht weit von unserer lag, wollten wir uns dies nicht entgehen lassen. Nach einem ereignisreichen Tag bietet dies doch die perfekte Entspannung!
    Somit verbrachten wir den Abend mit mehreren Saunagängen (bzw. war diese eher eine Dampfbad aber trotzdem sehr schön) bekamen zu Beginn ein Bodypeeling - wir wählten Kaffee und Meersalz - und entspannten zwischendrin mit Ingwertee im Salzwasserpool und am Lagerfeuer - über uns der Sternenhimmel und um uns herum einzig und allein Reisfelder und zirpende Zikaden... wie könnte dieser Tag nur besser enden.
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  • Day 47

    Kranktag + Reisterassen & Tempel

    October 29, 2019 in Indonesia ⋅ ☀️ 27 °C

    Als wir am Montagmorgen aufwachten, entschied diesmal Tobias` Körper, dass er keine Lust auf Aktivitäten hat und ihn stattdessen lieber mit einer extra Portion Kopfschmerzen und leichtem Fieber schlapp und müde fühlen ließ. Nachdem ich es grad wieder überstanden hatte, war er jetzt leider dran und demnach legten wir zwanghaft einen Tag Ruhe ein und hofften, dass es schnell vorbeigehen würde.
    Da ich allerdings noch zwei bereits bezahlte Kurse in der Yoga Barn auf meiner Kurskarte offen hatte, wir Ubud in zwei Tagen verlassen wollten und Tobias größtenteils für seine Genesung schlafen wollte/musste, verabredete ich mich am Nachmittag mit Rosan für eine Meditationsklasse. Die Mitarbeiter von der Unterkunft fuhren mich netterweise mit dem Roller zur Yoga Barn, denn anderenfalls hätte ich bei der Hitze sicher 45 min gebraucht und war demnach sehr froh über den kostenlosen Bring- und Abholservice!

    An diesem Tag nahm ich zum ersten Mal an einer Active Consciousness Meditation teil, welche eine uralte und kraftvolle Methode ist, um mit der Kombination aus Atem-und Meditationstechnik die Chakren (Energiekanäle) zu reinigen und aktivieren. Die Meditation soll außerdem zu tiefem Bewusstsein führen und ein Gefühl von Ganzheit und Wohlbefinden schaffen. Die 90 Minuten wurden von der Lehrerin mit einem kurzen Intro eingeleitet, danach übten wir einige verschiedene Atemtechniken, um uns einerseits zu mobilisieren und andererseits zu entspannen und anschließend ging es fließend in eine längere Mediation über. Wie ich die 90 Minuten erlebt habe, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr so richtig rekonstruieren. Ich bin nicht eingeschlafen (wie manch anderer) aber fühlte mich im Geist fernweg von Raum und Zeit, irgendwie schwebend und tiefenentspannt aber irgendwie auch nicht richtig anwesend im Körper - es ist irgendwie schwer dies zu erklären aber als die Klasse vorbei war, überkam mich eine Leichtigkeit, die ich so noch nicht gefühlt hatte. Es ist wie immer etwas, was man selbst durchleben muss, um es zu greifen aber ich war froh, die Erfahrung hier wieder gemacht haben zu dürfen. Einen Kaffee und erneuten Abschied von Rosan (es sollte nicht der letzte sein) später wurde ich wieder abgeholt und fuhr zurück in die Reisfelder. Ich freute mich, dass es Tobias mittlerweile ein wenig besser zu gehen schien und somit bestellten wir uns noch etwas zu Essen auf unsere Veranda bevor wir uns schließlich für noch mehr Regeneration extra zeitig in die Waagerechte begaben.

    Am nächsten Morgen schien auch Tobias sein Kranktag überstanden zu sein und da wir noch nicht allzu viel vom Umland erkundet hatten, mieteten wir uns vom Hotel einen Roller und düsten nach einem entspannten Frühstück los.
    Erster Stop: Tegallalang Reisterassen.
    Dass Balis Landschaftsbild ohne die sattgrünen Reisfelder unvollständig wäre, war uns definitiv bewusst aber dass diese sich immer wieder an Schönheit selbst übertreffen, stellten wir spätestens bei der Ankunft bei den Tegallalang Rice Terraces fest. Bereits nach dem Parken unseres Rollers und dem Überqueren der Hauptstraße raubte uns der erste kleine Blick durch die freien Spalten zwischen den zahlreichen Warungs und Cafés den Atem. Die Terassen waren unglaublich schön anzusehen und um die ersten Eindrücke in Ruhe verarbeiten zu können, gönnten wir uns nach der ohnehin schweißtreibenden Fahrt zwei Mango Shakes mit dem wohl besten Terassenausblick von Bali. Nachdem wir uns mental angekommen fühlten, liefen wir los, um das beeindruckende Areal in Ruhe zu erkunden. Der Eintritt für die Terrassen kostete uns jeweils 10.000 IDR (ca. 60 Cent), wobei man auf dem Weg durch die Felder mindestens noch zweimal nach Spenden für die Community gefragt wird - da man die Summe selbst wählen kann, war dies aber auch in Ordnung.

    Jegliche Reisterrassen werden von den Balinesen übrigens in Handarbeit an den Hängen des hügeligen Landes angebaut. Teilweise können noch nicht einmal Nutztiere zum Pflügen der Felder eingesetzt werden, da die einzelnen Stufen der Reisterrassen zu schmal und zu steil sind. In größeren Feldern auf ebenerem Untergrund werden hingegen auch Traktoren eingesetzt, die die Arbeit erleichtern. Mauern und Dämme stützen hier jeweils die Felder, denn geflutet werden diese über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das sein Wasser aus Quellen und Bächen bezieht. Das Faszinierende für mich ist immer wieder, dass die Felder bepflanzt werden, indem kleine Reispflanzen einzeln per Hand in die gefluteten Reisbecken gesetzt werden. Die Bepflanzung geschieht in Reih und Glied und ist sehr interessant zu beobachten (wie in meiner ersten Unterkunft in Ubud von meinem Balkon aus). Bereits nach ca. drei Monaten kann der Reis von Hand geerntet werden, um anschließend in der Sonne zu trocknen. Sobald der Reis trocken genug ist, werden die Ähren gedroschen und die Reiskörner gelöst. Die nährstoffreichen Vulkanböden Balis bieten optimale Bedingungen für das Reis-Wachstum, sodass jährlich ca. drei Reisernten möglich sind. Daher ist Reis eines der Grundnahrungsmittel auf Bali und sichert vielen Familien den Lebensunterhalt. Um die balinesische Fruchtbarkeitsgöttin Dewi Sri zu ehren, werden an den Rändern der Reisfelder Schreine aufgestellt, an denen kleine Opfergaben zu finden sind. Dies sollen den Balinesen eine sichere und gute Ernte sichern - Dewi Sri wird daher auch als Reisgöttin bezeichnet.

    Nachdem wir beeindruckt durch die Reisfelder spazierten, verschlug uns noch etwas anderes die Sprache - die Preise für die Nutzung der sog. Bali Swings. Wenn man Instagram oder soziale Medien benutzt, sieht man im Bali Feed überall Bilder von schönen Frauen im langen, meist roten Kleid auf einer einsamen Schaukel mit Blick auf den Dschungel über einem Meer aus Palmen oder endlosen Reisterassen. Alternativ gibt es Motive von verliebten Paaren, sitzend in einem Vogelnest oder liegend auf einem Bett mit purer Natur im Hintergrund sowie lachenden Freunde in einem Hubschrauber oder auf einer Tandemschaukel (...) und das Ganze kostet einen sage und schreibe 30€ - zumindest wenn man den eigens in Ubud angelegten Bali Swing Park mit seinen über 20 Fotospots (darunter 15 Einzelschaukeln) aufsuchen möchte :D!!! Bei den Tegallalang Terrassen bot man uns an für "nur" 150.000 IDR (ca. 10€) zu schaukeln - man bedenke, dass der Eintritt für die Reisterassen umgerechnet 60 Cent betrug...!
    Es ist schon etwas belustigend zu wissen, dass die bunten, langen Kleider vor jeder Schaukel auf einem Bügel hängen und über die eigenen Sachen gesteift werden können, damit das inszenierte Bild von hinten noch mehr nach dem perfektem Paradies aussieht - es existieren vor allem bei den Bali Swings vor den einzelnen Spots regelrecht Schlangen von Fotowütigen, was das Ganze für uns noch absurder macht. Paradiesisch und einsam im Dschungel ist hier nur der kurze Moment vor dem Auslöser und eine Frage der perfekten Inszenierung - der offensichtlich große Drang nach dem perfektem Shot und öffentlicher Bestätigung lässt dafür aber die Kassen der Betreiber ordentlich klingeln :D!

    Nach dem Besuch der Reisterassen fuhren wir weiter zum nächsten Stop, den Königsgräbern von Gunung Kawi. Diese wurden erst 1920 entdeckt und befinden sich im fruchtbaren, von Reisterrassen durchzogenen Tal des Pakerisan-Flusses. Nachdem wir uns beide für das Betreten der heiligen Stätte einen Sarong und eine Schärpe umbinden mussten (vor allem zur Freude von Tobias, meine Hosen waren lang genug haha), führten uns rund 300 Treppenstufen hinunter zum Fluss und zu den Gräbern - wie immer war der Weg gesäumt von zahlreichen Souvenirshops, jeder versucht einem wie gewohnt irgendwas von seinem Trödeltisch zu verkaufen aber man kannte es ja mittlerweile und somit konzentrierten wir uns auf den Weg und freuten uns, als wir ankamen. Der untere Bereich der Stätte ist in zwei Teile augebaut, die durch einen Fluss mittig getrennt werden. Die eine Seite beherbergt die Hauptgruppe der Königsgräber von Gunung Kawi - die fünf Meru-förmigen Monolithe samt der mit Rundbögen versehenen Nischen soll der Legende nach der Riese Kebo Iwo mit seinen Nägeln aus dem Fels gekratzt haben. Tatsächlich stammen die Gräber von Gunung Kawi aus dem 11. Jahrhundert und wurden unter König Anak Wungsu zu Ehren seiner Familie errichtet. Für den Vater und früheren Herrscher Balis, König Udayana, dessen Frau Mahendradatta und dessen Söhne Airlanga, Marakata und Anak Wungsu selbst. Da die Gräber keine sterblichen Überreste der Familienmitglieder bergen, handelt es sich eher um Gedenksteine als um Gräber.
    Auf der gegenüberliegenden Flussseite gibt es vier weitere Felsengräber. Sie sollen den weniger bedeutenden Königinnen und Konkubinen König Udayanas gewidmet sein, waren aber für uns nicht weniger beeindruckend!
    Auch hier spazierten wir andächtig durch die Anlage, anschließend durch ein paar kleine Reisfelder und zurück zu einem Tempel, an dessem Rande uns ein älterer Herr eine frische Kokusnuss köpfte. Jeder Tag auf Bali fühlt sich irgendwie manchmal so (im positiven Sinne) unreal an, wenn man bedenkt, was man beim Reisen tagtäglich erlebt. Hier ist es normal, dass jemand mit seinem Sebel im Dschungel wartet, um eine Kokusnuss zu schälen, zu köpfen und dem nächsten durstigen Touristen für umgerechnet 1,50€ in die Hand zu drücken - damit verdient dieser Herr schließlich seinen Unterhalt - für uns zu Hause absolut Undenkbar!

    Obwohl wir hier schon voll mit Eindrücken und super verschwitzt nach dem hitzigen Aufstieg das Ausgangstor erreichten, peilten wir schließlich noch einen dritten Stopp auf unserer Tagestour an: den Tirta Empul Tempel. Dieser gehört zu einem der 9 Staatstempeln auf Bali und ist vor allem durch die heiligen Quellen bekannt. Der Name „Tirta Empul“ bedeutet auf Indonesisch „sprudelnde Quelle“, wobei das heilige Wasserbecken den Kern der Stätte bildet. Der Tempel wurde einer heiligen Schrift zufolge bereits im Jahr 962 errichtet. 1954 wurde neben diesem eine moderne Villa gebaut, die für den damaligen Besuch des Presidenten Sukarno bestimmt war. Seither wurden hier Staats-Gäste verschiedener Nationen beherbergt - selbst Angela Merkel war im Rahmen eines Staatsbesuchs bereits hier untergebracht. Ein Bad in den heiligen Quellen des Tirta Empul Bali bringt nach hinduistischem Glauben eine geistige und seelische Reinigung. Es hilft vor allem zur Heilung von Krankheiten und soll vor Kummer, Ärger, Problemen sowie dem Zorn von Göttern und Dämonen schützen.
    Das Tragen eines Sarongs ist im Tirta Empul Bali ebenfalls Pflicht. Frauen ist es zudem untersagt, während ihrer Menstruation den Tirta Empul Temple zu betreten (gilt übrigens für alle Tempel) und sofern man lange Haare hat, sollte man diese zusammenbinden (ich fand leider nicht heraus, warum). Das heilige Badebecken besteht aus zwei Teilen - zur linken und rechten Seite befindet sich je ein Badebecken mit jeweils 10 Wasserfontänen. Jede einzelne Wasserfontäne hat eine spezielle Bedeutung mit eigener Heilungskraft. Welche Kräfte die einzelnen Quellen genau haben, ist aber leider nicht vollständig übermittelt. Um die volle Heilungskraft zu erhalten, vollziehen die hinduistischen Gläubigen das Reinigungsritual unter allen 20 Quell-Krügen. Vorbereitet wird dies durch entsprechendes Beten und Meditieren im sich anschließenden Tempel.

    Den Tempel und auch die Becken darf man als Tourist ebenfalls betreten und sogar an dem Reinigungsritual entsprechend gekleidet teilnehmen. Die Idee, dies demnach auch zu tun, verwarfen wir nach unserer Ankunft aber ziemlich schnell, denn was hier passierte, hatte leider nicht viel mit Spiritualität oder Ernsthaftigkeit zu tun. Es gab auf dem Gelände eigens für die Touristen eine große Umkleide, in denen man spezielle Badesarongs ausleihen und seine Sachen in den Schließfächern verstauen konnte. Anschließend gab es die Möglichkeit für 50.000 IDR (3,50€) einen Guide in Anspruch zu nehmen, der einem etwas mehr über das Prozedere erzählt und dich anschließend bei deinem "Ritual" fotografiert...! Denn darum ging es auch hier wieder: das perfekte Foto im heiligen Tirta Empul - was interessiert mich denn die Bedeutung dessen (...). Wir verzichteten aufgrund der für uns komischen Situation auf die Teilnahme und beobachteten lieber die sich im Becken aufreihenden Touristen, meist mit ihren Smartphones schon in der Hand, um sich bereit für das nächste Shooting unter dem Wasserkrug zu machen. Hätte es die Möglichkeit gegeben, das Ritual komplett durchzuführen, wäre es sicher etwas anderes gewesen aber so empfanden wir die Badeaktion im Wasserbecken als nicht angemessen und erfreuten uns lieber mit trockener Kleidung an der wunderschönen Stätte und blendeten irgendwann die Shootingstars um uns herum einfach aus.

    Zufrieden und etwas platt von den ganzen Eindrücken schwungen wir uns wieder auf den Roller und machten uns schließlich auf den Heimweg. Unterwegs hielten wir noch in Ubud für ein spätes Abendessen und traten dann den Heimweg in die Reisfelder an - was ein ereignisreicher Tag mal wieder :)!
    Heute sollte unsere letzte Nacht in Ubud sein, da wir morgen die Reise mit dem Bus an die Nordküste der Insel, nach Lovina, antreten wollen - wir sind schon gespannt, was uns da Neues erwartet!!!
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  • Day 48

    Auf in den Norden nach Lovina

    October 30, 2019 in Indonesia ⋅ ☀️ 29 °C

    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker etwas früher als gewohnt, da wir vor unserer Abreise noch den in Ubud bekannten Campuhan Ridge Walk machten wollten. Also ließen wir uns nach dem Frühstück von den Jungs auf ihren Rollern zur Hauptstraße fahren und liefen los, den Schildern für den Walk folgend bis zum offiziellen "Beginn". Ab hier ging es dann auch relativ schnell bergauf, die Sonne begleitete uns wie immer mit maximaler Stärke und wir schwitzten demnach schon nach den ersten Metern wie verrückt :D! Nach weiteren 10 Gehminuten erreichten wir den Hügel Bukit Campuhan Ubud, von dem aus man einen schönen Panoramablick in die wilde Natur hatte. Überhaupt führte einen der kleine Weg kontinuierlich mitten durch die grüne Landschaft - zu beiden Gehwegseiten befanden sich Gräser, Pflanzen, Reisfelder, Dschungel und natürlich so einige Resorts an den Steilhängen, die mit diesem Ausblick sicher auch utopische Zimmerpreise verlangten.
    Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir ein kleines Dorf mit zahlreichen Warungs, Künstlerateliers und weiteren Unterkünften. Da die Zeit ein wenig knapp war, kauften wir uns am "Endpunkt" eine Cola für den Kreislauf und traten schließlich wieder den Rückweg an.

    Nachdem wir wieder die Unterkunft erreichten, uns kurz erfrischten und schließlich unsere Backpacks aufschnallten, fuhren uns die Jungs zum Busbahnhof, wo um 12 Uhr der Perama Busshuttle von Ubud nach Lovina startete - die Fahrt sollte für die 75km ca. 2,5 Stunden dauern. Hier trafen wir auch wieder auf Rosan, die die halbe Strecke mitfuhr, um für ein paar Tage in den Dschungelbergen in Munduk ein wenig Ruhe zu finden. Die Fahrt war an sich sehr entspannt und der Ausblick auf beiden Seiten wahnsinnig interessant und schön! Zuerst fuhren wir durch einige Dörfer und kleinere Städte, vorbei an riesigen Reisfeldern, durch Wälder und schließlich auch noch in die Berge. Bali hat so einiges an Landschaftspanoramas zu bieten, die einem regelmäßig den Atem stocken lassen und mich persönlich immer wieder überraschen. In der Mitte der Insel gibt es drei Seen, die sich malerisch in die umliegende Hügellandschaft einbetten. Die Fahrt hier durch war aber wie immer sehr abenteuerlich - die Straßen waren teilweise sehr steil und eng, die Kurven entsprachen eher Serpentinen und der Verkehr war wie meistens für unsere Begriffe "nicht normal"! Überholt wird generell da, wo man denkt, dass es schon passt, kommt was entgegen, wird halt kräftig gehupt und irgendwie schlengelt man sich schon aneinander vorbei! Wir waren wie immer froh, uns entspannt auf den Rücksitzen zu befinden und die schöne Landschaft von da aus beobachten zu können!

    In Lovina an der Bushaltestelle angekommen, wurden wir mit einem kalten Getränk begrüßt und für umgerechnet 1€ pro Person in unsere Unterkunft chauffiert. Die nächsten drei Tage hatten wir uns unmittelbar am Meer im Hotel Suma eingebucht, wo wir schließlich in Mitten des großen Familientempels in einem der Gasthäuser unterkamen. Nachdem wir auch hier nach dem Check-In ein Begrüßungsgetränk erhielten, packten wir unsere Sachen aus und beschlossen den Rest des Tages am Pool zu verbringen. Am Abend gingen wir unsere kleine Straße auf und ab und suchten nach einer Möglichkeit zu essen - hierbei konnten wir schnell spüren, dass die Hauptsaison vorbei war und dass definitiv weniger Leute den Weg in den Norden auf sich nehmen - es war so ziemlich nirgends was los, die Restaurants teilweise komplett leer und die Straßen bis auf ein paar Ausnahmen absolut leise! Da sich gleich bei uns nebenan ein gemütliches Restaurant mit ein paar Gästen befand und man die Live Musik der kleinen Bar um die Ecke hören konnte, kehrten wir schließlich dort ein und ließen den Tag mit Fried Noodles und Mixed Fruit Shakes ausklingen.


    Am nächsten Morgen hieß es erstmal ausschlafen, gemütlich frühstücken und anschließend die Gegend von Lovina erkunden. Lovina ist genaugenommen keine Ortschaft sondern ein rund zehn Kilometer langer Küstenstreifen (der Name hat seinen Ursprung in den beiden englischen Wörtern "Love" und "Indonesia"), der aus insgesamt sieben Dörfern besteht. Die Gegend unterscheidet sich vom Süden insofern, dass man an der Nordküste die hellen Traumstrände und abenteuerliches Nightlife vergebens sucht - wir waren aber genau deswegen froh, hier zu sein und vielleicht auch mal eine andere Seite von Bali zu entdecken. Ein weiterer Grund, in den Norden zu fahren, sind für viele die Delphintouren, da man in Lovina zu 98% Delphine im offenen Meer sehen kann... aber dazu später mehr :)!

    Wir mieteten uns also wieder über das Hotel einen Roller und fuhren schließlich los Richtung Westen, entlang der Küste zu unserem ersten Stop, dem Brahma Vihara Arama Kloster - dem einzigen buddhistischen Kloster auf Bali. Dieses liegt am Fuße eines Berges und ist terassenförmig angelegt. Das Kloster wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren mit thailändischer Unterstützung erbaut und 1973 offiziell eingeweiht. Neben vorrangig buddhistischen Architekturelementen finden sich in der Anlage auch einige balinesisch-hinduistische Elemente wie bspw. die gespaltenen Eingangstore. In der Anlage finden sich diverse Buddha-Statuen mit unterschiedlichen Mudras (Handgesten Buddhas), mit Wächter-Statuen verzierte Steintreppen, Gebetshallen und Schreine sowie auf der mittleren Ebene ein goldener Stupa mit einer Lotusspitze und einem Lotussockel. Ein weiteres Heiligtum der Klosteranlage befindet sich auf der obersten Ebene am Ende des Klostergartens, zu dem eine schmale Steintreppe hinauf führt - die Miniaturversion des Borobudur auf Java, eine der größten und bedeutendsten buddhistischen Tempelanlagen ganz Südostasiens. Im Gegensatz zu dem Original durfte das Heiligtum hier betreten werden, was wir uns natürlich auch nicht entgehen ließen.

    Nach unserem andächtigen Spaziergang durch die Anlage gaben wir (ein wenig erleichtert, denn es ist wahnsinnig heiß darunter) unsere Sarongs zurück und schwangen uns auf den glühend heißen Rollersitz, auf zum nächsten Ziel: den heißen Quellen Air Panas Komala Tirta. Diese liegen nur einen Katzensprung vom Buddhistenkloster entfernt und werden auch Banjar Hot Springs genannt. Der Weg vom Parkplatz dahin war wie immer von zahlreichen Verkaufsständen gesäumt aber wir sind mittlerweile Profis im Ignorieren, auch wenn die Preise hier utopisch weit unten lagen (1€ für einen Sarong, in Ubud waren es um die 7€) ...!
    Die Anlage der Hot Springs umfasst drei verschiedene Wasserbecken, das größte misst etwa 12x15 Meter. An einer der beiden Längsseiten sprudelt das 38 Grad (!) warme, schwefel- und kaliumhaltige Wasser aus Naga-Mäulern in das steinerne Becken. Seitlich des Hauptbeckens befindet sich etwas erhöht ein schmales, nur knapp vier Meter breites Becken, das mitunter auch für rituelle Waschungen genutzt wird. Oberhalb der drei Badepools befinden sich ein Tempel und die heiligen Quellen, wobei dem hieraus entspringenden Thermalwasser bekannterweise eine heilende Wirkung bei bspw. Hautkrankheiten zugesprochen.

    Nach ein paar heißen Bädern (bei ebenso heißen Temperaturen :D) und einem kleinen Snack im Restaurant traten wir den Rückweg an, da am Himmel langsam aber sicher einige graue Wolken aufzogen. Während wir noch abwogen, ob uns der Nieselregen was ausmacht oder wir lieber warten sollten, dauerte es nur 5 Minuten bis aus dem Gesprenkel ein riesen Regenschauer wurde und da wir uns vorher optimistisch fürs Losfahren entschieden, waren wir in Null Komma Nichts schön durchnässt! Als wir dann fast nix mehr sahen und uns eingestehen mussten, dass es auch nicht mehr so sicher auf dem Roller war, stellten wir uns mit ein paar anderen unter das nächste Wellblechdach und suchten Schutz vorm Schauer. Dort standen wir dann auch... 10min...20min... 40min...und letzten Endes fast eine Stunde, es wollte nicht aufhören und so langsam wurde es auch unangenehm! Als wir unser nur noch 7km entferntes Hotel anriefen, hieß es, dass dort die Sonne scheint und wir losfahren sollen, es würde schon nach 2-3 km besser werden! Da wir selbst keine Lust mehr hatten weiter rumzustehen, folgten wir dem Rat und mussten feststellen, dass es wirklich verrückt war: nach 5 Minuten hörte es fast auf zu regnen und als wir ankamen, waren die Straßen trocken und die Sonne schien - vielen Dank dafür :) !

    Nachdem wir noch ein bisschen am Pool entspannten, spazierten wir später für den Sonnenuntergang bei uns am Meer entlang, begleitet von zwei Flaschen Bintang Bier und dem hoteleigenen Hund - wir tauften ihn liebevoll "Bob". Am Abend gingen wir in einem Warung um die Ecke etwas essen, denn heute hatten wir definitiv genug vom Roller fahren - morgen sollte es schließlich weiter zu ein paar Wasserfällen ins Hinterland gehen!
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  • Day 50

    Lovina - Wasserfälle und Dolphintour

    November 1, 2019 in Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Im Hotel Suma konnten wir glücklicherweise unser Frühstück wieder auswählen und somit die obligatorischen Eierspeisen aussparen und bspw. gegen Banana Pancakes oder Porridge ersetzen - dazu gab es Kaffee, frische Fruchtsäfte und Obst und somit starteten wir gut gesättigt ins nächste Abenteuer!
    Heute wollten wir ein paar Wasserfälle anschauen und schwungen uns dafür wieder auf unseren Roller, um Richtung Inselinneres zu fahren.
    Die Straßen waren wie immer abenteuerlich aber Tobias war mittlerweile ein richtiger Rollerprofifahrer und ich einfach nur froh, lediglich hinten drauf sitzen zu können :)! Zuerst fuhren wir zum Secret Garden of Sambangan, in dem sich vier Wasserfälle befanden. Hier konnte man auswählen, ob man diese für 1,50€/ Person nur besichtigen möchte oder ob man 10€/Person zahlt, um die "Activity" Variante zu kaufen und somit darin zu schwimmen und unter Aufsicht eines Guides von mehreren Klippen zu springen. Wir entschieden uns für die unabhängigere Version und erkundeten die Gegend ohne die überteuerte Spaßgebühr. Wir liefen zuerst zum größten der vier Wasserfälle, dem Aling-Aling Waterfall, in dem man ohnehin nicht schwimmen durfte, da das Wasser hier für die Locals heilig ist. Der Spaziergang dorthin war aber sehr schön und größtenteils naturbelassen - überall wuchsen wild die Bäume und Palmen, an den umliegenden Felswänden plätscherten kleinere "Wasserfälle" und als wir schließlich vom großen wieder hinunter Richtung kleinere liefen, beobachten wir mutige Klippenspringer und bereuten es nicht, nur die Besichtigungsvariante bezahlt zu haben, denn es war wie immer auch in jedem Wasserfall recht viel los!
    Nach den Secret Gardens fuhren wir zu einem weiteren Wasserfall, den GitGit Waterfall, parkten unseren Roller auf einem Parkplatz und gaben hierfür eine Spende für die Community ab (was relativ üblich ist aber man freut sich bereits über 1.000/2.000 IDR (10 Cent)). Der Weg nach unten dauerte ein wenig und wie zu erwarten war, gab es auch hier wieder zahlreiche Stände mit mehr oder weniger freundlichen Verkäuferinnen. Manch eine schien so verzweifelt, dass sie uns nach nur einem flüchtigen Blick auf die Ware gleich ansprach, mit den Preisen sofort runterging und uns auch nach unserem Vorbeigehen noch energisch hinterher schrie, was unsere Shoppinglust nicht wirklich erhöhte! Allein den Kopf in Richtung der Auslage zu drehen war schon ein Fehler, also liefen wir schnurstracks weiter Richtung Wasserfall. Unten angekommen, war es zur Abwechslung mal recht leer und somit konnten wir hier in Ruhe ein wenig umherlaufen und uns auch im eiskalten Wasser erfrischen. Da die Fahrerei aufgrund der Straßenverhältnisse insgesamt doch mehr Zeit als gedacht in Anspruch nahm, fuhren wir hiernach wieder zurück nach Kalibukbuk (unserer Ortschaft in Lovina), um uns dort noch entspannt umzuschauen und später den Sonnenuntergang am Strand zu genießen! Durch Kalibukbuk führt wie durch alle Orte nur eine große Hauptstraße, von der aus zwei kleinere Straßen zum Strand mit der berühmten Delphinstatue abgehen. Außer ein paar Bars, Restaurants und Verkaufsständen gibt es hier nicht allzuviel zu entdecken, was aber nicht unbedingt schlimm war! Was allerdings irgendwann ein wenig nervig wurde, waren die zahlreichen Locals, die einem alles mögliche anbieten wollten, sobald man nur stehen blieb oder wie wir uns an den Strand legten. Offensichtlich waren sehr wenige Touristen vor Ort, was uns auch gleich zur optimalen Zielscheibe machte, denn äußerlich konnte man uns natürlich relativ schnell als Urlauber entlarven! Somit lernten wir zuerst zwei Jungs kennen, die jedoch nur für ein Schulprojekt ein wenig Englisch üben wollten und denen sich diesmal Tobias annehmen durfte :)! Danach folgte die Bekanntschaft mit einer Obstverkäuferin, die sich selbstverständlich gleich zu uns in den Sand setzte, uns ihre Lebens- (und Leidens-) Geschichte erzählte und der wir schließlich, ein wenig aus Mitleid und auch um sie wieder loszuwerden, ein bisschen Obst abkauften. Als man sah, dass wir scheinbar Geld ausgaben, kamen noch mehr zu uns und obwohl natürlich alle nett waren, nervte es doch langsam aber sicher! Nach dem dritten Delphintouranbieter und Schmuckverkäufer (auch viele Kinder) wurde es irgendwann so lästig, dass wir zurück ins Hotel wollten - der Himmel war heute leider ohnehin zu bewölkt für einen schönen Sonnenuntergang und alles was wir suchten, war nur noch ein bisschen Ruhe :)!

    Am nächsten Morgen standen wir früh auf, da wir uns um 7 Uhr mit Edi und seiner Crew an der Delphinstatue treffen wollten. Die Delphintouren sind im Internet generell ein wenig umstritten, man liest von Hetzjagden auf die Tiere und 60-70 Boote, die diese umzingeln und somit alles andere als tierfreundlich agieren - das Ganze würde einen regulär auch nur 7€ kosten. .. ! Als ich hierzu ein wenig im Internet recherchierte, fand ich aber den Kontakt von Edi, der 20€ für die Tour verlangte und in hohen Tönen gelobt wurde - zusätzlich zum Delphine Anschauen, kann man bei ihm auch am Boot unweit von den Delphinen ins Wasser gehen und anschließend noch einen Schnorchelspot besuchen! Also versuchten wir mit ihm unser Glück und sollten auch nicht enttäuscht werden...!
    Wir starteten mit zwei typischen Fischerbooten, jeweils zu viert in einem, hinaus aufs Meer. Die Sonne war bereits aufgegangen aber es war nach wie vor herrlich ruhig auf dem Wasser und der klare Ausblick auf die Berge zu unserer Linken wunderschön! Wir fuhren zunächst Richtung Westen aber drehten nach einiger Zeit überraschend wieder um, da dort außer einem Thunfischschwarm anscheinend keine Tiere zu finden waren. Es dauerte eine ganze Weile und wir wurden kurzzeitig auch etwas unruhig, ob wir denn überhaupt Delfine sehen würden! Unser Bootsfahrer telefonierte alle 10min mit seinen Kumpels, um sich scheinbar über den aktuellen Standort der Tiere auszutauschen und nach über einer Stunde Fahrt schrie er plötzlich los und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf ein paar kleine Rückenflossen, die aus dem Meer auf- und wieder abtauchten! Obwohl wir uns bereits hier schon wahnsinnig über die ersten Delphine freuten, trauten wir bald unseren Augen nicht, denn es wurden immer mehr und überall wo man hinsah, schwammen sie um uns herum, super entspannt und wir auf dem Boot mittendrin! Überhaupt waren es nicht viele Boote an dem Spot, vielleicht 7 oder 8 und wir hielten gefühlt auch immer ausreichend Abstand! Dann hieß es plötzlich, wir sollen unsere Masken aufziehen und ins Wasser gehen, um die Tiere ebenfalls unter Wasser beobachten zu können - dies war zugegeben das wahrscheinlich Schönste, was ich (wir) in der Art erleben durfte(n)! Wir hingen mit beiden Händen an einer kleinen Steigleiter (bzw. ich mit einer und in der anderen Hand die Kamera!) und hielten den Kopf unter Wasser und sahen plötzlich ein paar Meter vor uns Schwärme von 40-50 Delphinen. Man konnte sie pfeifen hören, spielen sehen und beim Ab- und Auftauchen beobachten, es war absolut einzigartig :) - wir waren beide von diesem Erlebnis absolut überwältigt!!! Das Ganze machten wir drei Mal bis es auch langsam anstrengend wurde, sich an dem Griff festzuhalten, vor allem wenn das Boot sich, wenn auch langsam, fortbewegte! Bevor wir zum Schnorchelspot fuhren, beobachteten wir die Delphine nochmal ein wenig vom Boot aus, wobei der ein oder andere auch nochmal vor unserer Nase aus dem Wasser sprang und wir alle laut aufjubelten. Wir abschiedeten uns mit einem Dauergrinsen und "Thank you Dolphins" und fuhren weiter zum Schnorchelspot. Dort fanden wir wieder super viele, bunte Fische, die wir gleich nach dem Anker legen mit Bananen und Brötchen füttern durften. Als wir ins Wasser gingen, setzte dies der Bootsfahrer fort und somit fanden wir uns in Mitten von riesigen Fischschwärmen wieder, was einerseits ein wenig unheimlich aber andererseits auch sehr lustig war! Wir verweilten hier eine gute halbe Stunde, schauten uns die Korallen an, entdeckten ein paar Seesterne und zahlreiche, verschiedene Fischarten! Ab und zu wurden uns dann noch Bananen zugeworfen, so dass wir auch unter Wasser die Fische weiter anlocken und füttern konnten bis wir schließlich wieder ins Boot krabbelten und den Heimweg antraten!
    Von den Eindrücken noch völlig überwältigt, beschlossen wir nach einem reichhaltigen Mittagsessen im nächsten Warung den Rest des Tages mit unseren Büchern am Pool zu verbringen - nach so viel positiver Aufregung hatten wir ein bisschen Runterkommen gebraucht :).

    Am Abend organisierten wir uns noch einen Fahrer für den nächsten Tag, der uns an die Ostküste nach Amed fahren und auf dem Weg dahin noch zu ein paar Spots bringen sollte. Für "Nicht-Rollerfahrer" ist dies übrigens die übliche Variante, sich auf Bali fortzubewegen. Viele Touristen buchen sich einen privaten Fahrer, der einen dann einen oder auch mehrere Tage von A nach B bringt, die Stops bestimmt man gemeinsam und der Preis richtet sich meist nach deren Anzahl und natürlich der entsprechenden Entfernung! Wir fanden Josis Kontakt im Internet und verabredeten uns mit ihm am nächsten Tag für 10 Uhr - die Tour sollte uns für den ganzen Tag knapp 40€ kosten.
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