Satellite
Show on map
  • Day 347

    Mein Leben in Auckland

    September 17, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 16 °C

    Hallo meine Lieben zu Hause. Diesmal wieder ein aktueller Bericht. Ich befinde mich momentan in Auckland. Es ist der 17.09.2018 und in zwei Tagen werde ich aus Auckland abhauen. Insgesamt einen Monat verbrachte ich in dieser Grossstadt und sie ist mir fast ein wenig ans Herz gewachsen. Ich hatte waehrend meiner Reise in NZ so viele Backpacker kennen gelernt, die mir von Auckland abrieten und mit der Zeit wollte ich auch nicht hierher. Doch manchmal traf ich Leute, die "in Auckland die beste Zeit in NZ" hatten und daraufhin beschloss ich, mir mein eigenes Bild zu machen. Aufgrund der schlechten Joblage im Winter zog es mich ebenfalls hierher. In Auckland gibt es immer Jobs, ist schliesslich eine Grossstadt. Und so kam es, dass ich nicht mit Meri weiterzog, sondern wieder meinen eigenen Weg ging Richtung Auckland. Von Ohakune aus trampte ich auf direktem Wege nach Auckland. Dort angekommen, buchte ich fuer die naechsten zwei Naechte ein Hostel in Auckland/Newmarket. Etwas ausserhalb vom Zentrum, um erstmal anzukommen. Ich hatte mich bereits fuer diverse Jobs in Auckland beworben. Unter anderem als "Bikemen". Bei uns Rikscha-Fahrer. Ich hatte direkt einen Termin in der Tasche fuer ein Treffen und freute mich wahnsinnig. Auf dem Gelaende angekommen, durfte ich probefahren. Gar nicht mal so einfach zu steuern. Ich stellte mich wahnsinnig dumm an die ersten Minuten, doch mit der Zeit wurde es besser. Tim und Pablo, zwei Bikemen halfen mir, gaben mir Tipps, bequatschten mich, was es doch fuer ein toller beruf waere. Ist es auch! Man lernt Leute kennen, man treibt Sport, ist aktiv, draussen an der frischen Luft, man verdient gutes Geld und kann seine eigenen Arbeitsstunden aussuchen. Doch... der Job ist nicht fuer Jedermann. Fuer mich war es jedenfalls nicht der richtige. Die ganze Zeit war ich unsicher, doch es klang alles so super und ich wollte in Auckland so viel Kohle machen, wie nur moeglich. Also nahm ich den Job an. Mein erster Arbeitstag war zum Celine Dion Konzert. Ich lernte die ersten Bikemen kennen und realisierte direkt, dass dieser Job verdammt hart ist. Konkurrenzkaempfe, Leute nerven (Hey guys! Do you like a ride? "Just" 20$...), schwere Lasten (wenn man ein beleibteres Paerchen rumfaehrt...). Doch ich hatte Spass, war mit meinen Kollegen in ner Bar, waehrenddessen das Konzert stattfand und trank gemuetlich ein Bier. Cooler Job nicht wahr?? In der zweiten Schicht, an einem Freitag Abend, lernte ich den Job ein wenig naeher kennen. Noch mehr Schwierigkeiten! Diesmal kamen Betrunkene hinzu. Gegen die hab ich ja nix normalerweise, aber sie erschweren den Job nochmals durch Herumwackeln im Wagen, schiefem Gesang und nervigen Gespraechen. Trotzdem war das nicht das Schlimmste, es war eher witzig. Tim, der eine Bikemen erschwerte mir den Job. Ich fuehlte mich unwohl in seiner Gegenwart. Ich sagte, dass alle Leute mich nach eftpos (Kartenzahlsystem) fragen wuerden und ich einfach keine Fahrt bekommen wuerde. Daraufhin sagte er "Sag, dass du eine eftpos-Maschine hast und lass sie einsteigen.' Daraufhin sagte ich, dass ich ja dann luegen wuerde, weil ich ja keine habe und er antwortete "Lass sie einsteigen und fahr sie zum naechsten Automaten... es ist ein Verkaufsjob." Ich dachte mir nur "Ja, so macht man Kohle...!" Ich fuhr umher, meine Laune war am Boden. Doch die Nacht wurde besser, ich fuhr ein paar Leute rum und ein betrunkener Typ gab mir mal eben 40$, ohne dass ich ihn wohinfuhr. Er hatte es sich in seinem Rausch anders ueberlegt. Fuer mich super! Ich hatte mit den beiden Arbeitstagen mein Fahrrad mittlerweile abbezahlt (120$ pro Woche im Winter) und war mit dem Ergebnis ansatzweise zufrieden. Der Samstag kam und ich war auf dem Weg, um mein Fahrrad abzuholen. Ich sah Tim und bekam das Kotzen. Ich hatte einfach keine Lust auf diesen Job. Ich blieb stehen, sah mich um und wusste nicht, wohin. Ich war unzufrieden, traurig, komplett unausgeglichen...und das am dritten Arbeitstag. War es wirklich der Job, den ich weitere sechs Wochen ausueben wuerde (so lange ging der Vetrag)? Nein, sicher nicht! Ich bin nicht in NZ, um unzufrieden einem Job nachzugehen! Never! Ich erblickte einen Zettel an einer Laterne und auf dem stand: "Having a rough day? Place your hand over your heart. Fell that? Thats called purpose. You are alive for a reason. Now keep going!" (Uebersetzung: Hast du einen harten Tag? Hand aufs Herz. Hast du es gefuehlt? Es nennt sich Absicht. Du bist aus einem Grund am Leben. Los gehts!" Ich betrachtete das Schild bestimmt zwei Minuten. Es half mir. Ich ging zum Hostel zurueck und... packte meine Poi, ein Tuch und meine neue Musikbox in meinen Rucksack. Ich wollte nach Ewigkeiten busking wieder ausprobieren und fand einen guten Spot. Ich spielte ein paar Minuten und hatte die ersten Dollar auf meinem Tuch liegen. Ich tanzte, spielte Poi, ratschte mit jungen Leuten, die auf dem Weg zu diversen Bars, Clubs waren, hatte Spass und sah die Bikemen ihre Runden fahren. Schnaufend, schwitzend, genervt von Betrunkenen. Ich sah voller Genugtuung zu und dachte mir "Scheiss aufs Geld! Ich bin gluecklich und das ist das Wichtigste!" Eine junge Frau kam auf mich zu und fragte mich, ob ich auch auf Events spielen wuerde. What?!? Auf jeden Fall! Ich wurde auf ein Charity-Event eingeladen, spielte vor hunderten von Leuten im Mount Smart Stadium Auckland und ich dachte mir, dass es Schicksal war, dass ich diesen Zettel an der Laterne erblickte. Die Menschen hier in Auckland lieben es! Ich habe keine Ahnung, wie viele Videos bisher von mir gemacht wurden. Ich werde staendig gefragt, ob ich Instagram haette. ich sollte mir einen Account zulegen und der Welt zeigen, was ich draufhabe! Wahnsinn, wie gut das ankommt! Nun bin ich mal wieder suechtig nach Poi, so suechtig wie noch nie. Ich spiele jeden Tag minimum 2 Stunden. Fitness-Studio brauche ich schon lange nicht mehr. Es begann mit dem besagtem Samstag. Von dort an spielte ich jeden Samstag. Irgendwann kam ein Freitag dazu, irgendwann ein Montag, irgendwann ein Donnerstag. Jedes mal nach dem Arbeiten stand ich an meinem Spot und zauberte den Menschen ein Laecheln ins Gesicht. Geld verdienen mit etwas, was mich gluecklich macht! Das ist es! Ach ja, nach dem Bikemen-Job hatte ich dann wieder einen 'normalen' Job, doch da wurde ich vor zwei Tagen gefeuert... Und nun sitze ich hier im Hostel, schreibe den Bericht und freu mich wahnsinnig auf uebermorgen! Denn... Ich begebe mich wieder auf einen Road-Trip! Ich habe hier schliesslich nix, was mich haelt ausser das Poi spielen und das kann ich ueberall. Diesmal fand ich wieder einen Superpreis fuer ein knallegruenes Jucy-Auto, um zwei Wochen die Nordinsel zu erforschen. So werde ich meine letzen zwei Wochen von meinem offiziellem Aufenthalt in NZ geniessen und hoffen, dass das Besuchervisum genehmigt wird... wenn nicht? Dann komm ich nicht nach Deutschland zurueck! :) Noch nicht! Wer weiss, wo es mich hinzieht! Bis bald meine Lieben!Read more