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- Thursday, November 8, 2018
- ⛅ 12 °C
- Altitude: 63 m
GermanyKöln50°56’11” N 6°57’11” E
Die Antoniterkirche am Neumarkt

Diese Kirche wurde bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Klosterkirche der Antoniter errichtet. Deshalb hat sie wie alle Klosterkirchen dieser Zeit auch keinen Turm. Heute steht sie am Neumarkt mitten im Trubel der Kauf- und Bummelsüchtigen, inmitten großer Konsumtempel und Schnellimbissketten. Und so hat sie von dem Kabarettisten Jürgen Becker auch irgendwann ihren Spitznamen bekommen. Dieser bezeichnete die Antoniterkirche wegen ihrer 10 Minuten Andachten mal als "Drive-in-Kirche", in Anlehnung an eine Fastfood-Kette. Sicherlich hat er dies nicht respektlos gemeint, denn immerhin ist die Antoniterkirche das älteste protestantische Gotteshaus in Köln.
Für viele Menschen ist sie auf dieser hektischen Meile ein Ort der Stille, ein Rückzugsort um eine Kerze zu entzünden, ein stilles Gebet zu sprechen, sich Barlachs Kunstwerke anzusehen, denn mit der "Schwebenden", dem "Lehrenden Christus" und dem "Kruzifix II" beherbergt die Antoniterkirche Köln drei Ausstattungsstücke von der Hand des Künstlers Ernst Barlach.
Oder eben um 18:00 Uhr an der 10 Minuten Andacht teilzunehmen. Nach dem Dom gilt sie als meistbesuchte Kirche Kölns.
Hier werden bereits seit 1805 Gottesdienste gefeiert. Und das erst rund 300 Jahre nach der Reformation, bis dahin war es den Protestanten im katholischen Köln verboten, ihre Religion auszuüben. Dies änderte sich erst mit dem Einmarsch der Franzosen. Diese führten die Religionsfreiheit ein.
Der erste Gottesdienst fand allerdings nicht hier, sondern ein paar Meter entfernt in der Schildergasse 96, dem Haus der Brauerzunft, statt. Dies geschah im Jahre 1802.
Im Inneren können wir uns den schwebenden Engel anschauen. Diese von Ernst Barlach geschaffene Plastik hat eine sehr interessante Besonderheit. Sie trägt die Gesichtszüge der Künstlerin Käthe Kollwitz. Da diese von Barlach sehr verehrt wurde, gab er seiner Plastik diese Gesichtszüge. Die Plastik soll an die Toten des zweiten Weltkrieges erinnern.
Was viele nicht wissen, der hier hängende fliegende Engel ist nicht das Original. Dieses war eigentlich für den Dom in Güstrow bestimmt, wurde aber von den Nazis eingeschmolzen da sie es als entartete Kunst betrachtet hatten. Vom Gipsmodel wurde dann später dieser neue Engel gegossen.
Ihr habt bei uns im Zusammenhang mit dem Dom sicher schon von Boisseree gelesen. Und auch hier treffen wir wieder auf ihn. Während der französischen Besatzung wurden natürlich fast alle mittelalterlichen Stücke entfernt. Auch hier kamen die Brüder Boisseree zum Einsatz und sie bewahrten einige Stücke vor der sicheren Zerstörung.
Auch in der jüngeren Vergangenheit war die Antoniterkirche immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Debatten, Stadtpredigten und vor allem das politische Nachtgebet in den 1968ern sorgte immer wieder für Aufsehen. So war sie lange Zeit das Zentrum der kritischen Christen. Dann, Anfang der 90er war sie erneut im Fokus, da sie als eine der ersten Kirchen "Kirchenasyl" gewährte.
Und so steht sie weiterhin inmitten der Konsumtempel und bietet den Menschen einen Ort der Ruhe und Besinnung. Mitten auf der Schildergasse.
euch allen eine schöne Zeit.
euer RonaldRead more