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- poniedziałek, 19 marca 2018
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NiemcyKölner Dom50°56’29” N 6°57’30” E
Frau Prof. Dr. Barbara Schock-Werner

Begegnungen - Frau Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, ehemalige Dombaumeisterin von Köln
Es ist Montag, der 19.03.2018, 10.00 Uhr vormittags. So langsam werde ich ein "kleines bißchen" nervös, weil ich gleich jemanden treffen werde, der von mir und ganz bestimmt von vielen Kölnern noch heute in einem Atemzug mit dem Kölner Dom genannt wird...Frau Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, ehemalige Dombaumeisterin von Köln. Am 01.01.1999 trat die am 23. Juli 1947 in Ludwigsburg geborene Architektin, Kunsthistorikerin, Denkmalpflegerin und Hochschullehrerin, als Nachfolgerin des langjährigen Dombaumeisters Arnold Wolff und als erste Frau dieses Amt an, welches sie 13 Jahre lang ausübte, bis sie am 01.09.2012 in den Ruhestand ging.
Unter anderem haben wir ihr das Südquerhausfenster, das sogenannte "Richterfenster" zu verdanken und wenn ich ehrlich sein darf - ich finde es toll. Auch wenn seinerzeit viel darüber diskutiert wurde, ob ein solches, nicht biblisches Fenster, eine Daseinsberechtigung im Kölner Dom hat.
10:25 Uhr. Es ist soweit und Frau Prof. Dr. Schock-Werner empfängt mich sehr herzlich bei sich zuhause. Meine Aufregung verfliegt schnell in dieser angenehmen Atmosphäre. Bevor ich mit meinen Fragen beginne, fällt mir aber noch der direkte Blick auf den Dom aus dieser Wohnung auf. Einfach Phantastisch.
Meine erste Frage ist, wie es sich damals anfühlte, dieses besondere Amt anzutreten und in die Fußstapfen Meister Gerhards und dessen Nachfolger zu treten. Sie sagte, dass es, als sie das Amt antrat, schon ein Triumpfgefühl war, weil es genau das war, was sie schon immer machen wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt lehrte Sie an der Universität in Erlangen, wollte aber gern zurück in die Praxis und als der damalige Dombaumeister Arnold Wolff, den sie da schon gut kannte, in den Ruhestand ging, bewarb sie sich für dieses Amt. Als erste Frau wohlgemerkt, was aber bei ihrer Bewerbung kein Problem darstellte. Außerdem führte bei ihrer fachlichen Kompetenz aufgrund ihrer Ausbildungen kaum ein Weg an ihr vorbei. Oder anders gesagt: Man hätte niemand besseren finden können! Es gab allerdings auch einen Moment, als sie im Chorgestühl saß und dachte: "bist du wahnsinnig, das kannst du doch überhaupt nie ausfüllen, diese Aufgabe". Diese Sorge legte sich aber bald und wie wir wissen, war sie unbegründet.
Auf meine Frage, ob es auch schwierige Entscheidungen gab, antwortete sie, dass es schon einige große Entscheidungen zu treffen gab, städtebaulich die entscheidendste war das Zugangsgebäude auf der Südseite. Gleichzeitig gab es die Störungen im Innenraum des Domes durch die vielen Turmbesteiger. Auf ihre Initiative und im vollkommenen Einverständnis mit der Denkmalpflege wurde daraufhin der uns bekannte Tunnel durch das Fundament gegraben (Heutiger Turmaufstieg und Zugang zu den Grabungen).
Eine weiteres Thema war die neue Beleuchtung. Aufgrund neuerer Gegebenheiten wird diese noch auf LED umgestellt.
Auch fiel die Verschönerung der Ostseite des Domes im Jahre 2000 schon in ihre Amtszeit.
Und dann das "Richterfenster". Sie sagte, natürlich fragt man sich im Vorfeld, ob das richtig ist, was man macht oder ob man dem Dom eher schadet, denn wenn etwas schiefgeht, muss man sich dann später doch Vorwürfe machen. Das gilt übrigens für alle anderen Entscheidungen ebenso. Aber wie wir heute wissen, war dies eine sehr gute Entscheidung, denn die Kölner lieben dieses Fenster.
Ich fragte sie weiterhin, welches ihre Lieblingsorte im Dom sind. Am schönsten findet sie es im West-Triforium, wegen des schönen Blickes durch die Kirche, auf dem Vierungsturm und auch im Chorumgang vor dem großen Fassadenriß. Und selbst der Schrein der heiligen drei Könige fasziniert sie noch immer sehr. Bei den Führungen, die sie heute noch macht, finden daher viele Superlative Verwendung, um den Dom zu beschreiben.
Ihre Aufgaben den Dom zum heutigen Zeitpunkt betreffend, beinhalten zum Beispiel, dass sie sich bereit erklärt hat, mit dem Assistenten des aktuellen Dombaumeisters, eine "Technikgeschichte des Domes" entstehen zu lassen und zwar unter den Glocken in der Läuteebene, was allgemeinhin als Abstellraum für allerhand Dinge gedient hat die sonst keinen Platz hatten und wo auch ganz viele Dinge landen (Technikgeschichte). Das macht sie ehrenamtlich, und das gerne, denn eigentlich hätte sie das schon gerne während ihrer Amtszeit als Dombaumeisterin getan, was aber mangels Zeit nicht möglich war.
Ich wollte gerne von ihr wissen, was für sie das kölsche Gefühl ist. Sie sagte, das sei zum einen das Interesse an der eigenen Geschichte, welches in Köln deutlich ausgeprägter ist als anderswo und auch, sich zu engagieren. Sich mit der Stadt zu identifizieren. Und die vielen kölschen Lieder, über Stadt und Dom, was man auch in keiner anderen Stadt findet.
Zum anderen die Freude daran, neugierig und begeisterungsfähig zu sein. Und die Kölner für irgendetwas zu begeistern, sei wesentlich einfacher, als die Menschen andernorts. Dann das Leben in der Stadt. Die Menschen hier sind urban, gehen raus unter Leute, in die Stadt, selbst an Sonntagen ist hier immer Leben. Und zu guter Letzt die Toleranz, auch Menschen zu akzeptieren, die anders sind, oder vielleicht auch einfach nur woanders herkommen.
Trotz der Nachteile, wie Ärger mit der Verwaltung oder dass die Stadt nicht die sauberste ist...überwiegt doch alles vorher gesagte.
Ob sie Karneval feiert? Ja, tut sie. Und das mittendrin. Denn, wenn man, wie sie sagt, nicht die Stadt verläßt, was die einzige Alternative sei, dann könne man gar nicht anders. Sie persönlich findet es toll, wenn diese Stadt einfach mal ein paar Tage völlig "aussteigt". Sie erinnerte sich an ihren ersten Karneval in Köln, kurz nach ihrem Amtsantritt, als alles noch fremd und dadurch auch etwas belastend war. Beim singen, klatschen und schunkeln fielen diese Belastungen schnell von ihr ab. Manche Probleme schrumpfen dann wie von selbst. Und das ist noch heute so.
Auf meine Frage nach Ihren Rückzugsorten antwortete sie, dass sie, wenn sie mal Zeit hat, gern mit dem Rad am Rhein entlangfährt. Ansonsten ist ihre Wohnung mit Blick auf den Dom ihr liebster Rückzugsort.
Was würde sie tun, wenn sie einen Tag Oberbürgermeistern wäre?
Nun, und das sagte sie mit einem Lachen, sie würde dem FC sagen, dass er den Grüngürtel nicht vollbauen dürfe. Des Weiteren würde sie jemanden einstellen, der in die nicht funktionierende Verwaltung eingreift. Und auch wenn dies bereits geschehen sein sollte, eine Wirkung dessen wäre nicht spürbar.
An diesem Punkt möchte ich euch gerne das Buch "Köln auf den Punkt" von Prof. Dr. Schock-Werner empfehlen. Darin macht sie deutlich, dass sie ihre Stadt zwar liebt, sagt aber auch, was ihr nicht gefällt. Das ist das Ergebnis ihrer Kolumne im Stadtanzeiger, die sie seit einigen Jahren mit Artikeln füllt. Aus den ursprünglich vielleicht mal 5 geplanten Beiträgen sind inzwischen ca. 70 geworden.
Ihr Verhältnis zu Köln und den Kölnern? Bei aller liebevoll kritischer Sicht auf die Stadt ist sie sehr froh, hier gelandet zu sein und hier mit den Kölnern zu wohnen, zu leben und zu arbeiten.
Ich fragte sie noch nach ihrem Gefühl, wie die Kölner ihren Dom sehen. Sie sagte, das sei ein Phänomen. Sie kennt kein Bauwerk in Europa, zu dem die Bevölkerung nicht nur der Stadt, sondern der ganzen Region ein so intensiv emotionales Verhältnis hat. Und auch von Menschen, die von außerhalb kommen, hört man immer wieder diesen Satz: "Immer wenn ich in die Stadt komme, gehe ich zuerst in den Dom". Und dann heißt es "unser Dom".
Das größte Kompliment, welches Frau Prof. Dr. Schock-Werner bekam, war, dass sie irgendwann bei den Menschen "unsere Dombaumeisterin" wurde. Kann es eine schönere Liebeserklärung der Kölner an ihre Dombaumeisterin geben?
Als ich nach dem Interview wieder auf die Straße trete, bin ich um eine sehr schöne Begegnung reicher.
Sie hat den Dom während ihrer Amtszeit geliebt und tut es noch immer. Ich habe selten einen Menschen so voller Herzenswärme, Begeisterung, Humor und einer so großartigen Ausstrahlung kennenlernen dürfen und darauf bin ich stolz. Für diese Begegnung danke ich Ihnen, Frau Prof. Dr. Schock-Werner, sehr. Czytaj więcej