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  • St. Aposteln

    June 30, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 19 °C

    Eigentlich wollte ich nur ein bisschen bummeln. Aber als ich am Neumarkt ankomme, ist ja St. Aposteln nicht mehr weit und so gehe ich das kleine Stück noch weiter. Ich muss zugeben, dass ich vor meiner Kölschgängerzeit kein sehr ausgeprägtes Interesse an solchen Bauwerken hatte, was sich allerdings in den letzten Jahren grundlegend geändert hat. Was sicherlich dem "großen Bruder" all dieser Kirchen, die es in Köln gibt (auch wenn viele sogar älter sind) zuzuschreiben sein dürfte. Ich wisst sicher, wen ich meine.
    Aber kommen wir zurück. Die bekanntesten Kirchen neben dem Dom sind die 12 großen romanischen Kirchen, zu denen auch die eben genannte St. Aposteln gehört. So, wie die meisten anderen Kirchen auch, liegt sie eingebettet mitten im hektischen Treiben der Stadt. Da prallen Welten aufeinander. 21. Jahrhundert trifft auf Mittelalter. Lautes auf Stilles. Denn hat man die Kirche erst einmal betreten und die Tür schließt sich, findet man genau das. Stille. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber egal, ob im Dom, wo ja nun doch oft reger Betrieb herrscht und man denken sollte, man kann dort eigentlich nicht zur Ruhe kommen, oder in einer anderen Kirche...passiert genau das. Ich komme zur Ruhe, werde geerdet und nach und nach wird mir in einer solchen Umgebung doch bewußt, was wirklich zählt im Leben.
    Aber was hat uns St. Aposteln denn eigentlich zu erzählen?
    Ist sie heute ein beeindruckender Kirchenbau, war sie im 10. Jahrhundert, als sie erstmals erwähnt wurde, eher ein kleines, unscheinbares Kapellchen, selbst, wenn sie durch den Namen "Apostel" quasi in den Adelsstand erhoben worden war. Warum dort in einer kleinen Kirche, die in nichts bedeutend war, die größten Heiligen gepriesen wurde, bleibt somit ein Rätsel.
    Dieses änderte sich im 11. Jahrhundert. Auf Veranlassung des Erzbischofs Pilgrim entstand dort nun ein Kanonikerstift und das heutige Gotteshaus. Zumindest teilweise. Als Pilgrim im Jahre 1036 starb, wurde er auch dort beigesetzt.
    Ihre nun endgültige Form erhielt die Basilika erst nach einem Brand im Jahre 1198.
    In St. Aposteln gibt es mehrere Besonderheiten, von denen ich nun aber nur einige aufgreifen werde, nicht, dass ihr gähnend aufgebt, zu lesen 😃
    So besitzt diese Kirche den großartigsten Drei-Konchen-Chor Kölns. Zur Erklärung: der Chor selbst besteht aus einem Quadrat, an den sich drei halbrunde Raumteile (Apside) anschließen, woraus sich das Gesamtbild eines Kleeblattes ergibt. Üblicherweise besteht der Grundriss dieser Kirchen aus dem Abbild eines Kreuzes, hier ist das anders.
    Die nächste Besonderheit liegt darin, dass St. Aposteln direkt an der einst dort stehenden römischen Stadtmauer, genauer gesagt, an einem der Stadttore, erbaut wurde. Noch heute sieht man in ca. 7,80 Metern Höhe an der Chorapsis eine zugemauerte Tür. Durch diese gelangte man seinerzeit auf den Laufgang der Mauer.
    Im Jahre 1802 kam die Säkularisation, bis dahin war St. Aposteln Chorherrenstift. Danach wurde die Kirche der Pfarrgemeinde übergeben, bzw. diese übernahm sie. Da sie aber mehr und mehr verfiel, musste sie 1822 geschlossen werden und wurde viele Jahre, bis 1891 renoviert. Nachdem sie dann im zweiten Weltkrieg, wie so viele andere Bauwerke auch, zerstört wurde, dauerte es bis vor wenigen Jahren, bis die Kirche in all ihren Bestandteilen wiederhergestellt war.
    Selbst eine verschüttete Krypta wurde restauriert.
    Abgesehen von den zwölf Aposteln, findet ihr in der Kirche zum Beispiel auch die noch erhaltenen Figuren der vierzehn Nothelfer. Die dazugehörige Kapelle im südlichen Querhaus allerdings wurde im 19. Jahrhundert niedergelegt.
    Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber an dieser Stelle beende ich meinen heutigen Bericht. Einen Besuch der Kirche kann ich euch nur ans Herz legen, ich persönlich finde sie schon sehr beeindruckend und schön.
    Übrigens hat St. Aposteln auch etwas mit einer der berühmtesten Legenden Kölns zu tun. In deren Kirchhof nämlich soll einst die totgeglaubte Richmodis beigesetzt worden sein. Diese erwachte jedoch wieder, kam aus ihrem Grab heraus und ging die kurze Entfernung zurück nach Hause.
    Ihr Lieben, ich hoffe, mein "Kirchgang" hat euch gefallen.
    Bis bald, eure Ramona
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