• Frau mit dem toten Kind

    January 11, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 1 °C

    Frau mit dem toten Kind

    Schon die Überschrift lässt mich frösteln, und mit ihr ist die Grundstimmung bereits vorgegeben. Und trotzdem schreibe ich heute diesen Beitrag, denn es handelt sich um ein wichtiges Kunstwerk/Mahnmal. Es gibt nun mal in dieser Stadt mehr als nur Tünnes und Schäl.

    Vor der Stadtmauer

    Die Adresse lautet Hansaplatz 2b, aber als leichtere Orientierung kann ich wohl das Stück Stadtmauer am Hansaring benennen. Dort, auf diesem kleinen Wiesenstück steht es.

    Mari Andriessen

    Der Niederländische Künstler Mari Andriessen hat in seiner „Laufbahn“ eine ganze Reihe Preise eingeheimst, ihr wichtigster war wohl die Auszeichnung der „Stiftung Künstler-Widerstand 1940-45“. Diese Auszeichnung bekam er 1956.
    Sein Kunstwerk/Mahnmal entstand in den Jahren 1948/49, der „Kölner Guß“ entstand 1958.

    Das Kunstwerk/Mahnmal

    Die 1,85 Meter hohe Skulptur, ein Bronzeguß, zeigt folgendes. Auf einem eher unscheinbaren Sockel steht eine Frau, aufrecht, mit leerem Blick. Im Arm hält sie ein totes Kind, der Kopf des Kindes ist ganz leicht nach hinten weggeknickt, eigentlich eine Nuance, aber extrem wirkungsvoll. Jedenfalls ging es mir so. Neben der Skulptur liegt eine Gedenktafel mit der Aufschrift:
    „Dieses Mal erinnere an Deutschlands schandvollste Zeit 1933-1945“
    Leider ist die Schrift nur sehr schlecht zu erkennen.

    Eigentlich eine Figurengruppe

    Diese Skulptur gehört eigentlich zu einer Figurengruppe und steht in Enschede. Dort ist es das Befreiungsdenkmal der Stadt. Andriessen schuf die Gruppe in der Zeit von 1946-53, sie besteht aus sechs Figurengruppen . Diese stehen dort im Park verstreut, sind aber durch Steinfliesen miteinander verbunden.
    1958 erwarb die Stadt Köln diese Skulptur und stellte sie am 22.5.59 hier am Hansaring auf.

    Dieses Mahnmal soll an die Opfer in der NS-Zeit erinnern und auch die Erinnerung an die sieben namenlosen Ermordeten vom Klingelpütz unweit dieses Platzes wachhalten. Diese Personen wurden dort ausgegraben und hier beigesetzt.

    Ein sehr gelungenes Mahnmal wie ich finde, wenn man das Wort „gelungen“ in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen darf. Ich denke, ihr wisst was ich ausdrücken möchte.

    Hier ist der Schmerz und das Leid spürbar, welches vielen Menschen überall auf der Welt widerfahren ist, und vielleicht sollte sich der eine oder andere Vollpfosten, der immer noch Parolen schreiend durchs Land läuft, ruhig hier mal hinstellen und sein Resthirn anstrengen, auf das er begreift.

    Euer Ronald
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