• Kölschgänger

CCAA - Köln

CCAA - Colonia Claudia Ara Agrippinensium - Köln - Kölle
Wie es war und wie es ist.
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  • Der Nonnibrunnen in Ehrenfeld

    25. mai 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 17 °C

    Kölschgänger zwischendurch
    (Dinge kurz erklärt)

    Der Nonnibrunnen in Ehrenfeld

    Ihr findet ihn auf dem Melatener Weg, vor der Kirche St. Bartholomäus. Lambert Schmitthausen hat ihn hergestellt. Dieser schnitzte in den 1930er Jahren die Heilige Familie und die Hirten, die wir in St. Gereon bewundern können.

    Dieser Brunnen wurde 1965 erbaut. Hier sehen wir eine Bronzefigur, einen verträumt lesenden Jungen, der hier sitzend an einem kleinen Wasserbecken dargestellt ist. Leider ist dieses Wasserbecken schon lange mit Steinen verfüllt und damit der Brunnen außer Betrieb gesetzt.
    Den Brunnen hat man damals zum Gedenken an den isländischen Jugendbuchautor Jon Svensson gebaut. Dieser wurde überall nur Nonni genannt, daher der Brunnenname.

    Wenn euch dieser kleine Hinweis neugierig gemacht hat, kein Problem. Michael hat darüber schon einmal einen sehr schönen Beitrag geschrieben.

    Link zum Beitrag auf Hochdeutsch und Kölsch:

    koelschgaenger.net/2019/05/25/nonni-aus-island/

    Kommt gut in die Woche
    euer Ronald
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  • Eine altehrwürdige "Dame"

    26. mai 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 18 °C

    Eine altehrwürdige "Dame"

    Alter Stammheimer Weg. Unter dieser Anschrift finden wir den Botanischen Garten Kölns, die Flora. Wer nun glaubt, dieser wäre schon immer hier an dieser Stelle gewesen, der irrt. Wo aber befand er sich?

    Sagen wir so, wachsen tut an ursprünglichem Ort seit vielen Jahren nur die Zahl Reisender. Um genau zu sein, die Zahl Zugreisender. Denn dort, wo sich heute der Kölner Hauptbahnhof befindet, existierte einst der Botanische Garten der städtischen Universität. Selbst, als es diese Universität nicht mehr gab, die Anlage blieb bestehen. Bis - ja, bis das Gelände anderweitig gebraucht wurde.

    Die Dombrücke (Hohenzollernbrücke), noch neu, sollte sich bald in direkter Nachbarschaft eines großen Bauwerkes befinden. Nein, nicht des Domes, der stand ja schon...also fast.

    Warum ich das erwähne? Nun, ich habe tatsächlich einmal gelesen, dass sich darüber empört wurde, wie man denn nur den Dom so nah an den Hauptbahnhof hätte bauen können. Aber Spaß beiseite. Tatsächlich war es jener neue Zentralbahnhof, wofür die Stadt Köln das Gelände des Botanischen Gartens zur Verfügung stellte.

    Drei Jahre später...

    Im Herbst des Jahres 1862 wurde von Eduard Oppenheim, einflußreicher Bankier in Köln, Adolph Rautenstrauch, sowie einiger weiterer Größen Kölns die "Aktien-Gesellschaft zur Anlage eines Botanischen Zier- und Lustgartens" ins Leben gerufen.

    Seinen Segen zur offiziellen Gründung dieser AG gab Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen am 3. März 1863 höchstselbst, da hatten die Arbeiten aber bereits begonnen. Schirmherrin wurde im Mai desselben Jahres seine Gattin, Kaiserin Augusta.

    Für 22.130 Taler wurde ein Areal von umgerechnet 5,5 Hektar Größe zwischen den Ortschaften Riehl und Nippes gekauft, damals noch reines Ackerland. Heute schwer vorstellbar oder? In einen "Garten" verwandelte dann Julius Nieprasck das Ganze, er wurde auch der erste Gartendirektor. Er war ein Schüler des preußischen Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné und dessen Pläne waren es auch, die Nieprasck umsetzte.

    Der älteste Teil der Gartenanlage der Flora (denn das sich im Mittelpunkt befindliche Gebäude trägt den gleichen Namen) wurde im Jahre 1864 eingeweiht und ist der dem Zoo am nächstgelegenen Teil. Und nur am Rande - im Gegensatz zu heute waren Zoo wie Flora zum damaligen Wohlbefinden der höheren Gesellschaft gedacht.

    Nun besteht die Flora nicht nur aus der Parkanlage, sondern, wie eben schon erwähnt, auch aus einem prunkvollen, schlossähnlichen Gebäude, damals auch "Glaspalast" genannt, da sich Architekt Max Nohl an verschiedenen Bauwerken von Paris und London orientierte.

    Die Jahre vergingen, es wurde spazierengegangen, oder wie man es damals nannte, lustgewandelt, es fanden sogar verschiedene Ausstellungen statt...aber wie es so oft kommt, kam es auch hier: die Finanzen gerieten in Schieflage und die Aktien gingen im Jahr 1909 gezungenermaßen in den Besitz der Stadt Köln über. In den Jahren 1912 bis 1914 erhielt die Gartenanlage dann Gewächshäuser für allerlei tropische Pflanzen. Selbst Orchideen waren damals noch etwas exotisches.

    Durch die Erweiterungen wuchs die Anlage auf eine Größe von 11 Hektar. So kennen wir sie auch heute.

    Die Gewächshäuser wurden im zweiten Weltkrieg nahezu vollkommen zerstört, aber wir wissen ja, die Kölschen haben sich nicht unterkriegen lassen und so wurde Ende Dezember 1949 wiedereröffnet.

    Seit nun 156 Jahren also ist Köln im Besitz dieser besonderen Anlage, in welcher wir an die 12.000 Pflanzenarten in und außerhalb der Gewächshäuser bestaunen können, oder einfach nur einen ausgedehnten Spaziergang unter teils uralten Bäumen in einer wunderschön angelegten Umgebung genießen können.

    Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns dort ja mal.
    Bis bald, eure Ramona
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  • Die Deutzer Drehbrücke

    28. mai 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 17 °C

    Heute lag ein schöner Spaziergang entlang der Poller Wiesen an, und zum Schluss dann mein heutiges Highlight. Die Deutzer Drehbrücke. Als ich mich ihr nähere fällt mir auf dass ich sie irgendwie viel größer in Erinnerung hatte. Mein letzter Besuch liegt Jahre zurück. Vielleicht deshalb.

    Etwas abgelegen an einer kleinen Landzunge, dem Eingang zum Deutzer Hafen steht sie, und markiert das vordere »Einfahrtsbecken« vom hinteren größeren Hafenbecken. Hübsch sieht sie aus, im Jugendstil erbaut, die genietete Gitterträgerkonstruktion mit dem aufgesetzten aus Stahlblech erbauten Steuerhaus, in dem die komplette elektrische Steuerung der Brücke untergebracht ist macht was her.

    Ihre Geschichte reicht weit zurück. Im Jahre 1888 wurde die Erlaubnis erteilt die „Schäl Sick“ ans Wassernetz anzuschließen. Denn nun war Deutz eingemeindet und kein Konkurrent mehr für die Stadt Köln. Nachdem man sich einig war, dass hier am Schnellert der Deutzer Hafen entstehen sollte, da es hier ein natürliches Becken gab, welches man gut nutzen konnte, gab es allerdings erst noch ein paar Probleme zu lösen. Es mussten erst rund 1000 private Parzellen durch Enteignung der Stadt zugeführt werden, dies dauerte bis 1904.

    Dann endlich konnte die Brücke nach dreijähriger Bauzeit zeitgleich mit dem Bau des Hafens fertiggestellt werden. Konstruiert wurde sie von der Duisburger AG, die Mechanik stammt von der Düsseldorfer Firma Haniel & Lueg.
    Die Brücke wird hydraulisch angehoben und mit Elektromotor in die gewünschte Position geschwenkt. Ähnlich wie die Brücke am Rheinauhafen. Ihre Spannweite beträgt 31,29 Meter und ihre Breite 10 Meter. Ihr Gewicht beträgt 177 Tonnen. Das Hafenbassin hat eine Größe von etwa 12 Hektar.
    Seit Juli 1980 steht die Drehbrücke unter Denkmalschutz und 2014 wurde sie aufwendig saniert, der Fahrbahnbelag wurde erneuert, die Elektrotechnik stammte noch aus den 50er Jahren und war marode, außerdem wurde die Brücke 2008 durch ein Schiff gerammt und dabei wurde ein Träger stark verbogen.

    Übrigens ist sie ein gern gefilmter Blickfang für den Kölner Tatort. Unsere Drehbrücke, eine von nur noch 16 Stück in Deutschland. Und ein hübscher Ort. Ich stehe am Geländer, links liegen die Boote der Feuerlöschbootstation Köln, auf der anderen Seite wendet gerade ein Schiff. Ich höre das Knattern des Dieselmotors, ansonsten ist es ruhig hier. „Wie lange noch“, denke ich. Die Stadt hat großes vor in dieser Ecke, ein neuer Stadtteil soll entstehen. Was wohl mit dieser hübschen Brücke geschehen mag?. Hoffentlich haben die Stadtplaner genug Fingerspitzengefühl und halten sie in Ehren. Leben ist eben Veränderung, auch an diesem Flecken, den ich sehr mag.

    Ronald
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  • Die KD

    30. mai 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 20 °C

    Die „Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH“, kurz „Köln-Düsseldorfer“ und eigentlich sagen wir nur ganz kurz „KD“. Ab und an eine Tour mit einem Bötchen machen, ist doch fein. Zugegeben „Bötchen“ ist untertrieben, das sind Schiffe. Aber: das Sönnchen scheint, man sitzt oben an der frischen Luft, trinkt sich ein Kölsch und lässt das Panorama vorbeiziehen. Göttlich, oder? Da denkt man nicht mehr über solche Fragen nach und lässt sich treiben.
    Was mich nur stört, ist der Name. Muss das sein, dass ein Unternehmen, das so fest mit Köln verbunden ist, ausgerechnet „Düsseldorf“ im Namen hat? Ist das nicht eine Strafe? Wie konnte das so kommen? Das wollte ich mal wissen.
    Am Anfang eines Unternehmens ist immer ein Mensch, der bestimmt, dass es das Unternehmen jetzt gibt. In diesem Fall ist das Peter Heinrich Merkens. Er lebt von 1777 bis 1854. Geboren wird er in Mülheim am Rhein, das damals noch nicht zu Köln gehört. Der Vater, Matthias Daniel Merkens, war dort Bäcker und evangelischer Diakon. „Reich“ waren sie sicher nicht. Aber ich glaube, ein bisschen Vermögen hatten sie doch, weil der Vater schon im Jahr 1780 stirbt und sein Sohn, Peter Heinrich, trotzdem an einer Handelsschule in Mülheim lernen darf. Das muss man ja erstmal bezahlen können.
    Als Peter Heinrich Merkens 14 Jahre alt ist, wechselt er geschickt zum großen Handelshaus Everhard Casper Schüll in Köln und lernt dort weiter. Als der damit fertig ist, fängt er bei Johann Jakob Schüll im Gewürz und Wein-Handel an. Das ist ein wichtiger Schritt für seine Karriere, weil er damit ganz nah beim Gründer des ersten Handelsvorstandes Kölns ist. Der Handelsvorstand ist der Vorläufer der „Industrie- und Handelskammer“. Kurz und gut: aus dem Bäckersohn wird ein Mann mit Einfluss. Er ist ein geschickter Händler. Am Bankhaus Seydlitz & Merkens ist er beteiligt, wie der Name schon sagt. Eine Versicherungsgesellschaft, aus der am Ende die Agrippina-Versicherung wird und auch die Colonia-Versicherung gründet er. Er hat auch die erste Präsidentschaft der neuen Industrie- und Handelskammer und vertritt Köln gegenüber den Preußen im neuen Provinziallandtag in Düsseldorf. Aber das erzähle ich nur, damit man eine Vorstellung bekommt, wer der Mann war, der im Jahr 1825 die „Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ ins Leben ruft.
    Am 1. Mai 1827 fährt mit der „Concordia“ das erste Dampfschiff für diese Firma mit Handelsgut von Köln nach Mainz und schon am 8. Juni 1827 folgt die „Friedrich Willem“. Das Unternehmen wächst rasch und wird ab 1832 an der Kölner Börse notiert.
    Dann geschieht etwas, das gefährlich wird: Kaufleute aus Mainz, Elberfeld-Barmen und Düsseldorf wollen 1838 ein Stück vom Kuchen abhaben und gründen 1836 die „Dampfschifffahrtsgesellschaff für den Nieder- und Mittelrhein“. Die Konkurrenz bedeutet Krieg: Wettfahrten auf dem Rhein und Preiskrieg. In den 1840’er Jahren haben die Kapitäne sogar die Schiffe der Konkurrenz gerammt! So kann man nicht vernünftig wirtschaften.
    Im Jahr 1853 einigen beide Seiten sich auf eine Betriebsgemeinschaft. Die „Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein-Dampfschifffahrt“ teilt sich den Rhein von Straßburg bis Rotterdam auf und beschließt einen gemeinsamen Fahrplan. Im Verlauf der Industrialisierung wollen sich immer mehr Menschen erholen und der Wunsch kommt auf, zum Vergnügen auf dem Rhein fahren zu können. Ab 1867 teilt man sich auch das Geschäft. Mit der „Humboldt“ und der „Friede“ fahren die beiden ersten Schiffe, die nur für dieses Vergnügen da sind.
    Nur, das Geschäft mit dem Rhein wird durch den Ausbau von Straßen und Schienen, die ja auch eine Konkurrenz sind, immer schwieriger. So beschließen die beiden Gesellschaften, die ja immer noch voneinander unabhängig sind, im Jahr 1925 die Verwaltung zusammen zu legen und so Kosten zu sparen. Die „Dampfschifffahrtgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein“ aus Düsseldorf geht nun in der „Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ auf – das ist mir wichtig zu sagen. Seitdem heißt die Firma aber auch „Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH“.
    Man kann jetzt sagen „Siehst du, nur Ärger mit den Düsseldorfern, versuchen sie doch Merkens das Unternehmen zu zerstören.“ oder „Einen guten Kompromiss haben sie da gemacht.“. Es ist egal. Jetzt, wo ich mir das genau erklärt habe, dass die Gesellschaft nicht anders kann, als dieses „Düsseldorf“ im Namen zu haben, macht es mir wieder viel mehr Freude, im Netz nach der nächsten Tour zu gucken.

    Michael

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    De „Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH“, koot „Köln-Düsseldorfer“ un eigentlich sage mer nor ganz koot „KD“. Av un zo esu en Tour mem Böötche maache, es doch fing. Zogegovve „Böötche“ es ungerdrevve, dat sin Scheff. Ävver: et Sönnche schingk, mer setz bovve an der fresche Luff, drink sich e Kölsch un lööt et Panorama vürbeitrecke. Göddlich, oder? Do denk mer nit mih üvver su Froge noh un lööt sich drieve.
    Wat mich nor stürt, es dä Name. Muss dat sin, dat e Ungernemme, dat esu fass met Kölle verbunge es, usgerechent „Düsseldorf“ em Name hät? Es dat nit en Strof? Wie kunnt dat esu kumme? Dat wollt ich ech ens wesse.
    Am Aanfang vun enem Ungernemme es luuter ene Minsch, dä bestemmp, dat et dat Ungernemme jetz gitt. En däm Fall es dat der Pitter Hein Merkens. Hä läv vun 1777 bes 1854. Gebore weed hä en Müllem am Rhing, dat dozomol noch nit bei Kölle gehürt. Der Vatter, der Mattes Daniel Merkens, wor do ene Bäcker un evangelische Diakon. „Rich“ wore se secher nit. Ävver ich gläuve, e bessche jet an de Föß hatte se doch, weil der Vatter ald em Johr 1780 stirv un singe Sonn, der Pitter Hein, trotzdäm an ener Handelsschull en Müllem liere darf. Dat muss mer jo eesch ens berappe künne.
    Wie der Pitter Hein Merkens 14 Johr ald es, wähßelt hä gescheck nohm große Handelshuus Everhard Casper Schüll en Kölle un liert do wigger. Wie hä domet fäädig es, fängk hä beim Jan Köbes Schüll em Gewööz und Wing-Handel aan. Dat es ene wichtige Schredd för sing Karrier, weil hä domet ganz noh beim Gründer vum eeschte Handelsvürstand vun Kölle es. Der Handelsvürstand es der Vürläufer vun der „Industrie- und Handelskammer“. Koot un god: us däm Bäckersonn weed ene Mann met Enfloss. Hä es ene Händler met Aki. Am Bankhuus Seydlitz & Merkens es hä beteilig, merk ens jet. En Versicherungsgesellschaff, us dä am Engk de Agrippina-Versicherung weed un och de Colonia-Versicherung gründ hä. Hä hät och de eeschte Präsidenschaff vun der neue Industrie- un Handelskammer un vertridd Kölle gägeüvver de Preuße em neue Provinziallanddag en Düsseldorf. Ävver dat verzälle ich nor, domet mer en Vürstellung dovun kritt, wä dä Mann wor, dä em Johr 1825 de „Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ en et Levve röf.
    Am 1. Mai 1827 fäht met der „Concordia“ et eeschte Damfscheff för die Firma met Handelsgod vun Kölle noh Mainz un ald am 8. Juni 1827 folg de „Friedrich Willem“. Dat Ungernemme wähß flöck un weed av 1832 sugar an der Börse en Kölle noteet.
    Do passeet jet, dat gefährlich weed: Kauflück vun Mainz, Elberfeld-Barmen un Düsseldorf wolle 1838 e Stöck vum Koche avhan un gründe 1836 die „Dampfschifffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein“. Die Konkurrenz bedügg Kreeg: Weddfahte om Rhing un Prieskreeg wor der Alldag om Rhing. En de 1840’er Johre han de Kapitäne esugar de Scheff vun der Konkurrenz gerammp! Su kann mer nit vernünftig weetschafte.
    Em Johr 1853 einige beidse Sigge sich op en Betriebsgemeinschaff. Die „Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein-Dampfschifffahrt“ deilt sich der Rhing vun Straßburg bes Rotterdam op un beschlüüß ene gemeinsame Fahrplan. Em Verlauf vun der Industrialisierung wolle sich luuter mih Minsche erholle un dä Wunsch kütt op, zom Vergnöge om Rhing fahre zo künne. Av 1867 deilt mer sich och et Geschäff. Met der „Humboldt“ un der „Friede“ fahre zwei eeschte Scheff, die nor för et Vergnöge do sin.
    Nor, dat Geschäff mem Rhing weed durch der Usbau vun Stroße un Schinne, die jo och en Konkurrenz sin, luuter diffisiller. Su beschleeße die zwei Gesellschafte, die jo immer noch vunenander unavhängig sin, em Johr 1925 de Verwaltunge zosamme zo läge un su Koste ze spare. De „Dampfschifffahrtgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein“ us Düsseldorf geiht no en de „Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ op - dat es mir jetz wichtig zo sage. Zickdäm heiß die Firma ävver och „Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH“.
    Mer kann jetz sage „Sühs do, nor Knies met de Düsseldorfer, versöke se doch dem Merkens et Ungernemme kapodd ze maache.“ ov „Ene gode Kompromiss han se do gemaht“. Et es egal. Jetz, wo ich mir bes op et i-Pünkelche klorgemaht han, dat die Gesellschaff nit anders kann, wie et „Düsseldorf“ em Name zo han, mäht et mer widder vill mih Freud, em Netz noh der nächste Tour ze luure.

    Mechel
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  • Der umstrittene Wehrturm

    31. mai 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 18 °C

    Der umstrittene Wehrturm

    Umstritten ist der Wehrturm im historischen Zündorf, jenem Örtchen von Köln-Porz, von dem die einen sagen, es sei ein ehemaliges Fischerdorf, die anderen behaupten, es sei ein Zolldorf.

    Besonders strittig ist darum gerade dieser Turm, den ich euch heute vorstellen möchte. Oftmals wird er nämlich Zollturm genannt, was sogar einer örtlichen Apotheke zu ihrem Namen verhalf.

    Dabei ist er nie Zollturm gewesen, wie mir Hans Burgwinkel vom Poller Heimatmuseum andernortens glaubhaft versicherte. Es war früher ein Wehrturm, der bereits im 12. Jahrhundert dort gestanden hat. Genutzt wurde er auch als Wohnturm. So dürfte sich wohl manch einer wie auf einer Burg gewähnt haben, wenn er Hab und Gut verteidigen musste. Immerhin wird er trotz Runderneuerung als einer der ältesten Gebäude im Ort gesehen.

    Die Höhe des Turmes nebst Säulendach beträgt 20 Meter. Natürlich kann man hier nicht erwarten, noch den Ursprungs Turm zu sehen. Dazu hat es zuviele Kriege gegeben und auch vor Bränden war er nicht sicher. Dennoch war den Zündorfern ihr Wehrturm wohl immer wichtig. So wichtig, dass Graf von Wolff-Metternich 1771 dort sogar ein Herrenhaus errichten ließ. So wurde er mehrfach restauriert und im 19. Jahrhundert Teil der Hofanlage des Gutes Turmhof.

    Im Jahre 1972 verkauften die damaligen Eigentümer den Turm an die Stadt Porz, die noch bis 1975 über den Wehrturm frei verfügen konnte. Danach wurde Porz, so natürlich auch Zündorf, in Köln eingemeindet. Doch vorher machten sie aus dem Turm noch ein Heimatmuseum.

    Heute würde mir fast übel bei dem Gedanken. Denn das hätte natürlich auch das Ende dieses Turms bedeuten können. Immerhin verursachte er Unterhaltskosten. Da wissen wir ja, es wird dann schnell mal was entfernt. Zunächst sah aber die Stadt Köln anderen Handlungsbedarf und es wurde wieder einmal restauriert und ausgebaut. 1980 wurde dann das "Kölnische Stadtmuseum-Zündorfer Wehrturm" eröffnet. So blieb der Turm den Zündorfern erhalten. Mit der Zeit ließ seine Rentabilität nach. Aber sie waren clever, in dem Dörfchen an der Groov. Ein Förderverein sorgte fortan für den Fortbestand. Kulturprogramme wurden mit ins Boot geholt, Kunstausstellungen, Aufführungen, Lesungen.

    Doch eins bleibt noch zu überdenken, die Sache mit dem Zollturm. Irgendein Quentchen Wahrheit muss doch dran sein? Gefunden hab ich z. B. eines, es wurde das Stapelrecht der Kölner geschickt umgangen. Denn die Kaufleute ließen in Zündorf ihre Waren von den Schiffen laden, diese dann über den Landweg weitertransportieren. Vielleicht ist darum die Bezeichnung Zollturm entstanden. Denn irgendjemand muss ja auch an dieser Dienstleistung verdient haben.

    So besagt aber eine Quelle des LVR folgendes: Die Grafen von Berg verliehen im 15. Jahrhundett kurzzeitig dem Ort Zündorf einen Rheinzoll, da es Handelsort war. Daraus soll später irrtümlich der Begriff Zollturm für den Wehrturm resultieren. Damit wäre das dann wohl geklärt.

    Heute kann man, statt Zollturm oder Wehrturm, eigentlich schon vom Zündorfer Kulturturm sprechen. Eine feste etablierte Adresse in der Kunstwelt. Und dies nicht nur regional, sondern international.

    Einen sonnigen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • Große Huldigung a. d techn. Zeitalter

    1. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 22 °C

    Kölschgänger zwischendurch
    (Dinge kurz erklärt)

    Das Kunstwerk „Große Huldigung an das technische Zeitalter“

    Ich laufe ja bei meinen Recherchen und Fototouren für die Beiträge in vielen Ecken herum, wo ich wirklich vorher noch nie war und sehe dadurch auf einmal viele Dinge, von denen ich ehrlich gesagt auch nie etwas gehört habe. So eine Wundertüte ist für mich die Kunst im öffentlichen Raum. In Köln steht echt alle paar Meter irgendwo ein Kunstwerk herum, nur dieses zu erkennen, das ist zumindest für mich zugegebenerweise nicht immer ganz einfach.

    Oftmals erkenne ich es halt gar nicht als Kunst. So kommt es vor, dass ich jetzt auf einmal über Sachen schreibe, an denen ich seit vielen Jahren vorbeilaufe und erst jetzt darauf aufmerksam werde. So, wie vor kurzem bei den fallenden Büchern, die ich immer für Werbung des Buchladens hielt (peinlich) oder auch jetzt dieses Kunstwerk an der Fassade des VHS-Gebäudes.

    Unsere Kölner Volkshochschule ist nach der Münchener VHS die zweitgrößte im Land, und hier direkt am Neumarkt, genauer gesagt im Josef-Haubrich-Hof, finden wir besagtes Kunstwerk. Eigentlich kaum zu übersehen bei einer Größe von
    24 x 8 Metern, aber da es nicht irgendwo im Raum steht, sondern die Wand ziert, läuft man schnell daran vorbei.

    Hergestellt hat es der italienische Künstler Arnaldo Pomodoro, der 1961 den internationalen Künstlerwettbewerb der Stadt Köln gewann, im Jahr 1964. Pomodoro huldigt hier dem technischen Zeitalter, in dem es normal wurde, komplexe Systeme zu ordnen und zu organisieren. Mit diesem Werk hat Pomodoro versucht, das auszudrücken. Als Material wurde gefärbter Zement und Bronze verwendet.

    Schaut es euch ruhig einmal an, wenn ihr beim nächsten Bummel am Neumarkt seid.

    Bleibt aufmerksam und neugierig
    euer Ronald
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  • Finstere Zeiten

    2. juni 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 24 °C

    Finstere Zeiten

    Es gab einst eine Zeit, von der man, zumindest teilweise, eine romantische Vorstellung hat. Denn wer kennt sie nicht, die Geschichte von Robin Hood und Lady Marian, die Artussage oder die von Merlin, dem Zauberer.
    Wurden uns diese doch oft schon von früher Kindheit an in Form von Filmen oder Büchern in zigfacher Neuauflage präsentiert. Doch schaut man ein wenig hinter die Kulissen, merkt man schnell, dass diese Zeit, das Mittelalter, mit Romantik herzlich wenig zu tun hatte. Im Gegenteil, es war eine oft dunkle Zeit, geprägt von Gewalt und Brutalität. So wie in der Geschichte, die ich euch heute erzähle. In diesem Fall handelt es sich zwar um eine Sage, aber wir wissen ja, dass sich auch bei einer solchen dahinter eine gewisse Wahrheit verbirgt.

    Unsere Geschichte trägt sich in der Glockengasse zu. Heute bringt man diese mit „4711“ in Verbindung, dem „Urparfüm“. Damals aber stand diese Gegend für Wohlstand und Ansehen. Doch lest…

    Köln, irgendwann im 15. Jahrhundert, in der Nähe von St. Maria im Kapitol…

    „Es ist Nacht. Die Hebamme Ida war bereits zu Bett gegangen, als es an ihrer Tür klopfte. Wer konnte das sein? Keine ihrer Schwangeren, die sie betreute, stand unmittelbar vor der Niederkunft. Was also…

    Sie ging zur Tür, öffnete diese und erschrak, denn vor ihr standen zwei vermummte Gestalten, die sie schroff aufforderten, ihnen sofort zu folgen und über das, was sie erwartete, niemanden etwas zu erzählen, dann würde sie reichlich entlohnt werden. In keinster Form kam dieses einer Bitte gleich.

    Ida hatte Angst, aber ihr blieb keine Wahl. Hebammen gehörten nicht zum angesehenen Volk, vielmehr wurden sie oft genug verdächtigt, Teufelswerk zu betreiben, eine Hexe zu sein. Und viele bezahlten ihren Beruf mit dem Leben.

    Sie packte schnell ihre Geburtstasche und ließ heimlich ein Säckchen mit Erbsen in eine Tasche ihres Rockes fallen. Nun bekam sie von den Männern die Augen verbunden, welche sie dann durch die Straßen führten. Unbemerkt ließ Ida alle paar Meter eine Erbse fallen…

    Sie waren angekommen. Nachdem die Männer mit ihr in ein Haus gegangen waren, kam noch jemand herein und nahm ihr die Augenbinde ab. Ida fand sich in einem kleinen Raum wieder. In einem Bett lag ein junges Mädchen und die Geburt stand offensichtlich unmittelbar bevor.

    Keiner sprach, auch das Mädchen nicht, nur ein herzzerreißendes Weinen war von ihr während der schweren Geburt zu hören.

    Es war geschafft. Mit Hilfe der Hebamme hatte das Mädchen einen Jungen zur Welt gebracht. Nachdem Ida das Kind gebadet hatte, und es gerade der jungen Mutter in den Arm legen wollte, fiel ihr Blick auf etwas unter dem Bett. Dort stand ein Sarg. Ida gab dem Mädchen das Kind und ging. Entsetzt wollte sie jemanden suchen, der ihr erklärte, was hier vorging, als ihr plötzlich ein Mann mit einem Schwert in der Hand gegenüberstand. Die beiden Männer, die sie hergebracht hatten, waren Zeugen dieser Begegnung geworden und herrschten Ida an, sie sollte nur Stillschweigen bewahren, sonst…Sie verbanden ihr wieder die Augen, brachten sie nach Hause, bezahlten sie mit Goldmünzen und entfernten sich.

    Ida kam nicht zur Ruhe. Als es langsam hell wurde, ging sie der Spur nach, die sie des Nachts mit den Erbsen gelegt hatte. Die Spur endete vor dem Haus einer geachteten Familie in der Glockengasse. Was sollte sie nun tun? Sie ging ein paar Schritte weiter zur Kirche St. Kolumba und fragte dort den Küster, der gerade die morgendliche Messe vorbereitete, ob letzte Nacht jemand im Viertel gestorben und unmittelbar in die Kirche gebracht worden sei. Der Küster erschrak und wollte Ida fortschicken, ohne ihr eine Antwort zu geben. Aber sie war standhaft und beharrte weiter auf einer solchen.

    Der Küster nun, ein frommer Mann, kam nicht mehr umhin und zeigte ihr die Tote. Es war das Mädchen von letzter Nacht. Ihr eigener Vater hatte sie enthauptet. Das Kind hatte man erwürgt und bei der toten Mutter gelassen. Ein „Femegericht“ hatte das Mädchen zum Tode verurteilt, weil es nicht verheiratet war, als es schwanger wurde.

    Ida ging noch am selben Tag zu Gericht und zeigte das Geschehene an. Der Vater des Mädchens wurde daraufhin selbst zum Tode verurteilt.“

    Zur Erklärung: Femegerichte waren geheime Gerichte. Sie „wachten“ über die Einhaltung der Ehre in der Gesellschaft. Ihre Urteile waren oft erbarmungslos.

    Daher kann ich mir gut vorstellen, dass es solche Vorfälle wirklich gegeben hat.

    Bis bald, eure Ramona
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  • Der Märchenbrunnen in Mülheim

    4. juni 2020, Tyskland ⋅ 🌧 15 °C

    Direkt am Rand des Mülheimer Stadtgartens steht dieser herrliche Brunnen. Großzügig gestaltet ist die Anlage, wunderbar mit Sitzgelegenheiten. Das ist mir als erstes aufgefallen, eine richtige Oase.
    Es ist ein Werk des Kölner Bildhauers Wilhelm Albermann. Warum er den Brunnen als Märchenbrunnen bezeichnet, konnte ich leider nicht herausbekommen, vielleicht können da alteingesessene Mülheimer helfen. Von vielen wird dieser Brunnen als „Tierbrunnen“ bezeichnet, und tatsächlich sind auch viele Tiere zu sehen. Ja, in den Zoo würde er auch sehr gut passen und dort zweifellos mit dem Namen Tierbrunnen durchgehen.
    Ich setze mich also auf eine der Bänke und lasse den Brunnen auf mich wirken. Den Mittelpunkt des Brunnens macht eine aus Bronze gegossene Gruppe spielender Jungen aus. Schön, wie die Burschen so erhöht auf einem Sockel stehen. Vielleicht liegt da der Bezug zum Thema Märchen. Ich sehe schon, das wird mich noch beschäftigen.
    Aber nun zurück zu dem, was man sehen kann. Unten steht ein großes achteckiges Becken, der Rand ist schön abgerundet und leicht verziert. Aus diesem Becken erhebt sich eine Schale und in ihr steht ein hoher Brunnenstock mit einer sich balgenden Gruppe Kinder.
    Drei Jungen stehen auf schilfartigem Gewächs, einer hält eine Muschel in die Höhe, nach der ein anderer Bursche greift. Mit der anderen Hand hält er eine Ente fest. Der dritte Knabe hält sich am Schilf fest, während er versucht, sich auf einen Fisch zu setzen. Jedenfalls sieht es für mich so aus. Einige kleinere Tiere fungieren als Wasserspeier, ebenso wie im unteren Bassin vier Tiere auf Sockeln. Dies sind ein Seehund, eine Schildkröte, eine Echse und ein Fischotter.
    Der Brunnen wurde 1914, wie bereits erwähnt, von Wilhelm Albermann aus Sandstein geschaffen. In der Innenstadt die beiden Statuen von Richartz und Wallraf, der Jan-von-Werth-Brunnen auf dem Alter Markt und der Hermann-Joseph-Brunnen am Waidmarkt sind ebenfalls von ihm. Sein Grab befindet sich auf Melaten, aber das nur nebenbei.
    Am Brunnen fand ich eine Plakette mit folgendem Text: "Patenschaftsbrunnen der KG Mülheimer Narrenzunft“. Seit Juli 1980 steht dieser Brunnen unter Denkmalschutz. Dankeschön an dieser Stelle an alle Menschen, die ihren Teil beitragen, damit unsere schönen Brunnen weiter bestehen und funktionieren.
    Tja, hier stimmt alles, ein schöner großer Brunnen aus dem es plätschert. Sitzgelegenheiten, Bäume, ein Park… Herz, was willst du mehr. Schaut euch dieses herrliche Fleckchen Erde ruhig mal an, es lohnt sich.
    Bleibt aufmerksam und neugierig
    euer Ronald
    Les mer

  • Scholastika Bolz - et Bolze Lott

    6. juni 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 14 °C

    Scholastika Bolz, meist nur „Bolze Lott“ genannt, ist eine von den Originalen, die es mir angetan haben. Es ist nur kniffelig über sie einen „schönen“ Beitrag zu machen. Von den kleinen Leuten auf der Straße, die schon lang gestorben sind, ist oft nicht mehr viel zu finden. Es gibt kein Foto, keine Statue und selbst die Stellen in Köln, an der sie gelebt haben, sind weg.

    Scholastika Bolz wird am 8. Dezember 1825 in Köln geboren. Der Vater ist ein Rheinarbeiter und die Sorte Mann, die den Lohn eher in der Wirtschaft abliefert, als dass er diesen nach Hause bringt. So lernt die kleine Scholastika in der Kostgasse ihr Leben kennen. Übrigens, „Scholastika“ heißt auf Deutsch „die Schülerin“. Ein Foto der Kostgasse, wie sie heute ist, habe ich Euch beigefügt. Wusstet Ihr, dass der stinkende Streifen am Bahnhof eine alte Straße ist, in der einmal Menschen gelebt haben? Der Bahnhof wurde ja erst ab 1857 gebaut.

    Johann Friedrich Steinhausen, der Kerl, den Lotte 1846 heiratet, ist kein bisschen besser. Er ist auch „Rhingroller“ und hat einen Ruf als Raufbold und kommt kurz nach der Hochzeit ins Gefängnis. Ein paar Tage später stirbt er in der Anstalt in Brauweiler und Lotte ist mit 22 schon Witwe.

    Um an Geld zu kommen, versucht Lotte als Kerzenmuhme - „Kääzemöhn“ - zu arbeiten. Kerzenmuhmen sind meist alte Frauen, die ein paar Groschen für eine Kerze bekommen, die sie in einer Kirche aufstellen und für den beten, der keine Zeit aber Geld hat. Lotte versteht nicht so ganz, dass sie auch Kerzen kaufen und beten soll, wenn ihr jemand Geld gibt. Dabei hat sie auch einen Ton wie die Hanfenarbeiter am Leib. Als ein Priester, der es gut mit ihr meint, im Winter fragt „Haben sie schon etwas bekommen?“, sagt sie
    „Ja, einen kalten Arsch!“. Als „Kääzemöhn“ hat man so keine Zukunft.

    Aber sie ist auch gerissen. 1856 tun die Preußen ihr den Gefallen und führen eine „Mahl- und Schlachtsteuer“ ein. Zudem kommt eine neue Mode aus Paris auf: Röcke mit einer „Krinoline“. „Krinolinen“ sind die großen Reifen, die den Stoff vom Rock weit von den Beinen halten. Ich denke da immer an „Sissi“-Filme. Ich darf Euch nur das Foto vom Frauen-Brunnen bieten. Dieses zeigt keine Krinoline, aber eine Preußin, kurz bevor die Mode aufkommt. Eines ist aber klar: darunter kann man viel verstecken. So wird „Bolze Lott“ Schmugglerin. Sie soll viel am Tor der Markmanngasse „gearbeitet“ haben. Dort ungefähr, wo wir heute feiern, steht zu der Zeit eine Brücke aus Nachen nach Deutz.
    Zöllner sind aber allgemein nicht dumm. Es ist schwer, mit so einem Teil am Kleid zu gehen. Wenn du kiloweise Mehl und Fleisch unten an der Krinoline hängen hast, wird es nochmal schwerer. Natürlich sehen die Zöllner, dass da etwas nicht passt. Aber wenn sie Lotte aufhalten oder gar anfassen, um nachzugucken, schreit und schimpft die hochaufgeschossene Frau, die früh keine Zähne mehr im Mund hat und gern mal etwas nach billigem Schnaps riecht. Zur der Zeit ist es für Männer genauso unmöglich wie heute, einer Frau unter den Rock zu gucken. Nur heute haben wir Frauen, die das erledigen. Damals gibt es sie nicht. Und Lotte ist hinterhältig! Manchmal tut sie nur so, als ob sie schwer bepackt wäre. Dann lässt sie die Zöllner gewähren und nachschauen – nur um noch mehr zu schimpfen, wenn die Männer feststellen, dass sie hinters Licht geführt sind. Sie wissen nicht, was zu tun ist, um sie dranzukriegen. – Verarscht fühlt sich „Bolze Lott“ selbst nur 1874, als die Preußen die Steuer wieder abschaffen…

    Von der Stunde an, geht sie auf Wanderschaft, um vor Kirchen, auf Kirmessen, an Häusern und in Wallfahrtsorten mit Kerzen und allerlei Kleinkram zu handeln. Man muss dazu wissen, dass sie dabei auch nicht anders kann, als zu schimpfen und die Leute zu beleidigen. So wird sie auch im Umland bekannt. Fragt mal in Sechtem nach! Dort ruft sie einem Pastor, der nichts kaufen möchte, nach einer Schimpftirade noch „Pfaffengut – Raffgut, Teufel halt den Sack auf!“ nach.

    Aber alt wird sie, wenn man an dieses Leben denkt, 76 Jahre. 1902 stirbt sie in der „Große Spitzengasse“ in der sie zuletzt wohnt. Die „Große Spitzengasse“ lag da, wo heute die „Tel-Aviv-Straße“ ist. Diese ist ein Teil der Nord-Süd-Fahrt. Für das Foto habe ich mich an den Ort gestellt, an dem diese Gasse vermutlich auf die „Kleine Spitzengasse“ traf, die es heute noch gibt.

    Auch wenn von „Bolze Lott“ keine Spur mehr zu finden ist, weil kaum noch etwas wie damals aussieht, muss man sagen, dass doch das Eine überlebt hat: die Geschichten, die wir uns über das echte Original erzählen und das Nachdenken über „Bolze Lott“.

    Michael

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    Et Scholastika Bolz, miets nor et „Bolze Lott“ genannt, es ein vun de Orgenale, die et mir aangedon han. Et es nor diffisil, üvver it ene „schöne“ Beidrag zo maache. Vun dä klein Lück op der Stroß, die ald lang dud sin, es off et nit mih vill ze finge. Et gitt off kei Fotto, kein Statue un selvs die Stelle en Kölle, wo se geläv han, sin nit selde fott.

    Et Scholastika Bolz weed am 8. Dezmber 1825 en Kölle gebore. Der Papp es ene Rhingarbeider un die Zoot Mann, die der Luhn ihter en der Weetschaff avlivvere, wie dat hä dä noh Hus bränge. Su liert et klei Scholastika en der Kostgass si Levve kenne. Üvvrigens, „Scholastica“ heiß op Deutsch „die Schülerin“. E Fotto vun der Kossgass wie se hügg es, han ich üch beigedon. Hat ehr gewoss, dat dä möffelige Striefe am Bahnhoff en aal Stroß es, wo ens Minsche geläv han? Der Bahnhoff woodt jo eesch av 1857 gebaut.

    Der Johann Friedrich Steinhausen, dä Kääl, dä et Lott 1846 hierod, es kei bessche besser. Hä es och Rhingroller, hät ene Rof als Schlagdrop un kütt koot noh der Huhzigg en de Blech. E paar Dag drop kratz hä en der Aanstalt en Brauwieler av un et Lott es met 22 Johr ald Witfrau.

    För an Geld ze kumme, versök et Lott als Käazemöhn zo arbeide. Kääzemöhne sin miets aal Fraue, die e paar Grosche för en Kääz krige, die se en ener Kirch opstelle un för dä bedde, dä kei Zigg ävver Nüsele hät. Et Bolze Lott versteiht dat nit esu ganz, dat et och Kääze kaufe un bedde soll, wenn im einer Geld gitt. Dobei hät et och noch ene Ton am Liev, wie de Rhingroller selver. Wie ene Priester, dä et god meint , em Winter frög „Hatt Ehr ald jet kräge?“, säht et „Eja, en kaal Fott!“. Als Kääzemöhn hät mer esu kein Zokunf.

    Ävver et es och gewief. 1856 dun de Preuße im dä Gefalle un föhre en „Mohl- un Schlaachstüür“ en. Zodäm kütt en neu Mode us Paris op: Röck met ener „Krinolin“. „Krinoline“ sin die große Reife, die der Stoff vum Rock wigg vun de Bein halde. Ich denk do luuter an „Sissi“-Filme. Ich darf Üch nor et Fotto vum Fraue-Brunne beede. Dat zeig kein Krinoline, ävver ene Preußin, koot bevür die Mode opkütt. Eins es ävver klor: dodrunger kann mer vill versteche. Su weed et Bolze Lott Schmugglerin. Et soll vill an der Pooz an der Markmannsgass „gearbeidt“ han. Do ungefähr, wo mer hügg fiere, steiht zo dä Zigg en Bröck us Naache noh Düx.

    Zöllner sin ävver allgemein nit doof. Et es schwer, met su enem Deil am Wöbche ze gonn. Wann do killowies Mähl und Fleisch unge an su ener Krinolin hänge häs, weed et noch ens schwerer. Natörlich sinn die Zöllner, dat do jet nit pass. Ävver wann se et Bolze Lott ophalde ov esugar aanpacke för nohzeluure, schreit un krakeelt die huh opgeschosse Bunnestang, die fröh kein Zäng mih em Mungk hät un gään ens jet noh Schabau rüch. Zo dä Zigg es et för Kääls genausu unmöglich wie hügg, ener Frau unger der Rock ze luure. Nor hügg han mer Frauminsche, die dat erledige. Domols gitt et die nit. Un et Bolze Lott es verschlage! Mänchmol deit et nor esu, wie wann et schwer bepack wör. Dann lööt et de Zöllner gewähde un nohluure - nor för noch mih zo schänge, wann die Kääls fasstelle, dat et se för der Jeck gehalde hät. Se wesse nit, wat zo dun es, för et draanzekrige. – För der Jeck gehalde föhlt sich et Bolze Lott selver nor 1874, wie de Preuße die Stüür widder avschaffe…

    Vun dä Stund an, geiht et op Wanderschaff öm vür Kirche, op Kirmesse, an Hüüser un en Pilgeroote met Kääze un allerlei Fickfacktätcher ze handele. Mer muss dobei wesse, dat et dobei och nie anders kann, wie ze schänge un de Lück eine enzescheppe. Su weed et och em Ömland bekannt. Frogt ens för e Beispill en Sechtem noh! Do röf et ene Pastur, dä nix kaufe well, noh ener Schängerei noch „Paafgod – Raafgod, Düüvel hald der Sack op!“ noh.

    Ävver ald weed et, wann mer an dat Levve denk, 76 Johr. 1902 stirv et en der „Große Spitzengasse“, wo et zoletz wonnt. De „Große Spitzengasse“ log do, wo hügg de „Tel-Aviv-Stroß“ es. Die es e Deil vun der Nord-Süd-Faht. För dat Fotto han mich an dä Oot gestellt, wo die Gass vermodlich op de „Kleine Spitzengasse“ getroffe es, die et hügg noch gitt.

    Och wann vum Bolze Lott kein Spor mih ze finge es, weil och kaum jet ussüht wie dozomol, muss mer sage, dat doch dat Eine üvverläv hät: die Kreppcher, die mer uns üvver dat ech Orgenal verzälle un jet üvver et Bolze Lott simeliere.

    Mechel
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  • Der Ort am Grabhügel

    7. juni 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 15 °C

    Der Ort am Grabhügel

    Diesmal machen wir eine kleine Exkursion nach Köln-Libur.
    Libur bedeutet soviel wie "am Grabhügel liegend" oder einfach "am Grabeshügel".
    Wenn man nun bedenkt wie klein Libur einst war, dann reicht ja auch ein Grabhügel. Doch diese gibt es dort schon lange nicht mehr. Dafür hat das Dorf im Jahre 1650 bereits einen Kirchhof an der Stelle, wo heute die Kirche St. Margareta direkt nebenan steht.

    Die alte Friedhofsmauer fällt einem sofort ins Auge, wenn man dort entlang geht. Macht natürlich neugierig. Erkennt man doch gleich der Friedhof sieht aufgegeben, ja offengelassen aus. Da steckt doch garantiert Geschichte drin.

    Nun gibt es auf jeden Fall auch einen neuen Friedhof in Libur. Denn Libur hat auch ein Neubaugebiet. Ist also nicht mehr ganz so klein.

    Doch was ist denn das für ein Gedenkstein für Hannah? Der ist doch erst ein paar Jahre alt. Überhaupt sieht das hier doch sehr gemischt aus. Kindergräber? Oder doch nicht?
    So traurig es klingt, es ist eine Besonderheit, die es für Libur, welches ja zum Amt Porz gehört, erstmals auch nur dort gab.
    Es nennt sich Sternenfeld und ist eine Art Gedenkstätte für "Sternenkinder", die vor ihrer Geburt bereits verstorben sind. Eine Stele steht dort, die ein wenig Licht ins Dunkel bringt, jedoch auch schon bessere Tage gesehen hat. Wie das ganze Sternenfeld, welches dringend einer Restaurierung bedarf. Doch wie so oft, dafür fehlen die notwendigen finanziellen Mittel und so gammelt wieder ein altes Stückchen "Köln" dahin. (Fotos)

    Zugegeben, auch Verfall hat seine Reize, doch irgendwie ist mir gerade beim Anblick des Sternenfeldes doch etwas traurig ums Herz geworden.

    Etwas imposanter präsentiert sich das Barockkreuz, welches einem direkt ins Auge fällt.
    Natürlich fehlen auch Grabstellen von ehemaligen Priestern nicht.
    Und ein Rundblick zeigt noch viele alte Grabsteine, die einfach an der Mauer lehnen. Vielleicht ja auch, damit der Rasen irgendwann einmal gemäht werden kann.
    St. Margareta liegt übrigens am Kulturpfad Porz, was dem Kulturwanderer dann ja auch einen Blick auf den alten Friedhof werfen lässt.

    Und sonst so? Libur hat eine Tradition. Es wird ein Maipaar gekürt. Heute sah ich dann auch per Zufall wer das Paar vom letzten Jahr war. Das Schild der Maikönigin und des Maikönigs, hing dem Haus am Friedhof genau gegenüber. (Foto) Organisiert wird das Ganze vom Jungesellenverein St. Michael, 1946 e. V.

    Eine weitere Besonderheit ist der Margaretenhof. Einst ein typischer Bauernhof mit Acker und Viehzucht, ist er seit knapp 12 Jahren der erste Hof Kölns gewesen, der eine Biogasanlage errichtet hat. Diese wurde vor 3 Jahren sogar erweitert.
    Der Margaretenhof wird seit 1899 von der Familie Bulich bewirtschaftet, die den Hof von Familie Eltz-Rübenach gepachtet hat. Somit ist der Hof eine weitere Sehenswürdigkeit in Libur.
    Und da lebt noch etwas anderes..... Schaut mal auf die Fotos.

    Solltet ihr also einmal Libur anschauen, dann denkt an diesen Beitrag. Libur ist ein Kleinod, welches man kaum kennt.

    Und bevor ich es vergesse, Libur hat einen großen Golfplatz, an der anderen Seite, hinter den Äckern. Dieser war Drehort in der TV Serie "Mord mit Aussicht", in der Folge "Tod am 18.Loch".

    Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • Das Eigelsteintor

    8. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 17 °C

    Kölschgänger zwischendurch
    (Dinge kurz erklärt)

    Das Eigelsteintor

    Hi ihr Lieben,

    heute möchte ich euch ein wenig vom Eigelsteintor erzählen. Natürlich gibt es darüber noch viel mehr zu berichten, aber ich habe euch mal ein paar interessante Fakten zusammen- getragen.

    Das Eigelsteintor ist das Nordtor der mittelalterlichen Stadtmauer. Ab 1180 erbaut und 1881 abgerissen, war dies die römische Verbindung zwischen den beiden alten Städten Neuss und Xanten und weiter in die südlichen Niederlande. Die Stadtmauer war ein starkes Bollwerk und die stärkste Befestigung nördlich der Alpen. In einer Nische des Tores steht ein Abguss des „kölschen Boor“. Er wurde 1891 als Symbol der Treue der Kölner zu ihrem Kaiser Wilhelm II. aufgestellt. Aber erst mit dem Dreigestirn wurde der „kölsche Boor“ wirklich populär. Das Original steht heute im Rathaus.

    Im Turmbogen hängt ein halb zerschossenes Schiffswrack, das an den Untergang der „Cöln“ im Seegefecht 1914 erinnern soll. Damals starben 379 Matrosen. Am Jahrestag findet hier immer eine Gedenkfeier statt. Ebenfalls hängt hier, wie an vielen Orten in Köln, das Stadtwappen. Aber was hat es damit eigentlich auf sich? Die Erklärung: Es hat die Farben rot und weiß, die Farben der Hanse. Die Hanse war eine Vereinigung der Kaufleute zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert. Was heute kaum noch jemand ahnt, Köln war zusammen mit Lübeck Mitbegründer eben dieser Hanse und zählt damit zu den ältesten deutschen Hansestädten.
    Die drei Kronen im Wappen stehen für die heiligen drei Könige, denn ihre Reliquien wurden 1164 nach Köln gebracht und liegen im goldenen Schrein des Kölner Doms. Seit dem 12. Jahrhundert sind die drei Kronen das Hoheitszeichen unserer Stadt.

    Die elf schwarzen Flammen sind seit dem 16. Jahrhundert im Kölner Stadtwappen zu finden. Sie erinnern an die Heilige Ursula. Eigentlich sollten die Flammen Hermelinschwänze darstellen, da diese im Wappen der Bretagne auftauchen, denn Ursula war eine bretonische Prinzessin.

    So, das waren mal einige Fakten zum Eigelsteintor. Habt einen schönen Tag.
    Euer Ronald
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  • Ein etwas anderes Köln

    9. juni 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 17 °C

    Ich bin unterwegs in Köln, wie schon so oft und gerne. Mein Weg führt mich diesmal nun zu einem weiteren "Heiligtum" der Kölner: dem Müngersdorfer Rhein-Energie-Stadion. Ich bin jetzt nicht unbedingt DER Fussballfan schlechthin, aber ich muss sagen, dieser Anblick, wenn man so direkt vorm Stadion steht, hat was. Zumal ich das Ganze in Ruhe genießen kann.

    Es ist heiß, ich hab wohl für meinen Besuch hier einen der heißesten Tage überhaupt erwischt. Die Rasenflächen rechts und links von mir werden auch unablässig mit Wasser besprengt.
    Ins Stadion direkt rein kann ich zwar nicht, aber immerhin habe ich einen Blick durch eine Absperrung auf das Spielfeld erhaschen können, wo gerade der Rasen für die kommende Saison verlegt wird. Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass es hier während der Saison zuweilen weit weniger beschaulich und sehr viel lauter zugeht, deshalb nutze ich meinen Besuch dort, und kann mich etwas genauer umsehen rund um das Stadion. Wie gesagt, in aller Ruhe.

    Bei diesen Temperaturen ist man allerdings froh, irgendwann ein schattiges Plätzchen zu finden und so setze ich meinen Spaziergang fort. Den hinteren Teil des Stadions im Rücken liegt ein Waldgebiet vor mir und das wirkt direkt einladend, um mal aus der Sonne zu kommen. Zu überqueren ist dazu nur die Junkersdorfer Straße, dann sehe ich rechts noch ein Gelände, wo trotz der sengenden Hitze trainiert wird. Etwas weiter liegt dann links der Club Astoria, ein beliebtes Ausflugslokal.

    Ich gehe noch einige Meter weiter und mir eröffnet sich ein Panorama, was ich hier so nicht erwartet habe. Ich stehe am Ufer des Adenauer Weihers und habe plötzlich überhaupt nicht mehr das Gefühl, mich mitten in einer Millionenstadt zu befinden. Für mich persönlich ist Köln sowieso nicht die typische Großstadt, aber mehr schreibe ich dazu jetzt nicht, sonst gerate ich wieder zu sehr ins schwärmen. Und hier geht es ja jetzt gerade mal um dieses herrliche Fleckchen Erde. Kaum vorstellbar, dass sich quasi hier um die Ecke das Rhein-Energie-Stadion befindet, dessen Lautstärkepegel während eines Spiels hier vielleicht noch abgeschwächt zu hören sein mag, trotzdem ist das hier eine ganz andere Welt.

    Im Schatten auf einer Bank sitzend, genieße ich einfach nur noch den Ausblick auf das Wasser, eingerahmt von Bäumen. Hin und wieder verirren sich hier Jogger oder Radfahrer, die ihrem Bewegungsdrang trotz der hohen Temperaturen nicht widerstehen können. Ansonsten herrscht hier nur Stille. Ein Ort zum ausruhen. Ein Ort, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen und Kraft zu tanken. Denn wo geht das besser als in der Natur und noch dazu in so schöner wie hier.

    Entstanden ist dieser Weiher, der im östlichen Teil des Stadtwaldes liegt, und seinen Namen dem damaligen Oberbürgermeister der Stadt Köln, Konrad Adenauer, verdankt, übrigens in den 1920er Jahren, als der Stadtwald erweitert wurde. Adenauer setzte während seiner Amtszeit von 1917 bis 1933 sehr viel daran, Orte zur Erholung zu schaffen.

    Rund um den über fünf Hektar großen Weiher, der am Rand des Stadtteils Lindenthal liegt, führt ein Weg, der sich perfekt für einen ausgedehnten Spaziergang eignet.
    Und genau das werde ich nächstes Mal mal machen. Wenn es nicht mehr so heiß ist...
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  • Die Agnetenschule in der Mittelstraße

    11. juni 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 17 °C

    Die Agnetenschule in der Mittelstraße

    Gestern saß ich in der Mittelstraße in einem Cafe, relaxte etwas, schaute mich um, und was entdecke ich? Eine Tafel mit einem Hinweis auf eine Schule. Klar, längst vergangene Zeiten. Hier auf dieser Straße regiert heute der Kaufrausch. Gut versteckt haben sie diese Tafel, halb in einem Hauseingang. Aber ich wäre kein Kölschgänger, wenn mir diese Tafel entgangen wäre. Nun ist natürlich meine Neugierde geweckt. Also erstmal lesen, was auf der Tafel steht, Bild machen, hektisch meinen Kaffee runterspülen und im Netz nach Informationen suchen. Bei solchen Entdeckungen geht mir der Gaul durch, irgendwann mal danach schauen geht nicht. Das muss jetzt sein.

    Aber beim „Googeln“ die Ernüchterung, bekomme immer den Vorschlag „Agentenschule“. Im Netz ist so gut wie nichts zu finden. Also alles an Literatur aus dem Regal und Bücher wälzen. Am Ende ist es nicht allzu viel, was ich finden konnte, aber immerhin einiges.

    Denken wir uns also ins Köln des Jahres 1814, es ist der Umbruch von der französischen zur preußischen Zeit in Köln. Die Zustände in der Stadt sind alles andere als gut, sehr schön hat es der Kölner Bankier Abraham Schaafhausen ausgedrückt, „Jesses, Maria, Josef, do hierode mer ävver en ärm Familich“.

    Die sozialen Zustände in dieser Zeit waren schlecht, es mangelte an allem. Pfarrer Geistmann, an St. Aposteln tätig und gleichzeitig Mitglied der städtischen Armenverwaltung, forderte deshalb die Gründung von „Unterrichtsanstalten für arme Mädchen von 9 bis 14 Jahren in Köln. Durch ihn entstand die Stiftung der Agnetenschule im Jahre 1826. Bis ins Jahr 1841 war die Schule an der Ecke Neumarkt/Gertrudenstr. untergebracht, ehe sie in die Mittelstraße verlegt wurde. Im Jahre 1878 musste die Schule aufgegeben werden, aber ihr Vorstand existierte weiter und verwaltete die Vermögenswerte der Stiftung.

    Dann, wir schreiben das Jahr 1891, richtete sich der Vorstand in einem Schreiben an den Kölner Erzbischof und bat um die oberhirtliche Genehmigung, die Agnetenschule wieder eröffnen zu dürfen. Damit die Chancen dazu besser standen, schlug der Vorstand vor, dass Dominikanerinnen die Leitung übernehmen sollen und dort eine Niederlassung zu gründen sei. Durch diesen klugen Schachzug wurde die Eröffnung der Agnetenschule erreicht. Die Schule wuchs beständig und schon bald mussten weitere Gebäude zugekauft werden. Die Anzahl der Schüler und des Personals wurde immer größer. Wurden 1892 „die alleinstehenden weiblichen Personen, die Armenküche, das Taubstummenkinderheim, die Handarbeitsschule, der Kindergarten und das Altersheim“ von fünf Schwestern betreut, so wuchs ihre Anzahl bis 1933 auf 30 Schwestern an. Also eine Erfolgsgeschichte. Spannend finde ich auch, welche „Abteilungen“ es in der Agnetenschule gab. Was für Zeiten.

    Bereits 1897 war mit dem Bau eines Klosters mit Hauskapelle, Beetsaal, Schule, Schlaf- und Wohnräumen begonnen worden. Nebenbei wurde in Braunsfeld das Dreifaltigkeitskloster –und Krankenhaus gebaut, welches 1906 als Außenstelle des Agnetenstiftes eingerichtet wurde.
    1935 wurde die Schule von den Nazis geschlossen und am 31.05.1942 brannte das Gebäude nach dem Beschuss mit Brandbomben aus. Der Luftschutzkeller allerdings blieb erhalten und sollte 1944 für 71 Menschen zur Todesfalle werden.

    Im Jahre 1962 wurde das Richtfest für den Neubau an dieser Stelle gefeiert, Seitdem trägt diese Häusergruppe den Namen „Agnetenhof“. Auch wurde eine bronzene Gedenktafel angebracht. Vom Portal der Apostelkirche wurde ein „Gewändekämpfer“ über der Platte ins Mauerwerk eingelassen. So wird bis heute auf die Verbindung der Agnetenschule zur Apostelkirche hingewiesen. Auf diesen Kämpfer bezieht sich auch der erste Satz des Gedenktextes.

    Eigentlich eine längst vergessene Geschichte aus dieser Stadt. Ich bin froh, diese Tafel entdeckt zu haben und konnte so mit diesem Beitrag die Erinnerung an ein altes Stück Köln wieder aufleben lassen. Auch dafür stehen wir Kölschgänger, und darauf sind wir stolz.

    Bleibt neugierig und wachsam
    euer Ronald
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  • Konrad von Hochstaden

    13. juni 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 24 °C

    Der Arsch vom Rathausturm - sorgt immer wieder mal für Aufsehen. Warum hängen wir uns einen Arsch an den Rathausturm?
    Ich zitiere den Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) vom 2. April 2019 dazu: „Das ist ein ganz beliebtes Motiv gewesen“, sagt der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings. „Dabei ging es darum, der Obrigkeit quasi den Arsch hinzuhalten. Mit derber, zur Schau gestellter Sexualität sollte gezeigt werden, dass einem die Moral- oder auch Ordnungsvorstellungen der Obrigkeit wurscht waren.“ Derart spöttische Kommentare wurden von der Staatsmacht – in diesem Fall vom Kölner Stadtrat – durchaus toleriert, ähnlich wie etwa auch im Karneval. – Ende des Zitates.
    Das Original dieser Figur hängt dort laut KStA seit dem Jahr 1410. Der Rat der reichen, stolzen Handelsstadt baut im ab dem Jahr 1407 ein Symbol der bürgerlichen Macht, einen der höchsten Profanbauten seiner Zeit und „toleriert“ etwas an seinem Aussehen? Das kommt mir komisch vor.
    Der nackte Hintern ist ein „Narrenspiegel“ aus dem Mittelalter. Schon die Darstellung einer nackten Person gilt in dieser Zeit als ein Hinweis auf die Todsünde „Wollust“. Da kann man nicht drüber streiten. Ich finde aber nicht, dass es erklärt, warum der Rat der Stadt das unter der sonst korrekten Darstellung von Konrad von Hochstaden „toleriert“. Selbst wenn er, wie viele Kirchenfürsten, alles andere als ein „sittsames“ Leben führt, ist er die höchste geistliche und weltliche Macht der Stadt.
    Konrad von Hochstaden ist von 1238 bis zu seinem Tod 1261 der Erzbischof von Köln. Ihm verdankt die Stadt den Bau des Domes im Jahr 1248 und das Stapelrecht im Jahr 1259, das Köln reich macht. Da „toleriert“ man einen Narren unter seiner Figur, der sich offensichtlich einen bläst?
    Die Interessen der Stadt werden im Jahr 1410, recht neu durch die Zünfte, die Handwerker der Stadt, vertreten. Der neue Reichtum macht sie stolz und arrogant. Da wird nichts „toleriert“.
    Zuerst läuft es ja ab 1238 prima mit Konrad von Hochstaden. Er ist bestrebt, sein Erzstift zu erweitern und wird von den Kölnern unterstützt. Diese erhalten dafür das Privileg, das Kölner innerhalb der Stadt nur von Kölner Schöffen verurteilt werden dürfen und auch den Bierpfennig, eine einträgliche Steuer.
    Im Jahr 1252 macht Konrad von Hochstaden aber einen bösen Fehler: er lässt minderwertige Münzen schlagen, durch die die Kölner Kaufleute ihren Wohlstand bedroht sehen. Es eskaliert, bis Konrad die Stadt beschießen lässt. Der prominente Dominikaner-Mönch Albertus Magnus schlichtet im „kleinen Schied“ im selben Jahr.
    Das hält nicht lange. Der bewaffnete Konflikt bricht bald wieder aus. In Frechen kommt es zur Schlacht, in der Konrad von Hochstaden verliert. 1258 wird ein Waffenstillstand vereinbart und der „große Schied“ wieder durch Albertus Magnus gesprochen. Der Stadt werden in der Innenverwaltung viel weitergehende Rechte eingeräumt, aber Konrad von Hochstaden formell als Herr der Stadt in geistlichen und weltlichen Dingen mit wichtigen Kontrollfunktionen belassen.
    Ein Jahr später lässt er sich seine Rechte bestätigen. Und weil die Kölner nicht so wollen wie er, spielt er die Zünfte gegen die Patrizier aus und setzt sich wieder mit Waffengewalt dann doch durch.
    Ich glaube, man darf sagen, der Narrenspiegel wird da nicht „toleriert“, sondern hängt da aus voller Absicht und soll sagen „Blas dir einen“. Das darf man mal nicht unterinterpretieren.

    Michael

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    Dä Aasch vum Rodhuusturm – sorg immer widder ens för Opsinn. Woröm hänge mer uns ene Aasch an der Rodhuusturm?
    Ich zitiere der Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) vum 2. April 2019: „Das ist ein ganz beliebtes Motiv gewesen“, sagt der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings. „Dabei ging es darum, der Obrigkeit quasi den Arsch hinzuhalten. Mit derber, zur Schau gestellter Sexualität sollte gezeigt werden, dass einem die Moral- oder auch Ordnungsvorstellungen der Obrigkeit wurscht waren.“ Derart spöttische Kommentare wurden von der Staatsmacht – in diesem Fall vom Kölner Stadtrat – durchaus toleriert, ähnlich wie etwa auch im Karneval. – Engk vum Zitat.
    Et Orgenal vun dä Figur hängk do zick 1410, säht der KStA. Der Rod vun der gesalvte un stolze Handelsstadt baut av dem Johr 1407 e Symbol vun der bürgerliche Maach, eine vun de hühste Profanbaute singer Zigg un „tolereet“ jet am Ussinn? Dat kütt mer ärg komisch vür.
    De bläcke Fott es ene „Narrespeegel“ usem Meddelalder. Ald die Darstellung vun ener nackige Person gild en dä Zigg als ene Hinwies op die Dudsünd „Rösigkeit“. Do kann mer nit drüvver strigge. Ich finge ävver nit, dat et klor mäht, woröm der Rod vun der Stadt dat unger dä söns korrekte Darstellung vum Konrad vun Hochstaden „tolereet“. Selvs wann hä, wie vill Kirchefööschte, alles andere wir e „sittsam“ Leeve föht, es hä de hühste geisliche un weltliche Maach vun der Stadt.
    Der Konrad vun Hochstaden es vun 1238 bes zo singem Dud 1261 der Ääzbischoff vun Kölle. Im verdank de Stadt dä Bau vum Dom em Johr 1248 un et Stapelrääch em Johr 1259, dat Kölle rich mäht. Do „tolereet“ mer ene Jeck unger singer Figur, dä sich, wie et ussüht, eine blös?
    Die Belange vun der Stadt weede em Johr 1410 rääch neu vun de Zünf, de Arbeidslück vun der Stadt, vertrodde. Dä neue Richdum mäht se huffäädig un huhpöözig. Do weed nix „tolereet“.
    Zoeesch läuf et jo av 1238 prima mem Konrad vun Hochstaden. Hä deit alles doför, singe Ääzsteff uszebaue un weed vun de Kölsche ungerstütz. Die erhalde doför et Sonderrääch, dat Kölsche benne vun der Stadt nor vun kölsche Schöffe verurdeilt weede dürfe un och der Bierpenning, en Stüür, die ööntlich Moppe brängk.
    Em Johr 1252 mäht der Konrad vun Hochstaden ävver ene fiese Fähler: hä lööt Münze schlage, die Tinnef sin un durch die de kölsche Kauflück ehre Richdum bedroht sinn. Et eskaleet, bes der Konrad de Stadt bescheeße lööt. Dä bekannte Dominikaner-Klusterbroder Albertus Magnus deit dö Strigg em selve Johr em „kleine Schied“ schlichte.
    Dat häld ävver nit lang aan. Dä Strigg met Waffe brich baal widder us. En Freche kütt et zor Schlaach, en dä der Konrad vun Hochstaden et Nohsinn hät. 1258 weed ene Waffenstellstand usgemaht un der „große Schied“ widder vum Albertus Magnus gesproche. Der Stadt weede en der Enneverwaltung vill wiggergehende Räächte engeräump, ävver der Konrad vun Hochstaden formell als Häär vun der Stadt en geistliche un weltliche Saache met wichtige Kontrollfunktione belooße.
    Ein Johr späder lööt hä sich sing Räächte bestätige. Un weil de Kölsche nit su wolle wie hä, spillt hä de Zünf gäge de Patrizier us un setz sich met Waffegewalt dann doch durch.
    Ich gläuve, mer darf sage, der Narrespeegel weed do nit „tolereet“, sondern hängk do us voller Avsich un soll sage „Blos der jet“. Dat darf mer nit ungerinterpreteere.

    Mechel
    Les mer

  • Die Himmelstänzerin

    14. juni 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 21 °C

    "Wie wäre denn das Leben ohne Kunst? Es ist deprimierend, wenn man das Leben nur auf das Stillen der Grundbedürfnisse und auf die Funktion reduziert. Kunst fängt dort an, wo es Fülle gibt. Innere oder äußere. Kunst entspannt, regt an und bereichert. Sie ist durchaus lebensbejahend und bewegend. Sie steht über Politik und Grenzen, Sprachbarrieren und Regeln. Diese Sprache ist für jeden offen."
    So sagt die Kölner Künstlerin Sasha Kisselkova, die dieses Werk sehr zur Freude der Nippeser erschaffen hat. Wer mit der Linie 13, der sogenannten "Gürtelbahn" fährt, sieht das imposante Kunstwerk auf der Hauswand an der Merheimer Straße 285.
    Der Eigentümer hatte sich ein Werk der Künstlerin, die auch schon in der Südstadt ein kleineres Wandbild erstellt hat, gewünscht.
    Da sie wegen der Corona Krise viel Zeit übrig hatte, konnte sie diesem Wunsch nachkommen.
    Ein wundervolles fröhliches Farbenspiel, mit leuchtenden Pigmenten im Sonnenlicht ist das Ergebnis. Die Hauswand eignete sich besonders von der Größe, der Struktur und der Lage, denn es ist eine Nordwand mit wenig Sonneneinfall, was das Gemälde haltbarer macht. In dieser Dimension zu malen war auch für Sasha Neuland. Auf einem vom Eigentümer gestellten Gerüst(er ließ das Haus renovieren) verbrachte sie 8 Wochen damit, ihr Werk so zu gestalten, wie es ihr am besten gefiel. Dies bedeutete auch ausprobieren und zwischendurch wieder überpinseln, bis sie zufrieden war. Knapp 30 Liter Farbe wurden dabei verwendet. Das Werk bekam den Titel "The Sky Dancer".
    Doch was bedeutet es, wie definiert sie selbst dieses Bild. Ich habe sie gefragt.
    Inspiriert wurde sie bei diesem lebensbejahendem, fröhlichen Bild durch die buddhistische und schamanische Kultur. Die Himmeltänzerin stellt einen weiblichen Geist dar, welcher in Harmonie mit den Elementen lebt. Eine Botschafterin für Mitgefühl, Segen, Licht und Frieden soll die Tänzerin sein. Für alle Menschen! So Sashas Vision.
    Ich habe mich eine Weile mit dem Bild beschäftigt, es genau betrachtet, mich darauf eingelassen und nicht nur mit einem schnellen Blick aus der Hochbahn der Linie 13. Viele kleine Details erkennt der aufmerksame Betrachter.
    Vielleicht ist es gar ein Phönix statt der Tänzerin? Man kann alles mögliche daraus ableiten, je länger man seiner Phantasie freien Lauf lässt. Vielleicht ist das ja auch, was Sasha Kisselkova mit ihren Werken beabsichtigt.
    Bei meinen Kölschgängen bin ich schon einigen Street- und Mural-Art-Werken begegnet Auch unser Ronald hat schon über das eine oder andere Wandbild berichtet. Mich freut die Bereitschaft mancher Hausbesitzer, ihre Wand für ein buntes Köln bereitzustellen.
    Weniger erfreulich sind wild angebrachte Schmierereien, vor allem auch solche, die dann die Arbeit der Künstler zerstören. So musste sie z. B. ihr anderes Gemälde, welches den Titel "Der Waldgeist" trägt restaurieren, da es beschmiert wurde. Dabei resultiert es erst von März diesen Jahres. Doch Kisselkova bleibt gelassen und hofft vor allem ihr neuestes Werk darf lange die Kölner im Original erfreuen.
    Vor allem freu ich mich, dass wir von Kölschgänger einer der Ersten sein durften, die über dieses Kunstwerk berichten konnten.

    Euch allen einen entspannten Sonntag, eure Elisabeth
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  • Ein Krokodil auf dem Rhein

    15. juni 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 20 °C

    Kölschgänger zwischendurch

    (Dinge kurz erklärt)

    Ein Krokodil auf dem Rhein - Abenteuer für die Kleinen

    Erinnert ihr euch auch ab und zu an Abenteuer eurer Kindheit? Es sind ebenso schöne, wie auch wertvolle Erinnerungen. Ich durfte früher auf einem alten Aalkutter mitfahren. Nur ein paar hundert Meter den Rhein rauf und runter. Es ist ewig her und die Aalkutter sind längst Geschichte. Aber an guten Tagen, wenn ich am Rhein spazieren gehe, kommen die Erinnerungen zurück. Sie zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht und für ein paar kostbare Augenblicke bin ich wieder Kind und sehe den Rhein wieder mit Kinderaugen. Das ist schön.
    Nun, auch Ihr habt die Möglichkeit euren Kindern eine Freude zu bereiten. In Zündorf an der Groov könnt ihr mit einem kleinen Boot, dem Krokodil, auf die andere Rheinseite nach Weiß übersetzen. Kinder im Alter bis 6 Jahren fahren für 1 Euro. Das ist ein wirklich bezahlbarer Spaß.
    Ihr könnt sogar ein kleines Abenteuer daraus machen. Es gibt eine kleine weiße Tafel, die man herunterklappen muss, und einen extra Sitzplatz, damit der Kapitän auf dem Schiff auch sieht, dass da jemand wartet. Was glaubt ihr, welche Gefühle bei einem Kind aufkommen, wenn es alle Vorbereitungen getroffen hat und sich das Boot drüben auf der anderen Seite dann in Bewegung setzt. Zappelig wird es sein. Aufgeregt.
    Für Kinder ist der Strom noch viel größer und wenn ein Schiff vorbei kommt, das Krokodil ein wenig in den Wellen liegt und das kleine Schiff anfängt leicht zu schaukeln, ist die Aufregung bei euren Liebsten groß.
    Gönnt euren Lieben und auch euch selbst dieses Erlebnis.
    Kleiner Tipp. Am Abend vorher schon mal erzählen, was ihr machen wollt und dann eine kleine Geschichte erzählen. Die vom Wal, der sich mal in den Rhein verirrt hat, bietet sich da an.
    Viel Spaß wünscht euch Ronald
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  • Ohne Gebeine - kein Dom

    16. juni 2020, Tyskland ⋅ 🌧 17 °C

    Also, einen Dom gäbe es vielleicht schon, denn vorher stand ja dort schon der Hildebolddom, oder auch alter Dom genannt. Wie der weitere Werdegang einer Kirche an dieser Stelle gewesen wäre, ist fraglich, aber ohne Bedeutung, denn, wie wir wissen, gab es in der Geschichte Kölns diesen einen Tag, der dafür sorgte, dass es heute diese monumentale Kathedrale, den Kölner Dom, gibt.
    Es war der 23.07.1164, als die Gebeine der Heiligen drei Könige in Köln ankamen. Und damit war das "Schicksal" dieser Stadt besiegelt. Ja, das klingt vielleicht etwas dramatisch, aber in diesem Fall darf man das tatsächlich so nennen, denn wie gesagt: ohne Gebeine - kein Dom.
    Der damalige Dom konnte irgendwann die Massen an Pilgern nicht mehr aufnehmen, die fortan nach Köln strömten. Im ganzen westlichen Europa gab es kaum ein bedeutenderes Pilgerziel, als der Schrein der Heiligen drei Könige, sei es nun die erstmalige "Behausung" und dann natürlich auch der, den wir alle kennen. Selbst die im Dom zu Aachen gekrönten Herrscher kamen nach der Zeremonie nach Köln, um den Heiligen die Ehre zu erweisen.
    Ein neuer, größerer Dom musste her, so wollte es das Domkapitel. Und so kam es, dass am 15. August 1248 Erzbischof Konrad von Hochstaden den Grundstein zum Bau unserer heutigen Kathedrale setzte. Eine faszinierende Vorstellung, dass irgendwo im Bereich des Domchores dieser allererste Stein existiert. An welcher Stelle genau er sich befindet, vermag ich leider nicht zu sagen.
    So, von Hochstaden legte nun den ersten Stein. Aber wer war es eigentlich, der den Grund für diesen Bau geliefert und die Gebeine der drei Heiligen nach Köln gebracht hat? Sein Name: Rainald von Dassel. Ohne ihn hätte die Geschichte dieser Stadt einen völlig anderen Verlauf übernommen, davon bin ich überzeugt. Aber wer war der Mann, dem eine solche Bedeutung zukommt?
    Geboren wurde Rainald von Dassel um, man vermutet, 1120, als Sohn des Grafen Reinold I. von Dassel und der Mathilde von Schauenburg. Ausgebildet wurde er in der Domschule von Hildesheim (heute: Bischöfliches Gymnasium Josephinum), woran sich ein Studium in Paris anschloss. Nachdem er Mitte der 1140er Jahre als Subdiakon und Domcellarius (man könnte auch Finanzverwalter sagen) in Hildesheim gewirkt hat, wurde er dort Dompropst.
    Er erfüllte im Laufe der Jahre viele Ämter und Aufgaben, die ich hier nicht alle nennen möchte, da diese schlicht zu sehr ins Detail gehen würden und auch sind sie in Bezug auf meine heutige Geschichte nur insofern von Bedeutung, dass sie Rainald letztendlich in die Position brachten, in der es ihm möglich war, die wertvollen Reliquien nach Köln zu bringen.
    Da er enge Kontakte zum königlichen Hof hatte, wurde er bald zum engsten Vertrauten Kaiser Friedrich Barbarossas, er wurde sogar Reichskanzler und auch Erzkanzler von Italien (Barbarossa war Kaiser des römisch-deutsches Reiches). Im Jahre 1159 verhalf Barbarossa von Dassel dann zum Posten des Erzbischofs von Köln, nachdem der bisherige Erzbischof Friedrich II. von Berg gestorben war.
    Rainald von Dassel charakterlich zu beschreiben, dürfte schwierig sein. Von denjenigen, die den Staufern, von denen Barbarossa abstammte, nacheiferten, wurde er für Treue zum Hofe gelobt, für diejenigen jedoch, den den Papst verehrten und auf dessen Seite standen, war er ein böser Mensch, der die Kirche in Bedrängnis brachte.
    Als Erzbischof war Rainald nicht oft in Köln anzutreffen. Und dennoch tat er viel für die Stadt, denn nach einem Kriegszug, in welchem Mailand, wo sich bis dahin die Gebeine der Heiligen drei Könige befanden, erobert wurde, bekam er die Reliquien als Geschenk Barbarossas für seine treuen Dienste als Geschenk. Ich persönlich würde es eher Kriegsbeute nennen, denn freiwillig haben die Mailänder die Gebeine ganz sicher nicht herausgegeben. Aber wie dem auch sei...was für ein Mensch Rainald von Dassel auch gewesen sein mag - ohne ihn würde es unseren heutigen Dom so nicht geben.
    Von Dassel starb am 14.08.1167 in Italien an einer Seuche. Seine letzte Ruhestätte hat er im Kölner Dom gefunden. Wo? Das verrate ich hier jetzt nicht, aber ich bin sicher, ihr findet ihn.
    Bis bald, eure Ramona
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  • Dreifaltigskeits Kirche Köln

    18. juni 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute erzähle ich euch ein wenig von einer gewissen Katharina aus Ossendorf, einer Dienstmagd, die für ihre Zeit wohl mit sehr viel Selbstvertrauen gesegnet war, und der sogar ein Brunnen gewidmet ist.

    Bekannt wurde sie durch den Heimatdichter und Komponisten Joseph Roesberg. Der hatte nämlich das zweifelhafte Vergnügen, diese Dame leibhaftig zu erleben, da sie bei seiner Schwester angestellt war. Und dieser Mann hat neben vielen Karnevalsliedern 1859 auch ein Lied über die Dienstmagd Katharina geschrieben. Das „Schnüsse–Tring“-Lied. Er beschreibt sie im Lied als Dienstmagd mit etwas herben Charme, seitdem ist die Frau unter diesem Namen bekannt, als die aufmüpfige Schnüsse Tring.

    Ein Brunnen für eine Hausangestellte, da ist wohl jedem klar, die muss ein Original gewesen sein. So einfach kommt man ja nicht zu der Ehre, als Statue eines Brunnens „herhalten“ zu dürfen. Ja, und sie war wohl auch „etwas“ anders. Gelebt hat sie Mitte des 19. Jahrhunderts, also zu einer Zeit, als eine Hausangestellte noch tat, was ihr aufgetragen wurde.

    Nicht aber unsere Tring. Die hatte einen eigenen Kopf. Einen Dickschädel noch dazu. Sie hatte daheim bei ihrer Mutter kochen gelernt, und das machte ihr wohl auch Spaß. So begann sie als Dienstmagd zu arbeiten. Allerdings sollte sie da natürlich auch putzen, und das schmeckte unserer Katharina ja gar nicht. An Karneval frei haben war für sie normal, Windeln waschen…“ne, dat machen ich net“ konnte da schon mal die Antwort sein. Dreht sich um, verschwindet und lässt die Hausherrin stehen. Oder sich mit Selbstverständlichkeit an den Leckereien der Familie bedienen, all das konnte einem bei der Tring passieren. So verlor sie natürlich meist schnell ihre Anstellung und irgendwann landete sie bei der Schwester von Joseph Roesberg, und dieser schrieb dann ein Lied über Katharina.

    Aber kommen wir zum Brunnen selbst.

    Vor der Dreifaltigkeitskirche an der Rochusstraße findet ihr den „Schnüsse-Tring-Brunnen“, von Heinrich Esser 1982 als Erinnerung an Katharina von Ossendorf errichtet, dank der Initiative des Karnevalsvereins „Alte Kölner Karnevalsgesellschaft „ Schnüsse Tring“ 1901 e.V..
    Die Tring wird im Kittel, mit Besen und Putzeimer, aus dem Wasser in eine Schüssel läuft dargestellt. An den Füßen grobe Holzschuhe. Sie steht auf einem Podest auf dem „Schnüsse Tring“ steht. Neben ihr steht eine Schüssel, aus der Wasser in das Wasserbecken unter ihr läuft. Der leicht schiefe Mundwinkel ist sehr gut gelungen, sie scheint nicht sehr glücklich über ihre Aufgabe zu sein, und fast erwartet man, dass gleich eine Schimpftirade auf den Betrachter losgelassen wird.

    Ein schöner kleiner Brunnen, der die Geschichte eines kölschen Originals erzählt. Eine feine Sache, finde ich. Wenn ihr mal in Ossendorf seid, dann schaut mal bei Katharina vorbei.

    Teilen erwünscht, erzählt jedem in der Stadt von Kölschgänger, teilt, liked und helft uns damit, unsere Geschichten weiter zu verbreiten. Wir wären euch sehr dankbar. Euch eine gute Woche, bleibt neugierig und aufmerksam,

    euer Ronald

    Vielen Dank an dieser Stelle für die Bereitstellung des Bildes an S.V. Fotografie – Fotografie mit anderen Augen sehen
    Schaut doch mal auf der sehr gelungenen Seite vorbei, es lohnt sich.

    https://www.facebook.com/svfotografie.de/
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  • Kölner Notbrot

    20. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 20 °C

    Ein Brot? Ja, ich erzähle heute einfach mal über Brot. Es ist aber auch ein Stück Kölner Stadtgeschichte.
    Es ist das frühe 20. Jahrhundert. Der Erste Weltkrieg tobt seit dem 4. August 1914. Köln liegt in der Nähe der Westfront und ist Drehscheibe für die Truppenversorgung und nimmt Verletzte von der Front auf. Wenn auch kein Feind direkt an der Tür steht, findet der Krieg gerade auch in Köln statt.
    In extremen Situationen benötigt man schlaue Köpfe, die den Überblick bewahren, wenn man nicht untergehen möchte. Einer dieser Köpfe ist ein späterer Super-Star der Kölner und auch deutschen Geschichte: Konrad Adenauer.
    Man weiß ja, was im Krieg geschehen wird: die Lebensmittel werden knapp. In Köln bildet man daher im April 1915 eine „Lebensmittelkommission“, Vorsitz Konrad Adenauer. Das ist für Köln eine richtig gute Entscheidung, rückschauend betrachtet.
    Konrad Adenauer ist ja auch deswegen ein so erfolgreicher Politiker, weil er umsichtig und vorausschauend ist, wenn auch nicht immer vorsichtig, was seine Person betrifft. Das ist aber ein anderes Kapitel. Und er ist ein Tüftler und Erfinder. Eine nützliche Kombination, wenn man kreative Lösungen braucht.
    Natürlich weiß auch Konrad Adenauer, an was es in Köln in Kürze mangelt: Weizen und Roggen für Brot. Er trifft sich daraufhin mit den Brüdern Jean und Josef Oebel, Bäckermeistern, und entwickelt ein neues Brot. Es muss nicht besonders gut schmecken. Es soll die noch ausreichend vorhandenen Rohstoffe zu einer genießbaren Masse verbinden, die Köln überleben lässt. Genannt wird es „Kölner Sparbrot“. Kennt heute keiner mehr. Aber der ein oder andere von Euch kennt selbstverständlich das „Konrad-Adenauer-Brot“.
    Die Basis ist Mais, Reis und Gerste. Das haben wir noch. Aber Mais kann man nicht einfach backen. Dazu braucht man auch Fachwissen. Ich glaube, deswegen benötigte er die beiden Bäcker-Brüder. Bestimmt waren sie es, die ihm zeigten, wie man Mais durch darren (leichtes anrösten) und brühen soweit vorbereitet, dass man ihn für ein Brot verwenden kann. Bereits am 2. Mai 1915 bekommt er das Patent für das „Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes“ zugesprochen.
    „Viehfutter“ nannten es die Kölner, weil sie die Zutaten sonst eher dem Vieh gegeben haben. Und staubtrocken soll es in kurzer Zeit gewesen sein. Immerhin konnten sie es überliefern. Viele haben ja überlebt.
    Und so richtig schlecht kann es gar nicht sein. Ein Brot auf Grundlage dieses Rezepts, zugegeben, an den Zeitgeschmack angepasst, verkauft die Bäckerei Balkhausen in der Apostelnstraße noch heute. Da habe ich den Laib auf dem Bild her. Wenn ich es so betrachte, sieht es nach einem modernen Körnerbrot aus. So ändern sich die Zeiten. Früher ein Notbrot, heute eine Gesundbrot…
    Wie es schmeckt? Ich weiß es jetzt. Ihr müsst es selbst probieren, wenn Ihr mögt.

    Michael

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    E Brud? Jo, ich verzäll hügg ordinar üvver Brud. Et es ävver och e Stöckelche Kölsche Stadthistorie.
    Et es et fröhe 20. Johrhundert. Der Eeschte Weltkreeg tob zick dem 4. Auguss 1914. Kölle litt en der Nöh vun der Wessfront un es Drihschiev för de Truppversorgung un nimmp Verletzte vun der Front op. Wann och keine Feind tirek vür der Pooz steiht, fingk der Kreeg grad och en Kölle statt.
    En extreme Situatione bruch mer Lück, die et fuusdeck hinger der Uhre han, die der Üvverbleck bewahre, wann mer nit ungergonn mööch. Einer vun dä Köpp gehüürt nem Minsch dä hingerdren der Star vun der kölschen un och deutsche Geschichte weed: dem Konrad Adenauer.
    Mer weiß jo, wat em Kreeg passeere weed: de Levvesmeddel weede knapp. En Kölle beld mer doher em April 1915 en „Levvesmeddelkommisson“, Vürsetz, der Konrad Adenauer. Dat es för Kölle en rääch gode Entscheidung, wann mer su zoröckbleck.
    Der Konrad Adenauer es jo och deswäge su ene erfolgreiche Politiker, weil hä ömsichtig un vürusbleck, wann och nit luuter vürsichtig, wann hä selver betroffe es. Dat es ävver en ander Kapitel. Un hä es ene Knüüver un Erfinder. En nötzliche Kombination, wann mer gode Enfäll för Lösunge bruch.
    Natörlich weiß der Konrad Adenauer, wat en kooter Zigg en Kölle fähle weed: Weize un Rogge för Brud. Hä triff sich doröm met de Bröder Schäng un Jupp Oebel, Bäckermeistere, un entweckelt e neu Brud. Et muss nit besonders god schmecke. Et soll die noch vürhandene Rühstoffe, die usreckend do sin, zo ener geneeßbare Masse verbinge, die Kölle üvverlevve lööt. Geschant weed et „Kölsches Sparbrud“. Kennt hügg keiner mih. Ävver der ein ov andere vun Üch kennt selvsverständlich et „Konrad-Adenauer-Brud“.
    De Basis es Mais, Ries un Gääsch. Dat han mer noch. Ävver Mais kann mer nit einfach backe. Doför bruch mer och Fachwesse. Ich gläuve, deswäge bruch hä die zwei Bäcker-Bröder. Bestemmp wore sei et, die im gezeig han, wie mer Mais durch Darre (leich Aanröste) un Bröhe suwigg parat mäht, dat mer in för e Brud verwende kann. Ald am 2. Mai 1915 kritt hä et Patent för et „Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes“ zogesproche.
    „Veehfooder“ nenne et de Kölsche, weil se de Zotate söns ihter dem Veeh gegovve han. Un stöbbdrüg soll et en kooter Zigg gewäse sin. Immerhin kunnte se et üvverlivvere. Vill han jo üvverläv.
    Un esu rääch schlääch kann et gar nit sin. E Brud op der Grundlag vun däm Rezep, zogegevve, an der Zigggeschmack aangepass, verkauf et Backes Balkhausen en der Apostelnstroß noch hügg. Do han ich dä Liev om Beld her. Wann ich et esu beluure, süht et us wie en modern Köönerbrud. Esu ändere sich de Zigge. Fröher e Nudbrud, hügg e Gesundbrud…
    Wie et schmeck? Ich weiß et jetz. Ehr mutt et selvs probeere, wann Ehr mögt.

    Mechel
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  • Das Waldgrab

    21. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 22 °C

    Das Waldgrab

    Im Königsforst auf Bergisch Gladbacher Gebiet befindet sich im Wald ein Grab. Eine kleine Parzelle, umgeben von einem Jägerzaun, mit Gedenksteinen für den dort in einer Urne bestatteten Hubert Josef Hausmann und seinen beiden Doggen Frohwalt und Nothung.
    So seltsam wie die Namen seiner Hunde klangen, so seltsam war auch der Herr Hausmann.
    Man sagte ihm nach, er sei ein Eigenbrötler gewesen. Wichtig war ihm Musik und seine beiden Doggen.
    Gelebt hat er von 1874 - 1932.
    Sein größter Wunsch war es im Königsforst bestattet zu werden.
    Nun kann da aber nicht einfach Jedermann mit solchen Wünschen daher kommen. Doch Hubert Josef Hausmann wusste sich zu helfen. Er war vermögend und mit Geld konnte man damals wie heute viel erreichen. So hatte er kurzerhand ein Stück Königsforst erworben. Seine beiden Doggen, mit denen er oft seinen Wald durchstreift hatte, hat er dort bestattet. Und neben diesen wollte er auch selber liegen.
    Doch warum erzähl ich euch das?
    Wir sind doch Kölschgänger und keine Bergisch Gladbach Gänger.
    Okay, ein Teil des Königsforstes liegt ja auf Kölner Gebiet. Doch dieser Teil mit dem Waldgrab nicht. Dennoch gehört es der Stadt Köln.
    Hausmann hatte sein Waldstück der Stadt Köln vererbt, inklusive einiger Immobilien und Barvermögen.
    Er war nämlich ein Bürger Kölns, der in der Dasselstraße gelebt hat. Auch hatte er wohlweislich bereits den "Leichenschmaus" bestellt und bezahlt. Da konnten die Stadtoberen kaum anders, als ihm diesen ungewöhnlichen Wunsch zu erfüllen. Klug wie er war, hinterließ er auch Bergisch Gladbach - Bensberg ein wenig Geld. Die Stadt Köln übernahm die Grabpflege im Bergisch Gladbacher Waldstück des Hubert Josef Hausmann. So sieht man dort jedes Jahr zu Allerheiligen frische Kränze und Gestecke liegen, verziert mit dem Kölner Stadtwappen.
    Hubert Josef Hausmann hatte eine besondere Leidenschaft. Er war großer Fan der Richard Wagner Opern. Darum trugen seine Hunde auch die Namen aus der Nibelungensage. An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Südstadt erinnert sogar eine Bronzeplakette an ihn und seine beiden Hunde. Darauf erfährt man, das Haus Dasselstraße 45 wurde im 2.Weltkrieg zerstört und erst in den 90er Jahren wieder hergerichtet.
    (Anmerkung: Alexandra Nolden hat uns in den Kommentaren ein Foto der Gedenktafel gepostet. 💚lichen Dank)
    Die Liebe zur Musik ließ ihn auch eine Stiftung ins Leben rufen, die es heute noch gibt. Die Josef-Hausmann Stiftung für begabte junge Kölner Musiker mit einwandfreiem Lebenswandel.
    Clever, der Hubert Josef Hausmann. Oder?
    Habt einen schönen Sonntag.

    Eure Elisabeth
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  • Die Fontäne in der Flora

    22. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 20 °C

    Kölschgänger zwischendurch

    (Dinge kurz erklärt)

    Die Fontäne in der Flora

    Im Jahre 1859 waren die letzten Grünflächen am heutigen Standort des Hauptbahnhofs Geschichte und so begann 1864 eine neue Erfolgsgeschichte in Köln, die Flora. Wenn wir dieses wunderbare Gelände heute durch den Haupteingang betreten, zieht uns das im neobarocken Stil angelegte Parterre vor dem Eingang sofort in seinen Bann. Und mittendrin, unübersehbar, sprudelt ein wunderbarer Brunnen. Die Fontäne der Flora.
    In der Zeit von 1862 – 1864 wurde diese wirklich monumentale Springbrunnenanlage gebaut und seitdem ist dieser Brunnen mit seinem riesigen vielstrahligen Fontänenkranz nicht mehr wegzudenken und bis heute wohl eines der meistfotografierten Objekte der Parkanlage.
    Sich hier auf eine der Bänke zu setzen, durchzuatmen, die Blumenpracht anzuschauen und dann diesen wunderbaren Brunnen mit seiner hochaufsteigenden Fontäne zu bewundern, ja, das ist Balsam für jede Seele. Und manchmal, je nachdem wo man sitzt, bekommt man sogar etwas vom kühlen Nass ganz zart als leichten Sprühregen um die Nase gespritzt, ein zarter Willkommenskuss dieser wunderbaren Anlage.
    Ich bin sehr gerne hier und vielleicht erklärt ja jetzt der eine oder andere die Flora auch mal wieder zum Ziel seines sonntäglichen Spazierganges.
    Ramona hatte vor kurzem einen feinen Beitrag über die Flora hier auf Kölschgänger veröffentlicht, hier ist noch einmal der Link dazu.
    https://koelschgaenger.net/2020/05/26/eine-alte…

    Habt eine gute Woche

    euer Ronald
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  • Magister Gerardus

    23. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 24 °C

    Magister Gerardus
    Seid gegrüßt, ihr Leute, Männer und Frauen. Mir wurde zugetragen, dass hier an diesem Orte schon von mir kundgetan wurde. Wer ich bin? Ich bin der, den ihr als Meister Gerhard genannt bekamt.
    Aber wisset, dass es einiges mehr von mir zu erzählen gibt. Bevor ich den Auftrag zum Bau dieser Kathedrale, die größer als alle anderen werden sollte, erhielt, habe ich einiges erlebt, von dem ich euch nun berichten werde...
    Mein Geburtsname ist Gerhard von Rile. Meine jüngeren Jahre widmete ich der Schulung meiner Fertigkeiten in Nordfrankreich. Ich erlernte den Beruf des Steinmetzes auf der Baustelle der Abteikirche von Saint-Denis. Mein Lehrmeister, Pierre de Montereau lehrte mich die Baukunst Stein um Stein. Ich war ehrgeizig, übte mich in mathematischen Berechnungen ebenso wie in meiner Ausbildung zum Steinmetz. Ich war ein exzellenter Schüler. So arbeitete ich während meiner Lehr- und Wanderjahre an den Kathedralen von Troyes oder Sainte Chapelle in Paris. Auch pflegte ich zum Austausche den Kontakt zu Jean de Chelles, der den Bau der Kathedrale Notre Dame in Paris leitete.
    In kurzer Zeit hatte ich es zum Parlier gebracht, und stand somit den Maurern, Zimmerleuten und Steinmetzen als Leiter zuvor.
    Davon, dass im weit entfernten Köln eine Kirche, nein, eine Kathedrale immensen Ausmaßes erbaut werden sollte, erfuhr ich nach dem Beschluss zu deren Bau vom Kölner Domkapitel. Nachdem ich mir in Frankreich bereits einen Namen gemacht hatte, wurde ich von Konrad von Hochstaden, dem Erzbischof, als Werkmeister nach Köln berufen.
    Bereits im Jahr darauf, am 15. August 1248 wurde durch von Hochstaden der Grundstein gelegt. So war es nun an mir. In meiner Verantwortung lag es, eine Kathedrale zu erschaffen, wie es sie noch nie gegeben hatte. Tag und Nacht saß ich über ausgebreiteten Pergamenten, berechnete, zeichnete, radierte, berechnete neu, bis alles so war, wie ich es wollte. Denn vor meinem geistigen Auge entstand ein Bauwerk, welches der gotischen Kathedrale von Amien in Nordfrankreich, die mir gut bekannt war, ähnelte, nur größer und prächtiger sollte sie werden. Ein Abbild des Himmels auf Erden. So setzte ich durch, dass auch die Kathedrale zu Köln in gotischer Bauart errichtet wurde und übernahm die Gewölbeform und Wandgliederung von Amien.
    Offenbart sei euch, dass die Pläne einzig aus meiner Feder stammen, nicht aus Albertus Magnus', dies ist ein Irrglaube.
    Nun war die Zeit gekommen. Gestein, Trachyt vom nahegelegenen Drachenfels wurde zur Baustelle geschafft und Steinmetze begannen, daraus Steine zu hauen und zu schleifen, damit die Maurer ihr Werk beginnen konnten. Zimmerleute bauten Gerüste, denn der Chor, das erste, was ich baute, wuchs und wuchs. Unzählige Handwerker gaben ihre ganze Kraft für den Bau dieser Kirche, meiner Kathedrale.
    Die Domherren würdigten meine Verdienste, indem sie mir im Jahre 1257 Land bei meinem Haus in der Marzellenstraße überließen, um für mich, Frau und Kinder dort ein großes Steinhaus bauen zu können. Ich hatte es weit gebracht, Ehre und Ansehen als Dombaumeister erlangt. Manche glaubten, es müsse mit dem Teufel zugehen, weil der Bau so schnell voranschritt, denn im Jahre 1265 war der Kapellenkranz um den Chor bereits fertig.
    So verging Jahr um Jahr, der Chor hatte schon eine Höhe von 20 Metern erreicht. Dann kam jene Nacht, der 25. April im Jahre 1271, in der ein Sturm tobte, wie ich ihn nie zuvor erlebt hatte. Von Sorge gepeinigt, ging ich des Nachts noch einmal zur Baustelle, um mit einer Laterne leuchtend nach dem Rechten zu sehen. Wind und Nässe erschwerten mir den Aufstieg auf dem Gerüst und als ich mich fast schon oben angekommen wähnte, rutschte ich auf der Leitersprosse aus und stürzte in die Tiefe.
    Wird auch von einer Wette mit dem Leibhaftigen gemunkelt, die ich verloren haben soll und mich deshalb zu Tode stürzte, so muss ich euch enttäuschen. Ungeschick war's, reines Unglück.
    Wie es mit dem Bau des Doms zu Köln weiterging...nun, mein Geist ist dort, war dort und wird dort in alle Ewigkeiten verbleiben. Wer weiß, vielleicht hört ihr wieder von mir.

    Euer Meister Gerhard
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  • Eigelstein und Kunibertsviertel

    25. juni 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 26 °C

    Kölschgänger Spaziergang

    Eigelstein und Kunibertsviertel

    Bei diesem Spaziergang konzentrieren wir uns auf zwei Veedel. Zum einen geht es tief in die kölsche Vergangenheit, denn wir schauen uns St. Kunibert und den Kunibertsturm an. Danach besuchen wir das Brauhaus Max Stark, wo wir Gelegenheit auf den Genuss eines süffigen Päffgen Kölsch haben. Anschließend spazieren wir zum Türmchenshafen. Wie bitte? Da gibt es keinen Hafen? Stimmt, heute nicht mehr, aber zu dieser spannenden Geschichte kommen wir später.

    Das Eigelsteinviertel ist Kölner Tradition pur. Früher waren Schmiede, Töpfer und Glasbläser im Eigelsteinviertel angesiedelt, es war also immer ein Arbeiterviertel. Auch die Eigelsteintorburg sehen wir uns an, bevor wir uns aufmachen und drei wunderbare „Glasbierverkaufsgeschäfte“ besuchen. Der kölsche Boor macht den Anfang. Von da sind es jeweils nur ein paar Schritte zum Gasthaus Anno Pief und dem Weinhaus Vogel. Auf dem Weg zu unserem Startpunkt schauen wir uns dann noch das schmalste Haus in Köln an.
    Aber lasst uns losgehen. Wir starten am Hinterausgang des Hauptbahnhofs, dem Breslauer Platz. Von dort aus gehen wir ein paar Schritte nach links, biegen in die Domstraße ein und folgen ihr, bis wir auf die Machabäerstraße treffen. In dieser Straße lag im Mittelalter das Benediktinerinnenkloster zu den sieben makkabäischen Brüdern, daher der Name. Hier biegen wir rechts ab und kommen kurz darauf auf die Straße An der Linde. Jetzt gehen wir nach links und erreichen das Kunibertskloster.

    Der Heilige Kunibert, um 600 geboren und später Bischof von Köln, stiftete damals an dieser Stelle eine Kirche, in der er auch bestattet wurde. Ca. 1210 wurde dann mit dem Bau von St. Kunibert begonnen. Damit ist sie die jüngste der großen romanischen Kirchen in Köln. Die Kirche wurde im Laufe der Zeit immer wieder verändert und ausgebaut und im 2.Weltkrieg stark zerstört. Hier wurden die Kriegsschäden sehr spät komplett beseitigt, denn erst 1993 wurde St. Kunibert vollständig wiedereröffnet. Beim Aufbau wurden allerdings starke Veränderungen vorgenommen, so dass die Kirche heute anders aussieht als vor der Zerstörung. Sehr bekannt ist die Legende vom Kunibertspütz, einem Brunnenschacht. Dieser Legende nach befand sich auf dem Grund des Schachts eine Art Paradies, in dem Kinder spielten und von der Jungfrau Maria gefüttert wurden. Nach Ansicht dieser Kölner Legende wurden die Kinder also nicht vom Storch gebracht, sondern entsprangen dem Kunibertspütz. Bis ins 19. Jahrhundert war es Brauch, dass Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch Wasser aus diesem Brunnen tranken. Sehr schön ist auch die Orgel, die eher untypisch ebenerdig untergebracht ist und die schon sehr beeindruckend aussieht.

    Nachdem wir uns die St. Kunibert Kirche näher angesehen haben, biegen wir jetzt ab zum Rhein und gehen am Konrad-Adenauer-Ufer etwa 300 Meter entlang und stoßen dann automatisch auf den Kunibertsturm.

    Der Kunibertsturm, errichtet um 1233. Nachdem die Torburg 1266 bei Aufständen der Bürgerschaft gestürmt und zerstört wurde, blieben lediglich die Turmbauten erhalten. Heute
    steht nur noch der kleine Turm, auch „Weckschnapp“ genannt. Dieses „Türmchen“ gab dem Wall, an dem es liegt seinen Namen, „Thürmchenswall“ eben. Die Sage der Weckschnapp erzählt von einem Turm, in dem im Mittelalter Gefangene eingesperrt wurden, die durch die sogenannten „heimlichen Gerichte“ verurteilt worden waren. Die dort Eingesperrten bekamen weder etwas zu essen, noch zu trinken und waren einem qualvollen Tod ausgeliefert. Ihre einzige Möglichkeit, an etwas Essbares zu gelangen, war ein Sprung zu einem Laib Brot (Wecken), der oben an der Decke hing. Sprang der verzweifelte Gefangene allerdings nach diesem Brot, öffnete sich unter ihm eine Falltür und er fiel durch ein mit scharfen Messern gespicktes Loch direkt in den Rhein. Und das wahrscheinlich nicht mehr an einem Stück.
    Nur ein einziger Gefangener soll den Sturz in den Rhein überlebt haben. Der Sohn einer reichen Kaufmannswitwe, der von seiner eigenen Mutter wegen Diebstahls angezeigt wurde, soll so zwischen den Messern durchgefallen sein, dass er unverletzt in den Rhein fiel und sich retten konnte.

    So schaurig- schön die Legende von der „Weckschnapp“ auch ist, die Wahrheit war wohl eine etwas andere. Im Kunibertsturm wurden, wie sie damals hießen, „Peinliche Verhöre“ abgehalten. Im Rhein stand nur eine „Ark“, ein Befestigungsteil, das mit dem Kunibertsturm über einen Wehrgang verbunden war. Die Ark ist 1784 beim großen Hochwasser untergegangen und zerstört worden. Nicht weit von hier befindet sich die “Bastei”, errichtet auf dem Stumpf eines ehemaligen Festungsturmes. Adenauer ließ 1923 von dem Architekten Riphahn das Panorama-Restaurant mit den Worten „bauen se dat Ding, aber machen se et schön“ bauen.

    Gehen wir nun einige Schritte zurück und biegen rechts ab auf den Thürmchenswall und nach 240 Metern links auf die Straße Unter Kahlenhausen. Direkt an der Ecke finden wir das Brauhaus Max Starck.

    Gut versteckt im Kunibertsveedel eröffnete im Jahr 2000 das Brauhaus Max Stark. Dieses sehr angenehme Ecklokal besitzt längst Kultstatus. 1998 abgerissen und im originalen Stil wieder aufgebaut, zapft man hier seitdem Päffgen Kölsch. Natürlich frisch aus dem Fass. Einziger Nachteil, man darf nicht zu spät kommen, denn der Laden ist nicht so groß und füllt sich abends schnell.

    Nachdem wir gestärkt das Brauhaus Max Stark verlassen haben, gehen wir einige Schritte wieder zurück, bis wir auf die Niederichstraße stoßen, auf die wir links abbiegen. Niederich hieß im 11. Jahrhundert die Vorstadt in diesem Gebiet. Sie wurde 1106 eingemeindet und lag vor der römischen Stadtmauer. Nach etwa 200 Metern treffen wir auf den Theodor- Heuss-Ring und haben den Park erreicht. In diesem kleinen Park ist, wie in vielen Kölner Parks, das Grillen erlaubt. Hier biegen wir im Park links ab in Richtung des Weihers, den wir von hier aus bereits sehen können.

    Der Thürmchenshafen ist eigentlich ein kleiner Park mit einem kleinen Weiher in der Senke. Das ist alles, was heute noch übrig ist vom Hafen. Früher war hier mal ein kleiner Sicherheitshafen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den Franzosen für die Schifffahrt angelegt wurde. Den Auftrag erteilte Napoleon persönlich bei einem Besuch in Köln 1804.
    Eigentlich sollte der Hafen hinter St. Kunibert, also innerhalb der Stadtmauer, angelegt werden. Bei Hochwasser oder Eisgang fanden die Schiffe hier Schutz. Am nordöstlichen
    Rand der Grünanlage finden wir ein großes Eisengitter. Hier geht es abwärts in den berühmten Kronleuchtersaal, der sich in den Abwasseranlagen befindet. Kurios. Wir spazieren am kleinen Weiher vorbei und halten uns sofort danach links und verlassen den Park noch vor der vor uns liegenden Unterführung. Nachdem wir die Turiner Straße überquert haben, biegen wir halb links in die Greesbergstraße ein und folgen ihr bis zum Eigelsteintor.

    Das Eigelsteintor ist das Nordtor der mittelalterlichen Stadtmauer. Ab 1180 erbaut und 1881 abgerissen war dies die römische Verbindung zwischen den beiden alten Städten Neuss und Xanten und weiter in die südlichen Niederlande. Die Stadtmauer war ein starkes Bollwerk und die stärkste Befestigung nördlich der Alpen. In einer Nische des Tores steht ein Abguss des „kölschen Boor“. Er wurde 1891 als Symbol der Treue der Kölner zu ihrem Kaiser Wilhelm II. aufgestellt. Aber erst mit dem Dreigestirn wurde der „kölsche Boor“ wirklich populär. Das Original steht heute im Rathaus.

    Im Turmbogen hängt ein halb zerschossenes Schiffswrack, das an den Untergang der „Cöln“ im Seegefecht 1914 erinnern soll. Damals starben 379 Matrosen. Am Jahrestag findet hier immer eine Gedenkfeier statt. Ebenfalls hängt hier, wie an vielen Orten in Köln, das Stadtwappen. Aber was hat es damit eigentlich auf sich? Die Erklärung: Das Schild hat die Farben rot und weiß, die Farben der Hanse. Die Hanse war eine Vereinigung der Kaufleute zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert. Was heute kaum noch jemand ahnt, Köln war zusammen mit Lübeck Mitbegründer eben dieser Hanse und zählt damit zu den ältesten deutschen Hansestädten.

    Die drei Kronen im Wappen stehen für die heiligen drei Könige, denn ihre Reliquien wurden 1164 nach Köln gebracht und liegen im Goldenen Schrein des Kölner Doms. Seit dem 12. Jahrhundert sind die drei Kronen das Hoheitszeichen unserer Stadt. Die elf schwarzen Flammen sind seit dem 16. Jahrhundert im Kölner Stadtwappen zu finden. Sie erinnern an die Heilige Ursula. Eigentlich sollten die Flammen Hermelinschwänze darstellen, da diese im Wappen der Bretagne auftauchen, denn Ursula war eine bretonische Prinzessin.
    Wenn wir die Straße Eigelstein runterschauen, können wir unser nächstes Ziel bereits erblicken. Das Brauhaus “Em Kölsche Boor”.

    In unmittelbarer Nähe zur Eigelstein-Torburg, früher ein wichtiger Teil der alten römischen Heerstraße, die durchs komplette Rheinland führte, finden wir dieses schöne Brauhaus mit seiner über 250 Jahre alten Tradition. Namentlich erwähnt wurde es bereits vor der Zeit der französischen Revolution. Damit ist es eines der ältesten Brauhäuser Kölns. Einer der früheren Besitzer hatte vorher übrigens den „Roten Ochsen“ als Brauhaus (siehe Südstadttour).

    Ausgeschenkt wird nach Besitzerwechsel nun Mühlen-Kölsch. Sehr gut finde ich auch, dass hier der Senf unserer Kölner Senfmühle (siehe Südstadttour) benutzt und verkauft wird. So gehört sich das. Wer nicht aus Kölle kommt, sollte sich unbedingt das „Kontörchen“ in der Mitte des Brauhauses ansehen. Ein schönes Stück kölscher Brauhaus Tradition.

    Wo ich gerade vom Essen spreche. Hier im Eigelsteinveedel lebte früher auch ein unvergessenes Kölsches Original, das einem immer einfällt, wenn man vom Essen spricht. Die Rede ist von Johann Arnold Klütsch. Den Kölnern besser bekannt als „Fressklötsch“. Sein Appetit war überall in Köln bekannt und er sorgte immer wieder für unglaubliche Anekdoten. So hat er einmal beim Entladen eines Holländischen Frachters geholfen und als
    Lohn ein großes Rad Käse erhalten. Als er in die Stadt wollte, forderte man ihn auf, die fällige Steuer für den Käse zu zahlen. Dies tat er nicht. Stattdessen setzte er sich hin und vertilgte das komplette Rad Käse vor den Augen des Offiziellen und stolzierte danach hämisch grinsend an ihm vorbei durch das Stadttor.

    Nachdem wir uns „gestärkt“ haben, gehen wir einige Schritte weiter und biegen nach rund 100 Metern rechts ab auf den Stavenhof. In dieser kleinen Gasse liegt das Anno Pief.
    Mal kein Traditions-Gasthaus, aber trotzdem prima. Das Anno Pief entstand aus einer normalen Wohnung, nachdem der Stavenhof, so heißt die Straße, seinen Ruf als Rotlichtgasse eingebüßt hatte. Hier im Stavenhof arbeiteten früher die sogenannten „Kleingeld- Prostituierten“, sprich die älteren Damen des horizontalen Gewerbes, die aus den lukrativen Bezirken verdrängt wurden. Hier ist es die Straße, die für die Tradition zuständig ist. Millowitsch drehte hier seine „Klefisch“ Krimis und Jürgen Zeltinger besang den Stüverhoff. Eine normale Kneipe ist es aber natürlich trotzdem nicht. Im hinteren Bereich des Raumes sitzt man auf Kirchenbänken. Hier „denkt“ man Kölsch. Zurück auf der Straße Eigelstein sehen wir gegenüber in 20 Metern bereits das Weinhaus Vogel.

    Das Weinhaus Vogel ist ein sehr angenehmes Wein- und Bierhaus mit gemütlich rustikalem Ambiente. Urig schön. Wenn man hier im Biergarten sitzt, fällt es schwer sich vorzustellen, dass es nur rund 700 Meter bis zum Hauptbahnhof sind. Früher wurde viel Wein getrunken, auch in Köln. Aus dieser alten Tradition stammt noch der Name. Wie in vielen Brauhäusern war es auch üblich, Schnaps zu brennen. Auch dafür stand das Weinhaus Vogel. Und ein kleiner Tipp von mir, probiert einmal das eigene, etwas stärker eingebraute „Hopfenblut“. Es lohnt sich, am besten im urigen Thekenraum.

    Typischer Köbes Spruch: Gast: Köbes noch ene dubbelte Schabau (Schnaps) – Köbes: Sull ich dä bränge, bevur ich d’r Notarz roofe oder später?! Das nur am Rande.

    Am Eigelstein 115 steht das schmalste Haus in Köln. Es hat eine Breite von nur 2,56 Metern. Dafür hat es eine Länge von rund 30 Metern. Wenn ihr genau hinseht, werdet ihr feststellen, dass die Außenmauern der Nachbarhäuser für dieses kuriose Haus die Innenwände sind. Die oberen Etagen sind nur über eine Freitreppe im Hinterhof zu erreichen. Würdet ihr hier wohnen wollen?

    Von hier aus ist es jetzt nur ein kurzer Weg bis zum Hauptbahnhof. Wir gehen den Eigelstein weiter runter bis zur Unterführung, die wir schon sehen konnten. Jetzt halten wir uns links und sind nach wenigen Schritten wieder am Breslauer Platz.

    Viel Spaß beim entdecken. Weitere Spaziergänge findet ihr auf unserer Homepage: www.koelschgaenger.net

    euer Ronald
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  • Schloß Brühl

    27. juni 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 23 °C

    Lustwandeln. Nein, ich rede nicht vom Spazierengehen, anstatt zu wandern, ich meine das Lustwandeln. Ist nicht möglich in Köln? Alles zu voll? Es fehlt an entsprechenden Parkanlangen? Ich möchte den Botanischen Garten nicht kleinreden, aber ja, in Köln, möchte ich behaupten, gibt es wenige Möglichkeiten hierzu - aber direkt vor den Toren der Stadt…
    Eigentlich wollen wir, meine Frau und ich, nur raus. Aber wohin? Es ist warm, leicht schwül schon für einen Mai. Alles, was eine nette Wasserfläche in Köln hat, ist recht voll und irgendwie wollen wir ein wenig unter uns sein. „Du, wann waren wir eigentlich zuletzt in Brühl, im Schlosspark?“ – „Au ja!“
    Wir haben es einfach mal wieder gemacht. Und es ist wunderbar, was Clemens August da erschaffen hat lassen und was das Land NRW uns mit diesem Weltkulturerbe bewahrt.
    Clemens August? Das ist etwas salopp. Ich spreche vom Erzbischof von Köln und Kurfürst Clemens August von Bayern. Er ist im Jahr 1700 geboren und macht eine großartige Karriere. Bereits mit 16 wird er Bischof von Regensburg, sammelt weitere Titel und wird mit 23 Erzbischof von Köln und Kurfürst. Für mich als Laien klingt das immer so abstrakt. Was hat das zu sagen? Mir wird es so erklärt: er herrscht alles in allem über eine Fläche, die ungefähr so groß ist wie Nordrhein-Westfalen. Als Erzbischof steht auf geistlicher Seite nur der Papst und auf weltlicher Seite nur noch der Kaiser. Und dieser wiederum ist ab 1742 sein Bruder, Kaiser Karl VII.. Ist das Macht?!
    Im Jahr 1725 beginnt Clemens August, die Ruinen einer altern Wasserburg in dieses Schloss zu verwandeln. Diese Wasserburg lässt einer seiner Vorgänger, Erzbischof Siegfried von Westerburg, von 1284 bis 1298 erbauen. Das Bollwerk hat er nötig, ist er doch im ewigen Zwist mit der Stadt, wie wir in der ein oder anderen Geschichte hier noch schildern werden. 1689 wird diese Burg dann zur Ruine, als sie im pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen gesprengt wird.
    Eine schöne Basis für die Architekten dieses Barock-Schloss anzulegen. Diesmal ist es nicht als Trutzburg, sondern eher als Demonstration der Macht und des Reichtums gedacht. Und das ist ihm wohl gelungen. Vieles erinnert mich an meinen Besuch vor Jahren in Versailles, auch wenn es hier natürlich etwas kleiner ist.
    Clemens August von Bayern erlebt die Fertigstellung nicht mehr. 1761 verstirbt er. Sein Lieblingspalast ist aber erst 1768 fertiggestellt. Aber immerhin hat er das Treppenhaus im Jahr 1746 gesehen. So gern hätte ich es fotografiert und Euch gezeigt. Es ist nicht erlaubt. Aber eigentlich ist es so auch nicht schlecht. Fahrt selbst hin und schaut es Euch an. Selbst in diesem Raum zu stehen ist schöner, als ein Bild zu betrachten.
    Und dann könnt Ihr auch lustwandeln, im Schlosspark. Gepflegte Gartenarchitektur und schattige Plätzchen in verstohlenen Winkeln werdet Ihr finden. Es ist nicht verboten sich auf den Rasen zu setzen und ich denke, auch gegen ein kleines Picknick, wie es in Versailles üblich ist, ist nichts einzuwenden. Diese ungezwungene, freundliche Leichtigkeit überträgt sich schnell.
    Der Parkplatz am Bahnhof war übervoll, als wir da waren. Auf dem weitläufigen Gelände verlaufen sich die Menschen aber. Und warum mit dem Auto? Mit dem Fahrrad sind es von der Mitte Kölns mal gerade um die 16 Kilometer und mit der Linie 18 bis Brühl Mitte nur noch ein paar hundert Meter quer durch den Ort. Und wenn man ganz feist ist, fährt man mit der Regionalbahn quasi direkt in das Schloss hinein, wie es 1844 Queen Victoria getan hat. Es hat einen eigenen kleinen Bahnhof. Toller Sonntagsausflug!

    Michael

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    Promeneere. Nä, ich schwaade nit vum Gängele statt zo wandere, ich meine et Promeneere. Es nit möglich in Kölle? Alles ze voll? Et fähle de Parkanlage doför? Ich well jo de Flora nit schläächmache, ävver jo, en Kölle, mööch ich behaupte, gitt et winnig Möglichkeite doför – ävver tirekt vür de Stadtpooze…
    Eigentlich wolle mer, ming Frau un ich, nor erus. Ävver wohin? Et es wärm, leich schwöl för ene Mai. Alles, wat en Wasserfläch en Kölle hät, es zemlich voll un irgendwie wolle mer e bessche unger uns sin. „Do, wann wore mer eigentlich zeletz en Bröhl, em Schlosspark?“ – „Au, ja!“
    Mer han et einfach ens widder gedon. Un et es wunderbar, wat der Clemens Auguss do erschaffe hät looße un wat et Land NRW uns met däm Weltkulturerbe bewahrt.
    Der Clemens Auguss? Dat es jet salopp. Ich spreche vum Ääzbischoff vun Kölle un Kurfürs Clemens Auguss vun Bayern. Hä weed em Johr 1700 gebore un mäht en großaatige Karrier. Ald met 16 weed hä Bischoff vun Regensburg, dräht noch mih Titele zesamme un weed met 23 Ääzbischoff vun Kölle un Kurfürs. För mich als Laie klingk dat luuter esu abstrak. Wat hät dat ze sage? Mer weed et esu verklört: hä herrsch üvver en Fläch, die wall esu groß es wie Nordrhein-Wessfale. Als Ääzbischoff steiht op geistlicher Sigg nor der Paps un op weltlicher Sigg nor noch der Kaiser üvver im. Un dä widderöm es av 1742 si Broder, Kaiser Karl VII.. Es dat Maach?!
    Em Johr 1725 fängk der Clemens Auguss aan, de Ruine vun ener aale Wasserburg en ene Palass ze verwandele. Die Wasserburg lööt eine vun singe Vürgänger, der Ääzbischoff Siegfried vun Westerburg, vun 1284 bes 1298 erbaue. Dat Bollwerk hät hä brudnüdig, es hä doch em iwige Strigg met der Stadt, wie mer em ein ov andere Kreppche hee noch verzalle weede. 1689 weed die Burg dann en Ruin, wie se em fälzische Ervfolgekreeg vun franzüsische Truppe gesprengk weed.
    En schön Grundlag för de Architekte dat Barock-Schloss aanzeläge. Dismol es et nit för en Trutzburg, sondern mih för klorzestelle, wä die Maach un der Richdum hät, gedaach. Un dat es im wall gelunge. Vill erinnert mich an minge Besök vür Johre en Versailes, och wann et hee natörlich jet kleiner es.
    Der Clemens Auguss vun Bayern erläv der Avschluss vun däm Bau nit mih. 1761 stirv hä. Singe Lieblingspalass es ävver eesch 1768 fäädig. Ävver immerhin hät hä et Treppehuus em Johr 1746 gesinn. Su gään hätt ich et fotografeet un Üch gezeig. Et es nit erlaub. Ävver eigentlich es dat och nit esu schlääch. Faht selvs hin un luurt et Üch aan. Selvs em Raum ze stonn es schöner, wie e Beld aanzesinn.
    Un dann künnt Ehr och promeneere, em Schlosspark. Geflägte Gaadearchitektur un schattige Plätzcher en verstollene Winkele wäädt Ehr finge. Et es nit verbodde sich en et Gras ze setze un ich gläuve, och gägen e klei Picknick, wie et en Versailles gängig es, es nix enzewende. Die natörliche, fründliche Leichtigkeit üvvedräht sich flöck.
    Der Parkplatz am Bahnhoff wor peckevoll, wie mer do wore. Op däm wiggläufige Terrain verlaufe sich de Minsche ävver. Un woröm mem Jöckemobil? Mem Fahrradd sin et vun der Medde vun Kölle ens grad öm de 16 Kilometer un met der Linie 18 bes Bröhl Medde nor noch en paar hundert Meter quer durch der Oot. Un wann mer ärg mobbelig es, fäht mer met der Regionalbahn quasi tirek en et Schloss eren, wie et 1844 de Queen Victoria gedon hät. Et Schloss hät ene eige kleine Bahnhoff. Dolle Sonndagsusflog!

    Mechel
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  • Via Industrialis

    28. juni 2020, Tyskland ⋅ ☁️ 19 °C

    Via Industrialis
    Auf meinen Streifzügen durch das rechtsrheinische Köln kam ich in Gremberghoven zum Bahnhofsplatz.
    Dort befand ich mich an einem historischen Ort. Gremberghoven, die Gartenstadtsiedlung aus der Zeit der Eisenbahner.
    Errichtet ab 1919, um den Eisenbahnerfamilien des dortigen Rangierbahnhofs eine Heimat zu geben.
    Und genau in dieser Siedlung befindet sich ein kleines Puzzleteil der Via Industrialis. Diese ist ein besonderer Kulturpfad, den es nicht nur in Köln gibt. Er verbindet Industriedenkmäler miteinander.
    Schautafeln erklären die Bedeutung der jeweiligen Örtlichkeit. In Köln gibt es sowohl rechts- als auch linksrheinisch Stationen dieses besonderen Weges .
    Gremberghoven ist eigentlich ein architektonisches Gesamtkunstwerk der Industriekultur, wenn man sich die Bauten der Eisenbahnersiedlung anschaut. So wurde der historische Kern im Jahre 2003 unter Denkmalschutz gestellt.
    Träger für die Via Industrialis ist übrigens der Verein Rheinische Industriekultur.
    Am Bahnhofsplatz im Talweg befindet sich die Achse einer Dampflok aus der Baureihe 50.
    Bahnhofschilder, eine historische Bahnhofsuhr, Ruhebänke und eine moderne Edelstahlsäule runden das Ambiente ab.
    Wenn ihr also einmal dort seid, schaut es euch an. Nicht zu vergessen den Rangierbahnhof Gremberghoven, dem ich einen separaten Artikel gewidmet habe.
    Und was ist nun mit der Via Industrialis? Lasst euch überraschen, Gremberghoven wird nicht der einzige Ort sein, den wir besuchen. Wobei, einige Örtlichkeiten der Via Industrialis haben
    wir bereits besucht. Mir fällt da z. B. auch der Bahnhof Thielenbruch ein.
    Habt einen herrlichen Tag!
    Eure Elisabeth
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