• Eisernes Tor, Schleuse 1 und 2

    September 17 in Serbia ⋅ 🌙 16 °C

    Wir fahren in die Schleusen am Eisernen Tor ein, die Betonwände steigen grauschwarz neben uns auf. Das Wasser sinkt und wir mit ihm langsam, schwer und majestätisch, in zwei Stufen geht es über 30 Meter flussab.

    Hier begann in den 1960er-Jahren ein sozialistisches Mammutprojekt: Tito und Ceaușescu ließen die Donau zähmen, bauten Staustufen und Turbinen, um Energie, Industrie und Schiffbarkeit zu sichern. Ganze Dörfer versanken, Kulturerbe verschwand – Fortschrittsglaube war wichtiger als Landschaft, Geschichte oder Fischwanderungen.

    Nach dem Zerfall Jugoslawiens kam der Niedergang: wenig Geld, kaum Kooperation. Erst mit Rumäniens EU-Beitritt und Serbiens Kandidatenstatus kam neue Dynamik – Milliarden flossen in Modernisierung, ökologische Auflagen, Schifffahrtswege. Heute ist das Kraftwerk Teil des europäischen Energiesystems, gleichzeitig Außengrenze der EU.

    Und doch: Während wir durch die Schleuse gleiten, sehen wir an den Wänden Graffiti, prorussische Parolen. Ein Bild der Spannung: Die EU zahlt, baut aus, modernisiert – und wird zugleich verhöhnt. Russland dagegen gibt wenig, lebt aber in Symbolen und Gefühlen weiter. Vom chinesischen Einfluss wird geredet, zu sehen ist nichts.

    Das Eiserne Tor ist damit mehr als Beton und Stahl. Es ist ein Spiegel für alte Allianzen und neue Ordnungen – und wir fahren mitten hindurch, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer Zukunft, die vor allem klare Orientierung und pragmatische Entscheidungen fordert.
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