Heimatkrieg und Resilienz in Vukovar
September 23 in Croatia ⋅ ☁️ 20 °C
Abends legen wir in Vukovar an. Es ist bereits dunkel, die Donau liegt still, als wir mit den E-Bikes zum Krankenhaus rollen. Das Gebäude ist in Betrieb – und doch bleibt der Keller frei zugänglich. Hier sehen wir die Spuren der Belagerung von 1991: Ärzte, die damals unter ständigem Beschuss weiterarbeiteten, und über unseren Köpfen noch immer die schweren Einschläge in der Kellerdecke. Ein Krankenhaus, das gleichzeitig ein Mahnmal ist – ungewöhnlich und tief berührend.
87 Tage Belagerung 1991, über 800 Treffer im Krankenhausbetrieb. Barrikaden und Sandsäcke vor der Tür. Am 18. November fällt die Stadt, zwei Tage später verschleppen die JNA und serbische Paramilitärs nach der Zusicherung von freiem Geleit mehr als 250 Verwundete, Ärzte und Zivilisten nach Ovčara, wo sie ermordet werden. Offiziell war die JNA die Armee Jugoslawiens, zuständig für alle Völker – tatsächlich war sie längst zur Angriffstruppe im Dienst serbischer Interessen geworden, gesteuert aus Belgrad.
Wir lernen das Wort Heimatkrieg (kroatisch Domovinski rat), das den Unabhängigkeitskrieg Kroatiens 🇭🇷 1991–1995 gegen die JNA und serbische Milizen bezeichnet – den Kampf um Staatlichkeit und Freiheit.
Wir radeln weiter durch die gepflegte, wiederaufgebaute Stadt mit immer noch einigen Ruinen. Vor uns erhebt sich der Wasserturm, über 600 Mal getroffen und doch nicht eingestürzt ist. Auf seiner Spitze weht stolz und mahnend die kroatische Fahne – ein starkes Symbol für Widerstand und Überleben.
Am Hafen zur Donau steht das weiße Kreuz, am Stadtrand 938 weiße Kreuze auf dem größten Gedenkfriedhof Kroatiens.
Vukovar bleibt Mahnung: wie nah Krieg und Zerstörung in Europa durch die Jahrhunderte waren – und sind. Dieses Thema begleitet uns nun schon die ganze Donaureise.
Kroatien 🇭🇷 fand nach der Reintegration Vukovars, die erst 1998 erfolgte, einen erstaunlich schnellen Weg nach Westen: NATO 2009, EU 🇪🇺 2013, Schengen und Euro 💶 2023.
Heute, in der Ukraine 🇺🇦 erkennen wir: Mutlosigkeit und Versuche, Probleme mit Geld zu lösen ist eine schwache Politik – nur entschlossenes Handeln kann Schlimmeres verhindern und den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.Read more













