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  • Day 15

    Tag 15: Carrión - Terradillos

    March 5 in Spain ⋅ ⛅ 10 °C

    — Halfwaypoint —
    Was zeichnet den Camino aus? Das war für mich wohl die Frage des Tages, als ich die alte Römerstraße ‚Bordeaux-Astorga’ entlanglief.
    Der Weg zog sich durch die endlosen Weiten der Hochebene und dem Auge bot sich wenig Abwechslung.

    Ich dachte zurück an meine letzte Wanderung durch Dänemark und Deutschland. Was unterschied diese beiden Erlebnisse voneinander?
    So richtig greifen konnte ich es noch nicht, denn das eine habe ich bereits von Anfang bis Ende erlebt, beim anderen stecke ich noch mittendrin.
    Ein großer Unterschied sind aber auf jeden Fall die Landschaften und Städte.
    Es gibt andere Pflanzen zu sehen, andere Tiere, eine andere Kultur. Der Camino wird begleitet von einer über 1000 Jahre alten Geschichte, sodass sie für viele zum Protagonisten der Reise werden kann. Dennoch ist sie für mich nur Nebenschauplatz.
    Eine Sache unterscheidet meine beiden großen Wander-/Pilgererfahrungen nämlich voneinander: Das eine Mal war ich fast nur allein, nun bin ich fast nur unter Menschen.
    Obwohl ich mich heute aktiv aus dem gemeinsamen Wandern herausgezogen habe, sind es wohl die Begegnungen, die dem Camino seine ganz eigene Atmosphäre geben. Er lädt Menschen ein, nicht beim Oberflächlichen zu verweilen, sondern auch mal hinter die Fassade zu schauen.
    So wurden heute bei ausgiebigen Pausen in der Sonne unter anderem Fragen diskutiert, wie: „Wenn du 30 Jahre zurückschaust, was hättest du anders gemacht?“ „Warum bist du religiös?“ „Was braucht unsere Gesellschaft?“ „Wo ist mein verdammtes Sitzkissen abgeblieben?!“

    Alles in allem macht es großen Spaß, sich mit den anderen und ihren Sichtweisen auseinanderzusetzen und so würde ich als Zwischenfazit sagen, dass das sich immer wieder Begegnen, Austauschen und gemeinsame Erleben, den Camino zu einer gemeinschaftlichen und spirituellen Erfahrung macht, die es in der Form wahrscheinlich auch nur hier gibt.
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