• Zwei Tage bei Ben

    9 de agosto, Estados Unidos ⋅ ☁️ 26 °C

    Ben habe ich am Morgen spontan beim Wandern kennengelernt. Er wirkte von Anfang an sehr freundlich, offen und hatte ein bisschen Hippie-Charakter.
    Zuerst lud er mich nur zur "Open Mic Night" (offene Musik- und Vortragsbühne) ein, doch später auch dazu, auf seinem Grundstück in einem kleinen Ferienhaus zu bleiben – entweder gegen 75$ pro Nacht oder gegen etwas Arbeit. Ich entschied mich für die Gartenarbeit.

    Vor etwa zwölf Jahren, im stolzen Alter von sechzig, hat er hier auf Hawaiʻi, in der Nähe von Curtistown, ein Grundstück gekauft – rund fünfzig Meter breit und dreihundert Meter lang. Die Gegend, nennt sich Hawaiian Acres und besteht nur aus großen Parzellen. Anfangs ließ er mit einem Bagger Struktur ins Gelände bringen, danach baute er sein Haus, bewegte jeden Stein eigenhändig an seinen heutigen Platz, pflanzte viele Bananen- und Kakaobäume und errichtete mehrere Gästehäuser. Ich durfte im ältesten Gästehaus übernachten und hatte sogar meine eigene Außendusche.

    Am Samstag arbeitete ich sechs Stunden lang in einer Gartenecke, in der sich zwei alte und ein neuer Komposthaufen befanden. Meine Aufgabe: alles umgraben, große Stöcke auf einen Haufen, Unkraut auf einen anderen und frische Erde auf den finalen Haufen sortieren. Dabei entdeckte ich halb vergammelte Kakaofrüchte, Kokosnussschalen, Austernhälften und hier und da ein bisschen Plastik, das ich aussortierte.

    Am Sonntag war die Arbeit entspannter: Ich befreite eine mit Vulkanstein gestaltete Gartenecke von Unkraut und half Ben, den Maracujá-Busch ebenfalls von Unkraut zu befreien und an einer neuen Konstruktion etwas höher zu binden.

    Eigentlich war es etwas viel Arbeit für zwei Nächte – schließlich ist Arbeitskraft auf Hawaiʻi auch teuer als anderswo –, aber ich habe es nicht als Belastung empfunden. Zum ersten Mal auf meiner Reise habe ich meine Zeit und Muskelkraft gegen ein gutes Bett und leckere Mahlzeiten eingetauscht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Arbeit in der hawaiianischen Sonne war zwar anstrengend, aber nach sechs Wochen fühlte sich der verdiente Feierabend richtig, richtig gut an – fast wie etwas, das mir gefehlt hatte.

    Am Samstagabend gab es Hähnchen vom Grill, und zur Open Mic Night kam diesmal auch eine Freundin von Ben vorbei. Livemusik finde ich immer großartig, und ich habe mich sogar getraut, bei ein paar Songs am Schlagzeug mitzuspielen – ohne Noten, einfach nach Gefühl. Natürlich nicht perfekt, aber das war an diesem Abend völlig egal.
    Auf meinen Wunsch haben Ben und seine Freundin ein Geburstagslied für einen Guten Freund von mir zu Hause gespielt.
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