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  • LKuppers

WELTREISE 2025/26

A 398-day adventure by LKuppers Read more
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    Mocoa

    Nov 5–6 in Colombia ⋅ 🌧 23 °C

    Mocoa ist mit rund 50.000 Einwohnern die Hauptsadt des Departamento Putumayo (Bundesstaates Putumayodes) im Amazonasgebiet des südlichen Kolumbiens.
    Der Nachtbus von Bogotá brauchte statt der angesagten 14 Stunden nur 13,5 – eine sehr angenehme Fahrt. Auf der Strecke gibt es oft viele Baustellen, teilweise wegen Erdrutschen. In dieser war das alles kein Problem für Asto und mich. Seine Vorfreude, wieder auf sein Land zurückzukehren und in den Dschungel einzutauchen, war schon im Bus spürbar. Zunächst wollten wir hier in der Stadt noch eine Nacht hier verbringen, um ein paar Erledigungen zu machen.

    Wir brachten unsere Wäsche in eine Lavandería, gingen in ein veganes Restaurant – dort gab es das große Menü für 12.000 COP pro Person (ca. 2,80 €). In einem größeren Supermarkt kauften wir Reis, Nudeln, Bohnen, getrocknete Hülsenfrüchte, Maismehl und Kerzen.

    Dann ging es auf den zentralen Markt - ein Erlebnis ganz für sich und vielleicht der beste Markt aus meiner Reise bis jetzt. Astro hatte mir bereits erzählt, dass dieser Markt bisher allen gefallen hat, die er hierher mitgenommen hat – und er hat nicht übertrieben. Die Auswahl und Qualität an frischem Obst und Gemüse war außergewöhnlich gut und nicht zu groß. Frische, saftige Drachenfrüchte, süße Chiro sowieherzhafte Koch-Bananen (Plátano), Mangos, Melonen, Kiwis, Birnen, Äpfel, Trauben und riesige Möhren. Vieles kannte ich nicht - das musste ausprobiert werden!

    Die Tomate de Árbol (Baumtomate) ist eine ungewöhnliche Mischung aus Tomate und etwas Süß-Säuerlichem und nicht ganz mein Fall - vielleicht auch nur roh komisch. Die sauren Lulo ähneln im Aufbau ebenfalls Tomaten. Die Schale kann man nicht mitessen, darunter befindet sich viel süß-saures Fruchtfleisch mit zwei Reihen Kernen – ich finde sie richtig gut, auch ohne zusätzlichen Zucker. Sie haben einen ganz eigenen Geschmack, irgendwo zwischen Kiwi, Honigmelone und dabei sehr sauer. Guave kenne ich schon, ist aber jedes Mal aufs Neue gut.

    Die Sapote-Frucht sieht kokosnussähnlich aus und hat hartes, faseriges, orangefarbenes Fruchtfleisch um die Kerne herum. Dann die Borojó-Frucht... uff, ein wirklich seltsames Ding – die Haut ist so weich und verderblich, dass sie schon beim ersten Anfassen (ernten) entfernt wird und das Innere in Plastik verpackt verkauft wird. Sehr herb und matschig. Die Konsistenz erinnert an bereits Verdautes, und auch geschmacklich hat sie mich nicht überzeugt. Eine richtige Scheißfrucht. Ich glaube, sie wird eher zum Kochen verwendet und stark gesüßt. Zur Caimito-Frucht weiß ich nicht mehr viel – da muss ich auf dem Rückweg noch eine probieren.

    Besonders begeistert haben mich die gekochten Chontaduros (Pfirsichpalmenfrüchte). Sie wachsen an hohen, stacheligen Palmen und sind hier überall zu finden. Auf dem Markt werden sie gekocht und abgekühlt für 10.000 COP (ca. 2,30 €) pro 500 g angeboten. Geschmacklich und in der Konsistenz erinnern sie an eine Mischung aus Süßkartoffel und Maniok. Mit etwas Salz oder Honig darüber sind sie ein großartiger Snack.

    Der Markt bietet außerdem viele Heilpflanzen, Heilkräuter, natürliche Medizin, Salben, Tinkturen und anderen traditionellen Heilmittel, die die örtlichen Schamanen und Bewohner als natürliche Medizin verwenden. Beispielsweise auch Palo Santo (heiliges Holz), das beim Verglühen einen angenehmen Duft verbreitet und spirituell reinigend wirkt. In Deutschland teilweise für viel Geld pro Gramm gehandelt, bekommt man hier einen 500g-Sack für etwa 3 €.

    Es gibt auch einige Restaurants und Snack-Stände hier. Wir waren wiederholt bei einem Stand der für 5.000 COP Fruchtsaft anbietet. Für die 1,16€ bekommt man hier unglaubliche 0,75 bis 1L frischesten Ogangen-, Apfel, Mango, Lulo, Acai- oder jeglichen anderen Saft der Früchte, die es hier auf dem Markt gibt. Das aller Meiste hier kommt aus der unmittelbaren Umgebung - vor Allem die Dschungel-Früchte sind vom Aller feinsten!

    Die Mägen mit Saft und Früchten voll geschlagen, mit Nahrungsmitteln und Ausrüstung versorgt, geht es für Astro und mich nun endlich weiter in den Dschungel!
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  • Bogota

    Oct 31–Nov 4 in Colombia ⋅ ☁️ 17 °C

    Ankunft in der Hauptstadt meines nächsten Landes – Kolumbien. Ich möchte hier einige Städte kennenlernen, mehr Dschungel erleben und die Karibikküste im Norden sehen. Die Einreise war unkompliziert, auch wenn die Schlange lang war. Mit Aubin, einem Reisenden aus Frankreich, teilte ich mir ein Uber zu unseren Unterkünften. Ich hatte mich erneut für ein Hostel der Viajero-Kette entschieden. Schon in Peru war ich zweimal in einem und jedes Mal überzeugt: hochwertige Mehrbettzimmer, gute Betten, häufig mit eigenem Bad, dazu Bars, Gemeinschaftsräume, Pools und mehr.

    Das Hostel im Stadttei La Candelaria (Altstadt) in Bogotá hat eine Besonderheit: Direkt daneben liegt ein kleines Spa, dessen normale Sauna, drei verschiedene türkische Dampfsaunen sowie den Ruhebereich mit Duschen man kostenlos mitbenutzen darf. Nur der Pool kostet extra. Mir reichten die Saunen vollkommen, und ich ging jeden Nachmittag dort hin. Unter anderem deshalb verlängerte ich meinen Aufenthalt hier um zwei weitere Nächte.

    Im Hostel lernte ich mehrere Reisende kennen – teils aus meinem Zimmer, teils in den Saunen über die nächsten Tage hinweg.

    Mit Phillipe aus Brasilien, der unterwegs arbeitet und sich das Hostel vor allem wegen des Co-Working-Raums ausgesucht hatte, verbrachte ich Halloween, den 31.10.2025. Am Freitagabend gingen wir in den Antisistema Club, wo zufällig ein deutscher DJ sauberen, gut gemischten elektronischen Sound auflegte. Die Nacht wurde lang und ausgelassen - Kolumbianer wissen wie man Party macht.

    Ein besonders schöner Aussichtspunkt über Bogotá ist der Berg Monserrate. Oben steht eine Kirche mit einer etwas unheimlich wirkenden Jesusstatue. Zwar gibt es eine Seilbahn, aber ich wollte laufen. Katy aus den USA, Elliot aus England und sein Kumpel aus Irland schlossen sich an. Der Weg besteht fast vollständig aus Stufen, ist steil und war an diesem Sonntag sehr voll – Familien aus Bogotá, sportliche Läufer, die ein beeindruckendes Tempo vorgaben, und viele Touristen. Wir gingen es entspannt an und benötigten etwa 1,5 Stunden. Von 2.640 Metern bis auf 3.152 Meter über dem Meeresspiegel. Die Aussicht war außergewöhnlich: eine endlos wirkende Großstadt, dahinter grüne Hügel und auf der anderen Seite dichter Urwald.

    In der Sauna lernte ich Astro kennen, einen Reisenden aus Bayern, der seit neun Jahren unterwegs ist. Vor fünf Jahren kaufte er gemeinsam mit einem Freund ein Stück Land im südlichen Kolumbien, mitten im Dschungel. Ich fragte, ob ich ihn besuchen dürfe – und er lud mich ein. Am Dienstagabend fuhren wir zum Busterminal und nahmen einen sehr bequemen Nachtbus, der uns innerhalb von 14 Stunden nach Mocoa bringen sollte.
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  • La Paz

    October 30 in Bolivia ⋅ ☁️ 17 °C

    La Paz zusammen mit El Alto (früher ein Stadtteil, heute eigenständig) sind mit ihrer Lage zwischen etwa 3.250 und 4.100 Metern über dem Meeresspiegel die höchstgelegene Metropole der Welt. Es ist zwar nicht die Hauptstadt des Landes – das ist Sucre –, doch die Regierung hat hier ihren Sitz. Eingebettet in ein schüsselförmiges Tal zwischen dem Hochplateau, auf dem der Aeropuerto Internacional El Alto liegt, und den schneebedeckten Gipfeln der Anden, bietet die Stadt ein tolles Panorama. Trotzdem hat sie mir persönlich zur Abwechslung einmal nicht ganz so gut gefallen. La Paz ist sehr lebendig, aber auch laut und überfüllt – verstopfte Straßen, heruntergekommene Häuser, wenig Grünflächen, viele Bettler und schmutzig. Alte, bunt Busse fahren durch die engen Straßen, was zwar einen gewissen Charme hat, das Gesamtbild aber trotzdem noch chaotischer wirken lässt. An jeder Ecke riecht es nach frittiertem Hähnchen, und kleine Läden verkaufen Souvenirs und Krimskrams – was seltsam wirkt, weil es zwar Touristen gibt, aber verhältnismäßig wenige.

    Ein Erlebnis war das Cholita Wrestling (Frauen-Wrestling), das hier sehr beliebt ist. Die Show war laut, übertrieben und ziemlich skurril – viel Schauspielerei, mit Handlungen, die ich nicht immer verstand. Zwischendurch mischte sich der Schiedsrichter ein und kämpfte mit, bis jemand aus dem Publikum kurzerhand zum neuen Schiedsrichter ernannt wurde. Typisch Wrestling – alles nur Show, aber einigermaßen unterhaltsam.

    Am letzten Tag verbrachte ich viel Zeit in den verschiedenen Linien der Teleféricos (Seilbahnen) über der Stadt. Eine Fahrt kostet nur 3–5 Bolivianos (etwa 40–60 Cent) und bietet beeindruckende Ausblicke auf das bunte, chaotische Stadtbild – von alten Lehmhäusern über halb fertig gemauerte und selten verputzte, mehrstöckige Wohnhäuser bis zu moderneren Gebäuden mit verspielten und seltsamen Fassaden. Man sieht Sportplätze, dichten Verkehr und im Stadtteil El Alto den größten Freiluftmarkt Südamerikas. Dieser zieht sich jeden Donnerstag und Sonntag entlang der Avenida 16 de Julio, unter der blauen Seilbahnlinie hindurch und durch zahllose Seitenstraßen über mehrere Quadratkilometer hinweg. Von oben wirkt das faszinierend, unten zwischen den Ständen aber verwirrend und chaotisch, wie so vieles hier. Ich lief etwa eine halbe Stunde hindurch und blieb dabei fast nur im Bereich der Autoteile. Wer kauft hier abgenutzte Zahnräder, rostige Schrauben und Dinge, die eigentlich auf den Schrott gehören?

    Im Hostel lernte ich ein paar nette Reisende kennen und ging am letzten Abend mit einigen von der Death-Road-Bike-Tour richtig gute Pizza essen.

    Meine Zeit in Bolivien war mit nur zwölf Tagen recht kurz, aber dafür intensiv – Dschungel, Pampa, die Death Road und eine volle, laute Stadt. Dieses Land hat definitiev noch mehr zu bieten ... vielleicht für eine zukünftige Reise.
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  • Death Road - Camino de la muerte

    October 29 in Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    Die Camino de la Muerte („Todesstraße“) war einst die einzige Verbindung von den Anden in den Nordosten Boliviens – in das Amazonasgebiet des Landes. Sie wurde von Soldaten und Kriegsgefangenen des Krieges mit Paraguay in die steilen Hänge der Anden gesprengt und führt von rund 4.650 Metern über dem Meeresspiegel nahe La Paz hinunter auf etwa 1.200 Meter. Schmal gebaut, von Wasserfällen und Flüssen durchzogen, von Erdrutschen geplagt, stellenweise nur drei Meter breit und meist ohne jegliche Sicherung am Abgrund – diese Straße forderte im Laufe der Jahre unzählige Opfer. Deswegen ist sie so berüchtigt - hier stürtzten es früher beinahe jede Woche Autos, Busse und Lastwagen in die Tiefe. Meine Bebochtungen hier, lassen mich vermuten was dazu beitrug: in diesem Entwicklungsland gibt es natürlich keinen TÜV, die Fahrzeuge werden überladen und die Fahrer sind sind oft zu schnell, zu unvorsichtig, nachts oder unter Alkoholeinfluss unterwegs.

    Im Jahr 2006 wurde eine neue Umgehungsstraße eröffnet, die zunächst auf derselben Strecke verläuft, später jedoch abzweigt. Sie ist durchgehend zweispurig, deutlich sicherer und mit mehr Schutzeinrichtungen versehen. Zwar bleibt sie anspruchsvoll zu befahren, doch die Zahl der Unfälle ist seither stark zurückgegangen. Der alte, noch erhaltene Teil der ursprünglichen Straße wird heute nur noch selten von Fahrzeugen genutzt, die Waren oder Menschen in die an ihr gelegenen Orte bringen – dafür umso häufiger von Abenteurern und Touristen, die hier den Nervenkitzel suchen.

    In La Paz bieten zahlreiche Veranstalter Mountainbike-Touren über die Death Road an. Nach etwas Recherche entschied ich mich für Barracuda Biking - eine gute Entscheidung.

    Am Morgen trafen wir uns um sieben Uhr in einem Hostel in der Innenstadt. Nach einem heißen Coca-Tee und einem kleinen Frühstück fuhren wir zum höchsten Punkt der Strecke. An einem Bergsee rüsteten wir uns mit "Schutz"-Kleidung, Helm, Handschuhen und sehr gut gefederten Fahrrädern mit Scheibenbremsen aus.

    Zum Warmfahren ging es die ersten 20 Kilometer über die neue Straße. Warm war es allerdings nicht – oben auf über 4.000 Metern war es bitterkalt, neblig, windig und regnerisch. Die Sicht war schlecht, und nach wenigen Minuten waren alle durchnässt. Die uns gegebenen "Regen"-Jacken und -Hosen halfen kein bisschen. Der Wind biss, und durch die Wolken war kaum etwas zu erkennen. Trotzdem reichte es aus, um ein Gefühl für das Fahrrad zu bekommen.

    Dann wurden die Räder wieder auf den Bus geladen, und wir fuhren ein Stück weiter den Berg hinauf. Am Beginn der alten Death Road luden wir alles ab, machten ein Gruppenfoto und dann begann das eigentliche Abenteuer.

    Etwa 30 Kilometer ging es nun nur bergab: rechts die steilen Berghänge, links der Abgrund und dazwischen jede Menge Wasser. Auch wenn es nicht geregnet hätte wären wir ziemlich nass geworden, daher machte das eigentlich keinen Unterschied. Strampeln mussten wir kaum, dafür fast durchgehend gebremst. Der Boden war meist steinig, mit Schotter bedeckt und teilweise von kleinen Wasserläufen durchzogen. Es war nicht zu steil, und die Räder boten mit ihren guten Bremsen und der Federung ein sicheres Fahrgefühl. Trotzdem wurde ich ordentlich durchgeschüttelt, immer nasser, und die Konzentration forderte einiges. Ich fahre sonst nie mit dem Mountainbike in den Bergen, aber meine Motorrad-Erfahrung half mir, ruhig, sicher und vorrausschauend zu fahren. Ich war einer der schnelleren aus der Gruppe und fuhr meist direkt hinter dem ersten Guide – es machte riesigen Spaß!

    Die Guides waren hervorragend organisiert. Wir legten die Strecke in kurzen Abschnitten zurück, hielten regelmäßig an, um uns zu sammeln, kurz zu verschnaufen und Hinweise zum nächsten Teil zu bekommen. Einer der Guides fuhr immer wieder voraus und machte Fotos oder Videos von uns – besonders an spektakulären Stellen, oft dort, wo Wasserfälle die Straße überquerten.

    Der Begleitbus sollte eigentlich hinter uns herfahren, damit man zwischendurch etwas trinken oder in trockene Kleidung wechseln konnte. Doch weil es in der Nacht zuvor zwei Erdrutsche gab, war das diesmal nur auf den ersten Kilometern möglich. Der Bus musste an einer breiteren Stelle ganz vorsichtig wenden und über die neue Straße ins Tal fahren.

    Der Regen hielt sich hartnäckig, doch je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es. Der Nebel lichtete sich langsam, und nach und nach öffnete sich der Blick auf die beeindruckende Landschaft. Was wir sahen, war schlicht atemberaubend. Dichte grüne Vegetation, steile Felswände und weit unten das Tal. Das Adrenalin rauschte, und trotz aller Anstrengung war das Erlebnis überwältigend. Die meiste Zeit konzentrierte ich mich auf den Weg direkt vor mir, um die beste Spur zu finden, doch hin und wieder blickte ich nach links in die Tiefe – jedes Mal schlug mein Herz einen Takt schneller.

    Auch wenn hier schon einige Jahre kein Unfall mehr passiert ist, bleibt die Gefahr spürbar. Die zahlreichen Gedenktafeln und aufgestellten Kreuze am Straßenrand sowie die alten Autowracks, die man manchmal tief in der Schlucht erkennen kann, erinnern eindrucksvoll daran.

    Am Ende kamen alle aus der Gruppe heil im Tal an. Dort wartete ein Mittagessen und ein Pool zum Entspannen, bevor es mit dem Bus zurück nach La Paz ging – müde, durchnässt, aber glücklich und sehr zu frieden mit der Leistung des Tages.
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  • Anakonda-Suche in der Pampa

    October 26 in Bolivia ⋅ ☁️ 31 °C

    In der Unterkunft teilten wir alle eine der auf Stelzen erbauten Hütten (Kaiman- und Schlangenschutz) mit recht bequemen Betten und Moskitonetzen und einem Bad.

    Den Sonnenuntergang schauten wir nur schräg gegenüber des Flusses von unserer Unterkunft aus. Hier gab es eine schöne Aussicht über Felder mit ein paar Kühen, Pferden und Hühnern, leider etwas bewölkt an diesem Abend. Außerdem gab es hier eine Bar und viele der Boote, die wir tagüber sahen, brachten ihre Touristen ebenfalls hier hin. Ich traf wieder auf Deborah aus Frankreich, die ich noch aus dem Peru Hop Bus kenne. Zurück an unserer Unterkunft gab es ein üppiges Abendessen für die kleine Gruppe, zu dem wir uns ein paar Flaschen Wein teilten, die wir vorsorglich mitgebracht hatten. Anschließend etwas Entspannung in Hängematten und später ging es nochmal auf den Fluss. Diesmal mit Stirnlampen ausgerüstet. Etwa eine halbe Stunde fuhren wir den Fluss langsam und leise hinauf, dann ließen wir uns ohne Motor in der Stille zurücktreiben. Noch auf der Hinfahrt sahen wir wieder einen der riesigen Kaimane. Das mindestens 5 Meter lange Tier lag zunächst seitlich am Fluss, die Augen offen. Der Fahrer des Bootes verlangsamte das Gefährt zunächst und fuhr noch ein kleines Stück zurück, damit wir das Monster besser betrachten und Fotos machen konnten. Dann passierte es: Das Ungetüm setzte sich in Bewegung. Langsam und mit kalter tödlicher Absicht hinter den emotionslosen Augen. Nervöses Gelächter brach auf dem Boot aus und ich bin sicher, nicht nur mein Herz übersprang einen Schlag in diesem Moment. Schnell schmiss der Fahrer den Motor wieder an und brachte uns da weg, allerdings kam das Tier dem Boot verdammt nahe, welches es ohne Probleme hätte kippen können. Uff... das war krass.

    Etwas Derartiges passierte anschließend nicht mehr – mehr oder weniger auch besser so. Als wir den Fluss hinabtrieben, war es absolut still. Jeder schaute mit seiner Kopflampe entlang der Ufer, wir sahen viel weniger Tiere als zuvor. Gerade Vögel, von denen es hier jede Menge tagsüber gab, waren nun nur noch ganz oben in den Bäumen zu sehen oder gar nicht mehr. Entlang der Ufer konnte man schon aus weiter Ferne die vielen orange farbenen Augenpaare der Kaimane im Lichtkegel der Lampen reflektieren sehen. Nun waren alle im Wasser und auf der Jagd. Meist tauchten sie ab, wenn das Boot näher kam. Angespannte Stille und Kopflampen, die die Ufer wie Suchscheinwerfer absuchten, begleiteten den Rest der Fahrt in dieser Nacht.

    Die Nacht war recht kurz, denn zum Sonnenaufgang fuhren wir zu einem anderen Ort entlang des Flusses – leider wieder recht bewölkt. Ein üppiges Frühstück an der Lodge später ging es nochmal mit dem Boot etwas weiter den Fluss hinauf in die Pampas. Wir wollten eine (riesige) Anakonda finden. Dazu legte der Guide an einer Stelle an, an der man gemütlich und kaimanfrei das Ufer hinauf in die Weiten der Pampas gehen konnte. Durch ein Schilfgrasfeld gelangten wir auf eine halb offene Fläche, die hier und da von buschähnlichen Schilfgräsern bedeckt, aber größtenteils frei war. Der Boden bestand aus flachen Pflanzen, die wild ineinander verwachsene Wurzeln hatten. Die ganze Fläche stand 10–50 cm tief im Wasser und wenn man mit den Gummistiefeln dort entlang stapfte, sank man mal mehr, mal weniger ein. Nur der Guide hatte diesmal eine Machete, wir nahmen ein paar lange Stöcke mit, die vermutlich jemand aus den Gruppen vor uns am Ufer zurückgelassen hatte. Hilfreich, um das Gleichgewicht zu halten und auch um vor sich den Morast abzutasten, damit man eine Anakonda frühzeitig aufscheuchte und zumindest nicht direkt darauf trat. Wir bildeten eine Kette mit je 3–4 m Abstand zwischen den Personen und durchstreiften das Gelände. Zuerst passierte eine ganze Weile gar nichts. Dann irgendwann fand unser Guide einen Kaiman an einer etwas tieferen Stelle. Ups, die gibt es hier auch? Mit seiner Machete stocherte er nach dem Tier, um es uns zu zeigen... verrückt (siehe Video). Etwas später, als ich etwas abseits der anderen auf Anakonda-Suche war, trat ich auf etwas ungewöhnlich Hartes. Hinter mir stocherte ich mit meinem Stock etwas im Morast, da schnappte ein eher kleiner, aber dennoch gefährlich aussehender Kaiman nach meinem Stock... uff, das war knapp. Wir betrachteten das Tier eine Weile und machten unsere Fotos. Als es anfing, mit der Schnauze unterzutauchen und dabei auszuatmen, was blubbernde und etwas angsteinflößende Geräusche verursachte, wussten wir, es war Zeit, mehr Abstand zu gewinnen und den Kaiman in Ruhe zu lassen.

    Eine Anakonda sahen wir leider nicht.
    Anschließend fischten wir im Fluss nach Piranhas. Das war sehr schwer, denn die gefräßigen Fische knabberten nur die Köder am Haken weg, bissen aber nie richtig an. Sobald man den Haken an der Leine – eine richtige Angel gab es nicht – ins Wasser warf, fühlte man direkt etwas Action daran. Außer kleinen Köderfischen schafften wir es leider nicht, einen richtigen großen Piranha ins Boot zu holen. Halb so wild, es machte trotzdem Spaß.

    Nach einem, mal wieder sehr guten Mittagessen in der Lodge ging es mit dem Boot die drei Stunden zurück bis zum Auto und dann zurück nach Rurrenabaque.

    Auch wenn die Pampas für mich lange nicht so eindrucksvoll wie der Dschungel war, hat es sich trotzdem gelohnt. Wir haben so viele Tiere und neue tolle Landschaften gesehen. Das bolivianische Tiefland im Amazonas hat viel zu bieten und ich kann mir gut vorstellen, eines Tages wiederzukommen.
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  • Pampa: Capybaras, Kaimane und mehr

    October 25 in Bolivia ⋅ ⛅ 33 °C

    Nach dem Dschungel ging es für eine Nacht in ein schönes Hostel direkt am Alto Beni-Fluss, nur etwa fünf Minuten oberhalb von Rurrenabaque. Ich hatte ein Einzelzimmer mit toller Aussicht zum Aufwachen. Das Essen war super, und Micky war wieder da, der etwas Englisch kann. Er zeigte uns seine Videos von Schlangen und Jaguaren aus dem Dschungel. Auch erzählte er uns die Geschichte, wie er einmal von fünf Bullet ants (auf Deutsch als 24-Stunden-Ameise, Gewehrkugel-Ameise oder tropische Riesenameise bezeichnet) gebissen wurde. Danach hatte er zwei Tage und eine Nacht heftigste Schmerzen sowie Lähmungen und Krämpfe am ganzen Körper. Gut, dass wir denen im Dschungel nicht begegnet sind.

    Der zweite Teil der Tour sollte in die Pampas führen. Es ist ein Gebiet entlang des Yacuma-Flusses, etwa 100 km östlich von Rurrenabaque, das größtenteils mit großen Farmen und Viehzucht gefüllt ist, aber auch mit Sümpfen, Graslandschaften und vielen spannenden Tieren. Die Autofahrt dauerte etwa 2,5 Stunden, dann ging es drei Stunden in einem kleinen Boot den Fluss aufwärts. Hier sind wesentlich mehr Touristen unterwegs als im Dschungel, zumindest sieht man mehr andere Boote voller Menschen.

    Entlang des Flusses gab es schon einiges zu sehen. Hier am Río Yacuma in Bolivien leben unter anderem Rosa-Flussdelfine, Kaimane, Capybaras (Wasserschweine), Affen wie die Totenkopf- oder Brüllaffen, Schildkröten, Faultiere, Vögel wie Reiher, Tukane und Papageien, sowie diverse Fische, Spinnen und Schlangen, darunter Boas und Anakondas. Am meisten sahen wir wirklich die Kaimane, der Fluss war buchstäblich verseucht von ihnen. Auf der Hinfahrt zählte ich in wenigen Minuten über 80 Tiere an den Seiten des Flusses. Daher müssen es hunderte gewesen sein, die wir auf dem Weg zur Lodge gesehen haben. Die meisten waren einen bis drei Meter lang, ein paar kleinere waren auch dabei und eine Handvoll wirklich gigantische Exemplare: 4-6 m lang, hunderte Kilos schwer und mindestens 30-40 Jahre alt. Gruselig, hier in dem kleinen Boot vorbeizufahren, aber solange die urzeitlichen Reptilien bewegungslos am Ufer lagen, halb so wild. Natürlich waren auch viele im Fluss unter uns, die man nicht sah. Generell sind diese Tiere aber eher jagdaktiv in der Nacht, also erstmal alles gut.

    Wir sahen auch einige Affen, darunter eine kleine Gruppe Totenkopfaffen, von denen einer neugierig ins Boot kletterte. In einer breiteren Kurve des Flusses sahen wir einen Rosa-Flussdelfin, genauer gesagt nur ab und zu kurz die Rückenflosse. Unser Kapitän (auch Guide, der leider mal wieder kein Englisch konnte) meinte, hier sei eine gute Stelle zum Schwimmen. Nachdem wir ihm kurz verdutzt zusahen, wie er ins Wasser sprang, ein bisschen plantschte und nichts weiter geschah, folgten wir ihm für ein paar Minuten in das braune, wenig einladende, aber erfrischende Wasser. Wir, das waren immer noch Sebastian, Jacob aus UK sowie Oscar und seine Freundin aus Schweden – eine coole Truppe, mit denen ich hier die zwei Tage und eine Nacht verbrachte.

    Mit der Nachtfahrt auf dem Fluss und dem zweiten Tag geht es im nächsten Post weiter.
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  • Affen, Fische & ein Dschungelhuhn

    Oct 23–24 in Bolivia ⋅ ☁️ 31 °C

    In der ersten Nacht regnete es nur leicht, und alles unter dem kleinen Dach des Camps blieb trocken – ein Glück, denn eigentlich ist hier im Dschungel alles immer nass. Entweder vom Regen oder weil man sich in einer Tour vollschwitzt. Alles stinkt und klebt, ständig, nichts trocknet wirklich von alleine. Gerade an den Füßen kann das wirklich problematisch werden, denn Fußpilz ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Meine nassen Socken hängte ich am Abend zuvor über die Reste des Feuers, und am Morgen waren sie trocken. Die Gummistiefel stülpte ich über zwei Stöcke, und nachdem ich morgens ein paar Spinnen aus dem Inneren ausschüttelte, waren diese wieder einsatzbereit.

    Zum Frühstück schnitzten wir uns Becher aus Bambus und tranken Kaffee (mit Flusswasser gekocht) daraus. Dann ging es los – in eine neue Richtung tiefer in den Dschungel, und pünktlich dazu fing der Regen auch wieder an, diesmal etwas stärker als in der Nacht. Eigentlich egal, denn bereits seit dem Aufstehen schwitzte ich schon wieder wie in der Sauna, unangenehm. Auch die zahlreichen Fliegen, Bienen und andere Insekten, die dauerhaft meine Beine belagerten, waren sofort wieder da und machten mich ein wenig wahnsinnig. Ich ertrug es jedoch besser als am Vortag und machte mich nicht ständig damit verrückt, sie zu verscheuchen, sondern blickte nur noch genervt hinunter, wenn mich mal wieder etwas zwickte, biss oder stach. Zum Glück hielten sich die Mücken in Grenzen... das Insektenabwehrspray half zwar, aber auch eben nur so lange, bis man es alles weggeschwitzt hatte. Lange Kleidung war der beste Schutz, der es aber natürlich nicht kühler machte. Sobald diese dann durchnässt war, lockte das wieder alles an was fliegen konnte ... ein zermürbender Teufelskreislauf.

    Auf dem Weg durch den Dschungel gingen wir Pfade entlang, die immer schwerer zu erkennen waren, manchmal liefen wir entlang eines Flusses oder Flussbettes, in dem nur ein Rinnsal floss. Dann kämpften wir uns Macheten schwingend durch dichtes Unterholz oder Schilfgras. Ab und zu ließ der durchgehend Coca-Blatt kauende Jesús entweder Sebastian oder mich vorgehen, half uns dann aber auf dem richtigen Kurs zu bleiben.

    Er zeigte uns mehr spannende Pflanzen und erzählte, wie man diese zu medizinischen oder anderen Zwecken verwenden kann, beziehungsweise er erklärte alles Sebastian, der mir dann Ausschnitte davon übersetzte. Ich fand es leider ziemlich frustrierend, nicht alles zu verstehen... eigentlich hatte ich mit einem englischsprachigen Guide gerechnet, und das nagte an mir. Na ja, das war nun nicht zu ändern, immerhin konnte Sebastian für mich übersetzen oder auch mal eine Rückfrage stellen.

    Es gab viele interessante Vögel zu sehen und zu hören, jede Menge riesige Schmetterlinge und Straßen aus Ameisen, die ständig in Farbe und Größe variierten. Hier und da gab Jesús uns Zeichen, langsamer zu gehen, stehen zu bleiben oder ganz still zu sein. Dann lauschte er in das dichte Grün und imitierte erstaunliche Geräusche von Vögeln oder Affen, um diese anzulocken. Wir sahen kleine Chichilo-Affen, große schwarze Spinnenaffen und auch ein paar Brüllaffen. Man konnte sie meist schon von weitem hören, wie sie sich Blätter zur Seite klatschend, Äste knackend und mit einem Affentheater durch die Baumdächer des Dschungels ihren Weg bahnten – ein wildes, lebendiges Spektakel. Meist alle hintereinander und die Gruppen bestanden immer aus vielen Tieren. Leider sehr schwer zu filmen, erst recht im Regen.

    An einem geeigneten Fluss angekommen fischten wir wieder. Wie am Vortag schon suchten wir zuerst diese parasitären Wurm-Larven aus den Schilfgräsern am Ufer. Damit fingen wir ein paar kleine Köder-Fische und damit dann große. Ich bin ja ohnehin kein guter Angler, aber nur mit einer Schnur und Haken finde ich es nochmal anspruchsvoller. Dementsprechend stolz war ich auch auf mich selber, als ich es zu Stande brachte, einen Fisch von guter Größe aus dem Wasser zu ziehen – Triumphgefühl pur! Sebastian hatte außer Köderfischen, die zwar auch wichtig waren, leider kein Glück bei den großen. Jesús hingegen hatte nach der ersten Stunde Flaute einen richtigen Lauf und zog sechs Fische verschiedener Arten in den zwei darauf folgenden Stunden aus dem Wasser.

    Vorher waren wir einen großen Bogen von über zwei Stunden durch den Dschungel zum Fluss gelaufen, an dem wir fischten. Der Rückweg dauerte nur eine Stunde. Wir wuschen uns und die verschwitzen Sachen im Fluss. Ich nahm die Fische am Ufer aus. In Blätter eingewickelt wurden sie auf Stöcken über der Glut des Feuers gegart. Eine tolle Mahlzeit, die mich mit tiefer Zufriedenheit erfüllte!

    Am späteren Nachmittag schliefen wir alle ein paar Stunden, denn um 22 Uhr machten wir uns zu einer Nachtwanderung auf. Die knapp vier Stunden in der Dunkelheit liefen wir größtenteils an einem halb trockenen Flussbett entlang in der Hoffnung, Schlangen oder vielleicht sogar einen Jaguar zu sehen – eine Mischung aus Aufregung, stiller Angespanntheit und ein wenig Angst. Leider ohne Erfolg. Dafür sahen wir verschiedene Frösche, Flusskrebse, Insekten in allen erdenklichen Formen und Größen – die die fliegen konnten, vor allem die ganz großen Motten, flatterten einem dank der Stirnlampe praktischerweise immer direkt ins Gesicht, was mich mittlerweile mehr amüsierte als nervte. Und jede Menge Spinnen. Darunter auch die gruselig aussehenden Skorpion-Spinnen. Das Allermeiste in der Dunkelheit war schwer zu filmen, obwohl unsere Stirnlampen eigentlich einen ganz guten Lichtkegel warfen. Dennoch war die Dunkelheit gerade unter dem dichten Dach des Dschungels erdrückend und als wir mal kurz die Lichter ausmachten, absolut alles verschlingend.

    Jesús meinte noch, dass wir wenig Glück hatten, weil wir aus Kleingetier nichts Spannendes sahen. Dann etwa 100 Meter vom Camp entfernt entdeckte er ein wildes Dschungel-Huhn auf einem Ast sitzend. Er schlug vor, das Tier zu erlegen, denn es sei gut zu essen. Sebastian und ich willigten ein, mit einem Hauch von Jagtlust. Mit einer Steinschleuder versuchten wir, das Huhn am Kopf zu treffen, um es vom Baum zu holen. Ich versuchte auch ein paar Schüsse, traf aber nicht. Verwunderlich war, dass das Tier komplett still auf seinem Ast saß, selbst nachdem einige Steinchen knapp an ihm vorbei und laut krachend in die Blätter dahinter eingeschlagen waren. Selbst nach einem Treffer in die Brust, bei dem ein paar Federn zu Boden flatterten, bewegte sich das Huhn nicht. Dann erwischte Jesús es am Kopf. Es stürzte vom Baum, er fing es schnell ein und nach einem kurzen Gezappel drehte er dem Tier den Hals um. Hier im Dschungel gilt das Recht des Stärkeren – eine harte, aber natürliche Realität. Am Abend noch kochten wir das gerupfte und ausgenommene Huhn kurz ab.

    Zum Abendessen gab es nochmal Fisch mit Gemüse und diesmal Nudeln. Nach der zweiten Nacht, die gemütlich und wieder etwas regnerisch war, liefen wir mit unserem Gepäck wieder zurück zum Basislager. Dort badeten wir lange im Fluss, wuschen unsere Sachen und kochten aus dem Dschungel-Huhn Majadito Beniano (eine Art Frikassee) - ein typisches Eintopf-Reisgericht aus dem bolivianischen Tiefland mit zwiebeln, Möhren, Tomaten, Gewürzen und Reis. Das Fleisch war extrem mager und wie die Haut des Vogels sehr fest, geschmacklich wie Hühnchen mit einem Hauch von Wild. Zum Abschluss durften wir uns als kleines Souvenir noch Armbänder mit Samen aus dem Dschungel flechten. Dann ging es mit dem Boot, diesmal mit mehr Leuten beladen und gefährlich tief im Wasser liegen, wie ich fand, zurück.

    Ach du heftige Wildnis... was für ein intensives Erlebnis diese doch recht kurze Zeit war. Ich hab viel über den Dschungel gelernt, aber auch einiges über mich selber.

    Es war sehr sehr anstrengend. Ich habe wirklich gelitten und das nicht zu knapp. Körperlich durch Hitze, Nässe, Insekten und die zu engen Gummistiefel. Geistig durch Angst vor giftigen Tieren und Pflanzen, möglichen Verletzungen beim Wandern durch unwegsames Gelände oder Stürzen, Fußpilz und den ganzen mir unbekannten Gefahren. Auch, dass ich den Guide nicht verstehen konnte und von Sebastian abhängig war für mich zu übersetzen, was ja nicht seine Aufgabe war, hat mir zugesetzt und mich frustriert. Doch es war nicht nur Schlechtes dabei, sondern auch Wundervolles. Ich habe Pflanzen und Natur gesehen, wie ich es mir nicht vorstellen konnte. Nein, nicht nur gesehen, ich habs erlebt und war mitten drin, umgeben von purer Wildnes und Leben. Die ganzen Geräusche und Gerüche, die ich gar nicht beschreiben kann, haben mich überwältigt. Der Geschmack des selbst gefangenen Fischs und des Hühnchens – unvergesslich. Die perfekt natürliche Schönheit des unberührten Dschungels und wilder Tiere, auch der gruseligen Insekten, hat mich tief berührt. Das werde ich nie vergessen.

    Zuerst war ich ein bisschen froh, da raus zu sein, doch heute ein paar Tage später, nachdem ich alles verarbeiten konnte, muss ich sagen, das löst bei mir nur eines aus: wahnsinnige Lust auf mehr! Beim nächsten Mal auch gerne noch extremer, härter, tiefer rein und ein paar Tage länger. Mit etwas besserer Ausrüstung, neuen Zielen und definitiv einem Guide, den ich verstehe.
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  • Abenteuer im bolivianischen Dschungel

    Oct 22–23 in Bolivia ⋅ ☀️ 34 °C

    Dass die zwei Nächte im Dschungel kein Sterneaufenthalt werden würden, war mir natürlich klar. Aber wie extrem, anstrengend, primitiv, insektenreich, warm, schlammig und nass es tatsächlich werden würde, hatte ich unterschätzt. Es war eine der heftigsten, aber auch eindrucksvollsten Erfahrungen meines Lebens.
    Vieles konnte ich gar nicht fotografieren – weil alles nass war, ich zu beschäftigt mit mir selbst oder die Momente – vor allem bei Tieren – einfach zu flüchtig waren. Trotzdem denke ich, mit meinen Ausschnitten, hier einen guten Eindruck vermitteln zu können.

    Schon der Start war typisch bolivianisch: etwas chaotisch, unorganisiert und improvisiert. Organisation, Englischkenntnisse oder logisches Mitdenken haben hier einfach keine Priorität – eine Herausforderung für jemanden wie mich, der gerne den Überblick behält. Gelassen zu bleiben und die Dinge zu nehmen, wie sie kommen. Das fällt mir hier manchmal wirklich, wirklich schwer.

    Als ich morgens um neun im Büro von Jaguar Sirius Eco-Tours ankam, wartete dort bereits Sebastian. Er kommt ursprünglich aus Cochabamba, lebt aber seit einigen Jahren in Dublin, wo er als Koch arbeitet. Nun war er zurück in seiner Heimat – auf Familienbesuch und mit dem Plan, endlich auch den Dschungel und die Pampa anzusehen – hier war er nämlich auch noch nie. Eigentlich waren wir gar nicht für dieselbe Tour gebucht, aber weil ein Bus ausgefallen war, wurde kurzerhand umgeplant.

    Unsere Rucksäcke waren nach Anweisung gepackt: Toilettenpapier, Handtuch, Wechselkleidung, Stirnlampe, Plastiktüten, Insektenschutz – das Nötigste eben. Es gab nur noch einen intakten Leinensack, den wir uns teilen mussten. Dazu bekamen wir Isomatte, Decke, Laken und Gummistiefel. Letztere waren zunächst ein Problem: keine passende Größe für mich. Miki, einer der Besitzer – ein witziger, leicht verpeilter Typ – organisierte kurzerhand per Motorrad noch ein Paar in Größe 46. Immer noch zu klein, aber halbwegs tragbar.

    Kurz darauf übergab er uns an Jesús, unseren Guide für die nächsten zwei Nächte. Wir liefen zum Fluss und stiegen in eines dieser typischen Boote – lang, schmal, flach gebaut, mit einem alten Automotor hinten dran, der vier Stunden lang ununterbrochen knatterte, als wir den Fluss aufwärts fuhren. Unterwegs hielten wir an einer kleinen Zuckerrohrplantage, wo wir mit einer über 80 Jahre alten Holzpresse unseren eigenen Zuckerrohrsaft pressen durften. Mit etwas Zitrone verfeinert herrlich erfrischend und ziemlich sättigend. Ich entdeckte mal wieder eine neue Frucht, die ich vom Baum pflücken und probieren durfte – das weiße, sehr weiche Fruchtfleisch war Zuckerwatte nicht unähnlich.

    Weiter ging es über einen Seitenarm des Flusses, der zunehmend flacher wurde. Immer wieder mussten wir aussteigen, um das Boot anzuschieben. Das braune Wasser fand ich überhaupt nicht einladend, ist aber im Flachen recht sicher. Wenn man sich daran gewöhnt, dass man, sobald man den Boden berührt, nochmal mindestens 30 cm im sehr feinen matschigen Schlamm einsinkt, ist es sogar ein ganz angenehmes Gefühl mit nakten Füßen.

    Am Basiscamp – ein paar einfache Hütten mit Dach, Tischen, Regalen und einer kleinen Kochecke – ließen wir überflüssiges Gepäck und ein paar Flaschen Wasser zurück. Von dort ging es in Gummistiefeln und mit Macheten bewaffnet tiefer in den Dschungel. Unser Camp lag etwa anderthalb Stunden Fußmarsch entfernt. Der Pfad war meist gut erkennbar, doch immer wieder versperrten umgestürzte Bäume den Weg, und zwei Flüsse mussten wir ebenfalls durchqueren. Dabei blieb es nicht aus, dass irgendwann das braune Wasser gefolgt vom Schlamm in die Stiefel lief.

    Etwa 30 Meter vor dem Camp zeigte Jesús uns frische Jaguarspuren – beeindruckend und ein bisschen unheimlich. Kleiner Spoiler: Wir sahen leider keinen Jaguar. Das wäre zwar ziemlich cool, aber auch etwas gruselig gewesen. Es gibt sie hier, und manchmal kann man hören, wie sie in der Ferne Geräusche machen, aber Menschen meiden sie normalerweise. Jesús selbst hat in seinem ganzen Leben gerade einmal zehn Tiere gesehen – meist bei Nacht am Flussufer vom Boot aus.

    Unser Camp war extrem simpel: zwei mit Palmzweigen und Planen abgedeckte Dächer und eine Kochstelle, die allerdings nur aus großen Baumstämmen bestand, zwischen denen kleine Äste verbrannt wurden und auf denen Jesús die Töpfe balancierte. Darüber lagen ein paar Palmzweige und getrocknete Blätter, damit das Feuer vor Regen geschützt war. Das wars. Keine Tische, Stühle oder andere annehmlichkeiten wie eine Toilette. Zum waschen gab es den Fluss etwa 30 Meter entfernt.

    Wir liefen ohne unser Gepäck etwas tiefer in den Dschungel, um fischen zu gehen. Jesús zeigte uns auf dem Weg einen Baum, dessen Holz so viel Wasser speichert, dass man daraus tatsächlich trinken kann – erstaunlich frisch und klar im Geschmack. Zum Glück mussten wir uns darauf nicht verlassen, denn Sebastian und ich hatten je acht Liter Wasser dabei. Jesús selbst trank nur abgekochtes Flusswasser.

    Die Angel bestand aus einer Leine, einem Haken und etwas Geduld. Als Köder dienten
    Drahtwürmer, die wir am Ufer im Schilfgras suchten. Ich fing sogar einen kleinen Fisch! Der wurde prompt mit der Machete zerteilt und als Köder für größere Fische verwendet – allerdings ohne Erfolg. Zum Abendessen gab es an diesem Tag nur Gemüse mit Reis, natürlich mit Flusswasser gekocht.

    Die erste Nacht war besser als erwartet. Auf der Isomatte lag es sich bequem, das Moskitonetz hielt die Insekten fern, und trotz der Schwüle ließ es sich aushalten. Ich lag da, schweißgebadet, schwitze noch eine Weile im liegen weiter und lauschte den unzähligen, unbeschreibbaren Geräuschen des Dschungels. Da war mir so, als ob irgendetwas um unser Camp herumschlich. Wahrscheinlich nur Einbildung. Hoffentlich.
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  • Rurrenabaquae

    October 21 in Bolivia ⋅ ☀️ 33 °C

    Dieses kleine, aber wachsende Örtchen liegt ein Stückchen flussabwärts des Pilón Lajas Territorio Indígena y Reserva de la Biósfera (Indigenes Territorium und Biosphärenreservat) am Río Alto Beni. Aus diesem Grund ist es für Touristen ein beliebter Ausgangspunkt für Expeditionen in den Dschungel und in die Pampa.

    Die Busfahrt hierhin war schon ein kleines Abenteuer und auch nicht ungefährlich, denn das erste Stück aus La Paz hinaus ins Amazonas-Tal im Osten Boliviens führt entlang der „Death Road“. Eine in den steilen Fels gesprengte Straße ohne Sicherungen am Abgrund. Dank der andauernden Ausbaumaßnahmen wird sie zwar sicherer, dennoch verunglücken hier regelmäßig Fahrzeuge im Abgrund der Andenschlucht. Der Bus war alt, bis unter die Decke vollgestopft und oben drauf wurde noch alles Mögliche aufgeladen, denn die Busgesellschaft Trans Pando liefert auch Waren in die abgelegenen Teile des Landes. Vor der Abfahrt sah ich zu, wie Matratzen, Kühlschränke, Kochausstattungen und zahlreiche weitere Kisten oben auf den Bus geladen und mit Planen und Seilen gesichert wurden. Die Busse fahren zum Glück sehr langsam an den kritischen Stellen, auch später ging es nicht schneller voran. Aus den angekündigten 13 Stunden wurden 16 oder vielleicht auch mehr – ich weiß es nicht mehr genau - auch dank der zahlreichen Toilettenpausen, denn im Bus gab es keine.

    In Rurrenabaque angekommen, suchte ich mir das Lobo Hostel direkt am Fluss mit Pool aus. Zum Sonnenuntergang ging ich mit ein paar Reisenden aus dem Hostel auf die große Brücke, die die beiden Hälften des Ortes verbindet. Die Aussicht bot einen tollen Vorgeschmack auf das, was mich die kommenden Tage erwarten würde: ganz viel Dschungel.

    Für die zwei Nächte im Dschungel, eine in der Pampa und eine dazwischen, mache ich separate Posts. Hier packe ich noch die kleinen Geschichten sowie Fotos und Videos vom Tag danach, zurück in Rurrenabaque, dazu.

    Ich kehrte zunächst in dasselbe Hostel zurück und freute mich unverhältnismäßig über die Tatsache, dass das gleiche Bett, welches ich bei meinem ersten Aufenthalt hier hatte, nochmal frei war. Ein bisschen Gewohnheit nach vier Tagen Abenteuer.

    Nach der überfälligen Dusche brach ich am Abend zunächst alleine auf, um ein Restaurant zu finden. Auf der Straße, keine 200 Meter vom Hostel entfernt, sprach mich Ivan an. Ein super spannender Mensch – er kommt aus England, ist heute schätzungsweise in seinen sechzigern, und hat als Kind ein Buch über einen Entdecker gelesen, der hier in der Gegend um 1910 unterwegs war. Mittlerweile lebt er seit über 30 Jahren in Rurrenabaque, arbeitet als Funk-Techniker oder Handwerker, Übersetzer und manchmal auch als Tour Guide. Alleine geht er gerne 5–10 Tage tief in den Dschungel, um dort Gold zu schürfen. Ich lud ihn ein, mich in ein Restaurant zu begleiten. Auf dem Weg dorthin liefen uns Deborah aus Frankreich (die ich noch aus dem PeruHop-Bus kenne) und Sebastian (den ich in den letzten Tagen kennlernte) über den Weg. Zu viert hatten wir einen sehr spannenden Abend mit tollen Geschichten, die Ivan uns über seine Erfahrungen hier im Ort und im Dschungel erzählte. Leider habe ich keine Fotos gemacht.

    In der Nacht fing es an zu regnen, in einer Menge und Lautstärke, wie ich es selten erlebt habe. Es wurde angenehm kühl im 8-Personen-Schlafsaal, es gab so gut wie keine Fenster, überall waren lediglich Moskitonetze in die Maueröffnungen gespannt. Die Geräuschkulisse war herrlich zum Schlafen. Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Der Graben hinter dem Pool hatte sich über Nacht komplett gefüllt (siehe Foto).

    Der Bus zurück nach La Paz fuhr erst am Abend ab, und ich wollte die Gegend noch etwas auf eigene Faust erkunden. Daher lieh ich mir für 5 Stunden ab dem Nachmittag ein Motorrad aus. Das Ding hatte weder Kennzeichen, noch funktionierende Blinker, aber die verwendet hier soweiso keiner. Dafür einen vollen Tank, nicht unbedingt selbstverständlich, da Bezin hier oft knapp ist. Der Regen hatte größtenteils aufgehört, und so wollte ich dem Ganzen eine Chance geben. Mein Plan war es, zuerst in das 55 km entfernte Nachbardorf Tumupasa zu fahren. Ivan erzählte mir am Vorabend, das würde sich lohnen. Man fährt dorthin durch den Dschungel und die Aussicht ist schön, aber die Straßen sind schlecht. Natürlich hatte er Recht. Der Asphaltbelag hörte nur kurz hinter der Ortsgrenze von Rurrenabaque auf. Ich fuhr ca. die Hälfte der Strecke ganz vorsichtig mit 20–30 km/h über die matschige Schotterpiste und wurde dabei gut durchgeschüttelt und von unten ziemlich eingesaut. Es gab zwar viele Pfützen, aber der Regen hatte das Ganze nicht zu schlammig gemacht – zumindest am Anfang. Als es später doch zu tiefe Schlaglöcher und matschige Passagen gab, entschied ich mich umzudrehen. Hier wollte ich nicht wegrutschen – erst recht nicht ohne gute Schutzausrüstung.

    Stattdessen fuhr ich dann nach Reyes. Ein weiteres Nachbarörtchen in anderer Richtung, und von der Fahrt in die Pampa, die hier vorbei führte, wusste ich, dass die Straßen asphaltiert und sehr gut waren. Angekommen drehte ich ein paar Runden um den zentralen Platz und fand einen Markt, auf dem ich Teigtaschen und Käsebrötchen von lokalen Verkäuferinnen kaufte.

    Abends ging es mit dem Bua zurück nach La Paz. Ich kann Rurrenabaque wirklich nur empfehlen, auch wenn es sehr ärmlich und vieles heruntergekommen ist, so ist das halt in Bolivien. Meine wahren Erlebnisse hier - Dschungel und Pampa kommen in den nächsten Posts, da könnt ihr euch echt drauf freuen!
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  • Copacabana - Bolivien

    October 19 in Bolivia ⋅ ☀️ 12 °C

    Bolivien stand eigentlich gar nicht auf meiner Wunschliste der Länder auf dieser Reise. Nachdem ich in Brasilien schon nicht den Amazonas-Dschungel besucht hatte, wollte ich das in Peru machen. Doch dann gab es so viel anderes zu sehen, und ich hörte von anderen Reisenden, dass Bolivien auch schön sei und Ausflüge in den Dschungel preiswerter sind.

    Also machte ich mich am Sonntag auf in Richtung Grenze. An diesem Tag waren Präsidentschaftswahlen in Bolivien, und die großen Touristenbusse fuhren nicht. Zur Frage, ob denn die Grenze geöffnet sei, bekam ich widersprüchliche Antworten. Weil die öffentlichen Busse aber fuhren, wollte ich es versuchen. Damit zu fahren ist ganz witzig, denn es gibt keinen Fahrplan. Man geht einfach zum Terminal de buses (Busbahnhof), findet den richtigen Bussteig mit Bus, steigt ein und wartet, bis er voll ist – dann geht es los.

    Die Grenze war ganz seltsam, so etwas habe ich noch nie erlebt. Zumindest nicht außerhalb von Europa, denn man konnte einfach durchlaufen. Keine Kontrollen, gar nichts. Ich wollte noch meinen Reisepass vorzeigen, aber der Beamte auf der bolivianischen Seite winkte mich einfach durch. Im Hostel in dem kleinen Ort Copacabana auf der anderen Seite des Titikakasee tauschte ich etwas Geld – dann bekommt man einen bis zu 50 % besseren Kurs als beim Abheben am Automaten – und aß trucha (Forelle), ein typischer Fisch aus dem See, in einer der kleinen Imbissbuden direkt am Ufer.

    Im Hostel lernte ich Matty aus Großbritannien kennen, der mich zu Recht zum Nachdenken brachte, denn seinen Reisepass hatte man bei der Einreise gestempelt. Nicht nur, dass ich aktuell inoffiziell im Land war – mir fiel auf, dass ich ja gar nicht aus Peru ausgereist war. Am nächsten Morgen fuhr ich noch einmal die 15 Minuten mit einem Taxi zur Grenze zurück und holte das nach. Ich war am Vortag einfach an den richtigen Gebäuden vorbeigelaufen, und es hatte niemanden interessiert.

    Matty erzählte mir auch von seiner Tour in den Dschungel und empfahl mir seinen Reiseveranstalter. Mit einem Bus fuhr ich an diesem Tag zuerst von Copacabana in die Hauptstadt (technisch "nur Regierunssitz") La Paz. Der Weg führte anfangs noch entlang des Titicacasees. Auffällig waren die von den Inka angelegten und größtenteils zerfallenen Bauernterrassen, die man schon auf der peruanischen Seite und auf der Isla Tranquila, die ich am Vortag besucht hatte, sehen konnte. An einer Stelle fuhr der Bus auf eine viel zu kleine und unsicher aussehende Fähre, wie ich dachte. Wenn man das überhaupt so nennen kann, denn eigentlich war es nur eine Barke mit Motor dran. Die kurze Überfahrt war aber ganz entspannt.

    Am Nachmittag in La Paz angekommen, suchte ich mir direkt einen Nachtbus, um am Abend weiter nach Rurrenabaque zu fahren, von wo aus ich den Dschungel und die Pampas besuchen wollte.

    Die Fotos aus La Paz kommen, wenn ich am Ende meiner Zeit in Bolivien noch einmal für drei Tage hierher zurückkomme.
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  • Titicaca See

    Oct 17–19 in Peru ⋅ ⛅ 13 °C

    Puno ist eine der größeren Städte auf der peruanischen Seite des Titicaca-Sees und mein letzter Stopp in diesem Land. Ein nettes Örtchen mit ein paar schönen Plätzen zum verweilen, vielen Straßenverkäufern und belebten Straßen. An diesem Wochenende gab es eine Art Fest der Kultur – so ganz habe ich das nicht verstanden … immer mal wieder hat man Feuerwerk und Musikgruppen gehört. An meinem letzten Abend habe ich vom Restaurant aus eine Parade gesehen.

    Hauptziel hier ist natürlich der Besuch des Titicaca-Sees, eines der höchstgelegenen Seen der Welt auf rund 3.812 Metern über dem Meeresspiegel – mit seinen zahlreichen Inseln und vor allem der schwimmenden Schilf-Stadt Uros.

    Die Islas Uros sind wirklich einzigartig. Sie bestehen komplett aus Totora-Schilf, das überall am Seeufer wächst. Schon vor Jahrhunderten begannen die Uros, auf dem Schilf zu leben – ursprünglich, um sich vor feindlichen Stämmen am Festland zu schützen. Die Inseln werden Schicht für Schicht aus frischem Schilf aufgebaut und müssen regelmäßig erneuert werden, weil das untere Material im Wasser verrottet. Heute gibt es dort noch einige Dutzend Familien, die teils vom Tourismus, teils vom Fischfang leben. Alles – Häuser, Boote, Möbel – ist aus Schilf gefertigt. Ein faszinierender und besonderer Ort, der fast ein wenig surreal wirkt.

    Mit dem Boot ging es am Samstag zuerst dorthin. Uros liegt nur wenige Kilometer vor Puno und war in kurzer Zeit mit dem Boot erreicht. Wir stoppten auf der Insel einer einheimischen Familie, die der Reisegruppe erklärte, wie die schwimmenden Inseln gebaut und durch konstante Ausbesserungen und Reparaturen erhalten werden. Alles auf Spanisch, aber dank der modellhaften Veranschaulichung für mich verständlich und recht amüsant.

    Weiter ging es etwa drei Stunden hinaus auf den riesigen See. Bei bestem Wetter hatten wir zwei Stunden Aufenthalt auf der Isla Taquile.

    Die Isla Taquile liegt mitten im Titicaca-See und ist bekannt für ihre traditionelle Lebensweise und die farbenfrohen Webarbeiten der Einheimischen. Männer tragen hier gestrickte Mützen, deren Farben den Familienstand anzeigen, und Frauen bunte, handgewebte Röcke. Auf der Insel gibt es keine Autos und kaum moderne Infrastruktur – alles wirkt sehr ruhig und ursprünglich. Vom höchsten Punkt aus hat man einen fantastischen Blick über den See bis hinüber nach Bolivien.

    Das Boot setzte uns auf der einen Seite ab und sollte uns auf der anderen später wieder einsammeln, sodass man einmal die Insel durchqueren konnte. Während die meisten der anderen entweder ihre Unterkunft aufsuchten – weil sie eine Nacht hier blieben – oder in ein Restaurant gingen, entschied ich mich, etwas herumzuwandern und schneller auf die andere Seite zu gehen, um dort im See zu schwimmen. Das Wasser war etwas kühl, aber mit der heißen Sonne von oben herrlich erfrischend und wunderbar klar – zumindest auf den ersten zwanzig Metern vor dem Ufer, denn dann wurde der See schnell sehr tief.
    Wirklich eine tolle Kulisse!

    Zurück in Puno, an meinem letzten Abend in Peru, wollte ich mir noch etwas Besonderes gönnen. Cuy (Meerschweinchen) sind eine peruanische Spezialität und werden, weil sie recht teuer sind, vor allem zu besonderen Anlässen serviert. Der Gedanke war zunächst schon etwas komisch, aber in den vergangenen drei Wochen habe ich das öfter gesehen, und man gewöhnt sich ein bisschen daran. Neue Kulturen zu entdecken heißt auch, Neues und oft Ungewöhnliches Essen zu probieren – das gehört einfach dazu. Geschmacklich war es sehr fettarmes Fleisch, kaum anders als Schweinefleisch, dafür mit umso mehr knusprig gebratener Haut außen drum. Dazu gab es verschiedene Kartoffelarten, Mais, etwas Salat und mein letztes Cusqueña (peruanisches Bier) – das ich echt super finde.

    Wenn ich auf die 3,5 Wochen zurückblicke, die ich durch die südliche Hälfte von Peru gereist bin, wundere ich mich, wie viel ich erlebt habe – damit habe ich echt nicht gerechnet. Und dabei habe ich nicht einmal den Norden oder den östlichen Teil mit dem Amazonas gesehen. Dieses Land ist wirklich eine Reise wert: Es bietet tolle Landschaften und viele alte Ruinen der Inka- und Prä-Inka-Kulturen. Gemüse, Obst und die Gerichte, die daraus gemacht werden, sind vielfältig und sehr gut. Die Menschen sind nett, offen und perfekt auf Touristen eingestellt. Zudem fühlt sich alles – für südamerikanische Verhältnisse – sehr sehr sicher an.
    Ein richtiges Einsteigerland, wenn man sich einmal auf diesen Kontinent trauen möchte. Ich werde ganz bestimmt eines Tages wieder hier her kommen.
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  • Machu Picchu

    October 15 in Peru ⋅ ☁️ 19 °C

    Am ersten Morgen in Aguas Calientes stellte ich mich um 5:30 Uhr in die Schlange zum Ticketschalter. Online sind die Tickets für Machu Picchu meist monatelang im Voraus ausgebucht. Doch es gibt die Möglichkeit, vor Ort ein Ticket zu kaufen – jeden Tag wird ein Kontingent von 1000 Tickets für den jeweils nächsten Tag ausgegeben. Die Schlange war schon einige Häuserblöcke lang. Um Viertel vor acht war ich vorne und bekam die Wartenummer 578 für diesen Tag – gute Neuigkeiten, denn es gibt je 300 Tickets für die Routen 2A und 2B, die zu den beliebtesten in Machu Picchu gehören. Sie beinhalten die Schleife durch die angelegten Agrarterrassen, von denen man den klassischen Blick auf das darunterliegende Dorf hat. Nach einer weiteren Stunde hatte ich dann mein Ticket: Route 2A für 14:00 Uhr am darauffolgenden Tag. Glück gehabt! Erstmal zurück ins Bett und einen chilligen machen.

    Am nächsten Tag war es soweit – mein drittes Weltwunder auf dieser Reise wartete auf mich. Ich hatte mich entschieden, zu Fuß den Berg hochzusteigen, statt den Bus zu nehmen. Die Busfahrt kostet mittlerweile stolze 12 US-Dollar pro Strecke, und ich wollte mir den Aufstieg durch den Dschungel und mit eigener Kraft nicht entgehen lassen, schließlich war ich ja schon hierher gelaufen. Los ging es über die Brücke über den Río Urubamba bis zum Eingang des Wanderwegs. Der Weg führt fast ausschließlich über Stufen – rund 400 Höhenmeter nach oben. Immer wieder hörte man unten den Fluss rauschen, ab und zu ein Zughorn durch das Tal dröhnen und das Zwitschern der Vögel, dazu überall den feuchten Geruch des Waldes. Nur Stufen nerven mich echt... Nach den gefühlt ersten 300 hatte ich keine Lust mehr, ständig anzuhalten, um durchzuatmen. Also ging ich die Serpentinen entlang der Straße hinauf, die die Busse nehmen – etwas mehr Strecke, aber deutlich entspannter. Nach etwa anderthalb Stunden erreichte ich um 13:30 Uhr völlig durchgeschwitzt das Eingangstor. Gut in der Zeit, um noch einen Guide mit einer Gruppe zu finden.

    Raul führte Linda aus Österreich, Victoria aus den USA, Josiah aus Neuseeland und mich mehr als drei sehr spannende Stunden durch die Anlage. Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter – am Vormittag hatte es noch geregnet, und die Wolken hingen so tief, dass die Sicht oben kaum 50 Meter betrug, so Raul. Bei uns dagegen war es sonnig, warm und wunderbar klar.

    Die Stadt Machu Picchu liegt auf dem gleichnamigen Berg („Alter Berg“) und war zur Zeit der Inka eine der wichtigsten Städte ihres Reiches. Zwei Besonderheiten machen diesen Ort einzigartig: mehrere Quellen auf dem Machu Picchu, die man zur Bewässerung und Versorgung der 500 bis 1000 Einwohner nutzte, sowie die Ausrichtung zum Sonnenaufgang, der für die Inka eine große spirituelle Bedeutung hatte. Vermutlich wurde die Stadt um 1450 unter dem Herrscher Pachacútec Inca Yupanqui erbaut. Bei der Ankunft der Spanier wurde sie verlassen, die damaligen Hängebrücken aus Schilfgräsern von den Inka abgerissen, und dieser heilige Ort erfolgreich geheim gehalten. Die Spanier entdeckten die Stadt nie – was vermutlich der Grund ist, warum sie so gut erhalten blieb und warum hier heute keine Kirche steht. Erst 1911 wurde sie von dem US-amerikanischen Forscher Hiram Bingham wiederentdeckt – beziehungsweise von Einheimischen gezeigt, die unten im Tal am Fluss lebten und natürlich von der Ruinenstadt wussten.

    Raul erklärte uns, dass Machu Picchu aus drei großen Sektoren besteht:
    – dem landwirtschaftlichen Bereich mit unzähligen Terrassen, auf denen Mais, Quinoa und Kartoffeln angebaut wurden,
    – dem urbanen Bereich mit Wohnhäusern, Plätzen und Werkstätten,
    – und dem religiösen Bereich, in dem sich die wichtigsten Tempel befinden.

    Manche Tempel wurden nie fertiggestellt, und andere Bereiche weiter unten am Berg sind archäologisch noch gar nicht erforscht. Es wird vermutet, dass sich die Stadt teilweise bis ins Tal ausdehnte.

    Es gibt einen Steinbruch auf der Rückseite, wo man grobe Felsen abflachte, um daraus Gebäude und an derselben Stelle Terrassen zu bauen. Oft schmiegen sich die Bauwerke hier an die Felsen – ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Natur und Baukunst.

    Die Präzision, mit der die Inka ihre Steine bearbeiteten, ist wirklich unglaublich. Oft waren weder Mörtel noch Fugen notwendig – und trotzdem sind die Mauern seit Jahrhunderten erdbebensicher. Manche Steine wiegen über 20 Tonnen und wurden aus mehreren Kilometern Entfernung hierher transportiert. Man weiß nicht genau, mit welchen Methoden und Werkzeugen die Inka das geschafft haben – vermutlich mit vielen Hebeln und der Bearbeitung durch härtere Steine, denn Metalle besaßen sie nur in weichen Formen (Bronze, Silber, Gold).

    Nicht alle Mauern sind perfekt gearbeitet. Es gibt auch Bereiche, wie z. B. die Wohnhäuser, die schnell und gröber gebaut wurden. In deren Mauern wurde ein Mörtel aus verschiedenen Erdschichten, Sand und Gräsern verwendet. Das Niveau richtete sich nach der Bedeutung und Nutzung der Gebäude – die Tempel sind am hochwertigsten gebaut.

    Besonders beeindruckend ist der Sonnentempel, dessen geschwungene Steinmauern exakt auf den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende ausgerichtet sind. Ebenso faszinierend war der Intihuatana-Stein – eine Art Sonnenuhr oder astronomisches Instrument der Inka, mit dem sie Jahreszeiten und Zeremonien bestimmten. Die originalen Dächer aus Holz und Stroh sind heute natürlich nicht mehr erhalten, doch an einigen Stellen gibt es Rekonstruktionen, damit man sehen kann, wie es einst aussah.
    Ein Gebäudekomplex wird als ehemalige Art Universität vermutet. Gelehrte aus dem gesamten Inka-Reich kamen hier zusammen, um ihr Wissen auszutauschen und an die nächste Generation weiterzugeben. Auf dem zentralen Platz und den umliegenden Terrassen wurde keine Landwirtschaft betrieben – sie dienten der Zusammenkunft zu Zeremonien und Festen. In der Mitte befindet sich ein Altar, der heute von einem kleinen Dach geschützt wird.

    Es war wieder einer dieser Orte, der einfach nur zum Fantasieren einlädt... Welche Handwerkskunst, welches Wissen und wie viele Jahrhunderte an Erfahrung hier wohl eingeflossen sind. Wie die Menschen hier gelebt, gearbeitet, geglaubt und gefeiert haben – und was sie angetrieben hat...

    Machu Picchu war für mich definitiv eines der absoluten Highlights in Peru. Nicht nur wegen der atemberaubenden Kulisse, sondern auch wegen der Geschichte, der Baukunst und der Energie dieses Ortes. Man spürt einfach, dass das hier etwas ganz Besonderes ist – und zu Recht ein Weltwunder.
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  • Aguas Calientes

    Oct 13–16 in Peru ⋅ ☁️ 19 °C

    Wenn man Machu Picchu besuchen möchte, führt fast jeder Weg zunächst in das kleine Örtchen Aguas Calientes, auch bekannt als Machu Picchu Pueblo. Es liegt tief im Tal am Fuß des Berges, auf dem die weltberühmte Inka-Stadt thront. Doch dorthin führen keine Straßen – man muss also zunächst entscheiden, wie man überhaupt in diese abgelegene Region gelangt.

    Die bekannteste Möglichkeit ist die Inca Rail oder PeruRail, die von Ollantaytambo – einem Ort etwa auf halber Strecke zwischen Cusco und Machu Picchu – nach Aguas Calientes fährt. Selbst die günstigste Klasse ist hier jedoch erstaunlich teuer. Eine zweite Option ist die klassische Inka-Wanderung. Dieser Weg wurde schon von den Inka genutzt und führt über rund 70 Kilometer durch die Anden – mit zahlreichen Höhenmetern, Pässen über 4.000 Meter und mehreren Tempelanlagen entlang der Strecke. Die Tour dauert meist vier bis fünf Tage und erfordert gute Kondition sowie eine geführte Gruppe - oft lange im Voraus ausgebucht. Alternativ gibt es den Salkantay-Trek, eine moderne Route mit ähnlicher Länge.
    Für mich war das allerdings zu viel des Guten.

    Ich entschied mich für die sogenannte „Hydroelectrica-Route“, eine Art Kompromiss. Mit einem Kleinbus ging es von Cusco über das Heilige Tal und den Pass von Abra Málaga bis zum Wasserkraftwerk „Hidroelectrica“ – etwa 210 Kilometer und rund sieben Stunden Fahrt entfernt. Von dort führt eine alte Bahnstrecke noch etwa elf Kilometer bis nach Aguas Calientes. Diese Strecke läuft man zu Fuß, immer entlang der Gleise, flankiert von dichtem Regenwald, Wasserfällen und dem rauschenden Urubamba-Fluss.

    Die Busfahrt selbst war schon ein Erlebnis. Die gesamte Strecke führte in endlosen Serpentinen durch die Anden – es gab kaum ein gerades Stück, das länger als ein paar Hundert Meter war. An manchen Stellen hatten Felsstürze Teile der Straße weggerissen oder verschüttet, und der Bus musste warten, bis der Gegenverkehr durch war. Die Aussicht war allerdings atemberaubend: schneebedeckte Gipfel, tiefe Täler, und dann plötzlich dichter, grüner Dschungel.

    Am Hydroelectrica angekommen, ging es endlich zu Fuß weiter. Leider hatte ich mir in Cusco bei der Ruinenwanderung eine fiese Blase an der rechten Ferse geholt. Zuerst versuchte ich, links einen normalen Schuh und rechts einen Croc zu tragen – weil der hinten offen ist. Aber auf dem groben Schotter der Bahngleise war das keine besonders bequeme Idee. Zudem regnete es fast durchgehend. Gleichzeitig war es tropisch warm und feucht – kein Wunder, denn hier beginnt bereits der Regenwald. Der Urubamba-Fluss, der unterhalb von Machu Picchu fließt, mündet später in den Amazonas.

    Ich wurde ziemlich nass und hatte keine Lust, anzuhalten oder Fotos zu machen. Vom meinem Besuch auf dem Machu Piccuu berichte ich im nächsten Post. Hier erzähle ich noch kurz vom Rückweg, damit ich die Bilder und Videos dazu packen kann. Dieser war etwas trockener, wenn auch nicht sehr viel. Ich konnte es trotzdem mehr genießen und musste die beeindruckende Landschaft und abenteuerliche Strecke entlang der Gleise, eingerahmt von riesigen Felsen, tropischem Grün und kleinen Holzhütten einfangen - seht selbst.

    Wieder am Hydroelectrica angekommen, wollte ich spontan mit Josiah – einem Reisenden, aus meiner Gruppe der Tour durch Machu-Picchu – noch einen Zwischenstopp auf dem Rückweg einlegen, im „Sacred Valley“, dem Heiligen Tal der Inka, um dort noch einige Ruinen zu sehen. Ich hatte meine kleine Tasche bereits vorne auf den Beifahrersitz gelegt und wartete etwa eine Stunde neben dem Bus, bis es losgehen sollte. Doch kurz vor der Abfahrt schmiss mich der Fahrer plötzlich raus – er wollte lieber zwei andere Personen mitnehmen, um den Bus voll zu machen. Ich war ziemlich sauer, schließlich hätte ich dann auch einen anderen Bus nehmen können und nicht so lange warten müssen.

    Der Fahrer meinte, ich müsse nur fünf Minuten die Straße hinunterlaufen – dort gäbe es einen anderen Bus. Der fuhr allerdings direkt nach Cusco, ohne Zwischenstopp im Sacred Valley. Also verpasste ich die Gelegenheit, Josiah zu begleiten. Ich war etwas enttäuscht und dachte zunächst ich hätte meinen Platz nicht so einfach aufgeben sollen.

    Doch am nächsten Tag erfuhr ich, dass der Bus mit Josiah und den anderen auf halber Strecke liegengeblieben war – mitten in den Bergen, irgendwo auf einem Pass. Alle mussten aussteigen und auf eigene Faust per Anhalter weiterkommen. Josiah erzählte mir später, dass er schließlich auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks im Regen mitfahren durfte. Das Geld für die überteuerte Fahrt hat natürlich niemand zurückbekommen.

    Im Nachhinein war ich dann doch froh, dass mich der Fahrer rausgeworfen hatte – sonst hätte mich dasselbe Schicksal ereilt. So fügen sich die Dinge manchmal auf erstaunliche Weise. Alles passiert aus einem (allermeistens guten) Grund!
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  • Inka Ruinen bei Cusco

    October 10 in Peru ⋅ ☁️ 12 °C

    Die Tempel in der Stadt Cusco selbst sind heute entweder sehr zerfallen, oder es sind nur noch die Fundamente zu sehen. Viele wurden nach der Eroberung durch die Spanier abgerissen und an ihrer Stelle Kirchen errichtet – oft mit denselben Steinen, die zuvor Teil der Inka-Tempel waren. Im Umland jedoch gibt es noch einige besser erhaltende, beeindruckende Ausgrabungsstätten zu besichtigen, die einen faszinierenden Einblick in die Architektur und Spiritualität der Inka geben.

    Ich nahm mir ein Taxi und fuhr die Serpentinen hinauf in die Berge über Cusco, bis zu der am weitesten entfernten Anlage, die ich mir ansehen wollte: Tambomachay. Von dort wollte ich gemütlich zurück ins Tal wandern und unterwegs drei weitere Tempelstätten besuchen.

    Gleich am Anfang traf ich zufällig wieder auf Ellen aus London – sie hatte ich beim Wandern im Colca Canyon kennengelernt. Es ist wirklich witzig, wie oft man in Peru denselben Leuten begegnet, aber klar – die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen nun mal auf den gleichen Routen. Sie hatte sich ein Taxi für den ganzen Tag gebucht und nahm mich spontan bis zur nächsten Ruine mit. Danach ging ich zu Fuß weiter, vorbei an kleinen Bauernhöfen mit Lamas, Alpakas, Schafen und Pferden, durch winzige Dörfer, wo Kinder winkten und Hunde faul in der Sonne lagen. Es war eine sehr schöne Strecke – und im Vergleich zum Colca Canyon wirklich entspannt zu laufen.

    Tambomachay, die erste Anlage auf meiner Route, wird oft als „Bad des Inka“ bezeichnet. Sie liegt auf etwa 3.700 Metern Höhe und besteht aus terrassenförmigen Mauern mit perfekt gearbeiteten Wasserkanälen, die bis heute frisches Quellwasser leiten. Vermutlich diente der Ort nicht nur rituellen Waschungen, sondern auch als eine Art Heiligtum für Wasser – eines der wichtigsten Elemente im Inka-Glauben.

    Nur wenige hundert Meter weiter liegt Puka Pukara, was „Rote Festung“ bedeutet. Die Anlage erhielt ihren Namen von der rötlichen Färbung des Gesteins im Sonnenlicht. Vermutlich war sie ein militärischer Posten oder Kontrollpunkt am Eingang zum Heiligen Tal, vielleicht auch eine Raststation für Reisende oder königliche Boten. Von hier aus hatte man eine großartige Aussicht über das Tal und die umliegenden Berge.

    Weiter bergab kam ich nach Q’enqo, einem mystischen Ort mit labyrinthartigen Gängen, in den Fels gehauenen Altären und Opferstellen. Der Name bedeutet „Labyrinth“ oder „Zickzack“. Hier fanden vermutlich rituelle Zeremonien statt, möglicherweise auch Opfergaben zu Ehren der Sonnengöttin Inti und der Erde Pachamama. In den Felsen sind noch heute Kanäle zu erkennen, durch die einst Blut, Wasser oder Chicha (Maisbier) geflossen sein sollen. Die Anlage hat eine ganz besondere Atmosphäre – irgendwie still, kühl und gleichzeitig geheimnisvoll.

    Die letzte und größte Ruinenstätte auf meiner Wanderung war Sacsayhuamán – nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und auf einem Hochplateau gelegen. Von hier oben hat man eine unglaubliche Aussicht über ganz Cusco, das dicht bebaut das weitläufige Tal ausfüllt. Die gewaltigen Mauern aus riesigen, perfekt behauenen Steinen sind einfach beeindruckend. Manche dieser Steine wiegen über 100 Tonnen, und doch passen sie millimetergenau ineinander – ganz ohne Mörtel. Die größte Mauer ist in drei Terrassen angelegt, jede fast 400 Meter lang. Sacsayhuamán war ursprünglich eine Tempel- und Festungsanlage, wahrscheinlich auch ein zeremonielles Zentrum, das der Verehrung des Sonnengottes diente. Später nutzten die Spanier viele der Steine für den Bau von Kirchen in Cusco – nur die größten Blöcke blieben, weil die Kunst diese zu bewegen die Fähigkeiten der Eroberer überstieg.

    Abends traf ich Ellen wieder, diesmal zusammen mit einer anderen Reisenden aus den USA. Wir gingen gemeinsam in ein kleines Restaurant in der Altstadt – gutes Essen, interessante Gespräche und ein schöner Abschluss meiner Zeit in Cusco. Die fünf Nächte hier haben sich wirklich gelohnt. Ich habe viel gesehen, aber längst nicht alles. Kein einziges Museum und es gibt noch viele weitere Ruinen und Tempel in der Umgebung, die man besuchen könnte. Auch zu den Rainbow Mountains habe ich es nicht geschafft – alles gute Gründe, eines Tages wiederzukommen.
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  • Cusco - Hauptstadt der Inka

    Oct 7–12 in Peru ⋅ ☁️ 14 °C

    Der letzte Stopp auf meiner Busreise mit Peru Hop sollte Cusco sein. Die Stadt hat rund 430.000 Einwohner, liegt auf etwa 3.400 Metern über dem Meeresspiegel und zählt damit zu den höchstgelegenen größeren Städten der Welt. Ich hatte ein paar Tage eingeplant, um mich weiter an die Höhe zu gewöhnen, die Stadt und die umliegenden Ruinen zu erkunden und auch, um etwas zu entspannen und vielleicht einen oder zwei Tage das Hostel mal nicht zu verlassen.

    Hier hatte ich wirklich Glück. In meinem Dreibettzimmer war ich der einzige Gast. Eine 1,40 Meter breite Matratze und ein recht schickes Badezimmer ganz für mich allein. Nachts zog es zwar an allen Ecken und Enden durch dieses obere Stockwerk – ordentlich gebaut ist hier kaum etwas – aber dafür gab es genug schwere Wolldecken. Der Regen prasselte auf die zusammengeschusterten Wellblechdächer, doch in meinem Zimmer blieb alles trocken. Nur unten im Flur standen immer ein paar Eimer bereit, denn hier und da tropfte es hinein. In Küche kochte ich seit langem mal wieder selbst, das hatte mir gefehlt. Das Ganze für 6 Euro pro Nacht – da blieb ich gerne eine oder zwei Nächte länger.

    Das Wetter war insgesamt durchwachsen. Es regnet hier inzwischen täglich ein paar Stunden, denn die Regenzeit beginnt langsam. Nachts ist es frisch bis kalt und wenn tagsüber mal die Sonne rauskommt braucht man Hut, Sonnenbrille und eigentlich keine Jacke.

    Roman aus Aachen, den ich bereits in Lima kennengelernt hatte, riet mir zu einer Walking Tour, die er selbst schon gemacht hatte – und trotzdem nochmal ein Stückchen mitkam. Auf dem Mercado San Pedro gab es wieder einmal eine unglaubliche Vielfalt an Früchten, dutzende Sorten Mais und Kartoffeln zu bestaunen.

    Cusco ist historisch eine der bedeutendsten Städte Südamerikas. Vor der spanischen Kolonialisierung war sie die Hauptstadt des Inkareichs – des größten Reichs, das jemals in Südamerika existierte. Das Reich der Inka, genannt Tawantinsuyu („Land der vier Regionen“), erstreckte sich einst über weite Teile der Anden, Wüsten- und Dschungelregionen des heutigen Kolumbiens, Ecuadors, Perus und Boliviens bis hinunter nach Chile und Argentinien. Der neunte Inka-Herrscher, Pachacútec, gilt als jener König, der die vier Regionen vereinte und Cusco zu ihrem Mittelpunkt machte. Hauptstraßen der vier Königreiche laufen in Cusco zusammen, wo sich das politische, religiöse und wirtschaftliche Zentrum über ca. 130 Jahre entwickelte.

    Heute heißt der zentrale Platz „Plaza de Armas“ – wie fast alle Hauptplätze in den von Spanien kolonisierten Städten. Auffällig sind die zwei Kirchen. Eigentlich gestattete der Vatikan damals nur den Bau einer Kirche pro Platz, aber die Inka hatten hier zwei bedeutende Tempel erbaut und weil es gute Kolonialmanier war jegliche Tempel und überreste fremder Religionen abzureißen und an selber Stelle, aus den gleichen Steinen, Kirchen zu bauen, gestatte der damalige Papst hier eine Ausnahme. Ich finde es unfassbar traurig und tragisch, was die Spanier und Kirche hier alles kaputt gemacht haben... so viel Kultur sowie Wissen über Natur ist verloren gegangen, welches wir bis heute nicht zurück erlangt haben. Wenn ich hier in dieser Stadt stehe macht mich wütend auf die gierigen Europärer und den damaligen Zeitgeist.

    Typisch für die Inka-Baukunst sind die perfekt behauenen Steine, die millimetergenau ineinandergreifen, ohne dass Mörtel nötig war. Die daraus entstehenden Gebäude sind dazu noch Erdbeeben sicher. Der berühmte „Zwölf-Ecken-Stein“ in der Hatunrumiyoc-Straße ist eines der bekanntesten Beispiele (unser Guide zeigte uns einen mit 13 Winkeln). Auch die trapezförmigen Türen und Fenster sind charakteristisch. Viele dieser alten Mauern sind noch heute erhalten, oft im unteren Teil moderner Gebäude. Ab einer Höhe von zwei bis drei Metern wurden sie in und nach der Kolonialzeit mit simpleren Baumethoden aufgestockt. Selbstverständlich nachdem die Spanier damals alles auseinender genommen und kaputt gemacht haben... man vermutete in den meisterhaft gefertigten Steinen verstecktes Gold....

    Jeder der 13 Inka-Herrscher ließ sich in Cusco ein eigenes Haus bauen – meist mit mehreren Innenhöfen, Tempeln und Wohnräumen für seine vielen Frauen und Kinder. Der nächste Herrscher wurde meist aus den Söhnen des Königs gewählt, wobei nicht das Alter, sondern Fähigkeiten, Gesundheit und Herkunft der Mutter eine Rolle spielten. Das Reich bestand bis ins 16. Jahrhundert, als die Spanier einmarschierten und den letzten legitimen Inka-Herrscher, Atahualpa, welcher sich eigentlich auf Verhandlungen einlassen wollte, 1533 hinrichten ließen.

    Am Plaza de Armas traf ich später auf einen Einheimischen, etwas jünger als ich. Mit ihm bin ich lange per ChatGPT-Übersetzer ins Gespräch gekommen. Er stellte viele spannende Fragen über das Leben in Deutschland, und ich lernte dabei einiges über den Alltag in Cusco und die aktuelle politische Situation in Peru. Die ehemalige Präsidentin Dina Boluarte steht derzeit massiv in der Kritik und musste sich vor Gericht verantworten, während gleichzeitig über vorgezogene Neuwahlen diskutiert wird – ein Thema, das viele hier beschäftigt.
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  • Heiße Quellen, Lamas und Vulkane

    October 6 in Peru ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach dem Aufstieg aus dem Canyon und dem Frühstück war es gerade einmal 9 Uhr. Auf dem Rückweg nach Arequipa standen noch einige Stopps auf dem Programm.

    Zuerst ging es zum Baden in heißem Quellwasser und im Fluss, an einen Ort etwa 30 Minuten entfernt. Dort traf ich wieder auf Jonas und Lukas aus Bayern. Diesmal stimmte ich in den Spaß ein, und wir tranken je ein großes Bier – das erste seit Tagen, denn im Canyon hatte ich mich das nicht getraut. Der Kontrast zwischen dem wirklich heißen, schwefelig riechenden Wasser, das in kleine Becken geleitet wurde, und dem eiskalten Fluss direkt daneben tat unglaublich gut.

    In einem kleinen Ort irgendwo in den peruanischen Anden wurde der ganze Bus für eine Stunde zum Mittagessen an einem Restaurant ausgeladen. Das Buffet sah zwar gut aus, war mit rund 12 € aber viel zu teuer für lokale Verhältnisse, und ich hatte ohnehin keinen Hunger. Stattdessen ging ich mit zwei Mitreisenden eine Runde zum Hauptplatz spazieren. Die beiden fanden ein Restaurant mit Tagesmenü (3€) - ich setze mich auf eine Bank und genoss die Atmosphäre. Egal, in welche Richtung man hier blickt – überall ragen Berge am Horizont empor.

    Weiter ging es in den Nationalpark Reserva Nacional de Salinas y Aguada Blanca, eine von Bergen und Vulkanen geprägte Hochlandschaft. Wir hielten an einem Hirtenhaus und konnten Lamas und Alpakas aus nächster Nähe betrachten und auch eim bisschen streicheln, aber sie waren eher scheu. Der Aussichtspunkt auf 4900 Metern über die Vulkanlandschaft war beeindruckend – aber auch ziemlich frisch.

    Der Bus war voll, wie immer hier und die Plätze eng mit wenig Beinfreiheit, wie immer hier. Auf der Rückfahrt durfte ich ganz vorne auf den Stufen sitzen – nicht wirklich bequemer, aber mit der besten Sicht, und ich konnte wunderbar filmen.

    Zurück in Arequipa sollte dies mein letzter Abend hier sein, also wollte ich Anna noch einmal treffen.
    Wir spazierten ein Stück außerhalb des Zentrums, und sie zeigte mir einen interessanten Aussichtspunkt. Schließlich landeten wir in einem Restaurant und bestellten typisch peruanische Gerichte: zur Vorspeise ein Stück Maiskolben mit dem typischen weichen Käse. Sie hatte Kartoffeln mit Soße, und ich die berühmte, leicht scharfe gefüllte Paprika mit Kartoffelgratin dazu. Zum Nachtisch wollten wir im Anschkuss eigentlich in einem Straßenlokal in der Nähe irgendwelchen frittierten Teigringe aus Süßkartoffel oder Kürbis holen, das kannte ich noch nicht – aber wir hatten uns im Restaurant zu lange und zu gut unterhalten.

    Ein langer Wahnsinnstag voller Peru, mit soo vielen Eindrücken, Strapazen und Entspannung.... wenn man bedenkt, dass ich um vier Uhr morgens aus dem Canyon herausgekraxelt bin – und was danach noch alles passiert ist. Arequipa ist einen Besuch wert!
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  • Ein Tag im Canyon und der Aufstieg

    Oct 5–6 in Peru ⋅ ☁️ 17 °C

    Der erste Tag und Abstieg in den Canyon war einfach zu viel für mich gewesen. Am Nachmittag konnte ich es kaum noch genießen, und der Gedanke, um 4 Uhr aufzustehen und dann über 3,5 Stunden oder mehr nur bergauf zu gehen, quälte mich. So zog ich zum ersten Mal auf meiner Reise ganz bewusst den Zeitjoker – davon habe ich ja wirklich genug. Ich musste mich hier nicht früh aus dem Canyon quälen, sondern konnte mir einen Tag Erholung gönnen und diese spektakuläre Kulisse inklusive Pool genießen. Alles andere wäre eigentlich auch eine Schande gewesen.

    Als die Sonne über den Rand des Canyons blickte, wurde es in der kleinen Oase, die aus mehreren Bauernhöfen und Wanderunterkünften besteht, sehr angenehm warm. Morgens ging ich im eiskalten Fluss baden, den Rest des Tages verbrachte ich am Pool und im Schatten. Ich hatte noch genug Nüsse und Früchte dabei – am ersten Tag war ich gar nicht dazu gekommen, etwas davon zu essen. Der Handyempfang war schlecht, aber zum Glück gab es erschwingliches WLAN für 5 Sol (1,25€), und so konnte ich ein bisschen nach Hause telefonieren.

    Zur Mittagszeit tauchten ein paar spannenden Wanderern auf, mit denen ich mich unterhielt. Ein älterer israelischer Mann erzählte mir, dass er zum ersten Mal in seinem Leben alleine reist – er war erstaunlich fit. Ein etwa 70-jähriger Deutscher meinte, dass er bisher eher unterfordert sei und sich schon auf den Aufstieg am gleichen Tag freue. Jonas und Lukas aus Bayern steckten das Ganze auch ziemlich locker weg, obwohl sie zur Mittagspause sowie auf dem Weg reichlich Bier getrunken hatten und entsprechend beschwipst am Nachmittag ankamen. Alles spannende Leute – für mich teils unfassbar und gleichzeitig inspirierend.

    Zum Abendessen tauchte meine neue Gruppe mit Guide auf. Wir saßen und aßen zusammen. Es gab das gleiche wie am Vortag: Quinoasuppe und einen Teller Spaghetti mit Kürbis-Hackfleisch-Soße – ich fand es nochmal ziemlich gut.

    Wieder ging es früh ins Bett, denn um 4 Uhr morgens starteten wir den über 1.000 Meter hohen Aufstieg aus dem Canyon - diesmal wirklich. Noch in der Dunkelheit, manche mit Stirnlampe, ich mit Handylicht. Das erste Stück verzweigte sich etwas, daher ging der Guide voraus und wartete hier und da auf manche Nachzügler aus der Gruppe ... und mich. Später gab es nur noch einen Weg, und jeder konnte sein eigenes Tempo finden. Bei mir lief es eigentlich ganz gut – ich war zwar langsam, aber machte kaum Pausen, zumindest die ersten 500 Höhenmeter.

    Als mich eine Gruppe Maultiere spielend leicht überholte, bot mir der Reiter an, meinen Rucksack für umgerechnet 6€ mit nach oben zu nehmen. Das konnte ich einfach nicht ablehnen – sehr gut investierte 25 Sol! Ohne das Gewicht auf meinen vom Vortag noch verspannten Schultern konnte ich mich voll und ganz auf jeden Schritt und jede Stufe konzentrieren. Das gab mir neue Motivation und Kraft. Es machte wieder mehr Spaß, und ich konnte den Aufstieg fast ein bisschen genießen.

    Es hieß, der Aufstieg dauere zwischen drei und dreieinhalb Stunden – mit meinen 3:45 h war ich wirklich zufrieden und sogar schneller, als ich mich selbst eingeschätzt hatte.

    Oben, wieder bei der Gruppe angekommen, gab es ein kleines Frühstück: Ei, Brötchen, den klassischen weichen Käse, den es hier überall gibt, und Mate de Coca (Tee aus Cocablättern).

    Ich war gut erschöpft, aber zufrieden mit mir – doch das sollte es für diesen Tag noch nicht gewesen sein.
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  • Wandern im Colca Canyon - der Abstieg

    October 4 in Peru ⋅ ☁️ 14 °C

    Ein beliebtes Ausflugsziel von Arequipa aus ist der Cañón del Colca, auch zum Wandern. Ein paar Busstunden entfernt, gilt er als der dritttiefste Canyon der Welt – mit einer Tiefe von bis zu 3.270 Metern (an der tiefsten Stelle zwischen den Orten Canco und Tapay). Das ist schon außergewöhnlich viel, an den meisten Stellen ist er immernoch entspannte 1000 Meter tief. Als ich davon erfuhr, sah ich mir die verschiedenen Angebote an: Die Eintages-Tour führte nur mit dem Bus zu ein paar Aussichtspunkten und beinhaltete kein Wandern – das war mir zu wenig.
    Die Drei-Tages-Tour erschien mir als eher unerfahrenem Wanderer zu viel, also entschied ich mich für die Zwei-Tages-Wandertour – das sollte doch machbar sein.

    Vom Hostel aus gebucht (und dabei etwas überbezahlt) wurde ich zusammen mit anderen Wanderlustigen morgens um 3 Uhr von einem kleinen Bus abgeholt. Während der Fahrt schliefen die meisten zunächst, bis wir irgendwann entlang des Canyons fuhren – und es ordentlich etwas zu sehen gab: beeindruckende Berglandschaften, geprägt von unzähligen Terrassen, die die Inka vor mehr als 600 Jahren an die teils steilen Hänge des Canyons bauten, um hier Landwirtschaft zu betreiben.

    An der Oberkante steht man auf gut 3.400 Metern. In dieser Höhe wachsen besonders Mais, Kartoffeln, Bohnen und Kürbis gut. Weiter unten im Canyon herrscht ein ganz anderes Klima – hier gedeihen Avocados, Papayas, Trauben und andere tropische Früchte.
    Die namensgebenden colcas (Lagerhöhlen) sind kleine Kammern, die von den Inka in die Felswände gegraben wurden, um Agrarprodukte zu lagern. Durch die Kälte in der Höhe wirkten sie wie natürliche Kühlschränke – daher der Name des Flusses Río Colca und des gesamten Canyons.

    Am Aussichtspunkt Cruz del Cóndor war es ziemlich voll, doch wir sahen tatsächlich einige der majestätischen Andenkondore – wenn auch aus so großer Entfernung, dass man ihre bis zu 3,2 Meter Spannweite kaum erahnen konnte.

    In der Nähe des Dorfes Cabanaconde begann schließlich unsere Wanderung. Auf Empfehlung unseres Guides kaufte ich mir für 5 soles (≈ 1,25 €) einen Bambusstab – denn ich hatte keinen Wanderstock – und dann ging es los.
    Ich wusste zwar, wie viele Kilometer es ungefähr werden sollten, unterschätzte aber völlig die Steigung und die Höhenmeter. Irgendwie dachte ich, wir würden gemütlich entlang der Seiten auf ordentlichen Wegen wandern … nix da!
    Am Rand des Canyons wurde mir klar, dass wir das Ding komplett hinunter und irgendwann auch wieder hinauf müssen.

    Die erste Etappe führte rund 5 Kilometer bergab – über 1.000 Höhenmeter bis zur Brücke über den Fluss. Der Weg hatte alles: halb in den Fels geschlagene Stufen, Geröll, Steine, Kies, Sand und Staub – kaum ein Stück war gerade oder eben. Irgendwann begannen meine Beine zu zittern, was in Kombination mit dem losen Untergrund zu einer rutschigen Angelegenheit wurde. Die Konzentration war permanent gefordert.

    Ellen aus London hatte zusätzlich mit ihrer Höhenangst zu kämpfen – an den teils steilen Abhängen keine angenehme Sache. Man wäre vermutlich nicht weit gestürzt, weil einen die Kakteen aufgefangen hätten – aber ob das wirklich besser gewesen wäre?
    Wir nahmen uns die Zeit, die wir brauchten, und bildeten zusammen das Schlusslicht unserer Gruppe.

    Unten, an der Brücke, gab es die erste längere Trinkpause – zehn Minuten. Ich trank zu schnell zu viel Wasser, was mein Magen beim anschließenden Aufstieg auf der anderen Seite prompt reklamierte …
    Nur wenige Minuten später erreichten wir ein kleines Dorf mit einem Restaurant für unsere Mittagspause. Ich bekam kaum etwas herunter, obwohl die frische Avocado und die Kartoffelsuppe wirklich lecker waren. Nach einem kurzen Nickerchen im Schatten war ich einigermaßen bereit für die acht Kilometer lange Nachmittagsetappe.

    Durch kleine Dörfer an den Seiten des Canyons ging es mal hoch, mal runter, mal gerade. Richtige Wege oder gar Straßen gab es keine. Alles, was es hier im Canyon gibt, wird entweder angebaut oder mit Eseln und Maultieren hierher transportiert. Größere Gegenstände – wie Kühlschränke – müssen von Männergruppen getragen werden, weil sie zu schwer und unhandlich für Nutztiere sind.
    Wir liefen die meiste Zeit zwischen den Gärten der Bauern hindurch, entlang kleiner Bewässerungskanäle. Diese ausgeklügelten Systeme verteilen Quellwasser gerecht auf die einzelnen Felder der Bauernfamilien– eine Technik, die schon auf die Inka zurückgeht.

    Hier und da hielten wir an, und unser Guide – diesmal Jan Carlos – erzählte uns über die Landwirtschaft, das Leben der Dorfbewohner und die besonderen Heilpflanzen der Region, die hier seit Jahrhunderten genutzt werden.

    Landschaftlich war es ein absoluter Traum, den ich leider immer weniger genießen konnte. Ich war erschöpft, hatte zu viele unnötige Dinge in meinem viel zu großen Rucksack dabei, und der Gedanke an den bevorstehenden Aufstieg am nächsten Morgen um 4 Uhr jagte mir echte Angst ein. Wie sollte ich das bloß schaffen?
    Doch dann kam mir eine Idee, die mich hoffen ließ. Zuerst musste ich aber unser Ziel erreichen: die Oase Sangalle, tief unten im Canyon. Dort gab es leider schon um 17 Uhr keine Sonne mehr, der Pool war kalt, und auch in der Dusche gab es kein warmes Wasser.

    Beim Abendessen fragte ich unseren Guide, wann die nächste Gruppe dieselbe Tour machen würde – ob ich also eine zusätzliche Nacht und einen Erholungstag in der Oase verbringen und mich dann dieser Gruppe für den Aufstieg anschließen könnte.
    Das ging!

    Ich fiel um 20 Uhr wie ein Stein ins Bett und störte mich kein bisschen daran, dass um 4 Uhr das Licht anging, als meine Zimmerkollegen sich auf den Weg machten – ich durfte ausschlafen!
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  • Arequipa – die Weiße Stadt

    Oct 2–4 in Peru ⋅ ☀️ 23 °C

    Arequipa wird so genannt wegen der vielen Gebäude aus hellem, vulkanischem Sillar-Stein, der der Stadt ihr charakteristisches Erscheinungsbild verleiht.

    Mit rund 1,1 Millionen Einwohnern und auf etwa 2.300 Metern über dem Meeresspiegel zieht sich Arequipa an den Hängen mehrerer schneebedeckter Vulkane hinauf – allen voran dem El Misti (5.822 m), dem Chachani (6.075 m) und dem Pichu Pichu (5.669 m). Ein beeindruckendes Panorama – bei Tag wie bei Nacht.

    Die PeruHop-Nachtfahrt von Nasca aus kam morgens um 5 Uhr an. Mit einem kleineren Shuttlebus wurden wir in unsere Unterkünfte gebracht. Sidney aus Kansas war zufällig im gleichen Hostel wie ich, und da wir (natürlich) noch nicht einchecken konnten, schliefen wir zwei Stündchen auf den Sofas im Aufenthaltsraum des Viajero Hostels.

    Um 8:30 Uhr trafen wir uns mit Juan Carlos, unserem Guide aus dem Bus, der auch als Stadtführer in Arequipa zertifiziert ist. Zuerst ging es über den größten Markt der Stadt – den Mercado San Camilo, wo wir einiges lernten und ich mal wieder neue Früchte entdeckte und probierte. Anschließend folgte eine Walking Tour durch das historische Zentrum, das seit 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Alte Kirchen und Gebäude in einer von Erdbeeben gepeinigten Stadt. Einige Alpaca-Kleidungsgeschäfte, eines mit echten Tieren und einer Austellung zu Herstellungstechniken und Geschichte dieses Handwerks.
    Nach der Tour schlich ich mich ins Rathaus, um eine bessere perspektive vom Balkon aus auf den Hauptplatz zu bekommen. Im Obergeschoss waren Handwerker an der Arbeit. Der eine, der mich zuerst sah, wollte mich rauswerfen, ließ mich dann aber doch kurz ein paar Fotos knipsen.

    Abends lernte ich im Hostel beim Willkommensgetränk andere Reisende kennen – darunter Ben aus Wales, der unbedingt noch einmal den gleichen Burger essen wollte wie am Vorabend. Ich begleitete ihn, und tatsächlich war der Burger richtig gut.

    Am nächsten Tag buchte ich eine zweitägige Wanderung im Colca Canyon, dem dritt tiefsten Canyon der Welt - an vielen Stellen sind über 1000 Meter zwischen Oberkante und Fluss. Dafür besorgte ich mir ein paar Dinge: Mückenspray (hätte ich nicht gebraucht), Wasser, Snacks und Toilettenpapier – das sollte man auf jeden Fall mitnehmen, hieß es. Danach schlenderte ich noch etwas durch die Stadt und ging erneut auf den Markt, um chicharrón (frittierte Schweinefleischstücke) zu essen. Außerdem wollte ich mir das Museo Santuarios Andinos anschauen.

    1995 wurde auf dem Vulkan Ampato (6.288 m) in der Nähe von Arequipa eine Mumie entdeckt – durch den Schmelz einer Lawine freigelegt, aber noch vollständig gefroren. Es ist eines der am besten erhaltenen Kinderopfer der Anden: „Juanita“, die sogenannte „Eiskönigin“ (*La Dama de Ampato*). Durch den Frost blieb sogar ein Teil ihres Blutes konserviert. Bei späteren Expeditionen fand man noch weitere mumifizierte Kinder, jedoch nicht so gut erhalten wie sie.

    Die Inka opferten in Zeiten großer Not – etwa bei Dürren – das gesündeste Kind aus adligen Familien den Göttern. Dafür nahmen die Kinder und Priester lange Pilgerwege von teils mehreren Monaten auf sich, um die Opfer auf heiligen Bergen zu erbringen. Die Körper wurden nicht aktiv mumifiziert; der Permafrost sorgte in großen Höhen für ihre Erhaltung. Beigesetzt wurden Tongefäße, besondere Kleidung und Schmuckstücke, Federkronen sowie Figuren aus Bronze, Silber und Gold. All diese Funde und eine Replik der Mumie von Juanita kann man heute in diesem Museum sehen (die echte ist im Keller eingefroren) – Fotografieren ist dort jedoch nicht erlaubt.

    Bei meiner Tour durch das Museum war neben mir nur eine weitere Person: Anna aus Mainz. Wir genossen die quasi private Führung und kamen danach ins Gespräch. Am zentralen Plaza de Armas saßen wir fast zwei Stunden – abwechselnd im Schatten und in der Sonne, weil es im einen zu frisch und im anderen zu heiß war – und erzählten uns von unseren Auslandsjahren. Anna war vor rund zehn Jahren als Rotary-Austauschschülerin hier in Arequipa.
    „An diesem Platz haben wir manchmal die Schule geschwänzt“, erzählte sie lachend. Sie berichtete mir von ihrer Gastfamilie und den Erlebnissen aus dieser Zeit – ein spannender Einblick für mich, weil ich die Situation gut nachvollziehen konnte und dadurch noch mehr über die Menschen in Arequipa und ihre Kultur lernte.

    Abends packte ich nur meine Sachen und ging früh ins Bett – denn um 3 Uhr in der Nacht sollte es losgehen Richtung Colca Canyon.
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  • Nasca - nicht nur Linien

    Sep 30–Oct 1 in Peru ⋅ ⛅ 23 °C

    Die Wüstenstadt Nasca ist vor allem für die alte Nasca-Kultur und ihre berühmten Nasca-Linien bekannt.

    Etwa eine Stunde vor der Stadt hielt unser Bus bereits an zwei Aussichtspunkten mit Türmen, auf die man hinaufsteigen konnte, um einen besseren Blick auf einige Linien in der näheren Umgebung zu bekommen. Diese stellen für die Nasca-Kultur wichtige Symbole dar – etwa bestimmte Bäume, Tiere, Vögel, Hände und mehr.

    Die meisten, die hier eine Nacht verbringen und nicht direkt weiterfahren, buchen einen Flug, um die in den Wüstenboden gescharrten Linien aus der Luft zu sehen. Eigentlich ein faszinierender Gedanke – denn die Vor-Inka-Kultur, die diese Linien schuf, konnte sich wohl kaum vorstellen, dass Menschen eines Tages aus der Luft auf ihre Werke blicken würden. Mir war der Flug allerdings etwas zu teuer, und es gab auch genug, was man vom Boden aus unternehmen konnte. Ein Ausflug mit Guide zu den noch nicht vollständig archäologisch erforschten Pyramiden sollte 30 Euro kosten – das war mir auch zu viel und ich dachte mir, da würde ich auch alleine hinkommen, wenn ich mir nur ein Fahrzeug ausleihen könnte. Also entschied ich mich für ein Motorrad – was sich als absolutes Highlight meiner bisherigen Reise herausstellen sollte.

    Die nette Dame in meinem einfachen Hostel vermittelte mich an ein Reisebüro, bei dem ich am nächsten Morgen um acht Uhr meine Maschine abholen sollte. Angekommen stellte ich fest: Das Motorrad sah zwar gut aus, aber die Batterie war tot. Zusammen mit dem Verleiher traten wir gefühlt hundertmal den Kickstarter und versuchten, die Maschine durch Anschieben zum Starten zu bringen. Endlich geschafft – nur damit ich sie beim ersten Anfahrversuch gleich wieder abwürgen konnte. Beim zweiten Mal klappte es einfacher, doch tanken mussten wir auch noch. Also fuhr ich mit dem Verleiher zur Tankstelle, wo er den Tank auffüllte – ohne Aufpreis.

    Ganz wohl fühlte ich mich trotzdem noch nicht. Mein Ziel – die Pirámides de Cahuachi (Nasca-Pyramiden) – lag einige Kilometer außerhalb, mitten in der Wüste. Voher sollte die Batterie aufgeladen und das Starten nochmal versucht werden! Und meinen kleinen Rucksack mit Wasser hatte ich auch noch im Hostel liegen. Also fuhr ich erstmal etwa 30 Minuten aus der Stadt heraus, dann wieder zurück. Die Straße war übrigens kein geringerer als der berühmte Panamerikanische Highway, der fast durchgehend von Alaska bis Chile an der Westküste Amerikas entlangführt - ein toller Bonus für mein Motorradabentuer an diesem Tag.

    Zurück im Hostel schnappte ich mir den Rucksack und ein paar Wasserflaschen. Jetzt hatte die Batterie immerhin genug Saft, und der Kickstarter war nicht mehr nötig. Dann ging es wirklich los zu den Pyramiden. Ich hatte schon damit gerechnet, dass es keine befestigten Straßen geben würde, aber ich war bisher kaum länger als ein paar Meter auf Schotter mit dem Motorrad gefahren – das war eine echte Herausforderung. Ich konnte es trotzdem richtig genießen, auch wenn ich ordentlich durchgeschüttelt wurde.
    Hier und da wagte ich mich in den Wüstensand – eine ganz andere Erfahrung, denn sobald man den Lenker nur leicht bewegt, beginnt das Vorderrad zu rutschen. Ganz normal im Sand, aber man muss es können. Von den rund 120 Kilometern, die ich an diesem Tag fuhr, waren etwa 50 Km unbefestigt.

    Die Pyramidenanlage, die noch nicht vollständig archäologisch erforscht ist, war ein tolles Ziel – auch ohne Guide. Es gab keinen Eintritt, kein Museum, keine Wächter. Ich lief die Wege entlang und ließ meiner Fantasie freien Lauf, wie das Leben hier wohl damals war … Auf dem Rückweg fuhr ich an mehreren kleinen Dörfern entlang, einer langen Oase vorbei und durchquerte vorsichtig mit dem Motorrad einen kleinen Fluss, der mitten hindurchfloss.

    Da der normale 50-Personen-Peru-Hop-Bus am Vortag gegen einen kleineren getauscht worden war (was für mich eigentlich ein Vorteil war, denn ich fand es gemütlicher und konnte sogar vorne sitzen), gab es als Entschädigung am nächsten Tag eine kostenlose Tour zu den acueductos de Nasca (Nasca-Aquädukten). Ich wusste, dass sich mehrere Leute aus der Gruppe dafür angemeldet hatten – unter anderem die nette Familie aus Schottland, mit der ich seit einigen Tagen von Stadt zu Stadt reise. Entsprechend überrascht war ich, als am Treffpunkt niemand außer mir erschien. Nach kurzem Warten fuhren wir schließlich zu dritt – der Guide, der Fahrer und ich – los. Eine private Tour also!

    Die Nasca als Wüstenkultur waren stark vom Bedürfnis geprägt, das ganze Jahr über Wasser verfügbar zu haben. In den Bergen sammelten sie das Wasser aus Quellen oder leiteten es von Flüssen ab, um es über kilometerlange Aquädukt-Systeme – teils unterirdisch – in das Tal und die Wüste zu führen. Einige dieser Bauwerke sind bis heute erhalten und das Wasser fließt noch. Wir besuchten eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten, und der Guide erklärte mir mehr über die Kultur und wie sie das Wasser beherrschten.
    Er zeigte mir außerdem Pflanzen, die damals wie heute eine wichtige Rolle spieltem, darunter: Kakteen, auf denen cochinillas (Schildläuse) leben. Zerreibt man sie, entsteht der intensive rote Farbstoff Karmin, der in der Antike so wertvoll war wie Gold und bis vor wenigen Jahren noch häufig in Kosmetik, etwa für Lippenstifte, verwendet wurde.

    Das Örtchen Nasca selbst war teilweise recht heruntergekommen, hatte aber einen schönen zentralen Platz mit einem Brunnen – leider habe ich davon kein Foto gemacht. In dem Straßen gab es Verkaufer vieler Agraprodukte, darunter Früchte, die ich noch micht kannte. In den kleinen einheimischen Restaurants gibt es hier in Peru meist nur ein Menü des Tages: immer eine andere Suppe zum Start, danach einen Teller mit Reis, Kartoffeln oder und Mais, etwas Gemüse und Fleisch – dazu ein kaltes Tee-Getränk. Das Ganze für erstaunlich wenig Geld.

    Abends um 18:00 an diesem Tag ging es dann mit dem Bus weiter, diesmal als Nachfahrt bis zur nächsten Stadt: Arequipa.
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  • Huacachina Oase

    Sep 29–30 in Peru ⋅ ☀️ 28 °C

    In Paracas fiel abends der Strom aus – und kam auch erstmal nicht wieder. Ich saß noch in der Bar im Hostel und schaute eine Bundesliga-Wiederholung, die hier aus irgendeinem Grund im Fernsehen lief. Dann freute ich mich aber über ein frühes Bett.

    In Paracas sowie in den nächsten Orten meiner Busreise bleibe ich jeweils nur eine Nacht. Es gibt zwar einiges zu sehen, aber dann doch auch wieder nicht so viel – und in den Anden wartet später noch deutlich mehr.

    Weiter ging es natürlich mit dem Peru Hop-Bus. Das Coole daran: Man bekommt wirklich guten Service. Es gibt immer einen Reiseguide an Bord, der einen hervorragend betreut, zwischendurch Informationen gibt und für Fragen da ist. Der Bus fährt auch nicht einfach nur von Stadt zu Stadt, sondern steuert direkt die touristischen Ziele an und hält unterwegs an Aussichtspunkten. In größeren Städten wird man entweder direkt bei der Unterkunft abgesetzt oder bekommt einen Shuttle-Transfer in einem kleineren Bus dazu. Auch der Whatsapp-Service zur spontanen Umbuchung einzelner Fahrten oder allgemein Anfragen ist sehr sehr gut, denn ich Idiot habe direkt auf meiner ersten Fahrt eine Plastiktüte mit meiner Jogginghose und einer Jacke im Bus vergessen... die sollte ich aber später wiederbekommen.

    Von Paracas aus nach Süden schauten wir uns zunächst noch die Halbinsel und den Playa Roja (Roter Strand) vor Paracas an (eines der Natur-Wunder Südamerikas). Diese Region hatte ich am Vortag nur vom Wasser aus und von der anderen Seite gesehen. Es waren beeindruckende Wüstenlandschaften – aber seht selbst auf den Bildern und Videos.

    Ziel des Tages war Huacachina, eine Oase neben der Stadt Ica, die erstaunlich groß ist – auch wenn wir auf dem Weg dorthin kaum etwas von ihr mitbekamen. Unterwegs machten wir Mittagspause in einem Vorort auf einem der vielen Weingüter, umgeben von vielen großen Plantagen, die Teile dieser Wüstenlandschaft südlich von Lima prägen. Die meisten saßen dort im Restaurant. Ich hatte keine Lust darauf, kaufte stattdessen zehn Bananen für umgerechnet 50 Cent von einem Straßenhändler, der zufällig vorbeikam. Ich hatte für 2 Sol bestellt und mit weniger gerechnet, so aß ich einige und verschenkte ein paar an andere aus dem Bus.

    In Huacachina angekommen, checkte ich nur kurz im Hostel ein, denn zusammen mit anderen aus dem Bus hatte ich eine Wüsten-Tour mit einem Buggy Wüstenfahrzeug gebucht. Ja, man lässt sich von der Busgesellschaft dann auch das eine oder andere Extra andrehen – wie z. B. Mittagessen, zusätzliche Ausflüge etc. – und zahlt dabei meist mehr, als wenn man sich vor Ort selbst etwas sucht. Aber es kann auch ganz lustig sein, mit Reisenden aus der gleichen Gruppe mehrere Dinge zu unternehmen.

    Die Fahrt in die Wüste von Huacachina hinein war es auf jeden Fall wert. Gerne wäre ich selbst gefahren, doch das ist hier nicht so einfach möglich, da alle Ausflüge nur mit diesen riesigen Buggys gemacht werden. Wir bretterten über Dünen hoch und runter, verloren manchmal kurz den Bodenkontakt und drifteten seitlich durch den Sand. Zwischen diesen Adrenalinschüben gab es immer wieder ruhige Momente mit fantastischen Aussichten – einfach großartig. Außerdem hatten wir Sand-Bretter an Bord, mit denen wir mehrere Dünen hinuntergerutscht sind – ein ziemlich spaßiges Erlebnis, das ich so auch noch nie hatte.

    Am Abend entschied ich mich, beim gemeinsamen Abendessen der Reisegruppe mitzumachen, das zufällig in meinem Hostel stattfand. Es sollte gegrillt werden, inklusive einer Stunde Getränke-Flatrate. Daraus wurde ein eher mageres Gericht, kein Buffet, sondern ein Teller pro Person, ein Stückchen Hähnchen, eine trockene Bulette, ein sehr dünn geschnittenes Stück Rind, ein Viertel Maiskolben und ein Klecks Salat. Zu trinken gab es stark durch viel Eis verwässerte Sangria, mit Orangensaft gestreckt und nur langsam wieder nachgefüllt. Da bin ich in die klassische Touri-Falle getappt – nicht billig und ziemlich enttäuschend. Ein Amerikaner aus der Gruppe beschrieb es ganz gut: Man entschied sich hier nicht wegen des Essens, sondern wegen der Stimmung – „for the vibes“. Und er hatte Recht, die leute waren alle sehr cool drauf, der Guide war auch dabei und beim anschließenden Bar-Quiz im Hostel wurde noch richtig lustig.

    Den Abend ließ ich mit einem Bier vom Kiosk an der beleuchteten Oase ausklingen. Ein faszinierender Ort – nicht nur wegen der vielen Bäume und Pflanzen, die mir sehr exotisch vorkamen, sondern auch wegen der unzähligen Vögel, die sich hier im Dunkeln eine Gesangsschlacht lieferten in Tönen und Geräuschen, wie ich sie noch nie gehört hatte.
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  • Islas Ballestas - Paracas

    Sep 28–29 in Peru ⋅ ☀️ 20 °C

    Der erste Stopp auf meiner Hop-on-Hop-off-Busfahrt durch Peru sollte Paracas sein – eine Küstenstadt etwa 260 Kilometer südlich von Lima. Ich wusste schon, dass Lima im Jahr weniger als zwei Zentimeter Regen bekommt – es liegt mitten in einer Wüste. Wenn man jedoch in der Stadt landet, bekommt man davon nicht viel mit. Sobald man herausfährt, fällt es einem direkt auf: weitläufige, sandige Landschaften, mit Bergen im fernen Inland und dem Meer auf der anderen Seite.

    Vor der Küstenstadt Paracas liegen die Islas Ballestas (Ballestas-Inseln), eine kleine Inselgruppe, die von unzähligen Vogelarten bewohnt wird. Ab den 1840er-Jahren wurde hier Guano (Vogelkot) abgebaut – ein bahnbrechender natürlicher Dünger für die Landwirtschaft, lange bevor industrielle Düngemittel erfunden wurden. Auf manchen Inseln lagen die Guano-Schichten bis zu 40 Meter hoch. Sie wurden per Hand abgetragen und auf Schiffen nach Europa gebracht. Später konnte man alle fünf bis sieben Jahre rund zwei Meter neuen Guano abbauen – bis die Vogelgrippe im Jahr 2022 einen großen Teil der Seevogelpopulation hier auslöschte.

    Wir sind also mit dem Boot entlang der Küste gefahren – vorbei an einem kleinen Hafen für den Export von Blaubeeren und anderen Agrarprodukten, weiter vorbei an bizarren Steinformationen und felsigen Küstenabschnitten – bis wir uns schließlich vom Festland trennten und aufs offene Meer hinausfuhren. In der Ferne tauchte die zerklüftete Inselgruppe der Ballestas auf, geprägt von hohen Felsbögen, durch die man hindurchsehen kann.

    Auf den Inseln sahen wir zahlreiche Vogelarten: Peruanische Pelikane, Tölpel, Inka-Seeschwalben und direkt am Anfang auch eine kleine Gruppe von vier Humboldt-Pinguinen, die hier an der nördlichsten Grenze ihres Lebensraums leben. Auch Seelöwen waren dort. Einer ruhte majestätisch auf einer Klippe, während ein anderer versuchte, diesen hervorragenden Platz anzufechten – ohne Erfolg. Das Schreien und Schlagen endete schließlich damit, dass der Herausforderer zurück ins Meer sprang. Auf anderen Felsen lagen Weibchen, oft mit jüngeren Tieren.

    Am Abend habe ich mir den Sonnenuntergang von der Küste aus angeschaut. Der Strand war leider erstaunlich verschmutzt, dennoch tummelten sich dort viele interessante Vogelarten.

    Im Zentrum von Paracas aß ich frisch gegrillten Tintenfisch und die größten Jakobsmuscheln, die ich je gesehen habe – leider kein Foto gemacht.

    Paracas war ein sehenswerter Ort an der Pazifikküste von Peru – rau, windig, aber voller Leben, wo man es vielleicht nicht erwartet.
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  • Lima - Peru

    Sep 25–28 in Peru ⋅ ☁️ 19 °C

    Lima – und besonders die Nachbarschaft Miraflores (Minaflores) in der Hauptstadt von Peru – hatte ein richtig schönes, gemütliches Ambiente. Noch immer Großstadt, aber viel kleiner und entspannter als São Paulo, auch sicherer. Nur der Verkehr kann da mithalten.

    Am Ankunftstag war ich erst einmal allein ein bisschen in der Nähe des Hostels unterwegs. Im Kennedy Park, im Zentrum von Miraflores, fand gerade eine Art Blumenfest statt – mit Ausstellungen, Verkaufsständen, exotischen Pflanzen und auch vielen Tulpen. Abends habe ich schon ein paar Leute im Hostel kennengelernt, bin aber lieber früh ins Bett gegangen. Das Wochenende stand bevor, und da könnten die Nächte länger werden.

    Am nächsten Morgen hab ich Roman aus Aachen eingeladen, bei einer Walking Tour mitzukommen. Er brachte drei US-Amerikanerinnen vom Frühstück mit, und die wiederum einen Holländer – so ist unsere kleine Gruppe zusammengekommen. Wir sind ins Centro Histórico (historisches Zentrum) mit dem Bus gefahren und haben dort einige beeindruckende Gebäude gesehen. Besonders schön war die Plaza Mayor mit der Kathedrale von Lima und dem alten Regierungspalast. Überall prächtige Kolonialbauten mit Holzbalkonen und hellen Fassaden, dazwischen Straßenmusiker, Straßenhändler und viel Leben. Auch die San-Francisco-Kirche sah von außen faszinierend aus.

    Am Abend ging es weiter in mehrere Bars. Manche aus der Gruppe sind gegangen, andere dazugekommen – Amis, Belgier, Australier. In einer dieser Bars stießen wir auf eine Geburtstagspartygruppe Peruanerinnen, und später landeten wir noch in einem Club.

    Am nächsten Tag habe ich die gegend weiter zu Fuß erkundet, ein paar gute Sandwiches mit Roman gegessen und abends die Ruinen besucht. In Miraflores gibt es mitten in der Stadt die Ruinen von Huaca Pucllana, eine alte Lehmziegelpyramide der Lima-Kultur. Nebenan gibt es eine Motocross-Strecke, die damals noch auf den Ruinen war - die Ausgrabungen laufen dort schon viele Jahre und man braucht schätzungsweise noch 20 weitere, um die Komplette Struktur freizulegen. Diese Kultur existierte noch vor den Incas und man weiß nicht viel. Die waren Fischer und sehr mit dem Meer verbunden. Man fand Tonkübel und Bestattungsstätten. Die Lehmziegel wurden von Hand geformt und im Bücherregal-Stiel locker gemauert. Das ganze ist erstaunlich Eerdbeeben sicher - mit Absicht, denn davon gibt es in Peru viele.
    Beleuchtet in der Nacht ergab das ein faszinierendes Bild direkt umgeben von modernen Hochhäusern und Verkehr.

    Drei Nächte und drei Tage intensiv, lebendig und super spaßig. Jetzt geht’s mit PeruHop auf Bustour.
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  • Abreise São Paulo

    September 24 in Brazil ⋅ ☁️ 17 °C

    Die fünf Wochen in Brasilien haben sich viel länger angefühlt. Ich habe viel erlebt, aber auch Zeit zum Entspannen gebraucht, um die Reise und die Eindrücke aus den USA und México zu verarbeiten. Es tat gut, ein paar Tage nichts Neues zu machen: ausschlafen, im Haus bleiben, mich auf der Terrasse sonnen, Nickerchen auf dem Sofa halten, Filme mit Marcelo schauen, mit Ana oder Carlos und der Hündin spazieren gehen und mich bekochen lassen.

    Trotzdem habe ich in São Paulo noch einiges erlebt. Einen Tag war ich im Accenture-Büro, wo mir die sehr freundliche Office-Managerin eine spannende Tour gegeben hat. Das Büro ist modern und voller Bezüge zur Kultur und Geschichte des Bundesstaates São Paulo. Bei einer Tasse Kaffee und mit toller Aussicht habe ich Fotos sortiert und Texte vorbereitet.

    Einkaufszentren sind die Strände São Paulos, sagt man, – es gibt unglaublich viele davon. Auf der Suche nach Socken in meiner Größe hat es mich durch einige davon getrieben, bis ich endlich fündig geworden bin. Das war schwieriger, als gedacht.

    Ein Abend ging ich mit Marcelo zu einem Futsal-Spiel (Hallenfußball). Das Besondere daran: Die Amateurmannschaft eines Freundes trat gegen die Profis von Corinthians an – einem der großen Fußballvereine in São Paulo, der auch im Futsal ein Profi-Team stellt.

    Mit Ana, Carlos und Marcelo war ich außerdem in einem großen Park. Wir besuchten ein Kunstmuseum, liehen Fahrräder aus und verbrachten den Tag draußen. An einem anderen Tag erkundeten wir die Innenstadt, stiegen auf eine Aussichtsplattform und gingen ins Geschichtsmuseum. Zwar war der Besuch dort kurz, aber Carlos erzählte spannende Details – etwa, dass viele Gemälde aus der Kolonialzeit ungenau sind, Dinge hinzudichteten (zum Beispiel Pferde in einer Schlacht) und die Kolonialisierung oft viel schöner darstellten, als sie in Wirklichkeit war.

    Einmal habe ich mit Ana gekocht, um ein Rezept zu lernen, wenn ich die Zutaten in deutschland finde, werde ich mich daran versuchen.

    Am letzten Tag habe ich Marcelo und seine Eltern ins Cruzeiro's Prime eingeladen, ein typisches Grill-Gestaurant, in dem Fleisch am Tisch von einem Spieß auf den Teller geschnitten wird. In São Paulo merkt man schnell: Gibt man beim Essen nur ein wenig mehr aus, als unbedingt nötig, steigt die Qualität überproportional – und man bekommt Hervorragendes. Hugo war spontan auch dabei, hat aber nicht mitgegessen.

    Mit Marcelo und seinen Freunden bin ich noch ein paar mal ausgegangen – am letzten Abend nochmal in eine Forró-Tanzbar, zusammen mit einer seiner Cousinen.

    Es war eine wahnsinns Zeit hier in Brasilien. Bei Marcelos Familie hab ich mich vpm ersten Tag an wie zu hause gefühlt, das war wirklich besonders.
    Nun ist die schöne Zeit hier vorbei, und es geht für mich ins nächste Land, auf zu neuen Abenteuern. Von Brasilien habe ich noch viel zu wenig gesehen – es gibt soo viel mehr Küste und Stände, andere kulturelle Hauptstädte and der Küste und im Inland und natürlich den Amazonas. Ich werde ganz sicher bald zurückkommen.
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  • Geburtstage in São Paulo

    September 13 in Brazil ⋅ ☀️ 23 °C

    In meiner Zeit in São Paulo durfte ich direkt zwei Geburtstagspartys miterleben.

    Am Samstag, den 13.09., feierte Gabriel, ein Freund von Marcelo, seinen Geburtstag im Pé na Areia Sports (Fuß-im-Sand-Sportclub) mit rund 60 Gästen.
    Um 9 Uhr fuhr ein gecharterter Bus von São Paulo mit dem Großteil der Festgemeinschaft los. Viele machten noch ein Nickerchen, während ich dem Busfahrer zusah, wie es abenteuerlich wurde – ein Riesenbus im engen Verkehr von São Paulo hinaus aufs Land. Viele unübersichtliche, völlig verstopfte Kreuzungen, in denen sich Roller zwischen den Autos durchschlängeln. Und wenn Platz ist, wird ordentlich Gas gegeben. Ich saß ganz vorne und konnte nicht soo entspannt mitfahren, wie die anderen. Am Zielort fuhr der Busfahrer ein paar Mal im Kreis und schaffte es tatsächlich – natürlich die ganze Zeit mit Handy in der Hand –, beim Einparken im Schritttempo den großen rechten Außenspiegel des Reisebusses an einer Laterne glatt abzufahren. Alle im Bus waren sofort wach.

    Die Feier fand im hinteren Teil der Anlage statt. Wir hatten alle Sandplätze und dahinter einen Bereich mit Grill, Kühlschränken voller Getränke, Tischen, Stühlen sowie Dusche und WC. Es wurde Beach-Tennis, Beach-Volleyball und Beach-Football gespielt, die Teams oft durchgemischt, und alle konnten sich den ganzen Tag spaßig verausgaben. Mittags wurde gegrillt: Kartoffelsalat, Tomate-Zwiebel-Salat, Brot, Reis, Gemüse und Spieße – Rindfleisch, Hähnchen und auch Hühnerherzen. Abends gab es Wagyu-Burger und Cocktails.
    Ich war dankbar, dabei sein zu dürfen, und habe mich sehr gut mit vielen der anderen Gäste unterhalten. Es fällt mir immer wieder auf, wie offen, interessiert und einladend die jungen Menschen hier sind. Alle gaben mir ihre besten Tipps, wo es die interessantesten Ziele, die schönsten Urlaubsorte und das beste Essen oder die besten Partys in Brasilien gibt.

    In diesem Post habe ich auch noch Fotos vom Familienessen am Sonntag danach. Carlos’ Schwester und ihr Mann waren das Wochenende in São Paulo zu Besuch. Bruno mit Freundin und Rafael mit Frau waren ebenfalls da.

    Carlos’ Geburtstag stand dann auch noch an. Am Dienstag den 16.09. gingen wir mit der Familie zu seinem Lieblings- und wohl besten Italiener der Stadt. Carlos bestellte drei Runden Pizza-Brot, Calzone und seine Lieblingspizza für alle zum Teilen.
    Die richtige Party stieg am Samstag danach. Rund 30 Gäste waren eingeladen. Carlos bestellte Bier vom Fass und eine Zapfanlage, die geliefert wurden. Bereits zwei Tage vorher machte Ana eine Art Schoko-Mousse, stellte es eine Nacht kalt und formte dann Pralinen daraus, die in Schokostreuseln gewälzt und in kleinen Papierförmchen serviert wurden – ein Klassiker bei brasilianischen Geburtstagsfeiern. Es gab auch eine Variante aus weißer Schokolade. Am Freitag und Samstag kochte sie zusammen mit Anna-Paula, der Haushaltshilfe, die diese Woche ausnahmsweise auch samstags da war, Feijoada (traditioneller Bohneneintopf) mit Würstchen, Rippchen und verschiedenen getrockneten Fleischsorten. Dazu natürlich Reis, gedünsteten Grünkohl, Tomate-Zwiebel-Salat und frittiertes Maniokmehl.
    Die Party im Innenhof des Hauses war lang und ausgelassen. Man aß, saß und unterhielt sich. Die Gäste – sehr viel Familie und alle Freunde von Carlos – kannten sich untereinander. Natürlich, das macht er nicht zum ersten Mal so.

    Die Brasilianer wissen, wie man gute Feste mit den Liebsten feiert.

    Lustig finde ich noch, wie man hier das „Ständchen“ singt.
    Die klassische Strophe geht so:

    Parabéns pra você,
    Nesta data querida,
    Muitas felicidades,
    Muitos anos de vida.

    Herzlichen Glückwunsch für dich,
    an diesem lieben Tag,
    viel Glück und Freude,
    viele Jahre des Lebens.

    Dann folgen Nachrufe, die verschieden sein können, meist aber in etwa so:

    É pique, é pique,
    É hora, é hora,
    É hora, é hora, é hora!

    Es ist Party, es ist Party,
    es ist Zeit, es ist Zeit,
    es ist Zeit, es ist Zeit, es ist Zeit!

    [Name], [Name], [Name]!
    [Name], [Name], [Name]!

    Manchmal hängen die Gäste noch scherzhafte Zeilen an, zum Beispiel:

    Com quem será,
    Com quem será,
    Que o(a) [Name] vai casar?
    Vai depender, vai depender,
    Se [Name] vai querer!**

    Mit wem wohl,
    mit wem wohl,
    wird [Name] wohl heiraten?
    Das wird davon abhängen,
    ob [Name] es auch will!

    Diese spielerischen Zusatzstrophen sorgen immer für viel Gelächter und gehören bei brasilianischen Geburtstagen einfach dazu.
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