- 旅行を表示する
- 死ぬまでにやっておきたいことリストに追加死ぬまでにやっておきたいことリストから削除
- 共有
- 日56
- 2025年8月23日土曜日
- ☁️ 32 °C
- 海抜: 750 m
ブラジルSão Paulo23°34’51” S 46°42’51” W
Brasilien - Bei Marcelos Familie

Eigentlich hatte ich geplant, ab Mexiko Stück für Stück durch Mittel- und Südamerika zu reisen und erst später in Brasilien vorbeizuschauen. Doch nun ergibt sich eine Gelegenheit, die ich nutzen möchte: Marcello aus São Paulo war vor zwölf Jahren Austauschschüler bei meinem Vater in Deutschland, heute lebt er in Berlin und ist aktuell zurück in der Heimat – hauptsächlich für eine Operation, aber auch, um Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen und zu reisen. Ich wollte also nach Brasilien kommen, während er hier ist, damit wir gemeinsam unterwegs sein können. Beim Umsteigen in Bogotá erfuhr ich, dass die in drei Wochen geplante Operation auf übermorgen vorgezogen werden sollte … na toll … aber das wird schon.
Mein Flug landete nachts um zwei, und da Marcello noch bei Freunden in Rio de Janeiro war, holte mich sein Vater vom Flughafen ab. Nun bleibe ich ein paar Wochen bei Carlos, seiner Frau Ana mit deren Hündin Gaia, und schaue mal, was sich so ergibt. Ich habe ein paar Sachen, die ich sehen möchte, und ich glaube, sie haben auch Pläne für mich gemacht – Unternehmungen und Dinge, die sie mir zeigen möchten.
Ana war noch auf einem Familiengeburtstag übers Wochenende, sodass ich die ersten zwei Tage alleine mit Marcellos Vater verbrachte. Carlos ist heute Rentner. In seiner Karriere hat er als Geschichtsprofessor an der Universität Unicamp und FACAMP in Campinas und auch in São Paulo gearbeitet sowie die Direktion der öffentlichen Archive von São Paulo verantwortet und über viele Jahre hinweg deren Digitalisierung vorangetrieben.
Portugiesisch ist erstaunlich ungleich zu Spanisch, vor allem bei den einfachen Wörtern. Carlos spricht zudem auch Französisch, Italienisch und Spanisch, aber nur wenig Englisch. Weil er mal zwei Jahre in Paris gelebt hat und ich vermute, dass seine Englischkenntnisse größtenteils aus dieser Zeit stammen, mischen sich immer wieder französische Wörter dazu, wenn er versucht, mit mir auf Englisch zu sprechen. Nach meinen ersten Praxiserfahrungen mit Spanisch ist das ein richtiger Hirnverdreher. Mein Spanisch ist bei weitem nicht so gut, dass es ausreichen würde, aber die Kombination aus einfachen Wörtern in den verschiedenen Sprachen zusammen mit Händen und Füßen reicht aus, um uns über grundlegende Dinge zu unterhalten. Für komplexere Gespräche haben wir unsere Übersetzungs-Apps im Handy angeschmissen – und das nicht zu knapp. Den ersten Abend saßen wir viele Stunden auf der Terrasse im Innenhof des wunderschönen Hauses und unterhielten uns über alles Mögliche.
Ich lernte viel über die Kolonialgeschichte, die Zeit der Diktatur vor gerade einmal 40 Jahren und das heutige Brasilien mit seinen innenpolitischen Spannungen und Entwicklungen. Mit Marcello habe ich auch ein paar Filme zu diesen Themen geschaut und fühle mich schon recht gut informiert, aber auch neugieriger als vorher. Aktuell habt ihr vielleicht auch in den Medien verfolgt, dass der Prozess gegen den Ex-Präsidenten Bolsonaro sich Richtung Urteilsspruch entwickelt. Das ist historisch sehr bedeutend, sagt Carlos, weil die rechtliche Aufarbeitung vergangener politischer Verbrechen und Ungerechtigkeiten in Brasilien leider nie im großen Stil – zum Beispiel für die damalige Diktatur – gemacht wurde.
Zur Stadt São Paulo mache ich noch einen anderen Post. Hier möchte ich euch noch davon berichten, wie fantastisch das Essen ist. Ganz anders, als ich es erwartet habe, und ein riesiger Kontrast zu Mexiko, aber mir gefällt es super. Es gibt oft Reis mit Bohnen – die Bohnen sind in São Paulo meistens die braunen (in Rio die schwarzen), in einer dünnen Soße mit Wurststücken darin. Dazu Salat, Fleisch- und Gemüsegerichte. Maniok ist eine Wurzel, die schon die indigene Bevölkerung vor der Kolonialisierung sehr geschätzt hat und die man heute auch immer noch überall in der Küche findet. Sie ist sehr ähnlich zur Kartoffel, intensiver im Geschmack und viel fester. Dadurch auch schwieriger zuzubereiten – das geschieht oft mit einem Druckkochtopf. Ob als Püree, gebraten oder frittiert, sehr vielseitig und alles super.
Tropische Früchte ohne Ende: darunter verschiedenste Bananen-, Mango-, Maracuja- und Ananas-Sorten, Sternfrüchte, Zimtäpfel, Guarana und bestimmt noch weitere, die ich noch nicht entdeckt habe.
Marcellos Vater will, dass ich alles probiere – ständig gibt es irgendwas: Früchte, Käse, süßes Gebäck, Bier und Schnaps.
Mit Carlos und Marcellos Bruder Rafael war ich am ersten Tag beim Buffet de Feijoada – einem traditionellen brasilianischen Gericht, das als Nationalgericht gilt. Feijoada ist ein Eintopf aus schwarzen Bohnen, Schweine- oder Rindfleisch. Früher als Sklavenessen, in dem alle Reste der Tiere verarbeitet wurden (z. B. Zunge, Schweineohren und -füße). Heute mit Charque (Trockenfleisch), Räucherwürstchen und Variationen davon. Dazu werden Reis, Farofa (geröstetes und angemachtes Maniokmehl), gedünsteter Grünkohl (Couve mineira), Orangenscheiben und eine pikante Pfeffersauce (Molho da pimenta) serviert. In Zeiten des Zweiten Weltkriegs galt die Feijoada insbesondere als Arme-Leute-Essen sowie aufgrund der farblichen Kombination von weißem Reis und schwarzen Bohnen als kulinarisches Symbol der brasilianischen „Rassendemokratie“.
Auch zu Hause gibt es tolle Sachen. Unter der Woche kocht die Haushaltshilfe Anna-Paula, und abends oder am Wochenende auch Ana, die sehr gut kochen kann. Carlos hilft, aber mich lässt man hier nichts machen. Es gab schon Gerichte wie Maniok-Auflauf mit getrocknetem Fleisch darin, oft Reis und Bohnen, gegartes Fleisch, Cação-Fisch (Hundshai) und Pastel (gefüllte und frittierte Teigtaschen) vom Markt.
Ich bin so super aufgenommen worden hier, Marcello hat ganz tolle Eltern, und freue mich, die Zeit zu haben, tiefer in die Stadt São Paulo, das Land und die Kultur einzutauchen.もっと詳しく
旅行者Eine kulinarische Familienreise
旅行者
Was ist das 🤔😊?
LKuppersPastel, gefüllte und frittierte Teigtaschen.
旅行者
Und mit was sind sie gefüllt? 😃