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  • Day 79

    Mehr Moskitos, Taranteln und Kaimane

    December 17, 2017 in Brazil ⋅ ☀️ 22 °C

    Tag 2 im Pantanal startete früh. Um der Hitze ein wenig aus dem Weg zu gehen, starteten wir um 7:39 Uhr mit einer Exkursion in das Pantanal. Wir trugen trotz der gut 30 Grad lange Klamotten, die wir vorher mit unserem aus Deutschland eingeführten Moskitospray imprägnierten (ein spezielles Imprägnierspray). Wie sich zeigen sollte, war dies eine gute Idee. Und so ging es in die noch trockenen Sümpfe und den weiten Feldern, die immer wieder von dichter Bewaldung unterbrochen wurden. Bereits nach wenigen Metern konnten wir verschiedene Kaimane sehen, die wir aber verscheuchten, sobald wir zu nahe kamen. Wir gingen weiter und konnten weitere Aras, Macaue und andere bunte Vögel bestaunen. Auf den Bäumen tummelten sich Insekten und das Konzert aus Vogelgesängen, Insekten und Affengeräuschen war bereits in vollem Gange. Daneben gingen einen aber vor allem die Moskitos auf den Keks, da diese fleißig um uns herum schwirrten und bevorzugt um die Ohren summten. Wir sahen die Behausungen der Gürteltiere, die sich nunmehr aber schlafen legten und sahen Bäume in denen Fledermäuse, riesige Wespen und Bienen lebten. Alex meinte auch, dass bestimmte Bäume gerne von Schlangen aufgesucht werden, die dort Frösche oder Insekten vertilgen. Dies gilt gleichermaßen auch für Taranteln, die jedoch - wie auch Schlangen - bevorzugt in der Nacht herauskommen. Tiefer im Busch fand sich auch ein Kaiman, an den wir sehr dicht herangehen konnten, bis er sich gestört fühlte. Alex meinte hierzu, dass er wohl einen neuen Sumpf für sich suchte. Da die meisten Tiere jedoch nachtaktiv sind, fanden wir bis auf eine Schlangenhaut auch keine weiteren „aufregenden“ Tiere an diesen Morgen. Dafür konnten wir uns die Fauna genauer anschauen und die verschiedenen Baum- und Palmenarten anschauen. Dazwischen fanden sich auch immer wieder Büsche mit wildem Aloe Vera, von denen wir ein paar Blätter für später mitnahmen. Daneben zeigte uns Alex den Samen einer Palme, die ungefähr die Größe eines Footballs hat. Er nahm dann seine Machete und schlug es auf. Und da war unser Weihnachtsbaum. Denn es zeigten sich in dem Football dann die einzelnen Samen, die an kleinen Ästen hingen. Dann ging es weiter und in einiger Entfernung konnten wir dann auch Affen durch die Baumwipfel huschen und auch hier den südamerikanischen Ameisenbär in Aktion sehen. Dann ging es zurück zur Farm und wir legten uns wieder in die Hängematten, da es für alles andere einfach zu warm war. Neben kleinen Nickerchen und dem Schmöckern unserer Bücher bastelten wir schließlich mit Alex zusammen Armbänder aus den Aloe Vera Fasern. Am späten Nachmittag - es war noch immer nicht wesentlich kühler - stand jedoch unser Angelausflug an. Das Ziel war es, ein paar Piranhas für unser Abendbrot zu fangen. Wir bewaffneten uns mit langen Bambusangeln und ein wenig Rindfleisch und tapsten Barfuß in Richtung Sumpf. Da wir die Fische nicht vom Ufer fangen können, mussten wir in ein beinahe schwarzes Wasser, welches von Piranhas, Schlangen, Kaimanen und anderen Tieren wimmelte. Also gingen wir Schritt um Schritt in den dunklen Tümpel und wir tauchten unsere Füße in den matschigen Boden und den unzähligen Wasserpflanzen. Das Gefühl war zum Anfang ein wenig angsteinflössend, aber wir gewöhnten uns schnell daran. Wir gingen also bis über die Hüfte ins Wasser und versuchten unser Glück mit frischen und blutigen Rindfleisch. Und zack bemerkte man auch schnell, dass da etwas an der Route knabbert. Da die Piranhas sich jedoch nicht einfach auf das Fleisch stürzen, sondern immer mal wieder zubeißen, ist ein wenig Geschick gefragt. Erschwerend kommt um diese Jahreszeit noch dazu, dass die Sümpfe bereits ziemlich leergefischt bzw. leergefressen sind, da die Regensaison jetzt erst beginnt. Wir fingen am Ende zwei Piranhas und zwei andere Fische. Sagen wir mal so, die Zähne des Piranhas haben wir uns mal absichtlich erst nach dem Angeln angeschaut. Am Ufer konnten wir Pferde, Wildschweine und andere Tiere hören, während die Macaue über uns hinwegflogen. Das Bild war daher ziemlich malerisch und entspannend. Wir verbrachten am Ende zwei Stunden am Wasser und gingen zurück zur Farm. Dort angekommen, bereitete Alex die Fische soweit vor, dass sie auf den Grill konnten. Alex verwendende hierfür seine Allzweck-Machete und befreite die Fische in Rekordzeit von Flossen, Schuppen und Eingeweiden. Die Eingeweide wurden buchstäblich den Kaimanen zum Frass zugeworfen. Dann kam der Fisch auch auf den Tisch und schmeckte überraschend gut (mit Ausnahme des einen namenlosen Fisches, der so schmeckte wie der Sumpf roch). Die Piranhas empfehlen wir aber weiter. Nach dem Abendbrot sollte dann auch die Nachtwanderung losgehen. Und so bekamen wir für unsere Waden und Beine noch Überzieher, die gegen Schlangenbisse schützen sollten. Da Nachts einfach mehr Tiere unterwegs sind, war die Wanderung auch sehr aufregend. Das Szenario war atemberaubend: Über uns ein fantastischer Sternenhimmel und am Horizont ein weit entferntes Gewitter, welches den Himmel immer wieder erleuchtete. Aus den Sumpf kamen nunmehr unzählige Kaimane und wir leuchteten mit der Taschenlampe über den Sumpf und sahen viele spiegelnde Augenpaare von Kaimanen. Auch eines der riesigen Meerschweinchen entspannte am nächtlichen Sumpf (für Kaimane war es mittlerweile zu groß). Überall waren wieder Tiergeräusche zu hören, wobei aber der Klang anders war als am Morgen. Wir folgten einem Pfad und fanden riesige und giftige Frösche, Kakerlaken (die gerade von riesigen Taranteln gefressen wurden), Schlangen, sahen weglaufende Wildschweine (die einen stinkenden Geruch hinterließen), Fledermäuse (die die Moskitos frassen) und allerlei Insekten und Spinnen. Bei den Spinnen sind insbesondere die tellergrossen Taranteln zu erwähnen, die Nachts Jagd auf ihre Beute machen. Und diese Spinnen sind echt riesig und neigen dazu sich von den Bäumen fallen zu lassen, was uns dazu anhielt auch einfach unsere Hemden - trotz der Hitze - bis ganz oben zuzuknöpfen. Nach der Nachtwanderung sassen wir dann noch am Lagerfeuer und Alex zerschnitt mit seiner Allzweck-Machete (die bereits für den Weg im Busch, den Angelausflug und sonstwas genutzt wurde) die Limetten für den Caipirinha, den wir in einem Eimer zubereiteten (dies ist aber gar nicht so ungewöhnlich, da der Caipirinha oft in Eimern zubereitet und insbesondere gemixt wird und nicht erst Glas wie bei uns). Nachdem der Cachaça aufgebraucht war und sich die Stromausfälle aufgrund des nun nahenden Gewitters erhöhten, gingen wir dann auch auf die Hängematte und schliefen den Schlaf der Buschköniginnen und Buschkönige. Anacondas, Pumas und Jaguare liefen uns auch hier nicht über den Weg, was für alle Beteiligten sicherlich auch die beste Variante war. Dafür begrüßten einen bei einem nächtlichen Toilettengang dafür Frösche, Mücken und andere Insekten, die von dem Licht angezogen wurden (leider spülten wir auch versehentlich einen Frosch herunter).Read more