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  • Day 91

    Überleben auf der Todesstrasse

    December 29, 2017 in Bolivia ⋅ ⛅ 5 °C

    Soviel bereits vorab: Wir überlebten die Todesstrasse gleich zweimal. Wir frühstückten und wurden pünktlich um 7:30 Uhr vom Hotel abgeholt, um zunächst noch ein paar Leute einzusammeln (wir waren am Ende acht Leute in der Gruppe). Wir fuhren dann nach La Cumbre auf ca. 4.700 Meter, wo das Abenteuer starten sollte. Es regnete jedoch die ganze Nacht in La Paz und auf der Höhe von La Cumbre war der Regen Schnee. Es war rundherum weiss und 0 Grad Celsius. Die Straßen waren glatt und wir fuhren daher noch ein paar Höhenmeter runter, wo der Schnee bei 5 Grad schmolz und zu Wasser wurde. Rundherum war es neblig und wolkig und ab und an brachen die Berge durch diese Decke, was einen tollen Ausblick bot. Es ging an den Seiten steil einige Hundert bis Tausend Meter herunter (was sich den ganzen Tag nicht ändern sollte). Wir bekamen unsere Schutzkleidung und unser Mountainbike sowie eine erste Einweisung. Wir waren hier noch nicht selbst auf der Todesstrasse, sondern auf der von der Weltbank gesponserten neuen Verbindung nach La Paz aus dem Jahr 2006 (das Jahr an dem die eigentliche Todesstrasse auch soweit nicht mehr befahren wird). Die Straße war dementsprechend zweispurig und in einem hervorragenden Zustand. Wir fuhren los und die Straße in enormen Tempo herunter (nach unserem Guide Thomas bis zu 60-70 Km/h), sodass wir sogar LKW überholen mussten. Es gab um diese Uhrzeit kaum Verkehr und so tiefer wir fuhren, umso mehr verzogen sich die Wolken und der Nebel. Das Szenario raubte uns den Atem, denn es tauchten Wasserfälle und Dschungel auf. Die Berge waren dicht bewachsen und unglaublich hoch. Das Fahren bot hier noch keine sonderlich große Herausforderung, als vielmehr Abstand einzuhalten und zu Bremsen. Da es nur hinunter ging, war dementsprechend einzig eine sehr hohe Konzentration gefragt. Die Fahrt machte sehr viel Spaß und wir fuhren dann bis kurz vor die eigentliche Todesstrasse. Von dort fuhren wir mit dem Van zum Startpunkt, wo wir erst einmal Mittag aßen. Von hier auf über 3.200 Metern konnte man die Todesstrasse gut überblicken und sie flößte uns viel Respekt ein. Es handelt sich tatsächlich nur um eine sehr kleine einspurige Straße, die nicht asphaltiert ist, sehr enge Kurven hat und auf der sich vereinzelte Wasserfälle finden. Umgeben ist das ganze von engen Kliffen mit Hunderten Metern Fallhöhe. Das ganze findet sich in einem feuchten Regenwald, der sehr dicht bewaldet ist und es gilt zudem als lokale Besonderheit Linksverkehr. Früher fuhren hier tonnenschwere LKW, PKW, Motorräder und andere Fahrzeuge, was man sich aber absolut nicht mehr vorstellen kann. Die Strassen sind so eng, dass es beinahe unmöglich erscheint, dass zwei Autos aneinander vorbeifahren können (wir hatten aber auch die Möglichkeit es einmal Live zu sehen, wobei einem das Herz stehenbleiben kann). Es starben dabei über 50 Menschen pro Jahr. Heute wird die Straße nur noch für touristische Zwecke, Krankenwagen und Polizei genutzt. Es stirbt bei den touristischen Aktivitäten jedoch noch immer im Durchschnitt eine Person pro Jahr. Der Name stammt jedoch nicht nur von den Toten der Benutzung der Straße, sondern auch von Exekutionen, die hier stattfanden. Errichtet wurde sie in den 1930ern durch Kriegsgefangene aus Paraguay, weshalb sie auch als verflucht gilt. Dementsprechend war insbesondere Steffi zunächst sehr vorsichtig und fuhr die unebene Strasse langsam hinab. Da Chris sie nicht alleine lassen wollte, blieb er hinter ihr. Im Laufe der weiteren Fahrt wurde sie jedoch immer sicherer und vor allem schneller. Aufgrund der unebenen Straße wurden wir auch ordentlich am ganzen Körper durchgeschüttelt. Die Straße bot sehr enge Kurven und eine tolle Aussicht. Wir waren jedoch so konzentriert, dass wir viele Details erst im Nachhinein auf unseren GoPro Videos sahen. Wir machten verschiedene Stopps für Essen und Fotos und fuhren die Straße immer weiter hinab. Das Klima änderte sich dabei ebenfalls, sodass wir am Ende des Ausflugs drei Klimazonen und über 3.000 Höhenmeter bewältigten. Die Strecke war wirklich der Wahnsinn und das Tempo enorm. Wir hatten wirklich eine Menge Spaß und es war eines unserer Highlights. Die Fahrt ist nur kaum in Worte zu fassen. Jedenfalls war es die erste Fahrradtour, die mehr in die Arme und den Oberkörper ging als in die Beine. Am Ende waren wir aber wahnsinnig schnell. Während die meisten Gruppen die Fahrt zwischen 15 und 17 Uhr beenden, waren wir bereits vor 14 Uhr fertig. Die Guides meinten hierzu, dass sie wirklich mal Spaß hatten, da endlich mal eine schnelle Gruppe dabei war. Nach Übergabe des Survivor-Shirts und einmal kurz durchatmen, ging es bei knapp 27 Grad dann mit dem Van zu einem kleinen Restaurant, wo wir zur Mittag essen und danach auch in den Pool hüpfen konnten. Was wir dann selbstverständlich auch taten. Dann ging es knapp 3 Stunden mit dem Van auch zurück nach La Paz. Wir fuhren die moderne in 2006 eröffnete Strasse, die wirklich gut ausgebaut ist. Die Bolivianer machen sie jedoch aufgrund des Fahrstils zur neuen Todesstrasse. Nach unzähligen waghalsigen Überholmanövern und dem obligatorischen Ausweichen von Strassenhunden ging es dann auch langsam die 85 Km zurück nach La Paz. Die Fahrt zurück war mindestens genauso spannend wie die Fahrt auf der Todesstrasse. Am Abend ging es nur kurz was Essen bevor Steffi dann ihr heutiges Wehwehchen - ihre Sehnen im Arm - auskurieren durfte.Read more